Hintergrund der Erfindung
1. Gebiet der Erfindung
Die Erfindung betrifft pharmakologisch aktive Mittel, die im Innern von
schützenden Proteinoid-Mikrokugeln eingekapselt sind.
Die Erfindung betrifft insbe
sondere oral verabreichte Mikrokugeln, welche pharmakologische Mittel
enthalten, die anderenfalls im Magendarmkanal deaktiviert würden.
2. Beschreibung des Standes der Technik
Die verfügbaren Arten der Zuführung von pharmazeutischen und therapeu
tischen Mitteln sind oftmals durch chemische oder physikalische Schran
ken oder durch beide, die durch den Körper auferlegt sind, stark be
grenzt. Beispielsweise würde die orale Zuführung von vielen derartigen
Mitteln die übliche Methode der Wahl sein, wenn nicht diesen Mit
teln auf diesem Weg zahlreiche Barrieren gegenüberstünden. Gastrointe
stinale Bedingungen von ungeeignetem pH, die Anwesenheit von wirksamen
Verdauungsenzymen, die Permeabilitätseigenschaften von gastrointesti
nalen Membranen und Geweben und andere Faktoren spielen alle wichtige
Rollen bei der Bestimmung der Durchführbarkeit der oralen Zuführung von
aktiven Mitteln zu ihren vorgesehenen Zielen. Unter den zahlreichen
pharmakologischen Mitteln, von denen bekannt ist, daß sie bei der ora
len Verabreichung nachteilig beeinflußt oder unwirksam gemacht werden,
sind die biologisch aktiven Polypeptide und Proteine, wie beispielswei
se Insulin. Diese Mittel werden im Magen durch Säurehydrolyse und in dem
Magen und dem unteren Magendarmkanal durch Enzyme rasch zerstört, die
fähig sind, Peptidbindungen zu spalten, und außerdem bewegen sie sich
unzureichend, falls überhaupt, durch die Gastrointestinalwand.
Erhebliche Anstrengungen haben sich auf die Modifizierung oder Isola
tion der schädlichen Bedingungen innerhalb des Magendarmkanals konzen
triert, derart, daß ein pharmakologisches Mittel, welches sonst labil
sein würde, durch die Magen- oder die Darmwand intakt und in pharmako
logisch aktiver Form absorbiert werden könnte. Die Forschung auf diesem
Gebiet hat sich hauptsächlich in drei Richtungen erstreckt. Die gemein
same Verabreichung von Adjuvantien, wie beispielsweise die Resorcinole
und die nichtionischen Surfactants Polyoxyethylenoleylether und n-Hexa
decylpolyethylenether; die gemeinsame Verabreichung von enzymatischen
Inhibitoren, wie pankreatischer Trypsin-Inhibitor, Diisopropylfluoro
phosphat (DFP) und Trasylol; und die Verwendung von Liposomen, wie bei
spielsweise Wasser-in-Öl-in-Wasser-Emulsionen, welche eine Schutzschicht
von Lipid um das inkorporierte pharmakologische Mittel schaffen und
bis auf den heutigen Tag die erfolgreichste Lösung darstellen. Beispiels
weise ist die Verwendung von Heparin enthaltenden Liposomen in dem
US Patent 4 239 754 beschrieben, und mehrere Studien sind auf die Verwen
dung von Insulin enthaltenden Liposomen gerichtet; z. B. Patel et al.,
FEBS Letters. 62, 60 (1976) und Hashimoto et al., Endocrinol. Japan 26,
337 (1979). Trotz dieser Darlegungen von beschränkter Durchführbarkeit
ist die Verwendung von Liposomen noch in der Entwicklungsstufe, und es
gibt fortbestehende Probleme, zu denen schlechte Stabilität
und unzulängliche Lagerzeit gehören.
Demzufolge bleibt ein Bedarf an verbesserten Mitteln für das Ziel der
Freisetzung von aktiven pharmakologischen Mitteln in dem Körper, und
insbesondere für zufriedenstellendere Mittel für orale Verabreichung
von pharmakologischen Mitteln, die gegenüber den Bedingungen im Magen
darmkanal labil sind.
Zusammenfassung der Erfindung
Es ist eine Aufgabe dieser Erfindung, verbesserte Mittel zur Freiset
zung eines pharmakologischen Mittels in physiologisch aktiver Form bei
einem ins Auge gefaßten Körperorgan oder -fluid zu schaffen.
Es ist eine weitere Aufgabe dieser Erfindung, ein verbessertes Zufüh
rungssystem für die enterische Verabreichung von pharmakologischen Mit
teln zu schaffen, welche, selbst langsam oder überhaupt nicht durch
die Gastrointestinalwand hindurchgehen und/oder empfindlich gegenüber
chemischer Spaltung durch Säure und Enzyme in dem Magendarmkanal sind.
Es ist eine spezifische Aufgabe, derartige Zuführungssysteme zu schaf
fen, in welchen das aktive pharmakologische Mittel innerhalb eines
schützenden Materials eingekapselt ist, welches selbst pharmakologisch
unbedenklich ist, welches die physiologischen und biologischen Eigen
schaften des aktiven Mittels nicht ändert, welches das aktive Mittel vor
den schädlichen Bedingungen innerhalb des Magendarmkanals schützt und
welches verschwindet oder das aktive Mittel in dem Blutstrom oder in ei
nem anderen Ziel freisetzt. Es ist eine weitere spezifische Aufgabe die
ser Erfindung, eine solche Kombination von aktivem Mittel und Schutz
material zu schaffen, welche ausreichend lipophil und von kleiner Teil
chengröße ist, um rasch durch die gastrointestinale Mukosa hindurchzu
gehen, und die einfach in großen Mengen herzustellen ist.
Weitere Aufgaben dieser Erfindung bestehen darin, Verfahren zur Herstel
lung derartiger Zuführungssysteme und der Verabreichung derselben an
Tiere zu schaffen. Es ist eine spezifische Aufgabe, wirksame Mittel für
die orale Zuführung von Insulin an diabetische Säugetiere zu schaffen.
Es wurde gefunden, daß diese Aufgaben und andere Vorteile, die sich aus
dieser Beschreibung ergeben, durch die nachfolgend beschriebene Erfin
dung gelöst und erhalten werden.
Ganz allgemein gesagt ist ein Gegenstand dieser Erfindung ein Zuführungs
system für ein aktives pharmakologisches Mittel, bei dem das Mittel
in Proteinoid-Mikrokugeln eingeschlossen oder verkapselt ist.
