DE3727926A1 - Verfahren zur herstellung von formteilen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Formteilen nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Platten aus faserverstärkten Thermoplasten, sogenannte
"organische Bleche", sind bereits bekannt. Meistens sind
hiervon sphärisch geformte Bauteile gefragt, welche nicht
ohne weiteres herstellbar sind.
Aus der US-PS 40 87 224 ist es bekannt, unverstärkte Halb
zeuge zusammen mit einer elastischen Folie zu verformen.
Die erreichbare Formgenauigkeit ist durch die unterschied
lich dicke, zwischen Halbzeug und Formmulde liegende,
elastische Folie begrenzt.
Aus der DE-PS 32 43 021 ist es bekannt, verstärkte Halb
zeuge zusammen mit einer Gummidecke zu verformen. Da die
Gummidecke nicht zwischen Halbzeug und Formmulde liegt,
ist auf einer Seite eine hohe Formgenauigkeit erreichbar.
Auf der zweiten Seite verschlechtert die Gummidecke durch
ihr Dehnverhalten jedoch die Oberflächengüte. Der Gegen
stand wird dort rauh.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, mit
dem aus kurz- oder langfaserverstärkten Thermoplasten Bau
teile in abrollbaren und nicht abrollbaren Konturen in
nahezu absoluter Maßgenauigkeit und in reproduzierbarer
Qualität und kosten- und zeitgünstig hergestellt werden
können.
Zur Lösung der gestellten Aufgabe sind erfindungsgemäß die
Merkmale von Anspruch 1 vorgesehen. Vorteilhafte Ausbildun
gen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Wurden bisher Folien nur zum Abdichten verwendet und waren
sie daher sehr elastisch, haben der Verformung also keinen
bedeutenden Widerstand entgegengesetzt, so wird mit der Er
findung ein neuer Weg beschritten. Da die Folie der Verfor
mung einen grösseren Widerstand entgegensetzt als das Halb
zeug - eine höhere Förmänderungsfestigkeit hat - bestimmt
auch die Folie das Ziehverhalten und die Qualität des Er
gebnisses und nicht mehr das Halbzeug. Eine rauhe, faltige
Oberfläche oder das Herauspressen von Harz aus den Fasern
wird vermieden.
Ein Vorteil der Erfindung besteht darin, dass damit die
Herstellung von Bau- und Formteilen aus kurz- oder lang
faserverstärkten Thermoplasten mit abrollbaren und insbe
sondere nicht abrollbaren Konturen unter voller Gewähr
leistung der Maß- und Toleranzgenauigkeit auf beiden
Seiten möglich ist. Gegenüber bekannten Verfahren ist be
sonders vorteilhaft, dass damit eine gleichmäßige Faser
verteilung ohne Schädigung der Fasern einhergeht und sonst
notwendige Nacharbeiten, wie Oberflächenbehandlung und
Nachverdichtung entfallen. Das erfindungsgemäße Verfahren
erlaubt eine Verwendung von billigen Materialien, wie Alu
minium, das nicht superplastisch sein muß, für die Folie.
Die Stabilität (Festigkeit oder plastische Verformbarkeit)
der Folie kann außer über die Wahl des Materials auch über
die Wahl der Materialstärke oder über die Formgebung
(Sicken, Versteifungen, Verstrebungen) variiert werden.
Ein Vorteil besteht darin, dass durch Einbringen der form
stabileren Trennfolie zwischen dem zu behandelnde Halbzeug
und der Abdeckung Faltenbildungen an den Konturflächen
völlig vermieden werden, was aus einem gleichmäßigen
Dehnungsverhalten der Folie während des Umformvorganges
resultiert. Ferner wird durch Verwendung eines pneumatischen
oder hydrostatischen Druckmittels ein gleichmäßiger Druck
verlauf innerhalb des verformten Halbzeugs und eine gleich
mäßige und vom Winkel der Kontur unabhängige Verdichtung im
Halbzeug erreicht. Außerdem besteht zwischen dem Halbzeug
und dem Druckmedium eine geringe Reibung.
Schließlich sind bei mehrteiligen Formmulden Hinterschnei
dungen möglich.
Die Bau- und Formteile und deren Oberflächen sind damit in
guter reproduzierbarer Qualität herstellbar, da das Thermo
plast-Halbzeug nach seiner Umformung aufgrund des gleich
mässigen Fließverhaltens der Fasern direkt an der Werkzeug
form anliegt und dadurch deren Kontur genau wiedergibt.
Zugleich ist damit eine Zeit- und Kosteneinsparung verbunden
und es kann mit einfachen Mitteln weitgehend und ohne grös
seren Aufwand vollständig automatisiert werden. Zur Bedie
nung genügt selbst ohne Automatisierung eine Mannkraft.
