DE3702063C1 - Absperr- und Regelarmatur fuer korrosive Medien,insbesondere fuer feuchte chlorhaltige Gase und Chlorionen enthaltende Fluessigkeiten - Google Patents
Absperr- und Regelarmatur fuer korrosive Medien,insbesondere fuer feuchte chlorhaltige Gase und Chlorionen enthaltende FluessigkeitenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich gattungsgemäß auf eine Absperr- und
Regelarmatur für korrosive Medien, insbesondere für feuchte chlor
haltige Gase und Chlorionen enthaltende Flüssigkeiten, mit druck
festem Gehäuse und zwischen Sitzringen gehaltenem Absperrelement,
wobei das Gehäuse eine Durchgangsöffnung für das Medium aufweist
und die Sitzringe im Gehäuse abgestützt sind sowie unter Vorspan
nung an dem Absperrelement anliegen. - Absperr- und Regelarmatur
bezeichnet im Rahmen der Erfindung alle gängigen Bauarten von
Armaturen. Insbesondere fallen darunter Kugelhähne, Flach- und
Keilschieber sowie Kükenhähne. Die Armaturen können als Durchgangs
armaturen mit Ein- und Austrittsöffnungen oder auch als Mehrwege
armaturen ausgebildet sein.
Eine gattungsgemäße Armatur ist aus der US 44 58 878 bekannt. Die
Sitzringe sind hier an Rohranschlußelementen abgestützt, die mit
Überwurfmuttern am Gehäusemantel befestigt sind. Im Rahmen der
bekannten Maßnahmen wird der Werkstoff für das Gehäuse dem För
dermedium so angepaßt, daß das Gehäuse einerseits korrosionsbestän
dig ist und andererseits eine ausreichende Verschleißfestigkeit gegen
Abrasion sowie Erosion infolge erhöhter Strömungsgeschwindigkeit und
Wirbelbildung aufweist. Eine Vielzahl von Stahllegierungen sowie eine
Mehrzahl von Sonderwerkstoffen stehen für die Auswahl des Gehäuse
werkstoffes zur Verfügung. Bisweilen, insbesondere für Verarbeitungs
anlagen in der chemischen Industrie, sind die Eigenschaften der ver
fügbaren Werkstoffe nicht ausreichend. Entweder ist die Korrosions
beständigkeit der Werkstoffe nicht zufriedenstellend oder die Werk
stoffe sind aufgrund unzureichender mechanischer Eigenschaften, ins
besondere geringer Verschleißfestigkeit oder geringer Biege- und Tor
sionsfestigkeit, als Werkstoff für Gehäusearmaturen ungeeignet. Ein
großes Problem ist die Auswahl eines geeigneten Werkstoffes für Ar
maturen, die in Anlagen eingesetzt werden sollen, in denen feuchte
chlorhaltige Gase oder Chlorionen enthaltende Flüssigkeiten verarbei
tet werden. Fernerhin gilt dies für Anlagen, in denen kochende
Lösungen von Alkali-, Erdalkali- und Schwermetallsalzen und in
denen organische Säuren verarbeitet werden. Zwar ist es bekannt,
daß Titan eine gute Korrosionsbeständigkeit für die genannten Medien
aufweist, doch ist Titan sehr weich und als Gehäusewerkstoff auf
grund unzureichender Verschleißfestigkeit unbefriedigend. Dies gilt
auch dann, wenn der Werkstoff an der Oberfläche durch eine TiN-
Schicht gehärtet ist. Die mit den bekannten Beschichtungsverfahren
erreichbaren Schichtdicken sind viel zu gering und werden im Betrieb
relativ schnell abgetragen. Sie sind nicht erneuerbar.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Absperr- und Regel
armatur anzugeben, die in korrosiven Medien, insbesondere feuchten
chlorhaltigen Gasen und Chlorionen enthaltenden Flüssigkeiten, ein
setzbar ist und zugleich einen guten Verschleißwiderstand gegen
Erosion und Abrasion aufweist.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Kombination der Merk
male gelöst, daß das aus Gehäusemantel und Rohranschlußelementen
bestehende Gehäuse aus Titan oder einer Titanlegierung hergestellt
ist, daß am Umfang der Durchgangsöffnung des Gehäuses sinterkera
mische Verschleißhülsen angeordnet sind, daß die Verschleißhülsen
mit radialen Spiel sowie mit axialem Spiel in das Gehäuse eingesetzt
