DE19954950A1 - Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in Verteilnetzen - Google Patents
Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in VerteilnetzenInfo
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Abstract
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in elektrischen Verteilnetzen. Dabei wird zunächst in konventioneller Weise ein Grenzwert wenigstens einer gewählten Kenngröße festgelegt, jeweils seine - je nach Kenngrößenart - Unter- oder Überschreitung überwacht und zur Kurzschlußerkennung verwendet. DOLLAR A Zur Verbesserung der Unterscheidung zwischen Kurzschlüssen und lediglich kurzschlußähnlichen Ereignissen wird außerdem ein Unsicherheitsbereich der Werte der jeweiligen Kenngröße festgelegt. Dabei werden innerhalb diesem Unsicherheitsbereich auftretende Werte der Kenngröße unter Verwendung künstlicher neuronaler Netze, denen fortlaufend aus geeigneten Meßwerten ermittelte diskrete Abtastwerte zugeführt werden, bezüglich des Vorliegens einer Kurzschlußsituation beurteilt, und es wird durch kombinierte Auswertung der Ergebnisse dieser Grenzwert- und Unsicherheitsbereich-Überwachungen auf das Vorliegen eines Kurzschlusses geschlossen.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in
elektrischen Verteilnetzen, insbesondere der 10 kV bis 20 kV Spannungsebene sowie
die sichere Unterscheidung eines solchen Ereignisses von einem betriebsmäßigen
Überstrom (z. B. durch Motoranlauf) zur selektiven Abschaltung eines eventuellen
Fehlers.
In Energieverteilungs- und Übertragungsnetzen sind zur Wahrung der Versorgungs
qualität und zum Schutz der Betriebsmittel Schutzeinrichtungen im Einsatz, deren
Aufgabe darin besteht, einen eventuellen Fehler auf einer Übertragungsleitung oder
an einem Betriebsmittel, dem sie zugeordnet sind, zu erkennen und gegebenenfalls
deren selektive Abschaltung zu veranlassen.
Das Funktionsschema einer solchen Schutzeinrichtung läßt sich grundsätzlich in die
Einzelaufgaben
- - Erkennung eines eventuellen Fehlers,
- - Klassifikation des Fehlers,
- - Ortung des Fehlers, sowie
- - Möglichst selektives Abschalten der fehlerhaften Komponente
einteilen, welche nacheinander abgearbeitet werden. Die Erfindung bezieht sich auf
den 1. Teil, die Erkennung eines eventuellen Fehlers.
Moderne Schutzeinrichtungen basieren auf digitaler Rechentechnik, d. h. geeignete
Rechenverfahren analysieren die gemessenen Strom- und/oder Spannungssignale
einer zu schützenden Leitung oder Komponente und treffen eine Entscheidung, ob
ein Kurzschluß vorliegt oder nicht.
Folgende Verfahren sind bekannt:
- 1. Überstromerkennung, d. h. der Strom in den drei Leitern eines Drehstromnetzes wird kontinuierlich überwacht und bei Überschreiten eines zuvor festzulegenden Grenzwertes erfolgt - gegebenenfalls mit einer geringfügigen Zeitverzögerung - die Fehlermeldung.
- 2. Unterimpedanzmessung, d. h. aus den Strom- und Spannungswerten an der Meßstelle wird anhand geeigneter Rechenverfahren kontinuierlich eine Impedanz bestimmt. Wenn der Impedanzwert einen zuvor eingestellten Grenzwert unter schreitet, wird dies als Kriterium für einen Kurzschluß angesehen.
- 3. Erdstromerkennung, d. h. die Summe des Stromes in den 3 Phasen wird kontinu ierlich überwacht und ein Überschreiten eines festzulegenden Grenzwertes wird als Kriterium für einen Fehler angesehen. Dieses Verfahren funktioniert nur bei Fehlern mit Erdberührung.
- 4. "I über di Erkennung", d. h. der Momentanwert sowie die mathematische Ableitung des Stromes nach der Zeit wird kontinuierlich überwacht. Wenn eine zuvor fest zulegende Fläche in einem entsprechenden Diagramm geschnitten wird, ist dies ein Kriterium für einen Kurzschluß. Dieses Verfahren findet insbesondere bei dem bekannten Is-Begrenzer Anwendung.
- 5. Kontinuierliche Prädiktion der Stromwerte, d. h. es wird mit Hilfe geeigneter Ver fahren kontinuierlich zum Zeitpunkt t ein Stromwert für den Zeitpunkt t + Δt be rechnet. Zum Zeitpunkt t + Δt ist der tatsächliche Stromwert als Meßwert vorhan den. Übersteigt die Differenz von Schätzwert und Meßwert einen zuvor festzule genden Betrag, ist dies ein Kriterium für einen Kurzschluß. Als geeignete Schätz verfahren werden in der Literatur u. a. neuronale Netze, aber auch Korrelations verfahren erwähnt.
