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Erfindungsgebiet
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Die Erfindung betrifft ein Medikamenten enthaltendes medizinisches Produkt, das in ein Blutgefäß einführbar oder implantierbar ist.
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Hintergrund der Erfindung
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Zur Behandlung der Arteriosklerose wird in der Gefäßmedizin von Implantaten Gebrauch gemacht, in dem der Therapeut die verengte Stelle des Blutgefäßes mit einem Implantat (z. B. einem Stent oder Stentgraft) versieht, sie aufdehnt (Ballonangioplastie, Drug eluted Ballon) oder er überbrückt sie mit einem Bypass aus Kunststoff oder körpereigenem Material.
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Aus
EP2193813A2 ist eine örtliche Behandlung der Blutgefäßerkrankungen mit Medikamenten beschichteten Implantaten bekannt, die beispielsweise eine Restenose verlangsamen oder gar verhindern sollen.
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Weiterhin ist es bekannt, dass die Methode aus
EP2193813A2 für die Behandlung der Arteriosklerose unter Gebrauch von einem Krebsmedikament angewandt wird (
Tepe G, Schmitmeier S, Speck U, Schnorr B, Kelsch B, Scheller B., The Journal of Cardiovascular Surgery, Feb. 2010).
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Aus der Forschung ist zum einen bekannt, dass ein Protein mit der Bezeichnung Progerin bei der Entstehung der Arteriosklerose eine maßgebliche Rolle spielt, und zum andren ist es bekannt, dass Farnesyltransfrase Inhibitoren die Toxizität vom Progerin reduziert. Basierend auf diesem Erkenntnis sind eine Anzahl von Medikamenten entwickelt worden, die als Wirkstoff Farnesyltransfrase Inhibitoren enthalten (Olive M, Harten I, Mitchell R, Arterioscler Thromb Vasc Biol. November 2010).
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Ein Medikament, bekannt als ZARNESTRA, bewirkt beispielsweise in Tierexperimenten, in denen eine orale Verabreichung praktiziert wurde, eine Verhinderung der Progression der kardiovaskulären Erkrankung (Capell BC, Olive M, Erdos MR, Cao K, Faddah DA, Tavarez UL, Conneely KN, Qu X, San H, Ganesh SK, Chen X, Avallone H, Kolodgie FD, Virmani R, Nabel EG, Collins FS., Proc Natl Acad Sci U S A, OKTober 2008).
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Allgemeine Beschreibung
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Atherosklerose oder Arteriosklerose, die eine Krankheit basiert auf Gefäßalterungsprozesse ist, kann durch verschiedene Risikofaktoren wie Rauchen, cholesterinreiche Ernährung oder Zuckerkrankheit beschleunigt werden und zu Ablagerungen in den Arterien, Plaques, führen. Beim Erreichen einer bestimmte Größe, entsteht eine Stenose, Verengung der Arterie. In diesem Fall wird die Durchblutung der Organe vermindert. Solche Verengungen können neben der Ballonaufdehnung auch mittels Stentimplantation oder Bypässe behandelt werden. Die Implantate werden in die Arterie eingesetzt, um die Arterie offen zu halten.
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Bei einer medizinischen Behandlung, Perkutane Transluminale Angioplastie, PTA, auch als Ballondilatation bekannt, wird die Stenose, die die Arterie verstopft mit einem dünnen Katheter, der in der Regel aus Kunststoff beschaffen ist und dessen Ende ein aufblasbares Teil (Ballon) enthält, beseitigt. Eingeführt wird dieser Katheter meist über ein Gefäß in der Leiste. Von dort aus wird er unter Beobachtung auf einem Bildschirm in das betroffene Gefäß hineingeführt. Ist der Katheter in die Stenose angekommen, wird der Ballon aufgepumpt und drückt dadurch den Plaque an die Gefäßwand. Diese Anwendung ist auch als Ballondilatation bekannt. Nach der Entfernung des Ballons kann das Blut wieder durch das Gefäß fließen. Der betroffene Organ wird wieder mit Blut versorgt.