sind, wobei sich zwischen dem äußeren Umfang der Verschleißhülsen
und den Rohranschlußelementen des Gehäuses ein Spaltraum bildet,
der durch einen Druckausgleich mit dem Durchgangsquerschnitt der
Verschleißhülse verbunden ist. - Die Erfindung schließt an die Er
kenntnis an, daß es bei extremer Korrosionsbeanspruchung nicht ge
lingt, einen Werkstoff anzugeben, aus dem ein druckfestes, korro
sionsbeständiges und zugleich verschleißfestes Bauelement gefertigt
werden kann. Die Lösung der eingangs genannten Aufgabe gelingt
daher nicht durch
reine Werkstoffauswahl oder Werkstoffoptimierung. Überraschenderweise
kann die Aufgabe jedoch durch Kombination von konstruktiven Maß
nahmen und einer auf das Problem ausgerichteten Werkstoffauswahl
gelöst werden. In konstruktiver Hinsicht lehrt die Erfindung, daß
ein druckfestes und korrosionsbeständiges Gehäuse durch Verschleiß
hülsen geschützt wird, welche druckentlastet sowie biege- und tor
sionsmomentfrei im Gehäuse eingesetzt sind. Bezüglich der Werkstoff
auswahl lehrt die Erfindung, daß das Gehäuse aus Titan oder einer
Titanlegierung, also aus einem weichen und nicht verschleißfesten
aber korrosionsbeständigen Material, besteht und daß fernerhin die
Verschleißhülse aus einem sinterkeramischen Werkstoff bestehen, der
sich durch eine hohe Verschleißfestigkeit auszeichnet, jedoch empfind
lich ist gegen Druck-, Biege- und Torsionsmomente. Erfindungsgemäß
ist die Armatur so ausgebildet, daß die sinterkeramischen Verschleiß
hülsen das Gehäuse vor Abrasion und Erosion schützen, ohne daß sie
Druckkräfte aufnehmen müssen. Das Gehäuse aus Titan oder einer
Titanlegierung stellt den Korrosionsschutz dar und nimmt die Torsions-
und Biegebeanspruchung durch die angrenzende Rohrleitung auf.
Es ist an sich bekannt, Bauteile aus Titan oder einer Titanlegierung
mit einer dünnen keramischen Schicht zu beschichten. Im Rahmen der
bekannten Maßnahmen ist der metallische Werkstoff jedoch lediglich
ein Stützkörper, der bei fehlerfreier Beschichtung mit dem Förderme
dium nicht in Berührung kommt. Der Betriebsdruck lastet auf der
keramischen Oberfläche, und auf das Bauelement wirkende Biege- und
Torsionsmomente werden auf die keramische Beschichtung übertragen.
In der Praxis ist eine solche Beschichtung nicht sehr haltbar. Im
Unterschied zu den bekannten Maßnahmen ist das Verschleißelement
der erfindungsgemäßen Armatur druckentlastet und kommt das Förder
medium mit dem aus Titan oder einer Titanlegierung bestehenden Anschlußelementen
des Gehäuses in Berührung. Erfindungsgemäß wird die Korrosionsbestän
digkeit von Titan oder der Titanlegierung ausgenutzt. Erfindungsge
mäß wird fernerhin die Verschleißfestigkeit der Sinterkeramik aus
genutzt, wobei eine Druckbeanspruchung von dem Verschleißelement
ferngehalten wird. Die erfindungsgemäße Lösung nutzt die Vorteile
der Werkstoffe und verhindert aufgrund der konstruktiven Ausgestal
tung, daß die Nachteile der Werkstoffe wirksam werden.
Der durch das radiale Spiel zwischen Verschleißhülse und Gehäuse
gebildete Spaltraum wird erfindungsgemäß so gewählt, daß ein Druck
ausgleich am Umfang der Verschleißhülsen möglich ist und daß sich
Verformungen des Gehäuses aufgrund der von der angrenzenden Rohr
leitung übertragenen Biege- und Torsionsmomente nicht auf die Ver
schleißhülse übertragen. Das radiale Spiel zwischen Verschleißhülse
und Gehäuse ist daher auch abhängig von der Baulänge der Armatur
sowie von der Gehäusewandstärke. Als vorteilhaft hat es sich erwie
sen, wenn das radiale Spiel zwischen Verschleißhülse und Gehäuse
mindesten 0,1 mm beträgt. Das axiale Spiel der Verschleißhülse im
Gehäuse ist so eingestellt, daß zwischen dem Spaltraum und dem Durch
gangsquerschnitt der Verschleißhülse ein Druckausgleich möglich ist.
