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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Behandeln von Gewebe des Gebärmutterhalses einer Patientin mittels Wärmekoagulation.
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Im Sinne der vorliegenden Erfindung bezeichnet der Begriff „Gebärmutterhals“ sowohl den Gebärmuttermund, der die Öffnung der Gebärmutter in die Vagina bildet, als auch den sich daran anschließenden Gebärmutterkanal.
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Gebärmutterhalskrebs ist eine der derzeit weltweit bei Frauen am häufigsten vorkommenden Krebsarten. Gebärmutterhalskrebs kann sich aus einem als CIN (cervical intraepithelial neoplasia) bekannten Vorstadium entwickeln. CIN ist ein potentiell bösartiges atypisches Wachstum (Dysplasie) von Zellen im Bereich der Oberfläche des Gebärmutterhalses. Die häufigste Ursache von CIN ist eine chronische Infektion des Gebärmutterhalses mit den sexuell übertragbaren humanen Papillomviren (HPV). Rechtzeitig erkanntes CIN ist im Allgemeinen heilbar. Dennoch stellt die Erkrankung ein ernstes Problem dar, da insbesondere in strukturell schwachen Ländern und Regionen für viele Menschen kein Zugang zu Diagnose- und Behandlungsmethoden besteht.
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Eine mögliche Behandlung von CIN beruht auf dem Entfernen des atypisch gewachsenen (abnormalen) Gewebes. Außerdem sind Behandlungsmethoden bekannt, bei denen die atypisch gewachsenen Zellen zerstört werden, anstelle sie zu entfernen. In beiden Fällen sollte umliegendes gesundes Gewebe möglichst wenig beschädigt werden.
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Eine bekannte auf dem Zerstören der abnormalen Zellen beruhende Behandlungsmethode ist die sogenannte Thermo-Koagulation. Dabei werden die abnormalen Zellen verkocht und somit zerstört. Der Körper scheidet die abgetöteten Zellen aus und kann an deren Stelle gesundes Gewebe nachbilden. Die Behandlung kann im Allgemeinen schnell durchgeführt werden und ist ungefährlich.
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Eine Vorrichtung zum Durchführen einer Thermo-Koagulationsbehandlung, ein sogenannter Thermo-Koagulator, nach dem Oberbegriff von Anspruch 1 ist aus der Praxis bekannt. Die bekannte Vorrichtung umfasst eine Basisstation, die an ein Stromnetz anschließbar ist und Einstellvorrichtungen aufweist. Zudem umfasst der bekannte Thermo-Koagulator mehrere Koagulationssonden, die jeweils zur elektrischen Leistungsversorgung mit der Basisstation über ein Kabel verbindbar sind. Die Koagulationssonden umfassen einen an einem vorderen Ende eines Schafts angebrachten elektrisch beheizbaren Behandlungskopf zum Verkochen des atypisch gewachsenen Gewebes. An dem gegenüberliegenden, hinteren Ende des Schafts ist ein Griff zum Handhaben der Koagulationssonde vorgesehen. Vor der Behandlung wird die Koagulationssonde zunächst auf eine zuvor an der Basisstation eingestellte Temperatur erhitzt, wobei Einstellungen in einem Bereich von 60 °C bis 120 °C möglich sind. Nachdem die voreingestellte Temperatur erreicht ist, wird die Koagulationssonde mit dem Behandlungskopf voran in die Vagina einer Patientin eingeführt bis sich der Behandlungskopf auf dem zu behandelnden Bereich des Gebärmuttermundes befindet. Nach Ablauf einer von der behandelnden Person für ausreichend befundenen Zeitdauer wird die Koagulationssonde wieder aus der Vagina der Patientin entfernt. Sowohl beim Einführen sowie bei Herausnehmen der Koagulationssonde muss die behandelnde Person darauf achten, dass sie mit der heißen Koagulationssonde nicht die Scheidenwand berührt, da sonst Verletzungsgefahr besteht.
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Mit dem aus der Praxis bekannten Thermo-Koagulator lassen sich gute Behandlungsergebnisse erzielen. Allerdings ist eine umfangreiche Schulung der behandelnden Person notwendig, da beispielsweise das Einstellen einer angemessenen Temperatur in Abhängigkeit der gewählten Koagulationssonde, das Bestimmen der korrekten Behandlungsdauer und das korrekte Einführen und Entnehmen der Koagulationssonde Fachwissen und Erfahrung voraussetzt. Zudem ist für die Einsetzbarkeit ein gewisses Maß an klinischer Infrastruktur notwendig, besonders für die Wiederaufbereitung der Koagulationssonden nach jeder einzelnen Anwendung. Obwohl mit dem aus der Praxis bekannten Thermo-Koagulator die Behandlung bereits in wenigen Minuten durchgeführt werden kann, wäre eine weitere Reduktion der Behandlungsdauer wünschenswert, da dies einerseits erlaubt, mehr Behandlungen in einem bestimmten Zeitraum durchzuführen, und zum Anderen eine lange Behandlungsdauer für die Patientin unangenehm sein kann.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung zum Behandeln von Gewebe des Gebärmutterhalses einer Patientin, insbesondere durch Thermo-Koagulation, bereitzustellen, die möglichst geringe Anforderungen an die Schulung einer Bedienperson stellt, eine Behandlung in möglichst kurzer Zeit ermöglicht und/oder in Bezug auf die Einsatzfähigkeit in strukturschwachen Regionen verbessert ist.
