DE19951266C1 - Schiefziehkorrektur an einer elektromechanischen Fahrzeug-Bremsanlage - Google Patents
Schiefziehkorrektur an einer elektromechanischen Fahrzeug-BremsanlageInfo
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Abstract
Eine elektromechanische Bremsanlage an einem zweispurigen Fahrzeug weist eine Zentraleinheit (18) und an allen vier Rädern (4a, 4b, 4c, 4d) Bremsaktuatoren (2a, 2b, 2c, 2d) auf, die über eine Busverbindung (20) miteinander kommunizieren. DOLLAR A Mit Hilfe folgender Verfahrensschritte erfolgt eine dynamische Korrektur des Schiefziehens: DOLLAR A Die jeweilige aktuelle Zuspannkraft wird an jedem Bremsaktuator (2a, ...) jeweils mittels eines Kraftsensors gemessen und an die jeweils gegenüberliegende Fahrzeugseite weitergegeben. DOLLAR A Dann erfolgen Berechnungen der Sollwerte von einem Zuspannkraftregler (26) und von einem Zuspannkraftdifferenzregler (28) zwecks Weitergabe der vorzeichenrichtigen Summe beider Sollwerte an den Elektromotor des jeweiligen Bremsaktuators (2a, ...)
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Korrektur des
Schiefziehens einer elektromechanischen Bremsanlage an
einem zweispurigen Fahrzeug, gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
Bei einer elektromechanischen Bremse z. B. entsprechend der DE 196 40 995 A1 bringen vier
individuelle Radaktuatoren (jeweils inklusive Elektromotor,
Spindelantrieb, Ansteuerelektronik) entsprechende
Bremskräfte an jedem Rad auf. Hierbei wird vom Fahrer ein
Bremswunsch in Form eines elektrischen Signals generiert.
Dieser Bremswunsch wird an die Radeinheiten übertragen und
dann von den Aktuatoren eingestellt. Zu diesem Zweck wird
die Zuspannkraft mit einem eigens dafür vorgesehenen Sensor
gemessen, oder es existiert ein Zuspannkraftersatzwert, der
aus anderen vorliegenden Sensorsignalen erzeugt wird (z. B.
Strom, Rotorlage). Ein sogenannter Zuspannkraftregler sorgt
dafür, dass der vorgegebene Kraftsollwert eingestellt wird.
Diese Zuspannkraftregelung verläuft auf jeder Radeinheit
zunächst individuell.
Dabei kann es vorkommen, dass die Bremsen unterschiedlich
stark beaufschlagt werden, was ein
Schiefziehen des Fahrzeugs zur Folge hat. Ursache hierfür
kann z. B. eine mögliche individuelle und unterschiedliche
Alterung der Aktuatoren sein.
Eine Ursache für ein Schiefziehen des Fahrzeuges beim Bremsen ist eine
unterschiedliche Ansprechdynamik der Bremsaktuatoren
rechts/links. Ist ein Aktuator z. B. deutlich schneller als
der andere, dann wird er die Bremskraft schneller aufbauen,
und die Bremswirkung setzt auf einer Seite zeitlich eher
ein als auf der anderen Seite. Dies führt zu einem dynamischen,
temporären Schiefziehen, das bei kalibrierten
Zuspannkraftsensoren bei dann richtig eingeregeltem Endwert der
Zuspannkraft während einer Bremsung wieder verschwindet.
Die Beseitigung dieses dynamischen Schiefziehens, das auf der
unterschiedlichen Dynamik der Aktuatoren beruht, ist
Gegenstand der Erfindung.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin,
eine dynamische Schiefziehkorrektur zu schaffen, womit ein
vorübergehendes Schiefziehen bei Fahrzeugen mit einer
elektromechanischen Fremdkraftbremsanlage
verhindert wird, das durch
unterschiedliches Ansprechen der Bremsaktuatoren
rechts/links entstehen kann.
