-
Hautpflegeprodukt zur Behandlung frischer und alter Narben.
-
Bereich der Erfindung: Die vorliegende Erfindung fällt in den Bereich der medizinischen Hautpflege und bezieht sich auf den pflegenden Gebrauch von Wirkstoffen zur Narbenbehandlung.
-
Nach Operationen und als Folge von Hautverletzungen oder Verbrennungen bildet sich am Ende des Wundverschlusses und Abheilungsprozesses Narbengewebe, welches die betroffenen Personen bis an ihr Lebensende begleitet. Bei günstig verlaufender Narbenbildung ist die Narbe weich und liegt im Hautniveau. Nicht selten kommt es jedoch zu überschießender, hypertropher Narbenbildung, Keloid-Bildung, derben Narbensträngen und Narbenkontrakturen. Je nach Lokalisation sind Narben unterschiedlich auffällig und werden bei ungünstiger Bildung häufig als sehr belastend für das Erscheinungsbild empfunden. Darüber hinaus schränken Narbenkontrakturen teilweise den Bewegungsumfang ein und können zu weitreichenden Beeinträchtigungen führen. In Fällen ungünstiger Narbenbildung wünschen sich betroffene Personen Abhilfe und bei frischen Narben wird nach Möglichkeiten gesucht, einer ungünstigen Narbenbildung vorzubeugen.
-
Problem: Bestehenden, hypertrophen oder keloiden Narben begegnet man ärztlicherseits durch unterschiedlich invasive Maßnahmen: dazu zählt u.a. die Unterspritzung des Narbengewebes mit Triamcinolon, verschiedene Lasertherapien, verschiedenartig angewandte Kryochirurgie und die chirurgische Narbenrevision. Diese gängigen Verfahren sind zum Teil sehr teuer, nicht immer erfolgreich und führen nicht selten zu erneut ungünstiger Narbenbildung. Zusätzlich stellen großflächige Narbenplatten, wie sie z.B. nach Verbrennungen oder Verbrühungen auftreten können, oftmals unlösbare Probleme dar. Um bei frischen Narben ungünstige Bildungen zu verhindern, gibt es auf dem Markt bereits etliche Präparate zur lokalen Applikation. Dabei werden Silicone, Heparin, Zwiebelextrakt, Allantoin, Dexpanthenol und anderes mehr in Gelform eingesetzt. Auch wenn die marktüblichen Präparate oftmals die Narbenbildung verbessern, fehlt ihnen nach eigener, hautärztlicher Erfahrung die sichere Wirksamkeit. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bei der Prävention der ungünstigen Narbenbildung sicher wirksame Pflegeprodukte fehlen, und dass die Therapieoptionen bei älteren, ungünstigen Narben invasive, schmerzhafte und teure Maßnahmen darstellen, deren Erfolg ebenfalls nicht gesichert ist. Es gibt somit aktuell keine kostengünstige, nichtinvasive Behandlung, die sowohl bestehende ungünstige Narben beseitigt, als auch eine befriedigende pflegerische Prophylaxe bei frischen Narben darstellt.
-
Lösung: Dieses Problem wird durch die in den Schutzansprüchen 1 bis 3 aufgeführten Merkmale gelöst.
-
Erreichte Vorteile: Mit der Erfindung wird erreicht, dass sich bestehendes, ungünstiges Narbengewebe ohne invasive Maßnahmen zurückbildet, und dass bei frischen Narben eine ungünstige Narbenbildung nebenwirkungsfrei verhindert werden kann. Ein weiterer Vorteil ist die kostengünstige Herstellung und eine großflächige Anwendbarkeit eines erfindungsgemäßen Mittels.
-
Detaillierte Beschreibung der Erfindung: Die aktive Komponente, des erfindungsgemäßen Pflegeproduktes ist der die cAMP-Synthese stimulierende Wirkstoff Forskolin, sei es in Reinsubstanz oder als Bestandteil eines Pflanzenextraktes, oder seine gleichartig wirksamen, chemischen Derivate.