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Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand von Anspruch 1 gelöst. Die abhängigen Ansprüche geben vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung an.
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Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Behandeln von Gewebe des Gebärmutterhalses einer Patientin umfasst eine Handhabe, insbesondere einen Griff, einen elektrisch beheizbaren Behandlungskopf und einen Schaft, der sich in einer Erstreckungsrichtung von der Handhabe zu dem Behandlungskopf erstreckt und diese miteinander verbindet. Der Schaft kann beispielsweise eine Länge in einem Bereich von 10 cm bis 30 cm oder in einem Bereich von 15 cm bis 25 cm aufweisen. Der Behandlungskopf kann in einer Ebene senkrecht zu der Erstreckungsrichtung des Schafts beispielsweise einen maximalen Durchmesser in einem Bereich von 1 cm bis 3 cm oder in einem Bereich von 1,5 cm bis 2,5 cm aufweisen. Um die elektrische Beheizbarkeit des Behandlungskopfes zu gewährleisten, kann beispielsweise in dem Behandlungskopf ein elektrisches Heizelement, beispielsweise ein elektrischer Widerstand, vorgesehen sein, dessen Heizfunktion von einer Steuereinheit über den Versorgungsstrom gesteuert werden kann. Es ist auch möglich, in dem Behandlungskopf zusätzlich einen Temperatursensor zum Erfassen der Temperatur des Behandlungskopfes für Regelungszwecke vorzusehen
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst einen Abstandshalter, der dazu konfiguriert ist, beim Einführen des Schafts mit dem daran vorgesehenen Behandlungskopf in die Vagina einer Patientin (in Erstreckungsrichtung des Schafts) eine Berührung des Behandlungskopfes mit den Seitenwänden der Vagina zu verhindern. Der Abstandshalter kann eine geeignete Form aufweisen und derart in Bezug auf den elektrisch beheizbaren Behandlungskopf positioniert sein, dass eine Berührung des Behandlungskopfes mit den Seitenwänden der Vagina der Patientin durch physischen Kontakt des Abstandshalters mit den Seitenwänden der Vagina verhindert wird.
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Damit die Schutzwirkung des Abstandshalters gewährleistet wird, liegt erfindungsgemäß zwischen dem Behandlungskopf und dem Abstandshalter eine thermische Barriere vor. Damit ist es bei dem Beheizen des Behandlungskopfes gewährleistet, dass sich der Abstandshalter nicht im gleichen Maße erwärmt. Beispielsweise kann bei einem Erhitzen des Behandlungskopfes auf 120 °C bei einer Umgebungstemperatur von 20 °C die Temperatur des Abstandshalters aufgrund der thermischen Barriere unter 50 °C, unter 45 °C oder unter 30 °C bleiben. Die thermische Barriere kann bereits dadurch gegeben sein, dass der Behandlungskopf und der Abstandshalter aus verschiedenen Materialien bestehen. Insbesondere kann das Material des Abstandshalters eine geringere, insbesondere um einen Faktor 2, einen Faktor 5 oder einen Faktor 10 geringere, Wärmeleitfähigkeit aufweisen als das Material des Behandlungskopfes. Alternativ oder zusätzlich kann zum Vorsehen der thermischen Barriere ein Abstand zwischen dem Behandlungskopf und dem Abstandshalter vorgesehen sein. In bestimmten Ausführungsformen können der Behandlungskopf und der Abstandshalter ohne gemeinsamen Berührungspunkt ausgebildet sein. Auch dadurch wird eine Wärmeübertragung verhindert. Das Vorsehen von Isolationsschichten ist ebenfalls denkbar.
