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Die Erfindung betrifft eine Struktur wie insbesondere eine Reibbelaganordnung für eine Scheibenbremse.
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Bei Bremsvorgängen treten stets Schwingungen in einem gewissen Maße auf. Die Schwingungen werden durch intermittierenden Reibungseingriff zwischen Reibwerkstoff und Bremsscheibe in eine Struktur induziert, welche zum Schwingen angeregt wird. In Abhängigkeit von den herrschenden Bedingungen im Einzelfall können dadurch resultierend Geräusche auftreten, die als komfortmindernde Erscheinung unerwünscht sind. Neben den mechanischen Auswirkungen, wie Lenkunruhe oder Schwingungen an Karosseriebauteilen, werden die akustischen Auswirkungen besonders unangenehm empfunden. Durch eine starr platzierte Zusatzmasse kann eine schwingungstechnische „Verstimmung” des Systems erzielt werden. Dabei schwingt die Zusatzmasse gemeinsam mit der Reststruktur in Amplitude und Frequenz. Ein Nachteil besteht darin, dass die Zusatzmasse verhältnismäßig groß bemessen werden muss, also Gewichtsnachteile verursacht.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde eine günstigere und effizientere Geräuschminderung zu ermöglichen, die die Fahrzeugmasse nicht unnötig vergrößert und auch vorteilhafte Herstellungsverfahren eröffnet, ohne die Gebrauchseigenschaften und Bauraumanforderungen einer Fahrzeugscheibenbremse zu beeinträchtigen.
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Gemäß
DE 39 18 369 A1 wird eine Scheibenbremse mit wenigstens einem schwingungsverändernden Element vorgeschlagen, um Bremsgeräusche zu verhindern. Insbesondere wird eine Maßnahme vorgeschlagen die eine Bremsbacke mit hammerkopfförmigen Fortsetzungen betrifft. An der hammerkopfförmigen Fortsetzung der Rückenplatte ist demnach wenigstens eine Zusatzmasse starr platziert. Dazu dient ein Rundstahl, der in einer Bohrung durch ein Zentrum vom Hammerkopf befestigt ist, so dass Eigenfrequenzen verstimmt bzw. gegeneinander verschoben werden können und im Idealfall so eingestellt werden, dass sie sich gegenseitig nicht verstärken. Die Befestigung vom Rundstahl erfolgt beispielsweise durch Kleben, Nieten, Einpressen, Schweißen oder Einschrauben in die Bohrung der Rückenplatte. Obwohl die genannte Merkmalskombination grundsätzlich günstig realisierbar ist, wird eine weiter verbesserte Lösung für die neuartigen Scheibenbremsen nachgefragt, deren Schwingungsanregung auf veränderten Randbedingungen beruht.
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Zur Geräuschbekämpfung bei neuartigen Reibbelaganordnungen, sowie bei den entsprechend ausgebildeten Scheibenbremsen, schlägt die Erfindung daher ein neuartiges, gesondert zur Struktur schwingfähiges, Tilgersystem vor. Die vorgeschlagene Maßnahme dient dem Ziel, geräuschrelevante Schwingungen in Umfangsrichtung und/oder axialer oder sonstiger Schwingungsebene in einem vorgegebenen Frequenzbereich zumindest zu reduzieren oder möglichst gänzlich zu beseitigen, indem der schwingenden Struktur Energie entzogen wird, weil gleichzeitig ein Tilgersystem gesondert angeregt wird. Dazu ist an der Struktur (Reibbelag) einer Gesamtmasse ein neuartiges Tilgersystem T vorgesehen, das eine Feder mit einer vorbestimmten Federsteifigkeit sowie der daran aufgehängten, vorbestimmten Teilmasse umfasst, welche aufeinander abgestimmt sind, und durch einen schlanken Schenkel gesondert von der Struktur S elastisch schwingfähig an der Struktur angeordnet ist. Die zusätzliche Masse ist etwa zentrisch am schlanken Schenkel (Verbindungsabschnitt) zwischen einen zentralen Abschnitt einer Rückenplatte und einem hammerkopfförmigen Vorsprung oder an dem hammerkopfförmigen Vorsprung platziert und wie gesagt gesondert dazu schwingfähig angeordnet.
