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Beschreibung
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von polyolhaltigen
Flüssigkeiten aus Polymerabfällen, die Polyester und/oder Polyamide und/oder Polyurethane
umfassen.
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Die polyolhaltigen Flüssigkeiten eignen sich hervorragend zur Herstellung
von halbharten bis harten Polyurethanen, insbesondere Polyurethanschaumstoffen.
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Es ist bereits bekannt, daß Polyurethane (PUR), insbesondere Schaumstoffabfälle,
durch hydrolytischen bzw. alkoholytischen Abbau in Polyole überführt werden können.
So sind eine Reihe von Verfahren bekannt, bei denen durch Einfluß von Wasser bei
hohen Temperaturen in verschiedenen verfahrenstechnischen Ausführungsformen die
bei der PUR-Herstellung eingesetzten Polyole sowie die entsprechenden Diamine freigesetzt
werden. Problematisch bei diesen Verfahren ist die Trennung und Reinigung der beiden
Komponenten durch aufwendige und teure Nachbehandlungsverfahren, wie in der DE-OS
23 62 921 und der US-PS 43 16 992 beschrieben.
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Die genannten Nachteile können dadurch umgangen werden, daß die Polyurethanabfälle
durch Umsetzung mit Diolen in homogene, polyolhaltige Flüssigkeiten überführt werden,
die sich direkt zur Herstellung von PUR-Hartschaumstoffen eignen. Auch auf diesem
Gebiet sind eine Reihe verschiedener Ausführungsformen bekannt geworden, wobei folgende
Schriften beispielhaft angeführt seien: US-PS 29 37 151 DE-OS 25 16 863 US-PS 31
09 824 US-PS 31 17 940 u,",-r,:; l ()7 1 () 1()2 DE-AS 22 38 109
DE-OS
25 57 172 DE-PS 27 38 572 Die genannten Verfahren unterscheiden sich im wesentlichen
in den unterschiedlichen Reaktionsbedingungen und den verwendeten Katalysatoren.
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Der praktischen Anwendung dieser Verfahren steht entgegen, daß durch
die Verwendung von niedrigmolekularen Diolen Produkte mit hoher Hydroxylzahl entstehen,
die zur Herstellung von PUR-Hartschaumstoffen große Mengen teurer Isocyanate erfordern.
Aufgrund des hohen aliphatischen Diolanteils ist es außerdem schwierig bzw. nur
mit hohen Flammschutzmittelmengen möglich, die erforderlichen Brandschutzklassen
zu erreichen.
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Auch andere verseifbare Gruppen enthaltende Polymere, wie Polyester,
Polycarbonate und Polyamide, können ebenso wie Polyurethane durch Umesterung in
niedrigmolekulare Diole bzw. Polyole überführt werden.
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So wird beispielsweise die Umsetzung von Polyethylentherephthalat
mit Glykol bei höheren Temperaturen zu oligomeren OH-gruppenhaltigen Therephthalaten
in der DE-OS 31 31 203, DE-OS 25 14 471, FR-OS 75 10 509, US-PS 3951 886 beschrieben.
Derartige Produkte eignen sich zur Herstellung neuer Polyester für Lackrohstoffe,
Folien, Fasern, etc.
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In der DDR-PS 138 472 ist beschrieben, daß Polyester zusammen mit
anderen Polymeren durch Umsetzung mit Diolen bei Temperaturen > 2500 C zu polyolhaltigen
Flüssigkeiten verarbeitet werden, die sich zur Herstellung von PUR-Schaumstoffen
eignen.
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Die Umesterung mit Diolen zu polyolhaltigen Flüssigkeiten gelingt
leicht jedoch nur mit Polyestern, die nicht oder
nur wenig kristallin
sind, wie es bei Folien, thermoplastischem Werkstoff, Lackrohstoffen etc. der Fall
ist.
