Die Reinigung von Proteinen ist seit langem ein Pro
blem in der Peptidchemie. Die zu diesem Zweck angewandten
Techniken umfassen die Präzipitation, Gelfiltration, Ionen
austauschchromatographie, Gelelektrophorese, Affinitäts
chromatographie und viele andere. Verfahren zur Isolie
rung natürlich vorkommender, hochmolekularer Proteine,
die in biologischem Material in extrem geringen Konzen
trationen vorkommen, umfassen eine Vielzahl der vorstehend
genannten Methoden. In vielen Fällen müssen außerordent
lich große Mengen des Rohmaterials eingesetzt und ver
arbeitet werden im Hinblick auf die großen Verluste wäh
rend des gesamten Prozederes. Daraus ergibt sich, daß
die Reinigungsverfahren für derartige Proteine außer
ordentlich aufwendig und teuer sind. Ein gutes Beispiel
stellen diesbezüglich die verschiedenen Versuche der Iso
lierung und Charakterisierung des Interferons dar. Seit
seiner Entdeckung durch Isaacs und Lindenmann im Jahre
1957, hat das Interferon, sowohl aus Leukozyten wie aus
Fibroblasten, während zwei Jahrzehnten Versuchen von For
schern in der ganzen Welt erfolgreich widerstanden, die
unternommen wurden, um es als homogenes Peptid in solchen
Mengen zu isolieren, die eine Charakterisierung und Be
stimmung seiner spezifischen biologischen und chemischen
Eigenschaften erlauben würden.
Im U.S. Patent 3 699 222, welches die ersten Arbei
ten von Isaacs und Lindenmann über das Interferon zum
Gegenstand hat, besteht die Reinigung des aktiven Mate
rials lediglich in einer Ammonsulfatfällung und anschließ
ender Dialyse. Da ein derartiges Verfahren relativ un
spezifisch ist, ist das erhaltene Produkt noch außerordent
lich unrein.
Ein Mehrstufenverfahren zur Reinigung von Interferon
wird in U.S. Patent 3 414 651 beschrieben, das die folgen
den Schritte umfaßt: selektive Adsorption an amorphem
Alumino-silikat, Elution mit Jod- oder Thiocyanat-Lösung,
weitere Fällung Unerwünschter Proteine mit wäßriger HCl
und wäßriger Natronlauge, Fällung des Interferons mittels
mit Wasser mischbarer Lösungsmittel wie Methanol, Äthanol
oder Aceton und schließlich Chromatographie des wieder
aufgelösten Interferons an einem Ionenaustauschharz wie
2-Diäthylaminoäthyl-cellulose. Durch dieses Reinigungs
verfahren konnte die spezifische Aktivität des Interferons
um den Faktor 6000 erhöht werden. Als spezifische Inter
ferone wurden in dem U.S. Patent Kücken- und Affen-Inter
feron genannt.
Eine weitere Reinigungsmethode wird in U.S. Patent
3 975 344 beschrieben, gemäß dem eine Lösung von unge
reinigtem Human-Fibroblasten-Interferon durch Dichtegra
dient-Ultrazentrifugation gereinigt wurde. Es wurde ange
geben, daß nach dieser Methode eine höhere Ausbeute und
Reinheit erzielt wird als nach der Methode unter Verwendung
von Säulenchromatographie an Sephadex G-100.
Die im folgenden aufgeführten Publikationen beschäfti
gen sich ebenfalls mit der Reinigung und der versuchten
Charakterisierung von Interferonen:
Knight, E., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 73, 520-3 (1976);
Törmä, E.T. et al., J. Biol. Chem. 251, 4810-6 (1976);
Bridgen, P.J. et al., J. Biol. Chem. 252, 6585-7 (1977);
DeMaeyer-Guignard, J. et al., Nature 271, 622-5 (1978);
Kawakita, M. et al., J. Biol. Chem. 253, 598-602 (1978);
Berthold, W. et al., J. Biol. Chem. 253, 5206-11 (1978);
Jankowski, W.J. et al., J. Virology 16, 1124-30 (1975);
Davey M.W. et al., J. Biol. Chem. 251, 7620-5 (1976);
Chadha, K.C. et al., Biochemistry 17, 196-200 (1978).
Obwohl in zahlreichen der oben genannten Publikatio
nen behauptet wird, daß Mäuse- oder Human-Interferone
bis zur Homogenität gereinigt werden konnten, ist weder
einer der klassischen Nachweise der Homogenität von Pro
teinen angegeben noch sind die Eigenschaften der angeb
lich reinen Verbindungen beschrieben.
In Acta virol. 21, 359-364 (1977) wird von Taborsky et al.
eine teilweise Reinigung (partial purification) von
Human-Leukocyten-Interferon beschrieben. Bei den verwendeten
Reinigungsmethoden handelt es sich um eine Gel-Chromatogra
phie mit einer G-100 Sephadex-Säule, eine Disk-Elektropho
rese in einem Polyacrylamidgel und um eine Natriumdodecyl
sulfat-Polyacrylamidgel-Elektrophorese, wobei es sich
jeweils um Reinigungsverfahren handelt, die bereits seit
langer Zeit bekannt sind. Bei einem Vergleich der Ergebnisse
fällt auf, daß die Molekulargewichte, die mit Hilfe der
Gelchromatographie erhalten wurden, sich von den Molekular
gewichten unterscheiden, die mit Hilfe der SDS-Gelelektro
phorese erhalten wurden. Nach den Ergebnissen der
Gel-Chromatographie weisen die Interferone Molekulargewichte
von 12 000, 22 000, 37 000 (bzw. 31 000) 55 000 und 90 000 bis
100 000 Dalton auf (Seite 360, letzter Absatz). Nach den
heute gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen
existieren aber Human-Leukocyten-Interferone mit den
angegebenen Molekulargewichten nicht mit Ausnahme des Wertes
von 22 000, wobei aber im Hinblick auf die dem System
offensichtlich inhärenten Ungenauigkeiten auch diesem Wert
keine besondere Bedeutung beigemessen werden kann und die
Autoren führen selber in dem ersten Satz des letzten
Absatzes auf Seite 363 aus, daß ein verläßlicher Vergleich
der Molekulargewichte der Interferone durch die verwendeten
Methoden nicht durchgeführt werden kann. Schließlich kann
den Ergebnissen dieser Publikation nicht entnommen werden,
daß in den Präparationen nicht auch noch Proteine ohne
Interferonaktivität enthalten sind.
