DE202017005652U1

DE202017005652U1 - Fisteldrainage

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Publication number: DE202017005652U1
Application number: DE202017005652.6U
Authority: DE
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 2017-11-02
Filing date: 2017-11-02
Publication date: 2017-11-27
Anticipated expiration: 2027-11-03

Abstract

Fisteldrainage zur Versorgung von enteroatmosphärischen Fisteln unter Anwendung der Vakuumtherapie zur Wundbehandlung, dadurch gekennzeichnet, dass eine Dichtringauflage (5) oder eine Rechteckauflage (10) mit umlaufenden Dichtlappen (11) auf der Fistel (4) bei Vakuum abdichtet, Fistelflüssigkeit (18) durch einen montierten Drainageschlauch (6) abläuft und mittels im Drainageschlauch (6) eingebettetem Spülschlauch (1) eine Spülung der Fistel (4) ermöglicht.

Description

Die Erfindung betrifft eine Drainagevorrichtung, bestehend aus einer flexiblen Labyrinthauflage als Ring oder Labyrinthpolster und einem Drainageschlauch mit Druckplatte sowie Dichtlappen, zur Versorgung von enteroatmosphärischen Fisteln beim offenen Abdomen. Wenn sich eine Fistel bei der Behandlung eines offenen Abdomens ausbildet, kann man von einer schwierigen Lage oder Komplikation ausgehen. Dies ergibt sich daraus, dass sich im Vergleich mit enterokutanen Fisteln zwangsläufig Schwierigkeiten bei der Versorgung und bei gleichzeitigem Schutz der umgebenden Wunde ergeben. Ein operativer Verschluss der Fistel oder eine Resektion des Fisteltragenden Daumsegmentes sind oft nicht durchführbar bzw. ratsam oder nicht mit einem Operations- bzw. Indikationserfolg behaftet.
Es gibt eine realistische Möglichkeit zur Versorgung der Fistel, getrennt vom anderen Wundbereich, sprich bei der Behandlung erfolgt eine Separierung der Fistel von einem Wundbereich, der anders zu behandeln ist. Die Anwendung der separierten Fistelversorgung, verbunden mit einer Vakuumtherapie für den restlichen Wundbereich, ergibt in der Anwendungspraxis verwendbare Ergebnisse. Die vorliegende Erfindung soll eine sichere Platzierung der Ableitung sowie eine sichere Trennung der Fistel vom Vakuumsystem ergeben. Dadurch soll eine ungestörte Granulation der Wundoberfläche bei einer kontrollierten Versorgung bzw. Ableitung des Fistelinhaltes erfolgen.
Es kann, als weiterer Hintergrund, eine Vielzahl von Fisteln beim Menschen vorkommen. Diese Fisteln können aus einer Vielzahl von Gründen vorkommen, wie etwa, aber nicht beschränkt auf, aufgrund eines angeborenen Defekts, aufgrund eines Ergebnisses einer entzündlichen Darmerkrankung, wie etwa Morbus Crohn, einer Bestrahlung, eines Traumas, wie etwa einer Geburt, oder aufgrund einer Nebenwirkung eines chirurgischen Eingriffes. Ferner können mehrere verschiedene Typen von Fisteln vorkommen, beispielsweise urethrovaginale Fisteln, vesikovaginale Fisteln, tracheoösophageale Fisteln, gastrokutane Fisteln und jegliche Anzahl von anorektalen Fisteln, wie etwa rektovaginale Fisteln, rektovesikale Fisteln, rektourethrale Fisteln oder rektoprostatische Fisteln (siehe DE 11 2009 001 300 T5 ).
