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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
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Stoffwechselprodukten unter Verwendung von Mikroorganismen im wäßrigen
Medium, das insbesondere zur biologischen Abwasserreinigung geeignet ist, eine Vorrichtung,
wie einen Bioreaktor, zur Durchführung dieses Verfahrens sowie eine biologische
Abwasserreinigungsanlage, die mindestens einen erfindungsgemäßen Bioreaktor aufweist.
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Bei der biologischen Abwasserreinigung wandeln Mikroorganismen organische
Schadstoffe unter Verwendung von Sauerstoff vornehmlich in Kohlendioxid und Zellsubstanz
um. Das Abwasser ist ein Gemisch aus reinem Wasser und meist zahlreichen organischen
und anorganischen Schadstoffen, die im Wasser gelöst sind. Entsprechend den Schadstoffmischungen
treten sowohl in denkommunalen als auch in den industriellen Abwässern bakterielle
Mischpopulationen auf.
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Die Entwicklung der biologischen Abwasserreinigung hat sich im wesentlichen
in drei Stufen vollzogen. Demgemäß gibt es auch drei Generationen von Reinigungsanlagen.
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Die erste Generation der biologischen Reinigungsanlagen bilden die
Rieselfelder. Sie zeichnen sich durch eine sehr geringe Wassertiefe von 10 bis 20
cm aus, erfordern daher im allgemeinen einen sehr großen Grundflächenbedarf und
weisen eine freie Oberfläche zur Atmosphäre auf. Die Natur bleibt sich hierbei selbst
überlassen. Dem Abwasser werden weder Mikroorganismen (Bakterien) noch Sauerstoff
zugeführt. Die biologische Reinigungsleistung ist daher auch nur sehr gering, entspricht
jedoch den damals gestellten Forderungen.
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Die zweite Generation der biologischen Reinigungsanlagen bilden große
Betonbecken. Wegen des stark gestiegenen Abwasseranfalls und nur noch begrenzt zur
Verfügung stehender
Grundfläche ist die Tiefe der Wasserschicht
gegenüber den Rieselfeldern vergrößert und beträgt bei den Betonbecken etwa 5 bis
10 m. Der biologische Abbau in derartigen Becken wird jedoch, wie die praktische
Erfahrung zeigt, mit zunehmender Beckentiefe schlechter. Dies ist die Folge davon,
daß das Abwasservolumen bzw. Beckenvolumen vergrößert ist, die freie Oberfläche,
durch die der zur biochemischen Umwandlung benötigte Sauerstoff ins Abwasser diffundiert,
jedoch konstant bleibt. Die freie Oberfläche je Volumeneinheit ist also kleiner
als bei den Rieselfeldern. Bei normal belasteten Abwässern beträgt die zur biologischen
Reinigung notwendige Verweilzeit der Abwässer im Becken etwa 12 bis 15 Stunden.
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Die dritte Generation der biologischen Reinigungsanlagen sind Stahlbehälter,
ähnlich den Lagertanks für Erdöl und Erdölprodukte. Diese Bauweise, die man auch
"Turmbiologie" nennt, wurde eingeführt, um Umweltbelästigungen durch Lärm-und Geruchsemissionen
zu vermeiden. Das Bauvolumen dieser Tanks ist mit einigen 100 bis einigen 10 000
m3 praktisch gleich dem der Betonbecken der zweiten Generation, die Stahlbehälter
sind jedoch im Gegensatz zu den Betonbecken oberirdisch angeordnet. Der biologische
Prozess ist bei der zweiten und dritten Generation der gleiche. Damit ist also auch
die Verweilzeit des Abwassers in der Reinigungsanlage nicht verkürzt worden, sie
beträgt ebenfalls etwa 12 bis 15 Stunden.
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Der zur biochemischen Umwandlung durch die Mikroorganismen benötigte
und verbrauchte Sauerstoff wird durch technische Einrichtungen fortlaufend zugeführt,
und zwar entweder rein oder in Form von Luft. In Betonbecken bestehen diese Einrichtungen
vornehmlich aus schaufelradähnlichen Konstruktionen, den sogenannten Oberflächenbelüftern.
Häufig dienen diese Schaufelräder gleichzeitig zur Förderung des Abwassers durch
die Becken. In Türmen verwendet man für die Lufteinleitung dagegen meist Düsen sehr
unterschiedlicher Bau-
art, die am Boden der Türme angeordnet sind.
