DE3836263C1 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren nach dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 und eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 3.
Werkzeugmaschinen, insbesondere Drehmaschinen, unterliegen thermisch
bedingten Expansionen des Maschinensystems. Hieraus resultieren Wanderungen
der Nullpunkte zueinander, z. B. der Spindel (Werkstück), einer
Werkzeugmeßeinrichtung und eines Werkzeugträgers. Die Summe der Wanderungen
führt zu falschen Positionen des Werkzeugs relativ zum Werkstück.
Hieraus ergeben sich Positionsfehler in einer Größenordnung bis
etwa 100 µm und selten darüber.
Als Konsequenz hieraus muß der betreffende Werker die Werkzeugposition
des öfteren nachkorrigieren; es müssen zusätzliche Kalibermessungen
sowie Meßschnitte vorgenommen werden sowie gegebenenfalls sogenannte
"Erfahrungswerte" mitverrechnet werden.
Zwecks Kalibrierung in an sich bekannter Weise schon verwendete sogenannte
"Meisterstücke", die auf der Spindel der betreffenden Bearbeitungsmaschine
mit der geforderten Umlaufgenauigkeit auszurichten wären,
führen zu einem vergleichsweise hohen Rüstaufwand (Maschinenumbau,
Positionierung) sowie zu zeitlich aufwendigen Eichvorkehrungen
unter Einschluß damit zusammenhängender Fehlermöglichkeiten.
Aus der DE-OS 35 30 567 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Werkzeugtastprüfung bekannt. Mittels einer direkt an einer Drehmaschine
befestigten Referenzsäulenvorrichtung soll im bekannten Fall
die Notwendigkeit eines am Spannfutter anzuordnenden Referenzringes
(Referenzfläche) beseitigt werden können. Dabei soll eine zur Vorrichtung
gehörige Referenzsäule in geeichter Position sowie federnd an der
Maschine sowie in bezug auf das Werkstück angeordnet sein. Die Referenzsäule
soll ferner in Ultraschallschwingungen versetzbar sein. Ein
am Revolverkopf der betreffenden Drehmaschine angeordneter Beschleunigungsmesser
soll auf die Referenzsäulenschwingungen reagieren, wenn
ein Werkzeug als Tastmeßfühler mit der Referenzsäule in Berührung
gebracht wird. Das Ausgangssignal des Beschleunigungsmessers soll dann
im bekannten Fall vom Revolverkopf durch einen Drehkoppler übertragen,
aufbereitet und anschließend einer numerischen Steuereinheit zugeführt
und entweder zum Eichen oder Lehren von Teilen bei der spanabhebenden
Bearbeitung verwendet werden.
Der bekannte Fall sucht Verbesserungen bei der Messung der
sogenannten "Meßschnitte" zu schaffen, indem die "Meßschnitte" in
allen Lagen nur mit dem entsprechenden Werkzeug gemessen werden sollen;
jedoch geht die beabsichtigte Verbesserung bei der Werkstückvermessung
wiederum von der These eines praktisch vorhandenen festen,
starren Nullpunktes aus; mithin wären Korrekturen der Werkzeugschneidenlage
wiederum mit dem Fehler der thermischen Wanderung behaftet.
Auf "Meßschnitte" kann im vorliegenden bekannten Fall also nicht verzichtet
werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die zu dem Bekanntem vorgetragenen
Nachteile zu beseitigen und ein extrem vereinfachtes Verfahren zur
Kompensation der thermisch bedingten Nullpunktverschiebungen zu schaffen,
das praktisch ohne manuelle Eingriffe in den Arbeitsablauf auskommt.
Die Aufgabe ist in Verbindung mit den Oberbegriffsmerkmalen erfindungsgemäß
mit den Merkmalen des Kennzeichnungsteils
des Patentanspruchs 1 gelöst.
Beim vorliegenden Verfahren existiert also kein absolut ruhender
Nullpunkt oder eine absolut ruhende Bezugsfläche; erfindungsgemäß
findet also keine Korrektur auf eine "absolut richtige" Lage statt.