Auch bei den von Havell et al. in Archives of Virology 55,
121-129 (1977) beschriebenen Human-Leukocyten-Interferonen
handelt es sich nicht um homogene Verbindungen im Sinne
der vorliegenden Erfindung, sondern entweder klarerweise um
Gemische oder um Fraktionen, die im Hinblick auf ihre spezi
fischen Aktivitäten an Human- und Rinderzellen nicht zu den
erfindungsgemäß erhältlichen homogenen Interferonen zu
rechnen sind. Die Komponente mit pI 6.2 ist ein Gemisch von
2 Bestandteilen, die Molekulargewichten von etwa 17 500 und
23 000 entsprechen (Seite 126, letzte Zeile - Seite 127,
erste Zeile) und bei den Komponenten mit pI 7.0 handelt es
sich um ein Gemisch aus Leukozyten- und Fibroblasten-Inter
feronen (letzter Absatz der Diskussion). Das Verhältnis der
Interferon-Titer auf Humanzellen zu dem auf Rinderzellen
beträgt bei den von Havell et al. beschriebenen Verbindungen
1.5 (pI 5.5, entspricht MG 17 500) bis 4.0 (pI 6.6, ent
spricht MG 23 000) und ist bei den erfindungsgemäßen
Human-Leukocyten-Interferonen kleiner als oder etwa gleich 1.
Die Anwendung der Hochdruck-Flüssigkeits-Chromato
graphie (HPLC) zur Reinigung von Proteinen ist in der
Fachwelt allgemein bekannt, wobei besonders Ionenaustausch-
und Ausschluß-Chromatographie beschrieben werden [siehe
z. B. Regnier, F.E. et al., J. Chromatog. Sci. 14, 316-20
(1976) und Chang, S.-H. et al., Anal. Chem. 48, 1839-45
(1976)].
In der Umkehrphasen-Chromatographie wurde z. B. Lichro
sorb RP-18 (Säulen auf der Basis von Octadecyl-modifiziertem
SiO₂) erfolgreich zur Reinigung von Peptiden, wie
β-Endorphin, verwendet [siehe z. B. Rubinstein, M. et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci., USA 74, 4969-72 (1977)].
Schließlich wurde die teilweise Charakterisierung
von drei Interferon-Spezies aus Ehrlich Ascites-Tumorzellen
von Mäusen (MW = 33 000, 26 000 und 20 000) durch
Cabrer, B. et al., J. Biol. Chem. 254, 3681-4 (1979),
beschrieben.
Berg et al. beschreiben in Texas Reports on Biology and Medicine,
Vol. 35 (1977) S. 187 die Reinigung von Human-Interferon mittels
Antikörper-Affinitätschromatographie. Mittels dieser Technik
konnte eine spezifische Aktivität für Leukozyten-Interferon
ohne die Zugabe von SDS von nur 1,6×10⁷ IFU/mg Protein erzielt
werden. Eine weitere Auftrennung erfolgte im SDS-Gel, jedoch kann
das Natriumdodecylsulfat (SDS) von dem Leukozyten-Interferon nicht
mehr abgetrennt werden.
Lin et al. berichtete bei dem jährlichen Treffen der "American
Society for Microbiology" in Las Vegas, May 1978 (Abstracts No.
202) von einer Reinigungsmethode von Human-Leukozyten-Interferon,
bei der eine milde Oxidation mit Natriumperjodat erfolgte. Es wurde
berichtet, daß hierbei eine spezifische Aktivität von etwa 3×10⁸
U/mg Protein erreicht worden sein soll. Ein Wissenschaftler aus
dieser Arbeitsgruppe, W. E. Stewart II berichtet jedoch in dem nachveröffentlichten
Werk "The Interferon System", 2. Auflage, 1981,
Springer-Verlag Wien, New York s. 164-S. 179, daß auch eine milde
Perjodoxidation Interferon inaktivieren bzw. modifizieren kann.
Die vorliegende Erfindung betrifft pharmazeutische Präparate
enthaltend mindestens ein nicht durch Perjodat oxidiertes Human-
Leukozyten-Interferon, das dadurch gekennzeichnet ist, daß es
in homogener Form vorliegt, frei von Natriumdodecylsulfat ist
und eine spezifische Aktivität von 0,9×10⁸-4×10⁸ Einheiten/mg
an der Rinder-Zell-Linie MDBK aufweist.
