DE3803312A1 - Verwendung eines interferonenthaltenden gels - Google Patents
Verwendung eines interferonenthaltenden gelsInfo
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- A61K38/00—Medicinal preparations containing peptides
- A61K38/16—Peptides having more than 20 amino acids; Gastrins; Somatostatins; Melanotropins; Derivatives thereof
- A61K38/17—Peptides having more than 20 amino acids; Gastrins; Somatostatins; Melanotropins; Derivatives thereof from animals; from humans
- A61K38/19—Cytokines; Lymphokines; Interferons
- A61K38/21—Interferons [IFN]
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Description
Die vorliegende Erfindung richtet sich auf die besondere
Verwendung eines interferonenthaltenden Gels.
Die sog. "topische Anwendung" des Wirkstoffs "rekombiniertes
Interferon (IFNa) bei Warzen und verschiedenen anderen
Infektionen, wird schon in der DE-OS 36 03 444 beschrieben.
Als Träger und Stabilisator für die pharmazeutische
Zubereitungsform werden Cellulosederivate,
Polyvinylalkohole, PVP oder Polyacrylsäure-Polymerisate oder
Mischungen davon und Gelatine, die sauer oder alkalisch
aufgeschlossen ist, sowie zusätzlich ein Antiadhäsionsmittel
und ggf. weitere übliche Hilfsstoffe beschrieben.
Nachteilig hat sich jedoch bemerkbar gemacht, daß eine
vollständige Abheilung mit dem oberflächlich auf die Warzen
und dergleichen aufgetragenen IFN-Hydrogel der obigen DE-OS
nicht erzielt werden kann.
Überraschenderweise hat sich jedoch gezeigt, daß dasselbe
interferonenthaltende Gel erfolgreich zur vollständigen und
rezidivfreien Abheilung eingesetzt werden kann, wenn die
entsprechenden Haut- und Genitalwarzen und dergleichen
vorher chirurgisch entfernt werden, z. B. durch
Elektrochirurgie.
Im folgenden sollen hierzu einzelne Erklärungen gegeben und
zwei Fälle geschildert werden:
Die theoretische Annahme für den topischen Einsatz von
rIFNa2c Gel bei kutanen und genitalen HPV Infektionen ist,
IFN in hoher Konzentration direkt an den Ort der infizierten
Zellen zu bringen ohne systematische toxische Nebenwirkungen
zu verursachen. Wie die vorgenannten Untersuchungen zeigen,
scheint dies nicht möglich zu sein. Wahrscheinlich gelangt
IFN in Gelform nicht bis zu den HPV infizierten Basalzellen
am Grunde des Epithels, sondern hat nur Effekte an den
oberflächlichen Stachel- und Körner- bzw. Hornzellen der
Epidermis. Die Wirksamkeit der systemischen (subkutanen)
low-dose (Intervall-) Therapie beruht wahrscheinlich v. a.
auf den immunmodulierenden Eigenschaften der IFN's, weniger
auf der direkten anitviralen Wirkung. Allerdings kann
derzeit nicht ausgeschlossen werden, daß bei HPV Infektionen
auch ein dualer Wirkmechanismus (antiviral und
immunmodulierend) und möglicherweise auch antiproliferative
Effekte von IFN zum Tragen kommen. Auf die Bedeutung der
IFN-induzierten zellvermittelten Abwehrvorgänge bei der
Regression von Warzen und Kondylomen deutet nicht nur hin,
daß Patienten mit gestörter zellulärer Immunität wie
Nierentransplantierte, HIV-Infizierte und Hodgkinpatienten
nicht auf die systemische IFN-Therapie ansprechen, sondern
daß Warzen bei diesen Patienten monate- und jahrelang
persistieren (Spencer und Andresen 1970) und trotz
ausgedehnter operativer Eingriffe ständig rezidivieren. Dies
ist v. a. bei den genitalen und analen HPV Infektionen der
Fall. Wahrscheinlich ist dies auf den multifokalen
HPV-Befall der Urogenital und Analregion (Infektion z. B. der
Portio, Vagina und Vulva; Infektion der Analschleimhaut und
der Perianalzone; Infektion der Harnröhre und des Genital)
zurückzuführen.
