-
-
BESCHREIBUNG
-
Die Erfindung betrifft die Verwendung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
bei der Bekämpfung von Tumoren mit einem hohen Gehalt an Cytidin-desaminase. Die
erfindungsgemäß verwendete Verbindung 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin wirkt als
Vorstufe oder Depot-Form der Verbindung Trifluorthymidin.
-
5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin oder Trifluorthymidin (F3dT) ist
Gegenstand von früheren Untersuchungen gewesen und wurde mit gewissem Erfolg bei
Tieruntersuchungen eingesetzt (siehe beispielsweise Y. FuBwara, T. Oki und C. Heidelberger
"Fluorinated Pyrimidines XXXVII. Effects of 5-Trifluoromethyl-2'-Deoxyuridine on
the Synthesis of Deoxyribonuclei Acid of Mammalian Cells in Culture" Mol. Pharmacol.
6 (1970) 273 - 280; C. Heidelberger und S. W. Anderson 'tFluorinated Pyrimidines
XXI. "The Tumor-Inhibitory Activity of 5-Trifluoromethyl-2'-Deoxyuridine" Cancer
Research 24 (1964) 1979 - 1985; D. Dexter, W. Wolberg, F. J. Ansfield, L. Helson
und C. Heidelberger "The Cliniv,al Pharmacology of Trifluoromethyl-2' -Deoxyuridine"
Cancer Research 32 (1972) 247 - 253; M. Umeda und C. Heidelberger "Comparative Studies
of Fluorinated Pyrimidines with Various Cell Lines" Cancer Research 28 (1968) 2529
- 2538; C. Heidelberger, J. Boohar und B. Kampshroer "Fluorinated Pyrimidines XXIV.
"In vivo Metabolism of 5-Trifluoromethyluracil-2-14C and 5-Trifluoromethyl-2'-deoxyuridine-214C"
Cancer Research 25 (1965) 377 - 381; C. Heidelberger "On the Molecular Mechanism
of the Antiviral Activity of Trifluorothymidine" Ann. N. Y.
-
Acad. Sci. 255 (1975) 317 - 325; Y. Fujiwara und C. Heidelberger "Fluorinated
Pyrimidines XXXVIII.
-
The Incorporation of 5-trifluoromethyl-2' -Deoxyuridine into the deoxyribonucleic
Acid of Vaccinia Virus", Mol. Pharm. 6 (1970) 281 - 291; und T. Oki und C. Heidelberger
"Fluorinated Pyrimidines XXXIX.
-
Effects of 5-trifluoromethyl-2'-Deoxyuridine on the Replication of
Vaccinia Viral Mesenger Ribonucleic Acid and Proteins" Mol. Pharm. 7 (1971) 653
- 662).
-
Es hat sich jedoch gezeigt, daß 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin durch
den Stoffwechsel schnell zu unwirksamen Derivaten abgebaut wird, möglicherweise
deswegen, weil diese Verbindung ein Substrat für Uridin- und Thymidin-phosporylase
darstellt, die den Zuckerrest des 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridins -desoxyuridins
abspaltet.
-
5-Trifluormethyl-2' -desoxyuridin entfaltet eine geringe selektive
Toxizität gegen Tumoren und bindet sich nur in nichtspezifischer Weise an Serumproteine
oder andere Proteine.
