DE2054730C3 - Polymerholz - Google Patents
PolymerholzInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Verwendung eines speziellen Polymerholzes als Werkstoff für einen
speziellen Anwendungszweck. Unter Polymerholz versteht man eine Holz-Kunststoff-Kombination,
wobei die Zdlhohlräume und'oder die Zellwände
des Holzes :ii.t einem polymerisierten Kunststoff gefüllt sind.
Die Herstellung derartiger Polymerhölzer ist beispielsweise aus der iranzösischen Patentschrift
1 507 177 und der österreichischen Patentschrift 261 885 bekannt. Aus der erstgenannten Patentschrift
ist darüberhinaus bekannt, Acrynitril als polymerisierbare Verbindung für die Tränkung des
Holzes zu verwenden. Bei dieser Kunststoffbehandlung des Holzes bleibt die Oberflächenstruktur des
Holzes unverändert und damit der optische und ästhetische Eindruck gewahrt. Die Druck- und Biegefestigkeit
werden soweit verbessert, daß das PoIymerhoiz allen Naturhölzern überlegen ist. Ferner
nimmt die Quellfähigkeit in Wasser ab und die Dimensionsstabilisation gegenüber wechselnder Feuchte
der Umgebung zu. Das Polymerholz läßt sich durch Sägen, Schneiden, Drehen, Schleifen u. dgl.
ausgezeichnet bearbeiten.
Holz hat als Werkstoff im Musikinstrumentenbau eine breite Anwendung gefunden. Dies gilt insbesondere
für alle Holzblasinstrumente (Blockflöte, Flöte, Klarinette, Oboe, Fagott usw.), alle Saiteninstrumente,
wie Streichinstrumente (Geige, Viola, Violoncello, Kontrabaß, Gambe usw.), Zupfinstrumente
(Gitarre, Laute, Harfe, Mandoline, Zither, Banjo usw.), Tasteninstrumente (Klavier, Cembalo),
aber auch für Orgel, Harmonium, Harmonika, Hackbrett, Xylophon usw. Eine Ausnahme bilden nur
die Blechblasinstrumente und einige Schlaginstrumente.
Bei allen bisher hergestellten Holzbauteilen, wo es auf Dauerhaftigkeit, Festigkeit, Formstabilität
und Verschleißfestigkeit ankommt, ist bei Wahl entsprechender Materialien eine Verbesserung dieser
Eigenschaften möglich und wünschenswert, besonders wenn dabei das durch die Tradition gebildete
ästhetische Empfinden nicht verletzt wird.
Aus den deutschen Patentschriften 329 212 und 545 044 ist bekannt, daß man zur Verbesserung der
vorgenannten Eigenschaften des Werkstoffs Hol? im Musikinstrumentenbau eine Imprägnierung des Holzes
mit gelösten Kunstharzen und eine anschließende Härtung des Harzes im Holz vorgeschlagen hat. Erfahrungsgemäß
dringen derartige Harze aber wegen der Größe ihrer Moleküle nicht ausreichend tief in
das Holz ein. Darüberhinaus findet lediglich eine physikalische Verbindung zwischen den Holz- und
Harzbestandteikn statt, die sich — wie sich alsbald herausgestellt hat — gerade bei der starken Schwingungsbeanspruchung
des Holzes im Musikinstrument wieder löst und damit das derart behandelte Holz
für diesen Anwendungszweck unbrauchbar macht. Die Verwendung von mit Kunstharzen imprägniertem
Holz hat sich deshalb im Musikinstrumentenbau
ίο nicht durchgesetzt. Sie hat sogar zu der Ansicht geführt,
daß gerade im Musikinstrumentenbau nur unbehandelte Hölzer verwendet werden dürfen.
Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zu Grunde, einen Ersatz für den Werkstoff Holz im
Musikinstrumentenbau zu finden, der zwar alle vorteilhaften physikalischen Eigenschaften des Holzes,
insbesondere bezüglich der Klangqualität und der inneren Dämpfung aufweist und dessen ästhetischem
Aussehen möglichst unverändert entspricht, die Formbeständigkeit und Verschleißfestigkeit des Holzes
aber übertrifft.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Verwendung eines Holzes, dessen Zellhohlräume
mit einem Polymerisat aus einem mindestens 10 Gewichtsprozent Acrylnitril enthaltenden Gemisch flüssiger,
vinylisch-ungesättigter, poiymerisierbarer Verbindungen gefüllt sind und dessen Zeliwandbestandteile
mit dem Polymerisat chemisch verbunden sind, als Werkstoff für Holzrnusikinstrumente und deren
Teile.
