DE202010006299U1 - Orthese mit Gasfedern zur Unterstützung geringer Muskelkraft bzw. Kompensation fehlender Muskelkraft - Google Patents
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Abstract
Orthese zur Unterstützung fehlender oder geringer Muskelkraft, mit mindestens einem ersten Schalenteil (1) zur Aufnahme eines ersten an ein Gelenk (5) angrenzenden Körperteils, mindestens einem zweiten Schalenteil (2) zur Aufnahme eines zweiten Körperteils und einem dritten Schalenteil (3) zur Aufnahme eines dritten, auf der jeweils gegenüberliegenden Seite an das Gelenk (5) angrenzenden Körperteils, wobei das mindestens erste, das mindestens zweite und dritte Schalenteil durch ein Orthesengelenk (5) derart miteinander verbunden sind, dass die Schalenteile mit den aufgenommenen Körperteilen von einer Gelenkstellung in eine andere gewünschte physiologische Gelenkstellung bringbar sind.
Description
- Die Erfindung bezieht sich auf eine Orthese zur Unterstützung fehlender oder geringer Muskelkraft, mit mindestens einem ersten Schalenteil zur Aufnahme eines ersten an ein Gelenk angrenzenden Körperteils, mindestens einem zweiten Schalenteil zur Aufnahme eines zweiten, auf der gegenüberliegenden Seite an das Gelenk angrenzenden Körperteils, wobei das mindestens erste und das mindestens zweite Schalenteil durch ein Orthesengelenk derart miteinander verbunden sind, dass die Schalenteile mit den aufgenommenen Körperteilen von einer Gelenkstellung in eine andere gewünschte physiologische Gelenkstellung bringbar sind.
- Mit solchen Orthesen soll eine therapeutische Behandlung z. B. nach einer Mehretagen-OP ermöglicht werden, deren Ziel das Erreichen einer Steh- oder gar Gehfähigkeit des Patienten ist. Denkbar wäre dabei sowohl der gezielte Aufbau der geschwächten bzw. von der OP betroffenen Muskulatur als auch lediglich der Vorgang der Aufrichtung des Patienten. Zusätzlich sollen Gelenkfehlstellungen dauerhaft zur Gelenksollstellung hin korrigiert oder operativ korrigierte Gelenkfehlstellungen postoperativ in ihrer Sollstellung gehalten werden, mit dem Ziel, dass die Gelenksollstellung schließlich auch ohne Orthese dauerhaft beibehalten wird.
- Ferner sind noch Orthesen bekannt, bei denen die Schalenteile in jener Stellung zueinander verbleiben, in welcher sich die anatomischen Gelenke befinden. Als Beispiel seien schlaffe Lähmungen erwähnt wie der Zustand nach Poliomyelitis (Kinderlähmung). In solchen Fällen werden die Schalenteile in Gelenkfehlstellung mittels der Gasfedern relativ zueinander bewegt, um die Muskelkraft zu ersetzen und somit eine Fortbewegung zu ermöglichen.
- Als Beispiel seien die Kniegelenke herangezogen:
Es ist bekannt, dass postoperative Ruhigstellungen zur Einsteifung der ruhig gestellten Gelenke führen können, z. B. durch Verklebung der Gelenkinnenhaut oder durch Verkürzung von Sehnen und Bändern. Daher ist eine Bewegungstherapie im Kniegelenk vor allem postoperativ von hoher Bedeutung, weil nur dann effektiv vermieden werden kann, dass z. B. eine Verkürzung der Kniebeuger stattfindet, die die Stehfähigkeit und somit auch die Möglichkeiten der Physiotherapie massiv einschränkt. - Daher liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Orthese vorzuschlagen, mit der die Muskulatur dynamisch unterstützt wird, d. h. besonders bevorzugt findet bei gleichzeitiger Dehnung der Beugemuskulatur eine Unterstützung der Streckmuskulatur statt.
- Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe bei einer Orthese der eingangs genannten Art dadurch gelöst, dass das Orthesengelenk ferner dazu eingerichtet ist, in Gelenksollstellung eine Relativbewegung der mindestens zwei Schalenteile zueinander zu ermöglichen, und dass die mindestens zwei Schalenteile mit einer wenn gewünscht arretierbaren Gasfeder verbunden sind, mit der die Schalenteile relativ zueinander bewegbar sind.
- Mit einer erfindungsgemässen Orthese sind sowohl Therapieeinheiten als auch der Einsatz dieser im Alltag gefahrlos möglich, da während des kompletten Bewegungsablaufs das Bewegungsausmaß der Orthese das physiologische Bewegungsausmaß des entsprechenden Gelenks im Körper nicht überschreitet und somit durch die geführte Bewegung eine pathologische Abweichung der am Gelenk beteiligten Knochen nicht erfolgen kann.