Vielmehr beruht die Erfindung auf der Herstellung einer relativen
Übereinstimmung zwischen den Nullpunkten der Spindel, der Werkzeugmeßeinrichtung
und des Werkzeugträgers. Mit anderen Worten werden also
die betreffenden maschinellen Wanderungsbeträge gemessen und korrigiert.
Es ist somit ein selbstregelnder Bearbeitungsablauf darstellbar, der
für eine Fertigungstoleranzbreite 30 µm keine Nachkorrektur
des betreffenden Werkers erfordert.
Gemäß der Erfindung wird also der dem Stand der Technik grundsätzlich
anhaftende Nachteil hinsichtlich der Notwendigkeit sogenannter "Meßschnitte"
beseitigt; es entfällt demzufolge auch die Notwendigkeit der
Messung besagter Meßschnitte mit den daraus resultierenden Fehlermöglichkeiten
wie Ausschuß oder Nachbearbeitung.
Im Falle der Erfindung stellt also das zu bearbeitende
oder schon bearbeitete Werkstück praktisch "das Meisterstück" dar.
Somit ist es in vorteilhafter Weise möglich, bereits vor der tatsächlichen
Werkstückbearbeitung eine durch thermisch bedingte Bauteilwanderungen
(Umgebungsbedingungen) verursachte Nullpunktverschiebung festzustellen
und zu korrigieren. Ein Meßschnitt ist somit nicht notwendig.
Ferner ist das erfindungsgemäße Verfahren im Rahmen des laufenden
Bearbeitungsprozesses je nach Belieben praktizierbar bzw. wiederholbar.
Es können also auch die als Folge der Werkstückbearbeitung auftretenden
Temperatureinflüsse, die zu einer Nullpunktverschiebung führen,
fortlaufend berücksichtigt werden.
Die Kompensation kann ohne manuelle Eingriffe durchgeführt werden,
zumal das Einwechseln "Werkzeug in Werkstückmeßtaster" - oder umgekehrt -
maschinenseitig automatisch vonstatten geht.
Vorteilhafte weitere Verfahrensmerkmale und -schritte ergeben
sich aus Patentanspruch 2.
Gemäß der Erfindung soll ferner eine Vorrichtung nach dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 3 angegeben werden, mit der
die thermisch bedingte Nullpunktverschiebung auf verhältnismäßig
einfache Weise, insbesondere ohne nennenswerte Beeinflussung
des "normalen" Bearbeitungsablaufs sowie ohne besondere
Umrüstvorkehrungen kompensierbar ist.
Durch die erfindungsgemäße Ausbildung gemäß dem Kennzeichen
des Anspruchs 3 ist es möglich, den Werkzeugmeßtaster
ohne eine bearbeitungsseitige Behinderung von Werkstück
und Werkzeug "aus dem Verkehr zu ziehen" und im Bedarfsfalle
sofort in die gewünschte Kontaktierungs- und Meßposition
zu bringen, so daß der Werkstückmeßtaster auf
direktem Wege - oberhalb des Werkstücks - gegen den Werkzeugmeßtaster
verfahrbar ist.
Durch die weitere Ausgestaltung der Vorrichtung gemäß Anspruch 4 ergibt
sich eine kompakt zusammengefaßte Einheit von Schwenkarm
sowie Meßeinrichtung nebst Werkzeugmeßtaster, die als Folge
ihrer Anordnung an einem Schwenkarm den "normalen" Bearbeitungsablauf
nicht stört.
In Kombination der betreffenden Bearbeitungsmaschine mit einem
karussellartigen Werkzeugspeicher (Anspruch 5) sind
ein oder mehrere geeignete Werkstückmeßtaster abruf- bzw.
abgriffbereit speicherbar, um einfachst die gewünschten
tasterartigen Kompensationsvorkehrungen treffen zu können.
In weiterer Ausbildung der Vorrichtung im Wege der angegebenen
Maschinenaufbau- und Anordnungsweise (Anspruch 6) kann selbst
dann, wenn sich der Werkzeugmeßtaster (Betriebsstellung) in
einer gegenüber der Bearbeitungsposition (Werkzeug/Werkstück)
weiter abgelegenen Position befindet, die gegenseitige Tasterkontaktierung
einfachst vollzogen werden.
