DE3420588C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein stereophotogrammetrisches Vermes
sungsverfahren nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, das aus
Deutsche Bauzeitung, H. 9 und 10, 1966 bekannt ist.
Die Stereophotogrammetrie ist ein wegen ihrer Leistungsfähig
keit weit verbreitetes Vermessungsverfahren, welches für die
planimetrische und altimetrische Vermessung unbeweglicher
Objekte an Land, beispielsweise von Gebäuden, Ruinen, Konstruk
tionen usw. oder des Landes selbst in topographischen, karto
graphischen und anderen Anwendungsfällen allgemein bekannt ist.
Die Stereophotogrammetrie beruht im wesentlichen auf einer
statischen Meßtechnik des Meßobjektes, bei der nicht das Objekt
selbst sondern eine dreidimensionale, photographische Abbildung
oder ein stereoskopisches, optisches Modell desselben benutzt
wird, dessen Gestalt und
Abmessungen im Raum von einem Stereoplotter wiedergegeben wer
den. Hierzu wird ein Paar oder mehrere Paare Photographien des
Meßobjektes verwendet, die jeweils von zwei unterschiedlichen
Aufnahmepunkten gemacht wurden.
Das bekannte Verfahren der stereophotogrammetrischen Vermes
sung sieht im wesentlichen vor, von zwei verschiedenen Punkten
zwei oder mehrere Paare Photographien eines Vermessungsobjek
tes zu machen, um stereoskopische Abbildungen des Objekts
selbst zu erhalten. Dazu werden im voraus die Raumkoordinaten
von mindestens fünf charakteristischen Punkten, entweder am
Objekt selbst oder in seiner Nähe, bestimmt. Diese sind nötig,
um die unzweideutige und exakte Rekonstruktion eines stereo
skopischen Modells ohne Parallaxenfehler zu ermöglichen, das
Modell im Raum durch entsprechendes Drehen zu begradigen und
auszurichten, bis es absolut horizontal liegt, und schließlich
um den planimetrischen Maßstab des stereoskopischen Modells
selbst exakt festzulegen. Die genannte Bestimmung der fünf
Punkte auf den X-, Y- und Z-Raumkoordinaten erfolgt gemäß
bekannter topographischer Verfahren. Ausgehend von den Photo
graphien wird im Labor eine dreidimensionale Abbildung oder
ein optisches Modell des Vermessungsobjektes mit einem Stereo
plotter hergestellt, und nach der richtigen Ausrichtung des
Modells werden an dem Modell statt am tatsächlichen Objekt
die nötigen Messungen vorgenommen. Dabei ist die Skala, die
die Umwandlung jeder beliebigen linearen Messung an dem opti
schen Modell in die entsprechende Entfernung am tatsächlichen
Modell ermöglicht, bereits bekannt. Schließlich werden die ge
machten Messungen auf Band aufgezeichnet und elektronisch wei
terverarbeitet, um mit einem Kurvenschreiber aufgezeichnete
graphische Ergebnisse oder numerische Ergebnisse in Tabellen
form nach entsprechender Datenverarbeitung zu erhalten.
Das Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß es bei gewissen
Vermessungsfällen nicht anwendbar ist, wo z. B. aus praktischen
Gründen der Personalsicherheit aufgrund der unwirtlichen und/
oder gefährlichen Umgebung, oder wegen der aufgrund der Bau
stellenerfordernisse zur Verfügung stehenden kurzen Zeit oder
aus anderen zwingenden Gründen absolut keine Möglichkeit be
steht, im voraus die Raumkoordinaten der fünf Punkte zu be
stimmen.
Das ist im allgemeinen der Fall wenn Offshore-Plattformen zur
Erdölgewinnung im offenen Meer errichtet werden sollen. In
diesem Fall ist es nach dem Eintreiben von Stützrohren in den
Meeresboden zum Einbau einer festen Produktions- oder Förder
anlage mittels des Einrohrsystems nötig, den genauen Abstand
zwischen den Mitten der Rohrenden zu bestimmen, damit die da
rauf zu lagernde Plattform exakt ausgelegt werden kann, denn
deren Beine müssen auf den Enden der Stützrohre selbst genau
aufliegen. Hierbei ergibt sich das Problem, daß mit einer
spezifizierten Näherung von 1-2 cm die Entfernung zwischen den
nicht einmal markierten Zentren der Stützrohre bestimmt werden
muß, von denen drei oder mehr mit einem Durchmesser von 2-3 m
etwa um 8-12 m aus dem Meer herausragen und in einem Abstand
von 20-30 m voneinander sowie 20-50 km von der Uferlinie ent
fernt eingerammt sind.