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Durch den erfindungsgemäßen Abstandshalter ist es risikolos möglich, den Behandlungskopf bereits vor oder während des Einführens in die Vagina der Patientin zu beheizen, beziehungsweise auf die Behandlungstemperatur zu bringen. Der Abstandshalter verhindert nämlich, dass durch einen Kontakt des heißen Behandlungskopfes mit den Seitenwänden der Vagina beim Einführen des Behandlungskopfes der Patientin Verbrennungen zugefügt werden. Solche Verbrennungen beim Einführen sind besonders problematisch, da beispielsweise eine Schreckreaktion der Patientin zu weiteren Verbrennungen führen oder das Vertrauen in die Fähigkeiten der behandelnden Person beeinträchtigen kann. Unter Anderem aus diesem Grund konnten die Koagulationssonden der aus der Praxis bekannten Vorrichtung nur von speziell geschultem Personal bedient werden.
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Der erfindungsgemäße Abstandshalter kann zudem dazu konfiguriert sein, beim Entfernen des Schafts beziehungsweise des Behandlungskopfes aus der Vagina der Patientin nach der Behandlung eine Berührung des Behandlungskopfes mit den Seitenwänden der Vagina zu verhindern. Damit kann die Vorrichtung direkt nach der eigentlichen Thermobehandlung entfernt werden, ohne der Gefahr eines unerwünschten Kontakts, wie bei dem aus der Praxis bekannten Thermo-Koagulator.
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Der Behandlungskopf und/oder der Abstandshalter können bezüglich der Erstreckungsrichtung des Schafts rotationssymmetrisch sein. Der Abstandshalter kann integral mit dem Schaft ausgebildet sein oder an diesem angebracht sein.
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Der Abstandshalter kann zur Reinigung von dem Schaft abnehmbar sein, beispielsweise seitlich oder in Erststreckungsrichtung über den Behandlungskopf nach vorne hinaus. An dem Schaft kann eine Einkerbung vorgesehen sein, die dazu ausgelegt ist, den abnehmbaren Abstandshalter aufzunehmen und/ oder an dem Schaft zu befestigen oder zu arretieren.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform ist ein maximaler Durchmesser des Behandlungskopfes in einer senkrecht zu der Erstreckungsrichtung des Schafts stehenden Ebene kleiner als ein maximaler Durchmesser des Abstandshalters in einer senkrecht zu der Erstreckungsrichtung des Schafts stehenden Ebene. Bei nicht rotationssymmetrischem Behandlungskopf und/oder Abstandshalter kann dabei der maximale Durchmesser als der doppelte Abstand des in Bezug auf den Schaft am weitesten radial außenliegenden Punktes des entsprechenden Elements zu einer zentral im Schaft in Erstreckungsrichtung verlaufenden Mittellinie definiert sein.
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Es ist denkbar, den Abstandshalter in Form einer um den Schaft zentrierten, in Erstreckungsrichtung des Schafts nach vorne geöffneten Schale um den Behandlungskopf herum auszubilden. Obwohl solche oder ähnliche Gestaltungen des Abstandshalters die Aufgabe des Abstandshaltens gut erfüllen, können sie einer Bedienperson durch ihren großen Durchmesser eine direkte Sicht auf den Behandlungskopf versperren und dessen optimale Positionierung im Bereich des Gebärmutterhalses der Patientin erschweren. Daher kann es vorteilhaft sein, wenn die Form des Abstandshalters zwischen einem bezüglich der Erstreckungsrichtung des Schafts radial außen gelegenem Rand des Abstandshalters und dem Schaft zumindest eine Sichtöffnung vorsieht. Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung sieht einen Abstandshalter vor, der zumindest zwei, zumindest drei oder zumindest vier sich von dem Schaft nach außen erstreckende Ausleger umfasst. Vorteilhafterweise sind diese Ausleger um den Umfang des Schafts herum gleichmäßig verteilt. Die Erstreckungsrichtung der Ausleger kann beispielsweise eine Komponente in Erstreckungsrichtung des Schafts und eine Komponente radial vom Schaft nach außen umfassen. Durch zwischen den Auslegern entlang des Umfangs des Schafts vorhandene Zwischenräume werden Öffnungen gebildet, die eine Kontrolle der Position des Behandlungskopfes erlauben.
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Für den elektrisch beheizbaren Behandlungskopf ist eine Vielzahl von möglichen Formen denkbar. Vorteilhaft ist es, wenn der Behandlungskopf eine in Erstreckungsrichtung des Schafts nach vorne zulaufende Form aufweist, beispielsweise eine Kegelform oder eine Kegelform mit konkaven Seitenflächen. Um die Behandlungsposition im Bereich des Gebärmutterhalses der Patientin trotz des Abstandshalters gut erreichen zu können, kann sich der Behandlungskopf in Erstreckungsrichtung des Schafts weiter nach vorne erstrecken als der Abstandshalter. Alternativ kann sich der Abstandshalter in Erstreckungsrichtung des Schafts weiter nach vorne erstrecken als der Behandlungskopf, um einen besonders effektiven Schutz vor Verbrennungen zu erhalten.