Anhand der Zeichnung wird nachfolgend die Erfindung beispielsweise weiter
erläutert. Es zeigen
Fig. 1 ein schematisch wiedergegebenes Drehmaschinenkonzept nebst
Steuer- und Meßmitteln unter Einschluß der betreffenden Nullpunkte
von Spindel nebst Werkzeug sowie des Werkzeugträgers
und einer Werkzeugmeßeinrichtung,
Fig. 2 eine teilweise abgebrochen sowie schematisch dargestellte
Seitenansicht des Werkzeugträgers aus Fig. 1, hier jedoch mit
darin eingespanntem Werkzeug, letzteres in einer ersten Sollvorgabeposition
(alter Sollwert W₀) und in einer im Hinblick
auf thermische Wanderung neuen Vorgabeposition (neuer Vorgabewert
W₁) des Werkzeugträgers,
Fig. 3 eine schematisch dargestellte Draufsicht einer für Fig. 1 und
2 repräsentativen Drehmaschine, insbesondere unter zusätzlicher
Verdeutlichung eines Werkzeugspeichers sowie eines in
Ruhe- und Betriebsstellung verfahrbaren Armes für den Werkzeugmeßtaster,
Fig. 4 ein blockschaltbildartig dargestelltes Steuerschema für die
Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung und
Fig. 5 die in bezug auf einen Abschnitt des zu bearbeitenden Bauteils
bzw. Werkstücks angeordnete Position eines Werkstückmeßtasters
in Verbindung mit dessen zugehörigen Auslenkungskriterien
am Bauteil.
Die Erfindung befaßt sich mit der Optimierung der spanabhebenden Bearbeitung
von insbesondere rotationssymmetrischen Bauteilen oder Bauteilstrukturen;
bei den rotationssymmetrischen Strukturen kann es sich
z. B. um die betreffende Außen- oder Innenkontur oder z. B. eine
rotationssymmetrische Ausnehmung handeln. Ferner könnte dabei das zu
behandelnde Bauteil vom Grundsatz beliebig konturiert sein (Außenabmessungen),
wenn es z. B. lediglich um die spanabhebende Fertigung
einer zylindrischen Innenausnehmung in diesem Bauteil geht.
In Fig. 1 geht es z. B. um die Fertigung eines zylindrischen Bauteils
1 mit einer koaxialen zylindrischen Ausnehmung 1′. Hierbei wird davon
ausgegangen, daß das Bauteil 1 über nicht weiter dargestellte Spannvorrichtungen
absolut drehfest auf einer Spindel 2 einer betreffenden
Drehmaschine sitzt. Die mit der Achse des Bauteils 1 zusammenfallende
Drehachse der Spindel 2 ist mit A bezeichnet.
In Fig. 1 sind ferner ein zur Drehmaschine gehörender Werkzeugträger
mit 3, eine Werkzeugmeßeinrichtung mit 4 und eine schematisch als
Block wiedergegebene Maschinensteuerung mit 5 bezeichnet.
Für den Fall der Bearbeitung z. B. der betreffenden Innenwand der
Ausnehmung 1′ (Fig. 1) ist in den Werkzeugträger 3 (Fig. 2) ein spanabhebendes
Werkzeug 6 eingespannt; die Schneidkantenkontur des Werkzeugs
3 ist mit 7 bezeichnet. Gemäß Fig. 3 wird dabei von einem maschinenseitig
zugeordneten, rotatorisch (Pfeile F bzw. G) arbeitenden
Werkzeugspeicher 8 ausgegangen, aus welchem die jeweils auf den betreffenden
örtlichen Bearbeitungsvorgang abgestimmten Werkzeuge -
hier punktuell schematisch mit 6, 6′, 6′′, 6′′′ usw. bezeichnet -
automatisch abrufbar bzw. vom Werkzeugträger 3 herausgreifbar und ihrer
Verwendung zuführbar sind. Dafür kann z. B. der Werkzeugträger 3 unter
Zuordnung eines Schlittens 9 längs einer an einem Maschinenbett 10
verankerten Laufschiene 11 verfahren werden (Pfeil B), um, im Wege
entsprechender Zubewegung, z. B. G, des Speichers 8, das benötigte
Werkzeug, z. B. 6, herauszugreifen und dann - als Folge entsprechender
Rückbewegung (Pfeil R) - dem Bearbeitungszweck bzw. der hierfür erforderlichen
Position zuzuführen.
