DE4022553A1 - Vorrichtung zur hochreproduzierbaren applikation definierter volumina von loesungen und suspensionen diagnostisch oder therapeutisch wirksamer substanzen auf der cornea-oberflaeche - Google Patents
Vorrichtung zur hochreproduzierbaren applikation definierter volumina von loesungen und suspensionen diagnostisch oder therapeutisch wirksamer substanzen auf der cornea-oberflaecheInfo
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Description
Die Augenheilkunde bedient sich therapeutisch wirksamer oder
für die Diagnose wichtiger Substanzen in Lösungen, Suspen
sionen oder Salben, die zur Entfaltung ihrer Wirksamkeit in
Kontakt mit der Hornhautoberfläche des Auges gebracht werden.
Das Gleiche gilt für lokal anästhesierende Substanzen oder
Tränenersatzflüssigkeiten und trifft schließlich auch für die
Überprüfung der Wirksamkeit bzw. Unbedenklichkeit entsprechender
Lösungen als Therapeutica oder Diagnostica im Rahmen hierfür
vorgesehener Prüfvorschriften zu.
Insbesondere für pharmakologisch wirksame Substanzen ist zur
Erzielung ihrer optimalen beabsichtigten Wirkung und zur
Vermeidung von toxischen Wirkungen auf Grund von Über
dosierungen die Kenntnis der Dosis/Wirkung-Relation und deren
Anwendung bei der Applikation solcher Substanzen zu fordern.
Das Gleiche gilt für Substanzen, die für diagnostische Zwecke
der Augenheilkunde eingesetzt werden, z. B. für Farbstoffe,
die für die Anfärbung von cornealen Strukturen und Erkennung
von Läsionen und erkrankungsbedingter Zustände oder aber für
die Messung ihrer Permeation durch die Cornea-Schranke in
Richtung Vorderkammer als Indikator für pathologische Zustände
der Cornea eingesetzt werden. Auch für diese Zwecke wird i. A.
eine dosierte Applikation solcher Substanzen angestrebt bzw.
gefordert, da die zu erzielende diagnostische Anzeige patho
logischer Zustände dosisabhängig sein kann oder aber Neben
wirkungen auf Grund von Überdosierungen vermieden werden
sollen.
Natürlich tritt an der Cornea der "systemische", den Gesamt-
Organismus einbeziehende Aspekt der Dosis/Wirkung-Beziehung
hinter ihrer lokalen Bedeutung zurück, d. h. die Dosis/Wirkung-
Beziehung konkretisiert sich auf die Menge der Wirksubstanz
pro Corneafläche pro Zeiteinheit. Darüber hinaus ist auch die
Forderung nach gezielter Applikation von pharmakolo
gisch wirksamen oder diagnostisch eingesetzten Substanzen
an ausgewählten bzw. gegenüber ihrem Umfeld abzugrenzenden
Cornea-Arealen zu berücksichtigen.
Grundprinzip der in der Vergangenheit und Gegenwart angewen
deten Applikationsweise ist das Auf- bzw. Eintropfen der Wirk
stofflösungen und -suspensionen auf die Augenoberfläche oder
in den Raum zwischen Unterlid und Augenoberfläche (Tränen
sack), um über die Verbreitung durch den Tränenfilm und den
Lidschlag eine gewisse Mindestkonzentration solange aufrecht
zu erhalten, wie das im Tränensack gebildete Wirkstoff-
Reservoir dafür ausreicht.
Unter dem Blickwinkel der postulierten gezielten und bezüglich
Konzentration und Volumen definierten Applikation der Wirk
stoff-Lösung pro Flächeneinheit der Cornea-Oberfläche ist
diese Applikationspraxis unbefriedigend. Das Eintropfen der
Lösung oder Suspension bzw. das Eingeben eines Salbenstranges
in den Tränensack führt zu erheblichen Abweichungen des ein
gegebenen Lösungsvolumens und kann auch durch Einpipettieren
der Lösung oder Suspension bezüglich des einwirkenden Volumens
nicht ausreichend reproduzierbar gemacht werden.
Hinzu kommt der Abfluß eines nicht unerheblichen Teils des in
den Tränensack eingebrachten Volumens durch den Ductus naso
lacrimalis; ferner die Abhängigkeit der Verteilung über die
Augenoberfläche durch den Lidschlag und den Tränenfluß,
die daraus reultierende diskontinuierliche und räumlich
inhomogene Abgabe der Lösung an die Cornea-Oberfläche,
und schließlich die Unmöglichkeit, ausgewählte bzw. indizierte
abgegrenzte Cornea-Areale für sich allein der Lösung bzw.