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Polyethylenterephthalat mit hoher Kristallinität wird von Diolen bei
Temperaturen unterhalb 2500 C, also dem Kristallitschmelzpunkt des Polyesters, nicht
angelöst und daher nicht oder nur extrem langsam umgeestert. Reaktionstemperaturen
größer 250° C sind aus verfahrenstechnischen Gründen und aufgrund möglicher schädlicher
Nebenreaktionen für praktikable Aufarbeitungsverfahren wenig sinnvoll.
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Noch schwieriger als Polyester sind Polyamide durch Umsetzung mit
Alkoholen in hydroxylgruppenhaltige,niedrigmolekulare Produkte zu überführen, da
das Gleichgewicht thermodynamisch auf Seiten des Polyamids liegt.
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Polyamidabfälle werden - soweit sie sortenrein sind - bevorzugt über
die Schmelze regranuliert und zu neuen thermoplastischen Materialien verarbeitet.
Der Abbau von Polyamiden zu den Monomeren bei hohen Temperaturen bzw die Aminolyse
mit Ammoniak und Aminen zu niedrigmolekularen Polyamiden ist möglich und wird beispielsweise
in der US-PS 41 93 896 beschrieben.
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Eine Umsetzung mit Polyolen, wie in der DDR-PS 138 472 beschrieben,
erfolgt bei Temperaturen größer 250° C, wobei pastöse Produkte gebildet werden,
da sich gelöstes und nichtumgesetztes Polyamid wieder abscheidet.
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Ein großer Teil der Polyamidabfälle ist allerdings stark mit anderen
Polymeren vermischt, so daß eine physikalische Trennung in sortenreine Polymere
nicht möglich oder viel zu aufwendig ist. Dies gilt insbesondere für textile Abfälle,
die entweder als Mischgewebe vorliegen oder im Abfall textilverarbeitender Betriebe
gemischt werden.
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Derartige Abfälle werden heute ddeponiert oder verbrannt.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zur
Herstellung von polyolhaltigen Flüssigkeiten aus Polymerabfällen zur Verfügung zu
stellen, welches es ermöglicht, Polyamide und Polyester bzw. Mischungen dieser Stoffe
und andere verseifbare Polymere, wie Polyurethane, in polyolhaltige Flüssigkeiten
umzuwandeln, die sich beispielsweise ohne zusätzliche Aufarbeitung und Nachbehandlung
direkt zur Herstellung von Polyurethanen oder als Reaktionskomponente zur Aufarbeitung
von Polyurethanabfällen eignen. Unabhängig von der Zusammensetzung der Abfälle sollen
homogene Polyolgemische entstehen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs
genannten Art gelöst, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die Polymerabfälle in
einer ersten Stufe mit mindestens einer aromatischen und/oder aliphatischen Carbonsäure
bzw. deren Anhydrid und in einer zweiten Stufe mit mindestens einem linearen oder
verzweigtkettigen Diol und/oder Polyol mit einer Molmasse zwischen 50 und 5 000
g/Mol umgesetzt werden, wobei die Umsetzungstemperatur in beiden Stufen 150 bis
250 ° C beträgt.
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Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß durch Umsetzung mit Polycarbonsäuren
oder deren Anhydriden schwer verseifbare Polymere, wie Polyester und Polyamide,
bei relativ niedrigen Temperaturen um 2000 C soweit angelöst bzw. chemisch umgewandelt
werden, daß sie einer anschließenden Alkoholyse leicht zugänglich werden.
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Es war nicht vorauszusehen, daß bei diesem Verfahren durch aufeinanderfolgende
Umsetzung mit Carbonsäure(n) bzw. deren Anhydrid(en) und Diolen bzw. Polyolen eine
homogene Polyolmischung entstehen würde. Dabei werden sowohl Polyester als auch
Polyamide verschiedenster chemischer Struktur und Herkunft für sich allein als auch
in Mischung sowie in Gegenwart von Polyurethanen zu homogenen Polyolgemischen niedriger
Viskosität umgewandelt.
