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Die Erfindung bezieht sich auf ein
Verfahren zur Prozessführung
und Prozessoptimierung beim Beizen eines Stahlbandes.
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Die Bearbeitung von Stahlbändern erfolgt
im Walzwerk unter normaler Atmosphäre, so dass bei der Herstellung
des Warmbandes Oxide auf der Bandoberfläche entstehen. Dies wird in
der Praxis pauschal als Verzunderung bezeichnet. Die Oxide bei Eisen
sind im wesentlichen FeO, Fe2O3 und Fe3O4. Diese Oxide
werden in der Fachwelt als Wüstit
(FeO), als Hämatit
(Fe2O3) und als
Magnetit(Fe3O4)
bezeichnet.
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In der Praxis gibt es verschiedene
Möglichkeiten
für den
Entzunderungsprozess. Beispielsweise kann eine mechanische Entzunderung
durch Abspringen des Zunders oder eine chemische Entzunderung durch
Lösen des
Zunders in Säure
erfolgen. Speziell letzterer Vorgang wird als Beizen bezeichnet.
Dafür wird
das Stahlband durch ein Beizbad geführt und anschließend gespült und getrocknet.
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Die Beizzeit hängt in der Praxis von verschiedenen
Parametern ab. Um einen möglichst
hohen Durchsatz im Produktionsprozess zu erzielen, soll die Beizzeit
so kurz wie möglich
gehalten werden.
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Durch die
DE 197 43 022 A1 ist ein
Verfahren zum Beizen eines Metallbandes bekannt. Das Beizergebnis,
das von Beizparametern abhängig
ist, wird mittels eines optischen Messgerätes gemessen und zumindest
ein Beizparameter wird in Abhängigkeit von
der Messung des Beizergebnisses im Sinne einer Verbesserung des
Beizergebnisses automatisch verändert.
Die auf dem Metallband gemessenen Defekte und/oder nicht abgebeizten
Stellen auf dem Metallband werden hierzu klassifiziert, ge zählt und
bewertet. Die Bewertung erfolgt mittels eines Fuzzy-Bewerters, mittels
eines neuronalen Netzes oder mittels eines Neuro-Fuzzy-Bewerters.
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Weiterhin ist durch die
JP 60-96778 A ein Verfahren
zum Entzundern von kaltgewalzten Chromstahlbändern bekannt. Im bekannten
Fall wird Licht mit einer einzigen Wellenlänge auf das Chromstahlband
eingestrahlt und dessen reflektierter Anteil gemessen. Der reflektierte
Anteil des eingestrahlten Lichtes dient als Steuer- bzw. Regelgröße zum Entzundern.
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Ferner ist in der
JP 60-46382 A ein Verfahren zur
Bewertung eines entzunderten Stahlbandes beschrieben, bei dem Licht
mit zwei verschiedenen Wellenlängen
auf des Stahlband eingestrahlt und von diesem reflektiert wird.
Das reflektierte Licht wird von einem halbdurchlässigen Spiegel entweder nochmals
reflektiert oder durchstrahlt diesen. Sowohl der am halbdurchlässigen Spiegel
reflektierte Anteil als auch der am halbdurchlässigen Spiegel transmittierte Anteil
werden jeweils von einem Detektor erfasst, dessen Signale einer
Auswerteeinrichtung zugeführt werden.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein
Verfahren anzugeben, mit dem das Vorliegen von Zunder auf einem
Stahlband erfasst und die Entzunderung direkt im laufenden Prozess
bestimmt werden kann.
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Die Aufgabe ist erfindungsgemäß bei einem Verfahren
der eingangs genannten Art durch die Abfolge der Schritte gemäß Patentanspruch
1 gelöst.
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Vorteilhafte Weiterbildungen sind
in den Unteransprüchen
angegeben.
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Mit der Erfindung ist eine Online-Messung realisiert.
Das Stahlband wird elektromagnetischer Strahlung (Infrarot- oder
Röntgen-Strahlung)
ausgesetzt. Die von der Oberfläche
des Stahlbandes reflektierte Infrarot-Strahlung bzw. die durch das
Stahlband hindurchgehende Röntgen-Strahlung
werden als Intensitätswerte
in Abhängigkeit
von der Wellenlänge erfasst
und ausgewertet.
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Bei der Erfindung kann als elektromagnetische
Strahlung gemäß einer
ersten Alternative Infrarot-Strahlung zum Einsatz kommen. Mit solcher Strahlung
wird im Reflexionsverfahren gemessen. Nach einer zweiten Alternative
ist es aber auch möglich,
Röntgen-Strahlung
zu verwenden. Mit solcher Strahlung wird üblicherweise in Transmission
gemessen.