Aufwendige Drappierarbeiten entfallen, da das Halbzeug
schon als Platte verfügbar ist.
Das Halbzeug liegt vor in Form von ebenen Platten aus uni-
oder multidirektional mit Kurz- oder Langfasern verstärkter
Thermoplastmatrix (sogenanntes organisches Blech). Verwend
bar sind alle zur Zeit bekannten Fasertypen, insbesondere
E-Glas, S-Glas, Aramid, Whiskers und C-Fasern. Als Träger
material sind alle thermoplastischen Matrices verwendbar
wie Polyethersulfon, Polyehterimid, Polyetheretherketon,
Polyamid, Polytetrafluorethylen, Perfluoralkoxycopolymere
oder thermoplastische Polyimide.
Nach Einlegen des Thermoplast-Halbzeugs und einer darüber
gelegten Trennfolie in eine Werkzeugform mit Formmulde,
wird das Werkzeug zusammen mit dem Thermoplast-Halbzeug
und der Trennfolie durch eine Heizung mit einer Temperatur
beaufschlagt, bei der die dynamische Viskosität des Halb
zeugs bevorzugt zwischen 4000 und 1500 Pa×sec liegt.
Eine Beheizung des Formwerkzeuges ist nicht zwingend not
wendig. Nach Erreichen der Viskositätswerte wird das Halb
zeug mit einem von einem gasförmigen oder flüssigen Druck
medium erzeugten Druck, bevorzugt zwischen 2 und 20 bar,
beaufschlagt. Die Beaufschlagung mit Temperatur und Druck
erfolgt dabei bevorzugt so lange, bis das weiche Thermo
plast-Halbzeug und die Trennfolie sich an den Konturen der
Werkzeugform angelegt haben.
Bei der Umformung dient dabei die Trennfolie aufgrund ihrer
höheren Festigkeit als Überträger gleichmäßiger Dehnungs
eigenschaften und verhindert unkontrollierte Ausdehnungen
des Thermoplasthalbzeugs. Gleichzeitig fungiert die Trenn
folie als Trennmembran, die ein Durchschlagen des Druckes
durch das Thermoplast-Halbzeug verhindert.
Anschließend wird zunächst die Temperatur bis ausreichend
unter den Glaspunkt des Thermoplast-Halbzeugs abgebaut.
Danach wird nach Abbau der Druckbeaufschlagung das Werkzeug
geöffnet und das fertige Bau- oder Formteil entnommen.
Die Trennfolie besteht am günstigstens aus einer Aluminium
legierung. Erlaubt die Umformtemperatur kein gutes Fließ
verhalten der Aluminiumfolie oder überschreitet der Umform
grad ihre maximale Bruchdehnung, so kann die Trennfolie aus
Gummi oder Kunststoff bestehen. Soll das Halbzeug eine mitt
lere dynamische Viskosität von 1500 bis 200 Pa×sec oder
darunter erreichen, so wird die Temperatur erhöht, so dass
sich die Matrix des Halbzeugs gleichmäßiger verteilen kann.
Weisen die Formteile eine ungenügende Verdichtung auf, so
können sie durch Erhöhen des hydrostatischen Druckes nach
erfolgter Einformung in das Gesenk aber vor und während
Abbau der Temperatur besser verdichtet werden. Um zu ver
meiden, dass sich in Fällen, bei denen sich das Halbzeug
nach der Umformung nicht oder nur schwer aus dem Formwerk
zeug oder von der Trennfolie lösen läßt, sind Trennmittel
schichten z.B. aus Teflon oder einem haftvermindernden
Spray auf den kontaktierten Oberflächen aufzubringen. Ist
im Halbzeug unerwünschtes Gas enthalten oder eine Gasauf
nahme möglich, so kann das Gas durch Anlegen von Vakuum am
Halbzeug abgezogen werden.
Soll auf dem Halbzeug an seiner Oberfläche eine sogenannte
"Speckschicht" aufgebracht werden, so sind zwischen den
Oberflächen von Halbzeug und Werkzeugform Zusatzmatrix
folien aufzubringen. Umformbar sind auch Hybridhalbzeuge,
das heißt Platten, die sich aus Lagen unterschiedlicher
verstärkter oder unverstärkter Thermoplatmatrices, Metall
schichten oder syntaktischen Schäumen zusammensetzen (z.B.
Sandwichplatten). Die Temperaturbeaufschlagung des oder der
Halbzeuge erfolgt je nach Erfordernis durch am Formwerkzeug
angeordnete Heizvorrichtungen oder z.B. durch Infrarot-,
Induktiv-, Kapazitiv- oder Strahlungsheizung; eventuell
auch durch eine vom Druckmedium bewirkte Wärmeübergangs
heizung.