-
Dr. Charles Heidelberger, der für die Entwicklung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin
verantwortlich ist, stellte 1975 fest, daß 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin als
chemotherapeutisches Mittel zur Behandlung des Krebses aufgegeben worden sei. Dexter
et al (loc. cit.) haben gefunden, daß 94 % oder mehr des auf intravenösem 14 Wege
an Patienten verabreichten (2- C)-5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridins innerhalb von
48 Stunden über den Urin ausgeschieden werden. 90 % der radioaktiven Substanzen,
die aus dem Urin von Patienten isoliert wurden, denen Dosierungen von 6 mg/kg verabreicht
worden waren, wurden in Form von Trifluorthymin oder 5-Carboxyuracil isoliert, was
darauf hinweist, daß 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin schnell abgebaut wird. Bei
Patienten, denen weniger als 5 mg/kg verabreicht worden war, betrug der
kumulierte
Prozentsatz des 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridins weniger als 1 %. Bei sämtlichen
untersuchten Dosierungen war die Stoffwechselgeschwindigkeit beim Menschen schnell
und scheint dosisabhängig zu sein. Nach einer Stunde lagen bei 10 von 12 Patienten
mit einem Durchschnittswert von 13,5 % im Urin weniger als 5 % des Materials in
Form von intaktem 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin und mehr als 95 % entweder als
Trifluorthymin oder als 5-Carboxyuracil vor. Es wird angenommen, daß die schnelle
und extensive Spaltung des 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridins durch Nucleosid-Phosphorylasen
verursacht wird, wobei von Dexter et al mindestens zwei Methoden vorgeschlagen werden,
den Katabolismus von 5-Trifluormethyl-2' -desoxyuridin zu inhibieren (was als F3TdR
bezeichnet wird). Hierzu sollte ein weiterer Wirkstoff zugegeben werden, der zusammen
mit 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin die Spaltungsenzyme inhibieren würde und dadurch
die Umwandlung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin in die aktive Form F3dTMP ermöglichen
würde. Die zweite von Dexter et al zur Inhibierung des Stoffwechselabbaus vorgeschlagene
Methode besteht darin, ei Derivat des 5-Trifluormethyl-2' -desoxyuridins herzustellen,
das gegen die Phosphorylasen beständig wäre und in-vivo in das Nucleosid und das
Nucleotid umgewandelt werden könnte.
-
Eine neunzigfache Steigerung der 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin-Dosis
verlängert die Halbwertzeit im Plasma (18 Minuten) lediglich um einen Faktor von
2.
-
Dabei war es den Untersuchern klar, daß es unvernünftig ist, große
Dosierungen zu verabreichen, während niedrige Dosierungen des Wirkstoffs zu einem
gesteigerten Katabolismus führen, was ebenfalls unerwünscht ist.
-
Es hat sich gezeigt, daß 5-Trifluormethyl-2'-desoxyuridin kovalent
an Plasmaproteine gebunden wird, möglicherweise über einen Mechanismus, der mit
den Wechselwirkungen dieser Substanz mit Thymidylat-synthesase verwandt ist.
-
Es wurde nunmehr gefunden, daß man Tumoren mit einem hohen Gehalt
an Cytidin-desaminase, wie Tumoren, die gegen Cytosin-arabinosid (ara-C) resistent
sind, bekämpfen kann, indem man dem Säuger, der an dem Tumor leidet, eine wirksame
Menge 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin verabreicht.
-
Gegenstand der Erfindung ist daher die Verwendung gemäß Hauptanspruch.
-
Die unteransprüche betreffen besonders bevorzugte Ausführungsformen
dieses Erfindungsgegenstands.
-
Vorzugsweise verwendet man 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin zusammen
mit einem Cytidin-desaminase-Inhibitor. Die Tumoren, die erfindungsgemäß bekämpft
werden können, besitzen ziemlich hohe Gehalte an Cytidindesaminase und wandeln das
verabreichte 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin im Verlaufe einer gewissen Zeitdauer
in ein chemotherapeutisches Mittel um, von dem angenommen wird, daß es Trifluorthymidin
ist. Somit wirkt 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin als Depotform und für spezifische
Tumoren wirksame Form des Wirkstoffs Trifluorthymidin, wodurch der schnelle Stoffwechsel
abbau von Trifluorthymidin im Körper verhindert wird, der bei den oben angesprochenen
Untersuchungen festgestellt wurde.
-
Somit wird Trifluorthymidin in-situ in Tumoren, die hohe Konzentrationen
an Cytidin-desaminase aufweisen; und in relativ geringen Mengen an anderen Stellen
im Körper gebildet, insbesondere wenn man 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin zusammen
mit einem Cytidin-desaminase-Inhibitor, wie Tetrahydrouridin, verabreicht.
-
Die erfindungsgemäße Lehre ist insbesondere auf die Bekämpfung von.
bestimmten Tumoren im Menschen gerichtet, wie akute myelocytische Leukämie, akute
lymphocytische Leukämie, chronische lymphocytische Leukämieund chronische myelocytische
Leukämie.
