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Die Beschreibung betrifft eine Vorrichtung zur Fixierung eines medizinischen Kunststoffschlauches an einer Oberfläche.
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Medizinische Kunststoffschläuche, wie zum Beispiel Katheter, insbesondere zentralvenöse Katheter, müssen bei vielfältigen medizinischen Anwendungen positioniert und fixiert werden, ohne dass dabei der Schlauchquerschnitt zu sehr eingeengt wird und die Durchflussraten beeinflusst werden. Die Haltekräfte der Fixierung sind wichtig, um ein Hinein- oder Hinausrutschen in und aus dem Körper des Patienten während der Therapie und damit mögliche kritische Gesundheitsschäden zu vermeiden. Derartige medizinische Kunststoffschläuche bestehen oftmals aus thermoplastischem Polyurethan (TPO), wie zum Beispiel Pellethane.
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Fixierungen für medizinische Katheter beruhen meist auf einem Klemmmechanismus, der aus einer elastomeren Manschette, zum Beispiel aus einem thermoplastischen Elastomer (TPE), und einem steifen Klemmelement aufgebaut ist. Die Manschette wird über den Katheter geschoben. Von der anderen Seite wird anschließend die Manschette mit dem Klemmelement an der gewünschten Position auf dem Schlauch fixiert. Der Katheter wird durch Haftreibung zwischen der Manschette und der Oberfläche des Schlauchs an einem Verrutschen gehindert. Typische Katheterfixierungen sind auf einen speziellen Schlauchdurchmesser angepasst oder pressen den Schlauch unter starker Beeinflussung der Durchflussrate. Für genormte Schlauchtypen existieren grob gestufte Fixierungen, wie zum Beispiel Kunststoffschlauchklemmen. Andere Klemmvorrichtungen verwenden zusätzlich ein drucksensitives Klebemittel (PSA: Pressure Sensitive Adhesive) aus Polyacrylaten. Die eingesetzten Materialen müssen beständig gegen Desinfektionsmittel und Körperflüssigkeiten sein. Drucksensitive Klebemittel erfordern einen Anpressdruck, der auch auf den Katheter wirkt und dabei dessen Durchflussrate beeinflusst und auch zu einer Beschädigung des Katheters führen kann.
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Bei den herkömmlichen Haltevorrichtungen zur Fixierung eines medizinischen Kunststoffschlauchs an einer Oberfläche wird die Fixierung primär über eine Haltekraft erzielt, welche durch die Anpresskraft auf die Kontaktfläche des Katheters sowie durch den Reibkoeffizienten der Materialpaarung (Kunststoffschlauch und Befestigungsoberfläche) beeinflusst wird.
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Haltevorrichtungen der vorgenannten Art sind beispielsweise beschrieben in
US 2011/0054409 A1 ,
US 8,146,210 B2 ,
US 6,224,571 B1 ,
US-A 5,681,290 ,
US 8,834,425 B2 ,
US-A 3,834,380 und
US 2014/0148778 A1 .
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Bei den zuvor beschriebenen Haltevorrichtungen wird die Haltewirkung über eine kraftschlüssige Verbindung erzeugt, die durch die Anpresskraft der Fixierung, die Größe der Kontaktoberfläche und den Reibkoeffizienten der Materialpaarung beeinflusst wird. Die erforderliche Anpresskraft führt zu Schwankungen im Schlauchdurchmesser, woraus eine Verformung der Kontaktgeometrie resultiert. Ein zu hoher Anpressdruck kann sogar zum Verschluss des Lumens führen.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Fixierung eines medizinischen Kunststoffschlauches an einer Oberfläche zu erzielen.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist definiert durch die Merkmale von Anspruch 1.
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Erfindungsgemäß wird die Haltewirkung bei der Fixierung des medizinischen Kunststoffschlauches an einer Oberfläche über ein selbstadhäsives, elastisches Kunststoffmaterial erreicht, welches zwischen dem Kunststoffschlauch und der Oberfläche, an der der Kunststoffschlauch befestigt werden soll, angeordnet wird. Das Kunststoffmaterial erhöht den Reibkoeffizienten zwischen dem Kunststoffschlauch und der Oberfläche. Zudem passt sich das Kunststoffmaterial elastisch an den Schlauchdurchmesser an. Die Haltewirkung bei der Fixierung wird dadurch erhöht. Gesundheitliche Risiken für Patienten zum Beispiel durch Verrutschen eines zentralvenösen Katheters, sind dadurch minimiert. Zudem ist bei einem selbstadhäsiven Kunststoffmaterial kein Anpressdruck erforderlich, um die adhäsive Wirkung zu erreichen. Infolgedessen werden bei Herstellen der Fixierung das Lumen des Kunststoffschlauches und dessen Durchflussrate nicht oder zumindest in erheblich geringerem Maße verändert.