Grundsätzlich löst die Erfindung das Problem gemäß dem Patentanspruch
1 dadurch, dass versucht wird, den langsameren Aktuator
durch eine erhöhte Energiezufuhr schneller zu machen und
gleichzeitig durch eine verringerte Energiezufuhr den
schnelleren Aktuator langsamer zu machen.
Bei einem elektrischen Bremssystem sind die
Ansteuerungselektroniken aller Aktuatoren und in der Regel
mindestens ein Zentralsteuergerät über eine schnelle
Busverbindung (z. B. CAN oder TTP) miteinander verbunden.
Über diese Busverbindung werden alle erforderlichen Signale
abtastgenau ausgetauscht. Dazu gehört in jedem Fall auch
der Austausch der aktuellen Zuspannkräfte, die das zentrale
Steuergerät zur Abarbeitung der höheren Bremsfunktionen (z. B.
ABS) benötigt. D. h.: Die jeweilige aktuelle Kraft eines
Aktuators wird mit einem Kraftsensor gemessen und liegt als
Meßwert vor. Über die vorhandene Busverbindung, über die
alle Aktuatoren mit der Zentraleinheit kommunizieren, wird
die aktuelle Kraft als Information weitergegeben.
Dementsprechend ist jedem Aktuator auch der Kraftwert des
auf der anderen Seite liegenden Aktuators zugänglich.
Dieser Umstand wird nun für die Realisierung einer dauernd
wirkenden Schiefziehkorrektur genutzt. Erfindungsgemäß
erfolgt eine Kopplung zwischen den Aktuatoren beider Seiten,
indem ein von der Kräftedifferenz abhängiger
Wert der Stellgröße des normalen Kraftreglers
vorzeichenrichtig hinzuaddiert wird.
Dadurch wird
der schnellere Aktuator verlangsamt und gleichzeitig
der langsame Aktuator beschleunigt. Insgesamt kommt es
dadurch zu einer Angleichung des dynamischen Verhaltens.
Ein durch unterschiedliche Dynamik hervorgerufenes
Schiefziehen des Fahrzeugs wird vermieden und der gesamte
Bremsvorgang wird harmonisiert.
Zu diesem Zweck wird neben der eigentlichen
Zuspannkraftregelung eine Zuspannkraft-Differenz-Regelung
in jeder Aktuatoransteuerelektronik implementiert, d. h.,
es wird neben dem eigentlichen Regelungsziel "Einstellen
der gewünschten Zuspannkraft" auch das Regelungsziel
"gleicher Kraftverlauf mit gegenüberliegendem Aktuator" vom
Regler berücksichtigt. Eine reine Steuerung dieses Vorgangs kann
nicht sinnvoll implementiert werden, da der
Zuspannkraftregler ständig im Einsatz sein muß.
Die Zuspannkraftregelung auf einer Radeinheit läuft dann in
jedem Abtastschritt (z. B. alle 4 Millisekunden) wie folgt
ab:
- 1. Erfassung des Bremswunsches (direkter Sensorwert oder vom Zentralsteuergerät) über den Bus.
- 2. Messung des aktuellen Zuspannwertes.
- 3. Empfang des Zuspannwertes des Aktuators der gegenüberliegenden Seite. Dieser Wert kann je nach Buszykluszeiten schon älter sein (typischerweise eine Buszykluszeit, z. B. 4 ms).
- 4. Berechnung eines Stromsollwertes vom Zuspannkraftregler.
- 5. Berechnung eines Stromsollwertes vom Zuspannkraftdifferenzregler. (Dieser Stromsollwert ist von der Zuspannkraftdifferenz rechts/links abhängig.)
- 6. Vorzeichenrichtige Summation beider Stromsollwerte zu einem resultierenden Stromsollwert.
- 7. Ausgabe des Stromsollwertes an den Regler des Elektromotors.
Der Verstärkungsfaktor des Zuspanndifferenzreglers kann als
Maß der Kopplung zwischen rechts und links angesehen
werden.