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Bei vielen Patienten verschließt sich nach einer Ballondilatation die eröffnete Arterie innerhalb einiger Monate wieder. Damit das Gefäß länger offenbleibt, implantiert der Arzt nach einer erfolgreichen Ballondilatation in besonderen Fällen ein Stent. Dieser Eingriff wird als Stentimplantation bezeichnet. Teilweise werden Stents eingesetzt, die medikamentöse Substanzen in die Gefäßwand abgeben, welche zusätzlich einen Wiederverschluss verhindern sollen. Dadurch kann in vielen Fällen eine Restenose (Wiederverschluss) verhindert oder zeitlich hinausgeschoben werden.
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Ein Gefäßimplantat kann ein Stent, eine Endoprothese (Endograft) sein.
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Stents sind im Prinzip mit einem kleinen Röhrchen vergleichbar, das aus einem Drahtgeflecht besteht.
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Eine Endoprothese ist ein Drahtgeflechtimplantat mit einer integrierten Kunststoffummantelung.
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Ist aus technischen oder morphologischen Gründen eine endovasculäre Massnahme wenig Erfolg versprechend, wird mit einem Bypass aus Kunststoff oder körpereigener Vene die Stenose überbrückt.
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Die vasculäre bzw. endovasculäre Applikation von Medikamenten zur Therapie der Arteriosklerose mittels (Drug eluted Ballons and Stents engl.), mit Medikamenten beschichteten Prothesen bzw. Endoprothesen, findet ihre Anwendung als Stand der Technik.
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Mit dem Einsatz von Tumortherapeutika wurden bisher vornehmlich Strategien verfolgt, die auf die erhöhte Proliferationsrate von Zellen in der Gefäßwand im Vergleich zu gesundem Gewebe abzielen.
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Eine Reduktion der Proliferationsrate kann u. a. mit Hilfe von Inhibitoren erzielt werden. In diesem Zusammenhang ist der erfolgreiche Einsatz von Farensyltransferase Inhibitoren zur Behandlung der seltenen genetischen Erkrankung HGPS (Hutchinson-Gilford progeria Syndrom) hoch interessat. Bei dieser Erkrankung veraltern die betroffenen Kinder frühzeitig und sterben in aller Regel frühzeitig an Herzinfarkt bzw. vasculär bedingten Schlaganfall innerhalb von 20 Jahren. Immunhistochemische Analysen zeigen bei diesen Patienten eine Akkumulation von dem Protein Progerin in den Zellen. Die Blockierung der Farnesylation reduziert die Toxizität vom Progerin. Der große Fortschritt auf dem Gebiet ist die Therapie mit Farnesyltransferase Inhibitoren, die zu einer völligen Normalisierung der behandelten Progeria Zellen führen.
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Farnesyltransfrase Inhibitoren sind bereits als zugelassene Therapeutika (ZARNESTRA) in der onkologischen Therapie eingesetzt. Sie zeigen eine schwache Toxizität und es wird bei oraler Applikation gut vertragen.
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Untersuchungen an Patienten mit Arteriosklerose zeigt ebenfalls eine erheblich höhere Konzentration vom Progerin in den Koronararterien dieser Patienten. Daher besteht hier deutliche Hinweise dafür, dass Progerin auch eine wesentliche Rolle in der Entstehung der arteriosklerotischen Erkrankungen spielt.
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Als Stand der Technik werden Farnesyltransferase Inhibitoren lediglich zur Tumorbehandlung benutzt. Eine vasculäre, endovasculäre oder systemische Anwendung für die Behandlung von arteriosklerotischen Erkrankungen findet nicht statt.
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Orale Applikation von Medikamenten in den tierexperimentellen Untersuchungen konnte bereits mit systemischem Einsatz von Farnesyltransferase Inhibitor, ZARNESTRA, die Progression der Kardiovaskulären (arteriosklerotische) Erkrankung verhindert werden. Diese Anwendung ist hilfreich für die Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen, sie hat jedoch schädliche Nebenwirkungen, die nicht vertretbar sind.