Die adjuvante Therapie mit Interferon Gel nach chirurgischer
Entfernung der Warzenbeete ist erfolgreich bei immunkompe
tenten und immundefekten Patienten mit ausgedehnten Warzen
beeten. Im Gegensatz zur topischen Monotherapie kommen die
für die Papillomvirusinfektion in Frage kommenden
Targetzellen - die Basalzellen - in direkten Kontakt mit IFN
Gel. In den eigenen Untersuchungen zeigte sich, daß
ausgedehnte genitale Warzen, die nicht auf die heute zur
Verfügung stehenden Methoden wie Elektrochirurgie, Kryo- und
Laserchirurgie abheilten, sondern ständig rezidivierten,
unter der adjuvanten IFN Geltherapie nach vorausgehender
Elektrochirurgie vollständig und erstmals ohne
Rezidivneigung abheilten. Der Wirkmechanismus des lokal als
Hydrogel applizierten IFN's beruht dabei wahrscheinlich
darauf, nicht infizierte Epithelzellen vor der (Re)Infektion
mit Papillomviren zu schützen. Welche zusätzliche Rolle
dabei Interferon-stabilisierende Komponenten des IFN-Gels,
wie z. B. Gelatine haben, kann nicht beurteilt werden.
Die folgenden beiden Fallberichte sollen unterstreichen, daß
die adjuvante Therapie mit IFN Gel eine Novität darstellt,
deren Bedeutung v. a. immundefekten Patienten zugute kommen
kann. Weiterhin soll damit gezeigt werden, daß im Gegensatz
zur postulierten antiviralen/immunmodulierenden Aktivität
der systemischen Therapie hier v. a. der protektive Charakter
der IFN's zur Geltung kommt.
83jähriger Patient mit chronisch rezidivierenden Riesen
kondylomen der perianalen Haut und der Analschleimhaut. Die
Ursache der im Alter sehr seltenen Analkondylomatose bleibt
unklar. Der Patient ist laut eigenen Angaben weder homo
sexuell, noch konnten Hinweise auf einen schweren Defekt der
zellulären Immunität gefunden werden. Auffällig sind häufige
Konsultationen von Proktologen wegen "Hämorrhoiden" (iatrogen
Übertragung der HPV Infektion?). Die 5 Jahre vor Aufnahme
des Patienten hier erstmals beobachtete Condylomata acuminata
wurden insgesamt viermal operativ abgetragen und zum Teil
mit Freihauttrans-plantaten gedeckt. Die analen Condylomate
acuminata wurden ebenfalls mehrmals operativ entfernt. Es
kam jedoch ca. 4 Wochen nach der Operation zu Redidiven. Bei
der langen Vorgeschichte und dem fortgeschrittenen Alter
wurde von mir auf eine systematische IFN Behandlung ver
zichtet. Die kondylomatösen, lappigen Tumoren werden in
Lokalanästhesie mit der Schere abgetragen und die Reste
elektroakustisch entfernt. In einer Reihe von
entnommenen Biopsaten ergaben sich ausschließlich Zeichen
chronischer fibromatös umgewandelter Condylomata acuminata.
Zeichen der beginnenden malignen Entartung waren nicht
nachweisbar. Anal waren intraoperativ anulär angeordnete
Condylomata acuminata sichtbar. Auf die Operation dieser
Kondylome wird vorläufig verzichtet. Nach einer viertägigen
antiseptischen Wundbehandlung mit einer jodhaltigen Salbe
(Betaisodona-Salbe®) erfolgt die topische Therapie mit IFN
a2c Hydrogel (Thomae/Böhringer) fünfmalige Applikation pro
die unter der fetthaltigen Gaze Adaptic®). Diese Therapie
erfolgt während 2 Monaten. Trotz der weiterbestehenden
analen Kondylome erstmals rezidivfreie langsame Abheilung.
Nebenwirkungen traten bisher nicht auf.
19jährige Frau mit Buschke-Löwenstein-Tumor-ähnlichen
Riesenkondylomen der gesamten Genitoanalregion
Histologisch fanden sich Zeichen der Virusproduktion
(Koilozytose) und virologisch ließ sich eine HPV
6-Infektion über Southern Blot identifizieren. 26 Monate vor
Auftreten der Condylomata acuminata wurde ein Morbus
Hodkin diagnostiziert und mit Polychemotherapie und
Radiotherapie behandelt. Die Condylomata acuminata wurden
mehrmals mit den zur Verfügung stehenden "zerstörerischen"
chirurgischen Methoden wie Elektrokoagulation, Kryochirurgie
und zuletzt CO2-Laserchirurgie behandelt. Regelmäßig kam
es ca. 3-5 Wochen nach Therapie zum Rezidiv der Kondylome.