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Es sind Formen des Behandlungskopfes denkbar, die für eine ausschließliche Behandlung im Bereich des Gebärmuttermundes optimiert sind. Besonders vorteilhaft ist es jedoch, wenn die Form des Behandlungskopfes eine Gesamtbehandlung der sogenannten Transformationszone ermöglicht, die den Gebärmuttermund und den daran anschließenden Teil des Gebärmutterkanals umfasst, da diese Bereiche besonders häufig von CIP betroffen sind. Der Behandlungskopf kann dazu eine konische Verlängerung, insbesondere mit einem Durchmesser von weniger als 3 mm, weniger als 5 mm oder weniger als 10 mm, aufweisen, um auch den nicht-sichtbaren Bereich der Transformationszone zu behandeln.
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Um den Gebärmutterkanal gut behandeln zu können, kann der Behandlungskopf eine sich in Erstreckungsrichtung des Schafts erhebende Erhöhung aufweisen, die dazu konfiguriert ist, in den Gebärmutterkanal der Patientin einzudringen. Der Behandlungskopf umfasst vorzugsweise eine die Erhöhung umlaufende Rinne zur Anlage an den Gebärmuttermund.
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Ein Behandlungskopf mit einer innertoroidalen Form ist besonders gut für die Behandlung der gesamten Transformationszone geeignet.
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An die hygienischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind hohe Ansprüche zu stellen, um beispielsweise eine Kreuzkontamination von Patientin zu Patientin zu verhindern. Vorteilhafterweise ist daher der Behandlungskopf und/oder der Abstandshalter mit einer antibakteriellen Beschichtung versehen. Zum Desinfizieren vor einer Behandlung kann die Vorrichtung beispielsweise in eine Desinfektionslösung getaucht werden, so dass zumindest der Behandlungskopf, der Abstandshalter und vorzugsweise auch zumindest ein Teil des Schafts von der antibakteriellen Lösung bedeckt werden. Um zu gewährleisten, dass die antibakterielle Lösung alle relevanten Stellen erreichen kann, ist es vorteilhaft, wenn zwischen dem Behandlungskopf und dem Abstandshalter keine Hinterschnitte ausgebildet sind.
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Der Behandlungskopf kann relativ zu dem Schaft und/oder dem Abstandshalter in Erstreckungsrichtung des Schafts nach vorne in eine Reinigungsposition verschiebbar sein, insbesondere linear verschiebbar. In der Reinigungsposition kann die antibakterielle Lösung dann eine nach hinten gewandte Fläche des Behandlungskopfes hinterspülen. Ein solches Hinterspülen ist auch in einer alternativen Ausführungsform möglich, in der der Abstandshalter relativ zu dem Behandlungskopf in oder entgegen der Erstreckungsrichtung des Schafts verschiebbar ist. Hierzu kann der Abstandshalter für eine Linearbewegung an dem Schaft geführt sein, insbesondere in einer Führungsrinne des Schafts, wobei vorzugsweise Rastmittel für ein Festlegen des Abstandshalters in der Reinigungsposition und/oder in der Benutzungsposition vorgesehen sind.
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Aufgrund der vereinfachten Benutzbarkeit ist die erfindungsgemäße Vorrichtung insbesondere in Gebieten mit schlecht ausgebauter Infrastruktur geeignet. Diese Eignung wird in zumindest einigen Ausführungsformen durch eine kompakte Bauform und kostengünstige Herstellbarkeit weiter verstärkt. Ein Transformator zum Bereitstellen der Versorgungsspannung für den elektrisch beheizbaren Behandlungskopf kann dazu an oder in der Handhabe oder an einem an der Handhabe vorgesehenen Kabel angeordnet, insbesondere fest angeordnet, sein.
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Die Steuereinheit zum Steuern der Heizfunktion des Behandlungskopfes ist vorteilhafterweise in der Handhabe angeordnet. Dadurch wird die Basisstation des aus der Praxis bekannten Thermo-Koagulators überflüssig.
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Vorteilhafterweise ist die Steuereinheit zum Steuern der Heizfunktion dazu konfiguriert, in Reaktion auf eine Betätigung eines vorzugsweise an der Handhabe vorgesehenen Bedienelements ein vordefiniertes Behandlungsprogramm ablaufen zu lassen. Dazu kann die Steuereinheit in Reaktion auf die Betätigung des Bedienelements die Temperatur des Behandlungskopfes auf eine vordefinierte Behandlungstemperatur erhöhen, wobei die Behandlungstemperatur vorteilhafterweise in einem Bereich von 80 °C bis 140 °C, in einem Bereich von 110 °C bis 130 °C oder in einem Bereich von 120 °C bis 140 °C liegen kann. Es ist beispielsweise denkbar, dass die Steuereinheit dazu konfiguriert ist, die Temperatur des Behandlungskopfes linear auf die Behandlungstemperatur anzuheben. Die Steuereinheit kann dazu konfiguriert sein, die Behandlungstemperatur nach Erreichen derselben über eine vordefinierte Behandlungszeitspanne, beispielsweise 30 Sekunden, eine Minute, 90 Sekunden oder zwei Minuten, zu halten und die Heizfunktion des Behandlungskopfes nach Beendigung dieser Behandlungszeitspanne zu beenden.
