DE2241424A1 - Fluessigkeitsraketentriebwerk - Google Patents
FluessigkeitsraketentriebwerkInfo
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Description
Messerschmitt-Bölkow-Blohm
Gesellschaft mit beschränkter Haftung München
Ottöbrunn, 9. August 1972 BS63 Jk/ml
7457 .
Flüssigkeitsraketentriebwerk
Die Erfindung bezieht sich auf ein Flüssigkeitsraketentriebwerk, welches für Einstoff- und Zweistoffbetrieb
ausgelegt ist.
Bei einem bekannten Triebwerk eingangs genannter Gattung sind der Raketenbrennkammer zwei mit ihr kommunizierende
Gasgeneratoren vorgeordnet. Der eine Gasgenerator enthält
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einen für die Zersetzung von Hydrazin bestimmten Katalysator. Der aridere Gasgenerator enthält einen für die
Zersetzung von Wasserstoffperoxid bestimmten Katalysator. Bei Bedarf eines niedrigen Schubes tritt lediglich der
letztgenannte Gasgenerator in Funktion. Mittlere Schübe resultieren aus einer ausschließlichen Inbetriebnahme
des erstgenannten Gasgenerators. Ist ein hohes Schubniveau erwünscht, werden beide Gasgeneratoren gleichzeitig
in Betrieb genommen. In diesem Fall kommt es zu einer hypergolen Reaktion zwischen den Hydrazin- und
Wasserstoffperoxid-Zersetzungsprodukten in der Raketenbrennkammer·
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein im Aufbau einfaches, kompaktes Raketentriebwerk eingangs genannter
Gattung zu entwickeln, das bedarfsweise auf einem niedrigen oder hohen Schubniveau arbeitet und sich in beiden
Fällen durch eine hohe Zuverlässigkeit auszeichnet.
Gelöst wird die erfindungsgemäße Aufgabe dadurch, daß im
Einstoffbetrieb Hydrazin, Hydrazinderivate oder Gemische aus diesen und im Zweistoffbetrieb zusätzlich ein damit
hypergol reagierender kryogener Oxydator, wie Fluor, Sauerstoffdifluorid oder Sauerstoff-Fluor-Gemisch, als
Treibstoff verwendet wird, das Hydrazin, Hydrazinderivat oder Hydrazin-Hydrazinderivat-Gemisch in einem Gasgenerator
vollständig katalytisch zersetzt wird und die Zersetzungsprodukte sowohl im Einstoff- als auch im Zweistoffbetrieb
auf dem Wege zur Raketenbrennkammer einen Wärmetauscher passieren, wo sie lediglich während des
Zweistoffbetriebes eine starke Abkühlung erfahren, und zwar im Wärmeaustausch mit dem der Raketenbrennkammer zuströmenden kryogenen Oxydator, der dabei vom flüssigen
in den dampfförmigen Zustand übergeht·
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Beim erfindungsgemäßen Raketentriebwerk finden hochenergetische
Treibstoffe Verwendung, deren große Dichte bzw. Gemischdichte sich in vergleichsweise kleinen Treibstoffbehältern
positiv bemerkbar macht. Aufgrund der getroffenen Treibstoffwahl wird im Zweistoffbetrieb ein Schub erzielt,
der etwa das Dreifache des im Einstoffbetrieb erreichten beträgt· Folglich ist das erfindungsgemäße Raketentriebwerk
- vor allem dann, wenn ihm zum Erzeugen von Steuermomenten um mindestens eine der drei Triebwerks-,
hauptachsen eine oder mehrere ,Steuerdüsen bzw. Steuerdüsengruppen
zugeordnet sind - auch für solche Flugmissionen einsetzbar, wo die Leistungsanforderungen über die
bloße Erteilung eines einzigen, genau definierten Antriebsimpulses hinausgehen.. Der Fall ist dies beispielsweise
beim Einschuß geostationärer Satelliten in die 24 h - Bahn oder beim Einschuß von Raum- oder Planetensonden
auf ihre interplanetare Bahn.
Die Tatsache, daß das erfindungsgemäße Raketentriebwerk
wahlweise auf einem niedrigen und einem hohen Schubniveau arbeiten kann, bringt noch einen weiteren Vorteil mit
sich. Das Hydrazin, Hydrazinderivat oder Hydrazin-Hydrazinderivat-Gemisch sorgt nämlich im Einstoffbetrieb für
eine Vorbeschleunigung des Fluggeräts, die ausreicht, um den kryogenen Oxydator an den Boden des entsprechenden
Speicherbehälters zu drücken. Dadurch erübrigt es sich, . im Oxydatorbehälter zur gravitationsunabhängigen Gestaltung
des ForderVorgangs einen Ausstoßbalg zu installieren,
was infolge der Aggressivität des Oxydators mit einem Risiko behaftet wäre.
