DE3210911C2 - Verfahren zur Gewinnung von Furfurol abbauenden Bakterien, danach erhältliche Bakterien und deren Verwendung - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von Furfurol abbauenden Bakterien, danach erhältliche Bakterien und deren VerwendungInfo
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Abstract
Die anaerobe Aufbereitung bzw. Reinigung furfurolhaltiger Abwässer und insbesondere des Brüdenkondensats der Sulfitablaugeneindickung bei der Zellstoffabrikation in Abwesenheit von sulfatreduzierenden und methanogenen Bakterien kann gemäß der Erfindung durch Zusatz furfurolabbauender Bakterien ohne weiteres gestartet und gesteuert werden. Solche furfurolabbauenden Bakterien wurden ausgehend von einer Quelle für anaerobe Bakterien wie Moor, Sumpf oder insbesondere Klärschlamm unter Zwischenanreicherung in kontinuierlicher Flüssigkultur unter Zufütterung furfurolhaltiger Lösung durch eine spezielle Selektionstechnik erreicht, bei der die Bakterien (in unterschiedlichen Konzentrationen) in Agar fixiert werden, der mit einer verdünnten Lösung von Furfurol überschichtet wird, das als einzige Kohlenstoffquelle dient und beim Eindiffundieren in den Agar einen Konzentrationsgradienten ausbildet, innerhalb dessen auf alle Fälle ein für die Bakterien verträglicher Konzentrationsbereich vorhanden ist. Auf diese Weise wurden diskusförmige, beigefarbene Einzelkolonien von furfurolabbauenden Bakterien erhalten, die stark beweglich sind, leicht S-förmig gebogene Stäbchen mit Geißel darstellen und morphologisch dem Desulfovibrio gigas ähnlich sind.
Description
45
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Gewinnung
von Furfurol abbauenden Bakterien, und sie umfaßt die danach erhältlichen Bakterien und deren
Verwendung (vgl. die Ansprüche 1,5 und 6).
Die anaerobe Abwasserreinigung gewinnt in jüngster Zeit zunehmend an Bedeutung, da im Vergleich zum
aeroben Abbau von Verunreinigungen weniger Restschlamm zu bewältigen ist und Biogas als erwünschtes
Nebenprodukt anfällt
Von Nachteil ist allerdings, daß Methan-Bakterien gegenüber toxischen Stoffen relativ empfindlich sind. So
wurden furfurolhaltige Abwasser der Papierindustrie bislang allenfalls nach dem Belebtschlammverfahren
gereinigt.
Erst in jüngster Zeit wurde erkannt, daß man Brüdenkondensat, das beim Eindicken von Sulfitablaufen der
Zellstoffabrikation anfällt, durch anaeroben Abbau reinigen kann (s. Brüne, G.; Schoberth, S.; Sahm, H.: »Anaerobic
treatment of wastewater from the pulp and paper industry«, Sec. Int. Symp. on Anaerobic Digestion,
Travemünde, 6.— 11.9.1981). Diese Brückenkondensate
enthalten normalerweise 100 bis 400 mMol/1 Essigsäure, bis 30 mMol/1 Furfurol und 20 bis 50 mMol/1 Schwefel
in Form von Sulfit und Sulfat Der pH-Wert dieses Brüdenkondensats liegt in der Gegend von 2 und der CSB
bei 10 000 bis 20 000 mg O2/l.
Der bekannte anaerobe Abbau wurde durch Beimpfung des Brüdenkondensats mit Poben aus dem Faulturm
einer kommunalen Abwasserkläranlage unter zeitaufwendiger selektiver Anreicherung der zum Abbau
erforderlichen Bakterien erreicht
Als wirksame Mikroorganismen wurden dabei methanogene Bakterien (coccoide und fadenförmige) und
sulfatreduzierende Bakterien ermittelt
Bringt man nun eine Bakterieninischkultur mit den
genannten Spezies mit einem Brüdenkondensatansatz unter den genannten Abbaubedingungen zusammen, so
ste3t man eine erhebliche Abbauhemmung fest, d. Il, das
genannte Abwasser ist mit einer Mischkultur aus sulfatreduzierenden Bakterien und methanogenen Bakterien
nicht ohne weiteres abbaubar.