- In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Orthese mehrere Schalenteile auf, wobei benachbarte Schalenteile jeweils zur Aufnahme eines Körperteils beiderseits eines Gelenks, insbesondere auch einer Gelenkfehlstellung, ausgebildet und durch ein Orthesengelenk miteinander verbunden sind, und wobei jeweils benachbarte Schalenteile mit einer separat adaptierbarer Gasfeder verbunden sind. Dabei sind besonders bevorzugt die Leistungsmerkale aller Gasfedern aufeinander abgestimmt, um miteinander koordinierte Relativbewegungen aller Schalenteile zueinander zu bewirken.
- Bevorzugt verwendet werden hier Gasdruckfedern mit einer angemessenen Leistung, zum Beispiel im Bereich von 60 Newton bis 2000 Newton. Die verwendeten Gasfedern können ihre Leistung je nach Bedarf in Druck- oder in Zugrichtung entfalten und werden individuell für den Patienten ausgewählt und angepasst.
- ABBILDUNGSBESCHREIBUNG
- Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielshalber noch näher erläutert. Sie zeigt:
Eine Ansicht einer möglichen Ausführungsform mit den jeweiligen Relativstellungen der jeweiligen Orthesenteile zueinander. - Die dargestellte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Orthese weist drei Schalenteile (
1 ,2 ,3 ) auf – jeweils ein Schalenteil für Fuß, Unterschenkel und Oberschenkel. Diese benachbarten Schalenteile (1 ,2 ,3 ) sind jeweils durch ein Orthesengelenk (5 ) über Systemschienen (4 ) miteinander verbunden und an Gasfeder (6 ) angeschlossen. - Durch die Möglichkeit, die Federkraft zu lösen bzw die Gasfeder zu entkoppeln (z. B. durch einen Bowdenzugschalter, einen Kippschalter oder einen elektronischen Schalter (
9 )), besteht die Möglichkeit die Orthese auch in Fehlstellungen wie z. B. Beugekontrakturen, Spitzfuß etc. anzulegen. In ihrer relativen Sollstellung, d. h. in der Gelenksollstellung, sind die Schalenteile (1 ,2 ,3 ) relativ zueinander um ein vorgegebenes Maß, beispielsweise um einen vorgegebenen oder festgelegten Winkel, bewegbar. - Die Bewegungseinrichtung (
6 ) ist durch geeignete Adaptionen (7 ) mit variablen Befestigungspunkten (8 ) an den Schalenteilen (1 ,2 ,3 ) gelenkig befestigt. Sie weist im dargestellten Ausführungsbeispiel eine Gasfeder (6 ) auf. Die Gasfeder ist stufenlos steuerbar bzw. einstellbar und kann wahlweise mechanisch oder elektronisch gesteuert bzw. gesperrt/entsperrt werden. Die Gasfeder setzt ihre Kräfte wahlweise in Druck- oder in Zugrichtung frei. - In dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist die Gasfeder (
6 ) mit der Kolbenstange oder dem Zylinder durch eine Adaption (7 ) an dem Oberschenkelteil (1 ) gelenkig befestigt und über eine weitere Adaption (7 ) an dem Unterschenkelteil (2 ) gelenkig befestigt. Ebenso ist bei Bedarf eine zweite Gasfeder (6 ) mit der Kolbenstange oder dem Zylinder durch eine Adaption (7 ) an dem Unterschenkelteil (2 ) gelenkig befestigt und über eine weitere Adaption (7 ) an dem Fußteil (3 ) gelenkig befestigt. In beiden Fällen werden die Schalenteile (1 u.2 ) sowie Schalenteile (2 u.3 ) in gewünschtem Maße zueinander bewegt. - In der Zeichnung werden die Schalenteile (
1 ,2 und3 ) dargestellt. Wie das Oberschenkelschalenteil (1 ) mit dem Unterschenkelschalenteil (2 ) durch ein Orthesengelenk verbunden ist, so ist auch das Fußschalenteil (3 ) mit dem Unterschenkelschalenteil (2 ) in ähnlicher Weise durch ein Orthesengelenk verbunden. - Die Gasfedern zwischen Oberschenkelschalenteil und Unterschenkelschalenteil sowie Unterschenkelschalenteil und Fußschalenteil sind jeweils in ähnlicher Weise durch geeignete Adaptionen (
7 ) miteinander verbunden. Die Bewegung der jeweiligen Schalenteile zueinander findet um die Achse des jeweils überbrückten Orthesengelenks statt. - Die Gasfedern (
6 ) sind bei Bedarf an eine (nicht dargestellte) programmierbare Steuereinheit anschließbar. Für jede Gasfeder (6 ) sind die Steuerparameter, wie z. B. Bewegungsausmaß, Bewegungsunterstützung, Bewegungshemmung getrennt einstellbar. Hierdurch können die Gasfedern (6 ) unabhängig voneinander betrieben oder auch aufeinander abgestimmt werden, um miteinander koordinierte Bewegungen während der Bewegungstherapie durchzuführen. Beispielsweise können in den dargestellten Ausführungsformen die Bewegungen des Kniegelenks und des oberen Sprunggelenks aufeinander abgestimmt werden, so dass bestimmten Winkeln zwischen Unterschenkel und Oberschenkel gewünschte Winkel zwischen Unterschenkel und Fuß zugeordnet werden können. Auf diese Weise können Bewegungsabläufe innerhalb des Gangzyklus in einem Umfang, wie er bisher nicht möglich gewesen ist, unterstützt werden, um so eine Gehfähigkeit zu erreichen oder erhalten zu können. -