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Erfindungsgemäß werden die Polyester- und Polyamidabfälle vorzerkleinert,
wobei die Größe der Partikel ohne großen Einfluß auf die Reaktion ist. Sie dient
nur dazu, dosierfähiges Material bereitzustellen.
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Ebenso unerheblich ist die Herkunft der Abfälle. In gleicher Weise
können zerkleinerte, thermoplastische Werkstoffe, Folienabfälle, Abfälle aus Beschichtungs-und
Lackieranlagen, Faser- und Textilabfälle erfindungsgemäß eingesetzt werden, soweit
in diesen Abfällen Polyester, Polyamide oder Polyurethane oder deren Gemische als
Hauptbestandteil vorliegen.
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Ein wesentlicher Vorteil des Verfahrens liegt darin, daß diese Abfälle
mit erheblichen Anteilen von nicht oder schwer verseifbaren Stoffen, wie Metallen,
Glas, Füllstoffen, Papier oder anderen cellulosehaltigen Stoffen, Pigmenten, Kunststoffen,
Hilfsstoffen etc., vermengt sein können. Diese Inhaltsstoffe können nach beendeter
Reaktion nämlich leicht durch Filtration bzw. Zentrifugation vom Reaktionsprodukt
abgetrennt werden. Es ist nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit des Verfahrens,
wie groß der Anteil der Fremdstoffe im Abfallprodukt sein kann.
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Erfindungsgemäß werden in einem Reaktor die Carbonsäure(n) bzw. deren
Anhydrid(e) oder Mischungen davon vorgelegt und bei Temperaturen von 150 bis 2500
C geschmolzen. Bevorzugt werden aromatische cycloaliphatische Polycarbonsäuren bzw.
deren Anhydride,gegebenenfalls in Mischung mit aliphatischen Di- oder Polycarbonsäuren
und deren Anhydride, verwendet, wie beispielsweise Phthalsäure(anhydrid), Tetrabromphthalsäure(anhydrid),
Tetrachlorphthalsäure (anhydrid) , Isophthalsäure, Terephthalsäure, 1 ,2,4-Benzoltricarbonsäure,
1,3,5-Benzoltricarbonsäureanhydrid, Benzol-1 2,4, 5-tetracarbonsäuredianhydrid,
Naphthalsäureanhydrid, Hexachlor-5-norbonen-2, 3-dicarbonsäureanhydrid, Cyclohexan-1,2-dicarbonsäureanhydrid,
4-Cyelohexen-1,2-diearbonsäureanhydrid,
Bernsteinsäure(anhydrid),
Maleinsäure(anhydrid) Glutarsäure, Adipinsäure, Sebacinsäure und Fumarsäure.
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Erfindungsgemäß werden Mischungen verschiedener Carbonsäuren bevorzugt,
weil je nach Anwendung der daraus hergestellten Polyole unterschiedliche Eigenschaften
für bestimmte Anwendungen erzielt werden können.
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So werden beispielsweise die aromatischen bzw. cycloaliphatischen
Polycarbonsäurekomponenten dann in größerem Ausmaß oder ausschließlich eingesetzt,
wenn aus dem entstehenden Polyol Produkte hergestellt werden sollen, die härter,thermostabiler
und flammfester sein sollen. Aliphatische Polycarbonsäure und deren Anhydride werden
dann in stärkerem Maße eingesetzt, wenn die Viskosität des Produktes niedriger und
die Endeigenschaften der daraus hergestellten polymeren Materialien, wie Polyester
oder Polyurethane, flexibler und elastischer sein sollen.
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Phthalsäureanhydrid ist als Hauptbestandteil besonders bevorzugt.
In wirtschaftlicher Hinsicht erweist es sich als besonders vorteilhaft, wenn technische
Polycarbonsäurege mische eingesetzt werden, die als Rückstände bei der Herstellung
von Carbonsäuren durch Oxidation von Aromaten, wie Xylol und Naphthalin, entstehen.