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Daher ist es die Aufgabe der Erfindung, eine Applikation zu beschaffen, die eine Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen ermöglicht, jedoch die schädlichen Nebenwirkungen zu reduziert bzw. verhindert.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass ein medizinisches Produkt, das ein Implantat, beispielsweise ein Stent, Stentgraft, eine Gefäßprothese oder ein Ballon ist, zur Behandlung von Arterioskleroseerkrankungen in ein Blutgefäß eingeführt wird. Das Implantat weist ein Medikament auf, das Farnesyltransfrase Inhibitor ist. Der Inhibitor wirkt auf die arteriosklerotischen Erkrankung und bessert diese.
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In der Therapie der Arteriosklerose wird mit lokalen Applikation der Farnesyltransfrase Inhibitore ein völlig neues zelluläres Ziel mit Normalisierung der Zellfunktion der Gefäßwand erzielt.
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Aus diesen Erkenntnissen heraus ist die lokale vaskuläre bzw. endovaskuläre Applikation von Farnesyltransferase Inhibitoren in form von damit beschichtetem Ballons, Stents, Endografts bzw. Gefäßprothesen eine wirksame therapeutische Option. Damit lässt sich auf der zellbiologischen Ebene die arteriosklerotischen Gefäßläsionen so zu stabilisieren, dass Restenosen und Progression der Erkrankung effizient verhindert wird. Beim Einsatz an den Bypassmaterialien (PTFE, Dacron, Vene) verhindert die Farneysltransferase Inhibitoren die Entstehung von Restenosen (Intimahyperplasie).
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Kurzbeschreibung der Abbildungen
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Ausführungsbeispiele des Medikamenten enthaltendes medizinisches Produkt, werden anhand der folgenden Zeichnungen beschrieben. Es zeigt:
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1 eine schematische 3D Darstellung des medizinischen Produktes als ein Längsquerschnitt durch das Blutgefäß.
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2 eine schematische 2D Darstellung des medizinischen Produktes als ein Längsquerschnitt.
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Detaillierte Beschreibung der Ausführungsformen
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In einer beispielhaften Ausführungsform weist das medizinische Produkt 1 ein Medikament 3 auf, das ein Farnesyltransfrase Inhibitor ist. Wie im 1 dargestellt, wird das Medizinische Produkt 1 in ein Blutgefäß 2 eingeführt und auf der arteriosklerotisch erkrankten Stelle appliziert. Das Medikament 3 wirkt auf die arteriosklerotischen Gefäßläsionen und stabilisiert sie.
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Das medizinische Produkt 1 kann ein Stent, eine Gefäßprothese, ein Endograft oder ein anderes Implantat sein, das das Medikament 3 aufweist.
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Das medizinische Produkt 1 kann im Medikament 3 eingetränkt oder mit dem Medikament 3 beschichtet oder damit verbunden sein.
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In einer anderen beispielhaften Ausführungsform ist das medizinische Produkt 1 ein Ballon, der das Medikament 3 aufweist und zu therapeutischen Anwendungen in das Blutgefäß 2 mittels eines Katheders 4 eingeführt und and der arteriosklerotisch erkrankten Stelle dilatiert wird (2). Die Verengung wird somit erweitert und nun wirkt das Medikament 3 auf die arteriosklerotische Erkrankung und führt eine Heilung herbei.
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Bezugszeichen liste
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Medizinisches Produkt
- 2
- Blutgefäß
- 3
- Medikament
- 4
- Katheder
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 2193813 A2 [0003, 0004]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Tepe G, Schmitmeier S, Speck U, Schnorr B, Kelsch B, Scheller B., The Journal of Cardiovascular Surgery, Feb. 2010 [0004]
- Olive M, Harten I, Mitchell R, Arterioscler Thromb Vasc Biol. November 2010 [0005]
- Capell BC, Olive M, Erdos MR, Cao K, Faddah DA, Tavarez UL, Conneely KN, Qu X, San H, Ganesh SK, Chen X, Avallone H, Kolodgie FD, Virmani R, Nabel EG, Collins FS., Proc Natl Acad Sci U S A, OKTober 2008 [0006]