DE4010622C2 - Verfahren zur Detektierung und Interpretation von Leckagen - Google Patents
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Description
Die Ansprüche beziehen sich auf mithilfe von elektrischen Messungen
durchführbare Ortungen (Detektierungen) von Undichtigkeiten in Rohr
leitungen, hauptsächlich in Abwasserkanälen und ähnlichen Systemen.
Die Leckagen bedeuten für Abwasser-Rohrleitungen oberhalb des
Grundwasserspiegels ein Absickern (Exfiltration) von Teilen des Abwassers
und damit eine Kontaminationsgefahr für das Grundwasser und den Boden
für Rohrleitungen innerhalb des Grundwassers einen Einbruch von Grund
wasser in die Rohre (Infiltration) und damit oft eine unverträgliche Über
lastung der Funktion des Systems und auch der Kläranlagen.
Außer mit elektrischen Methoden werden derzeit Techniken zur Detek
tierung vorgeschlagen und auch teilweise routinemäßig durchgeführt, z. B.
mithilfe von Rohrfüllungen mit Überdruck von Wasser sowie mit Überdruck
und Unterdruck von Luft in beiderseits abgeschotteten Rohrabschnitten,
mithilfe von Schalluntersuchungen von durch Leckstellen mit Geräusch aus
strömender Luft, durch chemische Messungen mit Gassensoren über den
Rohren an der Erdoberfläche, nachdem in die Rohre Leitgase eingeführt
wurden oder ohnehin detektierbare im Abwasser vorhanden sind, die durch
die Leckstellen austreten und an der Erdoberfläche zur Lokalisierung der
Schäden dienen. Sodann werden Detektierungen großmaßstäblich mit fern
steuerbaren Fernseh-Kameras vorgenommen, jedoch nur oberhalb des Rohr
wasserspiegels. Weiterhin wird der Erhaltungszustand der Rohre mit Ultra
schall und Schall im Hörbereich erkundet, auch der Versuch der Ortung von
Leckstellen mit Radarmessungen wird unternommen.
Alle diese Verfahren haben Grenzen und oft beträchtliche Schwierigkei
ten bei ihrer Anwendung, zudem sind sie oft nicht wirtschaftlich durchführbar,
so daß nach weiteren oder ergänzenden Verfahren gesucht werden muß.
Die Aufgabe der Leckortungen ist derart komplex, daß auch die Lösungen
komplexe Wege beschreiten müssen.
Die hier genannten Verfahren haben gelegentlich wie auch die anderen
Verfahren Grenzen für ihre Anwendbarkeit, teilweise auch in Abhängigkeit
der Bedingungen des Umfeldes und der Untersuchungsobjekte selbst. Sie
sind jedoch sämtlich ohne die Notwendigkeit einer dichten Abschottung und
ohne eine Gefährdung des Personals wie etwa bei Dichtigkeitsuntersu
chungen mit Luft- oder Wasserüberdruck. Sie sind im Unterschied zu den
Druckuntersuchungen auch für das Meßobjekt zerstörungsfrei, wohingegen
bei letzteren oft abwertend von einem "Kaputtprüfen" gesprochen wird.
Darüberhinaus läßt sich durch flexible Anwendung der Wahl der Einzelver
fahren praktisch immer eine Lösung finden, wenn auch in einer Kombination
mehrerer Verfahren, und zumindest grobquantitative Aussagen über das
Ausmaß einer Schadstelle sind realisierbar. Sowohl Exfiltrationen als auch
Infiltrationen lassen sich untersuchen, und gelegentlich notwendige Flutun
gen zur Benetzung der Schadstellen sind nicht hinderlich.