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Diese Abfallcarbonsäuren sind deshalb geeignet, weil sie erhebliche
Anteile höherfunktioneller Carbonsäuren enthalten, die die Funktionalität der daraus
erfindungsgemäß hergestellten Polyole entsprechend erhöhen.
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In die gerührte Schmelze der Carbonsäuren, Anhydride oder der Gemische
davon werden die Polymerabfälle so zudosiert, daß die Mischung rührfähig bleibt
und eine Temperatur zwischen 1500 C und 2500 C, vorzugsweise zwischen 180 und 2300
C, aufweist. Die Abfälle lösen sich unabhängig von ihrem chemischen Aufbau und ihrer
Zusammensetzung rasch auf, so daß bei ausreichender Wärmezufuhr die Zugabe der
Abfälle
innerhalb von 15 bis 60 Minuten beendet ist.
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Das Mengenverhältnis von Carbonsäure(anhydrid) zu Polymerabfällen
richtet sich nach dem Verwendungszweck des erfindungsgemäß hergestellten Polyols,
wobei selbstverständlich die Abfallmenge möglichst hoch im Verhältnis zu den Carbonsäure(anhydride)n
gewählt wird.
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Die Reaktionsmasse bleibt auch dann noch gut rührfähig, wenn das Gewichtsverhältnis
verseifbarer Polymerabfälle zu Carbonsäure(anhydride)n 2 : 1 beträgt. Erfindungsgemäß
ist ein Gewichtsverhältnis zwischen 1 : 5 und 3 : 1 zweckmäßig, welches von der
Art der verwendeten Abfälle und dem Verwendungszweck des entstehenden Produkts abhängig
ist. Ein Gewichtsverhältnis von 1 : 3 bis 2 : 1 ist bevorzugt.
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Die Geschwindigkeit der Reaktion ist von verschiedenen Faktoren abhängig.
Es wurde gefunden, daß durch Zugabe von Katalysatoren dieser Prozeß deutlich beschleunigt
werden kann. Erfindungsgemäß haben sich saure Katalysatoren oder Stoffe, die in
der Hitze Säuregruppen abspalten, als vorteilhaft erwiesen. Beschleunigend wirken
starke Protonensäuren, wie Chlorwasserstoff, Schwefelsäure, aromatische Sulfonsäuren
oder Phosphorsäure, sowie Lewissäuren, wie Alumminiumchlorid, Bortrifluorid, Zinkchlorid
oder Zinnchlorid.
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Als säureabspaltende Verbindungen eignen sich aliphatische Halogenverbindungen
oder Hydrochloride schwacher Basen, die in großer Zahl in der Literatur beschrieben
sind.
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Auch ein Zusatz von Phosphor-und Antimonverbindungen, wie organische
Phosphine, Phosphite oder Phosphate, sowie Antimontrioxid oder organische Antimonate
bewirken eine Beschleunigung der Reaktion.
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Ebenso üben Katalysatorverbindungen aus der II. Hauptgruppe, wie Magnesium
und Calcium, der IV. Nebengruppe, wie Titan und Zirkon, sowie der VII. und VIII.
Nebengruppe, wie Mangan, Eisen und Cobalt, einen positiven Einfluß auf die Reaktion
von Carbonsäuren, Anhydriden und Estern aus.
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Bevorzugte Katalysatoren sind Säuren oder säureabspaltende Stoffe
und/oder Antimontrioxid in Mengen von 0,1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Umsetzung.
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Die nach Zugabe der Abfälle entstandene Flüssigkeit läßt man zur Nachreaktion
eine halbe bis fünf Stunden bei 150 bis 2500 C, vorzugsweise 180 bis 2300 C, weiterrühren
und gibt anschließend die zweite Reaktionskomponente in Form von Diolen oder Polyolen
oder Gemischen davon zu.