Außerdem muß jedes Stützrohr auf Unregelmäßigkeiten im Umfang
und in der Dicke sowie auf das Vorhandensein von Beulen auf
grund von Kollisionen mit Wasserfahrzeugen untersucht werden.
Ferner muß die vertikale Genauigkeit, mit der die Stützrohre
eingerammt sind, bestimmt werden, so daß eine Vielzahl von
Messungen nötig ist, die eigentlich nur die stereophotogramme
trische Methode erlaubt. Aber wegen des wesentlichen Erforder
nisses, ständig die Sicherheit des Personals zu berücksichti
gen, ist es unmöglich, die nötigen Messungen unmittelbar mit
ausreichender Genauigkeit vorzunehmen. Deshalb kann das ge
nannte Verfahren nicht angewendet werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, diesen Nachteil durch ein Ver
messungsverfahren zu vermeiden, bei dem zwar die Stereophoto
grammetrie angewandt wird, aber trotzdem keine direkten Messun
gen an dem Vermessungsobjekt vorgenommen werden müssen.
Das Verfahren soll die leichte und exakte Vermessung selbst von
solchen Objekten ermöglichen, die sich an unbequemer und ver
hältnismäßig unzugänglicher Stelle befinden, wie der Stützrohre
für den Einbau von Offshore-Plattformen.
Das diese Aufgabe lösende Verfahren ist mit seinen Ausgestal
tungen in den Patentansprüchen gekennzeichnet.
Die erfindungsgemäße Verfahrensdurchführung schafft die Mög
lichkeit, die Photoaufnahmen statt mit ortsfest angeordneten
Kameras aus der Luft zu machen und dabei zugleich sich bewe
gende Objekte oder Objekte innerhalb einer sich bewegenden
Umgebung aufzunehmen, wobei direkte Messungen am Objekt ent
fallen können, ohne daß auf genaue Vermessungsobjekte verzichtet
werden muß.
Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung werden
zwei synchronisierte photographische Meßkameras in einem exakt
bekannten Abstand voneinander mit Hilfe eines Trägers angeord
net, der aus hochfestem Metall, z. B. Duralumin, Sonderstrahl,
usw. besteht. An den Enden dieses Trägers werden die Kameras
verstellbar angebracht. Man photographiert das Vermessungs
objekt entweder von einem Hubschrauber aus, aus dessen beiden
Türen man den Träger freiragend herausragen läßt, oder von
einem hohen Kran aus, mit dem man den Träger, gegebenenfalls
eingesetzt in einem Käfig oder Korb, ca. 30 m hochzieht.
Das Vermessungsverfahren erlaubt an Objekten mit großen Abmes
sungen und von beliebiger Kompliziertheit, selbst wenn sie sich
an unbequemen oder verhältnismäßig unzugänglichen Stellen be
finden, äußerst einfache, betriebssichere Messungen kleinster
Art mit hoher Genauigkeit bei beträchtlicher Zeit- und Kosten
ersparnis vorzunehmen.
Erfindungsgemäß werden die photographischen Aufnahmen des Ver
messungsobjekts aus einer Entfernung von ca. 30 m mit zwei
photographischen Meßkameras gemacht, die miteinander synchroni
siert und in einem bekannten Abstand von ca. 6 m voneinander
angeordnet sind. Damit kann die nötige Genauigkeit der Tiefen
messung mit dem Stereoplotter bei einem maximal erlaubten Feh
ler von ±1 cm erzielt werden. Auf diese Weise wird ein ge
naues stereoskopisches Modell erhalten, an dem Präzisionsmes
sungen vorgenommen werden können. Diese Messungen betreffen
nicht nur stationäre Objekte, beispielsweise die Stützrohre
von Offshore-Plattformen, sondern sie können auch an beweg
lichen Objekten gemacht werden, beispielsweise Oberflächen
flüssigkeiten, Schwimmkörpern, hängenden Kabeln usw. Durch
einfaches Einsetzen eines Vergleichselements in das Feld der
photographischen Aufnahme kann nicht nur das stereoskopische
Modell exakt ausgerichtet sondern auch jede beliebige lineare
Messung des tatsächlichen Vermessungsobjekts erhalten werden,
da der planimetrische Maßstab ohne weiteres erkennbar ist. Als
Vergleichselement wird z. B. eine nicht verlängerbare Stahl
kette in das Bildfeld eingeführt, die sich nicht verheddern
kann, und deren Länge im voraus exakt gemessen worden ist.