Die unten gegebenen Literatur-Fundstellen beziehen sich nicht direkt
auf Detektierungen von Leckagen. Sie enthalten jedoch Hinweise auf die
Approbiertheit der Fernortung von Heterogenitäten stofflicher Art und für die
spezifischen elektrischen Eigenschaften, auf die Anwendung der Vierpunkt-
Widerstands-Methode mit der Anordnung A-M-N-B (mit A und B Strom
zuführungs-Elektroden, M und N Potentialmeßsonden) sowie der Magnet
feldmessung nach dem MMR-Verfahren (Magnetometric Resistivity Method).
Der Nutzen der genannten Möglichkeiten ergibt sich aus der meßtech
nischen Lokalisierbarkeit der Leckstellen und ihres Ausmaßes zum Zwecke
der Sanierung nach abgestuften Prioritäten des Handlungsbedarfes.
Als ein Beispiel wird hier noch ein direkter Nachweis eines Abwasser-
Austrittes von einer Stelle der Erdoberfläche oberhalb des Lecks gegeben.
Der Verdacht der Existenz (nie der direkte Nachweis) eines Schadens wird
oft durch eine Kamerabefahrung gegeben, mit der sogleich auch die Position
der Verdachtsstelle klar ist. Wird nun oberhalb der Störstelle mit einer Vier
punkt-Anordnung (A-M-N-B) der spezifische elektrische Widerstand in
der Lage und Tiefe des vermeintlichen Lecks fernerkundet und sodann die
Messung nach Füllung des Kanals mit hochleitendem Salzwasser wiederholt
werden daraufhin relative Änderungen des Widerstandes gegenüber zuvor
registrierbar, stellt solches einen exakten Nachweis für einen physischen
Wasseraustritt dar.
KUNETZ, G.: Principles of Direct Gurrent Resistivity Prospecting, Gebr.
Bornträger, Berlin, 1966.
RAMMNER, R.: Progress in the Technique of the MMR Vertical Sounding Method. Zeitschrift für angew. Geowissenschaften, Heft 6, 1985, ISSN 0342- 586X, S.79-98
RAMMNER, R.: Progress in the Technique of the MMR Vertical Sounding Method. Zeitschrift für angew. Geowissenschaften, Heft 6, 1985, ISSN 0342- 586X, S.79-98
Zum Stand der Technik speziell für den Bereich der elektrischen Erkundung
sind weiterhin folgend 5 Patentschriften oder Gebrauchsmusterschriften als
Fundstellen zu Rate zu ziehen und gegen die hiesigen Erfindungsgedanken
abzugrenzen.
Wohl beziehen sich für das Patent DE 38 08 322 C1 die Erfindungsge
danken auf Fehlstellen des Erhaltungszustandes von Rohren. Diese Vor
schläge sind jedoch begrenzt auf Eigenpotential-erzeugungsfähige me
tallische Rohrleitungen und können den Beginn von einem fortge
schrittenen Zustand einer Korrosion nicht unterscheiden und können ferner
auch keine Quantifizierungen des Grades der Zerstörung abgeben. Für
nichtmetallische Rohre wie Beton etc. sind sie nicht anwendbar, sie geben
auch keine Erkenntnis über Vorliegen oder Nichtvorliegen eines Flüssigkeits-
Austritts. Zudem ist die Möglichkeit einer hinreichend kontinuierlichen und
wirtschaftlich vertretbaren Vermessung längerer Rohrabschnitte nicht gege
ben.
Der Gegenstand des Gebrauchsmusters DE 87 00 720 U1 ist auf
die Auffindung von Leckstellen an der Oberseite von Dächern bezogen.
Hierbei wird eine Elektrode an der bereits ungefähr bekannten Stelle der
durch Niederschläge verursachten Durchfeuchtung der unteren Dachseite
plaziert und eine weitere Elektrode innerhalb des gleichen zu verwendenden
Stromkreises an der Oberseite des Daches durch flächenhaftes Abtasten
solange bewegt bis ein minimaler elektrischer Widerstand aufgefunden ist,
der dann zur Position dieser Elektrode und damit zur Leckstelle gehört.