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Dieses neuartige Tilgersystem umfasst eine Federfunktion (e. g. im Schenkel SL integriert) und eine Masse. Es dient zur Auslöschung einer bestimmten störenden Frequenz/Frequenzbands der Struktur S. Das Tilgersystem kann an einer Komponente der Struktur S integriert, also einstückig daran, vorgesehen sein oder alternativ ist das Tilgersystem T als gesonderte Baugruppe an der Struktur befestigt wie in 2–6 gezeigt. Die Wirkungsweise dieses Tilgersystems beruht auf dem Grundprinzip, dass die Masse des Tilgersystem durch die Erregung anhand von der zu bekämpfenden, definierten Frequenz/Frequenzbands eine gesonderte, erzwungene Schwingung mit einer gesonderten Amplitude ausführt, während der Schwingung der Struktur durch die Anregung des Tilgersystems Schwingungsenergie entzogen wird. Als Folge tritt Schwingungsauslöschung zur Ruhe oder zu einer Schwingungsamplitude AS mit untergeordneter Intensität ein. Ergänzend kann zusätzlich eine Dämpfungskomponente oder Funktion integriert vorgesehen sein, ohne die Erfindung zu verlassen.
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Das Grundprinzip der Erfindung wie auch die Ausführungsformen im Einzelnen werden anhand der Figuren näher beschrieben.
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1 zeigt einen symmetrischen Reibbelag 1 umfassend eine Rückenplatte 2. Die Rückenplatte 2 ist weitgehend eben und verfügt über einen zentralen Abschnitt 3 mit einem weitgehend zentral darauf aufgeklebten Reibwerkstoff 4. In einer Ebene mit dem zentralen Abschnitt 3 sowie tangential seitlich abstehend davon erstrecken sich schlanke Schenkel (Verbindungsabschnitte) 5, 6 welche die verdickten, hammerkopfförmigen Vorsprünge 7, 8 tragen. Insbesondere sind die hammerkopfförmigen Vorsprünge 7, 8 so ausgebildet, dass deren Körper nach radial außen weist, und wobei die schlanken Schenkel 5, 6 die verdickten Körper der Hammerköpfe 7, 8 tragen. Diese Elemente sind also gewissermaßen als rechtwinklig zueinander angeordnete Schenkel arrangiert, und beschreiben prinzipiell die Form von einem nach radial außen weisenden L. Also sind die hammerkopfförmigen Vorsprünge 7, 8 über die Schenkel 5, 6 mit dem zentralen Abschnitt 3 verbunden.
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Die beim Bremsen auftretenden Kräfte werden also vom zentralen Abschnitt 3 über die Schenkel 5, 6 und die hammerkopfförmigen Vorsprünge 7, 8 radial außen auf einen nicht gezeigten Halter eines Faustsattels oder auf ein nicht gezeigtes Halterprofil eines Festsattelgehäuses übertragen. Im Bereich der Vorsprünge 7, 8 ist an der Rückenplatte 2 ein Tilgersystem 9 umfassend eine Feder-Masse-Anordnung angebracht, die durch gezielte konstruktiv vorgegebene Gestaltung einer Federsteifigkeit kF und einer entsprechend darauf abgestimmten Masse MT energetisch als Tilgersystem 9 wirksam ist, das der Struktur des Reibbelags 1 störende Schwingungsenergie entzieht. Eine einstückig integrierte Konfiguration lässt sich in besonders einfacher Weise beim Stanzprozess einer Rückenplatte 2 in einem Arbeitsgang herstellen. Abgesehen vom Materialaufwand ist dies kostenneutral, und ggf. kann Stanzabfall vermieden werden.
