DE4009651A1 - Ionenaustauscher-granulat zur radiocaesiumdekontamination von fluessigkeiten und verfahren zu seiner herstellung - Google Patents
Ionenaustauscher-granulat zur radiocaesiumdekontamination von fluessigkeiten und verfahren zu seiner herstellungInfo
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- G21F—PROTECTION AGAINST X-RADIATION, GAMMA RADIATION, CORPUSCULAR RADIATION OR PARTICLE BOMBARDMENT; TREATING RADIOACTIVELY CONTAMINATED MATERIAL; DECONTAMINATION ARRANGEMENTS THEREFOR
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- G21F9/04—Treating liquids
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- G21F9/12—Processing by absorption; by adsorption; by ion-exchange
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- A23C9/14—Milk preparations; Milk powder or milk powder preparations in which the chemical composition of the milk is modified by non-chemical treatment
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Description
Es ist bereits bekannt, daß Ammonium-Eisen-Hexacyanoferrat(AEHC
Cs⁺ hochselektiv durch Ionenaustausch des in der Gitterstruk
tur vorhandenen NH⁻4 Ionen in Gegenwart anderer Kationen bindet.
Diese Tatsache wurde durch den sehr erfolgreichen Einsatz
des Komplexsalzes als Futterzusatzstoff bei allen wichtigen
Haustieren (Kühe, Kälber, Schafe, Schweine, Hühner) nachge
wiesen. Bei Tieren, die Radiocäsium-kontaminiertes Futter
aufnahmen und kleinste tägliche Dosen an AEHCF (1-3 g) mit dem
Futter erhielten, konnte der Übergang von Radiocäsium aus dem
Darm in Fleisch, Milch und Eier weitestgehend verhindert werden.
(Übers. Tiernährung 15-113 (1987).
Zur technischen bis großtechnischen Cäsiumdekontamination
von Flüssigkeiten konnte das Komplexsalz bisher aber nicht ver
wendet werden, da dazu ausreichend große Flußraten (l/h) nötig
sind, die die mikrokristallin (⌀5-500 µm; DE-A 36 30 492) er
zeugte Substanz nicht zuläßt.
Aufgabe vorliegender Erfindung ist es deshalb, eine ähnliche
Verbindung bereitzustellen, die auch zur technischen bis groß
technischen Cäsiumdekontamination von Flüssigkeiten einsetzbar
ist.
Diese Aufgabe wird in überraschender Weise durch ein Ionen
austauscher-Granulat gelöst, das auf seiner Oberfläche mit
Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat (ACuHCF) beschichtet ist.
Träger für das ACuHCF ist ein Kunststoff bevorzugt kugel
förmiger Gestalt. Ganz besonders bevorzugt werden als Kunst
stoffträger basische Ionenaustauscher vom Cl⊖- oder OH⊖-Typ
verwendet. Diese haben je nach Vernetzungsgrad (meist zwischen
4-8% Divinylbenzol) eine unterschiedliche mechanische Festig
keit, unterschiedliche Porenstruktur und unterschiedliche
Anzahl ionisierter Gruppen pro Volumeneinheit.
Je höher der Vernetzungsgrad, desto stabiler ist der
Träger gegen Scherkräfte.
Aber auch Träger mit ausgeprägt grober Porenstruktur
haben sich im praktischen Einsatz sehr gut bewährt.
Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Ionenaustauscher-
Granulats wird der Kunststoffträger erst mit (NH4) 4Fe(CN)6-
Lösung, dann mit Cu(No3)2-Lösung durchmischt und dieser Vor
gang bis zu achtmal wiederholt.
In einer bevorzugten Verfahrensweise wird ein käuflicher
stark basischer Ionenaustauscher auf Gewichtsbasis im Verhältnis
1 : 3 mit 1,0 molarer (NH4)4Fe(CN)6-Lösung gut durchmischt und
1 Stunde stehengelassen. Danach wird dekantiert und im glei
chen Verhältnis so oft mit Aqua dest. gewaschen, bis
das Waschwasser kein (NH4) 4Fe(CN)6 mehr enthält (Waschung nicht
ausreichend, wenn mit FeCl3-Lösung blaue Färbung ent
steht).
Das Waschwasser wird dann über eine Nutsche abgesaugt
und der Träger mit dreifacher Menge 1,0 molarer Cu(NO3) 2-
Lösung gemischt und 1 Stunde stehen gelassen. Dann wird dekan
tiert und mit Aqua dest. so lange gewaschen, bis der urprüng
liche hellblaue Überstand wasserklar ist.