Wegen der massiven Schmerzhaftigkeit und wegen des Umfangs
der Tumoren konnte die Patienten nur mit Mühen gehen.
Jegliche chirurgische Therapie wurde von der Patienten
abgelehnt. Es wurde deshalb versucht, systematisch mit
rIFNa2c (fa. Thomae/Böhringer-Ingelheim) zu behandeln.
Dieser Entschluß wurde gefaßt, da bekannt ist, daß IFN
zumindest keinen negativen Effekt auf das Krankheitsbild der
Lymphogranulomatose hat. RIFNa2c wurde s. c. in die laterale
Bauchhaut täglich in der Dosierung von 5 × 106I. E. über
insgesamt 7 Tage verabreicht. Nach dieser Woche erfolgte
ein vierwöchiger Beobachtungszeitraum (Intervall). Zusammen
bilden diese 5-Wochen - 1 Woche Therapie, 4 Wochen
Intervall - einen therapeutischen Zyklus. Trotz vier solcher
Zyklen kam es zu keiner nennenswerten Reaktion der
riesenhaften Kondylome. Unter zwei weiteren Zyklen mit
ebenfalls s. c. appliziertem rIFN y (Bioferon, Laupheim)
änderte sich das klinische ebenfalls nur unwesentlich.
Wegen der Erfolglosigkeit wurden schließlich die
gigantischen kondylomatösen Tumoren am 18. 2. 87 mit der
Schere scharf abgetragen bzw. zusätzlich elektrochirurgisch
entfernt. Histologisch fanden sich auch in diesem Fall
ausschließlich Veränderungen, die für Condylomata acuminata
typisch sind. Nach einer viertägigen antiseptischen
Wundheilung mit Betaisodona-Salbe® erfolgte die topische
Therapie mit rIFNa2c Hydrogel ab dem 21. 12. 86 (fünfmalige
Applikation am Tag). Diese Behandlung wurde konsequent
fortgesetzt bis Ende März 1987. In dieser Zeit heilte die
Haut langsam, aber erstmals rezidivfrei ab. Am 13. 1. 88 wurde
die Patienten erneut untersucht. Hierbei wurde
weiterhin ein rezidivfreier guter Hautzustand ohne Hinweis
auf eine HPV Infektion festgestellt.
Claims (1)
- Verwendung eines interferonenthaltenden Gels zur vollstän digen und rezidivfreien Abheilung von vorher chirurgisch entfernten Haut- und Genitalwarzen und Präcanzerosen bzw. Schutz davor auch bei immungeschwächten Personen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19883803312 DE3803312A1 (de) | 1988-02-04 | 1988-02-04 | Verwendung eines interferonenthaltenden gels |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19883803312 DE3803312A1 (de) | 1988-02-04 | 1988-02-04 | Verwendung eines interferonenthaltenden gels |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3803312A1 true DE3803312A1 (de) | 1989-08-10 |
Family
ID=6346611
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19883803312 Withdrawn DE3803312A1 (de) | 1988-02-04 | 1988-02-04 | Verwendung eines interferonenthaltenden gels |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3803312A1 (de) |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3608608A1 (de) * | 1985-06-18 | 1986-12-18 | Bioferon biochemische Substanzen GmbH & Co, 7958 Laupheim | Verwendung von interferon-gamma (ifn-gamma) enthaltenden praeparationen zur systemischen behandlung von autoimmunerkrankungen, viruserkrankungen und malignen erkrankungen des menschen in niedriger dosierung |
DE3603444A1 (de) * | 1986-02-05 | 1987-08-06 | Thomae Gmbh Dr K | Pharmazeutische zubereitungsformen zur stabilisierung von interferon alpha |
EP0267684A2 (de) * | 1986-11-10 | 1988-05-18 | Viragen, Inc. | Zubereitung und Behandlung der Haut mit Human-Leukocyten-Interferon |
-
1988
- 1988-02-04 DE DE19883803312 patent/DE3803312A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (3)
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Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
J. F. von EICHBORN: Arzneim.-Forsch., Drug Res. 36 (I), Nr.2, 1986, S.279-282 * |
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