DE3923795A1 - Verfahren zur behandlung von flugstaub - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Flugstäuben
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und die Anwendung dieses
Verfahrens gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 10.
Flugstäube, die aus den Abgasen von Verbrennungsanlagen für
Abfallstoffe gefiltert werden, enthalten verfahrensbedingt
wasserlösliche Halogenide sowie schwerlösliche und toxische
Halogene-Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle und
Schwermetallverbindungen als Schadstoff. Nach heutiger Kenntnis
können derartige Flugstäube ohne weitere Konditionierung nicht
deponiert werden.
Wasserlösliche Halogenide sind Salze der Alkali- und
Erdalkalimetalle, wobei die Chloride leicht löslich und die Fluoride
etwas schwerer löslich sind.
Zur Konditionierung derartiger Flugstäube vor der Deponierung sind
mehrere Verfahren bekannt.
In der JP-B-8 80 58 638 wird vorgeschlagen, Flugstaub, der aus Rauchgas
mittels Elektrofiltern abgeschieden wurde, mit Wasser zu laugen und
in diese Dispersion ein alkalisches Reagenz zu geben, die Dispersion
in ein Filtrat und Feststoffe zu trennen und die Feststoffe bei
hoher Temperatur zu sintern oder mit Zement abzubinden und dann zu
deponieren. Die aus dem Filtrat wieder gewinnbaren Alkali- oder
Erdalkalisalze könnten wirtschaftlich wieder verwertet werden.
Aus der DE-OS 33 20 466 ist bekannt, derartige Filterstäube mit dem
sauren Abwasser (pH-Wert 3 bis 4) zu wässern und so wesentliche
Anteile der Schwermetalle und Schwermetallverbindungen in einem
Rührbehälter aus den Flugstäuben zu lösen, die feste von der
flüssigen Phase zu trennen und anschließend thermisch zu behandeln,
d. h. in speziellen Schmelzöfen durch Verglasen zu inertisieren
("Inertisierung von Rückstandsprodukten nach dem Lusor-Verfahren",
Prospekt-Nr. 10 014-5 der Firmen Lurgi/Sorg). Als Schmelzöfen sind
dabei sowohl elektrisch betriebene Schmelzkammern als auch
Drehrohröfen, Hochtemperaturvergasungsanlagen üblich. Auch die
Nachverbrennung in Hausmüll-Verbrennungsanlagen wurde versuchsweise
durchgeführt. Dabei kann die thermische Behandlung auch gemeinsam
mit Pyrolyserückständen, Klärschlamm, Schlacken, Koks, Gas oder Ölen
geschehen.
Das saure Waschen von Filterstäuben ist auch in dem Bericht "Das
3R-Verfahren - ein Baustein zur Schadstoffminderung bei der
Müllverbrennung", KfK-Nachrichten, Jahrgang 18, 4/86, S. 235 bis 238
beschrieben. Er wird auch empfohlen, die derart gewaschenen
Filterstäube erneut in den Brennraum der Abfallstoff-
Verbrennungsanlage zurückzuführen, um bei den dort vorherrschenden
Temperaturen und möglichen Verweilzeiten auf dem Rost eine
gewünschte Zersetzung der den Filterstäuben anhaftenden Dioxinen und
Furanen zu bewirken. Dazu wird gefordert, daß die sich bei etwa
300°C bildenden organischen Schadstoffe bei Temperaturen von 500 bis
600°C und Verweilzeiten von einigen Minuten zerstört werden.
Weiterhin wurde empfohlen Dioxine und Furane in Sonderanlagen bei
1000-1400°C zu verbrennen (DE-OS 34 26 059).
Nachteilig ist bei der sauren Rauchgaswäsche, daß die entstehenden
Abwässer sehr stark mit Schwermetallverbindungen verunreinigt sind,
was eine aufwendige Klärung erforderlich macht, bevor sie in die
Vorflut gegeben werden können. Die separate thermische Behandlung
der gelaugten Flugstäube in Sinteröfen oder Glasschmelzöfen bedingt
eine entsprechend aufwendige Zusatzapparatur. Außerdem entstehen
durch derartige Verfahren neben den prozeßbedingt entstehenden
Abgas-, Abwasser- und Schlackenströmen weitere Abfallströme für die
verglasten Flugstäube und die mehr oder minder rein zu gewinnenden
Schwermetalle und/oder Alkali- beziehungsweise Erdalkalisalze.