Die Herstellung von Human-Leukocyten-Interferonen in homogener
Form, die die Basis für die Herstellung der erfindungsgemäßen
Präparate sind, kann dadurch erfolgen, daß man eine
wäßrige Lösung eines noch unreinen Human-Leukocyten-Interferons
durch eine mit einem Puffer äquilibrierte Säule auf der Basis
einer durch Cyanopropyl-, Cyclohexyl-, Phenyl-, Octyl-, Octade
cyl- oder Glycerylgruppen modifizierten porösen SiO₂-Matrix
unter HPLC-Bedingungen schickt, wobei das Protein zunächst
adsorbiert und dann mit einem steigenden oder fallenden
Gradienten eines mit Wasser mischbaren Lösungsmittels eluiert
wird, so daß es schließlich in bestimmten Fraktionen des
Eluats in reinerer Form erhalten wird.
Dieses Verfahren ermöglichte es, Leukocyten-Interferon bis zur
Homogenität zu reinigen, und zwar in Mengen, die ausreichend
sind, um erstmals eine chemische Charakterisierung dieser
medizinisch wertvollen Substanz zu erlauben. Die Möglichkeit,
Interferon chemisch zu charakterisieren, stellt einen bemerkens
werten Fortschritt in der Entwicklung dieser Substanz dar, da
dies eine Voraussetzung dafür ist, die Substanz zu synthetisieren,
sei es durch konventionelle Peptidsynthese, sei es auf dem Wege
der Genmanipulation unter Zuhilfenahme geeigneter Organismen,
vorzugsweise von Bakterien.
In einer speziellen Ausführungsform ist das Verfahren dadurch
gekennzeichnet, daß man
- A) eine wäßrige Lösung von Interferon in unreinem Zu
stand unter HPLC-Bedingungen durch eine mit einem Puf
fer äquilibrierte Säule auf der Basis einer durch Octyl
gruppen modifizierten SiO₂-Matrix schickt, wobei das
Interferon zunächst adsorbiert und dann mit einem stei
genden Gradienten eines mit Wasser mischbaren Lösungs
mittels in einem Puffer eluiert wird, so daß es in be
stimmten Fraktionen des Eluats in reinerer Form erhalten
wird;
- B) diese in Schritt A) erhaltenen bestimmten Fraktio
nen durch eine mit einem Puffer äquilibrierte Säule auf
der Basis einer durch Glycerylgruppen modifizierten SiO₂-
Matrix schickt, wobei das Interferon zunächst adsorbiert
und dann mit einem fallenden Gradienten eines mit Wasser
mischbaren Lösungsmittels in einem Puffer eluiert wird,
so daß es in ausgeprägten Hauptpeaks in bestimmten Frak
tionen des Eluats in reinerer Form erhalten wird;
- C) diese in Schritt B) erhaltenen Fraktionen, die den
ausgeprägten Hauptpeaks entsprechen, unter HPLC-Bedin
gungen durch eine mit einem Puffer äquilibrierte Säule
auf der Basis einer durch Octylgruppen modifizierten SiO₂-
Matrix schickt, wobei das Interferon zunächst adsorbiert
und dann mit einem Gemisch eines mit Wasser mischbaren
Lösungsmittels und eines wäßrigen Puffers eluiert wird,
so daß man es in einem einzigen, ausgeprägten Peak in
bestimmten Fraktionen des Eluats als homogenes Protein
erhält und gewünschtenfalls den Schritt C) wiederholt,
um äußerste Reinheit des Produktes zu erzielen.
HPLC-Säulen auf der Basis von durch Octyl- oder Gly
cerylgruppen modifizierter poröser SiO₂-Matrix (Partikel
größe = 10 µ; mittlere Porengröße = 100 Å), die bei
der Durchführung der vorliegenden Erfindung benutzt werden,
sind Handelsartikel, erhältlich z. B. von EM Laboratories
of Elmsford, N.Y., USA, unter der Markenbezeichnung
Lichrosorb RP-8 und Lichrosorb-Diol. Äquivalente Octyl-mo
difizierte poröse SiO₂-Säulen (Chromegabond C-8 bezeich
net) sind erhältlich von E.S. Industries, Marlton, N.J.,
USA.
Ein geeignetes HPLC-System, in dem die vorstehend
genannten Säulen verwendet werden können, sind in U.S.
Patent No. 4 116 046 beschrieben.
Bei der Ausführung des Reinigungsverfahrens wird die Lösung des
unreinen Interferons, vorzugsweise in Gegenwart eines wäßrigen
Puffers mit einem geeigneten pH, durch die SiO₂-Säule geschickt.
Normalerweise geschieht dies unter Druck, vorzugsweise im Be
reich von etwa 50-5000 psi (3,4-340 Atm). Das auf der Säulen
füllung adsorbierte Protein wird dann schrittweise und selektiv
unter Verwendung eines Gradienten eines mit Wasser mischbaren
Lösungsmittels eluiert. Für diesen Zweck geeignete Lösungsmittel
sind z. B. Alkanole, wie -n-Propanol, 2-Propanol, Äthanol,
Methanol, tert.-Butanol, oder cyclische Äther, wie Dioxan. Die
Fraktionierung des Eluats erfolgt in an sich bekannter Weise,
wobei der Gehalt der einzelnen Fraktionen an dem aktiven Protein
durch hochempfindliche Monitoren bestimmt wird. Ein für diesen
Zweck geeignetes System wird von Bohlen et al., Anal. Biochem. 67,
438 (1975), beschrieben. Es ist empfehlenswert, die Anwesenheit
des biologisch aktiven Materials durch einen geeigneten Bioassay
zu überwachen.