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Die thermische Barriere zwischen dem Behandlungskopf und dem Abstandshalter kann derart beschaffen sein, dass während des Haltens der Behandlungstemperatur des Behandlungskopfes die Temperatur des Abstandshalters 30 °C oder 40 °C nicht überschreitet.
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Das Vorsehen eines vordefinierten fest eingestellten zeitlichen Temperaturverlaufs des Behandlungskopfes vereinfacht die Bedienung und ist für die Behandlungssicherheit unproblematisch, da ein versehentliches Zuführen von Verbrennungen bereits durch das Vorsehen des Abstandshalters ausgeschlossen wird.
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Optional kann an dem Abstandshalter eine Kamera vorgesehen sein, die ein Beobachten oder Aufzeichnen der Behandlung ermöglicht. Von der Kamera geliefertes Bildmaterial kann auch zu Diagnosezwecken verwendet werden oder während der Behandlung live auf einem Monitor angezeigt werden.
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Im Folgenden sollen Ausführungsformen der Erfindung anhand der Figuren näher erläutert werden. Dabei zeigen:
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1 eine schematische Perspektivansicht einer Vorrichtung zum Behandeln von Gewebe des Gebärmutterhalses einer Patientin gemäß einer Ausführungsform der Erfindung;
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2a–2e schematische Ansichten eines den Behandlungskopf und den Abstandshalter umfassenden Ausschnitts der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß verschiedener Ausführungsformen;
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3 ein Zeitablaufdiagramm der Temperatursteuerung des Behandlungskopfes der erfindungsgemäßen Vorrichtung durch deren Steuereinheit gemäß einer Ausführungsform;
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4 eine schematische Ansicht eines Gebärmutterhalses mit der für die Behandlung besonders relevanten Transformationszone; und
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5 eine schematische Schnittansicht eines Behandlungskopfes nach einer Ausführungsform zur Illustration der Behandlungsposition.
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1 zeigt eine Ausführungsform einer Vorrichtung 1 zum Behandeln von Gewebe des Gebärmutterhalses 100 einer Patientin. Die Vorrichtung 1 umfasst eine Handhabe 2, die insbesondere als Griff ausgebildet sein kann, einen elektrisch beheizbaren Behandlungskopf 3 und einen Schaft 4, der sich in einer Erstreckungsrichtung E von der Handhabe 2 zu dem Behandlungskopf 3 erstreckt und diese verbindet.
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In der gezeigten Ausführungsform ist innerhalb der Handhabe 2 eine Steuereinheit 5 vorgesehen, die dazu konfiguriert ist, eine Heizfunktion des Behandlungskopfes 3 zu steuern. Dazu kann die Steuereinheit 5 mit einer Verbindungseinheit 6 zur externen Stromversorgung verbunden sein. Die Verbindungseinheit 6 umfasst vorzugsweise einen elektrischen Transformator 7, der in der gezeigten Ausführungsform an einem an der Handhabe 2 vorgesehenen Kabel 8 angeordnet ist. Das Kabel 8 kann, wie gezeigt, über eine Anti-Knick-Verbindung 9 mit der Handhabe 2 verbunden sein. Alternativ kann der Transformator 7 auch innerhalb der Handhabe 2 angeordnet sein. Der Transformator 7 könnte über weiteres Kabel mit einem Stecker zum Verbinden mit einer Stromversorgung verbunden sein. In der gezeigten Ausführungsform kann der Transformator 7 mit einer Adaptereinheit 10 über einen Adapterstecker 11 verbunden werden. Die Adaptereinheit 10 umfasst einen Stecker 12 zum Verbinden mit einer externen Stromquelle, beispielsweise einem öffentlichen Stromnetz, einer Batterie, insbesondere einer Autobatterie, einem Notstromaggregat oder Ähnlichem. Durch das Vorsehen der Adaptereinheit 10 kann gewährleistet werden, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 auch in Gebieten mit schlecht ausgebauter Infrastruktur eingesetzt werden kann, beispielsweise durch das Anschließen an eine Autobatterie.