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Bei der Oberfläche kann es sich um die Kontaktoberfläche einer Haltevorrichtung für den Kunststoffschlauch handeln. Beispielsweise kann das selbstadhäsive, elastische Kunststoffmaterial auf die Kontaktfläche für den Kunststoffschlauch einer Haltevorrichtung der eingangs beschriebenen Art aufgetragen werden.
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Vorzugsweise ist das Kunststoffmaterial biokompatibel, das heißt es wird bei Kontakt mit biologischem Material, wie zum Beispiel der Haut oder einer Körperflüssigkeit eines Patienten, nicht beeinträchtigt. Alternativ oder ergänzend kann es sich um ein hydrophiles Material handeln, das heißt um ein Material, das durch Kontakt mit einer Flüssigkeit nicht beeinträchtigt wird oder dessen adhäsive Wirkung nicht durch eine Flüssigkeit beeinträchtigt wird. Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem Kunststoffmaterial um untervernetztes Polyurethan. Das Material sollte in Gelform vorliegen, um eine gleichmäßige Verteilung zwischen der Oberfläche des Kunststoffschlauchs und der Kontaktfläche, an der der Kunststoffschlauch befestigt werden soll, zu erreichen. Beispielsweise kann es sich um Technogel® handeln.
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Mit dem erfindungsgemäßen selbstadhäsiven, elastischen Kunststoffmaterial werden die Einflüsse von Schlauchschwankungen auf die Fixierung reduziert und der Reibkoeffizient zwischen dem Kunststoffschlauch und der Oberfläche wird erhöht. Die Fixierung sollte – im Gegensatz zu drucksensitiven Klebemitteln (PSA) – unabhängig von dem Anpressdruck des Materials erfolgen. Die eingesetzten Adhäsive sollten mehrfach klebbar sein, ohne nennenswerte Einbußen der adhäsiven Eigenschaften im Laufe der Widerholunge.
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Im Folgenden werden anhand der Figuren Ausführungsbeispiele der Erfindung näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels,
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2 das erste Ausführungsbeispiel in Explosionsdarstellung,
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3 die Ansicht gemäß III in 2,
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4 einen Schnitt entlang der Linie IV-IV in 1,
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5 den Schnitt gemäß 4 eines weiteren Ausführungsbeispiels und
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6 den Schnitt gemäß 4 eines dritten Ausführungsbeispiels.
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1 zeigt einen Abschnitt eines medizinischen Kunststoffschlauches 12 in Form eines Katheterschlauchs, der in eine Haltevorrichtung 14 zur Fixierung des Schlauchs 12 an einer in den Figuren nicht dargestellten Oberfläche eingeführt ist. Die Haltevorrichtung 14 ist mit seitlich, quer zur Längsrichtung des Schlauchs 12 abstehenden Stegen 16 versehen, mit denen die Haltevorrichtung 14 auf die Haut eines Patienten gelegt und dort fixiert wird. Bei dem ersten Ausführungsbeispiel sind die Stege 16 jeweils mit einem Loch 18 versehen, um die Stege auf der Haut des Patienten festnähen zu können.
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Die Haltevorrichtung 14 weist eine den Schlauch 12 umgebende Manschette 20 auf, die von einem geöffneten in den in den Figuren dargestellten geschlossenen Zustand überführt werden kann. In dem geschlossenen Zustand umgibt die Manschette 20 den Kunststoffschlauch 12 bis auf einen verbleibenden Längsschlitz 22 vollständig. Die Manschette 20 weist ein Lumen 24 auf, in das der Kunststoffschlauch 12 eingeführt wird. Das Lumen 24 wird von einer innenseitig an der Manschette 20 ausgebildeten, bis auf den Schlitz 22 zylindrischen Kontaktfläche 26 begrenzt. Die Kontaktfläche 26 ist zum Kontaktieren des Schlauchs 12 ausgebildet. Die Manschette 20 ist dabei elastisch federnd ausgebildet, um sich dem Außendurchmesser des Schlauches 12 anpassen zu können und einen gleichmäßigen Kontakt zu der Außenfläche des Schlauchs 12 herzustellen.