Ein zweiter allgemeiner Gegenstand dieser Erfindung ist ein Verfahren
zum Verkapseln eines aktiven pharmakologischen Mittels, welches das Mi
schen des aktiven Mittels mit einer pharmazeutisch verträglichen Flüs
sigkeit und das In-Kontakt-bringen der Mischung mit einem Proteinoid,
das mit der Mischung unter Bildung von hohlen Mikrokugeln in Wechselwir
kung tritt, umfaßt.
Ein dritter allgemeiner Gegenstand dieser Erfindung ist ein Verfahren
mit dem Ziel, ein pharmakologisch aktives Mittel in einem Tier freizu
setzen, welches das Verabreichen einer wirksamen Menge des
in Proteinoid-Mikrokugeln eingekapselten aktiven Mittels an das Tier
umfaßt, wobei die Mikrokugeln gegenüber den während der Wanderung vom
Punkt der Einführung in das Tier bis zu einer ins Auge gefaßten Freiset
zungszone angetroffenen Bedingungen stabil und in dieser Zone
unstabil sind.
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
Proteinoide, welche die schützenden Kapseln dieser Erfindung bilden,
wurden als künstliche Polypeptide beschrieben, da sie künstliche Konden
sationspolymere sind, hergestellt durch willkürlichen oder gerichteten
Aufbau von natürlichen oder synthetischen Aminosäuren und/oder kleinen
Peptidketten. Im Anschluß an die Entdeckung in den späten Fünfzigerjah
ren, daß lineare Kondensationspolymere von gemischten natürlichen Ami
nosäuren in Wechselwirkung mit Wasser unter Bildung von hohlen Mikroku
geln treten können, waren Proteinoide der Gegenstand von ausgedehnten
Forschungen über die Entstehung des Lebens. Ein ausgezeichneter Über
blick über diese Forschungen, zusammen mit ausführlichen Bibliographien,
ist bei Fox, S. W. und Dose, K., Molecular Evolution and the Origin of
Life, Marcel Dekker, Inc., New York (1977) zu finden, welche Offenba
rung ausdrücklich als Referenz in die vorliegende Patentschrift aufge
nommen ist.
Als Ergebnis dieser und anderer Untersuchungen haben sich sehr viele Er
kenntnisse betreffend die Herstellung und Eigenschaften von Proteino
iden und Proteinoid-Mikrokugeln angesammelt. Beispielsweise ist es be
kannt, daß Proteinoide, die sich von natürlichen α-Aminosäuren (denjeni
gen, die in Tieren oder pflanzlichem Protein gefunden werden) ableiten,
und auch diejenigen, die andere natürlich vorkommende Materialien inkor
poriert enthalten (wie beispielsweise Polynucleotide, Phosphorsäure,
Eisen und Calcium), nichttoxisch sind. Es wurde auch gefunden, daß der
Einschluß eines stöchiometrischen Überschusses von saurer di- oder po
lycarboxylischer Aminosäure in das Polymere zu einem sauren Proteinoid
führt, welches in einer sauren Umgebung unlöslich und in einer basischen
Umgebung löslich ist, während der Einschluß eines Überschusses von ba
sischem Diamino- oder Polyaminomonomeren zu einem basischen Proteinoid
führt, das in einem sauren Medium löslich und bei hohem pH unlöslich
ist. Diese Löslichkeitseigenschaften können sehr fein abgestimmt sein.
In ähnlicher Weise kann die Größe der Mikrokugeln, die durch In-Kon
takt-bringen von Proteinoiden mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit
gebildet werden, innerhalb eines Bereiches von weniger als etwa einem
halben Mikrometer bis etwa zehn Mikrometer oder darüber durch Manipulieren ei
ner Vielzahl von physikalischen oder chemischen Parametern, wie bei
spielsweise des pH-Wertes, der Osmolarität oder des Salzgehaltes der
Flüssigkeit, gesteuert werden. Es wurde auch beobachtet, daß die Protei
noide gegenüber einer Spaltung durch Verdauungsenzyme weit mehr bestän
dig sind als Proteine.
Die vorliegende Erfindung baut auf der Entdeckung auf, daß ein pharma
kologisch aktives Mittel innerhalb von Proteinoid-Mikrokugeln verkap
selt werden kann, indem man einfach ein derartiges Mittel in einer phar
mazeutisch verträglichen Flüssigkeit, wie beispielsweise Wasser oder
Dimethylsulfoxid, das mit dem Proteinoid unter Bildung von Mikrokugeln
reagiert, auflöst oder suspendiert.
Es wurde auch festgestellt, daß eine derartige Verkapselung die pharma
kologischen Eigenschaften des aktiven Mittels nicht ändert und daß ak
tives Mittel enthaltende Mikrokugeln mit Durchmessern von weniger als
etwa 10 µm ausreichend klein sind, um leicht durch die gastrointe
stinale Mukosa hindurchzugehen und in den Blutstrom einzutreten. Der be
vorzugte Bereich für rasche Diffusion liegt von etwa 0,5 bis etwa 5,0 µm, da kleinere Größen eine etwas geringere Stabilität aufweisen
und relativ wenig aktives Mittel inkorporieren und größere Größen weni
ger leicht diffundieren. Teilchen von etwa 5,0 bis etwa 10 µm sind
jedoch in Mischung mit denjenigen des bevorzugten Bereichs brauchbar, da
ihre langsamere Diffusion zu einer verlängerten Freisetzung des aktiven
Mittels führt.
Durch Maßschneidern der Löslichkeitseigenschaften eines
sauren Proteinoids und der Teilchengröße der Mikrokugeln durch bekann
te Maßnahmen wurde gefunden, daß es möglich ist, aktives Mittel enthal
tende Mikrokugeln herzustellen, die im Mund (normaler pH-Wert von
etwa 4 bis etwa 6,8) stabil sind, die rasch durch die Mukosa des Munds
in den Blutstrom übergehen, und die das aktive Mittel im Blut
(normaler pH von etwa 7,35 bis etwa 7,45) freisetzen. Derartige Systeme
sind für sublinguale Verabreichung von pharmakologischen Mitteln, wie
beispielsweise menschliches oder Rinderwachstumshormon, Interferon oder
Interleukin-II, geeignet.