Ziel der herkömmlichen Belüftungssysteme, wie Oberflächen- oder Volumbelüftern,
ist die Belüftung des Reaktors mit möglichst geringem Energieaufwand.
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Sowohl bei der biologischen Reinigung des Abwassers im Becken als
auch in Türmen bemüht man sich um eine sehr schonende Behandlung der Mikroorganismen.
Eine mechanische Beanspruchung, die so groß ist, daß die üblicherweise in Abwasserreinigungsanlagen
auftretenden Flocken von Mikroorganismen zerkleinert werden, wird bewußt vermieden.
Eine Zerkleinerung dieser Flocken ist nach herkömmlicher Vorstellung sowohl mit
einer Herabsetzung der biochemischen Schadstoffumwandlung der Mikroorganismen als
auch mit einer Herabsetzung ihrer Sedimentationsfähigkeit verbunden. Die Sedimentationsfähigkeit
ist von Bedeutung, da am Schluß der biologischen Reinigung die Mikroorganismen vom
Wasser abgetrennt werden müssen. Je schlechter die Sedimentationsfähigkeit der Mikroorganismen
ist, desto länger wird die Sedimentationszeit, was große Sedimentationsbecken erforderlich
macht.
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Einer der größten Nachteile der heute verfügbaren biologischen Reinigungsanlagen
ist ihr großes Bauvolumen. Es ist bedingt durch die lange Verweilzeit des Abwassers
in der Anlage als Folge des nur sehr langsam verlaufenden biochemischen Stoffumwandlungsprozesses
der Mikroorganismen. In den heute verfügbaren Reinigungsanlagen ist der natürliche
Ablauf des biochemischen Prozesses beibehalten. Das große Bauvolumen dieser Anlagen
verursacht sehr hohe Investitionskosten und macht es unmöglich, das Abwasser direkt
am Ort, an dem es anfällt, zu reinigen. Anlagen dieser Art lassen sich nicht in
einen.Produktionsprozess integrieren, so daß die Abwasserreinigungsanlage getrennt
von den Produktionsanlagen angeordnet werden muß. Damit wird eine große zentrale
Reinigungsanlage und ein zusätzliches großes Kanalisationsnetz erforderlich. Außerdem
sind mehrstufige biologische Reinigungsverfahren, bei denen dem Abwasser in jeder
Stufe eine oder mehre-
re spezifische Schadstoffkomponenten entzogen
worden, wegen der langen Verweilzeiten meist nicht rationell durchführbar.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
bereitzustellen, mit denen der biochemische Stoffumwandlungsprozess von Mikroorganismen
beschleunigt und eine effektivere Herstellung von deren Stoffwechselprodukten erreicht
wird.
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Die Lösung dieser Aufgabe beruht auf dem überraschenden Befund, daß
durch mechanische Beanspruchung Mikroorganismen aktiviert und die biochemischen
Stoffumwandlungsprozesse, z.B. bei der biologischen Abwasserreinigung, signifikant
beschleunigt werden können, wobei gleichzeitig die Sedimentationsfähigkeit der Mikroorganismen
durch beschleunigte Flockenbildung erhöht werden kann. Unter mechanischer Aktivierung
von Mikroorganismen wird die bewußte, mit mechanischen und/oder pneumatischen Mitteln
herbeigeführte Beanspruchung der Mikroorganismen zur Steigerung ihrer biochemischen
Stoffumwandlungsrate verstanden. Da die Mikroorganismen, z.B. bei der aeroben Abwasserreinigung,
die im Wasser gelösten, sehr verschiedenartigen organischen Stoffe unter Verwendung
von Sauerstoff vornehmlich in Zellsubstanz sowie in Wasser und Kohlendioxid umwandeln,
läßt sich durch mechanisch aktivierte Mikroorganismen die biochemische Umwandlungsrate
organischer Schadstoffe erheblich erhöhen. Damit kann die Verweilzeit der umzusetzenden
Stoffe im Reaktor, in dem die Stoffumwandlung unter Verwendung der Mikroorganismen
durchgeführt wird, verringert, und/oder das Reaktorvolumen verkleinert werden.