Wie festgestellt wurde, wirkt Furfurol, das im Brüdenkondensat in Mengen von üblicherweise etwa 5 bis
30 mMol/1 und bisweilen bis zu 40 mMol/1 vorhanden ist, hemmend auf den Abbau, und selbst bei Verdünnung
ist eine Selbstanzüchtung von furfurol-abbauenden Bakterien äußerst zeitraubend und nimmt mehrere Monate
in Anspruch.
Ziel der Erfindung ist daher die Bereitstellung furfurol-abbauender
Bakterien, die in der Lage sind. Furfurol in Konzentrationen von bis zu etwa 5 bis 10 mMol/I
abzubauen, um so eine kontinuierliche Reinigung von Brüdenkondensat in Anwesenheit dieser Bakterien bei
entsprechender Verdünnung bzw. angemessener Zulaufrate in kontinuierlicher Fermentation zu ermöglichen.
Da Furfurol in höherer Konzentration hemmend auf die Entwicklung von anaeroben Bakterien wirkt wurde
ein Verfahren zur Gewinnung von Furfurol abbauenden Bakterien entwickelt, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß man eine Bakterienmischpopulation von Klärschlamm in stufenweiser Verdünnung bis 1 :109 in Nähragar
fixiert und mit verdünnter Furfuroilosung als einziger
C-Quelle überschichtet dann die verdünnten, im Agar fixierten Bakterien dem langsam eindiffundierenden
Furfurol aus der überstehenden Lösung aussetzt bis zur Ausbildung sichtbarer Kolonien, die dann isoliert
werden.
Als Ausgangsmaterial kann dabei Klärschlamm aus einem Faulturm dienen, der zunächst einer Anreicherungskultur
unter Zufütterung von Brüdenkondensat der Zellstoffabrikation unterworfen wird. Auf diese
Weise werden den avisierten Anwendungsbedingungen angepaßte Bakterien bevorzugt, die dann in stufenweiser
Verdünnung bis 1 :109 im Agar fixiert werden können.
Besonders zweckmäßig ist aber eine weitere Voradaption durch Flüssigkultur mit Furfurol als einziger
Kohlenstoffquelle, bevor die entsprechend verdünnten Bakterien in Agar fixiert der langsamen Eindiffusion de^.
Furfurols aus der überstehenden Lösung ausgesetzt werden.
Die auf diese Weise gewonnenen Reinkulturen können als Zusatz für die anaerobe Reinigung furfurolhaltiger
Abwässer in Anwesenheit einer sulfatreduzierende Bakterien und methanogene Bakterien enthaltenden
Bakterienmischkultur verwendet werden. Diese anaerobe Reinigung kann im etwa neutralen bis schwach sauren
pH-Bereich erfolgen, insbesondere bei etwa pH 6 bis 7,5, vorzugsweise im Bereich von pH 6,4 bis 7,2 und
speziell bei pH 6,8. Die Temperatur kann zwischen etwa
Zimmertemperatur und 65°C gewählt werden, bevorzugte Bereiche liegen um 37° C und 600C Spezielle
technische Bedeutung hat das erfmdungsgemäße Verfahren bei der Reinigung von Brüdenkondensat der SuI-fitablaugeneindickung
bei der Zellstoffabrikation.
Weitere Besonderheiten gehen aus den Unteransprüchen hervor sowie aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels für die Isolierung furfurolabbauender
Bakterien.