In ähnlicher Weise ist es möglich, leicht diffundierfähige Mikrokugeln
aus sauren Proteinoiden herzustellen, die in dem stark sauren Magen
(normaler pH von etwa 2 bis etwa 6) stabil sind, die sich jedoch in dem
nahezu neutralen Blut auflösen. Derartige Systeme sind für orale Verab
reichung von Peptidhormonen, wie beispielsweise Insulin oder Heparin,
geeignet, die sonst rasch in dem Magen zerstört würden. Sie sind auch
für den Schutz des Magens vor gastrischen Irritantia, wie beispielswei
se Aspirin, geeignet. Wenn derartige Aspirin enthaltende Mikrokugeln
oral verabreicht werden, gehen sie durch die Magenwand hindurch und set
zen das Aspirin im Blutstrom frei, weit rascher als herkömmlich ente
risch überzogenes Aspirin, welches zuerst den Magen durchwandern und erst
dann in den Blutstrom durch die Darmwand eintreten muß, nachdem
sich die enterische Beschichtung aufgelöst hat.
Es ist auch möglich, Systeme aus basischen Proteinioden herzustellen,
die in dem schwach basischen unterem Verdauungstrakt (normaler pH von
etwa 8) stabil sind, welche jedoch aktives Mittel in das Blut freiset
zen. Derartige Systeme sind für die Verabreichung von pharmakologischen
Mitteln, wie beispielsweise Calciumregulatoren und Redox-Carrier-Syste
me für Dopanin oder γ-Aminobuttersäure, geeignet.
Außer diesen enterisch verabreichten Zuführungssystemen ist es auch mög
lich, ein nahezu neutrales Proteinoid-Mikrokugel-System herzustellen,
welches in dem Blutstrom stabil ist, welches jedoch seinen Gehalt an
pharmakologischem Mittel als Antwort auf die Zielorgan-Umgebung, wie
beispielsweise einen höheren oder niedrigeren pH oder die Anwesenheit
eines spezifischen Enzyms, freisetzt. Derartige nahezu neutrale Systeme
müssen intravenös eingeführt werden, es sei denn, daß die Mikrokugeln
ausreichend klein sind, um innerhalb von größeren Proteinoid-Mikroku
geln eingekapselt zu werden, die fähig sind, durch die gastrointestina
le Mukosa zu diffundieren, und stabil sind, bis sie den Blut
strom erreichen.
Obwohl ein beliebiges pharmakologisches Mittel innerhalb der Proteinoid-
Mikrokugeln eingekapselt sein kann, ist es offensichtlich von besonde
rem Wert für den Schutz von derartigen Mitteln, die sonst durch die in
dem Tierkörper angetroffenen Bedingungen vor dem Erreichen ihrer Ziel
zone zerstört oder weniger wirksam gemacht würden.
Das nachfolgende Beispiel 1 erläutert die Herstellung eines sauren ther
mischen Proteinoids, das mit einer wässerigen Lösung eines pharmakolo
gisch aktiven Mittels zur Einkapselung und zum Schutz des Mittels inner
halb von hohlen Mikrokugeln in Wechselwirkung tritt. Diese Mikrokugeln
weisen in Gegenwart der Verdauungsenzyme und der Magensäure Stabilität auf
und gehen, da sie einen Durchmesser von überwiegend weniger als 5,0 µm
haben, leicht durch die Magenwand in den schwach basischen Blutstrom
über, wo sie sich auflösen und das pharmakologische Mittel freisetzen.
Beispiel 1a
Eine gerührte Mischung von 52,3 g Asparaginsäure (0,4 mol), 42 g Argi
nin-Hydrochlorid (0,2 mol), 26 g Isoleucin (0,2 mol) und 50 ml Glycerin
wird unter Stickstoff unter Gasentwicklung auf 160°C erhitzt. Die Tempe
ratur wird dann 23 h lang bei 155°C gehalten, wonach die Mischung
auf Raumtemperatur abgekühlt, mit 200 ml 10gewichtsprozentigem wässeri
gen Natriumbicarbonat extrahiert und der Extrakt durch eine Kollodium
membran gegen destilliertes Wasser 26 h lang dialysiert wird, wo
bei man das Wasser alle sechs Stunden wechselt. Der Inhalt der Dialyse
röhren wird dann bei 50°C unter Vakuum bis zur Trockene eingedampft und lie
fert ein glasartiges, festes, saures Proteinoid-Material, das zu einem fei
nen Pulver gemahlen wird.
Beispiel 1b
35 mg dieses gepulverten Proteinoids werden zu einer Mischung von 50 mg
Schweineinsulin-Kristallen in 2 ml destilliertem Wasser zugegeben und die
Mischung wird bei Raumtemperatur stehengelassen, bis sich Mikrokugeln
gebildet haben. Die Insulin enthaltenden Mikrokugeln werden durch Fil
tration abgetrennt, mit wässeriger Essigsäure mit einem pH von 5,4 ge
waschen und anschließend in 2 ml wässeriger Essigsäure vom pH 5,4 er
neut suspendiert. Die mikroskopische Prüfung dieser Suspension zeigte
stabile Mikrokugeln an, deren Durchmesser überwiegend zwischen 0,1 und
5,0 µm lag. Wenn man einen Teil der Suspension mit konzentriertem
Ammoniumhydroxid auf einen pH-Wert von 7,4 neutralisiert, ist die Auf
lösung der Mikrokapseln sogleich ersichtlich.
Beispiel 1c
An jede von drei erwachsenen weißen Ratten mit normalen Blutglucose-
Spiegeln wurde eine Dosis von 0,35 ml der Insulin enthaltenden Mikroku
gel-Suspension von Beispiel 2b durch eine Injektionsspritze, eingeführt
durch den Mund in den Magen, verabreicht. Nach der Dosierung zeigte
jedes dieser Tiere eine signifikante Verringerung der Blutglucose, ge
messen in Blutproben, die aus dem Schwanz entnommen wurden.
Obwohl für eine Verkapselung pharmakologischer Mittel geeignete hohle
Mikrokugeln aus Proteinoiden hergestellt sein können, die sich von ei
ner einzigen sauren oder basischen Aminosäure und von nur einer einzi
gen anderen Aminosäure ableiten, liefert eine größere Mannigfaltigkeit
von Aminosäure-Komponenten oftmals höhere Ausbeuten an Mikrokugeln von
gleichmäßiger Größe innerhalb des gewünschten Durchmesserbereichs von
0,5 bis 5,0 µm. Beispiel 2 erläutert die Wirksamkeit der oralen Ver
abreichung von Insulin, das innerhalb eines Proteinoids eingekapselt
ist, das sich von 18 verschiedenen Aminosäuren ableitet, bei der Aus
bildung eines hypoglykämischen Effekts bei Säugetieren.