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Die Aktivität der Mikroorganismen kann durch geeignete mechanische
Energiezufuhr um einen Faktor von etwa 30 bis 60 gesteigert werden. Damit läßt sich
die Verweilzeit des Abwassers im Reaktor bzw. das Reaktorvolumen, z.B. eines Bioreaktors
einer biologischen Abwasserreiniungsanlage, auf etwa 1/30 bis 1/60 herabsetzen.
Dieses kleine Bauvolumen von
Bioreaktoren mit mechanisch aktivierten
Mikroorganismen ermöglicht die Integration der Abwasserreinigung in die Produktionsanlagen,
in denen das Abwasser anfällt, und macht große zentrale Reinigungsanlagen weitgehend
überflüssig.
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Außerdem sind aufgrund der rascheren Herstellung der Stoffwechselprodukte
des Mikroorganismus bzw. der rascheren Umwandlung z.B. von Schadstoffen und der
erzielbaren kürzeren Verweilzeit auch mehrstufige Verfahren, bei denen in jeder
Stufe durch Zugabe spezifischer Mikroorganismen-Spezies spezifische Umwandlungsprozesse
ablaufen, bei wirtschaftlich vertretbarer Gesamtverweilzeit durchführbar. Mehrstufige
Verfahren sind deshalb vorteilhaft, weil die sehr verschiedenartigen im Abwasser
enthaltenen Schadstoffe in den einzelnen Stufen gezielt durch spezifische Mikroorganismen
bzw. Mikroorganismen-Populationsgruppen entfernt werden können. Im Extremfall wird
das Abwasser in jeder Stufe des Bioreaktors von einer spezifischen Schadstoffkomponente
durch eine dieser Komponente optimal angepaßte Mikroorganismenspezies befreit. Im
praktischen Fall wird man indes in jeder Stufe des Bioreaktors spezifische Gruppen
von Schadstoffen durch optimal angepaßte Mikroorganismenpopulationen aufarbeiten,
um die Zahl der Stufen möglichst gering zu halten, die Vorteile einer selektiven
Schadstoffumsetzung durch die Mikroorganismen aber noch weitgehend nutzen zu können.
Eine zweistufige Bauweise ist oft am wirtschaftlichsten. Vorzugsweise wird das Abwasser
in der ersten Stufe von den am leichtesten abbaubaren organischen Schadstoffen befreit
und in den nachfolgenden Stufen werden nacheinander die schwerer abbaubaren organischen
Schadstoffe entfernt.
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Aufgrund der mechanischen Aktivierung der Mikroorganismen in den einzelnen
Bioreaktoren und/oder der Hintereinanderschaltung von mindestens zwei Bioreaktoren
gelingt auch die biologische Reinigung von so hoch verschmutzten Abwässern, deren
Reinigung in herkömmlichen Bioreaktoren nicht oder allenfalls bei starker Verdünnung
des Abwassers, d.h. z.B. großen Bauvolumen den @@@@@@@@@@, möglich ist. Die @@@@@@@tun@@@gemäße
Ab W@@@@@@@gsanlage zetchnet sich somit insbesondere da-
durch
aus, daß die Schadstoffumwandlung in mindestens zwei hintereinander geschalteten
Bioreaktor-Stufen mit jeweils separatem Mikroorganismen-Kreislauf erfolgt und/oder
daß in mindestens einer der Bioreaktor-Stufen die Mikroorganismen erfindungsgemäß
mechanisch aktiviert werden.
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Die Wirkung der mechanischen Beanspruchung der Mikroorganismen beschränkt
sich jedoch nicht auf die biochemische Stoffumwandlung, sie führt auch zu einer
starken Erhöhung der Sedimentationsfähigkeit durch beschleunigte Flockenbildung
der Mikroorganismen ohne Zugabe chemischer Flockenhilfsmittel. Die Folge ist, daß
auch die zur Abtrennung der Mikroorganismenmasse vom Wasser durch Sedimentation
erforderlichen Anlagen bei mechanisch beanspruchten Mikroorganismen erheblich kleiner
sind als bei mechanisch nicht beanspruchten.
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Die technischen und wirtschaftlichen Vorteile eines verringerten Volumens
von Bioreaktor und Sedimentationsbecken liegen auf der Hand. Besonders bedeutsam
sind der verminderte Werkstoff bedarf und die erheblich geringeren Investitionskosten
als Folge des verringerten Apparatevolumens.