Im folgenden ist die Erfindung mit weiteren vorteilhaften
Einzelheiten anhand schematisch dargestellter Ausführungsbei
spiele näher erläutert. In den Zeichnungen zeigt
Fig. 1 eine Darstellung der Verfahrensstufe, bei der eine
Kette von bekannter Länge zwischen zwei beliebigen
Stützrohren eingehängt ist;
Fig. 2 die Stufe, bei der gemäß einem bevorzugten Ausführungs
beispiel ein Luftbild von einem Hubschrauber gemacht
wird;
Fig. 3 die Stufe, bei der gemäß einem weiteren Ausführungs
beispiel die Aufnahme mit Hilfe eines großen Krans ge
macht wird;
Fig. 4 die Darstellung eines mittels Stereoplotter erhaltenen
stereoskopischen, optischen Modells, an dem die Messun
gen vorgenommen werden.
In den Zeichnungen ist die Erfindung in Anwendung bei dem Ein
bau einer Offshore-Plattform gezeigt, bei dem im wesentlichen
der genaue Abstand zwischen den Mitten der Enden von drei in
den Meeresboden eingetriebenen Stützrohren bestimmt werden muß.
In den Figuren sind drei Stützrohre 1, 2 bzw. 3 mit einem
Durchmesser von 2-3 m gezeigt, die insgesamt in einer Entfer
nung von 20-50 km von einer Küstenlinie 5 in den Boden des
Meeres 4 eingerammt sind und um etwa 8-12 m aus dem Meer
herausragen, um eine aufzulegende Plattform zu stützen. Die
Beine der Plattform müssen genau auf den Enden der Stützrohre
aufliegen.
Um das erfindungsgemäße Verfahren für die nötige Bestimmung
der Entfernung zwischen den Mitten der drei Stützrohre, die
nicht markiert sind, anzuwenden, wird zwischen zwei Stütz
rohren 1 und 2 mit Hilfe eines Wasserfahrzeugs 6 eine nicht
dehnbare Stahlkette 7 eingehakt, die sich nicht verheddern
kann und an der zwei Bezugsmarken oder Bezugssignale 8 und 9
fest angebracht sind. Der Abstand, in dem diese Bezugsmarken
voneinander angebracht sind, ist im voraus im Labor exakt ge
messen worden.
Die beiden Bezugsmarken 8 und 9 haben eine solche Größe, daß
sie, ebenso wie die Kettenglieder in Photogrammen, die aus
einer Entfernung von 30-40 m gemacht werden, zuverlässig sicht
bar sind. Die Stahlkette 7 ist so gestreckt, daß sie nie die
Oberfläche des Meeres 4 berührt.
Das aus Stützrohren und Kette bestehende System wird dann mit
zwei photographischen Meßkameras 10 und 11 photographiert,
die miteinander synchronisiert und orientierbar an einem ca.
6 m langen Träger 12 aus hochfestem Material angebracht sind.
Der Träger ragt freitragend aus den beiden Türen eines Hub
schraubers 13 und liegt dabei in einer Höhe von ca. 30 m.
Bei einer abgewandelten Ausführungsform ist der die beiden
Meßkameras 10 und 11 an seinen Enden abstützende Träger 12 an
einem Käfig 14 angebracht, der, wie Fig. 3 zeigt, in einer
Höhe von ca. 30 m von einem großen Kran 15 hängend abgestützt
ist.
Die paarweise erhaltenen Photographien werden in einen Stereo
plotter eingegeben, der ein stereoskopisches, optisches Modell
des photographierten Objekts erzeugt, wie in Fig. 4 gezeigt.
An diesem Modell werden an Positionen, die jeweils einem der
acht herkömmlichen perimetrischen Orte photogrammetrischer
Orientierung, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22 und 23 entsprechen,
unter Verwendung des beweglichen Pfeils des Stereoplotters
Bestimmungen der Tiefe (Z-Achse) einer geeigneten Anzahl von
Punkten 16 I . . . 23 I gemacht. Diese Punkte liegen gleichmäßig
zur Hälfte auf den Wellenkämmen (positives Maximum) und zur
anderen Hälfte in den Tälern (negatives Maximum) der Wellen
des Meeres 4. Der Durchschnittswert dieser Messungen ergibt
das durchschnittliche Niveau der Wasseroberfläche und folglich
die Durchschnittsebene, die horizontal sein muß.
Durch entsprechendes Drehen des optischen Modells in solcher
Weise, daß das Niveau der acht Orte auf das festgelegte Durch
schnittsniveau gebracht wird, wird das optische Modell richtig
orientiert. Anhand des nunmehr ordnungsgemäß ausgerichteten
optischen Modells kann wiederum unter Verwendung des beweg
lichen Pfeils des Stereoplotters im photographischen Maß
stab die Länge des Kettenbogens exakt gemessen werden, der
zwischen den beiden gut sichtbaren Bezugsmarken oder Bezugs
signalen 8 und 9 der Stahlkette 7 liegt.