Beispiel 2a
Eine 250 ml-Saugflasche enthaltend 10 g wasserfreie dl-Glutaminsäure
und 10 g wasserfreie dl-Asparaginsäure unter Stickstoff, wird in einem
Ölbad auf angenähert 200°C erhitzt, bis der Inhalt geschmolzen ist. Zu
diesem werden 5 g einer wasserfreien äquimolaren Mischung der sechzehn
neutralen und basischen Aminosäuren, die in tierischem Protein gefunden
werden, zugegeben; d. h., Alanin, Arginin, Asparagin, Cystein, Glycin,
Histadin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Prolin, Serin, Threo
nin, Tyrosin, Tryptophan und Valin. Die erhaltene Mischung wird mit ei
nem Glasstab gerührt und unter Stickstoff drei Stunden lang bei 200°C
gehalten. Nach dem Abkühlen wird das bernsteinfarbene Produkt mit einer
gesättigten wässerigen Lösung von Natriumbicarbonat extrahiert und die
erhaltene Lösung durch eine Kollodiummembran gegen destilliertes Wasser
bei Raumtemperatur 24 h lang dialysiert, wobei das Wasser alle 6 h
gewechselt wird. Der Inhalt der Dialyseröhren wird dann auf ei
nen pH-Wert von 5,4 mit konzentrierter Essigsäure angesäuert und zentri
fugiert. Nach dem Weggießen der obenstehenden Flüssigkeit werden die un
löslichen Feststoffe mit wässeriger Essigsäure vom pH 5,4 gewaschen und
erneut zentrifugiert. Dieses Waschwasser wird ebenfalls weggegossen und
das feste Proteinoid-Produkt über Nacht über Silicagel getrocknet und
anschließend mit Reibschale und Pistill zu einem feinen Pulver gemahlen.
Beispiel 2b
Eine Mischung von 50 mg Schweineinsulin-Kristallen in 2 ml destillier
tem Wasser wird zu 35 mg des trockenen pulverisierten Proteinoids von
Beispiel 2a gegeben und die Mischung bei Raumtemperatur stehengelassen,
bis sich Mikrokugeln gebildet haben. Die Mischung wird dann 15 min
lang zentrifugiert. Nach dem Weggießen der obenstehenden Flüssigkeit
wurden die zurückbleibenden Mikrokugeln einmal mit wässeriger Essig
säure vom pH 5,4 bei Raumtemperatur gewaschen und weitere 15 min
lang zentrifugiert. Die obenstehende Flüssigkeit wurde wiederum weggegos
sen und die Insulin enthaltenden Proteinoid-Mikrokapseln in 2 ml wässeri
ger Essigsäure vom pH 5,4 resuspendiert. Die mikroskopische Prüfung der
Suspension zeigte, daß die Mikrokugeln einen Durchmesser von überwie
gend zwischen 0,5 und 5,0 µm hatten.
Beispiel 2c
Zwölf männliche weiße Ratten, von denen jede angenähert 500 g wog und ei
nen normalen Blutglucose-Spiegel aufwies, wurden aufs Geratewohl in vier
Gruppen zu drei Individuen zum Beweis der physiologischen Wirksamkeit
der oralen Verabreichung einer wässerigen Suspension von Insulin enthal
tenden Proteinoid-Mikrokugeln hergestellt gemäß dem Verfahren des obi
gen Beispiels 2b, eingeteilt. Jeder Ratte in der Gruppe Eins wurden zwi
schen 0,35 und 0,5 ml dieser wässerigen Suspension von Mikrokugeln
durch Sonde in den Magen verabreicht. Den Ratten der Gruppe Zwei wurden
in ähnlicher Weise zwischen 1,5 und 1,7 ml der Suspension verabreicht.
Die Ratten der Gruppe Drei erhielten 1,0 ml destilliertes Wasser in ähn
licher Weise verabreicht. Die Ratten der Gruppe Vier erhielten in ähn
licher Weise 25,0 mg Schweineinsulin in 1,0 ml destilliertem Wasser. Sowohl
vor als auch während des Versuchs hatten alle Tiere freien Zugang zu
Wasser und ihrem normalen Futter. Die Blutglucose-Spiegel wurden an Pro
ben gemessen, die in einzeln angegebenen Intervallen nach der Behandlung
aus dem Schwanz entnommen wurden, und die Gruppendurchschnitte sind in
der Tabelle 1 als Milligramm Glucose pro Deziliter Blut (mg/dl) ange
geben.
Durchschnittliche Blut-Glucose (mg/dl)
Es ist aus den Ergebnissen in der Tabelle 1 klar, daß Insulin in einer
physiologisch bedeutungsvollen und aktiven Weise über den oralen Weg mit
sauren Proteinoid-Mikrokugeln zugeführt wird. Bei allen Tieren, die
Insulin enthaltende Mikrokapseln erhalten, kehrt der Blutglucose-Spie
gel auf den Spiegel vor der Verabreichung zurück, ohne irgendeinen be
obachteten nachteiligen Effekt. Es sei darauf hingewiesen, daß die Ver
abreichung von größeren Dosen von Insulin enthaltenden Mikrokugeln an
die Tiere von Gruppe Zwei eher die Dauer der Einwirkung als die Größe des
Effekts zu erhöhen scheint. Es sei auch vermerkt, daß die orale Verab
reichung von weit größeren Dosierungen pro Körpergewichtseinheit von un
geschütztem Schweine- oder Rinderinsulin an Laboratoriumstiere und Men
schen keine nachweisbare Reduktion der Blutglucose-Spiegel bewirkt.
Ähnlich wirksame Insulin enthaltende Proteinoid-Mikrokugeln können
durch In-Kontakt-bringen eines trockenen pulverisierten sauren Proteino
ids, wie beispielsweise diejenigen der Beispiele 1a oder 2a, mit in ei
ner großen Vielzahl von pharmazeutisch verträglichen Flüssigkeiten, ein
schließend wässerige Lösungen von Ethanol, Isopropanol, Terpenol, Dime
thylsulfoxid, Stärke, Tweens 80 und Cyclodextran, suspendiertem oder ge
löstem Insulin, hergestellt werden.
