DE3615425C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung einer geschmiedeten, gegossenen oder
gesinterten technischen Titanlegierung, und zwar vom α, α + β- oder b-Typ,
für Maschinenelemente, deren Oberflächenschichten zur Verbesserung der
Verschleißeigenschaften einschließlich Erosion und Kaviation und/oder zur
Steigerung der zulässigen Flächenpressung im Plasma von Glimmentladungen
bei Temperaturen oberhalb 700°C behandelt werden. Die für die Schicht
bildung benötigten Elemente werden durch ein Behandlungsgas zur Verfügung
gestellt, das geringe Mengen (Partialdrücke von 0,1 bis 50 mbar) Stickstoff
und gegebenenfalls Kohlenstoff und/oder Sauerstoff enthält.
Maschinenelemente werden heute überwiegend aus Stählen verschiedener Zu
sammensetzungsgruppen gefertigt. Der aufgrund des hohen Festigkeit/Dichte-
Verhältnisses wünschenswerte Einsatz von Titanlegierungen für hochwertige
Bauteile in stationären Motoren und Turbinen und in Motoren und Getrieben
von Kraftfahrzeugen und Flugzeugen sowie von schnell hin und her bewegten
Teilen im allgemeinen Maschinenbau hat, wenn die Materialkosten zunächst
unberücksichtigt bleiben, wegen des geringen Verschleißwiderstandes dieser
Werkstoffe bis heute keine breite Basis gefunden.
Es hat viele Vorschläge gegeben, die Neigung zum Verschweißen von gegen
einander bewegten Teilen aus Titan und Titanlegierungen durch verschleiß
feste Überzüge zu überwinden. Alle Verfahren weisen jedoch spezifische
Nachteile auf. So ist die Haftung galvanischer Überzüge gering. Wegen des
nicht homogenen Überganges auf der Phasengrenzfläche zum Trägerwerkstoff
sind auch gespritzte Verschleißschichten nur für begrenzte Einsatzgebiete
tauglich. Dies gilt auch für das nach dem PVD- oder CVD-Verfahren aufge
brachte Titannitrid mit Schichtdicken im µm-Bereich.
Durch die Eindiffusion von Elementen geringer Ordnungszahl in die Oberfläche
von Maschinenelementen aus Titan und Titanlegierungen im Salzbad oder in
der Gasphase können Mischkristallzonen mit sich stetig ändernder Konzen
tration an Fremdatomen erzeugt werden. Diese Diffusionszonen und die damit
verbundenen Einhärtetiefen sind jedoch bei großtechnischer Anwendung aus
verschiedenen Gründen auf nur geringe Schichtdicken von z. B. 0,03 bis 0,06 mm
begrenzt.
Dies gilt sowohl für das Gasnitrieren in Stickstoff oder Ammoniak sowie
für das Karburieren in reiner Holzkohle. Auch bei dem in der industriellen
Praxis am besten eingeführten Tiduran-Verfahren werden nur die in Fig. 1
dargestellten Einhärtetiefen erzielt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Titanlegierung für Maschinen
elemente zu schaffen, welche eine Diffusionszone mit höherer Einhärtetiefe
hat, als sie bisher erzeugt werden konnte.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, eine technische
Titanlegierung mit einer Mindesfestigkeit von 640 N/mm2 und der Zusammen
setzung und Oberflächenbehandlung gemäß Anspruch 1 in geschmiedeter, ge
gossener oder gesinterter Form für Maschinenelemente zu verwenden. Bevor
zugte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekenn
zeichnet.
Die Härten im Abstand von 0,05 und 0,1 mm von der Oberfläche, nachfolgend
kurz 0,05- bzw. 0,1-Härten genannt, und die Einhärtetiefen, bei denen noch
Härtewerte von 600 HV festgestellt werden, liegen bei der erfindungsgemäß
zu verwendenden Titanlegierung nach der vorgesehenen Oberflächenbehandlung
im Plasma einer Glimmentladung deutlich höher. Während bei der Tiduran
behandelten Legierung die 0,05-Härte auf dem Niveau der Kernhärte liegt,
d. h. praktisch keine Einhärtung mehr stattgefunden hat, weist die Plasma
behandelte Probe eine Härte von 500 HV auf. Die Einhärtetiefe dieser Probe
ist damit ca. dreimal größer als nach Tiduran-Behandlung.
Ein weiterer Verfahrensvorteil ist darin zu sehen, daß die prinzipiell größere
Einhärtetiefe nach der Plasma-Behandlung praktisch in vollem Umfang genutzt
werden kann, da anders als bei den vom Salzbad angegriffenen Oberflächen
keine oder nur geringe Nacharbeit erforderlich ist. Dadurch wird es möglich,
über die verschiedenen Eigenschaften der drei für Titanlegierungen typischen
Schichten frei zu verfügen.
