-
3ES OREI3UNG
-
Lehr- und Lerngerät zur Förderung des Lesen- und Schreibenlernens
Die Erfindung betrifft ein Lehr- und Lerngerät zur Unterstützung des Lesen- und
Schreibenlernens von Lern-, Körper-, Geistig- und Sinnesbehinderten, insbesondere
Legasthenikern. Die BesondeSheit des Gerätes liegt in der flexiblen Anordnung seiner
Bestandteile auf der Grundlage von Entdeckungen über den gesetzmäßigen Aufbau der
deutschen Schriftsprache, so daß eine gleichzeitige Verwendung als Wort- und Satzkonstruktionsspiel
und -systemsowie Stempel-, Druck und Kombinationsgerät möglich ist, wodurch zugleich
optische, taktile und motorische psychische Funktionen des Lernenden beteiligt und
gefördert werden können.
-
Das Lehr- und Lerngerät bezweckt eine Unterstützung und eine Effektivierung
des Lese- und Schreiblernprozesses bei verschiedenen Behinderungsformen, indem ortische,
taktile und psychomotorische Punktionen sowie spielerisch-gestaltende Momente zusätzlich
in die Schriftsprachenerlernung einbezogen wenden.
-
1. Es ist bekannt, daß der Lerngegenstand Schriftsprache durch linguistische
Strukturprinzipien charakterisiert ist, deren Kenntnis zur Vermittlung der Lese-
und Rechtschreibfähigkeit auf seiten der Lehrenden gefordert ist.
-
Buchstaben, Buchstabenverbindungen, Silben, Morpheme, Wörter und
Sätze sind Formeinheiten geschriebener Sprache. Ein kompetenter Leser und Schreiber
hat im Verlauf seines Aneignungsprozesses die wortgrammatischen Gesetzmäßigkeiten
nach lernpsychologischen Prinzipien automatisiert. Unmittelbares sinnentnehmendes
Lesen und flüssiges Schreiben sind auf verinnerlichte Strukturprinzipien gegründet.
-
Es ist bekannt, daß insbesondere Morpheme, als kleinste invariante
bedeutungstragende Sinneinheiten der Schriftsprache für sinnentnehmendes, flüssiges
Lesen
wie für gekonntes Schreiben von grundlegender Bedeutung sind. Das Erlernen und die
Beherrschung des Lesens und der Rechtschreibung werden als komplexer analytisch-synthetischer
Prozeß beschrieben, an dem eine Vielzahl von optischen, akustischen, efferent- und
reafferent-motorischen sowie mnestischen Funktionen beteiligt sind.
-
(Literatur: Riehme, J.: Probleme und Methoden des Rechtschreibunterrichts;
Volk und Wissen volkseigener Verlag, Berlin (DDR) 1974, S. 26 - 212.
-
Pilz, D. / Schubenz, S. (Hrsg.): Schulversagen und Kindertherapie;
Pahl-Rugenstein Verlag Köln 1979, S. 11 - 43 und 239 - 271. Im "Legasthenie-Bericht
über den Fachkongreß des Bundesverbandes Legasthenie vom 25.3. -28.3.1976", erschienen
im Eigenverlag des Bundesvorstandes Legasthenie Bad Königshofen 1977 die folgenden
Beiträge: Plickat, H.-H.: Grundfragen einer Rechtschreibdidaktik, S. 9 - 33. Prag-el,
D.: Ziele und Grundlagen des Leselernprozesses im ersten Schuljahr, S. 34 - 47.
Pilz, D.: Außerschulische Legasthenietherapie mit der Morphemmethode, S. 48 - 62.
Scheerer-Neumann G.: Prozeßanalyse von Lesestörungen, S. 63 - 83.) 2. Es ist bakannt,
daß die didaktische Aufbereitung der Schriftsprache in Form geistiger Anweisungen
zu verschiedenen Lehr- und Vermittlungsverfahren geführt hat. Lehrmethodisch sind
zu unterscheiden: 1) Die analytische Ganzwortmethode, bei der die Wortebene zum
Ausgangspunkt genommen wird. Sie legt das Schwergewicht auf optisch-anestische Funktienen
des Lernenden (Wortbildeinprägung).
-
2) Die synthetische Methode, deren Ausgangspunkt die Erlernung der
Buchstaben ist. Hier steht der akustische Aspekt im Vordergrund (Laut-Buchstaben-Zuordnung).
-
3) Die analytisch-synthetische Methode, die beide genannten Ansätze
vereint.
-
(Literatur: siehe oben) 3. Der schulische Lese- und Rechtschreibunterricht
läßt sich zusammenfassend dahingehend charakterisieren, daß in ihm entweder akustische
oder optische Anleitungen dominieren. Der Lernprozeß beruht auf Anweisungen an den
menschlichen Geist. Aufgabengemäße verbale und motorische Reproduktion auf der Grundlage
von Lehrbüchern steht im Vordergrund.