Bei den diesseitigen Ansprüchen hingegen, für die die Existenz von
Erdkontaktierungen oder Fernerden prinzipiell vorausgesetzt ist, kann der
Erfindungsgedanke der Gebrauchsmuster-Anmeldung nicht direkt verwendet
werden, da diesseits entweder Rohrleitungen vom Rohrinnern aus mit einer
in der Rohrflüssigkeit entlanggezogenen Elektrode erkundet werden oder die
durch ein Leck extern durchfeuchtete Stelle über zwei einseitig (an der
Erdoberfläche) plazierte Elektroden durch Feststellung der Änderung des
spezifischen elektrischen Widerstandes vor und nach einer willkürlichen
Änderung der Leitfähigkeit der das Rohr anfüllenden Flüssigkeit aus mehre
ren Metern Entfernung durch das Erdreich hindurch ermittelt wird. Beim Erfin
dungsgedanken des Gebrauchsmusters hingegen wird nicht der spezifische
elektrische Widerstand ausgemessen - was dort weder beschrieben ist noch
in der dort gewählten Kontaktierungsanordnung möglich wäre - sondern der
ohmsche Widerstand durch eine kleine Schicht hindurch. Die Messung des
ohmschen Widerstandes im Bereich übererdeter Rohre wäre aber zu keiner
Aussage fähig.
Die Verwertung des US-Patents US 38 00 217 erfordert gemäß vorange
hender Bauplanung an der Rohrtrasse das primäre sich über die gesamte
Rohrlänge erstreckende Vorhandensein von zwei elektrisch leitenden nicht
isolierten in Nähe der Rohrleitung parallel-laufenden Metalldrähten, deren
gegenseitiger Übergangswiderstand im Falle des Austretens einer elektrisch
leitenden Flüssigkeit mit Eindringen in ihren Zwischenraum verringert und
meßbar wird.
Das bei den hiesigen Erfindungsgedanken geforderte Erdreich ist dort nicht
nötig, es ist sogar nachteilig, da dieses den meßbaren Effekt durch Parallel
schluß verringert. Die Einplanung von gleichzeitig mit der Rohrleitungsver
legung einbezogenen Metalldrähten ist eine hohe wirtschaftlich ungünstige
Belastung. Eine nachträgliche Aufrüstung der beispielsweise in Deutschland
bereits vor langem verlegten Abwasserkanäle in einer Länge von vielen
1.000 km durch nachträglich einzuziehende Drähte ist im Sinne des ange
führten US-Patents wirtschaftlich nicht durchführbar. Sodann ist dort eine
Selektierung des Ortes nicht präzise möglich und höchstens abschnittsweise
gegeben, indem die parallelgeführten Drähte elektrisch unterbrochen und
einzeln mit an der Erdoberfläche zugänglichen Prüfstellen verbunden wer
den.
Beim Patent DE 37 16 846 A1 dient die Vermessung von natürlichen Eigen
potentialen der Erfassung von vorwiegend chemischen Prozessen in Depo
nien und von anderweitigen stofflichen Heterogenitäten sowie theoretisch
denkbar auch von Wasserströmungen durch poröse substantiell speziell
hierfür geeignete Medien, wodurch sogenannte Elektrofiltrationspotentiale
entstehen. Diese Potentiale treten - wenn auch kaum wahrnehmbar, nicht in
unmittelbarer Nähe und schon gar nicht in der durch die Übererdung vorge
gebenen Distanz - auch bei durch Lecks passierendem Wasseraustritt aus
Rohren auf. Sie sind jedoch bei übererdeten Rohren an der Erdoberfläche
bei weitem zu klein, unkalkulierbar und durch andere natürliche und techni
sche Störeffekte an der Erdoberfläche derart stark überlagert, daß eine Loka
lisationsmethode oder gar die Möglichkeit einer Quantifizierung der Menge
eines Wasseraustritts mit Sicherheit nicht gegeben ist.