Die Schliffbilder aller drei im Plasma einer Glimmentladung behandelten
Titanlegierungen, deren Härteverlaufskurven in Fig. 2 dargestellt sind,
weisen den gleichen verbundschichtartigen Aufbau auf. Direkt auf der Ober
fläche wird eine sehr dichte 1-2 µm dicke Titannitridschicht beobachtet,
die im metallografischen Schliffbild eine gelbliche Färbung zeigt.
Darunter schließt sich eine weite α-stabilisierte Schicht von ca. 5 µm
Dicke an, die ihrerseits in die 0,15-0,40 mm breite Diffusionsschicht
mit nach innen abnehmender Konzentration an interstitiell eingelagerten
Elementen (Stickstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff) übergeht. Die aus der
wesentlich größeren Zahl frei einstellbarer Verfahrensparameter resul
tierende Überlegenheit der Behandlung von Titanlegierungen im Plasma von
Glimmentladungen gegenüber anderen Diffusionsverfahren aus Gasphase,
Salzbad oder Pulver, wird in Fig. 2 eindrucksvoll belegt. Die deutlich
größere Einhärtetiefe der im Plasma behandelten Legierung Ti-6 Al-4V wird
bei der Legierung Ti-6 Al-2 Sn-4 Zr-2 Mo durch Verbreiterung der Diffusions
schicht nochmals erheblich ausgedehnt.
Durch den erhöhten Legierungsgehalt und den verringerten Anteil an α-Phase
im Gefüge werden bei einer Kernhärte von ca. 400 HV 0,05- bzw. 0,1-Härten
von 640 bzw. 540 HV erzielt. Die als Summe von Kernhärte plus 50 HV-Einheiten
definierte Nitrierhärtetiefe erreicht 0,27 mm NHT.
Damit können erstmalig in Titanlegierungen Einhärtetiefen und Härtewerte
erreicht werden, die mit den Eigenschaften in Nitrierstählen vergleichbar
sind. Durch die verfahrensbedingte Vergrößerung der in ihrer Härte konti
nuierlich zunehmenden Diffusionsschicht wird die Tragfähigkeit für die
äußeren, sehr harten Schichten deutlich gesteigert. Hierdurch werden die
Voraussetzungen geschaffen, um Titanlegierungen als Werkstoff z. B. für
hochbeanspruchte Zahnräder in Getrieben von Flugzeugen und Hubschraubern
mit dem Vorteil von Gewichteinsparungen bis zu 40% einsetzen zu können.
Durch die Steigerung der Einhärtetiefe sollte auch die Konstruktion von
Lagern aus Titanlegierungen möglich werden. Der Einsatz von im Plasma
behandelten Pleueln, Kolbenringen, Kipphebeln und Ventilen aus Titan
legierungen wird aufgrund der gegenüber Stahl um rd. 40% geringeren Dichte,
die auftretenden Massenkräfte reduzieren und damit zur Wirkungsgrad-Ver
besserung von Motoren und Maschinen beitragen.
Bei der Verarbeitung von korrosiver und/oder abrasiver Beanspruchung
ausgesetzten Produkten wird die Beschichtung im Plasma von Glimmentladungen
zu einer Leistungssteigerung von Schnecken, Zylindern, Düsen und Sonotroden
aus Titanlegierungen beitragen. Die vorgeschlagene Beschichtungsmethode
wird auch die breitere Anwendung von leichten und/oder schnell bewegten
Trennwerkzeugen aus Titanlegierungen begünstigen.
In Abhängigkeit von der Behandlungszeit von mindestens einer Stunde,
die nach oben im wesentlichen nur durch die Wirtschaftlichkeit begrenzt wird,
können Einhärtetiefen von 0,02 mm und mehr, vorzugsweise 0,25 mm, erzielt
werden. In der Plasma-Glimmentladung behandelte Titanlegierungen kommen
insbesondere für Spindeln, Getriebewellen, Zahnräder, Zahnstangen, Rollen,
Ritzel, Synchronringe, Gleit-, Kugel-, Rollen-, Nadel-Lager, Kurbel- und
Nockenwellen, Pleuel, Kolbenringe, Kipphebel, Ventile, Einlaufkanten von
Dampfturbinenschaufeln, Schnecken, Zylinder, Düsen, Sonotroden und Schneiden
von Trennwerkzeugen in Betracht.
Claims (11)
1. Verwendung einer technischen Titanlegierung, geschmiedet, ge
gossen oder gesintert mit einer Mindestfestigkeit von 640 N/mm2,
die zu 3 bis 28% aus einem oder mehreren der Elemente Aluminium,
Chrom, Eisen, Hafnium, Kobalt, Kupfer, Mangan, Molybdän, Nickel,
Niob, Palladium, Silber, Silizium, Tantal, Vanadium, Wolfram, Zinn,
Zirkonium, Beryllium, Bor, Kohlenstoff, Sauerstoff, seltene Erden
und Yttrium, Rest Titan mit herstellungsbedingten Verunreinigungen
besteht, zur Herstellung von Maschinenelementen, deren Oberflächen
schichten zur Verbesserung des Widerstands gegen Verschleiß ein
schließlich Erosion und Kavitation und/oder zur Steigerung der
zulässigen Flächenpressung im Plasma von Glimmentladungen bei
Temperaturen oberhalb 700°C behandelt werden, wobei das Behand
lungsgas geringe Mengen Stickstoff mit Partialdrücken von 0,1 bis 50 mbar
enthält.
2. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1, bei deren Ober
flächenbehandlung ein Gas verwendet wird, das neben Stickstoff
noch geringe Mengen Kohlenstoff und/oder Sauerstoff enthält, für
den Zweck nach Anspruch 1.
3. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 oder 2 für den Zweck
nach Anspruch 1, mit der Maßgabe, daß über die Behandlungszeit von
mindestens einer Stunde eine Einhärtetiefe von mindestens 0,02 mm,
vorzugsweise 0,25 mm erzielt wird.
4. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 für den Zweck
nach Anspruch 1, mit der Maßgabe, daß insbesondere in (α + β )-
Legierungen der α-Anteil durch eine Lösungsglühlung verringert
wird.
5. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 für den Zweck nach
Anspruch 1, mit der Maßgabe, die Behandlung im Plasma der Glimment
ladung bei einer Temperatur vorzunehmen, die zur Steigerung der
Diffusionsgeschwindigkeit nicht mehr als 200°C unterhalb der Beta-
Übergangstemperatur der jeweiligen Legierung liegt.
6. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 für den Zweck
nach Anspruch 1, mit der Maßgabe, daß die aus den Vorbehandlungen
resultierenden Eigenspannungen bzw. die mit Volumenänderungen
verbundenen Strukturänderungen bei der Behandlungstemperatur, durch
eine Spannungsarmglühung der vorgearbeiteten Teile weitgehend
neutralisiert werden, wobei die Temperatur der Entspannungsbehand
lung in gleicher Größenordnung, gegebenenfalls um bis zu 50°C höher
als die spätere Behandlungstemperatur liegt.
7. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 für den Zweck nach
Anspruch 1, mit der Maßgabe, daß die Maschinenelemente vor der
Behandlung im Plasma von Glimmentladungen praktisch fertig bearbeitet
werden und eine Nachbearbeitung zur Korrektur einer geringen Volumen
zunahme bzw. Rauheitszunahme nur mit geringem oder keinem Abtrag
von weniger als 0,020 mm durch Polieren, Honen oder Läppen erfolgt.
8. Verwendung einer technischen Titanlegierung nach Anspruch 1 für
den Zweck nach Anspruch 1, für Spindeln, Getriebewellen, Zahnräder,
Zahnstangen, Rollen, Ritzel, Synchronringe, Kettenglieder, Gleit-,
Kugel-, Rollen- und Nadellager, Kurbel- und Nockenwellen, Pleuel,
Kolbenringe, Kipphebel, Ventile, Einlaufkanten von Dampfturbinen
schaufeln, Schnecken, Zylinder, Düsen, Sonotroden oder Schneiden
von Trennwerkzeugen.
9. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 der Kurzbezeichnung
Ti-6 Al-4 V bestehend aus
4,5 bis 6,75% Aluminium
3,5 bis 4,5% VanadiumRest Titan und herstellungsbedingten Verunreinigungen für den Zweck nach Anspruch 1.
3,5 bis 4,5% VanadiumRest Titan und herstellungsbedingten Verunreinigungen für den Zweck nach Anspruch 1.
10. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 der Kurzbezeich
nung Ti-6 Al-2 Sn-4 Zr-2 Mo-Si bestehend aus
5,5 bis 6,5% Aluminium
3,6 bis 4,4% Zirkonium
1,8 bis 2,2% Molybdän
1,8 bis 2,2% Zinn
max. 0,1% SiliziumRest Titan und herstellungsbedingte Verunreinigungen für den Zweck nach Anspruch 1.
3,6 bis 4,4% Zirkonium
1,8 bis 2,2% Molybdän
1,8 bis 2,2% Zinn
max. 0,1% SiliziumRest Titan und herstellungsbedingte Verunreinigungen für den Zweck nach Anspruch 1.
11. Verwendung einer Titanlegierung nach Anspruch 1 der Kurzbezeich
nung Ti-8 Al-1Mo-1 V bestehend aus
7,35 bis 8,35% Aluminium
0,75 bis 1,25% Molybdän
0,75 bis 1,25% VanadiumRest Titan und herstellungsbedingte Verunreinigungen für den Zweck nach Anspruch 1.
0,75 bis 1,25% Molybdän
0,75 bis 1,25% VanadiumRest Titan und herstellungsbedingte Verunreinigungen für den Zweck nach Anspruch 1.
Priority Applications (4)
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