Durch Wiederholungen dieser Arbeitsgänge bis zu achtmal
kann auf dem Träger eine nach einer e-Funktion wachsende
Massenbelegung erfolgen. Aus praktischer Sicht sind jedoch
3-5 Arbeitsgänge ausreichend, um 90% der nach 8 Arbeitsgängen
erreichbaren maximalen Massenbelegung zu binden.
Je nach Anwendungszweck kann wegen der hohen Bindungs
kapazität für Cs auch eine geringere Anzahl an Arbeitsgängen
mit kleineren Massenbelegungen des Trägers vorgenommen werden.
Die Menge (Gewichtsprozent) des aufzubringenden ACuHCF
hängt von der Anzahl der Behandlungsschritte des Trägers ab,
wodurch letztlich auch dessen Farbe bestimmt wird. Diese
variiert je nach Schichtdicke zwischen hellbraun über mittel
braun bis zu einem tiefen dunkelbraun.
Das so erzeugte Granulat hat eine hohe mechanische
und thermische Stabilität und kann in einer beliebigen Korn
größe vornehmlich jedoch von 0,3-1,2 mm ⌀, hergestellt werden.
Da das Komplexsalz nicht nur auf der Kunststoffkugel,
sondern auch entlang der Poren im Kugelinneren gebunden wird,
ist die gesamte ACuHCF-Kugeloberflächenschicht im Inneren
des Trägers fest verankert. Zusätzlich sind über diese inneren
Oberflächen noch weitere Bindungsplätze für Cs-Ionen zugäng
lich.
Das erfindungsgemäße Ionenaustauscher-Granulat eignet
sich in hervorragender Weise zur Cäsiumdekontamination von
Flüssigkeiten, wie z. B. Wasser und biologische Flüssigkeiten.
In der Praxis ist das fertige Produkt feucht, d. h. ohne
vorherige Trocknung, zu lagern.
Bei der Anwendung in Ionenaustauschersäulen ist zur Ver
meidung von Säulenverstopfungen ein Flüssigkeitsdurchsatz im
Wirbelbett bzw. Schwebebett von unten nach oben über Pumpen
vorteilhaft.
Je nach Säulengröße muß jedoch erst der optimale Fluß
(l/h) bestimmt werden. Zu geringe Flüsse laufen über bevor
zugte Kanäle im Austauscherbett und nutzen so das Austauscher
volumen nicht vollständig. Dagegen laufen zu hohe Flüsse mit
starker Aufwirbelung zu schnell am Austauscher vorbei, was
den Dekontaminationsgrad negativ beeinträchtigen kann.
Folgender Versuch belegt die hervorragende Wirksamkeit
des erfindungsgemäßen Granulats:
Zwei Gramm eines in 3 Arbeitsgängen beschichteten
trockenen Granulats wurden in einer Glassäule mit temperatur
konstanem Wassermantel eingewogen und dann mit 5 ml wässriger
Cs-Lösung bzw. Cs-haltigem Molkepermeat folgender Zusammen
setzung überschichtet:
Wäßrige Lösung: 32,7 mg Cs/100 ml + 7400 Bq Cs-134/100 ml
Molkepermeat: 32,7284 mg Cs/100 ml + 7400 Bq Cs-134/100 ml
(in 100 ml Molkepermeat sind ursprünglich 0,284 µg Cs enthalten)
das Molkepermeat enthält zusätzlich
2,44 g Na/l
4,54 g K/l
0,89 g Ca/l
0,24 g Mg/l.
Molkepermeat: 32,7284 mg Cs/100 ml + 7400 Bq Cs-134/100 ml
(in 100 ml Molkepermeat sind ursprünglich 0,284 µg Cs enthalten)
das Molkepermeat enthält zusätzlich
2,44 g Na/l
4,54 g K/l
0,89 g Ca/l
0,24 g Mg/l.
Über eine Anordnung ähnlich einer Mariotteschen Flasche
(hier mit einer Glaskapillare, die in die Flüssigkeit ober
halb des Granulats reicht und einen die Säule oben ver
schließenden Gummistopfen nach außen durchzog) wurde der
hydrostatische Druck in der Säule und damit der Fluß von 2
Tropfen/min nach einmaliger Einstellung relativ konstant
gehalten.
Die Temperatur wurde über einen Säulen-Wassermantel in
Verbindung mit einer Umwälzpumpe konstant bei 20°C eingestellt.