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Die Zufuhr mechanischer Energie zu den im wäßrigen Medium befindlichen
Mikroorganismen läßt sich in verhältnismäßig einfacher Form dadurch durchführen,
daß durch Kräfte eine Arbeit an den Mikroorganismen verrichtet wird. Diese Kräfte
können insbesondere Druck- und Scherkräfte sein. Sie führen zu lokalen Deformationen
der Mikroorganismen. Die Kräfte und die Deformationen müssen so bemessen sein, daß
die Mikroorganismen nicht zerstört werden. Es gibt somit eine optimale Größe der
mechanisch zugeführten Energie. Eine exakte Fixierung dieses Optimums ist für lebende
Mikroorga-
nismen nicht möglich, da sie sich veränderten Bedingungen
bis zu einem gewissen Grade anzupassen vermögen und durch einen Selektionsprozess
gerade jene Mikroorganismen gefördert werden, die den neuen Anforderungen am besten
gerecht werden und die günstigsten Lebens- und Entwicklungsbedingungen haben. Aus
diesem Grunde läßt sich für die geeignete mechanische Energiezufuhr an die Mikroorganismen
nur ein optimaler Bereich angeben.
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Die mechanische Energie wird den Mikroorganismen über das wäßrige
Medium zugeführt, in dem sie sich aufhalten, z.B. das Abwasser. Mit geeigneten mechanischen
und/oder pneumatischen Mitteln wird zunächst dem wäßrigen Medium die erforderliche
Energie zugeführt. Durch die strömende Bewegung des wäßrigen Mediums werden Druck-
und Scherkräfte erzeugt, die auf die im wäßrigen Medium' befindlichen Mikroorganismen
einwirken und diese dadurch aktivieren.
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Die Effektivität der Energieübertragung ist am größten, wenn die
dem Wasser zugeführte Energie einen möglichst kurzen Weg bis zu den Mikroorganismen
zurücklegen muß. Je länger dieser Weg ist, desto größer ist der Anteil der mechanischen
Energie, der in Wärme umgewandelt wird und für die mechanische Aktivierung der Mikroorganismen
nicht mehr zur Verfügung steht. Aus diesem Grundesolltdie Energie gleichmäßig über
das gesamte Volumen der Vorrichtung, in der die Umwandlung stattfindet, zugeführt
werden und die Mikroorganismen sollten gleichmäßig in diesem Volumen verteilt sein.
Wird eine dieser beiden Forderungen nicht erfüllt, kann die Aktivierung nich82optimaler
Weise, d.h. mit der zur Erzielung eines bestimmten Aktivierungsgrades der Mikroorganismen
geringstmöglichen Energiezufuhr, erreicht werden. Beide Forderungen lassen sich
mit verschiedenartigen mechanischen und/oder pneumatischen Vorrichtungen erfüllen.
Als besonders geeignet erweisen sich solche Systeme, die aus Elementen aufgebaut
sind, die im Volumen des für die Herstellung der Stoffwechselprodukte verwendeten
Behäl-
ters gleichmäßig angeordnet sind, und zur Erzeugung von
Flüssigkeitsstrahlen und/oder Wirbeln (Turbulenzen) geeignet sind. Die Nutzung von
Flüssigkeitsstrahlen zur Übertragung von Energie ist deshalb besonders geeignet,
da am Strahlrand besonders hohe Schubspannungen und beim Auftreffen auf Wände im
Staupunkt besonders hohe Druckspannungen auftreten.
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Flüssigkeitsstrahlen und/oder Wirbel können z.B. durch mechanische
Systeme aus übereinander angeordneten, rotierenden Strahlrädern, oder aus mehreren,
übereinander angeordneten und eine gemeinsame Hubbewegung durchführenden Lochplatten
erzeugt werden. Auf pneumatischem Wege lassen sich zur Aktivierung der Mikroorganismen
geeignete turbulente Strömungen in einem wäßrigen Medium z.B. durch Einpressen von
Gas, wie Luft oder Sauerstoff, durch mehrere im Reaktorvolumen vorzugsweise gleichmäßig
verteilte Düsen ausbilden.