Grundproblem der Erfindung ist es, daß z. B. eine Drehmaschine
der in Fig. 1 und 3 schematisch angegebenen Art thermisch
bedingten Expansionen des Maschinensystems unterworfen ist, die wiederum
zu Wanderungen der betreffenden Null-Punkte P 1 (Spindel 2 nebst
Bauteil 1), P 2 (Werkzeugträger 3) und P 3 (Meßeinrichtung 4) führen.
Dabei ist es u. a. erfindungswesentlich, daß auch die betreffende
Meßeinrichtung 4 nebst eines zugehörigen Werkzeugmeßtasters T₂ in die nachstehend
im einzelnen noch erläuterte Kompensationsmethode mit einbezogen wird.
In Abweichung von Sollwertvorgaben in der betreffenden, computergestützten
Maschinensteuerung 5 zwecks Bearbeitung des Bauteils 1 können
also bereits geringste Positionsveränderungen (Istwerte) der Nullpunkte
P 1, P 2 für sich bzw. zueinander zu relativen Positions- und damit
Bearbeitungsfehlern führen, die es vorliegend auf vergleichsweise
einfache Weise zu kompensieren gilt. D 1 bzw. D 2 kennzeichnen in Fig. 1
z. B. den jeweils zu bearbeitenden Innen- bzw. Außendurchmesser des
Bauteils 1 (einprogrammierte Sollwertdurchmesser), die durch thermisch
bedingte Wanderungen im Maschinensystem falsch hergestellt werden
könnten (Istwerte) und so wegen der Nullpunktverschiebung
(P 2-Werkzeugträger 3) eine Nachkorrektur der gewählten Position
(Sollwert) des Werkzeugträgers 3 nebst Werkzeug 6 und der Werkzeugschneide
7 relativ zu den Bearbeitungsdurchmessern D 1, D 2 (Istwerte)
erforderlich machen. Grob schematisch ist hierzu in Fig. 2 die relative
thermische Wanderung zum einen horizontal, also betreffend Werkzeug 6
nebst Schneidkantenposition zu Werkstück (Bauteil 1), durch Δ x verkörpert.
Δ y in Fig. 2 verkörpert die zusätzlich bei der Bauteilbearbeitung
oder -herstellung zu berücksichtigende relative axiale thermische
Wanderung in Richtung der Achse A, also betreffend die Position
des Werkzeugs 6 nebst Schneidkante 7 relativ zur axialen Abmessungsänderung
(Istwert) des Bauteils 1.
Zur Kompensation der thermisch bedingten Verschiebung der Nullpunkte
P 1, P 2 und P 3 (Fig. 1) ist vorgesehen, daß bei auf der Spindel 2
aufgespanntem Bauteil 1 anstelle des Werkzeugs 6 (Fig. 2) ein Werkstückmeßtaster
T₁ in den Werkzeugträger 3 automatisch eingewechselt
wird; der Werkstückmeßtaster T₁ befindet sich in Sollvorgabeposition
(in Fig. 4 auch alter Vorgabewert W₀ genannt); dieser Werkstückmeßtaster
T₁ wird mit Rücksicht auf die tatsächliche Position des Bauteils
1, hier z. B. durch mechanische Berührung der betreffenden Innenwand
einer schon vorhandenen bzw. vorbearbeiteten Ausnehmung 1′, auf die
tatsächlich vorhandene Nullpunktlage (P 1) einjustiert (kalibriert),
und zwar gemäß neuem Vorgabewert W 1 des Werkzeugträgers 3 - siehe auch
Fig. 4; hierauf erfolgt eine Justierung des Null-Punktes P 3 der Werkzeugmeßeinrichtung
4 mit Werkzeugtaster T₂ auf einen neuen Vorgabewert
Ww Z (siehe auch Fig. 4) über den zuvor auf W₁ einjustierten Werkstückmeßtaster
T₁. Für die zuletzt genannte Null-Punkt-Justierung wird der
Werkstückmeßtaster T₁ mittels des Werkzeugträgers 3 in Pfeilrichtung
E, parallel zur Achse A, aus der Ausnehmung 1′ herausgefahren und dann in
Pfeilrichtung R (siehe auch Fig. 1) gegen den Werkzeugmeßtaster T₂
verfahren (mechanische Berührung). Die genannten Justiervorgänge sind
beliebig oft wiederholbar, gegebenenfalls zwei- oder mehrfach; es
handelt sich dabei in der Regel um Feinstjustiervorgänge der betreffenden
Taster T₁, T₂ im Rahmen eingangs angegebener Positionsfehler,
etwa in µm-Bereichen bis 100 µm und gegebenenfalls auch darüber.