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Die Haltevorrichtung 14 weist ein selbstadhäsives, elastisches Kunststoffmaterial 28 auf. Das Kunststoffmaterial 28 ist auf die Kontaktfläche 26 aufgetragen und bedeckt die Kontaktfläche 26 vollständig und mit gleichmäßiger Schichtdicke. Das Kunststoffmaterial 28 kontaktiert die äußere Mantelfläche 30 gleichmäßig über deren Umfang verteilt bis auf den Bereich des Schlitzes 22. Dadurch wird ein gleichmäßiger Kontakt zwischen dem Kunststoffmaterial 28 und der Mantelfläche 30 des Schlauchs 12 sowie mit der Kontaktfläche 26 der Haltevorrichtung 14 hergestellt.
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In dem in den 1 und 4 dargestellten geschlossenen Zustand ist ein Klemmelement 32 derart auf die Manschette 20 aufgeschoben, dass die Manschette 20 nicht in den geöffneten Zustand zum Entnehmen des Kunststoffschlauchs 12 überführbar ist. Das Klemmelement 32 übt eine die Manschette 20 geschlossen haltende Klemmwirkung aus, ohne dass eine den Querschnitt oder das Lumen des Kunststoffschlauchs 12 beeinträchtigende Anpresskraft erzeugt wird.
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Das Ausführungsbeispiel gemäß 5 unterscheidet sich von dem ersten Ausführungsbeispiel dadurch, dass die an das Lumen 24 angrenzende Oberfläche des Kunststoffmaterials 28 von einer flexiblen Abdeckung 34 in Form einer Folie oder eines Papiers bedeckt wird, die durch den Schlitz 22 aus der Manschette 20 herausragt. Nachdem der Kunststoffschlauch 12 in dem Lumen 24 der Manschette 20 positioniert ist und die Manschette in den geschlossenen Zustand überführt wurde, kann die Abdeckung 34 entfernt werden, beispielsweise indem der aus dem Schlitz 22 herausragende Abschnitt der Abdeckung 34 gegriffen und an diesem gezogen wird. Nach Entfernen der Abdeckung 34 kontaktiert das Kunststoffmaterial 28 den Schlauch 12 und die Klebewirkung fixiert den Schlauch 12 gegenüber der Manschette 20. Das Ausführungsbeispiel gemäß 5 kann alternativ zu der dargestellten Variante zusätzlich ein mit dem Klemmelement 32 des ersten Ausführungsbeispiels vergleichbares Klemmelement aufweisen.
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Bei den Ausführungsbeispielen gemäß den 1–5 ist der Schlitz 22 an dem der Auflagefläche 36 zum Auflegen der Haltevorrichtung 14 auf die Haut des Patienten gegenüber liegenden Ende 38 der Manschette ausgebildet. Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 6 ist der Schlitz 22 im Bereich der Auflagefläche 36, das heißt an dem dem Ende 38 gegenüber liegenden Ende 40 der Manschette 20 ausgebildet. Ein Klemmelement 32 ist bei diesem Ausführungsbeispiel nicht notwendigerweise erforderlich.
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Weitere Aspekte können sein:
- 1. Verfahren zur Fixierung eines medizinischen Kunststoffschlauches an einer Oberfläche, mit den Schritten
Auftragen eines selbstadhäsiven, elastischen Kunststoffmaterials auf den Kunststoffschlauch oder auf die Oberfläche und
Anbringen des Kunststoffschlauchs an die Oberfläche im Bereich des Kunststoffmaterials.
- 2. Verwendung eines selbstadhäsiven, elastischen Kunststoffmaterials zur Befestigung eines medizinischen Kunststoffschlauches an einer Oberfläche, wobei das Kunststoffmaterial zwischen der Oberfläche und dem Kunststoffschlauch aufgebracht wird.
- 3. Verfahren nach 1 oder Verwendung nach 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche die Kontaktoberfläche einer Haltevorrichtung für medizinische Kunststoffschläuche ist.
- 4. Verfahren oder Verwendung nach 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Haltevorrichtung von einem geöffneten Zustand in einen geschlossenen Zustand überführt wird, in dem die Kontaktfläche zumindest einen Teilumfang des Kunststoffschlauchs umgibt und kontaktiert.
- 5. Verfahren oder Verwendung nach einem der vorhergehenden Aspekte, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial biokompatibel ist.
- 6. Verfahren oder Verwendung nach einem der vorhergehenden Aspekte, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial hydrophil ist.
- 7. Verfahren oder Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Kunststoffmaterial um ein Polyurethangel handelt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2011/0054409 A1 [0005]
- US 8146210 B2 [0005]
- US 6224571 B1 [0005]
- US 5681290 A [0005]
- US 8834425 B2 [0005]
- US 3834380 A [0005]
- US 2014/0148778 A1 [0005]