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Die genaue Ausbildung vom Tilgersystem und dessen Funktion ist wie folgt: Um störende Schwingungen am Reibbelag 1 wirksam zu bekämpfen, müssen die Schwingungsformen, insbesondere deren Amplitude und Frequenz, bekannt sein. Die Ermittlung dieser Größen kann experimentell oder auch rechnerisch erfolgen. Das Tilgersystem wird dimensioniert und verwendet, um der Struktur Schwingungsenergie einer bestimmten Frequenz/Frequenzbands zu entziehen. Dazu wird das Tilgersystem 9, bestehend aus Tilgermasse MT und Feder kf gezielt auf die zu eliminierende Frequenz f, Amplitude A sowie Schwingungsebene/-richtung eingestellt. Die Befestigung der Masse des Tilgersystems 9 an der Struktur erfolgt im Bereich von einem Federfußpunkt Ff. Indem die Struktur im Beginn gemeinsam (mit gleicher Frequenz und Amplitude) mit dem Tilgersystem 9 schwingt, wird das Tilgersystem 9 seinerseits zu Relativschwingungen angeregt, um gesonderte Gegenschwingungen zu der Struktur auszuführen. Das Ergebnis dieser Erregung des Tilgersystems 9 ist, dass der Struktur die störgeräuschspeisende Schwingungsenergie entzogen wird, damit die (meist unhörbare) nicht störende Relativschwingung des Tilgersystems 9 ausgeführt werden kann. Entsprechend der Höhe des Energieentzugs nimmt demzufolge eine störende Schallabstrahlung der Struktur ab oder wird gänzlich ausgelöscht.
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Bei der integrierten Ausgestaltung nach 1 ist das Tilgersystem 9 ein eintückiger Bestandteil von der Rückenplatte 2, der beim Herstellprozess (Stanzen) der Rückenplatte 2 ohne zusätzlichen Aufwand integral ausgebildet wird.
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Tilgermasse und Tilgerfeder werden gemäß 1 durch geeignete Ausführung/Gestaltung Ihrer Geometrie so definiert, daß sich die angestrebte Eigenfrequenz in der gewünschten insbesondere tangential gerichteten Schwingungsrichtung ergibt. Die Verbindung zwischen Masse und der Struktur ist als weitgehend biegeweiche Tilgerfeder ausgelegt und definiert. Ihre Steifigkeit wird bestimmt durch einen Elastizitätsmodul vom Rückenplattenwerkstoff sowie durch die physikalischen Randbedingungen und die Geometrie der bestimmenden Größen. Die Massen und deren (Feder-)Steifigkeiten stehen in einem definierten Verhältnis zueinander, um die geforderte Anregung/Eigenfrequenz zu gewährleisten.
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Weil die Rückenplatten 2 in der Regel durch Stanzen aus streifenförmigem Stahlblechwerkstoff hergestellt werden, kann das Tilgersystem 9 bei diesem Stanzvorgang einfach als ein integrierter Bestandteil der Rückenplatte 2 dargestellt werden.
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In Ausgestaltung der Erfindung kann parallel zur Tilgerfeder ein Dämpfer D und oder eine Dämpferkomponente integriert eingefügt sein.
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Die Raumachsen t, ax, r in den Figuren definieren Tangentialrichtung, Axialrichtung und Radialrichtung jeweils in Bezug auf eine Raddrehachse welche als die Axialrichtung normiert ist.
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Die nachfolgend beschriebene Lösung des Problems nach den 2–6 beruht prinzipiell auf demselben Funktionsprinzip so dass übereinstimmende Merkmale mit übereinstimmenden Bezugsziffern versehen sind. Demzufolge wird auf die vorhergehende Beschreibung verwiesen. Nachfolgend die detaillierte Beschreibung der Unterschiede. Es handelt sich jeweils um eine mehrstückig aufgebaute Lösung wobei das Tilgersystem 9 im Wesentlichen Zentral oder endseitig vom Schenkel 5, 6 und gesondert zur Struktur S schwingfähig platziert ist. Jedes Tilgersystem 9 ist jeweils in einer Durchgangsbohrung 10 der Rückenplatte 2 mit einem dünnen Befestigungszapfen 11 so befestigt, insbesondere taumelvernietet, dass eine Axialrichtung ax vom Tilgersystem 9 prinzipiell axial gerichtet also parallel zu einer Raddrehachse sowie weitgehend zentral in dem Schenkel 5, 6 arrangiert ist. Die Durchgangsbohrung 10 ist gestuft ausgebildet wobei deren erweiterter Durchmesserabschnitt 12 über mindestens etwa das 1,1fache von einem einfachen Durchmesserabschnitt 13 verfügt. Gleichzeitig befindet sich der erweiterte Durchmesserabschnitt 12 mit der Befestigung vom Befestigungszapfen 11 auf der Reibelagseite der Rückenplatte 2. Das Tilgersystem 9 ist dadurch gesondert schwingfähig auf einer reibbelagabgewandten Seite der Rückenplatte 2 platziert. Durch die räumliche Nähe vom Tilgersystem 9, in Relation zu dem zentralen Abschnitt 3, ist der Energietransfer optimiert. Dadurch ist das Tilgersystem 9 besonders effizient, leicht und bauraumsparend.