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Dadurch kann auch der zur Stoffumwandlung erforderliche Sauerstoff
in großen Mengen zugeführt werden.
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Die mechanische Beanspruchung der Mikroorganismen kann sowohl kontinuierlich
(mit konstanter Energiezufuhr) als auch diskontinuierlich erfolgen. Bei diskontinuierlicher
Beanspruchung sollte diese vorzugsweise periodisch ausgeübt werden. Da die Wirkung
der mechanischen Beanspruchung auf die biochemische Stoffumsetzung der Mikroorganismen
zeitlich abklingt, sollte die Beanspruchung unmittelbar vor und/oder während der
Herstellung der Stoffwechselprodukte erfolgen. Bei der Abwasserreinigung sollte
die Beanspruchung deshalb vorzugsweise im Reinigungsbehälter erfolgen.
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Die zur signifikanten Beschleunigung des Stoffwechsels der Mikroorganismen
ohne deren Zerstörung geeignete mechanische Beanspruchung und damit der erforderliche
Energie-bzw. Leistungseintrag in das wäßrige Medium hängt von mehreren Parametern
ab, wie von der Art der verwendeten Mikroorganismen, der Viskosität des wäßrigen
Mediums, dem zum Energieeintrag verwendeten mechanischen und/oder pneumatischen
System
und der Geometrie der Vorrichtung, in der die mechanische Beanspruchung durchgeführt
wird. Vorzugsweise erfolgt die mechanische Energiezufuhr an das wäßrige Medium mit
einer Leistung von etwa 500 bis 5000 W/m3, besonders bevorzugt mit 1000 bis 2000
W/m3 des wäßrigen Mediums. Brfindungsgemäß kann jedoch die Leistung insbesondere
in Abhängigkeit von den vorstehenden Parametern auch größer oder kleiner als die
vorstehenden Beträge sein.
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Weitere Parameter, die die Herstellung der Stoffwechselprodukte der
Mikroorganismen bzw. die Umwandlungsrate der Schadstoffe beeinflussen können und
gegebenenfalls zu optimieren sind, sind beispielsweise die Temperatur TB der im
Reaktor enthaltenen Biosuspension, die Partialdichte g s,b des Sauerstoffs im Bioreaktor,
die Masse g T,B der biologischen Trokkensubstanz, die in der Volumeinheit der Biosuspension
im Bioreaktor enthalten ist, der TOC-Wert in [mgO2/l] (Plilligramm Sauerstoff, der
zur Oxidation des gesamten organisch gebundenen Kohlenstoffs erforderlich ist),
der CSB-Wert in [mgO2/1] (Milligramm Sauerstoff, der zur Oxidation des gesamten
chemisch gebundenen Kohlenstoffs erforderlich ist) und der pH-Wert.
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Die Erfindung- wird nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert.
Es zeigen: Figur 1 ein Diagramm einer erfindungsgemäßen, mehrstufigen Abwasserreinigungsanlage
mit zwei erfindungsgemäßen Vorrichtungen als Bioreaktoren, Figur 2 schematisch eine
Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit Strahlrädern, Figur 3 einen
schematischen Ausschnitt einer erfindungsgemäßen Vorrichtung mit Lochplatten,
Figur
4 eine Ansicht des Lochplattensystems einer erfindungsgemäßen Vorrichtung und Figur
5 ein Schaubild des biochemischen Umsatz grades in Abhängigkeit von der Verweilzeit
im erfindungsgemäßen Bioreaktor.
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Die in Figgr 1 dargestellte Abwasserreinigungsanlage weist einen aus
zwei hintereinander geschalteten Stufen bestehenden erfindungsgemäßen Bioreaktor
2 nach dem nachstehend näher erläuterten Lochplattensys tem auf.
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Das in den Sammeltanks 1 und 2 befindliche Rohwasser fließt durch
die Leitung 3 zum Mischelement 4. Zum Anfahren der Anlage kann das Abwasser hier
nach Bedarf mit Frischwasser vermischt werden. Zu dem Zweck wird Leitungswasser
durch die Rohrleitung 5 und nach Durchströmen der Mengenmeßeinrichtung (Durchflußzähler)
6 dem Mischelement 4 ebenfalls zugeführt.