- 6. Differenzenverfahren, d. h. die Ein- und Ausgangssignale eines zu schützenden Betriebsmittels werden kontinuierlich verglichen. Übersteigt die Differenz zwi schen Ein- und Ausgang unter Berücksichtigung der im normalen Betrieb auftre tenden Unterschiede einen festzulegenden Wert (es können z. B. Ströme, aber auch Leistungen miteinander verglichen werden), wird dies als Kriterium für einen Kurzschluß verwandt.
Nachteil dieser bekannten Verfahren ist, daß sie die Entscheidung, ob ein Kurz
schluß vorliegt oder nicht, letztendlich anhand eines vom Anwender anzugebenden
Grenzwertes treffen. Zur sicheren Abgrenzung eines Kurzschlusses von einem be
triebsmäßigen und kurzzeitigen Überstrom ist es notwendig, daß ein eventueller
Kurzschlußstrom deutlich über dem betriebsmäßigen Überstrom liegt. Dies ist in
Übertragungsnetzen der Spannungsebene 110 kV und darüber in der Regel gege
ben, bei Verteilnetzen der Spannungsebenen < = 20 kV kann dies nicht vorausgesetzt
werden, insbesondere, wenn diese in einer geschlossenen Ringstruktur betrieben
werden.
Bezüglich einer möglichst kurzen Unterbrechung der Energieversorgung im Fehler
falle ist eine geschlossene Ringstruktur aufgrund der hier vorhandenen Redundanz
allerdings sehr vorteilhaft, wird aber von den meisten Netzbetreibern aus den oben
genannten Gründen nicht praktiziert.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Kurzschlußerken
nung in elektrischen Verteilnetzen anzugeben, das eine verbesserte Unterscheidung
zwischen Kurzschlüssen und lediglich kurzschlußähnlichen Ereignissen im Netz er
möglicht.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in Ver
teilnetzen gelöst, das die im Anspruch 1 angegebenen Merkmaie aufweist. Vorteil
hafte Ausgestaltungen sind in weiteren Ansprüchen angegeben und der weiteren
Beschreibung, insbesondere anhand der Fig. 1 zu entnehmen.
Fig. 1 zeigt ein Funktionsschema zum erfindungsgemäßen Verfahren. Dabei werden
Meßwerte sowohl einer Einrichtung zur konventionellen Kurzschlußerkennung zu
geführt, als auch neuronalen Netzen. Die durch Grenzwerte festgelegten Wertebe
reiche für die Entscheidungszone "Fehler" bzw. "kein Fehler" sind enger als bei be
kannten Verfahren wählbar, da ein zusätzlicher, dazwischen liegender Bereich "viel
leicht Fehler" definiert wird, innerhalb dem mittels der neuronalen Netze entschieden
wird, ob ein Fehler (Kurzschluß) vorliegt. Mittels eines nachgeschalteten Auswertung
der Ergebnisse der beiden Entscheidungspfade erfolgt eine sichere Entscheidung,
ob eine Fehlersituation vorliegt.
Besonders vorteilhaft ist eine erfindungsgemäße Adaption der oben genannten Me
thode 4 (i über di), der quasi ein auf künstlichen neuronalen Netzen basierender Ent
scheidungspfad parallel geschaltet wird.
Im i/di-Diagramm werden anstelle der bisher verwendeten 2 Entscheidungszonen
("Fehler" - "kein Fehler") insgesamt 3 Zonen eingeführt, nämlich: "Fehler" - "vielleicht
Fehler" - "kein Fehler". Falls die dritte Zone "vielleicht Fehler" geschnitten wird, sind
für jeden der 3 Leiter die Meßwerte der Leiterströme sowie deren Ableitung je einem
künstlichen neuronalen Netz als diskrete Abtastwerte zuzuführen, wobei das Daten
fenster sowohl einen Zeitbereich vor als auch nach Fehlereintritt beinhaltet. Für den
Fall einer Abtastfrequenz von 1 kHz würden sich bei einem betrachteten Zeitbereich
von 10 ms vor und 10 ms nach Fehlereintritt eine Datenfensterbreite von 20 ms mit 20
Abtastwerten ergeben.