Um den Eigenschaften oder den physikalischen Materialkenn
werten von verschiedenen Thermoplast-Halbzeugen zu ent
sprechen wird bevorzugt eine Abkühlrate von größer als
10°C/min eingehalten (z.B. für das Haltzeug PEEK). Zur
Erzeugung hoher Umformgrade kann das Halbzeug in dem Form
werkzeug aufgeblasen werden.
Ein Ausführungsbeispiel ist folgend beschrieben und durch
eine Skizze erläutert.
Die Figur zeigt die prinzipielle Anordnung eines Formwerk
zeugs 1, bestehend aus einer beheizbaren (siehe Pfeile)
Formmulde 2 mit Abdeckung 3 und einem dazwischen eingeleg
ten faserverstärkten Thermoplast als Halbzeug 4, welches
entsprechend einer in der Formmulde 2 vorgesehenen Form
kontur 5 verformt werden soll.
Auf der Oberseite des Halbzeugs 4 ist eine erfindungsgemäße
Trennfolie 6 angeordnet, die auf den Dichtlippen 11 auf
liegt. Die Formmulde 2 weist einen von der Kontur 5 nach
außen führenden Kanal 8 auf, durch welchen ein durch die
Verformung des Halbzeugs 4 verdrängtes Volumen abgeführt
oder Vakuum gezogen werden kann (siehe Pfeil).
Die Abdeckung 3 weist einen Druckraum 9 auf, der mit einem
nach außen führenden Kanal 7 verbunden ist und durch den
ein gasförmiges oder flüssiges Druckmedium zugeführt wird
(siehe Pfeil).
Die Formmulde 2 mit Halbzeug 4, Trennfolie 6 und Abdeckung
3 werden an ihren Rändern durch Verschraubungen 10 zusam
mengepreßt. Die Verschraubung 10 gewährleistet eine Ver
pressung der Dichtlippen 11 mit der Trennfolie 6, so dass
der im Druckraum 9 aufgebaute Druck und/oder das zwischen
Trennfolie 6 und Formkontur 5 erzeugte Vakuum erhalten
bleibt. Anstelle der Verschraubung 10 ist auch der Einsatz
einer Presse möglich.
Nach erfolgter Umformung und Abkühlung wird das Formwerk
zeug 1 geöffnet und das fertig geformte Bau- oder Formteil
daraus entnommen.
Claims (15)
1. Verfahren zur Herstellung von Formteilen aus ebenen
und/oder vorgeformten Platten aus unidirektional oder
multidirektional mit Kurzfasern oder Langfasern ver
stärkten Thermoplasten als Halbzeug mittels Heißpressen
unter Verwendung einer Trennfolie und einer Formmulde
mit Abdeckung, dadurch gekenn
zeichnet, dass die Trennfolie (6) einen grös
seren Verformungswiderstand hat als das Halbzeug (4).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Trennfolie (6) eine Aluminiumfolie ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Trennfolie (6) aus Kunststoff oder Gummi
besteht.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeich
net, dass die Trennfolie (6) einen besonderen Dicken
verlauf aufweist, z.B. durch chemisches Fräsen bei
Metallen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, dass nach erfolgter Konturformung die
Temperatur des Halbzeugs (4) so weit erhöht wird, bis
eine dynamische Viskosität von 1500 bis 200 Pa×sec
erreicht ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, dass nach erfolgter Konturformung der
Druck auf die Trennfolie (6) und das Halbzeug (4) er
höht wird.
7. Verfahren nach einem de Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, dass zwischen Formmulde (2), Halbzeug
(4) und Trennfolie (6) Trennmittelschichten angeordnet
sind.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
dass die Trennmittelschichten aus Teflon oder einem
haftvermindernden Stoff bestehen.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, dass die Formmulde (2) evakuierbar ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, dass zum Aufbringen von "Speckschich
ten" auf das Halbzeug (4) Zusatzmatrixfolien verwendet
werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, dass das Halbzeug (4) aus Lagen ver
stärkter oder unverstärkter unterschiedlicher Thermo
plastmatrices, Metallschichten oder syntaktischen
Schäumen besteht.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, dass das Halbzeug (4) und die Trenn
folie (6) durch eine Infrarot-, Induktiv-, Kapazitiv-,
Strahlungs- oder eine vom Druckmedium oder Formwerk
zeug (1) erzeugte Wärmeübergangsheizung temperatur
beaufschlagt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, dass zur Erzeugung hoher Umformgrade
das Halbzeug (4) und/oder die Trennfolie (6) in der
Formmulde (2) aufgeblasen werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, dass die Abkühlrate für das Halbzeug
(4) grösser als 10°C/min ist.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, dass die Trennfolie (6) lokal unter
schiedlich temperiert wird.
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