Suspension auszusetzen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diesen Nachteil zu
beheben und eine Vorrichtung anzugeben, mit der es möglich ist,
definierte Volumina von Lösungen und Suspensionen auf der
Cornea-Oberfläche hochreproduzierbar zu applizieren.
Diese Aufgabe ist durch eine Vorrichtung gelöst, welche die
in Anspruch 1 angebenen Merkmale aufweist.
Die hochreproduzierbare Applizierung der therapeutisch bzw.
diagnostisch wirksamen Substanzen wird gemäß der Erfindung
dadurch erreicht, daß in die Innenfläche einer Kontaktlinse
aus geeignetem Material und von geeigneten Abmessungen eine
Vertiefung eingelassen ist, deren Tiefe über die gesamte
laterale Erstreckung exakt den gleichen Wert besitzt, und die
vorzugsweise - aber nicht grundsätzlich - eine runde Form
aufweist. Z. B. hat eine solche Vertiefung mit einer Tiefe
von 0,4 mm und einem lateralen Durchmesser von 4 mm ein
Fassungsvermögen von 5µl. Wichtig ist dabei, daß der
möglichst exakt an die Oberflächenkrümmung des Auges ange
glichene Innenradius der Kontaktlinse auch von dem Boden der
Vertiefung mitgemacht wird, um über die gesamte Fläche
einen gleichbleibenden Wert der Kammertiefe zu besitzen.
Die Füllung der Vertiefung mit dem von ihr aufzunehmenden
Lösungs-, Suspensions- oder auch Salbenvolumen erfolgt über
µl-Pipetten oder aus entsprechend dimensionierten vorgefer
tigten Flüssigkeitskissen oder Mikro-Ampullen. Die Oberflächen
spannung wäßriger Lösungen oder Suspensionen reicht in der
Regel aus, um die Kontaktlinse mit der Vertiefung ohne
Verlust an Lösung auf die Augenoberfläche aufzusetzen.
Bei gelösten Substanzen, die eine starke Herabsetzung der
Oberflächenspannung bewirken, kann durch Erniedrigung der
Viskosität über Zugabe hochmolekularer Dextrane oder
Flüssig-Zellulose ein Flüssigkeitsverlust beim Aufsetzen
der Linse sicher vermieden werden.
Falls eine mehr oder weniger stark verzögerte Abgabe der
gelösten Substanzen an die Cornea-Oberfläche erforderlich
ist, kann das Flüssigkeitsvolumen in der Vertiefung durch
ein mikroporöses, mit der Wirkstofflösung getränktes
Material mit den entsprechenden Abmessungen als Einlage
ersetzt werden.
Die für die Kontaktlinsen-Anpassung ganz allgemein erforder
liche Übereinstimmung der Innenradien der Kontaktlinsen an
den Krümmungsradius im zentralen Bereich der Augenoberfläche
gilt auch hier: Ein zu "steiler" Innenradius der Kontakt
linse führt zu einem mit zu viel Tränenflüssigkeit gefülltem
Zwischenraum und damit zu einer Diffusionszone für die
Lösung in der Vertiefung außerhalb deren Auflagefläche.
Die exakte Zuordnung der Menge der gelösten Wirk- oder Indi
katorsubstanz zu einer definierten Fläche der Cornea wird
dadurch beeinträchtigt.
Durch einen zu großen Radius der Kontaktlinse wird dagegen
ihr Sitz auf der Augenoberfläche beeinträchtigt. Durch Driften
der Kontaktlinse auf dem Tränenfilm bedingt durch den Lidschlag
kann die gezielte Aufgabe des gelösten Wirkstoffes auf ein
bestimmtes Cornea-Areal erheblich erschwert werden.
Für die beschriebene streng dimensionierte Aufgabe von für
therapeutische oder diagnostische (oder Test-) Zwecke ange
wendeten Lösungen, Suspensionen oder Salben auf die Augen-
Oberfläche kann es bei längerer oder absichtlich verzögerter
Freigabe derselben aus der Vertiefung wichtig werden, daß es
durch die Kontaktlinse selbst zu keiner Beeinträchtigung
des Stoffwechsels, der zellulären Syntheseleistung und
der Profilerationsdynamik insbesondere des Cornea-Epithels
kommt. So kann eine Kontaktlinse aus einem Material niedriger
Sauerstoff-Durchlässigkeit durchaus nach einigen Minuten
Tragzeit bereits zu einer meßbaren (z. B. anhand der
NADH-Fluoreszenz) Verringerung der Sauerstoffversorgung
der verschiedenen Cornea-Segmente einschließlich des
Endothels führen.
Zur Vermeidung vorübergehender negativer Einwirkungen durch
die beschriebene Applikationsmethode selbst, oder um diese
soweit wie möglich zu reduzieren, kann es daher wichtig sein,
Kontaktlinsen als Träger der beschriebenen Vertiefung aus
einem hochsauerstoffdurchlässigen Material zu fertigen,
z. B. aus Silikon.