Für die Feinstjustierung können miniaturisierte, elektromechanische
Getriebekonfigurationen verwendet werden, die sowohl in den Werkzeugträger
3 als auch in die Meßeinrichtung 4 oder in den Arm 12 (Fig. 3),
der den Werkzeugmeßtaster T₂ hält, integriert sein können.
Gemäß Fig. 3 kann dieser Arm 12 aus seiner Ruhelage z. B. in eine solche
Betriebslage verschwenkt werden, in der der Werkzeugmeßtaster T₂
z. B. parallel, oberhalb des Bauteils 1 (Werkstücks) nebst Spindel 2
liegt, so daß er gemäß Pfeil R (Bewegungsrichtung des Trägers 3) unbehindert
vom Werkstückmeßtaster T₁ kontaktiert werden kann.
Nachdem die Justierung des Null-Punktes P 3 der Werkzeugmeßeinrichtung
4 nebst Werkzeugmeßtaster T₂ auf Ww Z vollzogen worden ist, wird der
Werkstückmeßtaster T₁ im Werkzeugspeicher 8 (Fig. 2) in ein Werkzeug 6
oder 6′ oder 6′′ sofort automatisch ausgewechselt (Pfeile B bzw. G
oder F in Fig. 3), wie eingangs bereits sinngemäß erörtert. Vor einer mechanischen
Bearbeitung wird dann das eingetauschte Werkzeug 6, 6′, 6′′ . . . gemäß
Bewegungsrichtung R des Trägers 3 gegen den in Betriebsstellung befindlichen
Werkzeugmeßtaster T₂ verfahren, um so das gegen den Werkstückmeßtaster T₁ eingetauschte
Werkzeug über die hinsichtlich thermisch bedingter Positionsabweichungen
(Störungsgröße Z - Fig. 4) korrigierte Position Ww Z des
Werkzeugmeßtasters T₂ einzujustieren.
Im Rahmen des besprochenen Sachverhalts ist es möglich, daß
der Werkzeugspeicher 8 bedarfsweise einen oder mehrere auf Abruf gehaltene
und zum Einwechseln geeignete bzw. vorbereitete Werkstückmeßtaster
T₁ sowie schon erwähnte Werkzeuge 6, 6′ usw. enthält.
Wie in Fig. 1 grob schematisiert angegeben, befindet sich die Werkzeugmeßeinrichtung
4 in signalübertragender Verbindung (Signalfluß S)
mit der Maschinensteuerung 5. Die Einrichtung 4 ist dem Grunde nach ein Meßwertgenerator
als Funktion aus empfangenen Sollwertvorgaben (alter Vorgabewert
T₂) auf der einen Seite sowie als Funktion empfangener tatsächlicher
Positionen (Istwerte) auf der anderen Seite (neuer Vorgabewert W₁).