-
Es ist festzuhalten, daß die Verwendung eines Cytidindesaminase-Inhibitors,
wie Tetrahydrouridin, ebenfalls die Umwandlung von 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin
im Tumor verlangsamt. Somit kann man die Freisetzung von Trifluorthymidin und dessen
Stoffwechselprodukten an der Tumorstelle variieren in Abhängigkeit von dem Cytidin-desaminase-Gehalt
des behandelten Tumors und der verabreichten Menge an Tetrahydrouridin oder einem
anderen Inhibitor. Der Zweck der Verwend ng des Cytidindesaminase-Inhibitors besteht
darin, den Wirkstoff gegen Serum-cytidin-desaminase zu schützen, wobei die genau
eingesetzte Inhibitormenge von den individuellen Serumspiegeln abhängt.
-
Das erfindungsgemäß verwendete 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin dient
als Depotform eines Inhibitors für Krebszellen. Es wird angenommen, daß 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
im Körper in 5-Trifluorthymidin umgewandelt wird, das seinerseits durch den Stoffwechsel
in 5-Trifluordesoxythymidin-5'-phosphat (das Monophosphat) umgewandelt wird.
-
Die Verbindung Cytosin-arabinosid (ara-C) wurde bereits als chemotherapeutisches
Mittel zur Behandlung des Krebses untersucht. Bestimmte Tumoren sind gegen die therapeutische
Behandlung mit Cytosin-arabinosid resistent, wobei angenommen wird, daß diese Resistenz
durch den hohen Gehalt von Cytidin-desaminase in solchen Tumoren verursacht wird,
was zur Folge hat, daß Cytosin-arabinosid ininaktive oder weniger aktive Verbindungen
umgewandelt wird. Die vorliegende Erfindung zielt nun darauf ab, Tumoren zu bekämpfen,
die einen hohen Gehalt an Cytidin-desaminase aufweisen, so daß die Lehre der vorliegenden
Erfindung dazu eingesetzt werden kann, jene Tumoren zu bekämpfen, die gegen die
Chemotherapie mit Cytosin-arabinosid resistent sind. Wie bereits angegeben, wird
angenommen, daß die in solchen Tumoren vorhandele Cytidin-desaminase 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
im Tumor desaminiert, wodurch 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin in 5-Trifluorthymidin
umgewandelt wird. Es ist bekannt, daß Cytidin-desaminase in verschiedenen Stellen
des Körpers in unterschiedlichen Mengen vorliegt, wobei erfindungsgemäß gerade die
Tatsache ausgenützt wird, daß der Tumor einen signifikant höheren Gehalt an Cytidin-desaminase
aufweist als die meisten anderen Stellen des Körpers.
-
Eine Methode zur Abschätzung des Cytidin-desaminase-Gehalts in Körpergeweben
wurde von Ho, Dah Shi Wang beschrieben ("Distribution of Kinase and Deaminase of
1-B-D-Arabinofuranosylcytosine in Tissues of Man and Mouse", Cancer Res. 33 (1973)
2816 - 2820). Ho gibt die Gehalte an desaminiertem Produkt in nMol pro Gramm Gewebe
pro Stunde an. (Der Einfachheit halber wird dieser Wert nachfolgend als "Ho-Wert"
bezeichnet.) Es wurde
berichtet, daß periphere akute lymphocytische
Leukämie Ho-Werte von 6000 bis 10 000, periphere akute myelogene Leukämie Ho-Werte
von 3500 bis 23 000, periphere chronische myelogene Leukämie Ho-Werte von 7300 bis
152 000, Magen-Adenocarcinome Eo-Werte von 9480, Chondrocarcinome des Beines Ho-Werte
von 254 500 und der Wilms-Tumor einen Ho-Wert von 1880 besitzen. All diese Tumoren
können mindestens in gewissen Fällen erfindungsgemäß bekämpft werden. Es hat sich
gezeigt, daß gewisse Stellen des Körpers bei dem Ho-Test einen relativ niedrigen
Gehalt an Cytidin-desaminase zeigen. Diese Stellen schließen die Nieren (Ho-Wert
= 988), das Gehirn (Ho-Wert = 44), die Rückenmarksflüssigkeit (Ho-Wert 18), das
Herz (Ho-Wert = 972) und andere Stellen des Körpers ein. Im Gegensatz dazu zeigen
das normale Knochenmarkgewebe einen Ho-Wert von 16 500 bis 86 000, die Leber einen
Ho-Wert von 6553 und die Dickdarmschleimhaut einen Ho-Wert von 1920.