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Es können erfindungsgemäß alle diejenigen Diole und Polyole verwendet
werden, die in der Lage sind, mit den Säure-und Anhydrid-, Ester-, Amid- und Urethangruppen
zu reagieren, so daß Moleküle entstehen, die endständig bevorzugt Hydroxylgruppen
enthalten. Erfindungsgemäß eignen sich folgende Di- und Polyole und deren Gemische
für diese Umsetzung: Ethylenglykol, Propylenglykol, Diethylenglykol, Dipropylenglykol
und Polyalkylenoxide mit Molmassen zwischen 50 und 5 000 g/Mol und endständigen
Hydroxylgruppen, Diole mit 4 bis 10 Kohlenstoffatomen, wie isomere Butandiole, Pentandiole,
Hexandiole, Neopentylglykol oder Dekandiol.
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Bevorzugte Diole sind Ethylenglykol, Propylenglykol, Di-und Triethylenglykol
und Di- und Tripropylenglykol.
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Für bestimmte Anwendungszwecke, beispielsweise zur Herstellung von
Polyurethanhartschaumstoffen, werden bevorzugt Polyole eingesetzt, die aufgrund
ihrer höheren Funktionalität vernetzte Produkte ergeben. Vernetzte Produkte
werden
dadurch erhalten, daß in beliebigen Mengen zu den obengenannten Diolen Tri- und
Polyole als Reaktionskomponente zugesetzt werden. Folgende Polyole eignen sich beispielsweise
für diesen Zweck: Glycerin, Pentaerythrit, Trimethylolpropan, Hexantriol, Trimethylolpropan
oder Triethanolamin.
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Ebensogut eignen sich propoxilierte oder ethoxilierte Polyole, wie
sie üblicherweise zur Herstellung von Polyurethanen verwendet werden. Die Wahl der
Polyole ist davon abhängig, welche Eigenschaften das entstehende Produkt haben soll.
So entstehen beim Einsatz von linearen, höhermolekularen Diolen niedrigviskose Endprodukte,
die sich zur Herstellung von weniger harten, flexibleren Polyurethanen eignen. Werden
höherfunktionelle, niedrigmolekulare Polyole als Reaktionspartner verwendet, entstehen
Produkte, die vernetzt und damit hart und temperaturstabil sind.
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Die für die zweite Reaktionsstufe notwendigen Mengen an Polyol müssen
mindestens so groß sein, daß eine Aquivalenz zwischen den OH-Gruppen des Polyols
und den Säuregruppen der in der vorangegangenen Stufe verwendeten Carbonsäuren bzw.
Anhydride besteht. Erfindungsgemäß wird jedoch zweckmäßigerweise ein Überschuß an
Polyol zugesetzt, so daß das Reaktionsprodukt bei Zimmertemperatur noch fließfähig
ist.
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Die Gewichtsverhältnisse von Polymerabfällen und Carbonsäure(anhydrid)
zu Polyol können zwischen 3 : 1 und 1 : 5, vorzugsweise zwischen 2 : 1 und 1 : 3,
variieren.
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Die Reaktion erfordert normalerweise keine zusätzlichen Reaktionsbeschleuniger,
da die in der zweiten Stufe geeigneten Katalysatoren die gleichen sind, wie sie
für die erste Stufe der Reaktion beschrieben wurden.
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Selbstverständlich können zusätzlich übliche Veresterungs-
katalysatoren
zugesetzt werden. Die Reaktionstemperatur beträgt erfindungsgemäß für die 2. Reaktionsstufe
ebenfalls 150 bis 2500 C, vorzugsweise 180 bis 2300 C, wobei die Reaktionsdauer
je nach den Reaktionsbedingungen eine halbe bis sechs Stunden beträgt. Der Fortschritt
der Reaktion kann daran gemessen werden, wie die Säurezahl des Reaktionsansatzes
abnimmt. Die Vollständigkeit des Umsatzes hängt davon ab, ob das Produkt direkt
als Rohstoff zur Herstellung von Schaumstoffen oder anderen polymeren Massen verwendet
wird, oder ob ohne weitere Vorbehandlung beispielsweise im selben Reaktor eine Alkoholyse
von Polyurethanabfällen durchgeführt wird.