Das Beispiel 3 erläutert eine speziell bevorzugte Methode der Herstel
lung von Insulin enthaltenden Proteinoid-Mikrokugeln, welche in zuver
lässiger Weise hohe Ausbeuten an Mikrokugeln liefert, die innerhalb
des gewünschten Durchmesserbereichs von 0,5 bis 5,0 µm liegen und
die bei dem pH-Wert des als Ziel ins Auge gefaßten Bluts leicht löslich
sind.
Beispiel 3a
Ein 2 Gewichtsteile wasserfreie l-Glutaminsäure enthaltender Kolben wur
de in einem Ölbad unter einem Stickstoffstrom bei angenähert 175°C er
hitzt, bis der Inhalt geschmolzen war. Dazu wurden 2 Gewichtsteile was
serfreie l-Asparaginsäure und 1 Gewichtsteil einer wasserfreien äquimo
laren Mischung der sechzehn neutralen und basischen Aminosäuren, die in
tierischem Protein gefunden werden, zugegeben. Die erhaltene Mischung
wird mit einem Glasstab gerührt und 3 h lang bei 175°C unter
Stickstoff gehalten. Nach dem Abkühlen wurde das dunkelbernsteinfarbene
Produkt mit gesättigtem wässerigen Natriumbicarbonat extrahiert und der
Extrakt durch eine Kollodiummembran gegen destilliertes Wasser bei Raum
temperatur 24 h lang dialysiert, wobei das Wasser alle vier Stun
den gewechselt wurde. Der gesamte Inhalt der Dialyseröhren wurde dann
unter Vakuum bei 65° getrocknet und die zurückbleibenden Feststoffe zu
einem feinen Pulver gemahlen.
Beispiel 3b
Eine wässerige Lösung von Proteinoid wird durch Mischen von 35 mg des
Pulvers von Beispiel 3a pro ml Wasser, Einstellen des pH-Wertes auf 7,4
mit konzentriertem wässerigen Natriumbicarbonat und Entfernen irgend
welcher unlöslicher Materialien durch Filtration hergestellt. Ein Vo
lumteil dieser von Feststoffen freien Lösung von Proteinoid wird dann
rasch in ein gleiches Volumen einer frisch hergestellten 25 mg/ml-Lösung
von Schweineinsulin in wässeriger Essigsäure vom pH 2,25 injiziert. Die
Mischung, welche einen pH von angenähert 3,5 hat, wird in einem Eisbad
15 min lang gerührt und zur Abtrennung der Insulin enthaltenden Mi
krokugeln von dem Filtrat abfiltriert, welches weggegossen wird. Nach
zweimaligem Waschen mit wässeriger Essigsäure vom pH 3,5 werden die
Mikrokugeln in 10 Volumenteilen wässeriger Essigsäure vom pH 3,5 resus
pendiert. Die mikroskopische Prüfung eines Teils dieser Suspension zeig
te eine hohe Ausbeute an Mikrokugeln an, die einen Durchmesser von
überwiegend zwischen 0,5 und 5,0 µm aufwiesen und sich rasch auflö
sten, als die Suspension durch Zugabe von konzentriertem wässerigen
Natriumbicarbonat auf einen pH-Wert von 7,4 neutralisiert wurde.
In dem folgenden Beispiel 4 werden die Dosierungen der Insulin enthal
tenden Mikrokugel-Suspension von Beispiel 3b als "mit Insulin gefüll
te Mikrokugeln" bezeichnet. Mikrokugeln, welche kein eingekapseltes
Insulin enthalten, werden durch Wiederholen des Verfahrens von Beispiel
3b hergestellt, mit der Ausnahme, daß das Insulin während der Bildung der
Mikrokugeln weggelassen wird und die Mikrokugeln in einer 2,5 mg/ml-
Lösung von Schweineinsulin in destilliertem Wasser statt in verdünn
ter Essigsäure suspendiert werden. Dosen der sich ergebenden Suspen
sion, welche innerhalb der Mikrokugeln kein Insulin enthalten, werden
als "Mikrokugeln mit außerhalb befindlichem Insulin" bezeichnet. Dosie
rungen der 2,5 mg/ml-Lösung von Schweineinsulin allein werden als "Roh
insulin" bezeichnet.
Beispiel 4
Zwölf männliche weiße Ratten, von denen jede angenähert 500 g wog und ei
nen normalen Blutglucose-Spiegel aufwies, wurden willkürlich auf zwei
Gruppen von drei Tieren und eine dritte Gruppe von sechs Tieren verteilt.
Den drei Tieren der Gruppe A wurden die mit Insulin gefüllten Mikroku
geln mittels Sonde verabreicht, und an die drei Tiere der Gruppe B wur
den in ähnlicher Weise die Mikrokugeln mit außerhalb befindlichem In
sulin verabreicht. Die sechs Tiere der Gruppe C erhielten in ähnlicher
Weise das Rohinsulin. Alle Dosierungen betrugen 1 ml/500 g Körpergewicht
und alle Tiere wurden unmittelbar vor der Dosierung und in Intervallen
danach auf Blutglucose untersucht. Der durchschnittliche Blutglucose-
Spiegel der Tiere in jeder Gruppe wird in der Tabelle 2 gezeigt.
Blut-Glucose (mg/dl) in Ratten
Diese Versuche zeigen keine signifikante Wirkung auf die Blutglucose-
Spiegel von entweder dem Rohinsulin oder den Mikrokugeln mit außerhalb
befindlichem Insulin. Im Gegensatz hierzu liefern die mit Insulin ge
füllten Mikrokugeln eine Spitzenreduktion von angenähert 50% und eine
lang andauernde Wirkung. Dies beweist, daß die sauren Proteinoid-Mikro
kugeln keine Einwirkung auf die Blutglucose-Spiegel haben und daß sie
lediglich das eingekapselte Insulin von der feindlichen Umgebung des Ma
gens schützen, und es dadurch ermöglichen, daß eingekapseltes Insulin
in den Blutstrom in physiologisch aktiver Form eintritt.
Beispiel 5a
Diabetes mellitus wurde bei Ratten mit einem Gewicht von angenähert 300 g
induziert, indem man jeder Ratte eine intravenöse Injektion von Strepto
zotocin von 75 mg/kg Körpergewicht verabreichte. Zehn Ratten wurden für
dieses Experiment ausgewählt, bei denen beobachtet worden war, daß sie
durchwegs hohe Blutglucose-Spiegel, Polyurie und Polydipsie aufwiesen
und die bei subkutanen Injektionen von Schweineinsulin gehalten werden
mußten.