Ein Tropfenzähler mit Fraktionssammler sorgte für
Fraktionen von 20 Tropfen/10 Minuten, die alle in einem
Bohrloch-Gamma-Detektor bezüglich Cs-134 gemessen wurden.
Der statistisch gesicherte Anstieg über "0" Becquerel
wurde als Beginn des Cs-Durchbruchs gewertet und das bis
dahin auf der Säule retinierte Cs aus dem bis dahin
durchgelassenen Flüssigkeitsvolumen (ml) und der Cs-Kon
zentration (mg/ml) bestimmt. Das Flüssigkeitsvolumen wurde
nach Wägung der Röhrchen aus dem aufgelaufenen Nettogewicht
(Kurven) dividiert durch Dichte von H2O (ρ H2O = 0,99823
g/cm3) bzw. Molkepermeat (ρ Molke = 1,014 g/cm3) bestimmt.
Für Aqua dest. betrug die Bindungskapazität bei 20°C ca.
49 mg Cs/g Granulat. Die Bindungskapazität z. B. für Molke
permeat beträgt 99.3-99.9 mg Cs/g Granulat. Die höhere Bin
dungskapazität für Cs aus Molkepermeat ist auf die geringere
Oberflächenspannung des Permeats im Vergleich zu Aqua-dest.
zurückzuführen. Größere Oberflächenspannungen, wie z. B. beim
Wasser, bilden an den Grenzflächen Mikrobarrieren für die
Diffusion der Cs-Ionen, so daß hierdurch der Ionenübergang
leicht behindert wird.
Claims (5)
1. Ionenaustauscher-Granulat, dadurch gekennzeichnet, daß
Ammonium-Kupfer-Hexacyanoferrat an einen Kunststoffträger
gebunden ist.
2. Ionenaustauscher-Granulat gemäß Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Kunststoffträger ein basischer Ionenaus
tauscher vom Cl⊖- oder OH⊖-Typ ist.
3. Verfahren zur Herstellung eines Ionenaustauscher-Granulats
der Ansprüche 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kunststoffträger erst mit (NH4)4Fe(CN)6-Lösung und dann mit
Cu(NO3)2-Lösung durchmischt und dieser Vorgang bis zu acht
mal wiederholt wird.
4. Verwendung eines Ionenaustauscher-Granulats der Ansprüche
1 und/oder 2 zur Radiocäsiumdekontamination von Flüssigkeiten.
5. Verwendung gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Flüssigkeit Molkepermeat ist.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4009651A DE4009651A1 (de) | 1990-03-26 | 1990-03-26 | Ionenaustauscher-granulat zur radiocaesiumdekontamination von fluessigkeiten und verfahren zu seiner herstellung |
PCT/DE1990/000670 WO1991003815A1 (de) | 1989-09-02 | 1990-08-31 | Verfahren und anlage zur entfernung von radioaktivem caesium aus suspensionen, lösungen und ähnlichen flüssigkeiten sowie hierfür geeignetes ionenaustauscher-granulat |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4009651A DE4009651A1 (de) | 1990-03-26 | 1990-03-26 | Ionenaustauscher-granulat zur radiocaesiumdekontamination von fluessigkeiten und verfahren zu seiner herstellung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4009651A1 true DE4009651A1 (de) | 1991-10-02 |
Family
ID=6403069
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4009651A Ceased DE4009651A1 (de) | 1989-09-02 | 1990-03-26 | Ionenaustauscher-granulat zur radiocaesiumdekontamination von fluessigkeiten und verfahren zu seiner herstellung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4009651A1 (de) |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4448711A (en) * | 1979-12-06 | 1984-05-15 | Hitachi, Ltd. | Process for producing zeolite adsorbent and process for treating radioactive liquid waste with the zeolite adsorbent |
DE3829654A1 (de) * | 1988-09-01 | 1990-03-08 | Riedel De Haen Ag | Ionenaustauscher-granulat und seine verwendung zur radiocaesiumdekontamination von fluessigkeiten |
-
1990
- 1990-03-26 DE DE4009651A patent/DE4009651A1/de not_active Ceased
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4448711A (en) * | 1979-12-06 | 1984-05-15 | Hitachi, Ltd. | Process for producing zeolite adsorbent and process for treating radioactive liquid waste with the zeolite adsorbent |
DE3829654A1 (de) * | 1988-09-01 | 1990-03-08 | Riedel De Haen Ag | Ionenaustauscher-granulat und seine verwendung zur radiocaesiumdekontamination von fluessigkeiten |
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
J. Nucl. Science and Technology 25(5), S. 495-499(Mai 1988) * |
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