Die Auswahl von Weichlinsen mit besonders formtreu an der
Augenoberfläche anliegenden Innenflächen hat für den vorlie
genden Zweck auch den Vorteil, daß eine wesentlich geringere
Anzahl unterschiedlicher Innenradien für die beschriebene
Appliaktionslinse bereitgehalten werden muß, als bei
Hartlinsen.
Schließlich sind für den vorliegenden Zweck Kontaktlinsen-
Materialien und -Fertigungsverfahren vorzuziehen, die eine
preiswerte Herstellung dieser aus Hygiene-Gründen als
Einwegartikel zu verwendenden "Applikations-Kontaktlinsen"
gestatten, z. B. thermoplastische Materialien.
In der Zeichnung ist die Erfindung an zwei Ausführungs
beispielen dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1 schematisch einen Schnitt durch die Augenober
fläche mit aufliegender Kontaktlinse mit Ver
tiefung,
Fig. 2 schematisch einen Schnitt durch die Kontaktlinse
mit porösem Material in der Kontaktlinsen-Vertiefung.
In den Figuren ist mit 1 die Kontaktlinse bezeichnet, die
auf der Augenoberfläche aufliegt, von der das Epithel 2a und
das Endothel 2b sowie das Stroma 3 gezeigt sind.
Zwischen Epithel 2a und der Innenseite der Kontaktlinse 1
ist der Tränenfilm 4 erkennbar.
Auf ihrer Innenseite ist die Kontaktlinse 1 mit einer Vertie
fung 5 versehen, in welche die therapeutisch/diagnostisch
wirksame Substanz in Form eines genau definierten Lösungs-
oder Salben-Volumens eingefüllt ist und auf die Cornea-
Oberfläche aufgelegt wird.
Fig. 2 zeigt die Vertiefung 5 mit einem porösem Material 6
ausgefüllt, das mit der Wirkstoff-Substanz getränkt ist.
Aus dem Material 6 heraus erfolgt eine verzögerte Abgabe der
gelösten Substanzen an die Cornea-Oberfläche.
Claims (7)
1. Vorrichtung zur hochreproduzierbaren, räumlich und
zeitlich kontrollierten gezielten Applikation von aus thera
peutischen, diagnostischen, Test- oder anderen Gründen
in der Augenheilkunde eingesetzten Lösungen, Suspensionen
oder Salben auf hinsichtlich ihrer Ausdehnung und Lage ausge
wählten bzw. durch die medizinische Indikation gegebenen
Arealen der Cornea-Oberfläche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung aus einer als
Träger der Lösung etc. dienenden Kontaktlinse besteht, an
deren Innenfläche eine Vertiefung eingelassen ist, in welche
die Lösung etc. als definiertes Volumen eingegeben wird,
aus der heraus sie beim Aufsetzen der Kontaktlinse auf die
Augenoberfläche mit dem zu behandelnden bzw. zur Diagnose
oder Test anstehenden Cornea-Areal in Kontakt kommt,
und von wo aus sie gleichmäßig über das exponierte Cornea-
Areal verteilt wird und zeitlich kontinuierlich kontrolliert
auf dasselbe einwirkt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Kontaktlinsenmaterial eine hohe Sauerstoffdurch
lässigkeit besitzt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Kontaktlinsenmaterial elastische Eigen
schaften hat, die eine besonders bündige Auflage der Kontakt
linsen-Innenfläche um die Vertiefung herum auf der Cornea-
Oberfläche gewährleistet.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-3,
dadurch gekennzeichnet, daß in der Vertiefung in der Innen
fläche der Kontaktlinse ein mikroporöses, mit der Wirkstoff
lösung oder -Suspension getränktes Material enthalten ist,
aus dem die Entlassung der aus therapeutischen, diagnostischen
oder Test-Zwecken angewendeten Substanzen zeitlich
kontrolliert erfolgt.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1-4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktlinsen mit der
Vertiefung als Einwegartikel hergestellt werden.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet
daß die zu applizierenden Lösungen, Suspensionen oder Salben
oder aber die Wirk- oder Indikator-Substanzen selbst in
fester entwässerter Form in der Vertiefung der Kontaktlinse
enthalten sind und vor Aufsetzen der Linse mit physiologischer
Lösung in den gelösten Zustand überführt werden.
7. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die in fester entwässerter Form in der Vertiefung enthal
tenen Wirk- oder Indikator-Substanzen nach Aufsetzen der
Kontaktlinse durch die Tränenflüssigkeit selbst in den
gelösten diffusionsfähigen Zustand überführt werden.
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