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Die vorliegende Neuerung betrifft ein neuartiges Auftragssystem für Haftgrundierungen, mit dem ein einfacheres und gleichmäßigeres Auftragen der Beschichtung möglich wird.
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Üblicherweise werde Haftgrundierungen, die auch als Primerbeschichtungen bezeichnet werden, dazu gebraucht, um die Haftung zwischen unterschiedlichen Oberflächen zu verbessern oder erst zu ermöglichen, die eigentlich keine feste Haftung zueinander ausbilden können. So können polare Oberflächen schlecht mit unpolaren Beschichtungen versehen werden oder umgekehrt, weil sie sich gegenseitig abstoßen. Auch haften manche Stoffe nur schlecht auf Metall, weil sie davon abgestoßen werden. Daher ist es üblich bei solchen Kombinationen Zwischenschichten vorzusehen, die aus einem Haftvermittler bestehen, dem sog. Primer, der zu beiden unterschiedlichen Oberflächen eine gute Affinität besitzt und dadurch für eine fest haftende Verbindung sorgt.
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Derartige Haftgrundierungen oder Primer sind von ihrer chemischen Zusammensetzung her häufig Verbindungen mit verschiedenen reaktiven Gruppen, die im Prinzip mit allen Oberflächen, mit denen sie in Verbindung kommen, schnell reagieren. Andernfalls könnten sie ihren bestimmungsgemäßen Verwendungszweck kaum erfüllen. Wegen ihrer hohen Reaktivität sind die meisten Primer als Gefahrstoffe eingestuft und sollten selbstverständlich nicht überall und für jedermann zugänglich sein. Sie werden insofern nur in geschlossenen Behältern geliefert und gelagert. Diese Behälter bestehen überwiegend aus Metall. Die Anwender müssen dann manuell mittels Pinsel, Schwamm oder Tuch die Chemikalie dem Behälter entnehmen und unter Beachtung aller vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen, wie spezielle Handschuhe, Schutzbrille, Atemschutz gegen Lösemitteldämpfe etc., die Flüssigkeit oder die Lösung auftragen.
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Aufgabe der vorliegenden Neuerung war es, ein neues System zum Auftragen von Haftgrundierungen zu finden, mit dem sich die Grundierung einfacher und gleichmäßiger auf der Oberfläche auftragen lässt und mit dem gleichzeitig kostspielige Schutzvorkehrungen während des Auftrags wie Schutzbrillen oder Atemschutzmasken und/oder nach dem Auftrag wie die Entsorgung oder die Aufarbeitung von verunreinigten Lösemitteln oder von Auftragshilfsmitteln wie Tüchern, Pinsel oder Schwämmen vermieden werden.
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Neuerungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Auftragssystem, das ein flüssigkeitsdichtes Tankbehältnis umfasst, das länglich ausgebildet ist und von der Größe her mit einer Hand gehalten werden kann und das an seinem einen Ende verschlossen ist und an seinem anderen Ende eine Öffnung besitzt, die mit einem Filz oder Schwamm versehen ist, wobei das Tankbehältnis mit einem flüssigen Haftgrundierer oder mit einer Lösung eines festen Haftgrundierers gefüllt ist.
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Vorzugsweise wird das neuerungsgemäße System noch durch eine Verschlusskappe ergänzt, mit der die Öffnung, die mit dem Filz versehen ist, weitgehend luftdicht zusätzlich verschlossen ist.
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Neuerungsgemäß geeignete Haftgrundierer sind Verbindungen, die großtechnisch bei der Herstellung von glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) zum Einsatz kommen. Sie haben die allgemeine Form R-SiX3, wobei R einen organisch funktionalisierten Rest und X eine hydrolysierbare Gruppe wie z. B. eine Alkoxygruppe bezeichnet. Durch Hydrolysereaktion bilden sich daraus Silanole der Form R-Si(OH)3, die mit Materialien, die an der Oberfläche OH- oder COOH-Gruppen aufweisen, unter Wasserabspaltung eine Kondensationsreaktion eingehen und so einen stabilen Verbund ausbilden. Alternativ können die Haftgrundierer auf Basis reaktiver Silane auch direkt mit chemischen Gruppen an einer Oberfläche reagieren, wobei die Kondensationsreaktion dann unter Abspaltung von Alkohol bzw. von HCl erfolgt. Die organische Gruppe R besteht in der Regel aus einem Spacer, meist einer Propylkette, und einer funktionellen Gruppe. Viel verwendete funktionelle Gruppen sind Vinyl-, Methacrylsäure-, Epoxy-, Amino-, Harnstoff- oder Thiol-Gruppen. Weitere neuerungsgemäß geeignete Haftgrundierer sind Ethylen-Acrylamid-Copolymere oder polymere Isocyanate oder Resorcinderivate.