10 A: Ausgangsmaterial: Klärschlamm aus dem Faulturm der Kläranlage Alsdorf-Bettendorf
B: Adaptionskultur: Kontinuierliche Zufütterung von Brüdenkondensat aus Zellstoffabriken; C-Quelle:
Acetat (90%), Furfurol (10%). Zugabe von Mineralien (Nährlösung I; s. u.); Temperatur (für alle weiteren
Versuche) 37°C±1°C Acetat wird zu 99%, Furfurol restlos abgebaut; vornehmliches Endprodukt
Biogas (CH4 und CO2). Der pH-Wert wurde
im Fermenter durch Zugabe von 5 η NaOH auf 6,8 gehalten.
C: Spezifische Adaption von furfurol-abbauenden Mikroorganismen
(flüssige Selektionskultur): Die Adaptionskultur erfolgte mit Furfurol als einziger
C-Quelle unter kontinuierlicher Zulieferung von Furfurollösung (150mMol/l) und Umsetzung zu
CH4 + CO2. Die aktuelle Furfurolkonzentration im Fermenter blieb praktisch vernachlässigbar. Ausgehend
von dieser Mischkultur wurde die Isolierung des furfurol-abbauenden Bakteriums gestartet
D: Isolierung
D: Isolierung
1. Nach einer stufenweisen Verdünnung der durch Flüssigkultur wie vorstehend erhaltenen
Bakterien in Nährlösung I (ohne C-Quelle) der folgenden Zusammensetzung:
40
45
50
55
60
Nährlösung I | lenkondens; | at oder I | -2H2O |
lOIBrüc | NH4CI | ■ H2O | |
5g | MgCI2 · 6 | H2O | |
6g | CaCl3 · 2 | H2O | |
2.5 g | NaCl | ||
2g | FeSO4 | ||
ig | FeCl2 | ||
15g | Spurenlösung*) | ||
30 mi | Na2HPO4 | ||
10.2 g | NaH2PO4 | ||
7.8 g |
0.13 ml MoSeWO-Lösung**) 745 mg KCl
*) Spurenlösung in I 1 H2O(dest):
0.475 MnCI2 · 4 H2O
0.17 g CoCI2 · 6H2O
0.05 g CuSO4 · 5 H2O
0.18 g ZnSO4-7 H2O
0.018 g AIK(SO4J2 ■ 12H2O 0.01 g H1BO3
0.17 g CoCI2 · 6H2O
0.05 g CuSO4 · 5 H2O
0.18 g ZnSO4-7 H2O
0.018 g AIK(SO4J2 ■ 12H2O 0.01 g H1BO3
") MoSeWO-Lösung in 1 I H20(dest):
2 g Na2SeO3 ■ 5 H2O
2 g Na2WO4-2 H3O
2 g Na2MoO4 -2H2O
2 g Na2WO4-2 H3O
2 g Na2MoO4 -2H2O
die 15 mMoI/I Furfurol enthielt. Diese überstehende
Lösung wurde nach einer und nach zwei Wochen erneuert Nach 4 Wochen hatten sich im Agar bei allen Ansätzen beigefarbene, diskusförmige
Kolonien ausgebildet. Eine Gasbildung wurde nicht beobachtet Die Abbildung
zeigt eine mikroskopische Vergrößerung eines Bakteriums (begeißelte, leicht gebogene kurze
Stäbchen).
2. Isolierung der Kolonien und erneute Beimpfung von Agar-Shakes; gleiche Bedingungen
wie unter D 1;3 χ Wechsel der Nährlösung. Nach 4 Wochen: Kolonien wie unter D 1.