-
Bei Tumoren mit einem bei dem von Ho beschriebenen Test gemessenen
Wert von mehr als 5000 sollten die Cytidin-desaminase-Gehalte derart hoch in, daß
die Verwendung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin für die Behandlung dieses Tumors
sehr stark indiziert ist.
-
Andererseits sind Ho-Werte unterhalb 1500 möglicherweise nicht von
Interesse. Bei Tumoren mit Ho-Werten zwischen 1500 und 5000 erscheint es angebracht,
den Ho-Wert des Knochenmarks zu bestimmen, da angenommen werden kann, daß Patienten,
die an verschiedenen Tumorformen leiden, verminderte Gehalte an Cytidin-desaminase
im Knochenmarkgewebe zeigen, wobei dann, wenn der Tumor einen größeren Ho-Wert als
das Knochenmarkgewebe aufweist, die Verwendung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
angezeigt sein kann, insbesondere dann, wenn
erhebliche Unterschiede
festzustellen sind.
-
Bei bestimmten Arten von Tumoren kann erwartet werden, daß die erfindungsgemäße
Verabreichung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin diese Tumoren gegenüber Strahlung
empfindlicher macht. Für solche Anwendungszwecke ist es von Vorteil, 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
zusammen mit 2'-Desoxytetrahydrouridin zu verwenden.
-
Für die meisten Behandlungen, bei denen 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
verwendet wird, wird diese Substanz vorzugsweise mit einem Cytidin-desaminase-Inhibitor,
wie Tetrahydrouridin oder 2'-Desoxytetrahydrouridin, eingesetzt. Wenn der Tumor
die einzige Stelle des Körpers ist, die einen signifikanten Cytidin-desaminase-Spiegel
aufweist, kann die gleichzeitige Verabreichung eines Cytidin-desaminase-Inhibitors
nicht erforderlich sein. Es ist jedoch erfindungsgemäß für die meisten Zwecke bevorzugt,
Tetrahydrouridin entweder zuvor oder zusammen mit 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
zu verabreichen. Wenn man den Inhibitor zuerst verabreicht, ist es von Vorteil,
dies 1/2 Stunde vor der Verabreichung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin zu tun.
Am meisten bevorzugt ist es, die Hälfte des Inhibitors 1/2 Stunde vor der Verabreichung
des 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidins zu geben und dann die restliche Hälfte des
Inhibitors gleichzeitig mit 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin -desoxycytidin zu
verabreichen.
-
Das angewandte Gewichtsverhältnis von Cytidin-desaminase-Inhibitor,
wie Tetrahydrouridin, zu 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin liegt im allgemeinen
im Bereich von 5 : 1 bis 0,25 : 1 und bevorzugter bei etwa 1 : 1.
-
Man'kann die erfindungsgemäß verwendete Verbindung 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
auf verschiedenen Wegen verabreichen, so beispielsweise intramuskulär, intravenös,
topisch und oral, jedoch normalerweise nicht intraperitoneal. Von diesen Verabreichungswegen
ist anzunehmen, daß die topische Anwendung nur wenig benützt wird, wenngleich diese
Methode für die lokale Behandlung von pathologischen Zuständen eingesetzt werden
kann.
-
5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin wird normalerweise in einem pharmazeutisch
annehmbaren Trägermaterial oderVerdünnungsmittel, wie einer reinen Salzlösung, verwendet.
Normalerweise liegt der Wirkstoff 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin in der eingesetzten
pharmazeutischen Zubereitung in einer Menge von 0,01 bis etwa 50 Gew.-%, vorzugsweise
etwa 0,05 bis 5 Gew.-%, bezogen auf die gesamte pharmazeutische Zubereitung, vor.