Der schematische Signalfluß St in Fig. 1 kennzeichnet eine elektrohydraulische
Verbindungskette zwischen Maschinensteuerung 5 und Werkzeugträger
3, die so ausgebildet ist, daß u. a. Elektrosignale für die
Trägerverstellung aus der Maschinensteuerung 5 über geeignete Rückführungsglieder in eine
hydraulische Verstellung des Werkzeugträgers 3 umgesetzt werden können.
St verkörpert ferner schematisch die Rückkopplung Träger 3/Maschinensteuerung
5 (computergestützt), um die "alten" bzw. "neuen"
Vorgabepositionen W₀ bzw. W₁ (siehe auch Fig. 4) bereitzustellen.
In schrittweiser Zusammenfassung stellt sich mithin der Ablauf des
erfindungsgemäßen Kompensationsverfahrens z. B. während einer laufenden
Bearbeitung wie folgt dar:
- - automatisches Einwechseln des Werkstückmeßtasters T₁ in den Werkzeugträger 3;
- - Kalibrierung bzw. Einjustierung des Werkstückmeßtasters T₁ durch mechanische Kontaktierung des Werkstücks (Bauteil 1), und damit in bezug auf dessen tatsächliche Nullpunktabweichung;
- - Nullpunktjustierung der Werkzeugmeßeinrichtung 4 über den zuvor einjustierten Werkstückmeßtaster T₁ in bezug auf die von letzterem registrierte thermische Positionsabweichung;
- - automatisches Auswechseln des Werkstückmeßtasters T₁ am Werkzeugträger 3 in das Werkzeug 6
- - Einjustieren des Werkzeugs 6 an der hinsichtlich thermisch bedingter Positionsabweichungen korrigierten Werkzeugmeßeinrichtung 4;
- - Fortsetzung des programmierten Bearbeitungsablaufes.
In Kombination mit Fig. 1 und Fig. 3 sei die Erfindung im Wege eines
Steuerschemas anhand der Fig. 4 wie folgt erläutert. Zunächst unter
Hinweis auf Fig. 1 und 2 sei W₀=alter Vorgabewert aus der Maschinensteuerung
5 betreffend Position des Werkzeugs 6 zum Werkstück; gemäß
Fig. 4 verschiebt also die Störgröße Z (thermische Wanderung Δ x, Δ y)
die Lage des Nullpunktes P 1 des Werkstücks (Bauteil 1) gegenüber dem
alten Vorgabewert W₀ aus der Maschinensteuerung 5. Der Werkstückmeßtaster
T₁ am Werkzeugträger 3 stellt durch mechanische Kontaktierung
z. B. der betreffenden Innenwand der Ausnehmung 1′ des Bauteils 1
(Werkstücks) den Istwert der Nullpunktlage fest und identifiziert
damit die verschobene Lage (Istwert) des Nullpunktes P 1 des Werkstücks;
diese Information ist Y. Diese Information Y (Istwert) wird in
die Eich-Software eines zur Maschine gehörigen Rechensystems
(Computer) eingespeist, das die empfangene Information Y zum Wert Y*
verarbeitet=korrigierter Istwert um die Störungsgröße Z (thermische
Wanderung). Gemäß angegebenem Signalfluß wird dann dieser korrigierte
Istwert Y* über den Additionspunkt PA zur Maschinensteuerung 5 rückgeführt
und über den ursprünglichen bzw. alten Vorgabewert W₀ zum neuen,
zwecks Steuerung des Werkzeugträgers 3 maßgeblichen Vorgabewert W₁
(siehe auch Fig. 2) aus der Regelabweichung e errechnet. Um den neuen
Vorgabewert W₁ des Werkzeugträgers 3 z. B. für ein oder mehrere zwecks
Bearbeitung gegen den Werkstückmeßtaster T₁ eingetauschte Werkzeuge 6
oder 6′ oder 6′′ usw. (Fig. 3) garantieren zu können - und zwar im
Wege schon erörterter Nullpunktjustierung (P 3) der mit dem Werkzeugmeßtaster
T₂ gekoppelten Werkzeugmeßeinrichtung 4 über den auf W₁
einjustierten Werkstückmeßtaster T₁ (Kontaktierung T₁, T₂) - wird W₁
über eine spezielle maschinenseitig integrierte Eich-Software mit dem
ursprünglichen Vorgabewert bezüglich der Position des Werkzeugmeßtasters
T₂ verrechnet; hieraus wird dann der neue Vorgabewert W wz bezüglich
der Position des Werkzeugmeßtasters T₂ ermittelt. Der genannte
Abgleich findet zeitlich punktuell statt und wird als Funktion der
Störgröße Z (thermische Wanderung) ausgelöst, sobald ein bestimmter
Schwellenwert überschritten wird, der empirisch vorliegt. Wäre die
Störgröße Z nicht vorhanden, so würde Soll-Istwertübereinstimmung
vorliegen (W₀=y=y* bzw. W₀=W₁ bzw. W wz), so daß W₀ mithin
selbstverständlich nicht korrekturbedürftig wäre.
