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Stand der
Technik
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Quarzmikrowaagen
(QCM, Quarz Crystal Microbalances) sind sowohl bei der Anwendung
in Gasen als auch in Flüssigkeiten
inzwischen weit verbreitet. Eine QCM besteht aus einem Quarzscheibchen
in einer entsprechenden Halterung bzw. Meßzelle, dem eigentlichen Sensor,
sowie einem elektronischen Gerät,
das die Schwingung anregt und die Resonanzfrequenz des Quarzes bestimmt.
Dabei wird häufig
das ganze System, oft aber auch nur das Gerät selbst als QCM bezeichnet.
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Das
Meßprinzip
basiert auf dem reziproken piezoelektrischen Effekt. Ein elektrisches
Feld, angelegt durch Metallelektroden auf beiden Seiten des Quarzscheibchens
führt zu
einer mechanischen Verformung des Quarzes. Durch eine Wechselspannung läßt sich
der Quarz zu einer mechanischen Schwingung anregen, für die bei
gewissen Frequenzen der Resonanzfall eintritt. Die Resonanzfrequenz
ist abhängig
von der Dicke des Quarzscheibchens, je dicker das Scheibchen ist,
desto niedriger ist die Frequenz. Wird die Dicke bzw. Masse des
Quarzes durch Effekte während
eines Experiments vergrößert, z.B.
durch Adsorption eines Stoffes, kann dies durch die Frequenzänderung
festgestellt werden.1
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Neben
vielen anderen Anwendungen (Immunosensoren, Adsorption oberflächenaktiver
Substanzen 2) werden Quarzmikrowaagen zunehmend
bei elektrochemischen Messungen eingesetzt.1 In
diesem Fall wird eine der Metallelektroden auf dem Quarz als Arbeitselektrode
verwendet. Neben den üblichen
Strom-Spannungs-Kurven sind so weitere Aussagen möglich. So
kann in der Elektroplattierung die Stromausbeute bestimmt werden,
also der Anteil des Stroms der wirklich zur Metallabscheidung und nicht
zur Gasentwicklung führt.
Diese Ergebnisse sind von großem
wirtschaftlichem Interesse, da in manchen angewandten Verfahren
wie bei der Abscheidung von Chrom die Stromausbeute in Bereichen
von 10 bis 20 % liegt, also 80 bis 90 % der elektrischen Energie
durch meist unerwünschte
Gasentwicklung verloren gehen. In allen Bereichen der Elektrochemie
bietet sich durch den Einsatz von Quarzmikrowaagen ein Gewinn an
Informationen über
Art der Elektrodenreaktionen.
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Der
typische Versuchsaufbau für
elektrochemische QCM-Messungen besteht aus der QCM selbst, einem
elektrochemischen Meßsystem
und der Meßzelle.
Das elektrochemische Meßsystem wird
dabei häufig
als Potentiostat oder Galvanostat betrieben.3
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QCM
sind von mehreren Herstellern erhältlich, z.B.
Maxtek Inc.,
11980 Telegraph Road, Suite 104, Santa Fe Springs, CA 90670, USA
Internet:
www.maxtekinc.com
SI Scientific Instruments GmbH, Römerstr.
67, 82205 Gilching
Internet: www.si-gmgbh.de
AMETEK Princeton
Applied Research, 801 South Illinois Avenue, Oak Ridge, TN U.S.A.
Internet:
www.princetonappliedresearch.com
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Einige
dieser Geräte
verfügen über Schnittstellen,
mit denen analoge Daten mit aufgezeichnet werden können oder
die Meßdaten
als Analogsignal ausgegeben werden. Auch eine Kontaktierung der Quarzelektroden über einen
Eingang der QCM ist je nach Ausführung
möglich.
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Entsprechende
Meßzellen
werden entweder von den QCM-Herstellern angeboten oder vom Anwender
selbst aufgebaut.4
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Elektrochemische
Meßsysteme
sind ebenfalls von mehreren Herstellern verfügbar, z.B. Autolab-Serie von
Eco Chemie B.V., P.O. Box 85163, 3508 AD Utrecht, The Netherlands
Internet:
www.ecochemie.nl
ZAHNER-elektrik GmbH & Co. KG, Postfach 1846 – D-96308
Kronach
Internet: www.zahner.de
AMETEK Princeton Applied
Research, 801 South Illinois Avenue, Oak Ridge, TN U.S.A.