-
Die höheren Konzentrationen an 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin sind
für die topischen Anwendungszwecke besser geeignet als die normalerweise ziemlich
stark verdünnten Konzentrationen (weniger als ' Gew.-%) von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin,
die bei der intravenösen Verabreichung angewandt werden.
-
5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin wird vorzugsweise in einer Menge
von 250 mg pro kg Körpergewicht pro Tag verabreicht. Wenn man eine einzige Verabreichung
dieses Wirkstoffs täglich anwendet, gibt man 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin im
allgemeinen in einer Menge von 50 bis 250 mg pro kg Körpergewicht pro Tag, wobei
man im allgemeinen eine Behandlung während 7 Tagen durchfUhrt, worauf man eine Ruhedauer
einlegt, bevor der nächste Behandlungszyklus durchgeführt wird. Bei-
spielsweise
kann man die Behandlung während 5 Tagen durchführen, wonach man die Behandlung während
2 Wochen unterbricht, worauf man eine weitere Behandlung während 5 Tagen durchführt.
Wenn man im Verlaufe des Tages mehrere Dosierungen von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
gibt, kann die gesamte Dosis bis zu 500 mg pro kg Körpergewicht pro Tag betragen,
wenngleich eine einzige tägliche Verabreichung normalerweise bevorzugt ist.
-
Andererseits ist es möglich, eine einzige wöchentliche Verabreichung
von 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin zu verwenden und hierzu eine Dosis von bis
zu 750 mg pro kg Körpergewicht einzusetzen.
-
Man kann den erfindungsgemäß verwendeten Wirkstoff 5 Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
in pharmazeutische Zubereitungen, die 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin als Hauptwirkstoff
enthalten, zusammen mit pharmazeutisch annehmbaren Trägermaterialien oder Verdünnungsmitteln
für die intraperitoneale Verabreichung (ausschließlich für Tieruntersuchungen),
die intravenöse Verabreichung, die subcutane Verabreichung, die intramuskuläre Verabreichung,
die orale Verabreichung oder die topische Verabreichung einarbeiten. Die Konzentration
an 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin in solchen Zubereitungen kann sich von etwa
0,01 bis 50 Gew.-% in Abhängigkeit von dem Verabreichungsweg, der Verabreichungshäufigkeit,
der Schwere des zu behandelnden Zustands, dem Alter, dem Gewicht und dem allgemeinen
physischen Zustand des zu behandelnden Patienten erstrecken. Bei der intravenösen
Injektion variiert die Konzentration an 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin im
allgemeinen
von etwa 0,05 bis etwa 5 % (Gewicht/Volumen). Bei Präparaten für die intramuskuläre
Injektion arbeitet man normalerweise bei 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin-Konzentrationen
von 0,5 bis 5 % (Gewicht/Volumen). Als pharmazeutisch annehmbares Trägermaterial
oder Verdünnungsmittel kann man in den pharmazeutischen Zubereitungen irgendwelche
verträglichen, nichttoxischen Materialien einsetzen, die mit demaktiven Wirkstoff
5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin vermischt werden können. Wenn man die Zubereitung
in einer für die intramuskuläre oder intravenöse Verabreichung geeigneten Form einsetzt,
handelt es sich bei dem-Trägermaterial vorzugsweise um ein wäßriges Trägermaterial,
das gegebenenfalls andere herkömmliche Additive oder Hilfsstoffe enthalten kann,
wie Suspendiermittel (beispielsweise Methylcellulose oder Polyvinylpyrrolidon (PVP))
und/oder herkömmliche oberflächenaktive Mittel.