Beispiel 5b
An drei der diabetischen Ratten wurden durch Sonde angenähert 1 ml der
wässerigen Suspension von Schweineinsulin enthaltenden sauren Proteino
id-Mikrokugeln von Beispiel 3b verabreicht. Eine vierte diabetische
Ratte hatte 3 ml der Suspension in 50 ml Leitungswasser, das in sein
Wassergefäß plaziert wurde, und diese Ratte verabreichte sich ihre Do
sis selbst. Allen Ratten war 12 h vor der Dosierung die Nahrung
entzogen worden. Bei allen Tieren liefert die orale Verabreichung des
mikroverkapselten Insulins eine signifikante und verlängerte Reduktion
der Blutglucose-Spiegel.
Beispiel 5c
Die restlichen sechs diabetischen Ratten wurden willkürlich auf drei
Gruppen zu zwei Tieren eingeteilt. Den Tieren der ersten Gruppe wurde
mittels Sonde 1 ml der wässerigen Suspension von Schweineinsulin enthal
tenden sauren Proteinoid-Mikrokugeln von Beispiel 3b verabreicht. Die
Tiere der zweiten und dritten Gruppe erhielten subkutane Injektionen von
0,25 mg (6,5 I. U.) beziehungsweise 0,125 mg (3,25 I. U.) Schweineinsu
lin. Blutglucose-Messungen wurden bei allen Tieren unmittelbar vor der
Dosierung und in Intervallen danach durchgeführt. Die Tiergruppen wur
den zweimal in einwöchigen Intervallen vertauscht, so daß alle Tiere je
de der Insulin-Behandlungen erhielten. Die durchschnittliche prozentu
ale Abnahme von den Basislinie-Blutglucose-Spiegeln für jede Behandlung
wird in der Tabelle 3 gezeigt.
% Abnahme ab der Blut-Glucose-Basislinie in Ratten
Diese Ergebnisse zeigen, daß der Spitzeneffekt der oral verabreichten
Dosis von mit Insulin gefüllten Mikrokugeln an diabetische Ratten einer
subkutanen Injektion von 0,125 mg Insulin vergleichbar ist und daß die
Dauer des Effekts signifikant länger ist als diejenige, die entweder
durch eine subkutane Injektion von 0,125 mg oder von 0,25 mg geliefert
wird.
Beispiel 6
Ein ml der wässerigen Suspension von Schweineinsulin enthaltenden sau
ren Proteinoid-Mikrokugeln von Beispiel 3b wird durch Sonde in den Ma
gen an jedes von drei erwachsenen Meerschweinchen mit einem Gewicht von
angenähert 800 g verabreicht. Blutproben wurden unmittelbar vor und in
Intervallen nach der Verabreichung der Dosis entnommen.
Die Blutproben vom Meerschweinchen # 1 wurden auf Blutglucose untersucht,
welche von einem Vordosis-Spiegel von 160 mg/dl auf 42 mg/dl in einer
halben Stunde und auf 25 mg/dl in 1,5 h abfiel, wo sie für weitere
1,5 Stunden blieb, bei welchem Zeitpunkt Symptome von Insulinschock be
obachtet wurden und das Tier durch oral verabreichte Glucose wiederbe
lebt wurde.
Die Blutproben von den Meerschweinchen # 2 und # 3 wurden auf Schweine
insulin mit Radioimmunoassay-Reagentiensätzen, die von Cambridge Medical
Diagnostics auf den Markt gebracht werden, getestet. Diese Methode, wel
che zwischen Schweine- und Meerschweinchen-Insulin unterscheidet, zeigt,
daß der Vordosierungs-Spiegel von Schweineinsulin in dem Blut von bei
den Meerschweinchen # 2 und # 3 Null ist. Beim Meerschweinchen # 2 zeigt
die Konzentration bei 250 µg/ml eine und eine halbe Stun
de nach der oralen Verabreichung der Mikrokugeln ein Maximum, und beim
Meerschweinchen # 3 wird ein Maximum von 240 µg/ml in
vier Stunden erreicht.
Diese Versuche zeigen, daß das oral verabreichte Schweineinsulin eine
kräftige hypoglykämische Wirkung bei einem Meerschweinchen hat, daß es
tatsächlich in den Blutstrom eintritt und daß seine Verabreichung nicht
nur die Meerschweinchen-Insulinproduktion durch das Tier stimuliert.
Beispiel 7a
Das Verfahren von Beispiel 3b wird wiederholt, mit der Ausnahme, daß
die mit Insulin gefüllten Mikrokugeln in wässeriger Essigsäure suspen
diert wurden, die einen pH-Wert von 2,25 anstelle von 3,5 aufwies. Eine
verschlossene Phiole dieser Suspension wurde 23 Tage lang bei Raumtempe
ratur gelagert.
Beispiel 7b
Die Aktivität des so gealterten verkapselten Insulins wurde durch Ver
abreichung der Suspension durch Sonde in die Mägen von erwachsenen Rat
ten getestet, denen acht Stunden lang das Futter entzogen worden war
und anschließend die Blutglucose-Spiegel in Intervallen nach der Dosie
rung gemessen. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 4 niedergelegt.
Normalerweise kann erwartet werden, daß Insulin in Lösung innerhalb we
niger Tage abbaut, auch wenn es gekühlt wird. Die Größe der Blutzucker-
Reduktion bei allen diesen Ratten und die verlängerte Wirkung, gezeigt
bei den Ratten # 40 und 42, weist darauf hin, daß die Insulinlösung-Sta
bilität durch Verkapselung innerhalb von sauren Proteinoid-Mikrokugeln
verbessert wird.
Beispiel 7c
Die gealterte Suspension von verkapseltem Insulin wird zu Humanserum
zugefügt und die Anzahl der Mikrokugeln unmittelbar nach dem Mischen
und in Intervallen danach unter Verwendung einer Standardlaboratorium-
Hämozytometer-Zähltechnik gezählt. Die Tabelle 5 zeigt die Zahl der be
obachtbaren Mikrokugeln als eine Funktion der Zeit.
Auflösung von Mikrokugeln in Humanserum
Diese Daten zeigen, daß Insulin enthaltende saure Proteinoid-Mikroku
geln, die nach 23tägiger Einwirkung bei Raumtemperatur von wässeriger
Essigsäure vom pH 2,25 intakt geblieben waren, sich noch rasch in nahe
zu neutralem Humanserum auflösen.
