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Verfahren zur biologischen Wandlung von Baumwolle
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur biologischen Wandlung von
Baumwolle. Baumwolle ist im Gegensatz zu der Heilpflanze Lein (Linum usitatissimum)
eine Giftpflanze. Textilien sollen jedoch als Kleidung wie eine zweite Haut funktionieren.
In der Haut des Menschen, speziell in der Unterhaut, liegen die wichtigsten und
meisten Produktionsstätten des Organismus für Abwehrkräfte und Stoffe aller Art
zur Überwindung der alltäglichen Schädigungen, nämlich zur Erhaltung der Gesundheit
und auch zur Überwindung von Krankheiten. Daher sind im Lebensfeld des Menschen,
insbesondere dort, wo sie direkt mit der Haut in Berührung kommen, Textilien erwünscht,
die nicht durch Giftwirkungen die lebenswichtige Hautfunktion schädigen, sondern
die möglichst durch Gutwirkungen die guten Hautfunktionen anregen, stärken und verbessern,
sowie die schlechten mindern.
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Es sind unzählige chemische Verfahren bekannt, die der Baumwollfaser
eine teilweise andere Beschaffenheit geben. Durch diese Verfahren sollen die Farbe,
die Verarbeitbarkeit und die Haltbarkeit der Baumwollfaser verbessert werden. Bei
diesen Verfahren werden jedoch gleichzeitig mehrere andere Eigenschaf-
ten
verschlechtert. Die biologischen Eigenschaften der Baumwolle sind in diesem Zusammenhang
bei der Verarbeitung von Baumwolle vernachlässigt worden.
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Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, durch ganzheitliche
biologische Wandlung der Baumwolle ihr gesamtes Wesen zu verbessern,insbesondere
den Giftcharakter in einen Gutcharakter umzuwandeln und die vorhandenen guten Eigenschaften
zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Baumwolle mindestens einer
biologischen Fermentierung unterworfen wird. Erst durch diese biologische Fermentierung
ist die von ihrem Giftcharakter befreite Baumwolle hautfreundlich geworden. Sie
ist damit in der Lage, die guten Hautfunktionen und die Entgiftungsfunktion der
Haut beim Menschen zu unterstützen und zu verbessern. Dadurch ist die Baumwolle
in der Lage, auf biologische Art üble Gerüche und Schweiß zu binden, bzw. zu neutralisieren
in ähnlicher Weise, wie dies bei Wolle, Seide und Leinen der Fall ist. Die Saugfähigkeit
der Baumwolle, die wesentlich geringer ist als die von Wolle, wird durch die erfindungsgemäße
biologische Fermentierung erhöht. Daher eignen sich Baumwolltextilien, die aus erfindungsgemäß
fermentierter Baumwolle hergestellt sind oder selbst einer erfindungsgemäßen Fermentierung
unterworfen wurden, besonders als Textilien im Lebensfeld des Menschen, wie hautnahe
Textilien, Stumpfe, Bettwäsche, Nachtwäsche, Krankenkleidung, medizinische Textilien,
Krankenhauswäsche, Altenheimwäsche, Tischwäsche, Küchentextilien, Sport- und Freizeittextilien,
Möbeltextilien und allgemeine Heim- und Bürotextilien.
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Die Fermentierung wird vorzugsweise in einem feuchten oder wässrigen
Milieu durchgeführt, d. h. die Baumwolle wird vollständig in das Fermentierungsmedium
eingetaucht,oder die Baum-
wollfasern werden lediglich mit dem Fermentierungsmedium
benetzt, so daß die Fermentierung in einem tropisch feuchten Luftklima durchgeführt
wird. Es ist auch möglich, anstatt Wasser andere Flüssigkeiten oder Mischungen von
Wasser mit anderen Flüssigkeiten zu verwenden, sofern dies in besonderen Fällen
erwünscht ist.
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Baumwolle besitzt eigene biologisch aktive Stoffe, die sich insbesondere
auf der Faseroberfläche befinden. Diese Stoffe, insbesondere Baumwollhefen und -bakterien
eignen sich besonders als Wirkstoffe für die biologische Fermentierung. Vorzugsweise
wird die Fermentierung ausschließlich mit derartigen baumwolleigenen Wirkstoffen
bzw. aus der Baumwolle gewonnenen Kulturen durchgeführt. Es ist aber auch möglich,
zur Beschleuniguna oder zur Steuerung der Fermentierung, die auch als Gärung zu
bezeichnen ist, biologisch aktive Zusätze zuzugeben. Besonders bei Baumwolle, die
durch chemische oder andere Vorbehandlungen ihrer Fermentierfähigkeit gemindert
und/ oder geschädigt ist, sind für die Durchführung der Fermentierung getrennt gezüchtete
Kulturen zu verwenden, die vorzugsweise durch Ansetzen von Flocke aus erstklassiger
natürlicher Baumwolle unter natürlichen Bedingungen gewonnen wurden.