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Im ersteren Falle wird die Umsetzung so lange durchgeführt, bis die
Säurezahl des Ansatzes unter 5 bis 10 mg KOH/g abgesunken ist. Im zweiten Fall wird
erfindungsgemäß sofort nach Zugabe des Diols bzw. Polyols bei Temperaturen zwischen
150 und 2500 C, vorzugsweise zwischen 180 bis 230° C, Polyurethanabfall so zudosiert,
daß die Masse rührfähig bleibt. Die Reaktionsdauer dieser Alkoholyse hängt davon
ab, wieviel und welche Polyurethanabfälle zugegeben werden.
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Erfindungsgemäß eignen sich für die weitere Alkoholyse harte und weichelastische
Polyurethane verschiedenster Herkunft, insbesondere Hart- und Weichschaumstoffabfälle.
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Die Masse der zugegebenen Schaumstoffabfälle hängt von der Art der
Abfälle ab und beträgt, bezogen auf das Gesamtgewicht der ersten und zweiten Reaktionsstufe
5 : 1 bis 1 f 2, vorzugsweise 3 : 1 bis 1 : 1.
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Katalysatoren für die Alkoholyse der Polyurethanabfälle sind nicht
unbedingt erforderlich. Es können jedoch basische Katalysatoren, wie sie beispielsweise
in der DE-OS 22 38 109, der DE-OS 25 57 172 oder der DE-PS 27 38 572 vorschlagen
werden, zusätzlich als Reaktionsbeschleuniger zugegeben werden. Gegenüber den in
den obigen Schriften
genannten Verfahren zur Herstellung von polyolhaltigen
Flüssigkeiten aus Polyurethanabfällen hat das erfindungsgemäße Verfahren erhebliche
Vorteile: Bei gleichen Viskositäten ist die Hydroxylzahl der erfindungsgemäß hergestellten,
polyolhaltigen Flüssigkeiten wesentlich niedriger, so daß zur Herstellung von beispielsweise
Polyurethanhartschaumstoffen wesentlich weniger teure Isocyanate eingesetzt werden
müssen.
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Weiterhin verleihen die erfindungsgemäß hergestellten Polyole den
daraus hergestellten Polyurethanhartschaumstoffen eine gegenüber klassischen Recyclingpolyolen
wesentlich höhere Flammfestigkeit. Dies hat zur Folge, daß mit Hilfe der erfindungsgemäßen
Polyole preiswerte Hartschaumstoffe mit gleichen Eigenschaften hergestellt werden
können, da wesentlich geringere Mengen Flammschutzmittel zugesetzt werden müssen.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Polyole sind mit anderen Polyolen
für die Polyurethanherstellung in jedem Verhältnis mischbar und ebenso mit den Komponenten
für die Polyurethanhartschaumstoffherstellung problemlos verträglich, so daß sie
für den technischen Einsatz unter üblichen verfahrenstechnischen Voraussetzungen
auf Schäummaschinen hervorragend geeignet sind.
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Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
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Vergleichsbeispiel 1 100 g zerkleinerte Polyethylenterephthalatfasern
werden im 500 ml-Dreihalskolben zusammen mit 300 g Dipropylenglykol 10 Stunden auf
2200 C erhitzt. Nach beendeter Reaktion liegt der Großteil der Fasern unverändert
im Kolben vor.
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Vergleichsbeispiel 2 100 g Polyamid-6-Granulat werden mit 200 g Dipropylenglykol
im Dreihalskolben unter Rühren 10 Stunden bei 2200 C
gehalten,
wobei eine homogene Flüssigkeit erhalten wird.
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Nach Abkühlen wird die Masse wachsartig fest. Infrarotspektroskopische
Untersuchungen zeigen, daß neben Diethylenglykol der Hauptteil des ausgefallenen,
feinteiligen Feststoffs aus Polyamid-6 besteht.