Diese Messung erfolgt durch Summieren der Längen kleiner Bo
genabschnitte, die beispielsweise einem (ebenfalls sichtbaren)
Kettenglied der Stahlkette entsprechen.
Unter Bezugnahme auf das direkte Verhältnis des so bestimmten
Wertes zu dem exakt im voraus gemessenen Wert des zwischen den
Bezugsmarken 8 und 9 liegenden Kettenabschnitts wird der Um
rechnungsfaktor erhalten, anhand dessen jeder beliebige tatsäch
liche Abstand durch eine entsprechende lineare Messung an dem
Modell gewonnen werden kann.
Claims (3)
1. Stereophotogrammetrisches Vermessungsverfahren, insbeson
dere für groß bemessene Objekte auf dem Meer, bei dem das Ver
messungsobjekt (1 bis 3) zusammen mit einer bekannten
Meßstrecke von zwei einen exakt bekannten Abstand zueinander
aufweisenden Kameras (10 und 11) aufgenommen wird, mit Hilfe
eines Stereoplotters ein stereoskopisches, optisches Modell
(Fig. 4) des Vermessungsobjektes anhand eines oder mehrerer
Paare von Photographien des Vermessungsobjektes hergestellt
wird und lineare Messungen am optischen Modell mittels des Ab
bildungsmaßstabs in entsprechende Strecken des Vermessungsob
jektes umgewandelt werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
- - an dem Vermessungsobjekt (1 bis 3) vor seiner Aufnahme eine verhedderungsfreie nicht dehnbare Stahlkette (7) mit zwei einen exakt im voraus gemessenen Abstand aufweisende Markierungen (8 und 9) an beiden Enden so aufgehängt wird, daß die Markierungen (8 und 9) sowie die zwischenliegenden Kettenglieder auf aus einer Entfernung von 30 bis 40 m gemachten Photogrammen zuver lässig und vollständig sichtbar sind,
- - das Vermessungsobjekt (1 bis 3) aus einer Entfernung von ca. 30 m und mit synchronisierten Kameras (8 und 9) aufgenommen wird, die in einem Abstand von ca. 6 m zueinander angeordnet sind,
- - an acht herkömmlichen perimetrischen Orten (16 bis 23) pho togrammetrischer Orientierung des stereoskopischen, optischen Modells acht Sätz von Punkten (16′ bis 23′) in angemessener Anzahl ausgemessen werden, die zur Hälfte auf dem Niveau der Kämme (positives Maximum) und zur anderen Hälfte in den Tälern (negatives Maximum) der das Vermessungsobjekt (1 bis 3) umge benden Wellen des Wassers (4) bzw. des Bodens liegen,
- - aus diesen Messungen das durchschnittliche Niveau einer horizontalen Ebene bestimmt wird,
- - das stereoskopische, optische Modell durch entsprechende Drehung auf diese horizontale Ebene ausgerichtet wird,
- - an dem auf diese Weise orientierten optischen Modell im photographischen Maßstab die Kettenbogenlänge zwischen den beiden Markierungen (8 und 9) bestimmt wird, indem die Summe der Längen kleiner einem Kettenglied entsprechenden Bogenseg mente gebildet wird,
- - der Maßstab als das Verhältnis der so bestimmten Kettenbogen länge zu dem im voraus gemessenen Abstand zwischen den Markie rungen festgelegt wird, und
- - jede lineare Messung an dem optischen Modell mit diesem Maß stab in die entsprechende Strecke des Vermessungsobjektes (1 bis 3) umgewandelt wird.
2. Vermessungsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden synchronisierten photographischen Kameras (10
und 11) an den Enden eines Trägers (12) aus hochfestem Metall
im exakt bekannten Abstand orientierbar angebracht sind, und
man zum Aufnehmen des Vermessungsobjekts (1 bis 3) die Enden
des Trägers (12) freitragend aus den beiden Türen eines auf
etwa 30 m über dem Vermessungsobjekt (1 bis 3) aufgestiegenen
Hubschraubers ragen läßt.
3. Vermessungsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden synchronisierten photographischen Kameras (10
und 11) an den Enden eines Trägers (12) aus hochfestem Metall
im exakt bekannten Abstand orientierbar angebracht sind und man
zum Aufnehmen des Vermessungsobjektes (1 bis 3) den Träger (12)
mit einem hohen Kran etwa 30 m über dem Vermessungsobjekt (1
bis 3) hält.
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