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In der gezeigten Ausführungsform ist die Steuereinheit 5 mit einem an der Handhabe 2 vorgesehenen Bedienelement 13 verbunden, bei dem es sich beispielsweise um einen Drückknopf, einen Schalter oder Hebel handeln kann. Über eine vorzugsweise innerhalb des Schafts 4 angeordneter Versorgungsleitung 14 kann die Steuereinheit 5 den Behandlungskopf 3 wahlweise mit elektrischem Strom versorgen und diesen so beheizen.
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4 zeigt eine schematische Schnittansicht eines Gebärmutterhalses 100. Der Gebärmutterhals 100 umfasst den Gebärmuttermund 102, der die Öffnung der Gebärmutter in die Vagina 110 bildet, und den sich daran anschließenden Gebärmutterkanal 104. Der Gebärmuttermund 102 und der daran anschließenden Teil des Gebärmutterkanals 104 bilden die sogenannte Transformationszone 106, die besonders häufig von CIP betroffen ist. Dieser Bereich soll vorzugsweise mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 behandelbar sein.
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Zum Behandeln von Gewebe im Bereich des Gebärmutterhalses 100 einer Patientin muss die Vorrichtung 1 mit dem Behandlungskopf 3 voran in die Vagina 110 der Patientin eingeführt und an eine Behandlungsposition verbracht werden, in der der Behandlungskopf 3 an dem zu behandelnden Gewebe im Bereich des Gebärmutterhalses 100 anliegt. Bei einem heißen Behandlungskopf 3 könnte eine Berührung des Behandlungskopfes 3 mit den Seitenwänden der Vagina 110 der Patientin beim Einführen zu Verbrennungen führen. Dies wird dadurch verhindert, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 einen Abstandshalter 20 umfasst, der dazu konfiguriert ist, beim Einführen des Schafts 4 in die Vagina 110 der Patientin eine Berührung des Behandlungskopfes 3 mit den Seitenwänden der Vagina 110 zu verhindern. Wie in 1 gezeigt, ist der Abstandshalter 20 dazu im Bereich des elektrisch beheizbaren Behandlungskopfes 3 angeordnet und schirmt diesen seitlich ab. Um Verbrennungen der Patientin beim Einführen des Behandlungskopfes 3 wirksam zu verhindern, liegt erfindungsgemäß zwischen dem Behandlungskopf 3 und dem Abstandshalter 20 eine thermische Barriere vor. Dadurch kann eine hohe Temperatur des Behandlungskopfes 3 nicht wirksam auf den Abstandshalter 20 übertragen werden. In der gezeigten Ausführungsform nach 1 bestehen der Behandlungskopf 3 und der Abstandshalter 20 dazu aus unterschiedlichen Materialien, insbesondere Materialien unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit. Beispielsweise weist der Behandlungskopf 3 eine gegenüber dem Abstandshalter 20 zumindest um einen Faktor 2, einen Faktor 5 oder einen Faktor 10 höhere Wärmeleitfähigkeit auf.
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2a zeigt den in Erstreckungsrichtung E vorne gelegenen Abschnitt der Vorrichtung 1 aus 1 im Detail. Die 2b bis 2e zeigen alternative Ausführungsformen für diesen vorderen Abschnitt.
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In der Ausführungsform nach 2a ist der Abstandshalter 20 integral mit dem Schaft 4 ausgebildet. Beispielsweise können der Schaft 4 und der Abstandshalter 20 aus einem Kunststoff oder einem keramischen Material hergestellt sein, beispielsweise durch Spritzgießen. Wie aus 2a ersichtlich, können der Abstandshalter 20 und der Behandlungskopf 3 bezüglich der Erstreckungsrichtung E rotationssymmetrisch ausgebildet sein. Insbesondere für den Behandlungskopf 3 ist dies sinnvoll. Der Behandlungskopf 3 weist in der Ausführungsform nach 2a eine tellerförmige Form mit einer mittig angeordneten halbkugelförmigen Erhöhung 33 auf. Abhängig von der Höhe dieser Erhöhung 33 kann der Behandlungskopf 3 für eine Behandlung des Gebärmutterkanals 104 besonders geeignet sein. Es sind allerdings auch andere geeignete Formgebungen des Behandlungskopfes 3 denkbar. Beispielsweise die 2b bis 2d zeigen einen kegelförmigen Behandlungskopf 3, wobei gemäß den 2b und 2d die Mantelflächen 30 der Kegelform flach sind und in 2c die Mantelfläche 30 der Kegelform konkav ausgebildet ist.