Es stellte sich heraus, daß bei der Reinigung des Human-Leuko
zyten-Interferons die besten Ergebnisse erzielt werden,
wenn man die unreine Interferon-Lösung zunächst durch
eine Säule auf der Basis einer durch Octylgruppen modi
fizierten SiO₂-Matrix (Umkehrphasen-Chromatographie) unter
Verwendung eines Puffers mit einem pH von etwa 7,5
(vorzugsweise 1 M Natriumacetat/Essigsäure) schickt und
mit einem steigenden n-Propanol-Gradienten eluiert, dann
die gesammelten aktiven Fraktionen durch eine Säule auf
der Basis einer mit Glycerylgruppen modifizierten SiO₂-Ma
trix in einem 0,1 M Natriumacetat-Puffer schickt und mit
einem fallenden n-Propanol-Gradienten eluiert und schließ
lich die getrennten Interferon-Komponenten auf eine Säule
auf der Basis einer mit Octylgruppen modifizierten SiO₂-Ma
trix unter Verwendung eines Puffers mit einem pH von etwa
4,0, vorzugsweise 1 M Pyridin/2 M Ameisensäure, aufgibt
und mit einem steigenden n-Propanol-Gradienten eluiert.
Auf diese Weise kann jede der drei getrennten Human-Leukozy
ten-Interferone (α, β und γ) weiteraufgetrennt werden,
wobei im Chromatogramm scharf voneinander getrennte Peaks
erhalten werden, die die homogenen Proteine darstellen.
Durch das gesamte Reinigungsverfahren, beginnend mit dem
Inkubationsmedium bis hin zur Chromatographie an der zweiten
durch Octylgruppen modifizierten SiO₂-Matrix wurde eine
Steigerung des Reinheitsgrades um den Faktor 60′000 bis
80′000 erreicht.
In einer speziellen Ausführungsform des Verfahrens
zur Reinigung von Human-Leukozyten-Interferon werden die
in Schritt B) erhaltenen Fraktionen, die den Hauptpeaks
entsprechen, vereinigt, zur Entfernung des n-Propanols
mit n-Hexan extrahiert und von Spuren n-Hexan befreit
bevor Schritt C) durchgeführt wird.
Die wie beschrieben gereinigten, homogenen Human-Leukozyten-
Interferon-Spezies sind gekennzeichnet durch einen scharfen
Peak an den vorstehend genannten HPLC-Säulen sowie durch
eine einzige enge Bande bei der Polyacrylamid-Gelelektro
phorese an Natriumdodecylsulfat (NaDodSO₄) in Gegenwart
von 2-Mercaptoäthanol. Die Extraktion des Gels lieferte
einen einzigen scharfen Peak antiviraler Aktivität, der
mit der Proteinbande übereinstimmte. Die spezifischen
Aktivitäten der reinen Interferon-Spezies liegen im Bereich
von etwa 2,6-4,0 × 10⁸ Einheiten/mg mit MDBK-Zellen
(epitheliale Nierenzellen von Rindern) und im Bereich
von 1,5-4 × 10⁸ Einheiten/mg mit der Human-Zellinie
Ag 1732. Die Molekulargewichte lagen zwischen etwa 16′000
und 21′000 (vgl. Tabelle 4, Seite 22). Die Ergebnisse
der Aminosäureanalyse sind in Tabelle 5 zusammengefaßt
(Seite 25).
Interferone besitzen antivirale, antitumor-, wachs
tumshemmende- und immunsuppressive Aktivität. Diese Ak
tivitäten konnten sogar in klinischem Maßstab festge
stellt werden bei Verabreichung von 1-10 × 10⁶ Einhei
ten/Tag mit relativ unsauberen Präparaten, die weniger als
1% Human-Interferon enthielten. Gemäß vorliegender Erfindung
werden die gereinigten, homogenen Interferon-Spezies, einzeln
oder in Gemischen miteinander, in bekannter Weise zur Her
stellung von Interferon-Präparaten verwendet unter Anpassung
der Dosierung an den erreichten Reinheitsgrad.
Derartige Gemische können entweder durch Vermischen der iso
lierten Spezies erhalten werden oder durch Unterbrechung des
Reinigungsverfahrens an einer Stelle, an der mehrere Interferon-
Spezies aber keine Interferon-inaktiven Proteine vorhanden sind.
Die Herstellung der Präparate erfolgt dadurch, daß man
- A) eine wäßrige Lösung von Interferon in unreinem Zu
stand unter HPLC-Bedingungen durch eine mit einem Puffer
äquilibrierte Säule auf der Basis einer durch Octylgrup
pen modifizierten SiO₂-Matrix schickt, wobei das Inter
feron zunächst adsorbiert und dann mit einem steigenden
Gradienten eines mit Wasser mischbaren Lösungsmittels
in einem Puffer eluiert wird, so daß es in bestimmten
Fraktionen des Eluats in reinerer Form erhalten wird;
- B) diese in Schritt A) erhaltenen bestimmten Fraktio
nen durch eine mit einem Puffer äquilibrierte Säule auf
der Basis einer durch Glycerylgruppen modifizierten SiO₂-
Matrix schickt, wobei das Interferon zunächst adsorbiert
und dann mit einem fallenden Gradienten eines mit Wasser
mischbaren Lösungsmittels in einem Puffer eluiert wird,
so daß es in ausgeprägten Hauptpeaks in bestimmten Frak
tionen des Eluats in reinerer Form erhalten wird;
- C) diese in Schritt B) erhaltenen Fraktionen, die den
ausgeprägten Hauptpeaks entsprechen, unter HPLC-Bedin
gungen durch eine mit einem Puffer äquilibrierte Säule
auf der Basis einer durch Octylgruppen modifizierten SiO₂-
Matrix schickt, wobei das Interferon zunächst adsorbiert
und dann mit einem Gemisch eines mit Wasser mischbaren
Lösungsmittels und eines wäßrigen Puffers eluiert wird,
so daß man es in einem einzigen, ausgeprägten Peak in
bestimmten Fraktionen des Eluats als homogenes Protein
erhält und gewünschtenfalls den Schritt C) wiederholt,
um äußerste Reinheit des Produktes zu erzielen.