-
D-ngliches, spielerisches Lernmaterial, insbesondere kostengünstige
Lerngeräte, die einen tätigen, gestalterischen und schöpferischen Umgang mit der
Schriftsprache unter Einschluß möglichst vieler Sinnes- und Gedächtnisfunktionen
erlauben, fehlen derzeit.
-
4. Für den therapeutischen, heil- und behindertenpädagogischen Bereich,
wo Menschen mit psychisch oder physisch bedingten Teilleistungsschwächen, welche
die Erlernung des Lesens- und Schreibenlernens beeinträchtigen, behandelt werden,
stehen zwar zahlreiche Lernverfahren und Lerngeräte zur Verfügung.
-
("Audiovisuelles Legasthenietherapie- und Lehrgerät"; Firma Noppe
& Schneider Lernsysteme GmbH, Blumenstr. 61, D-6900 Heidelberg 1. "Readmaster";
Firma Harrasser & Überla Lehrmittelverlag, Ottostraße 5, 8580 Bayreuth. "LÜK";
Heinz Vogel Verlag, Friederikenstr. 28, 2540 Wilhelmshaven.) Keines der Verfahren,
Geräte und Lernspiele erlaubt es aber, zugleich motorischen, optische und taktile
Funktionen auf der Grundlage der linguistischen Strukturebenen sowohl prognunatisch
wie spielerisch bis hin zum selbständigen Erstellen von Stempeln und Druckformen
am Lernprozeß zu beteiligen.
-
Audiovisualle Therapiegeräte und Kleincomputer sind kostenaufwendig
und ausschließlich auf Einzelunterrichtung ausgerichtet.
-
Aufgabe der Er£indung ist es, eine Lücke zwischen den gedruckten Lern-
und Lehrmaterialien und den kostspieligent hochtechnisierten Lehrgeräten und ihren
Beschränkungen zu füllen, mit dem Ziel eine qualitative und quantitative Effektivierung
des Schriftsprachelernens insbesondere bei Behinderten zu erreichen.
-
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch in Kunststoff geprägte, farbig
vom Umfeld abgesetzte Schriftelemente (Buchstaben, Buchstabenverbindungen, Silben,
Morpheme , Wörter in Schreib- oder in Druckschrift, Satzzeichen und Lücken) sowie
Bildsymbole), deren Schriftzug einerseits eingerillt, anderseits durch Grate begrenzt
ist, die mittels Kupplung zu größeren Schrifteinheiten zusammenfügbar sind, die
vorderseitig Einsteckschlitze für Stempelaufsätze besitzen und die rückseitig über
ein erhabenes, gemmiertes Schriftbild sowie Einsteckhalterungen zur Befestigung
in einer Druckform verfügen, gelöst.
-
So beschaffene Schriftelementeerlauben eine beliebige,feste Kombination
zu Wö tern, Zeilen und Druckseiten. Stempelaufsätze aus Klarsichtkunststoff mit
Einsteckhalterungen und Druckformen mit Einsteckschlitzen und Aussparungen für die
Schriftelemente ermöglichen Stempel- und Handdruckvorgänge.
-
Die Hillung erlaubt es, einen Schriftzug nachzufahren, wodurch sensumotorische
Gedächt nisfunktionen gefördert werden. Die Grate ermöglichen ein Ertasten, so daß
taktil-mnestische Funktionen gefördert werden. Schöpferischer Umgang wird durch
Stempeln, Drucken und Kombinationstätigkeiten erreicht.
-
Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin,
daß mit ihr auf relativ einfache und kostengünstige Weise größere Lerneffektivität
bei verschiedenen Behindungsformen möglich wird, weil mehrere Funktionen einbezogen
sind.
-
Ein Ausführungsbeispiel auf morphematischer Grundlage und in Schreibschrift
ist in Abbildung 1 dargestellt. Abb. 1 veranschaulicht die wesentlichen Merkmale:
Die Vorderensicht zeigt Schriftelemente, Leerelement und Satzzeichen; ferner Einsteckschlitze
für Stempelaufsätze (1). Der vergrößerte Ausschnitt zeigt die Rillung (5), Grate
(4), rückseitige Erhabenheit (6) sowie Einsteckhalterung (3) und zwei Kupplungsvarianten
(2, 2a). Die Rückansicht veranschaulicht die zum Druck erforderlichen Merkmale.
-
Abb. 2 zeigt einen Ausschnitt der Druckform, in die die Elemente hineingesteckt
werden können, mit der Aussparung für den Schriftzug und den Einsteckschlitzen (7);
ferner den Stempelaufsatz mit Einsteckhalterung (8).