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Beispiel 1 100 g Phthalsäureanhydrid und 0,5 g Antimontrioxid werden
im 500 ml-Kolben auf 2000 C erhitzt und unter Rühren innerhalb 30 Minuten bei 2000
C 100 g Polyethylenterephthalatfasern zugegeben. Die Fasern lösen sich, sobald sie
zugegeben werden, auf, so daß der Kolbeninhalt dünnflüssig und rührfähig bleibt.
Nach einer Reaktionszeit von 1 Stunde werden 180 g Dipropylenglykol bei 2000 C zugesetzt
und bei 2000 C unter Stickstoffspülung 6 Stunden weitergerührt. Nach Abkühlen wird
eine honigfarbene, homogene, hochviskose Flüssigkeit mit einer Säurezahl von 8>5
mg KOH/g und einer OH-Zahl von 190 mg KOH/g erhalten.
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Beispiel 2 100 g Phthalsäureanhydrid werden auf 2200 C erhitzt, mit
2 g konzentrierter Phosphorsäure und 100 g Polyamid-6 1 Stunde bei 2200 C gerührt
und anschließend weitere 5 Stunden bei 2000 C mit 120 g Dipropylenglykol erhitzt.
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Nach dem Abkühlen wird eine niederviskose, hellbraune, homogene Flüssigkeit
mit einer Säurezahl von 5,5 mg KOH/g und einer Hydroxylzahl von 260 mg KOH/g erhalten.
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Ein aus 50 g dieses Produktes mit 2 g Kaliumacetat, 1 g Silikontensid,
20 g Trichlorfluormethan (R 11), 15 g Trichlorpropylphosphat (TCPP) und 40 g rohem
Methylendiphenyldiisocyanat (MDJ) hergestellter Schaumstoff ist feinporig, hart
und selbstverlöschend.
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Beispiel 3 In eine Schmelze von 100 g Phthalsäureanhydrid werden 150
g einer Mischung aus gleichen Teilen Polyamid-6,6,
Polyamid-6 und
Polyethylenterephthalat bei einer Temperatur von 2300 C schnell unter Rühren zugesetzt
und 2 Stunden bei dieser Temperatur gehalten. Der dünnflüssigen Masse werden danach
180 g Diethylenglykol zugesetzt und sofort innerhalb einer Stunde bei 2000 C 120
g Polyurethanhartschaumabfälle sowie 1,5 g Kaliumhydroxid zugegeben. Es wird eine
hochviskose, braune Masse, die dispergiert einen feinteiligen Feststoff enthält,
mit einer Hydroxylzahl von 290 mg KOH/g und einer Säurezahl von 4,0 mg KOH/g erhalten.
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80 g dieses Produkts werden mit 32 g R 11, 2 g Silikontensid, 1,5
g Kaliumacetat, 1 g Triethanolamin und 20 g TCPP gemischt und nach Einrühren von
75 g MDJ aufgeschäumt. Man erhält einen feinporigen, geschlossenzelligen Hartschaumstoff
mit guten mechanischen Eigenschaften und der Brandklasse B 2.
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In den weiteren Beispielen wurden zerkleinerte, gemischte, textile
Abfälle aus Polyester-, Polyamid-, Polyurethan-und Cellulosefasern einer textilverarbeitenden
Firma verwendet, die im folgenden als Textilabfälle bezeichnet werden.
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Die in den folgenden Beispielen beschriebenen Reaktionen wurden in
einem 1 l-Edelstahlreaktor, ausgestattet mit Temperiermantel, Innenthermometer und
Rührer, durchgeführt.
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Beispiel 4 75 g Phthalsäureanhydrid und 75 g Tetrachlorphthalsäureanhydrid
werden geschmolzen und bei 2200 C 230 g Textilabfälle innerhalb einer halben Stunde
zugegeben. Nach 2 Stunden Reaktionszeit werden 350 g Dipropylenglykol zugesetzt
und bei einer Temperatur von 2000 C innerhalb einer Stunde 200 g Polyurethanhartschaumstoffabfä]le
und 3 g Natriumhydroxid zudosiert. Nach weiteren 2 Stunden wird in der Hitze filtriert.