Anhand des in einem Anlernprozeß erworbenen "Wissens", das insbesondere auch
die typischen Verläufe von kurzschlußähnlichen Ereignissen umfaßt, ist das neuro
nale Netz in der Lage, das fragliche Ereignis in die Kategorie "Fehler" bzw. "kein
Fehler" einzuordnen. Ein mit dem Backpropagation-Algorithmus angelerntes Multi
layer-Perceptron mit maximal 2 Zwischenschichten ist ein geeigneter Typ vom neu
ronalen Netz für eine solche Aufgabe.
Der Anlernprozess eines solchen neuronalen Netzes, der vor Inbetriebnahme einer
solchen Schutzeinrichtung obligatorisch ist, muß zunächst anhand einer geeigneten
Zahl (< 500) von digitalen Simulationen entsprechender Ereignisse im Netz erfolgen.
Diese Ereignisse müssen sowohl Kurzschlüsse als auch kurzschlußähnliche Ereig
nisse umfassen.
In einem weiteren Schritt besteht die Möglichkeit, ein neuronales Netz anhand realer
Meßdaten nachlernen zu lassen, somit zu optimieren und den Gegebenheiten der
jeweiligen Netzumgebung anzupassen. Dies kann einerseits anhand bereits vorhan
dener Aufzeichnungen von Meßdaten geschehen, die allerdings eher selten zur
Verfügung stehen. Eine vorteilhaftere Variante ist, die Schutzeinrichtung mit einem
Speicher für die Meßwerte von Ereignissen im Netz zu versehen. Wenn genügend
Ereignisse aufgetreten sind, können diese in einem individuellen Lernprozess zur
automatischen Optimierung des neuronalen Netzes verwendet werden. Dies ist ins
besondere in industriellen Netzen von Vorteil, wo sehr charakteristische Rückwirkun
gen von Motoren auftreten, die in jedem Netz verschieden sein können.
Das hier für die Methode 4 beschriebene Verfahren ist prinzipiell auch auf Methode 1
und 2 anwendbar, d. h. anstelle eines festen Grenzwertes wird eine Unsicherheitszo
ne für zweifelhafte Entscheidungen definiert, die von einem neuronalen Netz getrof
fen werden.
Claims (5)
1. Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in elektrischen Verteilnet
zen, wobei
- a) ein Grenzwert wenigstens einer gewählten Kenngröße festgelegt, jeweils seine - je nach Kenngrößenart - Unter- oder Überschreitung überwacht und zur Kurzschlußerkennung verwendet wird,
- b) zusätzlich ein Unsicherheitsbereich der Werte der jeweiligen Kenngröße festgelegt wird, wobei innerhalb diesem Unsicherheitsbereich auftretende Werte der Kenngröße unter Verwendung künstlicher neuronaler Netze, de nen fortlaufend aus geeigneten Meßwerten ermittelte diskrete Abtastwerte zugeführt werden, bezüglich des Vorliegens einer Kurzschlußsituation beur teilt werden, und
- c) durch kombinierte Auswertung der Ergebnisse dieser Grenzwert- und Unsi cherheitsbereich-Überwachungen auf das Vorliegen eines Kurzschlusses geschlossen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Ein
satz eines verfahrensgemäß arbeitenden Kurzschlußerkennungssystems, dessen
neuronalen Netz oder Netzen in einer Anlernphase eine ausreichende Zahl von
Meßwerten oder Werten aus digitalen Simulationen, sowohl von Kurzschlußereignis
sen, als auch von davon zu unterscheidenden kurzschlußähnlichen Ereignissen zu
geführt werden.
3. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Kenngrößen sowohl Momentanwerte des elektrischen Stromes
oder der Impedanz oder des Erdstromes als auch jeweils die mathematische Ablei
tung nach der Zeit verwendet werden.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein mit dem Backpropagation-Algorithmus angelerntes Multilayer-
Perceptron mit zwei Zwischenschichten als geeigneter Typ neuronaler Netze ver
wendet wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß während der Anwendung des Verfahrens eine Optimierung durchge
führt wird, wobei in einem Speicher erfaßte Meßergebnisse mehrerer realer Ereignis
se für einen wiederholten Lernprozess der neuronalen Netze verwendet werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999154950 DE19954950A1 (de) | 1999-11-16 | 1999-11-16 | Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in Verteilnetzen |
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DE1999154950 DE19954950A1 (de) | 1999-11-16 | 1999-11-16 | Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in Verteilnetzen |
Publications (1)
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DE1999154950 Withdrawn DE19954950A1 (de) | 1999-11-16 | 1999-11-16 | Verfahren zur Erkennung eines Kurzschlusses in Verteilnetzen |
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- 1999-11-16 DE DE1999154950 patent/DE19954950A1/de not_active Withdrawn
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