Überraschenderweise hat sich nämlich gezeigt, daß die Nachteile bei der Verwendung der bekannten mit
Harzlösungen ge'ränkten Hölzer bei der Verwendung eines sogenannten Polymerholzes nicht auftreten,
bei dem das Holz und das Polymerisat nicht nur physikalisch, sondern auch chemisch miteinander
verbunden sind. Unter »chemisch verbunden« wird hier die Aufpfropfung der Monomere auf die Zellulosemclcküle
der Zellwände bei der Polymerisierung verstanden. Diese chemische Verbindung macht es
möglich, daß die Holz-Kunststoff-Kombination dauerhaft ist und auch den starken Schwingungsbeanspruchungen
im Musikinstrument standhält.
Es ist ferner erfindungswesentlich, daß die polymerisierbare
Verbindung mindestens 10 Gewichtsprozent Acrylnitril enthält, da nur dann gewährleistet
ist. daß das Gemisch das Holz vollständig durchdringt.
Es hat sich gezeigt, daß der erfindungsgemäß vorgeschlagene Werkstoff das Holz im Musikinstrumentenbau
in mannigfachen Anwendungsfällen nicht nur vollständig ersetzen kann, sondern daß es dem Holz
in diesen Anwendungsfällen im Hinblick auf die oben geforderten Eigenschaften sogar weit überlegen
ist. Es besitzt eine enorme Verschleißfestigkeit und Formstabilität, läßt sich trotzdem ausgezeichnet
mechanisch bearbeiten und ist in seiner Quellfähigkeit so weit herabgesetzt, daß diese gleichsam vernachlässigbar
ist. Dadurch kann gewährleistet werden, daß aus diesem Werkstoff hergestellte Musikinstrumente
während der gesamten Lebensdauer und bei den unterschiedlichsten Temperatur- und Feuchtigkeitsbeanspruchungen
keinerlei Änderungen der Tonhöhe und Tonqualität erfahren.
Im einzelnen ist es zweckmäßig, folgende Bestandteile bzw. Bauteile von Musikinstrumenten aus dem
erfindungsgemäß vorgeschlagenen Polymerholz anzufertigen und damit das übliche Holz zu ersetzen:
1. Holzblasinstrumente:
Rohr-, Kopf- bzw. Mundstück (Schnabel)
2. Saiteninstrumente:
a) Streichinstrumente:
Hals, Griffbrett, Wirbel, Wirbelkasten (Kopf), Steg, Kinnhalter, Saitenhalter, Bogenstange,
Frosch
b) Zupfinstrumente:
Hals, Griffbrett, Wirbel, Wirbelkasten, Steg, Saitenhalter, Gehäuse (bes. für Elektroinstrumente)
c) Tasteninstrumente:
Klaviatur, Pedal, Stimmstock, Füße, Gehäuse
3. Blasinstrumente:
mit Bälgen, Pfeifen, Zungen (z. B. Orgel, Harmonium, Zieharmonika, Dudelsack);
Klaviatur, Pedal, Pfeifen, Gehäuse
Klaviatur, Pedal, Pfeifen, Gehäuse
4. Schlaginstrumente:
Trommelzylinder, Schlägel, Xylophonstäbe.
Besonders geeignet ist Polymerholz aus Hölzern mit niedriger bis mittlerer Dichte und möglichst
gleichmäßiger Struktur, wie z. B. Ahorn, Birke, Erle, Linde, Birnbaum und damit verwandte Hölzer, aber
auch Buche, Fichte, Kiefer und weitere in- und ausländische Hölzer.
Als polymerisierbare Flüssigkeit können im Prinzip alle für sich allein oder im Gemisch polymerisierbaren
ungesättigten Verbindungen eingesetzt werden, wie z. B. Vinylchlorid, Vinylazetat, Vinylidenchlorid,
Styrol, Acrynitril, Methacrylate und Acrylate, sowie Gemische der genannten Monomeren.
Des weiteren können auch Gemische eingesetzt werden, die aus einem Monomeren und einer polymeren
Komponente bestehen, z. B. die Systeme Styrol/ungesättigte Polyester oder Methylmethacrylat/
Polymethylmethacrylat (sogenannter Methylmethacrylatsirup). Es ist lediglich darauf zu achten, daß
das Gemisch mindestens 10 Gewichtsprozent Acrylnitril enthält.