-
Die Verabreichung von 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin unterscheidet
sich von der Verabreichung von 5-Fluoruracil (5-FU) und den Stoffwechselvorlä.<fern
davon, selbst wenn beide Verbindungen zu der Familie der fluorierten Pyrimidine
gehören. 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin wird nicht in die RNA eingebaut, wie
5-Fluoruracil, und führt nicht zur Bildung von 5-Fluorcytidin in der RNA, wie es
auf 5-Fluoruracil zutrifft. Das von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin -desoxycytidin
abgeleitete 5-Trifluordesoxythymidin-5-phosphat inhibiert die Thymidylat-synthetase,
wie es die Derivate von 5-Fluoruracil tun; jedoch kann die analoge Verbindung inDNA
eingebaut werden, was zu einer Beendigung der DNA-Synthese und zur Bildung von Messenger-RNA
führt, die fragmentiert ist, wenn man sie mit der Messenger-RNA unbehandelter Kon-
trolltiere
vergleicht. Wenngleich 5-Flurouracil durch den Stoffwechsel in die DNA eingebaut
werden kann, handelt es sich hierbei nur um einen vorübergehenden Einbau, da ein
Enzym vorliegt, das Uracil aus der DNA abspaltet, was auf die Stoffwechselderivate
von 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin nicht zutrifft. Das von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
nach der Desaminierung in dem Tumor abgeleitete 5-Trifluorthymidintriphosphat ist
ein Endprodukt-Inhibitor für Schlüsselenzyme, die an der DNA-Synthese teilnehmen.
Diese Enzyme, nämlich Ribonucleosid-diphosphat-reductase, dCMP-Desaminase und Thymidin-kinase
werden normalerweise durch Thymidin-triphosphat inhibiert. Es hat sich jedoch gezeigt,
daß die 5-substituierten analogen Verbindungen diese Enzyme noch stärker inhibieren
als Thymidin-triphosphat.
-
Die Inhibierung des Schlüsselenzyms Thymidylat-synthetase durch 5-Flurodesoxyuridylsäure,
die von 5-Fluoruracil abgeleitet ist, benötigt einen Kofaktor, dessen Bildung durch
Methotrexat inhibiert wird. Hierdurch wird die Anwendung von Methotrexat und 5-Fluoruracil,
die häufig in Kombination für therapeutische Zwecke verwendet werden, erheblich
eingeschränkt. Eine der Methoden zur Überwindung dieses Nachteils der 5-Fluoruracil-Chemotherapie
besteht darin, sehr hohe Konzentrationen von Methotrexat zu verwenden, um den Komplex
zu ersetzen, dessen Bildung Methotrexat inhibiert. Bei der erfindungsgemäßen Verwendung
von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin sind diese Maßnahmen bei der gleichzeitigen
Verabreichung von Methotrexat nicht erforderlich, da der Komplex bei der Inhibierung
der Thymidylatsynthetase durch das von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin abgeleitete
5-Trifluordesoxythymidin-5'-phosphat
keine Rolle zu spielen scheint.
-
Durch die einfache 4-Amino-Substitution unterscheidet sich 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
sehr stark von Trifluorthymidin in seiner Stoffwechselstabilität, seiner Selektivität
und seiner Eignung, durch nichtspezifische Bindung an Serumproteine titriert (und
damit unwirksam gemacht) zu werden.
-
Wenn man 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin zusammen mit 2'-Desoxytetrahydrouridin
verabreicht, kann die Verbindung als solche in die DNA eingebaut werden. Der Einbau
einer analogen Verbindung zu sowohl Thymidin als auch Desoxycytidin ist in der Tat
für die Krebstherapie neu und ergibt, wie oben angegeben wurde, eine starke Wirkung
als Mittel, das dazu geeignet ist, die Tumoren selektiv gegen andere Mittel empfindlich
zu machen, wie gegen Strahlung.
-
In gewissen Fällen kann es erwünscht sein, 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin,
das entweder als solches oder zusammen mit einem Cytidin-desaminase-Inhibitor eingesetzt
wird, mit Alkylierungsmitteln (alkalating agents) wie Cytoxan, und anderen cytotoxischen
Mitteln, wie Adriamycin und Methoxtrat oder mit Mitoseinhibitoren, wie Vincristin,
einzusetzen. Die Verwendung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin bei der Therapie
von primären Tumoren und als Hilfs-Chemotherapeutikum ist dann angezeigt, wenn der
Tumor auf Cytosin-arabinosid (ara-C) nicht anspricht, oder wenn die Nadel-Biopsie
anzeigt, daß der Tumor einen hohen Gehalt an Cytidin-desaminase mit einem Ho-Wert
von mindestens 1500, und insbesondere von oberhalb 5000 besitzt. Die erfindungsgemäß
verwen-
dete Substanz 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin sollte
auch gegen Tumoren wirksam sein, die auf F-Pyrimidine ansprechen, unabhängig von
ihrem Cytidin-desaminase-Gehalt, da die erfindungsgemäß verwendete Verbindung eine
Depotform von Trifluorthymidin darstellt.