3. Die Isolierung einiger Kolonien und Test auf Wachstum im speziellen Sulfatreduzierer-Medium
(Nährlösung II, Äthanol als C-Quelle, SO4" als Elektronenakzeptor) ergab positive
Ergebnisse sowohl in Flüssigmedium als auch auf Agar (Hungate-Technik). Die Nährlösung
II hatte folgende Zusammensetzung pro 11 H2O:
Nährlösung II
4,4 μΜοΙ/l Resazurin
?.8 mMol/1 KH2PO4ZK2HPO4, pH 7,00
7,2 mMol/1 NH4Cl
63 μΜοΙ/l FeSO4 · 7 H2O
0,77 mMol/1 MgSO4 · 7 H2O
10 ml/I Wolfe's Vitamine*) 10 ml/1 Wolfe's Minerale*)
23,8 mMol/1 NaHCO3
12mMoI/l KHCO3
28mMoI/l Na2SO4 ■ 10H2O
als Reduktionsmittel:
0,23 ΓπΜοί/Ί Na-dithionit
0,416 mMol/I Na2S · 9 H2O
438 mMol/1 Thioglykolat
0,23 ΓπΜοί/Ί Na-dithionit
0,416 mMol/I Na2S · 9 H2O
438 mMol/1 Thioglykolat
als C-Quelle (in der Regel):
239 mMol/1 Äthanol
239 mMol/1 Äthanol
*) siehe E. A. Wolin, M. J. Wolin, P. S. Weife, J. biol.
Chem. 238 (1963). 2882 - 2886).
4. Isolierung von Einzelkolonien aus Agar von D 3. und Inkubation in Nährlösung II (ohne
Äthanol aber unter Zugabe von 3 bis 5 mMol/1 Furfurol). Furfurol wird jedesmal nach Zugabe
sofort abgebaut, und Acetat wird gebildet (mehrmalige Zugabe von kleinen Mengen Furfurol
bis max. b Mol/l). Mikroskopisches Bild: stark bewegliche, !eicht S-för:nige Bakterien;
morphologische Ähnlichkeit mit Desulfovibrio gigas. Diese Bakterien können Sulfat in Anwesenheit
von Äthanol als Kohlenstoffqualle unter
Acetatbildung zu H2S reduzieren und Furfurol zu Essigsäure abbauen.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
wurden damit Agar-Shakes (Nährlösung 1 + 1 bis 2% Agar als Festigungsmittel) beimpft. Die 65
Inkubation erfolgte bei einem pH-Wert zwischen 6,4 und 7,0 unter Überschichtung des
festen Agars mit i ml flüssiger Nährlösung I,
Claims (6)
1. Verfahren zur Gewinnung von Furfurol abbauenden Bakterien, dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Bakterienmischpopulation von Klärschlamm in stufenweiser Verdünnung bis 1 :109
in Nähragar fixiert und mit verdünnter Furfurollösung als einziger C-Quelle überschichtet, dann die
verdünnten, im Agar fixierten Bakterien dem langsam eindiffundierenden Furfurol aus der überstehenden
Lösung aussetzt bis zur Ausbildung sichtbarer Kolonien, die dann isoliert werden.
Z Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man suspendierte Bakterien enthaltenden
festen Agar im Verhältnis 5 :1 mit flüssiger mineralienhaltiger
Nährlösung überschichtet, die 15 mMol/1 Furfurol als einzige C-Quelle enthält und
den Ansatz mit wochenweisem Wechsel der Nährlösung einige Wochen inkubiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß man die im Agar zu suspendierende
Bakterienmischpopulation einer voranreichernden Selektionskultur in flüssiger Nährlösung
mit 5 bis lOmMol/I Furfurol als einziger C-Quelle
unterwirft
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man ausgehend von
Klärschlamm aus einem Faulturm eine Anreicherungskultur unter kontinuierlicher Zufuhr von Brüdenkondensat
einer Zellstoffabrikation zur Erzielung einer Bakte^anmischpopulation zur Beimpfung
der flüssigen Selektionskultur bzv zur Suspension in Agar durchführt
5. Furfurol abbauende Bakterien, erhältlich nach
einem der Ansprüche 1 bis 4.
6. Verwendung der Bakterien nach Anspruch 5 zur anaerobetv Aufbereitung von furfurolhaltigen Abwässern
in Anwesenheit einer sulfatreduzierende Bakterien und methanogene Bakterien enthaltenden
Bakterienmischkultur.
Priority Applications (4)
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