Internet:
www.princetonappliedresearch.com
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Diese
Meßsysteme
verfügen
je nach Ausführung über zusätzliche
analoge Eingänge,
die zur Aufzeichnung von Signalen genutzt werden können. Monitor-Ausgänge für Strom
und Spannung zur externen Datenerfassung sind ebenfalls bei einigen
Geräten
vorhanden.
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Problem
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Für elektrochemische
QCM-Messungen ist eine simultane Durchführung der QCM-Messung und des
elektrochemischen Experiments essentiell. Dies erfordert sowohl
eine simultane Steuerung der Meßsysteme
als auch eine simultane Datenerfassung.
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Die
literaturbekannten Lösungen
dieses Problems bestehen in einer externen Verschaltung handelsüblicher
QCM und elektrochemischer Meßsysteme,
die mit mehr oder minder großem
Aufwand vom Anwender selbst durchgeführt werden muß. Dabei treten
zahlreiche Probleme auf. Die Arbeitselektrode der Meßzelle ist
sowohl Bestandteil der Oszillatorschaltung der QCM als auch des
Meßstromkreises des
elektrochemischen Meßsystems,
beide Stromkreise müssen
also verbunden werden. Je nach Konstruktion der einzelnen Geräte können dabei
Masseschleifen auftreten, die die Messungen stören oder gar unmöglich machen.
Die Bestimmung der Resonanzfrequenz mit Fehlern von unter 1 ppm
ist für sinnvolle
QCM-Messungen notwendig.
Dazu muß die
Impedanz, also der komplexe Wechselstromwiderstand des Quarzes mit
hoher Genauigkeit bestimmt werden. Bei einer Kopplung mit einem
elektrochemischen Meßsystem
liegt aber dessen Impedanz parallel zu der des Quarzes im Stromkreis.
Sollte sich die Impedanz des elektrochemischen Meßsystems während der
Messung, z.B. durch eine Meßbereichumschaltung ändern, stört dies
die Resonanzfrequenzmessung erheblich.
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Weiterhin
ist zu beachten, daß eine
Einspeisung der hochfrequenten QCM-Signale (typisch 1 bis 15 MHz)
in die elektrochemischen Meßsysteme durch
deren begrenzte Bandbreite ebenfalls scheitern kann. Hier sind außerdem Phasenfehler
durch die Schaltungstechnik des elektrochemischen Meßsystems
zu befürchten.
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Ebenfalls
problematisch ist die simultane Erfassung der QCM- sowie der elektrochemischen Meßdaten.
Die beiden Meßsysteme
zeichnen jeweils ihre Meßdaten
auf, die der Benutzer anschließend von
Hand synchronisieren muß,
was fehlerträchtig und
zeitraubend ist. Eine Verbesserung bringt die Nutzung der zusätzlichen
Ein- und Ausgänge
der beiden Meßsysteme.
So ist es beispielsweise mit der Maxtek RQCM möglich, die Strom- und Spannungsinformation
der Autolab-Geräte
zu digitalisieren und zusammen mit den QCM-Daten zu erfassen. Dabei werden die
analogen Monitorausgänge
des Autolabs genutzt, was jedoch ebenfalls zu einem Problem führt. Die
Strommessung des Autolabs erfolgt in einzelnen Meßbereichen,
die jeweils eine Größenordnung
(z.B. 10 μA
/ 100 μA
/ 1 mA) umfassen. Diese werden während
der Messung von der Steuersoftware automatisch umgeschaltet, um
eine optimale Digitalisierung des Stroms zu erreichen.