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Durch die Rohrleitung 7 wird das Abwasser dem Wärmeaustauscher 8 zugeführt,
in dem es auf optimale Betriebstemperatur gebracht wird. Von hier wird das Abwasser
durch Rohrleitung 9 in die erste Stufe 10 des Bioreaktors geleitet. Jeder der beiden
Bioreaktoren ist vorzugsweise derart aufgebaut, daß die Mikroorganismen darin mechanisch
aktiviert werden, z.B.wie in Fig. 1 schematisch dargestellt, nach dem nachstehend
näher beschriebenen Lochplattensystem. In dieser ersten Stufe des Bioreaktors wird
das Abwasser biologisch, d.h. durch Mikroorganismen, von den leichter abbaubaren
organischen Schadstoffen befreit. Zu diesem Zweck müssen dem Reaktor Sauerstoff
und Mikroorganismenmasse, das sogenannte Biokonzentrat, kontinuierlic] zugeführt
werden. Das bereits genannte Lochplattensystem sorgt für eine vollkommene Durchmischung
von Abwasser, Bakterienmasse und Sauerstoff im Reaktor. Durch diesen Mischprozess
entsteht die Biosuspension, die durch Rohrleitung 11 dem Absetzbecken 12 zugeführt
wird. Hier erfolgt eine möglichst vollkommene Abtrennung der Bakterienmasse von
dem biologisch vorgereinigten Abwasser. Dieses vorbehandelte Abwasser strömt durch
Rohrleitung
13 in die zweite Stufe 14 des Bioreaktors zur biologischen 11achbehandlung. Zur
biologischen Umwandlung der schwerer abbaubaren organischen Schadstoffe werden der
zweiten Stufe 14 des Reaktors eine der speziellen Reinigungsaufgabe optimal angepaßte
Mikroorganismenponulation und Sauerstoff zugeführt. Die Vermischung von Abwasser,
Mikroorganismen und Sauerstoff erfolgt erneut durch ein Lochplattensystem.
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In dieser zweiten Stufe des Bioreaktors erfolgt die biologische Nachreinigung
des Abwassers. Die Biosuspension verläßt die zweite Stufe 14 des Bioreaktors und
strömt durch Rohrleitung 15 dem Absetzbecken 16 zu. Hier erfolgt erneut eine Abtrennung
der Mikroorganismenmasse vom Abwasser, das anschließend als biologisch gereinigtes
Abwasser durch Leitung 17 in den Abfluß gelangt.
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Zur Durchführung der biologischen Reaktionen müssen den beiden Stufen
10 und 14 des Bioreaktors den speziellen Reaktionen optimal angepaßte Mikroorganismenpopulationen
zugeführt werden.
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Diese Mikroorganismenpopulationen entstehen während der Reaktionen
in den beiden Stufen des Bioreaktors. Sie gelangen mit dem behandelten Abwasser
in die Absetzbecken 12 und 16, wo die Trennung erfolgt. Der Trennprozeß führt zu
einer Anreicherung der Mikroorganismenmasse im unteren konischen Bauteil der Absetzbecken
12 und 16. Der Anteil des biologisch gereinigten Abwassers, der von Mikroorganismen
befreit ist, wird im oberen Teil der Absetzbecken abgezogen und gelangt in die Rohrleitungen
13 und 17. Der mit Mikroorganismenmasse stark angereicherte Abwasserstrom, der Biokonzentrat
oder Rücklauf genannt wird, wird durch die Rohrleitungen 18 und 19 den beiden Stufen
10 und 14 des Bioreaktors zurückgeführt.
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Die biochemische Umsetzung der organischen Schadstoffe durch die Mikroorganismen
erfordert Sauerstoff, der den beiden Stufen 10 und 14 des Bioreaktors als Bestandteil
von Luft zugeführt wird. Durch den Kompressor 20 wird die Luft durch die Rohrleitung
21 den Meß- und Regelanlagen 22 und 23 zugeführt.
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Hier erfolgt gemäß den Anforderungen der biologischen Reaktionen eine
Mengenzuteilung zu den beiden Stufen des Bioreaktors. Durch Leitung 24 strömt die
Luft der ersten Stufe 10 und durch Leitung 25 der zweiten Stufe 14 des Bioreaktors
zu. Diese Luft gibt im Reaktor einen durch die Betriebsweise bedingten Anteil des
Sauerstoffs ab. Die verbleibende Luft verläßt die beiden Stufen des Reaktors über
die Rohrleitungen 26 und 27, wird im Kondensator 28 von einem Teil des Wasserdampfes
befreit und gelangt über die Rohrleitung 29 in die Sammelleitung 30 zur Beseitigung
von Geruchsstoffen entweder über eine Gasreinigungsanlage oder direkt in die Umgebung.