Anorektale Fisteln können auf eine Infektion in den Analdrüsen zurückzuführen sein, welche sich um den distalen Analkanal herum befinden, der die anatomische Landmarke bildet, die als Linea dentata bezeichnet wird. Man findet ca. 20 bis 40 solcher Drüsen beim Menschen. Eine Infektion in einer Analdrüse kann zu einem Abszess führen. Dieser Abszess kann durch Weichgewebe (z. B. durch oder um die Schließmuskeln) in die Perianalhaut verlaufen, wo er entweder spontan oder chirurgisch abfließt. Der daraus entstehende leere Raum durch das Weichgewebe wird als eine Fistel bezeichnet. Die interne oder innere Öffnung der Fistel, die sich üblicherweise an oder nahe der Linea dentata befindet, wird als die primäre Öffnung bezeichnet. Jegliche externen oder äußeren Öffnungen, die sich üblicherweise in der Perianalhaut befinden, werden als sekundäre Öffnungen bezeichnet. Der Pfad, den diese Fisteln nehmen, und ihre Komplexität können variieren. Eine Fistel mag einen „geradlinigen” Weg von der primären zu der sekundären Öffnung nehmen, was als eine einfache Fistel bekannt ist. Alternativ mag die Fistel aus mehreren Trakten bestehen, die sich von der primären Öffnung verzweigen, und mehrere sekundäre Öffnungen aufweisen. Dies ist als eine komplexe Fistel bekannt.
Der anatomische Pfad, den solche Fisteln nehmen, wird entsprechend ihrer Beziehung zu den analen Schließmuskeln klassifiziert. Der anale Schließmuskel besteht aus zwei konzentrischen Muskelbändern, dem inneren oder internen Schließmuskel und dem äußeren oder externen Schließmuskel. Fisteln, welche zwischen den zwei konzentrischen analen Schließmuskeln verlaufen, werden als intersphinktere Fisteln bezeichnet. Solche, die zwischen dem internen und externen Schließmuskel verlaufen, werden als transsphinktere Fisteln bezeichnet, und solche, die über beide Schließmuskeln hinweg verlaufen, werden als suprasphinktere Fisteln bezeichnet. Fisteln, die auf Morbus Crohn zurückzuführen sind, „ignorieren” diese anatomischen Ebenen üblicherweise und werden als „extraanatomische” Fisteln bezeichnet.
Behandlungsoptionen für gastrointestinale Fisteln variieren. Abhängig von der klinischen Situation mögen Patienten eine intravenöse Ernährung und eine Zeitspanne ohne Nahrung benötigen, um der Fistel Zeit zu geben, sich von selbst zu schließen. In der Tat mag eine nichtchirurgische Therapie eine spontane Schließung der Fistel ermöglichen, obwohl dies laut einer Schätzung in weniger als 30% der Fälle erwartet werden kann. Es werden unterschiedliche Zeitdauern empfohlen, um eine spontane Schließung von Fisteln zu ermöglichen, und zwar reichend von 30 Tagen bis zu 6 bis 8 Wochen. Während dieser präoperativen Vorbereitung verhindert eine externe Steuerung der Fisteldrainage ein Reißen der Haut und stellt Leitungen für einen Flüssigkeits- und Elektrolytaustausch bereit. In einigen Fällen ist eine Operation notwendig, um den Darmabschnitt, der von einer nicht heilenden Fistel betroffen ist, zu entfernen.
Im Gebrauchsmuster 20 2011 101 620.3 wird das Einkleben eines Dichteinsatzes bei vorgestanzten Löchern im Wundschaum beschrieben.
Das GB 20 2012 008 303.1 beschreibt die Anwendung eines flexiblen Dichteinsatzes mit einer Folienumhüllung, die aber bei Komprimierung des Wundschaums die Abflussöffnung schließt und nicht vakuumdicht ist.
Die Erfindung, GB, DE 20 2012 009 086.0 ermöglicht den Ablauf der Fistelflüssigkeit bei Aufrechterhaltung der Vakuumbehandlung der Wunde. Dabei wird die genaue Platzierung des Ablaufs mit einer Kunststofffolie als versiegelter Schaumstoff, genannt Hohlkörper, mit einem Ablaufloch für die Fistelflüssigkeit erreicht.
Das GB 20 2017 003 729.7 beschreibt eine umhüllte flexible Schaumstoffhülse mit einer Druckplatte, wobei die Fistelflüssigkeit durch das Innenlumen der Hülse ablaufen kann.
Das Wesen der Erfindung besteht darin, dass der Dichtring bzw. der Rechteckdrain unter der Wundfüllung über der Fistel platziert wird und bei Vakuum eine Abdichtung der Fistel gegen Vakuum den Dichtring und den vorhandenen, umlaufenden Dichtlappen bewirkt.