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Dies
ist bei der Datenerfassung mit der QCM aber nicht möglich, da
der Strom am Monitorausgang des Autolabs immer als Bruchteil des
aktuellen Strombereichs angegeben wird. Ein Umschalten des Meßbereichs
führt also
zur Umskalierung des Stroms, was bei der Datenerfassung der QCM
nicht berücksichtigt
wird. Dadurch läßt sich
der Strom nicht mehr sinnvoll auswerten. Deshalb muß bei diesem Meßaufbau
der Strombereich bereits vor Beginn der Messung fest eingestellt
werden. Dies erfordert aber eine genaue Kenntnis des Meßobjekts,
die meist nur durch vorher durchgeführte Experimente zu erhalten ist,
was aber einen erheblichen Aufwand mit sich bringt.
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Ebenfalls
nachteilig dabei ist die doppelte Wandlung von digital auf analog
und wieder auf digital. Die begrenzte Genauigkeit und Dynamik der
A/D- und D/A-Wandler reduzieren die Genauigkeit der Meßdaten ohne
wirkliche Notwendigkeit.
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Dieses
Problem tritt auch beim QCA922 Quartz Crystal Analyzer von Princeton
Applied Research auf, wenn Experimente zusammen mit einem Potentiostaten
aus dem gleichen Hause mit der Steuersoftware PowerSuite durchgeführt werden.
Auch hier werden die Daten der QCM als Analogsignal vom Potentiostaten
eingelesen.
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Dieses
Problem wird durch den Einsatz der WinEchem-Software gelost, jedoch
bleiben die Probleme bei der elektrischen Verbindung der beiden
separaten Meßsysteme.
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Rodahl5 sieht zwar prinzipiell in Anspruch 7 den
Einsatz der QCM in einer elektrochemischen Zelle vor, allerdings
wird auf die Kopplung der Meßsysteme
nicht eingegangen. Alle zuvor beschriebenen Probleme treten also
hier auf, ohne daß eine
Lösung genannt
wird.
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Lösung und
erreichte Vorteile
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Die
Lösung
des Problems besteht in einer QCM, mit integriertem elektrochemischen
Meßsystem.
Da die QCM und das elektrochemische Meßsystem in ihrer Schaltungstechnik
aufeinander abgestimmt sind, werden elektrische Probleme vermieden.
Die einzelnen Schaltungsteile sind so ausgelegt, daß negative
Einflüsse
minimiert werden. Das Entfallen einer externen Verkabelung der Meßsysteme
unterbindet den Einfluß von
Leitungskapazitäten und
Störeinflüsse durch
unzureichende Abschirmung, Diskontinuitäten der Kabelimpedanz etc..
Die synchrone Aufzeichnung der Meßdaten ist durch die Koppelung
ebenfalls problemlos realisierbar. Die internen Schnittstellen zwischen
QCM und elektrochemischen Meßsystem
werden so gestaltet, daß keinerlei
Anpassung der Signale notwendig ist. Besonders vorteilhaft ist die
Ausführung
der Schnittstellen als digitaler Datenbus, weil dadurch eine maximale Verknüpfung der
beiden Datenquellen hergestellt wird. Dies umgeht auch die unsinnige
Wandlung von digital vorhandenen Daten in analoge Form und die erneute
Digitalisierung mit den dadurch bedingten Fehlern. Durch die Integration
des elektrochemischen Meßsystems
in die QCM können
beide Funktionalitäten über nur
eine Schnittstelle an eine Datenverarbeitungsanlage angebunden werden.
Auf der Datenverarbeitungsanlage kann eine Steuersoftware so leicht
beide Funktionalitäten
nutzen, was die Kontrolle der Experimente sowie die Erfassung und
Visualisierung der Daten erheblich vereinfacht.
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Ausführungsbeispiele
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Beispiel 1 – siehe
Abbildung 1:
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Das
elektrochemische Meßsystem
ist in die QCM integriert. Der Anschluß der Meßzelle erfolgt über eine
Dreielektrodenanordnung bestehend aus Arbeitselektrode, Referenzelektrode
und Gegenelektrode sowie eine weitere Verbindung für die zweite Quarzelektrode.