Ein Druckausgleichsspalt in der Größenordnung üblicher Rauhigkeiten
von Werkstücken ist bereits ausreichend. Als bevorzugte Ausführung
lehrt die Erfindung, daß die Verschleißhülsen mit einem axialen Spiel
von mindestens 0,1 mm in das Gehäuse eingesetzt sind. Die Ver
schleißhülse schützen das weiche aus Titan oder einer Titanlegie
rung bestehende Gehäuse vor Abrasion und Erosion aufgrund erhöhter
Strömungsgeschwindigkeit sowie aufgrund stromabwärts auftretender
Wirbelbildung hinter teilweise geöffnetem Absperrelement. Die Zone
erhöhter Erosionsbeanspruchung läßt sich mit Hilfe der Strömungs
mechanik berechnen. Es versteht sich, daß die Länge der Verschleiß
hülsen entsprechend angepaßt ist. Als ausreichend hat es sich er
wiesen, wenn das Längen/Durchmesser-Verhältnis der Verschleißhülsen
etwa eins oder größer eins beträgt. Eine große Verschleißbean
spruchung tritt auch am Absperrelement sowie an den Sitzringen auf.
Die Erfindung empfiehlt daher, das Absperrelement und die Sitzringe
in sinterkeramischem Werkstoff auszubilden.
Die Vorteile der Erfindung bestehen vor allem darin, daß die Armatur
sich sowohl durch eine hohe Korrosionsbeständigkeit als auch durch
eine große Verschleißfestigkeit auszeichnet. Da sich Biege- und Tor
sionsmomente der angrenzenden Rohrleitung auf das aus Titan oder
einer Titanlegierung bestehende Gehäuse übertragen und die Ver
schleißhülsen druckentlastet sowie kräftefrei in dem Gehäuse ange
ordnet sind, ist eine problemlose Handhabung der erfindungsgemäßen
Armatur gegeben. Im Vergleich zu metallischen Gehäusen, die lokal
eine mit dem metallischen Werkstoff fest verbundene Keramikbeschich
tung aufweisen, ist bei der erfindungsgemäßen Regel- und Absperr
armatur die Gefahr einer Beschädigung der Verschleißschicht wesent
lich geringer. Verglichen mit einem Gehäuse aus Titan, das eine ge
härtete Oberfläche aus Titannitrid aufweist, ist die Standzeit wesent
lich besser, da die erfindungsgemäße Verschleißhülse eine um den
Faktor 10 bis 50 größere Dicke aufweist. Hinzu kommt, daß die Ver
schleißhülsen auswechselbar sind. Im Ergebnis resultiert eine sehr
wirtschaftliche Armatur.
Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausfüh
rungsbeispiel darstellenden Zeichnung erläutert. Die einzige Figur
zeigt in schematischer Darstellung einen Längsschnitt durch einen
gemäß der Erfindung ausgebildeten Kugelhahn.
Der in der Figur dargestellte Kugelhahn ist als Absperr- und Regel
armatur für korrosive Medien geeignet. Korrosive Medien meint ins
besondere feuchte chlorhaltige Gase und Chlorionen enthaltende Flüs
sigkeiten. Zum grundsätzlichen Aufbau der Armatur gehören ein druck
festes Gehäuse 1 mit Durchgangsöffnung, Sitzring 2, sowie ein zwi
schen Sitzringen 2 gehaltenes Absperrelement 3. Die Sitzringe 2 sind
im Gehäuse 1 abgestützt und liegen unter Vorspannung an dem Ab
sperrelement 3 an. An das Absperrelement 3 ist eine Betätigungs
welle 4 angeschlossen, die durch eine Wellendichtung 5 des Gehäu
ses 1 geführt ist.