Beispiel 8a
Eine wässerige Lösung von Heparin, enthaltend 250 mg/ml Heparin, wird
durch Zugabe von konzentrierter Essigsäure auf einen pH von 4,5 einge
stellt. Hierzu werden 35 mg/ml des trockenen pulverisierten sauren Pro
teinoids von Beispiel 3a zugegeben und die Mischung bei Raumtemperatur
stehengelassen, bis sich Mikrokugeln gebildet haben. Ein Volumteil der
Mischung wird dann zentrifugiert und nach dem Weggießen der obenstehen
den Flüssigkeit die Heparin enthaltenden Mikrokugeln mit wässeriger
Essigsäure vom pH 4,5 gewaschen, filtriert und resuspendiert in wässe
riger Essigsäure vom pH-Wert 4,5, wobei die Suspension auf ein Volum
teil aufgefüllt wurde. Die mikroskopische Prüfung zeigt, daß die Mikro
kugeln überwiegend innerhalb des Bereiches von etwa 0,1 bis etwa 5 µm
im Durchmesser liegen, mit der Hauptmenge zwischen 1 und 2 µm.
Beispiel 8b
Sieben männlichen weißen Ratten, von denen jede angenähert 600 g wog,
wurde die Nahrung für 12 Stunden vor dem Beginn des Versuchs entzogen.
Die Ratte # 1 erhielt keine Behandlung. Die Ratte # 2 erhielt eine in
travenöse Injektion von 250 mg Heparin in einem ml destilliertem Wasser.
Jede der Ratten der # 3 bis 7 erhielt 1 ml der wässerigen Suspension von
Heparin enthaltenden Mikrokugeln des Beispiels 8a durch Sonde direkt
in den Magen eingeführt. Die Wirkung des Heparins wird unter Verwendung
des Aktivierte Partielle Thromboplastin-Zeit-Tests (APTT) bestimmt. Die
ser Test mißt die zur Ausbildung eines Fibringerinnsels aus einer aus der
Schwanzvene entnommenen Serumprobe notwendige Zeit. Die Ergebnisse für
jede Ratte bei verschiedenen Zeiten nach der Dosierung sind in der Ta
belle 6 wiedergegeben.
Zeit zur Koagulation im APTT-Test (Sekunden)
Bei allen Tieren, welche Heparin enthaltende Mikrokugeln erhielten, er
höht sich die Koagulationszeit bis zu einem Grad, der demjenigen ver
gleichbar ist, der einer intravenösen Injektion von Heparin folgt. Es
ist aus diesen Ergebnissen klar, daß Heparin in dem Blutstrom in einer
physiologisch bedeutungsvollen und aktiven Weise geliefert wird, wenn
es in saure Proteinoid-Mikrokugeln verkapselt und oral verabreicht
wird. Es sei darauf hingewiesen, daß die orale Verabreichung von weit
größeren Dosen pro Körpergewichtseinheit von ungeschütztem Heparin an
Laboratoriumstiere und an Menschen keinen nachweisbaren Anstieg der Koa
gulationszeit liefert.
Beispiel 9a
Eine wässerige Lösung von Physostigmin, enthaltend 50 mg/ml Physostig
min, wird durch Zugabe von konzentrierter Essigsäure auf pH 5 einge
stellt. Zu einem Volumen dieser Lösung werden 100 mg pro ml des trocke
nen gepulverten sauren Proteinoids von Beispiel 3a zugegeben und die Mi
schung bei Raumtemperatur stehengelassen, bis sich Mikrokugeln gebil
det haben. Sie wird dann filtriert, dreimal mit wässeriger Essigsäure
vom pH 5 gewaschen, und die abgetrennten Mikrokugeln werden in einem Volumen
Essigsäure vom pH 5 resuspendiert. Die mikroskopische Prüfung zeigt,
daß die suspendierten Mikrokugeln einen Durchmesser von überwiegend 0,5
bis 5,0 µm aufweisen.
Beispiel 9b
An jede von zwei normalen Ratten mit einem Gewicht von etwa 360 g wur
den durch Sonde 3 ml der Suspension von Physostigmin enthaltenden Mikro
kugeln verabreicht. Innerhalb von 30 min der Dosierung waren beide
Tiere verendet und jedes wies eine vergrößerte Leber und eine peritone
ale Blutung auf. Diese oralen letalen Dosen von mikroverkapseltem Physo
stigmin sind nach Berechnung weniger als ein Prozent der oralen LD₅₀-Do
sis von ungeschütztem Physostigmin in Ratten.
Außer den spezifischen pharmakologischen Mitteln, von denen durch die
obigen Beispiele gezeigt wurde, daß sie in dem Blutstrom in physiolo
gisch aktiver Form freigesetzt werden, wenn sie oral in schützenden sau
ren Proteinoid-Mikrokugeln verabreicht werden, ist ein derartiges Mi
krokugel-Zuführungssystem in ähnlicher Weise mit einer breiten Vielzahl
von anderen Mitteln wirksam, die in dem Magenmilieu labil sind, ein
schließend Nitroglycerin, Salk-Polioimpfstoff, Rubella-Impfstoff und He
patitis B-Impfstoff. Es gibt jedoch viele andere pharmakologische Mit
tel, welche durch sogar die mildsauren Bedingungen schädlich beeinflußt
werden könnten, die man während der Verkapselung innerhalb saurer Pro
teinoid-Mikrokugeln antrifft.
Der folgende Versuch zeigt die Fähigkeit eines basischen Proteinoids zur
Bildung von Mikrokugeln, welche ein derart extrem säureempfindliches
pharmakologisches Mittel, ein Dopamin-Derivat, verkapseln und vor dem
feindlichen Millieu des Magendarmkanals schützen, als auch das Mittel an
den Blutkreislauf liefern, aus welchem es die Gehirn-Blut-Barriere durch
dringt und Dopamin im Gehirn freisetzt. Das in diesem Versuch verwende
te Dopamin-Derivat ist PR-21, welches eine gesetzlich geschützte Zube
reitung von acyliertem Dopamin ist, das an einen reduzierten Dihydropy
ridin/Pyridiniumsalz-Typ-Redox-Carrier gebunden ist, der von Pharmatek,
Inc. entwickelt und im US Patent 4 479 932 beschrieben wurde. Die unge
schützte PR-21-Zubereitung ist überall in dem Magendarmkanal unstabil
und ist besonders gegenüber sauren Bedingungen empfindlich. Wenn sie Rat
ten intravenös injiziert wird, können signifikante Mengen des deacylier
ten quaternären Precursors von Dopamin in dem homogenisierten Rattenge
hirn nach dem Verfahren von Bodir und Farog, Journal of Medicinal Chemi
stry, 26, 528 (1983) gemessen werden.