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Auch für den Abstandshalter 20 sind verschiedene Formgebungen denkbar. Der in den 1 und 2a gezeigte Abstandshalter 20 umfasst vier bezüglich der Erstreckungsrichtung E symmetrisch angeordnete Ausleger 22. Diese erstrecken sich von dem Schaft 4 nach außen und sind gegenüber der Erstreckungsrichtung E des Schafts 4 geneigt. Die Ausleger 22 haben jeweils eine Erstreckungskomponente in Erstreckungsrichtung E des Schafts 4 und eine Erstreckungskomponente in Bezug auf die Erstreckungsrichtung E radial nach außen. Wie aus 2a ersichtlich, ist ein maximaler Durchmesser des Behandlungskopfes 3 in einer senkrecht zu der Erstreckungsrichtung E des Schafts 4 stehende Ebene kleiner als ein maximaler Durchmesser des Abstandshalters 20 in einer senkrecht zu der Erstreckungsrichtung E des Schafts 4 stehenden Ebene. In anderen Worten, der Abstandshalter 20, beziehungsweise dessen Ausleger 22, erstreckt sich weiter nach außen als der Behandlungskopf 3. Dadurch kann der Abstandshalter 20 seine Schutzfunktion erfüllen. Besonders vorteilhaft an der Ausführung des Behandlungskopfes 20 mit einer Vielzahl von Auslegern 22 ist, dass zwischen den Auslegern 22 Sichtöffnungen 24 gebildet sind, durch die eine Behandlungsperson sehen kann, um die korrekte Positionierung des Behandlungskopfes 3 in der Behandlungsposition sicherzustellen.
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In den 1 und 2a erstrecken sich die Ausleger 22 weiter in Erstreckungsrichtung E nach vorne als der Behandlungskopf 3. Dadurch kann der Behandlungskopf 3 besonders wirksam abgeschirmt werden. Im Gegensatz dazu erstreckt sich in den Ausführungsformen der 2b, 2c und 2d der Behandlungskopf 3 weiter in Erstreckungsrichtung E nach vorne als der Abstandshalter 20. Solche Ausführungsformen können die Anlage des Behandlungskopfes 3 an dem zu behandelnden Gewebe im Bereich des Gebärmutterhalses verbessern. Die Schutzwirkung des Abstandshalters 20 kann auch in solchen Ausführungsformen ausreichend sein, wie anhand der beispielhaft gezeigten Formgebungen der Abstandshalter ersichtlich ist. Die 2b, 2c und 2d zeigen ebenfalls Abstandshalter 20, die sich bezogen auf die Erstreckungsrichtung E radial weiter nach außen erstrecken als der Behandlungskopf 3. In 2b und 2c ist der Abstandshalter 20, wie in 2a, jeweils integral mit dem Schaft 4 ausgebildet.
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In der Ausführungsform nach 2b liegt der Behandlungskopf 3 flächig an dem den Schaft 4 und dem den Abstandshalter 20 bildenden Körper an, um möglichst wenig Fügungsrillen zu bilden, in denen sich Verunreinigungen oder Keime anlagern könnten. In Figur 2c dagegen umfasst der Behandlungskopf 3 einen breiteren vorderen Teil 32, der die eigentliche Behandlungsfläche aufweist und einen hinteren schmaleren Verbindungsteil 34, der die Verbindung zu dem Schaft 4 herstellt. In einer solchen Ausführungsform wird gewährleistet, dass der Behandlungskopf 3 beim Desinfizieren von Desinfektionsmittel hinterspült werden kann und so alle Stellen erreicht werden.
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2d zeigt eine Ausführungsform mit einem nicht integral mit dem Schaft 4 ausgebildeten Abstandshalter 20. Insbesondere ist hier der Abstandshalter 20 entlang der Erstreckungsrichtung E linear verschiebbar an dem Schaft 4 angeordnet. In Richtung der Pfeile R kann der Abstandshalter aus der in der 2d gezeigten Einsatzposition entgegen der Erstreckungsrichtung E nach hinten in eine Reinigungsposition geschoben werden, in der ein Hinterspülen des Behandlungskopfes 3 durch Desinfektionsmittel möglich ist. Dazu kann der Abstandshalter 20 in einer Führungsrinne 44 des Schafts 4 für eine vorzugsweise lineare Bewegung in oder entgegen der Erstreckungsrichtung des Schafts 4 geführt werden. In der in 2d gezeigten Einsatzposition und in der Reinigungsposition kann der Abstandshalter 20 beispielsweise über einen Arretierstift 42 festgelegt werden.
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Alternativ kann der Abstandshalter 20 zur Reinigung von dem Schaft 4 abnehmbar sein, beispielsweise seitlich oder in Erststreckungsrichtung E über den Behandlungskopf 3 nach vorne hinaus. An dem Schaft 4 kann eine Einkerbung vorgesehen sein, die dazu ausgelegt ist, den abnehmbaren Abstandshalter 20 aufzunehmen.