Ein spezieller Drainschlauch, der mit einem groben Labyrinth ausgebildet ist, ist mit der jeweiligen Druckplatte stoffschlüssig verbunden. Der Drainschlauch beinhaltet ebenfalls einen Schlauch zur Spülung der Fistel. Der Drainschlauch wird durch die geschlitzte Wundfolie und Wundfüllung geleitet und mittels Dichtscheibe mit der Wundfolie vakuumdicht verbunden. Die Fistelflüssigkeit kann vakuumfrei durch den Ringabfluss, das Abflussloch, das Labyrinth des Drainschlauches abfließen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von schematischen Zeichnungen näher erläutert. Der Hauptanspruch und die Nebenansprüche charakterisieren die Erfindung und sind ihr einheitlicher Bestandteil.
Es zeigen:
1: die erfindungsgemäße Vorrichtung mit Dichtring
2: die erfindungsgemäße Vorrichtung mit Rechteckdrain
3: die erfindungsgemäße Vorrichtung mit Dichtrand in der Anwendung.
Die Erfindung als Fisteldrainage wird in der 1 durch eine schematische Zeichnung näher erläutert. Ein flexibler Dichtring (5), platziert über der Fistel (4), ist mittig mit einem Ringabfluss (15) ausgebildet. Eine Druckplatte (3) ist durch eine stoffschlüssige Verbindung (2) mit dem Dichtring (5) verbunden. Ein Drainageschlauch (6) mit Labyrinth (7) und Fließmatte (8) ist stoffschlüssig mit der Druckplatte (3) verbunden. Im Drainageschlauch (6) wurde ein Spülschlauch (1) zur Spülung der Fistel (4) montiert. Die Fistelflüssigkeit (18) läuft durch den Ringabfluss (15), die Druckplattenöffnung (19), das Abflussloch (9), durch das Labyrinth (7) ab. Der Drainageschlauch (6) ist mit einer Dichtscheibe (16) bestückt, die verschiebbar ist. Der Drainageschlauch (6) wird durch einen Schlitz der Wundfüllung (22) und die über der Wundfüllung (22), über der Wunde aufgeklebte Wundfolie (21) geführt. Die Dichtscheibe (16) wird mit der Wundfolie (21) klebend und vakuumdicht verbunden. Der Dichtumfang (17) dichtet Dichtscheibe (16) und Drainageschlauch (6) ab.
Die 2 zeigt eine Fisteldrainage als Rechteckauflage (10) mit einem Fistellabyrinth (24) und Dichtlappen (11). Die Rechteckauflage (10) ist mit einer Deckfolie (26) und dem Fistellabyrinth (24) stoffschlüssig mittels Verbindung (2) verbunden. Das Fistellabyrinth (24) ist zentral mit einem Labyrinthabfluss (25) für den Abfluss der Fistelflüssigkeit (18) ausgebildet. Ein Drainageschlauch (6) mit Labyrinth (7) und Spülschlauch (1) ist stoffschlüssig mit der Deckfolie (26) verbunden. Die Fistelflüssigkeit (18) läuft durch das Fistellabyrinth (24), den Labyrinthabfluss (25), das Abflussloch (9) und das Labyrinth (7) des Drainageschlauches (6) ab. Bei Anwendung wird durch Vakuum (23) in der Wunde ein Vakuumdruck (20) auf die Dichtlappen (11) ausgeübt, der die Fistel (4) und das Fistellabyrinth (24) vakuumfrei hält.
In der 3 wird die Anwendung der Fisteldrainage in der Wunde gezeigt. Unter oder zwischen zwei Wundfüllungen (22) wird die jeweilige Fisteldrainage als Dichtring (5) oder Rechteckauflage (10) über der Fistel (4) platziert. Die Wunde wird mit einer Wundfolie (21) abgeklebt und mit einem Vakuumport (27) über einem Saugloch (28) versehen. Der Drainageschlauch (6) wird durch die Wundfüllung (22) und Wundfolie (21) geleitet. Die Dichtscheibe (16) wird mit der Wundfolie (21) verbunden. Bei Vakuum (23) komprimiert die Wundfüllung (22) und übt einen Vakuumdruck (20) auf den umlaufenden Dichtlappen (11) zur Abdichtung der Fistel (4) aus. Die Fistelflüssigkeit (18) kann durch den Drainageschlauch (6) ablaufen. Eine erforderliche Spülung (29) der Fistel (4) kann durch den Spülschlauch (1) erfolgen.
Bezugszeichenliste