Diese Kopplung darf nicht vollkommen starr sein, da dann
der Ausfall eines Aktuators sich direkt auch auf den
anderen Aktuator auswirken würde. Somit muss dieses
Verfahren der dynamischen Schiefziehkorrektur um eine
entsprechende Überwachungseinrichtung erweitert werden, die
die Kopplung bei verschiedenen Zuständen aufhebt. Die
Kopplung wird auf gehoben bei:
- 1. Unterschiedlichen Sollwertvorgaben rechts/links (ABS/ASC/ESP-Eingriff);
- 2. Busfehlern;
- 3. Gemeldeten Fehlern vom gegenüberliegenden Aktuator;
- 4. Beim Ansprechen der Kraftregelungsüberwachung (z. B. falls es zu lange dauert, bis der Sollwert erreicht wird).
D. h.: Die Kopplung sollte beim Einsatz höherwertiger
Bremsfunktionen mit Einzelbremsungen und beim Ausfall oder
einer Störung des gegenüberliegenden Aktuators
ausgeschaltet werden.
Im folgenden wird das erfindungsgemäße Korrekturverfahren
und die zur Durchführung des Verfahrens erforderliche
Anordnung anhand der beigefügten Abbildungen erläutert.
Fig. 1 stellt beispielhaft die Struktur eines
Fahrzeugbremsanlage dar;
Fig. 2a zeigt beispielhaft das Blockschaltbild für die
Spannkraftregelung einer Achse;
Fig. 2b zeigt beispielhaft eine Anordnung der zwei Regler
und wie sie zusammen arbeiten;
Fig. 2c zeigt den Regler für die andere Seite;
Fig. 3 zeigt ein Diagramm mit dem Kraftverlauf.
Die in Fig. 1 dargestellten wesentlichen Teile zur
Veranschaulichung der Systemstruktur einer
elektromechanischen Bremsanlage bestehen aus vier
Bremsaktuatoren mit Ansteuerelektronik 2a, 2b, 2c, 2d, die
den jeweiligen Rädern 4a, 4b, 4c, 4d zugeordnet sind. Das
Bezugszeichen 6 symbolisiert ein Bordnetz, das u. a. auch
die elektromechanische Bremsanlage mit Strom versorgt.
Jeweils ein Spannungswandler 8 und eine hochstromfähige
Batterie 10 sorgen dafür, dass in den einzelnen
Bremskreisen 12, 14 jeweils eine ausreichende elektrische
Leistung für die Bremsvorgänge zur Verfügung steht.
Ausgelöst werden die Bremsvorgänge über ein mit Sensor
ausgestattetes Bremspedal 16, das mit einer
Zentralelektronik 18 verbunden ist. Neben dem
Bremsleitungsnetz (Bremskreise 12, 14), über das die
einzelnen Bremsaktuatoren 2a, . . . mit elektrischer Energie
versorgt werden, gibt es zwischen den einzelnen
Bremsaktuatoren 2a, . . . und der Zentralelektronik 18 eine
Busverbindung (CAN/TTP) 20 zwecks Informationsaustausch.
Die Fig. 2a zeigt - wie gesagt - das Blockschaltbild für
die Spannkraftregelung einer Achse mit einer
Anstreuerelektronik links 22 und einer Anstreuerelektronik
rechts 24. Dabei wird das dynamische Verhalten der
Aktuatoren 2a, . . . durch ein Verzögerungsglied 1. Ordnung
(mit unterschiedlichen Zeitkonstanten) angenähert. Die
Kraftwerte werden zum einen in die jeweilige
Ansteuerungselektronik 22 bzw. 24 zurückgeführt und
gleichzeitig über die "Busverbindung" 20 auch dem Aktuator
2b des gegenüberliegenden Rades 4b bekannt gemacht.