Merkliche Vereinfachungen konstruktiver Art sind aber
nicht nur beim Fördersystem, sondern auch beim Einspritzsystem zu verzeichnen. Da im Wärmetauscher, der während
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des Eins toffbetriebs - wie bereits erwähnt - oxydatorseitig
abgeschaltet ist, während des Zweistoffbetriebs der kryogene Oxydator im Wärmeaustausch mit den katalytischen
Zersetzungsprodukten des Hydrazins, Hydrazinderivats oder Hydrazin-Hydrazinderivat-Gemische-s vollständig
verdampft und in diesem Aggregatszustand dem Einblasekopf zugeführt wird, entfällt die sonst erforderliche
Vorkühlung des letzteren und der zu diesem führenden Oxydatorleitungen. Außerdem resultiert aus
der gas- bzw. dampfförmigen Einförderung sämtlicher Treibstoffe in die Raketenbrennkammer eine leichtere
Regelbarkeit und eine bessere Gemischaufbereitung im Zweistoffbetrieb· In Ausgestaltung der Erfindung werden
die während des Zweistoffbetriebs im Wärmetauscher durch den verdampfenden kryogen Oxydator stark abgekühlten
katalytischen Zersetzungsprodukte des Hydrazins, Hydrazinderivats oder Hydrazin-Hydrazinderivat-Gemisches zur
Regenerativ- oder Filmkühlung des Triebwerks herangezogen. Da im Gasgenerator die vorerwähnten Monergole einwandfrei
gesteuert auf katalytischem Wege vollständig in ihre Bestandteile zersetzt werden, ist die vorerwähnte, leicht
zu verwirklichende Maßnahme mit keinerlei Risiko behaftet. Anders liegen dagegen die Verhältnisse bei der sonst gebräuchlichen
direkten Verwendung flüssigen Hydrazins zu Kühlzwecken. In diesem Fall besteht unter bestimmten Umständen
die Möglichkeit einer spontanen thermischen Hydrazinzersetzung in der Kühlzone und somit die Gefahr einer
Explosion.
Sind dem Raketentriebwerk eine oder mehrere Steuerdüsen bzw. Steuerdüsengruppen zum Erzeugen von Steuermomenten
um mindestens eine der drei Triebwerkshauptachsen zugeordnet, empfiehlt es sich aus Gründen der Einfachheit,
für gegebenenfalls erforderliche Steuerschübe katalytische
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Zersetzungsprodukte aus dem Gasgenerator abzuzapfen und
in den Steuerdüsen bzw. Steuerdüsengruppen entsprechender
Schubriehtung zu expandieren. Eine andere, wegen des zusätzlichen
Bedarfs an Katalysatoren allerdings etwas aufwendigere
Möglichkeit der Erzeugung von Steuerschüben besteht in der Zufuhr abgezweigten flüssigen Hydrazins,
Hydrazinderivats oder Hydrazin-Hydrazinderivat-Gemisches zu den Steuerdüsen bzw. Steuerdüsengruppen und einer katalytischen
Zersetzung desselben an Ort und Stelle»
Gemäß einem weiteren ausgestaltenden Erfindungsmerkmal
bilden Gasgenerator und Wärmetauscher eine bauliche Einheit, was sich raum- und gewichtssparend auswirkt.
Die Erfindung wird anhand des in der Zeichnung schematisch
dargestellten und nachfolgend ausführlich beschriebenen Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Die einzige Figur zeigt in Form einer Prinzipsskizze ein u.a. beispielsweise für Raumflugmissionen hervorragend
geeignetes Flüssigkeitsraketentriebwerk 1 mit integriertem.
Lagekorrektorsystem 2 zum Erzeugen von Steuermomenten um Gier-, Nick- und Rollachse. Das Raketentriebwerk 1,
dessen Brennkammer mit 3 und Schubdüse mit 4 bezeichnet ist, arbeitet bei Bedarf eines niedrigen Schubes im Einstoffbetrieb,
beispielsweise mit katalytisch zersetztem Hydrazin, und bei Bedarf eines hohen Schubes im Zweistoffbetrieb, beispielsweise mit den letzterwähnten Zersetzungsprodukten
und damit hypergol reagierendem dampfförmigen Fluor. Das Hydrazin wird mittels Druckgas aus
seinem Speicherbehälter 5a in einen Gasgenerator 6 eingefördert, wo es katalytisch vollständig zu Wasserstoff
und Stickstoff zersetzt wird. Die Hydrazinzersetzungsprodukte gelangen vom Gasgenerator 6 in einen nachgeschalteten
Wärmetauscher 7.
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.Während des Zweistoffbetriebes gelangt auch flüssiges
Fluor unter Druckgaseinwirkung vom entsprechenden Speicherbehälter 5b in den Wärmetauscher 7. Darin verdampft
es im Wärmeaustausch mit den Hydrazinzersetzungsprodukten vollständig, die dabei eine starke Abkühlung erfahren.