Beispiel 10a
Eine mit Stickstoff gespülte Mischung von zwei Gewichtsteilen Arginin,
zwei Gewichtsteilen Lysin und einem Gewichtsteil einer äquimolaren Mi
schung der sechzehn neutralen und sauren Aminosäuren, die in tierischem
Protein gefunden werden, wird gerührt und 3 h lang auf 180°C er
hitzt. Die abgekühlte Reaktionsmischung wird mit wässeriger Essigsäure
vom pH 2,25 extrahiert und der Extrakt durch eine Kollodiummembran ge
gen ein großes Volumen destilliertes Wasser bei Raumtemperatur 48 Stun
den lang dialysiert, wobei das Wasser alle sechs Stunden ausgewechselt
wurde. Der Inhalt der Dialysenröhren wird dann im Vakuum bei 65°C er
wärmt und liefert ein trockenes pulverisiertes basisches Proteinoid.
Wenn es in einem gemäßigt bis stark alkalischen flüssigen Milieu suspen
diert wird, bildet dieses gepulverte Proteinoid spontan hohle Mikroku
geln, die in dieser Umgebung stabil sind, welche sich jedoch beim nahe
zu neutralen pH von Blut auflösen.
Beispiel 10b
Ein Volumteil einer Ethanollösung von PR-21 (360 mg/ml) wird mit einem
gleichen Volumen von destilliertem Wasser verdünnt und der pH der Lö
sung durch Zugabe von gesättigtem wässerigen monobasischen Kaliumphos
phatpuffer auf 8 eingestellt. Ein Teil dieser gepufferten Lösung, welche
180 mg/ml PR-21 enthält, wird beiseite gestellt und Dosierungen davon
werden nachstehend als "ungeschütztes PR-21" bezeichnet.
Der Rest der gepufferten Lösung wird mit 25 mg/ml des trockenen gepul
verten basischen Proteinoids von Beispiel 10a gemischt und in einem Eis
bad abgeschreckt, bis sich Mikrokugeln gebildet haben. Dosierungen der
erhaltenen Suspension, in welcher die Mikrokugeln einen Durchmesser von
überwiegend 0,1 bis 5 µm aufweisen, werden weiter unten als "Mikro
verkapseltes PR-21" bezeichnet.
Beispiel 10c
Zwei Ratten mit einem Gewicht von etwa 500 g (Ratten DA-1 und DA-2) wur
den anästhesiert, das Jejunum externalisiert und das Sphincter abgebun
den, um einen Rückstau in den Magen zu verhindern. Zwei ml des mikro
verkapselten PR-21 wurden dann in das Jejunum von jeder Ratte injiziert.
Zwei ähnliche Kontrollratten (Ratten DA-5 und DA-6) wurden in ähnlicher
Weise vorbereitet, wobei jedoch in das Jejunum 2 ml ungeschütztes PR-21
injiziert wurde. Schließlich wurden zwei ähnlichen Kontrollratten (Rat
ten DA-3 und DA-4) intravenös 2 ml ungeschütztes PR-21 injiziert. Die
Tabelle 7 zeigt die Menge von deacyliertem quaternären Precursor von
Dopamin an, der in den homogenisierten Gehirnen der sechs Tiere nach
weisbar ist.
Quaternärer Precursor von Dopamin in Rattengehirnen
Diese Ergebnisse zeigen die Kapazität von basischen Proteinoid-Mikro
kugeln zur Einkapselung und zum Schutz eines Dopamin-Derivats vor den
Verdauungsenzymen und dem basischen Millieu des Darms sowie die Tat
sache, daß derartige Mikrokugeln durch die Intestinalwand in den nahezu
neutralen Blutstrom transportiert werden, wo das verkapselte Dopamin-De
rivat freigesetzt wird. Für eine erfolgreiche orale Abgabe eines derar
tig verkapselten pharmakologischen Mittels müssen die säureempfindlichen
basischen Proteinoid-Mikrokugeln geschützt sein, während sie den Mund
und den Magen durchlaufen. Vorteilhafterweise wird dies durch einen her
kömmlichen, erst im Darm löslichen Überzug bewerkstelligt, welcher sich
nicht auflöst, bis er den Darm erreicht.
Beispiel 12
Eine gerührte Mischung von 2 Molteilen wasserfreier Glutaminsäure, 2
Molteile Lysin und 1 Molteil einer äquimolaren Mischung von neutralen
Aminosäuren (Alanin, Glycin, Leucin, Phenylalanin, Prolin, Tyrosin und
Valin) wird unter Stickstoff während eines Zeitraums von vier Stunden
auf 170°C erhitzt. Das abgekühlte Reaktionsprodukt wird mit wässeriger
Essigsäure mit einem pH von 2,25 extrahiert und der Extrakt durch eine
Kollodiummembran gegen destilliertes Wasser 24 h lang dialysiert,
wobei das Wasser alle 4 h ausgetauscht wurde. Der Inhalt der Dialyse
röhrchen wird bis zur Trockene bei 65°C unter Vakuum eingedampft, und die
zurückbleibenden Feststoffe werden zu einem feinen Pulver gemahlen. Wenn es
zu einer wässerigen Lösung oder Suspension eines pharmakologischen Mit
tels vom pH 7,4 zugegeben wird, bildet dieses neutrale pulverisierte Pro
teinoid spontan eine große Menge von hohlen Mikrokugeln, welche die
Lösung oder die Suspension verkapseln.
Diese Mikrokugeln sind im Humanserum stabil, lösen sich jedoch rasch in
wässeriger Säure vom pH 2,5 unter Freisetzung ihres Inhalts auf. Da diese
neutralen Proteinoid-Mikrokugeln destabilisiert werden, wenn sie einem
reduzierten pH ausgesetzt sind, wie er angetroffen wird, wenn sie
von Makrophagen verschlungen werden, sind sie
für die intravenöse Verabreichung eines pharmakologischen Mittels, wie
Azidothymidin, geeignet, welches in ungeschützter Form durch viele nicht
als Ziel vorgesehene Körpergewebe und -zellen sowie durch die als Ziel vor
gesehenen Makrophagen rasch absorbiert wird.