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Das flüssigkeitsdichte Tankbehältnis besitzt vorzugsweise ein Volumen im Bereich von 10 bis 500 ml, besonders bevorzugt von 20 bis 250 ml, ganz besonders bevorzugt von 30 bis 200 ml. Das flüssigkeitsdichte Tankbehältnis kann neuerungsgemäß aus Metall oder aus Glas oder aus Kunststoff gefertigt sein. Als Metall kommt Weißblech in Frage oder Leichtmetall. Vorzugsweise besteht das flüssigkeitsdichte Tankbehältnis aus einer Röhre, die an einer Seite verschlossen und an der anderen Seite offen ist.
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Wenn die Röhre mit der Flüssigkeit enthaltend den Haftgrundierer befüllt ist, wird die Öffnung mit einem fest sitzenden Filz versehen. Der Filz kann aus Cellulosematerial bestehen oder aus Baumwolle oder aus Kunststofffasern oder aber auch aus Polyurethanschaum. Vorzugsweise soll es sich bei dem Filz um ein abriebsfestes Material handeln. Der Filz verschließt die Öffnung des flüssigkeitsdichten Tankbehältnisses fest und ragt über diese hinaus. Der Überstand beträgt neuerungsgemäß 1 bis 15 mm, vorzugsweise 2 bis 10 mm.
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Die das neuerungsgemäße System ergänzende Verschlusskappe erstreckt sich allseitig über den Filz und sitzt weitgehend luftdicht und abnehmbar auf einem Rand, der sich rund um die mit dem Filz versehene Öffnung erstreckt. Vorzugsweise ist die Verschlusskappe mit dem Rand verschraubt. Der Rand kann aber alternativ auch einen flachen Wulst besitzen, über den sich die Verschlusskappe mit entsprechendem Druck schieben lässt. Die Verschlusskappe besteht neuerungsgemäß aus Kunststoff oder aus Metall, vorzugsweise aus Kunststoff.
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Zusätzlich kann das neuerungsgemäße Auftragssystem noch durch ein Ventil ergänzt werden, mit dem die Öffnung des flüssigkeitsdichten Tankbehältnisses verschlossen ist. Das Ventil ist als Druckventil ausgebildet und lässt sich auf Druck öffnen. So gibt es den Weg für die Flüssigkeit im Innern des flüssigkeitsdichten Tankbehältnisses hin zu dem die Öffnung verschließenden Filz oder Schwamm frei.
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Die Funktionsweise des neuerungsgemäßen Auftragssystems ist darin zu sehen, dass nach Öffnung des auf Druck zu öffnenden Ventils der nach wenigen Sekunden durchtränkte Filz die flüssige Haftgrundierung in der Art eines Filzschreibers auf einen beliebigen Untergrund abgibt. Der Anwender, der Fachmann, kommt so nicht in direkten Kontakt mit der Chemikalie als solcher. Außerdem ist er etwaigen Dämpfen von Lösemittel oder Haftgrundierer nur in sehr geringem Umfang ausgesetzt. Die Chemikalie bleibt neuerungsgemäß auch während der Anwendung sicher im flüssigkeitsdichten Tankbehältnis verwahrt und ist stets vor dem Auslaufen geschützt.
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Nach dem Auftragen der Haftgrundierung schließt sich das Ventil wieder, indem der Druck weggenommen wird, und verhindert wirkungsvoll den Zutritt von Flüssigkeit zu dem Filz. Die Verschlusskappe wird von oben über den ggf. noch feuchten Filz geschoben und verhindert so wirksam, dass Spuren der Flüssigkeit beim Wegräumen des Auftragssystems oder beim Lagern an Stellen gelangen, wo sie nicht hingehören und unerwünscht sind.
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Mit dem neuerungsgemäßen Auftragssystem lassen sich Haftgrundierungen einfacher und vor allem auch gleichmäßiger auftragen, wobei der Fachmann darauf zu achten hat, dass die Gleichmäßigkeit bei einer zu schnellen Auftragsgeschwindigkeit nicht leidet. Die Gleichmäßigkeit lässt sich aber durch einfache Inaugenscheinnahme leicht überprüfen und ggf. noch leicht korrigieren.
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Die Neuerung wird nachfolgend beispielhaft anhand einer Zeichnung näher erläutert.
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Schnitts entlang der Längsachse des neuerungsgemäßen Auftragssystems in seitlicher Ansicht.
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Mit Bezugszeichen ist das längliche flüssigkeitsdichte Tankbehältnis 1 versehen, das an seinem einen Ende 2 verschlossen ist und an seinem anderen Ende 3 eine Öffnung 4 besitzt, die mit einem Filz 5 versehen ist. Die Flüssigkeit 10, die in das flüssigkeitsdichte Tankbehältnis 1 eingefüllt ist, ist im unteren Teil zu sehen. Über der Öffnung 4 mit dem Filz 5 ist die Verschlusskappe 6 zu sehen, die den Rand 7 seitlich des Filzes 5 verschließt und die abnehmbar ist.
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In der Zeichnung nicht dargestellt ist das Druckventil, das in einer bevorzugten Ausführungsform der Neuerung im Bereich des Randes 7 und der Öffnung 4 angeordnet ist.