Das Meßsystem
wird von einem oder mehreren Mikrokontrollern gesteuert. Diese sind über eine
geeignete Schnittstelle, beispielsweise Firewire (IEEE 1394), USB,
GPIB (IEEE 488), RS-232,
SPI, I2C mit einem PC verbunden, über die sowohl
Steuerbefehle für
die Durchführung
der Messung als auch die erhaltenen Meßdaten von QCM und elektrochemischem
Meßsystem übertragen
werden. Auf dem PC läuft
eine entsprechende Software, die die Messung gemäß den Benutzereingaben steuert,
die Daten visualisiert und aufzeichnet.
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Das
elektrochemische Meßsystem
ist als Potentiostat ausgeführt,
wobei die Sollspannung mit einem D/A-Wandler erzeugt wird, der von
einem Mikrokontroller angesteuert wird. Der Zellstrom wird nach geeigneter
Meßwertumformung
mit einem A/D-Wandler digitalisiert und durch den Mikrokontroller über die
Schnittstelle ausgegeben.
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Beispiel 2 – siehe
Abbildung 2:
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Die
QCM mit integriertem elektrochemischen Meßsystem ist über eine
geeignete Schnittstelle, beispielsweise Firewire (IEEE 1394), USB,
GPIB (IEEE 488), RS-232, SPI, I2C mit einem
PC verbunden. Schnittstellenkarten für die genannten Schnittstellen sind
kommerziell erhältlich,
bzw. bereits standardmäßig in PCs
integriert.
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Das
elektrochemische Meßsystem
ist als Galvanostat ausgeführt,
wobei der Zellstrom aus einer Steuerspannung abgeleitet wird. Die
Steuerspannung wird mit einem D/A-Wandler erzeugt, der von einem
Mikrokontroller angesteuert wird. Die Zellspannung wird nach geeigneter
Meßwertumformung
mit einem A/D-Wandler digitalisiert, der ebenfalls durch den Mikrokontroller
gesteuert wird.
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Die
Meßzelle
wird über
zwei Elektroden für den
Galvanostaten sowie einem weiteren Kontakt für die Rückseite des Quarzes mit den
Meßgeräten verbunden.
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Die
komplette Steuerung erfolgt durch eine Software auf dem PC, die
auch alle Meßdaten
synchron aufzeichnet und eine Visualisierung sowie den Export der
Meßdaten
in andere Software ermöglicht.
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Beispiel 3:
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Das
Gerät besteht
aus mehreren Modulen, einem CPU-Modul, einem QCM-Modul und einem elektrochemischen
Meßmodul.
Das CPU-Modul übernimmt
die Kommunikation mit dem PC über
geeignete Schnittstellen, beispielsweise Firewire (IEEE 1394), USB,
GPIB (IEEE 488), RS-232, SPI, I2C und die
Steuerung der anderen Module für
die einzelnen Meßaufgaben.
Die einzelnen Module sind miteinander in einem proprietären Bussystem
miteinander verbunden, das sowohl Leitungen für digitale Daten (Steuerbefehle,
Meßdaten)
als auch analoge Daten (Durchschleifen der Meßsignale) besitzt. Dabei werden
lediglich durch das Einstecken der einzelnen Module sämtliche
zum Betrieb notwendigen Verbindungen hergestellt. Eine externe Verdrahtung
zwischen QCM und elektrochemischen Meßsystem ist nicht erforderlich.
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Die
elektrochemischen Module können
je nach Wunsch als Potentiostat oder Galvanostat ausgeführt werden.
Die Anbindung an die Zelle erfolgt je nach Modul mittels zwei, drei
oder mehrerer Elektrodenanschlüsse
sowie einer Verbindung zur Quarzrückseite.
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Literatur
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- 1. D. A. Buttry, Chem. Rev. 92, 1355, (1992).
- 2. C.K. O'Sullivan,
G.G. Guilbault, Biosensors & Bioelectronics
14, 663 (1999).
- 3. D. A. Buttry in Electroanalytical Chemistry, A. J. Bard,
Editor, 17, p.1, Dekker Inc., New York, (1991).
- 4. W. Koh, W. Kutner, M.T. Jones, K.M. Kadish, Electroanalysis
5, 209, (1993).
- 5. M. Rodahl, European Pat. EP 0 775 295 B1 (2000).