Die Induktion der Interferon-Produktion, die Erst
konzentration und Fraktionierung des Interferons einschließ
lich der Gelfiltration können nach an sich bekannten Metho
den durchgeführt werden.
Beispiel 1
Homogenes Human-Leukozyten-Interferon von normalen Spen
dern
A. Herstellung des Interferons
Interferon wurde hergestellt durch 16-stündige Inkuba
tion von Human-Leukozyten aus dem Blut normaler Spender
(10⁷ Zellen/ml) mit Newcastle-Krankheit-Virus (15 Häm
agglutinin-Einheiten/ml) in einem serumfreien Minimal
medium, das 10 mg/ml Casein enthielt. Es wurde ein mitt
lerer Interferon-Titer von 5000 Einheiten/ml erhalten.
Die angewandten Methoden entsprachen den von Mogensen,
K.E. et al., Pharmacology and Therapeutics A, 1977, 369-
381; Wheelock, E.F., J. Bacteriol. 92, 1415-1421 (1966)
und Cantell, K. et al., Appl. Microbiol. 22, 625-628 (1971)
angegebenen mit einigen geringfügigen Änderungen. Die
Interferon-Titer wurden mit einem Assay auf der Basis
der Hemmung des Cytopathischen Effekts, der innerhalb
von 16 Stunden durchgeführt werden konnte, bestimmt. Alle
Interferon-Titer sind in Einheiten/ml angegeben, kali
briert gegen den Referenzstandard für Human-Leukozyten
Interferon vom National Institute of Health (USA).
B. Konzentrierung und erste Fraktionierung von Interferon
Sofern nicht anders angegeben, wurde bei einer Tempe
ratur von 0-4°C gearbeitet. Nach beendeter Inkubation
wurden die Zellen und Zelltrümmer durch Zentrifugieren
(15 Minuten, 500×g) entfernt. Casein wurde durch An
säuern mit HCl auf pH 4,0 präzipitiert. Nach 2 Stunden
wurde das Gemisch zentrifugiert (10 Minuten, 12 000×g)
und der Niederschlag verworfen. Der Überstand (10 l)
wurde auf einen Gehalt von 1,5% (w/v) Trichloressigsäure
eingestellt. Nach 1 Stunde wurde das Präzipitat abzentri
fugiert (10 Minuten, 12000×g) und in 50 ml 0,1 M NaHCO₃
wieder aufgelöst. Nach Zusatz von 0,5 g Triton X-100 und
1,5 ml Essigsäure (tropfenweise unter Rühren) wurde das
Gemisch 1 Stunde bei 0°C und anschließend 16 Stunden
bei -20°C aufbewahrt. Nach Auftauen wurde 10 Minuten mit
17 000× g zentrifugiert. Der Rückstand wurde verworfen
und der Überstand auf 4% Trichloressigsäure eingestellt.
Nach 1 Stunde wurde das Gemisch 10 Minuten mit 12000×g
zentrifugiert und der Niederschlag in 5 ml 0,5 M NaHCO₃
aufgelöst.
C. Gelfiltration
Die erhaltene konzentrierte Interferon-Lösung wurde
mit 1,5 g Harnstoff versetzt und auf eine Säule von Sepha
dex G-100 fein (2,6 × 90 cm), voräquilibriert mit 4 M
Harnstoff/0,1 M Natriumacetatpuffer, aufgebracht. Die
Säule wurde bei Raumtemperatur und einer Durchflußrate
von 0,5 ml/Min. mit 4 M Harnstoff/0,1 M Natriumacetat,
pH 7,5, eluiert. Es wurden Fraktionen von 12,5 ml gesam
melt. Interferon-Aktivität wurde in den Fraktionen 19-23
eluiert.
D. HPLC
Die vereinigten Fraktionen 19-23 von der Sephadex
G-100-Säule wurden direkt über die Pumpe auf eine Lichro
sorb RP-8-Säule (10 µ, 4,6 × 250 mm) gegeben. Die Säule
wurde voräquilibriert mit einem 1 M Natriumacetatpuffer
(pH 7,5), der 0,01% (v/v) Thiodiglycol enthielt, und
mit einem linearen Gradienten von n-Propanol in dem glei
chen Puffer [1 Stunde, 0-20%; 3 Stunden, 20-40%
(v/v)] bei einer Durchflußrate von 0,25 ml/Min. eluiert.
Es wurden Fraktionen von 0,75 ml gesammelt. Das Inter
feron wurde in den Fraktionen 23-40 [25-30% (v/v)
n-Propanol] eluiert.
Die Fraktionen 27-33, die den größten Anteil der
Interferon-Aktivität enthielten, wurden kombiniert, mit
n-Propanol bis zu einer Endkonzentration von 80% (v/v)
versetzt und direkt über die Pumpe auf eine
Lichrosorb-Diol-Säule (10 µ, 4,6 × 250 mm) gegeben, die
voräquilibriert wurde mit einer Lösung von 0,1 M Natrium
acetat mit einem Gehalt von 80% (v/v) n-Propanol. Die
Säule wurde dann während 4 Stunden mit einem linearen
Gradienten von 72-50% (v/v) n-Propanol in 0,1 M Na
triumacetat bei einer Durchflußrate von 0,25 ml/Min.
eluiert. Es wurden Fraktionen zu 0,75 ml gesammelt. Die
Interferon-Aktivität wurde in Form von drei deutlichen
Hauptpeaks, die quantitativ von Präparat zu Präparat vari
ierten, eluiert. Diese Peaks wurden in der Reihenfolge
ihrer Elution α, β und γ genannt. Die α-Fraktion wurde
bei einer Konzentration von 68% n-Propanol eluiert,
die β-Fraktion bei einer Konzentration von 66,5% n-Pro
panol und die γ-Fraktion bei einer Konzentration von 65,5%
n-Propanol. Die gesamte Ausbeute an Interferon-Akti
vität war größer als 80%.