1: Spülschlauch
2: Verbindung
3: Druckplatte
4: Fistel
5: Dichtring
6: Drainschlauch
7: Labyrinth
8: Fließmatte
9: Abflussloch
10: Rechteckauflage
11: Dichtlappen
12: Dichtrand
13: Perforation
14: Luftpolsternoppen
15: Ringabfluss
16: Dichtscheibe
17: Dichtumfang
18: Fistelflüssigkeit
19: Druckplattenöffnung
20: Vakuumdruck
21: Wundfolie
22: Wundfüllung
23: Vakuum
24: Fistellabyrinth
25: Labyrinthabfluss
26: Deckfolie
27: Vakuumport
28: Saugloch
29: Spülung

ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur

DE 112009001300 T5 [0003]
DE 202012009086 U [0009]

Claims

Fisteldrainage zur Versorgung von enteroatmosphärischen Fisteln unter Anwendung der Vakuumtherapie zur Wundbehandlung, dadurch gekennzeichnet, dass eine Dichtringauflage (5) oder eine Rechteckauflage (10) mit umlaufenden Dichtlappen (11) auf der Fistel (4) bei Vakuum abdichtet, Fistelflüssigkeit (18) durch einen montierten Drainageschlauch (6) abläuft und mittels im Drainageschlauch (6) eingebettetem Spülschlauch (1) eine Spülung der Fistel (4) ermöglicht.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Spülschlauch (1) im Drainageschlauch (6) in einem Labyrinth (7) eingebettet ist.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Dichtscheibe (16) im Dichtumfang (17) auf dem Drainageschlauch (6) mit der Wundfolie (21) dicht verbunden ist.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Labyrinth (7) im Drainageschlauch (6) eine Luftpolsterfolie ist.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Dichtring (5) mit Luft oder flexiblen Materialien gefüllt ist.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Drainageschlauch (6) durch einen Schlitz in der Wundfüllung (22) geleitet wird.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Drainageschlauch (6) mittels stoffschlüssiger Verbindung (2) mit der Druckplatte (3) und der Rechteckauflage (10) verbunden ist.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fistelflüssigkeit (18) durch den Ringabfluss (15), die Druckplattenöffnung (19), das Abflussloch (9), durch das Labyrinth (7) des Drainageschlauches (6) abläuft.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die umlaufenden Dichtlappen (11) unterhalb der Wundfüllung (22) die Fisteldrainage und die Fistel (4) durch Druck (20) der Wundfolie (21) bei Vakuum (23) vakuumfrei halten.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fisteldrainage rund oder rechteckig ist.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch ein Fistellabyrinth (24) mit umlaufendem Dichtlappen (11) Fistelflüssigkeit (18) über der Fistel (4) ablaufen kann.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichtscheibe (16) aus geschlossenem Schaumstoff oder Silikon besteht.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Dichtring (5) und die Rechteckauflage (10) aus einer flexiblen Kunststofffolie bestehen.
Fisteldrainage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch ein Labyrinth (7) im Drainageschlauch (6) kein Kollabieren beim Ablaufen der Fistelflüssigkeit (18) erfolgen kann.