Es wird ein Filterrückstand
aus 20 g fasrigem Feststoff und ein
Filtrat, das eine dunkelbraune, viskose Flüssigkeit mit einer Hydroxylzahl von 320
mg KOH/g, einer Säurezahl von 1,5 mg KOH/g und einem Wassergehalt von 0,5 % ist,
erhalten.
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80 g dieses Filtrats werden mit 35 g R 11, 2 g Silikontensid, 2 g
Kaliumacetat, 20 g TCPP und 80 g rohem MDJ vermischt und aufgeschäumt.
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Es entsteht ein feinporiger, geschlossenzelliger Hartschaumstoff mit
guten mechanischen Eigenschaften und der Brandklasse B 2.
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Beispiel 5 Es werden folgende Reaktionskomponenten analog Beispiel
4 umgesetzt: 50 g Phthalsäureanhydrid 100 g Adipinsäure 0,5 g Antimontrioxid 150
g Textilabfälle 200 g Dipropylenglykol 150 g Diethylenglykol 250 g Polyurethanabfälle
Als Produkt wird eine braune, viskose Flüssigkeit mit einer Hydroxylzahl von 280
mg KOH/g, einer Säurezahl von 4,5 mg KOH/g und einem Wassergehalt von 0,3 % erhalten.
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Beispiel 6 Es werden folgende Reaktionskomponenten analog Beispiel
4 umgesetzt: 100 g Phthalsäureanhydrid 50 g Benzoltricarbonsäureanhydrid 0,5 g Manganacetat
150 g Textilabfälle 250 g Tripropylenglykol 300 g Weichschaumstoffabfälle
2
g Kaliumhydroxid Als Produkt wird eine braune, viskose Flüssigkeit mit einer Hydroxylzahl
von 250 mg KOH/g und einer Säurezahl von 3,0 mg KOH/g erhalten.
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Ein daraus hergestellter Polyurethanhartschaum unter standardisierten
Bedingungen hat gute mechanische Eigenschaften und ist selbstverlöschend.
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Beispiel 7 Es werden folgende Reaktionskomponenten analog Beispiel
4 umgesetzt: 100 g Phthalsäureanhydrid 50 g Maleinsäureanhydrid 1 g Antimontrioxid
200 g Textilabfälle 200 g Diethylenglykol 100 g Trimethylolpropan Es werden 65 g
Filterrückstand und eine mäßig viskose, braune Flüssigkeit mit einer Hydroxylzahl
von 320 mg KOH/g und einer Säurezahl von 5,5 mg KOH/g als Filtrat erhalten.
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Daraus hergestellte Schaumstoffe sind hartelastisch, feinporig und
bei Zusatz von 20 % TCPP, bezogen auf das Polyol, in die Brandklasse B 2 einzuordnen.
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Beispiel 8 Es werden folgende Reaktionskomponenten analog Beispiel
4 umgesetzt: 75 g Phthalsäureanhydrid 75 g Isophthalsäure 0,5 g Antimontrioxid 3
g Chlorparaffin 52 ?OC) g Tcxtj bfj 500 g Polyol Typ Ugipol 313()
Es
werden 5 g Filterrückstand und eine hochviskose, dunkelbraune Flüssigkeit mit einer
Hydroxylzahl von 190 und einer Säurezahl von 12,5 mg KOH/g als Filtrat erhalten.
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Beispiel 9 Es werden folgende Reaktionskomponenten analog Beispiel
4 umgesetzt: 150 g Phthalsäureanhydrid 150 g Textilabfälle 5 g Trichlorethylphosphat
140 g Ethylenglykol 60 g Pentaerythrit Es werden 10 g Filterrückstand und eine viskose,
dunkelbraune Flüssigkeit mit einer Hydroxylzahl von 360 und einer Säurezahl von
15 mg KOH/g als Filtrat erhalten.