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Die Baumwolle kann der biologischen Fermentierung in Form von Flocke,
Garn oder Web- und Wirkstoffen unterworfen werden. Die Fermentierung von Flocke
ist technisch einfacher zu bewerkstelligen, wogegen die Fermentierung von Garnen
und insbesondere die von Web- und Wirkstoffen deshalb bevorzugt ist, weil in diesem
Verfahrenszustand weitere Behandlungen, insbesondere solche chemischer Art, die
den durch die Fermentierung erzielten Gutcharakter der Baumwolle wieder beeinträchtigen
könnten, entbehrlich sind. Darüber hinaus sollte
darauf geachtet
werden, daß keine den natürlichen Gärungsablauf beeinträchtigenden Stoffe, insbesondere
Chemikalien während der Fermentation anwesend sind. Baumwolle, die eine chemische
Vorbehandlung erfahren hat, z. B. unter Anwendung chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel,
Entlaubungsmittel, die häufig zur großtechnischen Ernte benutzt werden, chemischer
Konservierungsmittel und chemischer Verarbeitungshilfsmittel, wird daher zweckmäßigerweise
vor der biologischen Fermentierung gereinigt, d. h. die Baumwolle soll möglichst
frei von chemischen Begleitstoffen sein. Auch das zur Fermentierung verwendete Wasser
ist vorzugsweise chemie frei, insbesondere frei von Chlor. Weiterhin hat es sich
als vorteilhaft gezeigt, wenn die Fermentierung in Behältern bzw. Bottichen durchgeführt
wird, die gegenüber dem Gärungsmedium inert bzw. neutral sind. Besonders eignen
sich zu diesem Zweck Behälter aus Keramik,wie Ziegel oder Steingut,glasierte,emaillierte
Behälter etc.
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Die Gärung wird in der Regel bei Temperaturen unter 370 C, 0 vorzugsweise
bei Temperaturen von 25 bis 32 C durchgeführt.
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Bei Temperaturen von 330 C und darüber kann die Fermentation im Vergleich
zu einer für normale Verhältnisse günstigen Temperatur von ca. 280 C beschleunigt
werden. Doch kann eine Erhöhung der Temperatur je nach Art der bei der Fermentation
anwesenden Bakterien oder Hefen die Qualität der Fermentation ungünstig beeinflussen.
Die Dauer der Fermentation beträgt normalerweise 0,5 bis 7 Tage und hängt davon
ab, ob dem Gärmedium beschleunigende oder katalytisch wirkende Zusätze zugegeben
wurden oder nicht,und auch u. a. davon, wie aktiv die zur Fermentation verwendete
Kultur bzw. Flotte ist.
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Das Gärmedium ist in der Regel neutral bis schwach sauer, wobei normalerweise
ein pH-Wert von 4 nicht unterschritten wird. So kann die Gärung in Gegenwart von
Milchsäurebakterien und/oder
von aus Molke gewonnener Milchsäure
in den bei milchsauren Gärungen bekannten und üblichen Konzentrationen und Arten
durchgeführt werden, wie beispielsweise bei der Vergärung von Weißkohl zu Sauerkraut.
Das Gärmedium kann jedoch auch andere gärungsfördernde Substanzen enthalten, die
aus der Gärungstechnik an sich bekannt sind, wie mineralische Zusätze, Kochsalz,
Kräuter und Kräuterextrakte u. dgl. Der Verlauf und die Geschwindigkeit der Fermentierung
kann durch die mineralischen, metallischen, vegetabilen und animalischen Zusätze
gesteuert werden, insbesondere vorteilhaft für die angestrebte Qualität der Hautfunktion
der Baumwolle durch solche Zusätze, die aus pflanzlicher und tierischer Haut gewonnen
werden, speziell aus Wolle oder Seide wie Serin. Sie machen die Baumwolle im animalischen
Bereich hautfreundlicher. Die Zusätze können zu Beginn der Fermentierung oder später
zugegeben werden.