- 1
- Oberschenkelschalenteil
- 2
- Unterschenkelschalenteil
- 3
- Fußschalenteil
- 4
- Systemschiene
- 5
- Orthesengelenk
- 6
- Bewegungseinrichtung
- 7
- Adaptionen
- 8
- Befestigungspunkten
- 9
- Schalter
Claims (7)
- Orthese zur Unterstützung fehlender oder geringer Muskelkraft, mit mindestens einem ersten Schalenteil (
1 ) zur Aufnahme eines ersten an ein Gelenk (5 ) angrenzenden Körperteils, mindestens einem zweiten Schalenteil (2 ) zur Aufnahme eines zweiten Körperteils und einem dritten Schalenteil (3 ) zur Aufnahme eines dritten, auf der jeweils gegenüberliegenden Seite an das Gelenk (5 ) angrenzenden Körperteils, wobei das mindestens erste, das mindestens zweite und dritte Schalenteil durch ein Orthesengelenk (5 ) derart miteinander verbunden sind, dass die Schalenteile mit den aufgenommenen Körperteilen von einer Gelenkstellung in eine andere gewünschte physiologische Gelenkstellung bringbar sind. - Orthese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Orthesengelenk (
5 ) ferner dazu eingerichtet ist, in Gelenksollstellung eine Relativbewegung der Schalenteile zueinander zu ermöglichen, und dass Schalenteile mit mindestens einer, wenn gewünscht arretierbaren Gasfeder (6 ) verbunden sind, mit der die Schalenteile relativ zueinander bewegbar sind. - Orthese nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gasfeder (
6 ) stufenlos steuerbar bzw. einstellbar und wahlweise mechanisch oder elektronisch gesteuert bzw. gesperrt/entsperrt werden kann. - Orthese nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gasfeder (
6 ) ihre Kräfte wahlweise in Druck- oder in Zugrichtung freisetzen kann. - Orthese nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schalenteile verbindenden Gasfedern (
6 ) bei Bedarf durch eine programmierbare Steuereinheit hinsichtlich Bewegungsmaß, Bewegungsunterstützung und Bewegungshemmung veränderbar sind. - Orthese nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Gasfedern (
6 ) unabhängig von einander abgestimmt werden können, um koordinierte Bewegungen während der Bewegungstherapie zu realisieren. - Orthese nach Anspruch 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, dass die Möglichkeit, die Federkraft zu lösen bzw die Gasfeder zu entkoppeln durch einen Schalter besteht, der vorzugsweise ein Bowdenzugschalter, oder ein Kippschalter oder ein elektronischer Schalter ist, so dass die Orthese auch in Fehlstellungen angepasst oder korrigiert werden kann.
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---|---|---|---|
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DE201020006299 DE202010006299U1 (de) | 2010-04-30 | 2010-04-30 | Orthese mit Gasfedern zur Unterstützung geringer Muskelkraft bzw. Kompensation fehlender Muskelkraft |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE202010006299U1 true DE202010006299U1 (de) | 2010-08-19 |
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---|---|---|---|
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Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE202010006299U1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CN104983503A (zh) * | 2015-06-04 | 2015-10-21 | 上海崎耘投资管理有限公司 | 一种双髁膝关节矫形器 |
DE102021106790A1 (de) | 2021-03-19 | 2022-09-22 | Ikonum Gmbh & Co. Kg | Orthese |
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2010
- 2010-04-30 DE DE201020006299 patent/DE202010006299U1/de not_active Expired - Lifetime
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CN104983503A (zh) * | 2015-06-04 | 2015-10-21 | 上海崎耘投资管理有限公司 | 一种双髁膝关节矫形器 |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
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R207 | Utility model specification |
Effective date: 20100923 |
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R150 | Utility model maintained after payment of first maintenance fee after three years | ||
R150 | Utility model maintained after payment of first maintenance fee after three years |
Effective date: 20130514 |
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R151 | Utility model maintained after payment of second maintenance fee after six years | ||
R152 | Utility model maintained after payment of third maintenance fee after eight years | ||
R071 | Expiry of right |