-
Sekundär und primär heilende Wunden durchlaufen charakteristische Phasen, an deren Anfang stets eine Entzündungsreaktion des betroffenen Gewebes steht. Die Entzündungsreaktion steht im Dienste der antimikrobiellen Abwehr, der Resorption von Detritus und der Verbesserung der vaskulären Versorgung. Wird diese physiologisch zunächst sinnvolle Entzündung lokal nicht ausreichend kontrolliert, wird sie überschießend und führt zu vermehrter Expression profibrotischer Zytokine wie z.B. TGF-β1. Diese wiederum transformieren Fibroblasten in Myofibroblasten, bewirken eine vermehrte Kollagenbildung und Fibrosierung im Wundbereich und eine überschießende Narbenbildung. Ansteigende cAMP-Spiegel beenden nicht nur lokal die Entzündungsreaktion, sondern hemmen die Fibroblasten-Proliferation, deren Transformation in Myofibroblasten und die vermehrte Kollagensynthese im Wundbereich. Im Bereich älterer, ungünstiger Narben, in der das einmal entstandene hypertrophe oder kolloide Gewebe dauernd von ortsständigen Fibroblasten erneuert und unterhalten wird, führen ansteigende cAMP-Spiegel zu einer Reduktion von Fibroblasten und pathologischer Kollagensynthese und somit im Verlauf zu einer messbaren Narbenreduktion.
-
Dadurch verhindert ein erfindungsgemäßes Mittel im Wundbereich durch Anhebung des dermal/epidermalen cAMP-Spiegels sicher eine überschießende Narbenbildung. Gleichzeitig bewirkt ein erfindungsgemäßes Mittel in Langzeitanwendung durch eine dauerhafte Anhebung des dermal/epidermalen cAMP-Spiegels im Bereich älterer, hypertropher oder keloider Narben eine schrittweise Reduktion des Narbengewebes bis hin zur Bildung einer glatten, weichen Narbenoberfläche. Dieser Effekt konnte im Eigenversuch nachgewiesen werden.
-
Oben genannte Eigenschaften werden durch ein erfindungsgemäßes Mittel gewährleistet, das den Wirkstoff in ausreichender Konzentration enthalten muss. Die Anwendung des Wirkstoffes erfordert seine Lösung in einem geeigneten Lösungsmittel, das bei Forskolin vorzugsweise 96%iges Ethanol ist, welches eine Forskolin-Lösungskonzentration von bis zu ca. 20% ermöglicht. Nach Schutzanspruch 2 lässt sich eine passende Galenik formen, die der optimalen Wirkstoff-Penetration und -Permeation dient, und die den Wirkstoff bevorzugt in einem Konzentrationsbereich von 0,3% bis 10% enthält. Nach Schutzanspruch 3 können Wirkstoff-Konzentrationen auch außerhalb dieses Bereiches zur Anwendung kommen. Von denen im Schutzanspruch 2 beschriebenen Applikationsformen wird zur Anwendung im Bereich der Narben eine 1%ige Forskolincreme, z.B. eine 1%ige Ungt. emulsificans anydricum DAB (UE), bevorzugt. Eine entsprechende Rezeptur ist wie folgt formuliert: 1g Forskolin gelöst in 10ml Ethanol 96%, UE ad 100.0
-
Unbedenklichkeit der vorliegenden Erfindung: Forskolin ist ein Inhaltsstoff der Pflanze Plectranthus barbatus, die bereits seit vielen Jahrhunderten in der ayurvedischen Medizin, aber auch in der brasilianischen und afrikanischen Volksmedizin als traditionelles Heilmittel bei verschiedenen inneren Erkrankungen eingesetzt wird, so dass bezgl. der systemischen Verträglichkeit primär keine Bedenken bestehen.
-
Ein Standardisierungsverfahren für Coleus forskohlii-Extrakte ist 2001 in den USA patentiert worden (ForsLeanⓇ, US Patent # 5,804,596). Seither werden in den USA und in Europa Forskolin-Kapseln als „Fettburner“ in Dosen von 10-50mg Forskolin/Kapsel angeboten und als Nahrungsergänzung zur 2x täglichen Einnahme vermarktet. Auch wenn als unerwünschte Nebenwirkungen u.a. Flush, Steigerung der Herzaktivität, Blutdrucksenkung und Durchfälle auftreten können, wurden trotz der umfangreich vorliegenden Erfahrungen bei bestimmungsgemäßem Gebrauch bislang keine schweren Nebenwirkungen registriert. Eine etwaige systemische Aufnahme von Forskolin bei der erfindungsgemäßen Anwendung kann daher grundsätzlich als unbedenklich eingestuft werden.
-
Um das allergene Potential einer Zubereitung im Sinne der vorliegenden Erfindung zu testen, wurden Applikationsversuche (offen und okklusiv) an gesunder Haut der volaren Unterarme und im Gesicht über längere Zeit (ca. 6 Monate) durchgeführt und dokumentiert. Außer einem Forskolin-Erythem, das die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Mittels klinisch sichtbar macht, konnten keine Hautveränderungen im Applikationsbereich beobachtet werden. Insbesondere kam es zu keiner Sensibilisierung oder entzündlichen Hautreizung.