Das Europäische Patent EP 02 98 479 A2 dient Leckmeldungen bei
Ölleitungen. Den Rohren wird ein isoliertes Kabel parallelgelegt. Erfährt
dieses im Leckfall eine Öldurchtränkung, ändern sich seine mechanischen
Eigenschaften. Hierbei spielt die diesseits genannte Erfordernis der Anwe
senheit von Erdreich zur Stromübertragung keine Rolle.
Zur Problematik der Versuche von Leck-Lokalisierungen mit einer solchen
Anordnung und zum nichtverträglichen wirtschaftlichen Aufwand, zu späteren
Zeiten nach erfolgter Leitungsverlegung für seit langem bestehende Rohr
leitungen Nachrüstungen vorzunehmen, wurde aber bereits in gleichem
Sinne bei der Besprechung von US 38 00 217 Stellung genommen.
Claims (6)
1. Verfahren zur Ermittlung von Lecks in einer übererdeten nichtmetal
lischen und zumindest partiell mit einer elektrisch leitenden Flüssigkeit
gefüllten Rohrleitung mittels elektrischer Meßwerte, die mit Hilfe eines
Stromkreises gewonnen werden, bestehend aus einer außerhalb des Rohres
im Erdreich befindlichen Fern-Elektrode als Stromquelle und einer innerhalb
der Flüssigkeit befindlichen Elektrode als Senke sowie einer in den
Stromkreis eingefügten Spannungsquelle, dadurch gekennzeichnet, daß
die in der Flüssigkeit befindliche Elektrode in der Rohrleitung entlangbewegt
wird und während der Bewegung die elektrischen Meßwerte fortgesetzt
registriert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die im
Stromkreis fließende Stromstärke als elektrischer Meßwert verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Potential
differenzen oder Magnetfeldgrößen im Raum zwischen den beiden Elektro
den als elektrischer Meßwert verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die im
Stromkreis fließende Stromstärke bei in der Flüssigkeit stationär gehaltener
Elektrode vor und nach einer willkürlichen Änderung der elektrischen Leitfä
higkeit der Flüssigkeit als elektrischer Meßwert verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Potentialdifferenzen oder Magnetfeldgrößen im Raum zwischen den beiden
Elektroden bei in der Flüssigkeit stationär gehaltener Elektrode vor und nach
einer willkürlichen Änderung der elektrischen Leitfähigkeit der Flüssigkeit als
elektrischer Meßwert verwendet werden.
6. Verfahren zur Ermittlung von Lecks in einer übererdeten nichtmetalli
schen und zumindest partiell mit einer elektrisch leitenden Flüssigkeit gefüll
ten Rohrleitung mittels elektrischer Meßwerte, die mit Hilfe eines Stromkrei
ses gewonnen werden, bestehend aus zwei die Erdoberfläche oberhalb
anderweitig vermuteter Leckstellen kontaktierenden Elektroden mit der
Funktion von Stromquelle und Stromsenke sowie einer in den Stromkreis
eingefügten Spannungsquelle, dadurch gekennzeichnet, daß über zwei
weitere Kontaktpunkte an der Erdoberfläche die durch den Strom an der
Erdoberfläche verursachte Potentialdifferenz gemessen wird und hierdurch
über eine Fernerkundung des um das Leck herum bestehenden spezifischen
elektrischen Widerstandes ein Flüssigkeitsaustritt über die Korrelation zu
einer mit einer Flüssigkeitsimprägnation des Bodens einhergehenden rela
tiven Widerstandsänderung vor und nach einer willkürlichen Änderung
der Leitfähigkeit der Rohrflüssigkeit nachgewiesen wird.
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DE19904010622 DE4010622C2 (de) | 1990-04-02 | 1990-04-02 | Verfahren zur Detektierung und Interpretation von Leckagen |
Publications (2)
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