In der in Fig. 2b gezeigten Anordnung und Zusammenarbeit
der zwei Regler 22, 24 ist in der dargestellten
Ausführungsform der Spannkraftregler 26 ein PI-Regler und
der Spannkraftdifferenzregler 28 ein einfacher P-Regler (im
Beispiel mit der Verstärkung = 5). Der Baustein
"Regelsättigung" 30 berücksichtigt, dass dem Aktuator 2a
bzw. 2b nur eine endliche Energie zugeführt werden kann.
Fig. 2c zeigt eine dazu spiegelbildliche Anordnung für die
Bremsen 2c und 2d der anderen Fahrzeugseite.
An dem in Fig. 3 dargestellten Kraftverlauf (Kraft in
Prozentangaben ./. Zeit in Sekunden) - mit und ohne
Korrektur - erkennt man, dass die Kraftdifferenzen aufgrund
der Durchführung der Korrektur wesentlich kleiner bleiben
und auch schneller verschwinden.
2
a,
2
b,
2
c,
2
d Bremsaktuator mit Ansteuerelektronik
4
a,
4
b,
4
c,
4
d Rad
6
Bordnetz
8
Spannungswandler
10
Batterie
12
,
14
Bremskreis
16
mit Sensor ausgestattetes Bremspedal
18
Zentralelektronik, Zentraleinheit
20
Busverbindung (CAN/TTP)
22
Ansteuerelektronik links
24
Ansteuerelektronik rechts
26
Spannkraftregler
28
Spannkraftdifferenzregler
30
Baustein "Regelsättigung"
Claims (2)
1. Verfahren zur dynamischen Korrektur des Schiefziehens
einer elektromechanischen Bremsanlage an einem zweispurigen
Fahrzeug,
mit einer Zentraleinheit (18) zur Kommunikation mit an allen vier Rädern (4a; 4b; 4c; 4d) angeordneten Bremsaktuatoren (2a; 2b; 2c; 2d) über eine Busverbindung (20), mit folgenden Verfahrensschritten:
mit einer Zentraleinheit (18) zur Kommunikation mit an allen vier Rädern (4a; 4b; 4c; 4d) angeordneten Bremsaktuatoren (2a; 2b; 2c; 2d) über eine Busverbindung (20), mit folgenden Verfahrensschritten:
- 1. Erfassung des Bremswunsches über die Busverbindung (20);
- 2. Messung der jeweiligen aktuellen Zuspannkraft an jedem Bremsaktuator (2a; 2b; 2c; 2d) jeweils mittels eines Kraftsensors;
- 3. Weitergabe der als Meßwert vorliegenden, aktuellen, an einer Fahrzeugseite gemessenen Zuspannkraft als Information an die gegenüberliegende Seite über die Busverbindung (20);
- 4. Berechnung eines Stromsollwertes für jeden Bremsaktuator (2a; 2b; 2c; 2d) von einem Zuspannkraftregler (26);
- 5. Im Hinblick auf eine Zuspannkraftdifferenz gegenüber dem gegenüberliegenden Bremsaktuator (2b; 2a; 2d; 2c): Berechnung eines Stromsollwertes für jeden Bremsaktuator (2a; 2b; 2c; 2d) von einem Zuspannkraft-Differenzregler (28);
- 6. Vorzeichenrichtige Summation beider Stromsollwerte zu einem resultierenden Stromsollwert;
- 7. Ausgabe des resultierenden Stromsollwertes an den Regler des Elektromotors des jeweiligen Bremsaktuators (2a; 2b; 2c bzw. 2d).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Links/rechts-Kopplung über den Zuspannkraft-Differenzregler in folgenden Fällen
aufgehoben wird:
- 1. Unterschiedliche Sollwertvorgaben rechts/links (ABS/ASC/ESP-Eingriff);
- 2. Busfehler;
- 3. Vom gegenüberliegenden Aktuator gemeldeter Fehler;
- 4. Ansprechen der Kraftregelungsüberwachung (falls eine vorgegebene Zeitdauer zur Errichtung der Sollwerte überschritten wird).
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