Die Tränkung erfolgt vorteilhaft, indem zuerst durch Anlegen eines Vakuums die Luft aus den
Zellhohlräumen des Holzes entfernt und dann das Monomer unter Atmosphären- oder Überdruck in
die Zellhohlräume hineingedrückt wird. Bei genügend langer Einwirkungsdauer dringt das Monomer
dann auch aus den Zellhohlräumen in die Zellwände ein.
Für den erfindungsgemäßen Verwendungszweck kann sowohl strahlenchemisch als auch thermischkatalytisch
ausgehärtetes (polymerisiertes) Polymerholz eingesetzt werden. Bei der Verwendung stark
polarer Monomere, wie z. B. A.csylnitril (oder von
Gemischen, die solches enthalten), die die Zellwand besonders stark quellen, ist die strahlenchemische
Härtung (d. h. die Härtung durch Bestrahlung mit energiereichen Strahlen, wie z. B. Gammastrahlen,
schnelle Elektronen u. dgl.) vorteilhaft, da dann das in den Zellwänden befindliche Material nicht homopolymerisiert,
sondern auf die Bestandteile der Zeil-
ίο wand (Zellulose und Lignin) aufgepfropft wird und
dadurch die Quellfähigkeit des Holzes besonders stark erniedrigt. Es ist aber auch möglich, die thermische
und strahlenchemische Härtung miteinander zu kombinieren. Bei der thermisch-katalytischen Polymerisation
muß ein Härter verwendet werden, d. h. eine beim Erwärmen radikalbildende und so die Polymerisation
auslösende Substanz, z. B. ein organisches Peroxyd oder ein Redoxsystem.
Im folgenden wird die Erfindung an Hand von Beispielen näher erläutert.
Aus Polymerholz, hergestellt durch vollständige Imprägnierung von Birnbaumholz mit einem Gemisch
von GO Gewichtsprozent Styrol und 40 Gewichtsprozent Acrylnitril und nachfolgende Bestrahlung
mit Gammastrahlung, Strahlendosis 4 Mrad, wurde ein Griffbrett für eine Gitarre angefertigt. Das
Griffbrett hat eine völlig glatte, glänzende, ästhetisch ansprechende, gegenüber dem unbehandelten Holz
etwas dunkel gefärbte Oberfläche. Es weist eine gute mechanische Festigkeit sowie eine sehr hohe Formbeständigkeit
und Verschleißfestigkeit auf.
Aus Polymerholz, hergestellt durch vollständige Imprägnierung von Ahornholz mit einem Gemisch
von 70 Gewichtsprozent Methylmethacrylat und 30 Gewichtsprozent Acrylnitril und nachfolgende Bestrahlung
mit Gammastrahlung, Strahlendosis 3 Mrad, wurde ein Hals für eine Elektrogitarre angefertigt.
Der so hergestellte Hals weist ebenfalls eine völlig glatte, glänzende, ästhetisch ansprechende Oberfläche
auf. Er wurde mit dem Griffbrett, wie unter 2 beschrieben, versehen und auf einen vorhandenen Korpus
montiert. Die Formbeständigkeit des fertig montierten Halses ist hervorragend. Er konnte im Test
durui Erhöhen des Saitenzugs nicht deformiert werden.
Die Erfindung ist auf die dargestellten Beispiele nicht beschränkt. Den Kunststoffen beispielsweise
können Farbstoffe und Geschmacksstoffe entsprechend den Erfordernissen zugesetzt werden.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verwendung eines Holze-, dessen Zeiihohiräume mit einem Polymerisat aus einem mindestens 10 Gewichtsprozent Acrylnitril enthaltenden Gemisch flüssiger, vinylisch-ungesäitigter, poiymerisierbarer Verbindungen gefüllt sind und dessen Zellwandbestandteile mit dem Polymerisat chemisch verbunden sind, als Werkstoff für Holzmusikinstrumente und deren Teile.
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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AT1068169 | 1969-11-14 | ||
AT1068169A AT300527B (de) | 1969-11-14 | 1969-11-14 | Holzbestandteile für Musikinstrumente und Verfahren zu deren Herstellung |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
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DE2054730A1 DE2054730A1 (de) | 1971-06-03 |
DE2054730B2 DE2054730B2 (de) | 1975-07-03 |
DE2054730C3 true DE2054730C3 (de) | 1976-02-19 |
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