-
Die derzeit erhaltenen Ergebnisse zeigen, daß man 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
auch als chemotherapeutisches Hilfsmittel bei der Behandlung von metastatischen
oder wandernden Zellen einsetzen kann. Soweit bekannt, sind metastatische Zellen
nicht isoliert und auf ihre Cytidin-desaminase-Gehalte analysiert worden; es ist
jedoch wahrscheinlich, daß die Cytidin-desaminase-Spiegel in metastatischen Zellen
relativ hoch sind, so daß die verlängerte Freisetzung von Trifluorthymidin durch
die erfindungsgemäße Verwendung von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin -desoxycytidin
ebenfalls wirksam wäre.
-
Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung.
-
Beispiel 1 Adenocarcinoma 755 Man implantiert zwei bis drei 1 mm große
Fragmente beidseitig subcutan in den hinteren Achselbereichen von männlichen Mäusen
des Stammes BDF-1. Man verwendet jeweils 6 Tiere pro Gruppe, und zwar eine behandelte
Gruppe und eine unbehandelte Kontrollgruppe. Zum Beginn des Experiments besitzen
die Tiere ein Gewicht von etwa 22 g.
-
1, 3, 5, 7 und 9 Tage nach der Tumorimplantation verabreicht man der-behandelten
Gruppe 5-Trifluormethyl-21-desoxycytidin. Dazu verabreicht man jedem der Tiere der
behandelten Gruppe auf intraperitonealem Wege 250 mg/kg Tetrahydrouridin und dann
30 Minuten später ebenfalls auf intraperitonealem Wege 250 mg/kg 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin.
Die Wirkstoffkonzentrationen werden an den Behandlungstagen 7 und 9 angepaßt, um
den Gewichtsverlust zu berücksichtigen. Die Tumoren werden mit einem Zirkel ausgemessen
und es werden die Volumina berechnet. Die hierbei erhaltenen Ergebnisse sind in
der nachstehenden Tabelle I zusammengestellt.
-
Tabelle I Tumorvolumen Gewichtsverlust Behandelte Gruppe < 0,01
Tag 7 Behandelte Gruppe -4,18 g Tag 10 Kontrollgruppe Kontrollgruppe -1,24 g Behandelte
Gruppe = 0,015 Tag 9 Behandelte Gruppe -5,1 g Tag 12 Kontrollgruppe Kontrollgruppe
+2,0 g Behandelte Gruppe = 0,088 Tag12 Behandelte Gruppe -5,2 g Tag 16 Kontrollgruppe
Kontrollgruppe +3,4 g Behandelte Gruppe =0,28 Kontrollgruppe Am Tag 15 zeigt die
behandelte Gruppe der Tiere keine Zeichen einer starken toxischen Wirkung und es
werden nach 25 Tagen keine durch toxische Effekte verursachten Tode festgestellt.
-
Beispiel 2 Adenocarcinoma 755 Man wiederholt die Maßnahmen des Beispiels
1 mit dem Unterschied, daß man 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin und Tetrahydrouridin
3, 5, 7, 9 und 11 Tage nach der Tumorimplantation verabreicht. Die bei diesem Experiment
verwendeten Tiere besaßen beim Beginn des Experiments ein Gewicht von etwa 24 g.
Man verwendet pro Gruppe 5 Tiere und paßt die Wirkstoffkonzentration an den Behandlungstagen
7, 9 und 11 an den Gewichtsverlust an.
-
Die hierbei erhaltenen Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle
II zusammengestellt.