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Spektren von elektromagnetischer
Strahlung können
hinsichtlich der Intensitätswerte
bei signifikanten Wellenlängen
entsprechend dem Stand der Technik mit neuronalen Netzen ausgewertet
werden. Bewährt
haben sich auch Methoden, bei denen kontinuierliche Spektren erfasst
werden und das kontinuierliche Spektrum der elektromagnetischen
Strahlung mit sogenannten chemometrischen Methoden ausgewertet wird.
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Weitere Einzelheiten ergeben sich
aus der Beschreibung eines Ausführungsbeispiels.
Die einzige Figur zeigt den Einsatz von spektroskopischen Messungen
beim Beizvorgang.
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In der Figur ist ein Stahlband mit
100 bezeichnet. Ein solches Stahlband 100 wurde durch einen
Warmwalzprozess in Luftatmosphäre
erzeugt und weist daher an seiner Oberfläche so genannte Zunderschichten
auf. Diese Zunderschichten stellen verschiedene Oxide des Eisens
dar, insbesondere FeO (Wüstit),
Fe2O3 (Hämatit) und/oder
Fe3O4 (Magnetit).
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Nach dem Abkühlen läuft das Stahlband 100 in
ein so genanntes Beizbad 1, das aus einer Wanne besteht,
die mit einer Beizflüssigkeit,
vorzugsweise einer Säure,
gefüllt
ist. Das Stahlband 100 läuft über Rollen 2, 3 in
das Beizbad 1 ein und wird anschließend über eine Rolle 4 durch
eine Spülvorrichtung 5 bewegt.
Der Spülvorrichtung 5 schließt sich
ein Trock ner 6 an. Anschließend läuft das getrocknete Stahlband 100 über weitere
Rollen 7 und 8 und wird auf einer Haspel zu einem
Coil 9 gewickelt.
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In der Figur ist eine Einrichtung 10 dargestellt,
mit der ein erstes Spektrum 1 elektromagnetischer Strahlung
vor dem Einbringen des Stahlbandes 100 in das Beizbad 1 aufgenommen
wird. In einer weiteren Einrichtung 20 wird ein zweites
Spektrum 2 des Stahlbandes 100 nach dem Auslaufen
aus dem Trockner 6 aufgenommen.
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Durch das Spektrum 1 der
Einrichtung 10 und durch das Spektrum 2 der Einrichtung 20 kann der
Verzunderungsgrad vor und nach der Beizbehandlung ermittelt werden
und im einzelnen die Entzunderung durch das Beizen überprüft werden.
Daraus können
Prozess-Steuergrößen für die Steuerung bzw.
die Regelung des Beizvorganges im Sinne einer Prozessoptimierung
abgeleitet werden.
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Als elektromagnetische Strahlung
wird in einer ersten Ausführungsform
Infrarotstrahlung (IR) verwendet. Hierzu sind in den Einrichtungen 10 und 20 im
einzelnen nicht dargestellte Lichtquellen vorhanden, mit denen das
Stahlband 100 beleuchtet wird, wobei in den Einrichtungen 10 und 20 Mittel
zur Erfassung der reflektierten Strahlung und Auswertung der damit
erhaltenen Spektren vorhanden sind.
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Die Messungen können prinzipiell im gesamten
Infrarot-Bereich,
d. h. im Bereich des nahen Infrarot (NIR: 0,8 bis 2,5 μm), im Bereich
des mittleren Infrarot (MIR: 2,5 bis 20 μm) und des fernen Infrarot (FIR:
20 bis 1000 μm)
durchgeführt
werden. Im Einzelfall werden jeweils unterschiedliche Typen der Schwingungen
erfasst.
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Für
die technische Realisierung wird speziell eine Messung im NIR-Bereich
durchgeführt,
da hier geeignete Spektrometer zur Verfügung stehen. Wichtig ist dabei
deren praktische Anwend barkeit in den rauen Bedingungen des Walzprozesses
in der Nähe des
Stahlbandes 100.
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Dabei ist zu beachten, dass die Eindringtiefe der
NIR-Strahlung vergleichsweise niedrig ist, beispielsweise im Bereich
von 1 bis 2 μm.
Dadurch resultiert die abgestrahlte Strahlung hauptsächlich von der
Materialoberfläche
des Stahlbandes 100.
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Im Rahmen der Erfindung wird daher
zwischen der Oberflächenstrahlung
und der Festkörperstrahlung
unterschieden. Dies ist deswegen notwendig, da das heiße Stahlband 100 üblicherweise
mit einem dünnen
Film von Zunder, d. h. Eisenoxiden, von mehreren Mikrometern Dicke
bedeckt ist.
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Zur Anwendung der Strahlung im nahen
Infrarotbereich wird die Tatsache verwendet, dass speziell die oxidbehaftete
Oberfläche
von Stahl nicht im gesamten Bereich des Spektrums reflektiert.