Die zu jedem Peak gehörenden Fraktionen wurden ver
einigt und in Folgestufen weitergereinigt. Da der Peak
γ der bei weitem größte war und von anderen Komponen
ten am besten getrennt zu sein schien, wurde er für die
weitere Reinigung ausgesucht. Die Fraktionen 54-56 von
der Diolsäule, die den Peak γ enthielten, wurden vereinigt
und das n-Propanol wurde durch zwei Extraktionen mit glei
chen Mengen Hexan entfernt. Spuren von Hexan wurden unter
einem Stickstoffstrom entfernt. Es wurde Pyridin und Amei
sensäure zur Endkonzentration von 1 M bzw. 2 M zugesetzt
und die Lösung wurde auf einer Lichrosorb RP-8-Säule (10 µ;
4,6 × 250 mm), voräquilibriert mit 1 M Pyridin und 2 M
Ameisensäure (pH 4,0), aufgegeben. Die Säule wurde während
3 Stunden mit einem linearen Gradienten von n-Propanol
(20-40%) in 1 M Pyridin/Formiat-Puffer bei einer
Durchflußrate von 0,2 ml/Min. eluiert. Es wurden Frak
tionen zu 0,6 ml gesammelt. Der Hauptpeak der Aktivität
stimmte überein mit einem Proteinpeak. Die Fraktionen
45 und 46 (32% (v/v) Propanol) die diesem Peak ent
sprachen, wurden vereinigt und unter gleichen Bedingungen
rechromatographiert. Interferon wurde in Fraktion 31 elu
iert (32% (v/v) Propanol). Die spezifische Aktivität
dieser Fraktion wurde mit 4 × 10⁸ Einheiten/mg berechnet
verglichen mit Rinderserumalbumin. Dieses Material wurde
für die weitere Charakterisierung verwendet. Die
Fluoreszenzprofile der HPLC waren so gut reproduzierbar,
daß sie einen ständigen Fingerprint des gesamten Verfahrens
lieferten.
Die Ergebnisse der Reinigung sind in Tabelle 1 zu
sammengefaßt. Die gesamte Reinigung, ausgehend vom In
kubationsmedium bis zur zweiten RP-8-Säule war 60 000-
bis 80 000fach. Die kumulative Ausbeute von Stufe 1 bis
zur Diolstufe lag bei 30-50%. Nach dieser Stufe wur
de jeder der drei Interferon-Peaks separat weiter gerei
nigt.
E. Polyacrylamid Gel-Elektrophorese
Interferon-Proben (1,5 × 10⁵ Einheiten) wurden mit
NaDodSO₄ und 2-Mercaptoäthanol inkubiert und auf ein
Plattengel aufgebracht. Nach der Elektrophorese wurde
nach Färbung mit Coomassie-Blau eine einzige scharfe Bande
erhalten. Das scheinbare Molekulargewicht wurde mit 17 500
(im Vergleich zu Standardproteinen) bestimmt. Das Gel
wurde in Streifen von 1 mm geschnitten, jeder Streifen
wurde in 0,4 ml 0,5 M NaHCO₃/0,1% NaDodSO₄ homogeni
siert und auf Interferon-Aktivität hin untersucht. Es
wurde ein einziger Peak mit antiviraler Aktivität gefun
den, der mit der einzigen Proteinbande übereinstimmte.
F. Aminosäureanalyse
Die Aminosäureanalyse des homogenen Human-Leukozy
ten-Interferons (Peak γ) wurde mit dem Fluorescamin-Amino
säure-Analysator an 0,5 bis 1 µg Proben von nativem und
S-carboxymethyliertem Interferon durchgeführt. Zur Be
stimmung des Cystein/Cystin-Verhältnisses wurde natives
Interferon carboxymethyliert und dann in 6 M HCl unter
reduzierenden Bedingungen (0,1% Thioglycolsäure) hy
drolysiert. Unter diesen Bedingungen wird Cystein als
S-Carboxymethylcystein und Cystin als freies Cystein ge
messen. Die Ergebnisse der Aminosäureanalyse sind in Tabel
le 2 zusammengefaßt. Die spezifische Aktivität, berechnet
auf den Aminosäuregehalt, wurde mit 2-4 × 10⁸ Einheiten/mg
bestimmt.
Aminosäurezusammensetzung von Human-Leukozyten-Interferon
Beispiel 2
Homogenes Human-Leukozyten-Interferon aus Leukozyten von
leukämischen Patienten
Das Interferon wurde erhalten durch Inkubation von
Human-Leukozyten, isoliert aus dem Blut von leukämischen
Patienten (chronische myelogene Leukämie, CML) durch Leuko
phoresis mit Newcastle-Krankheit-Virus in einem serumfreien,
caseinhaltigen Medium. Die Interferon-Titer lagen bei
5000-40 000 Einheiten/ml.