In der Regel arbeiten die heutigen Müllverbrennungsanlagen in einem
Bereich von 800 bis 1000°C, also einem Bereich, der gemäß dem
genannten Stand der Technik für die Vernichtung der organischen
Schadstoffe zu niedrig oder zu hoch ist.
Von daher liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die bekannten
Verfahren zur Behandlung von Filterstäuben aus Abfallstoff-
Verbrennungsanlagen derartig zu optimieren, daß die
Schadstoffemissionen, die zu deponierende Schadstoffmenge und die
Zahl der zu kontrollierenden Abfallströme möglichst gering wird.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Ansprüche 1 und 10
gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen erfaßt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden demnach die unlöslichen
Bestandteile der Flugstäube agglomeriert, nachdem sie gegebenenfalls
vorher auf die notwendige Feuchte entwässert oder getrocknet wurden.
Dabei können die üblichen Pelletier- und/oder Brikettierverfahren
für das Agglomerieren der Flugstäube eingesetzt werden. Als
Pelletierhilfsmittel können prinzipiell alle Substanzen eingesetzt
werden, die das Aufbauen eines Agglomerates, also das Anhaften der
feinen Körner aneinander unterstützen. In Frage kommen insbesondere
hochviskose Bindemittel wie Bitumen, Wachs, Leim oder Flüssigkeiten
niedrider Viskosität wie Wasser. Bevorzugt sind jedoch
Pelletierhilfsmittel, die bei der späteren thermischen Behandlung
der Agglomerate als Flußmittel - im Sinne von Schmelzhilfe - dienen
können, d. h. den Schmelzpunkt zumindest der Oberfläche des Pellets
herabsetzen oder die am Pellet selbst eine partiell höhere
Temperatur, beispielsweise durch exotherme Reaktion, erzeugen und
somit ebenfalls zum schnelleren Schmelzen der Oberfläche oder des
gesamten Pellets beitragen. Eine gleiche Wirkung erzielt man, wenn
beim Pelletieren kohlenstoffhaltiger Hilfsstoff den Flugstäuben
zugefügt wird.
Als Brikettierhilfsmittel kommen die gleichen Mittel in Frage.
Es hat sich in der Praxis herausgestellt, daß für die Bildung von
Agglomeraten durch Brikettieren eine Ausgangsfeuchte der zu
agglomerierenden unlöslichen Bestandteile von 2 bis 35
Gewichtsprozent günstig ist. Der gewünschte Feuchtigkeitsgehalt für
das Pelletieren liegt bei einem Sättigungsgrad von etwa 98% des
Hohlraumvolumens der Pellets. Darüber hinaus lassen sich keine
beständigen Agglomerate bilden. Bei dem Feuchtigkeitsgehalt ist der
Anteil der Pelletierhilfsmittel zu berücksichtigen.
Die thermische Behandlung der Agglomerate soll vorzugsweise
gemeinsam mit dem Abfallstoff in dem Verbrennungsraum einer
konventionellen, bei ca. 800 bis 1100°C betriebenen
Müllverbrennungsanlage durchgeführt werden. Dabei ist es
gleichgültig beziehungsweise hängt von der Art des Ofens ab, der
verfügbar ist, wie die Agglomerate aufgegeben werden. Es besteht die
Möglichkeit, die Agglomerate dem Hausmüll im Vorratsbunker
zuzumischen und mit diesen auf das Feuerrost zu geben. Dadurch wird
eine gute Vermischung der Agglomerate mit dem Hausmüll erreicht.
Andererseits kann natürlich auch ein Agglomerat-Strom direkt in den
Feuerungsraum gegeben werden oder in einen zur Verbrennungsanlage
parallelen separaten Verbrennungsraum; diese beiden Varianten
ermöglichen eine bessere Dosierung der Agglomerate in Abhängigkeit
von der Verbrennungstemperatur und der Müllsorte.
Die entstehenden Abgase können mit den Rauchgasen aus der
Müllverbrennungsanlage vermischt werden, bevor sie anschließend
einer gemeinsamen Rauchgasreinigung unterzogen werden; dies erspart
Investitions- und Produktionskosten für eine separate
Abgasreinigung. Gleiches gilt für die Mischung der verschiedenen
Abwässer.