Bei dem in der Figur dargestellten Ausführungsbeispiel besteht das
Gehäuse 1 aus einem einteiligen Gehäusemantel sowie Rohranschluß
elementen 7, die unter Zwischenschaltung von korrosionsbeständigen
Dichtungen 8 am Gehäusemantel 6 befestigt sind. Das Gehäuse 1 mit
Gehäusemantel 6 und Rohranschlußelementen 7 besteht aus Titan oder
einer Titanlegierung. Am Umfang der Durchgangsöffnung des Gehäuses
sind sinterkeramische Verschleißhülsen 9 angeordnet. Sie sind mit
radialen Spiel a, vorzugsweise 0,1 mm, sowie mit axialem Spiel b
in das Gehäuse 1 eingesetzt. Zwischen dem äußeren Umfang 10 der
Verschleißhülsen und dem Gehäuse 1 bildet sich dabei ein Spalt
raum 11, der durch einen Druckausgleichsspalt 12 mit dem Durch
gangsquerschnitt d der Verschleißhülsen 9 in Verbindung steht. Der
Druckausgleichsspalt 12 ist so bemessen, daß sich am äußeren Um
fang 10 der Verschleißhülsen 9 der im Durchgangsquerschnitt d der
Verschleißhülsen 9 herrschende Betriebsdruck einstellt. Ein Druck
ausgleichsspalt 12 im Bereich der üblichen Rauhigkeit der Oberfläche
der Verschleißhülsen ist ausreichend. Vorzugsweise beträgt das den
Druckausgleichsspalt 12 definierende axiale Spiel b 0,1 mm.
Die Verschleißhülsen 9 sind an einem Bund 13 der Rohranschlußele
mente 7 gegen axiales Verrutschen gesichert.
Die Erfindung ist nicht auf Kugelhähne beschränkt. Im Rahmen der
Erfindung liegt es, die erfindungsgemäße Armatur als Flach- oder
Keilschieber oder als Kükenhahn auszubilden. In der chemischen
Industrie ist die erfindungsgemäße Armatur speziell in Anlagen zur
Herstellung von Chlor, fernerhin in Anlagen zur Herstellung von
Acetaldehyd, Salpetersäure, Kunstdünger, Soda und Kunststoffen ein
setzbar. Aufgrund der guten Korrosionsbeständigkeit gegen Chlorite,
Hypochlorite und Kohlendioxid ist die erfindungsgemäße Absperr- und
Regelarmatur fernerhin für Anlagen der Textil-, Zellstoff-, Kunst
faser- und Papierindustrie sehr geeignet.
Claims (7)
1. Absperr- und Regelarmatur für korrosive Medien, insbesondere für
feuchte chlorhaltige Gase und Chlorionen enthaltende Flüssigkeiten, -
mit
- druckfestem Gehäuse und zwischen Sitzringen gehaltenem Absperrelement,
wobei das Gehäuse eine Durchgangsöffnung für das Medium aufweist
und die Sitzringe im Gehäuse abgestützt sind sowie unter Vorspan
nung an dem Absperrelement anliegen, gekennzeichnet
durch die Kombination der Merkmale
- 1. daß das aus Gehäusemantel (6) und Rohranschlußelementen (7) bestehende Gehäuse (1) aus Titan oder Titanlegierung hergestellt ist,
- 2. daß am Umfang der Durchgangsöffnung des Gehäuses (1) sinterkeramische Verschleißhülsen (9) angeordnet sind,
- 3. daß die Verschleißhülsen (9) mit radialem Spiel (a) sowie mit axialem Spiel (b) in das Gehäuse eingesetzt sind,
wobei sich zwischen dem äußeren Umfang (10) der Verschleißhülsen (9)
und dem Rohranschlußelementen (7) des Gehäuses (1) ein Spaltraum (11) bildet, der durch einen
Druckausgleichsspalt (12) mit dem Durchgangsquerschnitt (d) der Ver
schleißhülse (9) verbunden ist.
2. Absperr- und Regelarmatur nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß das radiale Spiel (a) zwischen Verschleißhülse (9) und Ge
häuse (1) mindestens 0,1 mm beträgt.
3. Absperr- und Regelarmatur nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Verschleißhülsen (9) mit einem axialen
Spiel (b) von mindestens 0,1 mm in das Gehäuse (1) eingesetzt sind.
4. Absperr- und Regelarmatur nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verschleißhülsen (9) ein Längen/
Durchmesser-Verhältnis von eins oder größer eins aufweisen.
5. Absperr- und Regelarmatur nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Absperrelement (3) und die Sitz
ringe (2) aus einem sinterkeramischen Werkstoff bestehen.
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