Das Reinigungsverfahren war das gleiche wie das in
Beispiel 1 beschriebene für Interferon aus Blut von nor
malen Spendern und umfaßte die selektive Präzipitation
durch 0,5 M Essigsäure in Gegenwart von Triton X-100,
Gelfiltration an Sephadex G-100 in 4 M Harnstoff, HPLC
bei pH 7,5 an Lichrosorb RP-8, HPLC an Lichrosorb-Diol
und HPLC an Lichrosorb RP-8 bei pH 4,0.
Die Fraktionen, die den α-, β- und γ-Peaks der Lichro
sorb-Diolsäule entsprachen, wurden zusammengefaßt und
dann getrennt voneinander in weiteren Schritten gerei
nigt.
Aus den vereinigten Fraktionen 43-46 (α-Peak) wurde
n-Propanol durch zwei Extraktionen mit gleichen Mengen
n-Hexan entfernt. Spuren von Hexan wurden unter einem
Stickstoffstrom entfernt. Es wurde Pyridin und Ameisen
säure bis zur Endkonzentration von 1 M bzw. 2 M zugesetzt
und die Lösung auf eine Lichrosorb RP-8-Säule (10 µ, 4,6 ×
250 mm), die voräquilibriert war mit 1 M Pyridin/2 M Amei
sensäure (pH 4,0), aufgebracht. Die Säule wurde während
3 Stunden mit einem linearen n-Propanol-Gradienten (20-
40%, v/v) in 1 M Pyridinformiat-Puffer bei einer Durch
flußgeschwindigkeit von 0,2 ml/Min. eluiert. Es wurden
Fraktionen zu 0,6 ml gesammelt. Die Interferon-Aktivi
tät wurde in breiten Peaks bei Konzentrationen zwischen
31 und 35% (v/v) n-Propanol eluiert. Diese Fraktionen
wurden kombiniert und unter gleichen Bedingungen rechroma
tographiert. Die Interferon-Aktivität, wurde in zwei Haupt
peaks (α₁ und α₂) bei 31 und 32% (v/v) n-Propanol
eluiert. Untergeordnete Komponenten wurden bei einer Kon
zentration von 34% (v/v) n-Propanol eluiert.
Die vereinigten Fraktionen 47-50 (Peak β) der Lichro
sorb-Diolsäule wurden in der gleichen Weise aufgearbei
tet und an Lichrosorb RP-8 chromatographiert wie sie für
den Peak α beschrieben wurde. Die Interferon-Aktivität
wurde in zwei Hauptpeaks eluiert: β₂ bei 32% (v/v)
n-Propanol und β₃ bei 34% (v/v) n-Propanol. Rechromato
graphie war in diesem Falle nicht nötig. In einigen Prä
paraten konnte ein Peak β₁ bei 31% (v/v) n-Propanol
festgestellt werden.
Die vereinigten Fraktionen 52-54 (Peak γ) der Lichro
sorb-Diolsäule wurden in der gleichen Weise aufgearbei
tet und an Lichrosorb RP-8 chromatographiert wie sie für
den Peak α beschrieben wurde. Die Interferon-Aktivität
wurde in fünf Hauptpeaks eluiert: γ₁ (bei 31% n-Pro
panol, v/v), γ₂ (bei 32% n-Propanol, v/v), γ₃ (bei
34% n-Propanol, v/v), γ₄ (bei 35% n-Propanol, v/v)
und γ₅ (bei 35,5% n-Propanol, v/v). Rechromatographie
war in diesem Fall nicht notwendig.
Die Ergebnisse der Reinigung zur Herstellung der einzel
nen Interferon-Spezies sind in Tabelle 3 zusammengefaßt.
Die Spezies α₂ und β₂ können ferner unterschieden
werden durch ihre Elutionscharakteristiken an Lichrosorb-
Diol: α₂ wird eluiert mit 68%igem (v/v) n-Propanol
und β mit 66,5%igem (v/v) n-Propanol.
Proben der Interferon-Spezies (1,5 × 10⁵ Einheiten)
wurden mit NaDodSO₄ und 2-Mercaptoäthanol inkubiert und
auf ein Plattengel aufgebracht. Nach Elektrophorese
lieferten die Peaks α₁, α₂, β₂, γ₁, γ₂ und γ₄ jeweils
eine einzige Bande, während die Peaks β₃, γ₃ und γ₅ jeweils
zwei Banden lieferten. Die scheinbaren Molekulargewichte
lagen zwischen 16 000 und 18 000 mit Ausnahme von β₃, das
eine Bande bei 16 500 und eine bei 21 000 aufwies und γ₄,
das eine Bande bei 21 000 lieferte (siehe Tabelle 4).
Die Aminosäureanalyse der gereinigten Human-Leuko
zyten-Interferon-Fraktionen wurde mit einem Fluoresca
min-Aminosäure-Analysator an 0,1-1 µg Proben durchgeführt.
Die Hydrolyse wurde in 6N HCl unter reduzierenden Bedin
gungen (0,1% Thioglycolsäure) durchgeführt. Die Ergeb
nisse der Analysen sind in Tabelle 5 zusammengefaßt.
Trypsin-Spaltung und HPLC der Fragmente
Jeweils 300 pMol der gereinigten Human-Leukozyten-
Interferon-Spezies wurden in wäßrigem Natriumbicarbonat
(50 mMol, pH 8, 50 µl) gelöst. Nach Zusatz von jeweils
0,1 µg Trypsin in 2 µl HCl (pH 3) wurde 14 Stunden bei
37°C inkubiert, mit 5 µl Essigsäure versetzt und das Gemisch
auf eine Lichrosorb RP-8-Säule (Teilchengröße 10 µ; 4,6 ×
250 mm) aufgebracht. Die Säule wurde während einer Stunde
mit einem linearen Gradienten von 0-40% (v/v) n-Propanol
in einem 0,1 M Ameisensäure/0,03 M Pyridin-Puffer (pH 3)
bei einer Durchflußrate von 0,5 ml/min eluiert.