Eine Möglichkeit zum Abtasten und Messen des Bauteils 1 ist am Beispiel
der Fig. 5 anhand eines mechanisch-elektrischen Werkstückmeßtasters
T₁ aufgezeigt. Ein solcher Werkstückmeßtaster T₁ ist ohne weiteres
in den Werkzeugträger 3 der Drehmaschine nach Fig. 1 und 3 einspannbar
und auf kabellosem (telemetrischem) Wege oder mit Kabel mit
der Werkzeugmeßeinrichtung 4 als Meßwertgenerator verbindbar. Bevorzugt
wird ein Schalten des Meßtastersystems, welches in automatischen
Werkzeugwechseleinrichtungen auch automatisch einsetzbar ist. Das
Schaltsignal wird dabei durch mechanische Auslenkung des Werkzeugmeßtasters
T₁ erzeugt, wie in Fig. 5 durch den Schwenkpfeil F dargestellt,
d. h. der Taster T₁ biegt sich um einen bestimmten Winkel beim
Antasten an das Bauteil 1 aus. Angenommen, das Bauteil 1 wäre auf der
Spindel der Drehmaschine fest aufgespannt und habe sich vor dem kombinierten
Justier-Eichvorgang durch thermische Einflüsse gemäß Δ x über
eine gewisse Zeitdauer hin verlagert, so kann hierfür die Durchbiegung
des Tasters bzw. die Auslenkung F der Kugel 9 an der Spitze des
Werkstückmeßtasters T₁ je nach Vorspannkraft und in Abhängigkeit von
der Länge und dem E-Modul des Meßtasters T₁ korrigiert werden, indem
der Korrekturwert mit dem Meßergebnis verrechnet wird. Der Werkzeugmeßtaster
T₂ (Fig. 1) kann auf die gleiche oder ähnliche Weise aufgebaut
sein.
Im Wege der insbesondere zu Fig. 5 beschriebenen Meßtasterkonfigurationen
können zur Signalübertragung auch sowohl induktive als auch auf
Infrarotstrahlung basierende Übertragungswege und Mittel vorgesehen
werden, welche an sich bekannt sind und deshalb hier nicht näher
beschrieben werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann zu jedem gewünschten Zeitpunkt
während der Bearbeitung angewandt werden, ohne z. B. einen Umbau bzw.