Ziel der thermischen Behandlung der Agglomerate ist es, diese
gegenüber der späteren Umwelt zu inertisieren.
Dies kann geschehen durch partielles Aufschmelzen der Oberfläche
oder komplettes Aufschmelzen beziehungsweise Sintern, damit die
Agglomerate in die sowieso anfallende Rostschlacke eingebunden
werden und mit der Rostschlacke entsorgt werden können. Besonders
günstig läßt sich dieses Verfahren auch in Drehrohröfen durchführen,
weil die am Ende des Drehrohrofens zu erwartenden Schlackebäder
besonders günstige Voraussetzungen für das Einbinden der Agglomerate
bieten.
Das Wässern der beispielsweise aus dem Elektrofilter stammenden
Filterstäbe vor dem Agglomerieren hat den Vorteil, daß nur die
wasserlöslichen Halogenide vorwiegend chlorierte Matallsalze aus den
Filterstäuben ausgewaschen werden. Die durch diese basische Wäsche
entstehende Salzfracht enthält sehr wenige oder kaum nachweisbare
Anteile von Schwermetallverbindungen und kann daher ohne
wesentliche Sonderaufbereitung in die Vorflut abgegeben werden, die
in einer normalen Wasseraufbereitung durch Ionentauscherverfahren
gegebenenfalls Abtrennen des Schlammes und Filtern behandelt wird.
Je nach Art der Anlage kann es aber in einigen Fällen trotzdem
notwendig sein, bei vermehrtem Anfall von Schwermetallen in der
flüssigen Phase, durch Fällung oder Eindampfen oder ähnliche
Prozesse zunächst diese aus der Dispersion zu trennen.
Wichtig ist es, daß das Laugen mit Wasser in einem Lösereaktor durch
Rühren der Dispersion möglichst vollständig abläuft, bevor die
weiteren Prozesse einsetzen. Während des Rührens stellt sich
aufgrund der in den Flugstäuben enthaltenen Alkali- und
Erdalkalisalze eine insgesamt basische Dispersion ein, deren pH-Wert
bei 10 bis 13 liegt. Dabei kann sowohl normales Leitungswasser
verwendet werden als auch speziell deionisiertes Wasser.
Neben der Möglichkeit, die Einbindung der agglomerierten Flugstäube
in die Rostschlacke durch dieses Verfahren zu fördern, hat die
Erfindung den Nebeneffekt, daß durch die alkalische Wäsche der
Flugstäube bei der folgenden thermischen Behandlung die Bildung von
Dioxinen und Furanen teilweise unterdrückt wird.
Die Agglomerate bieten einen Überschuß an basischen Stoffen, die ein
Abbinden beispielsweise von Chlorionen in der Schlacke ermöglichen
und so ein Entstehen von schwerlöslichen toxischen Halogen-
Kohlenwasserstoffen erschweren.
Ein Ausführungsbeispiel soll die Erfindung näher beschreiben.
Hausmüll wird in einem Vorratsbunker einer Müllverbrennungsanlage
deponiert. Die sich bei der Verbrennung entwickelnden Rauchgase
werden an einem Elektrofilter vorentstaubt und die Filterstäube
gesammelt. Die Verbrennungsschlacke wird eine Deponie oder einer
Wiederverwertung beispielsweise im Straßenbau zugeführt. Die
entstehende Wärme wird über Wärmetauscheranlagen abgezogen
Die abgetrennten Filterstäube werden einem Rührbehälter zugeführt
und dort gewässert, wobei die wesentlichen Anteile an
wasserlöslichen Halogeniden, überwiegend Chloride, durch die Wäsche
mit deionisiertem Wasser mit einem pH-Wert von 5 zu einer Dispersion
gerührt werden. Durch ein Filtersystem werden die nach zwei Stunden
im Rührbehälter noch nicht gelösten Bestandteile der Dispersion
ausgefiltert. Die übrigbleibende salzbeladene flüssige Phase kann
nach einer Schwermetallabtrennung durch eine Ionentauscheranlage
geführt werden, um dort das Abwasser auf die geforderten
Reinheitsgrade zu bringen. Die dabei anfallenden Feststoffe werden
deponiert. Zum Ausfiltern der Feststoffe können Saug- und
Druckfilter und auch andere übliche Filter verwendet werden.