Das dampfförmige Fluor strömt vom Wärmetauscher 7 über eine Leitung 8 direkt der Raketenbrennkammer 3 zu· .Die
stark abgekühlten Hydrazinzersetzungsprodukte werden nach Austritt aus dem Wärmetauscher 7 - wie der mit 9
bezeichnete Leitungszweig andeutet - zunächst zur regenerativen Triebwerkskühlung herangezogen, bevor sie in
die Raketenbrennkammer 3 eingeblasen werden·
Während des Einstoffbetriebs ist der Wärmetauscher 7
oxydatorseitig abgeschaltet· Die Hydrazinzersetzungsprodukte passieren folglich den Wärmetauscher 7 ohne
merkliche Abkühlung. Von ihm gelangen sie über eine direkte Leitung 10 in die Raketenbrennkammer 3·
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, erfolgt die Treibstoff-Förderung
sowohl im Einstoff- als auch im Zweistoffbetrieb mittels inerten Druckgases, das in einem Druckbehältnis
11 gespeichert ist. Ein im Hydrazinbehälter 5a installierter Ausstoßbalg 12 gestaltet die Hydrazinförderung
gravitationsunabhängig. Im Fluorbehälter 5b erübrigt sich die Installation solch eines Ausstoßbalges,
da die im Einstoffbetrieb dem Raketentriebwerk 1 mitgeteilte Vorbeschleunigung ausreicht, um das Fluor an den
Behälterboden zu drücken·
Zum Lagekorrektursystem gehören zwei Steuerdüsengruppen.
Jede Steuerdüsengruppe weist eine Düse 13a, 14a mit dem Hauptschub gleichgerichteter Steuerschubrichtung, eine
Düse 13c, 14c mit dem Hauptschub entgegengerichteter Steuerschubrichtung und eine Düse 13b, 14b mit tangen-
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tialer Steuerschubrichtung im Uhrseigersinn (13b) bzw.
Gegenzeigersinn (14b) auf. Die wechselweise Beaufschlagung der Steuerdüsen 13a bis c und 14a bis c mit Steuermedium
wird durch Ventile 15a bis c und 16a bis c oder dergleichen Absperrorgane geregelt. Als Steuermedium
dienen beispielsweise vom Gasgenerator 6 über Leitungen 17, 18 abgezapfte Hydrazinzersetzungsprodukte. Es kommt
aber auch abgezweigtes flüssiges-Hydrazin als Steuermedium in Frage. In diesem Fall bedarf es allerdings der
Zuordnung von Katalysatoren zu den Steuerdüsen 13a bis c
und 14a bis c.
Patentansprüche:
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Claims (2)
- PatentansprücheFlüssigkeitsraketentriebwerk, welches für Einstoff- und Zweistoffbetrieb ausgelegt ist, dadurch gekennzeichnetdaß im EinstoffbetriebHydrazin, Hydrazinderivate oder Gemische aus diesen und im Zweistoffbetrieb zusätzlich ein damit hypergol reagierender kryogener Oxydator, wie Fluor,
Sauerstoffdifluorid oder Sauerstoff-Fluor-Gemisch,
als Treibstoff verwendet wird, das Hydrazin, Hydrazinderivat oder Hydrazin-Hydrazinderivat-Gemisch in einem Gasgenerator (6) vollständig katalytisch zersetzt wird und die Zersetzungsprodukte sowohl im Einstoff- als auch im Zweistoffbetrieb auf dem Wege zur Raketenbrennkammer (3) einen Wärmetauscher (7) passieren, wo sie lediglich während des Zweistoffbetriebes eine starke Abkühlung erfahren,, und zwar im Wärmeaustausch mit dem der Raketenbrennkammer (3) zuströmenden kryogenen Oxydator, der dabei vom flüssigen in den dampfförmigen Zustand übergeht· - 2. Flüssigkeitsraketentriebwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die während des
Zweistoffbetriebs im Wärmeaustauscher (7) durch den verdampfenden kryogenen Oxydator stark abgekühlten-9-409810/012Ukatalytischen Zersetzungsprödukte des Hydrazinsy Hydrazinderivate bder Hydraziii-HydräziflderiVat-^ Gemisches sur RegenerativkUhluhg oder FümkÜhiüng des Triebwerks (15 herangezogen werden»3* Flüssigkeitsraketentriebwerk' nach Anspruch \i da» dureh geke η hae lehnet , daß der Gas* generator (6) üftd der diesem naehgeschäitete WHrffie« tauscher (7) eine bauliche Einheit bilden*4* Flügäigkeitsraketentriebweirk häch Anspruch 1', mit einer öder ntehreirert Steiierdüsen. b2w\ Steuerdüsen^ gruppen aum Erzeugen Von äteuermömenten um mindestens eine der drei Triebwerkshauptachsen j dadurch ge« k e η η ζ e i e h η e t , daß die Steüerdüsen b!zW* Steuerdusengruppen (13a bis c und 14a bis e) mit vom Gasgenerator (6) abgezapften katälytischen 2er-» setziungsprodukten beaufschlagt werden»409810/0124Leerseite
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