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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen Fahrgastunterstand
mit zumindest einer Überdachung,
die Fahrgäste
insbesondere vor Regen schützen
soll. Derartige Fahrgastunterstände
können neben
einer Überdachung
wahlweise auch Seitenwände
aufweisen, um den seitlichen Einfall von Regen zu verhindern und
um Schutz vor Windböen
zu bieten. Die Überdachung
sowie die Seitenwände können transparente
Materialien aufweisen, beispielsweise durchsichtiges Glas oder durchsichtigen Kunststoff,
um dem Fahrgastunterstand aufgrund des einfallenden Lichts ein helles
Ambiente zu verleihen. Zudem bewirken derartige transparente Materialien,
daß die
Gesamtkonstruktion des Fahrgastunterstandes für den Betrachter sehr offen
und wenig kompakt wirkt, was häufig
wünschenswert
ist. Soll der Fahrgastunterstand hingegen Schutz vor der einfallenden
Sonne bieten, so können
die transparenten Materialien entweder getönt ausgeführt oder durch nicht-transparente
Materialien ersetzt werden, um auf diese Weise einen schattenspendenden
Unterstand zu erzeugen.
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Die
bekannten Fahrgastunterstände
haben sich in der Vergangenheit bewährt. Es ist jedoch stets wünschenswert,
diese weiter zu verbessern.
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Es
ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen verbesserten
Fahrgastunterstand der eingangs beschriebenen Art zu schaffen.
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Diese
Aufgabe wird gemäß der vorliegenden Erfindung
durch einen Fahrgastunterstand nach Anspruch 1 gelöst. Die
abhängigen
Ansprüche
beziehen sich auf individuelle Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Fahrgastunterstandes.
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Erfindungsgemäß umfaßt der Fahrgastunterstand
zumindest eine Überdachung,
die ein transparentes Material mit chromogenen Eigenschaften aufweist,
das als Reaktion auf äußere Einflüsse seine optischen
Transmissionseigenschaften reversibel ändert. Entsprechend dem Stimulus,
der die optischen Transmissionseigenschaften steuert, wird zwischen
thermochromen (Stimulus: Temperatur), photochromen (Stimulus: Licht),
elektrochromen (Stimulus: elektrisches Feld), piezochromen (Stimulus: Druck),
monochromen (Stimulus: Ionenkonzentration), biochromen (Stimulus:
biochemische Reaktion) und gasochromen (Stimulus: Gas) Materialien
unterschieden, wobei die hier gewählte Formulierung „Material
mit chromogenen Eigenschaften" sämtliche
der zuvor genannten chromogenen Materialien einschließt. Die äußeren Einflüsse, die
zu einer Änderung
der optischen Transmissionseigenschaften führen, können natürlichen Ursprungs sein, wie
beispielsweise durch einfallendes Sonnenlicht erzeugte Wärme (bei
thermochromen Materialien), oder wahlweise künstlich hervorgerufen werden,
was nachfolgend noch näher
erläutert
wird. Wirken derartige äußere Einflüsse auf
das transparente Material ein, so ändern sich seine optischen
Transmissionseigenschaften dahingehend, daß die Absorption und/oder die
Reflexion des einfallenden Lichtes verstärkt werden, was bevorzugt in
Abhängigkeit
von der Stärke des
einwirkenden Stimulus erfolgt. Je größer also der Stimulus ist,
desto größer wird
das Absorptions- und/oder Reflexionsvermögen des ursprünglich transparenten
Materials. Dieser Vorgang ist reversibel. Wird also der Stimulus
umgekehrt, so verringert sich entsprechend das Absorptions- und
Reflexionsvermögen
des Materials, bis es wieder seine optischen Transmissionseigenschaften
aufweist.
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Auf
diese Weise kann bestimmt werden, ob der Fahrgastunterstand mit
Sonnenlicht durchflutet werden oder Schatten spenden soll, wobei
der Eindruck einer offenen Konstruktion aufgrund des transparenten
Materials zumindest an kühleren
Tagen erhalten bleibt.
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Der
erfindungsgemäße Fahrgastunterstand kann
zudem Seitenwände
aufweisen, die ein solches Material mit chromogenen Eigenschaften
umfassen. Entsprechend lassen sich dann auch die Transmissionseigenschaften
der Seitenwände
reversibel verändern.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung ändert
das Material als Reaktion auf äußere Einflüsse seine
Farbe, beispielsweise von farblos-transparent in blau-transparent oder
dergleichen.
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Ferner
umfaßt
das Material bevorzugt Glas und/oder Kunststoffe.
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Schließlich kann
der erfindungsgemäße Fahrgastunterstand
einen Lichtsensor und/oder einen Temperatursensor umfassen, um basierend
auf zuvor festgelegten Kriterien den Zeitpunkt zu definieren, wann
die o. g. Reaktion zur Änderung
der optischen Transmissionseigenschaften des transparenten Materials
hervorgerufen werden soll.