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Zur vereinfachten Darstellung sind in den 2b, 2c und 2d lediglich jeweils zwei Ausleger 22 des Abstandshalters 20 gezeigt. Es wäre aber auch denkbar, dass mehr Ausleger, beispielsweise vier, sechs oder acht Ausleger entlang des Umfangs des Schafts 4 vorgesehen sind, um die Schutzfunktion des Abstandshalters 20 zu verbessern.
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2e zeigt in schematischer Ansicht eine weitere Ausführungsform des Abstandshalters 20. Der Abstandshalter 20 umfasst hier Stützen 26, die sich von dem Schaft 4 nach außen erstrecken. An den Stützen 26 sind Abstandselemente 28 in Form von Kreissegmenten angebracht, die einen Außendurchmesser des Abstandshalters 20 definieren. In dieser Ausführungsform werden Sichtöffnungen 24 zum kontrollieren der korrekten Positionierung des Behandlungskopfes 3 zwischen den Abstandselementen 28 und dem Behandlungskopf 3 gebildet. Eine solche Ausführungsform ist auch in Bezug auf die thermische Isolierung zwischen Behandlungskopf 3 und Abstandshalter 20 besonders vorteilhaft, da zwischen diesen hier eine Luftbarriere besteht.
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5 zeigt eine Ausführungsform des Behandlungskopfes 3, die besonders gut zur Behandlung der gesamten Transformationszone 106 geeignet ist. Der Behandlungskopf 3 gemäß dieser Ausführungsform weist eine innertoroidale Form auf. Der Behandlungskopf 3 kann dabei bezüglich der Erstreckungsrichtung E des Schafts 4 rotationssymmetrisch sein und eine zentrale Erhöhung 33 aufweisen, die von einer umlaufenden Rinne 36 umgeben ist. Die Erhöhung 33 kann dazu konfiguriert sein, in den Gebärmutterkanal 104 einzudringen und die umlaufende Rinne 36 kann an dem Gebärmuttermund 102 anliegen. Auch andere Formen mit einer insbesondere zentralen Erhöhung 33 sind denkbar.
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Anhand des Zeitablaufdiagramms von 3 soll nun die Funktion der Steuereinheit 5 näher beschrieben werden. Gemäß einer Ausführungsform ist die Bedienung der Vorrichtung 1 besonders vereinfacht, da als Benutzereingabe lediglich eine Betätigung des Bedienelements 13 notwendig ist, woraufhin die Steuereinheit 5 ein vorbestimmtes Temperaturprofil des Behandlungskopfes 3 abfährt. 3 zeigt ein solches beispielhaftes Temperaturprofil, wobei t = 0 die Betätigung des Bedienelements 13 kennzeichnet. In Reaktion auf diese Betätigung erhöht die Steuereinheit die Temperatur des Behandlungskopfes 3 auf eine Behandlungstemperatur, die in dem gezeigten Beispiel 120 °C beträgt. Wenn bei t1 die Behandlungstemperatur erreicht ist, wird dieser von der Steuereinheit über eine vordefinierte Behandlungszeitspanne (t2 – t1) von beispielsweise 10 Sekunden, 20 Sekunden, 30 Sekunden, 40 Sekunden, 60 Sekunden, 90 Sekunden, 120 Sekunden oder mehr gehalten. Nach Ablauf der Behandlungszeitspanne bei t2 wird die Heizfunktion des Behandlungskopfes 3 durch die Steuereinheit 5 beendet, woraufhin die Temperatur des Behandlungskopfes 3 wieder abfällt.
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Vorteilhafterweise wird dem Benutzer eine Rückmeldung über den momentanen Temperaturzustand des Behandlungskopfes 3 gegeben. Dazu kann beispielsweise an der Handhabe 2 ein Anzeigeelement 40, wie z.B. eine LED, vorgesehen sein. Das Anzeigeelement 40 kann beispielsweise durch Aufleuchten der LED das Erreichen der Behandlungstemperatur bei t1 signalisieren. Zudem ist es denkbar, dass nach Ablauf der Behandlungszeitspanne signalisiert wird, wenn eine vorbestimmte Temperatur, beispielsweise 40 °C oder 50 °C unterschritten wird (bei t3). Zu diesem Zeitpunkt kann beispielsweise die LED wieder erlöschen.
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Wie in 2a gezeigt, kann an dem Abstandshalter 20 eine Kamera 80 vorgesehen sein, die ein Beobachten oder Aufzeichnen der Behandlung ermöglicht. Von der Kamera geliefertes Bildmaterial kann auch zu Diagnosezwecken verwendet werden oder während der Behandlung live auf einem Monitor angezeigt werden.