-
Tabelle II Tumorvolumen Gewichtsverlust Tag 11 Behandelte Gruppe
= 0,19 Tag 7 Behandelte Gruppe -4,18 Kontrollgruppe Kontrollgruppe +1,24 Behandelte
Gruppe = 0,17 Tag 9 Behandelte Gruppe -5,2 Tag 13 Kontrollgruppe Kontrollgruppe
+1,69 Tag 15 Behandelte Gruppe = 0,23 Tag 11- Behandelte Gruppe -5,36 IControllgruppe
Kontrollgruppe +2,18 Nach 25 Tagen beobachtet man keine toxischen Tode und nach
14 Tagen zeigen die mit 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin behandelten Tiere eine
Verminderung der Toxizitätsanzeichen.
-
Beispiel 3 Sarcoma 180 Ascites Bei diesem Experiment verwendet man
nur eine einzige Injektion von 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin (siehe J. Bertino
et al "Schedule-dependent antitumor effects of Methotrexate and 5-Flurour-acil",
Cancer Res.
-
37 (1977) 327 - 328). Man injiziert 105 Sellen Sarcoma 180 Acites
intraperitoneal an weibliche Mäuse des Stammes Swiss und bewirkt dann eine einzige
Behandlung mit der angegebenen Verbindung 3 Tage nach der Tumorinjektion. Man verabreicht
Methotrexat 2 Stunden vor der Verabreichung von 5-Fluoruracil bzw. 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
und behandelt 1/2 Stunde vor der Verabreichung von 5-Trifluormethyl-2' -desoxycytidin
mit Tetrahydrouridin (H4U). Die hierbei erhaltenen Ergebnisse sind in der nachstehenden
Tabelle III zusammengestellt.
-
Tabelle III Mittlere Gruppe Behandlung Dosis Anzahl Tage nach der
Tumorininjektion überle-(mg/kg) der bens-Mäuse dauer 11 12 13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26 27 28 1 keine 8 8 8 8 8 8 6 4 2 2 2 1 1 1 0 19,4 2 Methotrexat
42 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 3 3 3 3 2 2 1 0 24,6 3 5-Fluoruracil 60 5 5 5 5 5 5 5 5 5
4 4 4 4 4 4 4 4 3 2 4 Methotrexat 42 (-2 h) + 5 - Fluoruracil 60 5 5 5 5 5 5 5 5
5 5 5 5 5 5 5 5 5 3 0 27,6 5 5-Trifluormethyl-2'-des- 136 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
4 4 4 4 3 3 3 2 oxycytidin + Tetrahydrouridin 68 (-0,5 h) 6 Methotrexat 42 (-2 h)
5 5 5 5 5 5 5 4 4 4 3 3 3 3 2 2 2 2 2 + 5-Trifluormethyl-2'-des- 136 oxycytidin
68 (-0,5 h) + Tetrahydrouridin 7 Methotrexat 42 (-2 h) 5 5 3 3 3 3 2 2 1 1 1 1 1
1 0 16,4 + 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin 136 Tage nach der Tumorinjektion 29
30 31 32 33 3 5-Fluoruracil 2 2 2 2 2 5 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin 2 2 1
1 1 + Tetrahydrouridin 6 5-Trifluormethyl-2'-desoxyxytidin 2 2 2 2 2 + Tetrahydrouridin
+ Methotreaxat
ZUSAMMENFASSUNG Es wird eine Methode zur Bekämpfung
von Tumoren mit hohem Gehalt an Cytidin-desaminase beschrieben, durch Verwendung
einer wirksamen Menge 57Trifluormethyl-2'-desoxycytidin. Es wird angenommen, daß
der hohe Gehalt von Cytidin-desaminase in dem Tumor zu einer Desaminierung der verwendeten
Verbindung unter Bildung von Trifluorthymidin führt, einer Verbindung, deren Wirksamkeit
gegen Tumoren bekannt ist.
-
Bei Untersuchungen an Mäusen hat sich gezeigt, daß 5-Trifluormethyl-2'-desoxycytidin
-desoxycytidin gegen Tumoren mit einem hohen Gehalt an Cytidin-desaminase, wie Ardenocarcinoma-755,
wirksam ist. Denzufolge kann diese Verbindung auch dazu verwendet werden, Tumoren,
wie akute myelocytische Leukämie, akute lymphocytische Leukämie, chronische lymphocytische
Leukämie und chronische myelocytische Leukämie, zu bekämpfen.