Die unlöslichen Bestandteile der Dispersion werden einer
Agglomerieranlage zugeführt, wo mit Hilfe handelsüblicher
Pelletierteller und hochviskoser Pelletierhilfsmittel Pellets von
ca. 5 bis 15 mm Durchmesser erzeugt werden. Anstelle derartiger
Pelletierteller könnten auch Brikettierpressen oder Strangpressen
und ähnliche Aggregate verwendet werden. Die agglomerierten
unlöslichen Bestandteile der Dispersion können dem Hausmüll
zugemischt werden, um anschließend verbrannt zu werden. Während des
Verbrennungsvorganges werden die Agglomerate partiell
aufgeschlossen, gesintert oder keramisiert und damit eine Bindung
mit der aus den Abfallstoffen entstehenden Schlacke erreicht.
Die Versuche haben gezeigt, daß die Filterstäube durch das
erfindungsgemäße Verfahren derart inertisiert werden, daß sie nicht
auf Sondermülldeponien verbracht werden müssen.
Wie bereits aus der Literatur bekannt, ist durch das basische
Waschen der Flugstäube eine Eluation von weniger als 1% der
Schwermetalle beziehungsweise Schwermetallverbindungen in den
Flugstäuben möglich.
Claims (10)
1. Verfahren zur Behandlung von wasserlösliche Halogenide,
schwerlösliche Halogenkohlenwasserstoffe, Schwermetalle und
deren Verbindungen enthaltenden Flugstäuben aus der Verbrennung
von Abfallstoffen durch Laugen mit Wasser und anschließendes
Trennen der unlöslichen und der flüssigen Bestandteile der
entstandenen Dispersion und Verfestigen der unlöslichen
Bestandteile durch thermische Behandlung bei hohen Temperaturen,
dadurch gekennzeichnet, daß die unlöslichen Bestandteile vor der
thermischen Behandlung agglomeriert werden und aus den flüssigen
Bestandteilen die Schwermetalle entfernt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
unlöslichen Bestandteile vor dem Agglomerieren auf einen
vorbestimmten Feuchtegehalt eingestellt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die unlöslichen Bestandteile durch Brikettieren und/oder
Pelletieren agglomeriert werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Agglomeration Hilfsstoffe eingesetzt
werden, die bei der thermischen Behandlung als Flußmittel
dienen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Agglomerate im Verbrennungsraum
gemeinsam mit den Abfallstoffen thermisch behandelt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Agglomerate und die Schlacke aus den
Abfallstoffen miteinander verschmolzen werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Agglomerate in einem separaten
geeigneten Prozeßraum thermisch inertisiert werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die beim
thermischen Inertisieren entstehenden Gase den Rauchgasen der
Abfallverbrennungsanlage zugemischt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß den
flüssigen Bestandteilen der Dispersion vor der Abtrennung der
Schwermetalle die Abwässer aus der Rauchgasreinigung der
Abfallverbrennungsanlage zugemischt werden.
10. Verfahren zur Verminderung toxischer halogenierter
Kohlenwasserstoffe in Flugstäuben aus der Verbrennung von
Abfallstoffen durch Zumischen alkalischer Reagenzien während des
Verbrennungsprozesses, dadurch gekennzeichnet, daß als
Reagenzien wiederum Flugstäube eingesetzt werden, die zuvor
gewässert und geführt werden, bis alle wasserlöslichen
Halogenide in einer Dispersion gelöst sind, deren unlösliche
Bestandteile aus der Dispersion abgetrennt, auf einen
vorbestimmten Feuchtegehalt eingestellt und dann agglomeriert
werden und die so erzeugten Agglomerate in einen
Verbrennungsraum für Abfallstoffe rückgeführt werden.
Priority Applications (1)
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DE19893923795 DE3923795C2 (de) | 1989-07-14 | 1989-07-14 | Verfahren zur Behandlung von Flugstaub und Verwendung des erhaltenen Produktes |
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DE19893923795 Expired - Fee Related DE3923795C2 (de) | 1989-07-14 | 1989-07-14 | Verfahren zur Behandlung von Flugstaub und Verwendung des erhaltenen Produktes |
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