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Bei einem anderen Ausführungsbeispiel
wird die Strahlung im Bereich der längeren Wellenlängen, d.
h. im Bereich von MIR und FIR, ausgeführt. Die Eindringtiefe bei
diesen Wellenlängenbereichen
ist erheblich. Dadurch kommen die reflektierten Strahlungen von
tieferliegenden Regionen des Stahlbandes 100.
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MIR-Spektrometer sind bekannt. Bei
Verwendung solcher Spektrometer muss beachtet werden, dass Glasfasern,
die für
den Bereich des sichtbaren Lichtes und NIR benutzt werden, nicht
geeignet sind für
Wellenlängen
größer als
2,4 μm,
weil dann eine starke Absorption auftritt. Im Bereich bis zu 20 μm können Lichtleiter
aus spezifischen Materialien genützt
werden, die Chloride und/oder Chalkogenide enthalten und in Längen bis
zu 10 m zur Verfügung
stehen.
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In anderen Ausführungsformen können zur Übertragung
der reflektierten Strahlung Spiegelsysteme vorhanden sein, die temperaturempfindlich sind.
Dafür müssen Mittel
vorhanden sein, welche die Kontaminierung der Spiegel verhindern
und eine mechanische Stabilität
gewährleisten.
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Zur Auswertung der Spektren können entweder
chemometrische Methoden oder neuronale Netze zum Einsatz kommen.
Dafür ist
es notwendig, dass kontinuierliche Spektren erfasst werden und in entsprechender
Weise mittels multivarianter Datenanalyse ausgewertet werden. Im
einzelnen werden dafür
die bekannten chemometrischen Methoden der sogenannten Hauptkomponentenanalyse
(PCA oder PCR) angewendet oder die Auswertemethode der kleinsten
Quadrate (PLS).
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Letztere mathematische Methoden sind
heute als Standardtools für
die Auswertung von kontinuierlichen Spektren verfügbar. Diese
Tools setzen lineare Modelle voraus, um die Konzentrationen von Komponenten
der zu untersuchenden Stoffe zu ermitteln. Im einzelnen werden nicht
nur Absorptionswerte, sondern auch ausgewählte Wellenlängen und spezifische
Strukturen der Spektren, wie Peakhöhe, Weite, Flanken und Überlappungen,
ausgewertet.
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Im einzelnen ergibt sich bei der
Auswertung von Spektren, dass die Genauigkeit der Auswertung mit
der Komplexität
der Spektren sinkt. Alternativ zu den chemometrischen Methoden können daher
auch neuronale Netze eingesetzt werden, mit denen die Messwerte
bei singulären
Wellenlängen
miteinander verknüpft
werden. Solche neuronalen Netze können anhand von vorgegebenen
Spektren trainiert werden, so dass im praktischen Einsatz die erfassten Spektren
interpretiert werden.
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In alternativer Realisierung kann
als elektromagnetische Strahlung auch Röntgen-Strahlung zum Einsatz
kommen. Damit wird vorteilhafterweise das Stahlband 100 durchstrahlt,
wobei in diesem Fall Spektren der transmittierten Strahlung erfasst
und ausgewertet werden.
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In beiden Beispielen wird also die
Spektroskopie als Online-Sensor
zur Erfassung von Verzunderungen an Stahl angewandt. Außer an Stahlbändern kann
diese Methodik auch beim Beizen anderer Metalle eingesetzt werden.
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Bei den vorstehend beschriebenen
Beispielen kann die Messung über
die Breite des vorbeibewegten Stahlbandes 100 mit einer
traversierenden Sonde erfolgen oder durch mehrere parallel über die Breite
angeordnete Sonden realisiert werden, wodurch der Verzunderungsgrad
in Querrichtung ermittelt und als Querprofil dargestellt wird.
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Der ermittelte Verzunderungsgrad
wird zur Prozess-Steuerung und Prozessoptimierung genutzt. So kann
z. B. die Bandgeschwindigkeit gesteuert werden. Bei zuviel Zunder
wird z. B. die Bandgeschwindigkeit reduziert. Das kann in Vorwärtsregelung
(Verzunderungsgrad aus dem ersten Spektrum 1) oder in Rückwärtsregelung
(Verzunderungsgrad aus dem zweiten Spektrum 2) erfolgen.
Bei Vorhandensein eines Beizmodells kann dieses mit der Online-Messung
auch online adaptiert werden.
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Die Erfindung wurde im einzelnen
an einem Stahlband als Metall beschrieben. Bei durch Ziehen erzeugten
Metalldrähten
liegen ganz entsprechende Verhältnisse
bezüglich
der Oxidbildung vor, so dass auch beim Drahtziehen die dabei entstehende
Verzunderung erkannt und in der Drahtziehstraßen folgenden Beizanlage der
Entzunderungsvorgang gesteuert werden kann.