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Zur Messung des Sauerstoffgehalts in der die beiden Stufen 10, 14
des Bioreaktors verlassenden Luft ist eine besondere Einrichtung vorhanden. Von
der ersten Stufe 10 wird ein Meßluftstrom über den Kondensator 31 und die Rohrleitung
32 in das Meßgerät 33 geleitet. Von der zweiten Stufe 14 des Bioreaktors gelangt
der Meßluftstrom durch Kondensator 34 und Rohrleitung 35 in das Meßgerät 36. Die
von beiden Meßgeräten kommende Luft wird in die Rohrleitung 37 und von hier in die
Sammelleitung 30 geführt.
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Die Versorgung der Kondensatoren 28 sowie 31 und 34 mit Kühlwasser
erfolgt über die zentrale Kühlwasserleitung 38. Die Stichleitung 39 führt zu Kondensator
28. Nach Verlassen des Kondensators 28 gelangt das Kühlwasser über Leitung 40 in
den Abfluß. Die Kondensatoren 31 und 34 sind über die Stichleitung 41 mit der Kühlwasserversorgungsleitung
38 verbunden. Das erwärmte Wasser wird in die bereits genannte Leitung 40 gefüllrt.
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Bei zu starker Schaumbildung im Bioreaktor wird den Stufen 10 und
14 mittels einer Dosiereinrichtung 42 und der ohne leitung 43 Antischaummittel zugeführt.
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Zur Entleerung der Anlage sind die Leitungen 44 bis 51 vorgesehen.
Zur Entlüftung der Sammeltanks 1 und 2 dienen die Rohrleitungen 52 und 53.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung (Bioreaktor) zur Beschleunigung der
Herstellung von Stoffwechselprodukten von Mikroorganismen gemäß Figur 2 weist einen
Behälter 60 und eine Reihe von mehreren übereinander angeordneten, rotierenden Strahlrädern
62 mit einer gemeinsamen Achse 64 auf. Das flüssige Medium bzw. die Flüssigkeit
tritt bei den Eintrittsöffnungen 66 in das Strahlrad ein, durchläuft darin ausgebildete
Kanäle und verläßt das Strahlrad an dessen äußerem Rand durch Austrittsöffnungen
68 in Form von Flüssigkeitsstrahlen 70, die über den Umfang des Strahlrades 62 etwa
gleichmäßig verteilt sind. Der Abstand zwischen den Flüssigkeitsstrahlen 70 beträgt
etwa das 5- bis 10-fache des Strahldurchmessers, der Strahldurchmesser beträgt etwa
10 bis 15 mm. Die Richtung der Flüssigkeitsstrahlen 70 zur Horizontalen kann um
etwa 0° bis 600 nach oben geneigt sein. Bevorzugt wird ein Strahlrichtungswinkel
a von etwa 450 zur Horizontalen, damit für die Energieübertragung besonders günstigc
Verhältnisse entstehen. Zwischen den einzelnen Strahlrädern 62 bilden sich Flüssigkeitswirbel
72, deren Ausbildung durch Leitbleche 74 unterstützt wird.
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Bei dem gezeigten Lochplattensystem durchströmt das von unten in den
Behälter 60 eingeleitete wäßrige Medium von unten nach oben alle übereinander angeordneten
Strahlräder 62. Die Strahlräder lassen sich aber auch so anordnen, daß das wäßrige
Medium den Behälter 60 in umgekehrter Richtung von oben nach unten durchströmen
kann.