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Obwohl durch den schlanken Schenkel 5, 6 prinzipiell ausreichend Schwingfähigkeit und Eigenelastizität für Schwingungen vom Tilgersystem 9 (Schwingung U) bevorzugt um die Radialrichtung r (Hochachse) zur Verfügung gestellt wird, ist es zusätzlich denkbar, zwischen dem Tilgersystem 9 und der Rückenplatte 2 zusätzlich eine weitere Elastizität wie beispielsweise eine Wellfeder oder eine Einlage/Zwischenlage aus einem elastischen Werkstoff wie insbesondere Klebstoff, Kunststoff- oder Elastomer vorzusehen. Dadurch wird es insbesondere ermöglicht, dass das Tilgersystem 9 auch um andere oder zusätzliche Achsen als nur die Radialrichtung r schwingfähig ist/wird.
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Die 6 basiert auf einer derartigen, zusätzlichen Elastizität ohne Vorzugsorientierung und ermöglicht eine besonders wirksame und gleichzeitig leichtgewichtige also ökonomische Variante anhand einer besonderen Schnittstelle zwischen Tilgersystem 9 und Rückenplatte 2. Diese besonders flexible Anbindung der Tilgermasse MT kann im Vergleich mit den Lösungen nach den 1–5 mit reduziertem Gewicht ausgebildet werden. Dabei verfügt der Tilgerkörper 14 über einen verdickten Fuß 15 mit einem Absatz 17 zur Befestigung an der Rückenplatte 2, und wobei Tilgerkörper 14 und Fuß 15 über einen besonders elastischen, als Rundzapfen gestalteten Verbindungsabschnitt 16 miteinander verbunden sind. Dieser symmetrische und besonders dünne Rundzapfen ermöglicht dabei Schwingungen, ohne eine Vorzugsorientierung vorzugeben. Beispielsweise ist das Tilgersystem 9 als achssymmetrisches, zylindrisches Drehteil aus einem Rundstahl gefertigt wobei der Verbindungsabschnitt 16 durch eine in Radialrichtung eingestochene Nut 18 umfassend Nutflanken 19, 20 und einen Nutgrund 21 ausgebildet ist. In einem Übergangsbereich zwischen Nutflanken 19, 20 und Nutgrund 21 ist jeweils eine Abrundung mit einem Radius 22 vorgesehen.
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Abwandlungen der Erfindung sind möglich, wobei auch verschiedenste Merkmalskombinationen oder Mischformen zwischen den offenbarten Ausführungsformen denkbar sind, ohne den Grundgedanken der Erfindung zu verlassen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Reibbelag
- 2
- Rückenplatte
- 3
- zentraler Abschnitt
- 4
- Reibwerkstoff
- 5
- Schenkel
- 6
- Schenkel
- 7
- Vorsprung
- 8
- Vorsprung
- 9
- Tilgersystem
- 10
- Durchgangsbohrung
- 11
- Befestigungszapfen
- 12
- Durchmesserabschnitt
- 13
- Durchmesserabschnitt
- 14
- Tilgerkörper
- 15
- Fuß
- 16
- Verbindungsabschnitt
- 17
- Absatz
- 18
- Nut
- 19, 20
- Nutflanken
- 21
- Nutgrund
- 22
- Radius
- MT
- Tilgermasse
- D
- Dämpfer
- kf
- Federsteifigkeit
- Ff
- Federfußpunkt
- Fu
- Umfangskraft (Reibkraft)
- ax
- Axialrichtung (parallel zur Raddrehachse)
- r
- Radialrichtung
- t
- Tangentialrichtung
- U
- Schwingung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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