eine Umrüstung von Eichwerkstücken auf der Spindel durchführen zu
müssen, und zwar sowohl für Einzelteilfertigung als auch für Serienfertigung
zur Einhaltung sehr geringer Toleranzen. Die Erfindung
stellt deshalb ein kostengünstiges und flexibles Verfahren dar, um
höchsten Qualitätsanforderungen zu genügen und die Maschinenausnützung
zu steigern. Insbesondere ist eine starke Reduzierung der Rüstzeit ein
weiterer entscheidender Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Claims (6)
1. Verfahren zur Kompensation einer thermisch bedingten Nullpunktverschiebung
eines zur mechanischen Bearbeitung gehalterten Werkstücks
(1) gegenüber einem an einem Werkzeugträger (3) angeordneten
Werkzeug (6) bei einer automatisch programmgesteuerten Bearbeitungsmaschine,
insbesondere Drehmaschine, wobei Meßtaster verwendet
werden, mittels welcher Abweichungen zwischen einer programmierten und
einer tatsächlichen Position des Werkzeugs gegenüber dem Werkstück
festgestellt und korrigiert werden, dadurch gekennzeichnet, daß
nach dem Aufspannen des Werkstücks (1) ein in den Werkzeugträger
(3) eingespannter Werkstückmeßtaster (T₁) in bezug auf die tatsächliche
Position eines zu bearbeitenden oder bereits bearbeiteten
Werkstücks (1) im Wege mechanischer Berührung einjustiert wird
und daß eine Nullpunktjustierung einer mit einem Werkzeugmeßtaster
(T₂) gekoppelten Werkzeugmeßeinrichtung (4) über den einjustierten
Werkzeugmeßtaster (T₁) durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch folgende Schritte:
- - Automatisches Einwechseln des Werkstückmeßtasters (T₁) in den in einer Sollvorgabeposition (alter Vorgabewert W₀) befindlichen Werkzeugträger (3);
- - Kalibrierung bzw. Justierung des Werkstückmeßtasters (T₁) auf einen neuen Vorgabewert (W 1) des Werkzeugträgers (3) als Folge einer durch mechanische Kontaktierung des Werkstückmeßtasters (T₁) mit dem Werkstück (1) festgestellten Verschiebung der Nullpunkte (P 1, P 2);
- - Justierung des Werkzeugmeßtasters (T₂) auf einen neuen Vorgabewert W wz, der durch mechanische Kontaktierung des auf den neuen Vorgabewert (W 1) einjustierten Werkstückmeßtasters (T₁) mit dem Werkzeugmeßtaster (T₂) festgestellt wird;
- - Automatisches Auswechseln des Werkstückmeßtasters (T₁) am Werkzeugträger (3) in ein Werkzeug (6′);
- - Einjustieren dieses Werkzeugs (6′) durch mechanische Kontaktierung des auf den neuen Vorgabewert (W wz) einjustierten Werkzeugmeßtasters (T₂);
- - Fortsetzung des programmierten Bearbeitungsablaufs.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 bei einer Bearbeitungsmaschine,
insbesondere Drehmaschine, an deren Maschinenbett
(10) eine motorisch angetriebene Spindel (2) für das daran
zu halternde Werkstück (1), ein Werkzeugträger (3) und eine
Werkzeugmeßeinrichtung (4) mit zugehörigem Werkzeugmeßtaster (T₂) angeordnet sind, wobei der Werkzeugträger
(3) mittels eines Schlittens (9) an einer Laufschiene
(11) in Richtung (B) auf einen maschinenseitig
zugeordneten Werkzeugspeicher (8) oder in Richtung (R)
auf das Werkstück (1) sowie ferner in vertikaler und
gegebenenfalls quer zur Laufschiene (11) gerichteter Bewegungsführung
mit dem wahlweise darin eingespannten Werkzeug
(6) oder Werkstückmeßtaster (T₁) in Bearbeitungsposition
verfahrbar angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet,
daß der Werkzeugmeßtaster (T₂) an einem am Maschinenbett
(10) verschwenkbar angeordneten Arm (12) angeordnet ist,
mit dem der Werkzeugmeßtaster (T₂) aus einer seitlich der Maschinenspindel
(2) befindlichen Ruhestellung in eine oberhalb
der Spindel (2) bzw. des Werkstücks (1) befindliche
Kontaktierungs- und Meßposition (Taster T₁; T₂) verfahrbar
ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Werkzeugmeßeinrichtung (4) am den Werkzeugmeßtaster
(T₂) haltenden Schwenkarm (12) angeordnet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß
am Maschinenbett (10) ein karussellartiger, motorisch um
eine Drehachse verstellbarer Speicher (8) für Werkzeuge
(6, 6′, 6′′, 6′′′) sowie einen oder mehrere Werkstückmeßtaster
(T₁) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Werkzeugträger (3) in Richtung (R) auf
das Werkstück (1) und in Richtung auf den ausgefahrenen
Werkzeugmeßtaster (T₂) an der Laufschiene (11) verfahrbar
angeordnet ist.
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