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Durch die erfindungsgemäße Fermentierung werden nicht nur die biologischen
Eigenschaften der Baumwolle verbessert, sondern je nach Steuerung auch die mechanischen
Eigenschaften und deren Beständigkeit. So wirkt sich die Fermentierung allgemein
und bei besonderen Steuerungen vorteilhaft aus auf die Elastizität, wie Bauschelastizität,
die Kräuselung, die Abriebfestigkeit, die Kochfestigkeit, die Waschmittelfestigkeit,
die Chemiefestigkeit, die Wasseraufnahmefähigkeit und Verarbeitungsfähigkeit, samt
Wiederabgabefähigkeit, die Atmungsfähigkeit, die Heilfähigkeit und, wie bereits
erwähnt, die Fähigkeit zur Unterstützung von Entgiftungsfunktionen der Haut.
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Nach Abschluß der Fermentierung kann die Baumwolle mit reinem Wasser
gewaschen, hierbei durch Salzzugabe fixiert und/oder durch kurzzeitige Wärmebehandlung
fixiert und getrocknet werden. Für die Wäsche reicht beispielsweise eine zehn Minuten
lange
Behandlung in warmem Wasser aus, woran sich eine Kurzwäsche in kaltem Wasser anschließen
kann. Die Wärmebehandlung, die auch zur Sterilisierung benutzt werden kann, dauert
bei Temperaturen bis über 1000 C mit Vorteil nur wenige Sekunden, so z. B. ca. 10
bis 20 Sekungen.
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Die Fermentierung kann vorzugsweise in gleicher Art oder mit Variationen
wiederholt werden, um den gewünschten Effekt zu verbessern. Eine Überfermentierung
sollte aber vermieden werden, sofern man die Baumwolle nicht extrem weich und saugfähig
wünscht wie für kosmetische Zwecke. Mit besonderem Vorteil läßt man die fermentierte
Baumwolle nach Abschluß der Fermentierung noch einige Zeit, so z. B. 12 bis 24 Stunden
ruhen, bevor weitere Behandlungen, die zur weiteren Verarbeitung der Baumwolle dienen,
vorgenommen werden.
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Beispiel Naturbelassene Baumwollflocke, die weder vor noch nach der
Ernte einer chemischen Behandlung unterworfen wurde, wird in reinem Quellwasser
unter Zusatz üblicher Nährstoffe für die Gewinnung einer Gärkultur zunächst in einer
kleinen Menge angesetzt, und dann, nachdem sich das Gärmedium entwickelt hat, wird
es wie bei der bekannten natürlichen Säuerung durch Einbringen in frische Ansätze
vermehrt.
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Schlauchware aus Baumwolle, wie sie bei der üblichen Produktion zur
Herstellung von Baumwollunterwäsche anfällt, wird zunächst in warmem Wasser gewaschen
und gequollen, um Reststoffe aus chemischen Vorbehandlungen zu entfernen. Danach
wird die Schlauchware kontinuierlich über Umlenkrollen in einen Gärbottich geführt,
in dem sich das oben angesetzte Kulturmedium befindet. Dem Kulturmedium wurden vorher
noch Zusatzstoffe,
wie Milchsäure, Serin, zugegeben. Die Fermentierung
findet 0 bei 28 C mit einer Verweildauer von 2 Tagen statt. Dabei kann beobachtet
werden, daß die Baumwolle während der Fermentierung einen schwach beigefarbenen
Farbton annimmt. Nach Verlassen des Gärbottichs, der eine Innenauskleidung aus keramischen
Materialien wie aus erstklassigen Tonziegeln, Steingut oder Glas besitzt, wird die
Baumwolle kontinuierlich oder diskontinuierlich in einen Waschbottich geführt, in
dem sie während einer Zeitdauer von 10 Minuten mit warmem Wasser gewaschen wird,
dem Meersalz zugesetzt sein kann. Danach wird die Baumwolle schonend getrocknet,
woran sich eine Kurzzeiterhitzung anschließen kann. Die Weiterverarbeitung zu Unterwäsche
kann dann in der gewohnten Weise fortgesetzt werden.
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Durch die erfindungsgemäße Fermentierung hat die Baumwolle eine Veränderung
erfahren, die sich hauptsächlich in einer erhöhten Hautfreundlichkeit auswirkt.
Dies wirkt sich subjektiv als erhöhtes Wohlgefühl, erhöhte Vitalität und erhöhte
Leistungsfähigkeit aus, wie durch eine Verbesserung der Nerven-Sinnes-Funktionen.Auch
wirkt es sich als erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Erkrankungen und alltägliche
Belastungen der Gesundheit aus.