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In einem Behälter 60 können auch mehrere derartige Reihen von Strahlrädern
62 vorgesehen sein, wobei die Achsen 64 vorzugsweise parallel zueinander angeordnet
sind.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung (Bioreaktor) von Figur 3 weist übereinander
angeordnete, parallele Lochplatten 80, 81 mit Löchern 82 auf. Die Lochplatten 80,
81 können eine senkrechte, gemeinsame Hubbewegung ausführen, wobei in jeder Hubperiode
eine durch die Pfeile A bzw. B angedeutete Aufwärts- und Abwärtsbewegung der~Lochplatten
80, 81 stattfindet. Die Löcher 82 benachbarter Lochplatten 80, 81 sind jeweils gegeneinander
versetzt angeordnet, so daß das flüssige Medium, wenn es bei der Bewegung der Lochplatten
80, 81 in zu deren Bewegung entgegengesetzter Richtung in Form von Flüssigkeitsstrahlen
84 durch die Löcher 82 einer Lochplatte 80 gepreßt wird, gegen ein festes Teil der
benachbarten Lochplatte 81 anströmt. Dadurch bilden sich die in Figur 3 eingezeichneten,
turbulenten Strömungslinien der Flüssigkeitsstrahlen 84 aus. Bei einer Umkehr der
Richtung der Bewegung der Lochplatten 80, 81, z.B. von A zu B, kehrt sich auch das
Bild der Strömungslinien der Flüssigkeitsstrahlen 84 um.
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Je Hubperiode treten zwei Richtungsänderungen auf. Die Hubfrequenz
beträgt vorzugsweise 0,8 bis 1,2 Hz, der Durchmesser d1 der Löcher 82 etwa zwischen
10 und 15 mm und der Abstand 1 der Lochplatten 80, 81 etwa das 4- bis 6-fache des
Lochdurchmessers d1. Der Abstand d2 zwischen den Mittelpunkten der Löcher 82 beträgt
etwa das 2- bis 3-fache ihres Durchmessers d1.
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Figur 4 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung (ohne Behälter) mit
mehreren äquivalenten Lochplatten. Die Löcher sind bei jeder Lochplatte in mehreren
parallelen Reihen angeordnet, wobei die Lochreihen benachbarter Lochplatten jeweils
gegeneinander versetzt sind. Mit diesem, aus Lochplatten bestehenden Energieübertragungssystem,
das gleichzeitig für den Sauerstoffeintrag herangezogen wird, läßt sich die mechanische
Energie gleichmäßig in das gesamte Volumen des wäßrigen Mediums eintragen.
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Mit einem derartigen Lochplattensystem wurde in der in Figur 1 dargestellten
Abwasserreinigungsanlage der Einfluß der mechanischen Aktivierung auf die biochemische
Stoffumwandlung der Mikroorganismen am Beispiel der biologischen Abwasserreinigung
untersucht. Die Wirkung der Aktivierung der Mikroorganismen durch mechanische Beanspruchung
auf den biochemischen Umsatz kommt insbesondere in der geringen Verweilzeit des
Abwassers im Reaktor zum Ausdruck. Während in herkömmlichen Reinigungsanlagen, in
denen keine mechanische Aktivierung erfolgt, die notwendige Verweilzeit mindestens
12 bis 15 Stunden beträgt, wird diese bei mechanischer Aktivierung der Mikroorganismen
stark herabgesetzt.
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In Figur 5 ist der biochemische Umsatzgrad f der Mikroorgaismen in
Abhängigkeit von der Verweilzeit tv für zwei verschiedene Schadstoffbelastungen
(TOCO-Wert) am Eintritt in den Reaktor bei einer Temperatur von 36 0C dargestellt.
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Das Rücklaufverhältnis VR* beträgt bei diesem Beispiel 0,5.
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Es ist definiert als
3 Hierin bedeuten VA m /s] den Volumstrom des einer Stufe des 3 Bioreaktors zugeführten
Abwassers und VR [m /s] den Volumstrom des sogenannten Rücklaufs, auch Biokonzentrat
genannt, in dem die Bakterienmasse enthalten ist. Die Verweilzeit reduziert sich
bei mechanisch aktivierten Mikroorganismen auf 15 bis 30 Minuten je nach Schadstoffbelastung
des Abwassers. Bei einem anderen, weniger belasteten Abwasser betrug die notwendige
Verweilzeit nur etwa 12 Minuten, bis der Umsatzgrad besser als 90 % war. Die Beschleunigung
der Herstellung von Stoffwechselprodukten unter Verwendung von Mikroorganismen durch
deren mechanische Aktivierung, beispielsweise bei der biologischen Abwasserreinigung,
ist damit nachgewiesen.
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