Die Fragmente wurden nach der Fluorescamin-Methode
nachgewiesen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 6 zusammen
gefaßt, wobei die Position der Peaks als % n-Propanol
und die relative Größe der Fragmente angegeben sind (S =
klein; M = mittelgroß; L = groß):
Tryptische Peptide der Human-Leukozyten-Interferone |
Spezies |
Elution bei % n-Propanol |
α₁ |
3L, 4L, 4,2M, 11,5M, 12,5S, 14,5M, 16S, 18M, 20S, 21S, 22,5S, 29M |
α₂ |
3L, 4L, 4,2M, 11,5M, 12,5S, 14,5M, 16S, 18M, 27S, 29M |
β₂ |
3L, 4L, 4,2M, 11,5M, 12,5S, 14,5M, 16S, 17,5S, 18M, 29M |
β₃ |
3L, 4L, 4,2M, 4,5S, 10M, 12,5S, 14S, 14,5M, 16S, 18L, 19,5M, 27M, 32M |
γ₁ |
3L, 4L, 4,2M, 4,5S, 5S, 6,5S, 11,5S, 12,5S, 14,5M, 16S, 17,5M, 18M, 29M |
γ₂ |
3L, 4L, 4,2M, 4,5S, 5S, 11,5S, 12,5S, 14,5S, 16S, 18L, 29M |
γ₃ |
3M, 4M, 4,2M, 11,5M, 12,5S, 13,5S, 14,5M, 16S, 18L, 20S, 32M |
γ₅ |
3L, 4L, 4,2M, 4,5M, 7S, 7,5S, 10S, 11,5L, 12,5S, 14S, 14,5M, 16S, 18L, 24,5S, 25,5S, 32S |
Die gereinigten Human-Leukozyten-Interferon-Spezies
wurden einer Aminozuckeranalyse unterworfen mit der Amino
zucker im Bereich von 50-100 pMol festgestellt werden
können. In allen Fällen wurde weniger als ein Rest Glucos
amin, Galactosamin bzw. Mannosamin pro Molekül gefunden.
In den meisten Fällen interferierte eine Anzahl kleiner
Peptide, die in der Nähe der Aminozucker eluiert wurden,
mit der Analyse. Es ist daher möglich, daß die den Ami
nozuckern zugeordneten Peaks teilweise oder sogar ganz
Peptiden zuzuordnen sind.
Schließlich lieferte ein Versuch, 1 nMol reines γ₂
Interferon durch einen manuellen Edman-Abbau, der Rückhy
drolyse und Aminosäureanalyse unter Verwendung von Fluor
escamin beinhaltet, zu sequenzieren, keine Aminosäuren
in den ersten beiden Zyklen. Die Behandlung von 100 pMol
reinem γ₂ Human-Leukozyten-Interferon mit Leucinamino
peptidase und Aminopeptidase M während 20 Stunden bei
37°C beeinflußte die biologische Aktivität nicht; im
Inkubationsmedium konnten keine Aminosäuren festgestellt
werden. Durch Behandlung des Überstandes eines Induk
tionsmediums (Leukozyten und Newcastle-Krankheit-Virus
in Minimalmedium) mit Aminopeptidase M konnte ein Verlust
an Interferon-Aktivität nicht beobachtet werden. Dies
deutet darauf hin, daß das Interferon-Molekül bereits
vor dem Reinigungsverfahren eine blockierte aminoendstän
dige Aminosäure enthält. Zur Kontrolle wurden rohes In
terferon, reines Interferon und die β-Kette von Insulin
gemeinsam mit Aminopeptidase M inkubiert. Während Insu
lin teilweise abgebaut wurde (Aminosäuren nachweisbar)
trat kein Verlust an Interferon-Aktivität auf.
Beispiel 3
- (a) 3 mg homogenes Human-Leukozyten-Interferon mit einer
spezifischen Aktivität von 2 × 10⁸ Einheiten/mg wurde
in 25 ml 5%igem normalem Human-Serumalbumin gelöst.
Die Lösung wurde durch ein bakteriologisches Filter fil
triert und auf 100 aseptische Ampullen verteilt. Jede
Ampulle enthielt 6 × 10⁶ Einheiten reines Interferon,
das sich für die parenterale Applikation eignet. Die Am
pullen werden bis zum Gebrauch vorzugsweise in der Kälte
(bei -20°C) aufbewahrt.
- (b) Eine wäßrige Lösung, enthaltend 1,5 mg der vereinig
ten homogenen Human-Leukozyten-Interferon-Spezies α₁,
α₂, β₂, γ₁ und γ₂ (jedes etwa im Verhältnis zu seiner
natürlichen Häufigkeit), mit einer spezifischen Aktivität
von etwa 2 × 10⁸ Einheiten/mg, und 100 mg normales
Human-Serumalbumin, wird durch ein bakteriologisches Filter
gegeben und die Lösung aseptisch auf 100 Ampullen
gleichmäßig verteilt. Jede Ampulle enthält etwa 3 × 10⁶
Einheiten reines Human-Leukozyten-Interferon und 1 mg
Serumalbumin. Die Ampullen, die für parenterale Applikation
geeignetes Interferon enthalten, werden zweckmäßigerweise
kühl (-20°C) gelagert.