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Nachfolgend
wird die vorliegende Erfindung anhand zweier beispielhafter Ausführungsformen des
erfindungsgemäßen Fahrgastunterstandes
unter Bezugnahme auf die beiliegende Zeichnung näher beschrieben.
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Die
Zeichnung zeigt eine perspektivische Ansicht eines Ausführungsbeispiels
eines erfindungsgemäßen Fahrgastunterstandes 10.
Der Fahrgastunterstand 10 weist eine Gerüstkonstruktion 12 auf,
an der Seitenwände 14 sowie
eine Überdachung 16 gehalten
sind. Die Überdachung 16 ist
aus einem transparenten ionochromen Material ausgebildet, das durch
Ioneneinbau oder -ausbau von einem farblosen transparenten Zustand
in einen absorbierenden oder reflektierenden Zustand überführt werden kann.
Das ionochrome Material ist aus zwei voneinander beabstandeten Glasplatten
gebildet, die zwischen sich einen Zwischenraum ausbilden. Auf einer der
beiden Glasplatten wird auf einer zum Zwischenraum weisenden Oberfläche eine
Schicht Wolframtrioxid (WO3) und ein Katalysator,
wie beispielsweise Platin, Palladium oder Rhodium aufgebracht. Wird nun
Wasserstoff in den Hohlraum zwischen den Glasplatten eingepumpt,
so bewirkt der Katalysator eine Aufspaltung des H2-Moleküls in atomaren
Wasserstoff, der dann in die Wolframtrioxidschicht hineindiffundiert.
Die in die Wolframtrioxidschicht hineindiffundierenden Wasserstoffionen
bewirken eine Reduktion des 6-fach positiven Wolframs im Wolframtrioxid
zum 5-fach positiven Wolfram im HWO3. Damit entsteht
eine starke Absorption im nahen Infraroten, die bis in den sichtbaren
roten Spektralbereich ausstrahlt. Daher erscheint eine derart geschaltete Schicht
kräftig
blau in Durchsicht. Um den zuvor beschriebenen Prozeß umzukehren,
wird Sauerstoff zwischen die Glasplatten eingepumpt, woraufhin die Färbung aufgehoben
und die Glasplatten wieder durchsichtig sind. Anstelle der Glasplatten
können natürlich auch
transparente Kunststoffe oder dergleichen verwendet werden. Zum
Schalten der optischen Transmissionseigenschaft des chromogenen
Materials verfügt
der Fahrgastunterstand 10 gemäß der zuvor beschriebenen Ausführungsform über eine
Pumpe, die mit einem entsprechenden Wasserstoffbehälter und
einem entsprechenden Sauerstoffbehälter verbindbar ist, um wahlweise
Wasserstoff oder Sauerstoff in den Zwischenraum zwischen den beiden Glasplatten
zu pumpen.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Fahrgastunterstandes 10 umfaßt die Überdachung 16 ebenfalls
ein transparentes Material mit chromogenen Eigenschaften, das im schichtweisen
Aufbau der Reihe nach eine transparente Elektrode, einen Ionenleiter,
einen Ionenspeicher und eine weitere transparente Elektrode umfaßt. Hier
werden durch Anlegen einer Spannung Wasserstoffionen in das Wolframtrioxid
gezogen, die dort die unter Bezugnahme auf das erste Ausführungsbeispiel
beschriebenen Reaktionen auslösen,
durch die sich die Wolframtrioxidschicht kräftig blau in Durchsicht verfärbt. Wird
die Spannung abgeschaltet, behält
die geschaltete Scheibe ihre Einfärbung. Die Entfärbung wird
durch eine Spannungsumkehr erreicht, die Wasserstoffionen wieder
aus der Schicht herauszieht. Das Grundprinzip entspricht also dem
der ersten Ausführungsform,
wobei das chromogene Material vorliegend nicht gasochrom sondern
elektrochrom geschaltet wird.
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Um
in Bezug auf beide der zuvor beschriebenen Ausführungsformen den Schaltzeitpunkt
zu bestimmen, kann der erfindungsgemäße Fahrgastunterstand 10 beispielsweise
einen Lichtsensor aufweisen, der, sobald das von im detektierte
Licht einen Grenzwert übersteigt,
den Schaltvorgang mittelbar oder unmittelbar einleitet. Alternativ
kann auch ein Temperatursensor vorgesehen sein, der bei Überschreiten
einer vorbestimmten Temperatur den Schaltvorgang einleitet.
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Es
sollte klar sein, daß die
zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiele
nicht einschränkend
sind. Vielmehr sind Modifikationen und Änderungen möglich, ohne den Schutzbereich
der vorliegenden Erfindung zu verlassen, der durch die beiliegenden
Ansprüche
definiert ist. Insbesondere kann die Überdachung 16 auch
andere chromogene Materialien umfassen, wie beispielsweise thermochrome
oder photochrome Materialien. Ferner kann die Schaltung der chromogenen
Materialien anstelle von mittelbar auch unmittelbar erfolgen.
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- 10
- Fahrgastunterstand
- 12
- Gerüstkonstruktion
- 14
- Seitenwände
- 16
- Überdachung