DE19941600A1 - Verfahren zur Prozeßführung und Prozeßoptimierung beim Warmwalzen von Metall - Google Patents
Verfahren zur Prozeßführung und Prozeßoptimierung beim Warmwalzen von MetallInfo
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Abstract
Speziell beim Warmwalzen von Metallbändern wird die von der heißen Metalloberfläche emittierte elektromagnetische Strahlung online erfaßt und ausgewertet. Dabei werden mit der Auswertung kristallographische Umwandlungen und/oder Gefügeumwandlungen und/oder chemische Umwandlungen, die bei bestimmten Temperaturen des Metalles erfolgen, erfaßt. Aus der Kenntnis des Umwandlungsgrades bzw. des Umwandlungsverlaufes werden geeignete Prozeßsteuer- und/oder Regelgrößen zur Prozeßoptimierung abgeleitet. Bei Zugrundelegung eines Prozeßmodells kann dieses Modell online adaptiert werden.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Prozeß
führung und Prozeßoptimierung beim Warmwalzen von Metall,
insbesondere eines Stahlbandes.
Speziell bei Stahl als spezifisches Eisen-Kohlenstoff(Fe-C)-
Metall erfolgt am Ende des Warmwalzprozesses in der Abkühl
zone eine Umwandlung des γ-Eisens in das bei Raumtemperatur
stabile α-Eisen. Dieser Umwandlungsprozeß findet vorrangig in
der Abkühlstrecke für das Stahlband statt.
Für die Prozeßführung beim Warmwalzen von Stahlband muß daher
der Umwandlungsprozeß berücksichtigt werden. In der Praxis
ist es aber schwierig, den Umwandlungspunkt und den Umwand
lungsgrad im Stahlband unter rauhen Betriebsbedingungen zu
erfassen.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren anzugeben,
mit dem die Strukturumwandlung direkt im laufenden Abkühl
prozeß bestimmt werden kann.
Die Aufgabe ist erfindungsgemäß bei einem Verfahren der ein
gangs genannten Art durch die Abfolge der Schritte gemäß Pa
tentanspruch 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen an
gegeben. Insbesondere ist dort eine Vorgehensweise für Stahl
bänder, die mit einer Oxidschicht versehen sein können, ange
geben.
Mit der Erfindung ist eine Online-Messung realisiert. Es wird
die vom heißen Metallband emittierte elektromagnetische
Strahlung erfaßt und ausgewertet. Damit ist es möglich, kri
stallographische und/oder Strukturumwandlungen und/oder che
mische Umwandlungen qualitativ und quantitativ zu erfassen.
Mit der Kenntnis des Umwandlungsgrades bzw. des Umwandlungs
verlaufes können aber Prozeßsteuer- und/oder Regelgrößen zur
Prozeßoptimierung abgeleitet werden. Sofern der Prozeßsteue
rung geeignete Prozeßmodelle zugrunde gelegt werden, können
diese online adaptiert werden.
Die Erfindung wird nachfolgend im einzelnen anhand von Aus
führungsbeispielen beschrieben.
Ein steigender Anteil von Qualitäts-Stahlblechen wird durch
den Warmwalzprozeß hergestellt. Der abschließende Verfah
rensschritt des Warmwalzprozesses ist dabei die Abkühlung und
Nachbehandlung des Stahlbandes. Dabei wird das heiße Stahl
band, das aus der letzten Walze des Walzgerüstes kommt, mit
großen Mengen von Wasser in einer Kühlstrecke abgekühlt.
Der wesentliche Prozeß im letzteren Verfahrenszustand ist die
Umwandlung von γ-Eisen in α-Eisen. Diese Umwandlung ist von
hoher Bedeutung für die Qualität der erzeugten Stahlbänder.
Die Temperatur und die Geschwindigkeit der Umwandlung hängt
in starkem Maße von der chemischen Zusammensetzung, d. h. vom
Anteil der Legierungsbestandteile, insbesondere von Vanadium
(V), Titan (Ti) oder Niob (Nb) bzw. geringen Anteilen von
Stickstoff (N) oder Kohlenstoff (C), ab.
Letztere Bestandteile haben einen starken Einfluß auf die
Strukturumwandlung und damit auf die Qualität des resultie
renden Produktes. Starken Einfluß auf die Umwandlungsge
schwindigkeit hat weiterhin die Kornstruktur, d. h. die Größe
der einzelnen Körner, die Zahl und Art von Versetzungen und
Ausscheidungen.
Ein weiteres Problem ist, daß die Strukturumwandlung nicht im
thermischen Gleichgewicht stattfindet. Im Normalfall ist die
Transformations-Temperatur geringer als die Gleichgewichts
temperatur des Prozesses. Dies verstärkt den Einfluß der
Kornstruktur auf die Umwandlungsrate und damit auf die Um
wandlungstemperatur, was bedeutet, daß die Vorbehandlung im
gesamten Warmwalzprozeß bis zum Kühlschritt Einfluß auf die
Strukturumwandlung und deren Ergebnisse haben kann.
Die Strukturumwandlung bei Stahl wird im wesentlichen durch
das bekannte Zustandsdiagramm Fe-C angegeben. Zwischen 723°C
und 906°C existiert im Bereich der relevanten Kohlenstoff(C)-
Konzentration ein Gleichgewicht von α-Mischkristallen (Fer
rit) und γ-Mischkristallen (Austenit), das sich bei Abkühlung
verändert, womit eine Strukturumwandlung verbunden ist. Die
Strukturumwandlung von γ-Eisen in α-Eisen beinhaltet dabei
einen Wechsel der kubisch flächenzentrierten (FCC = face cen
teres cubic) zur kubisch raumzentrierten (BCC = body centered
cubic) Kristallstruktur. Dadurch ändert sich die Bindungs
geometrie und Bindungskraft innerhalb der Kristallstruktur,
was sich auf die atomaren Schwingungen und Gittervibrationen
auswirkt.
Es wurde nunmehr erkannt, daß die Änderungen der atomaren
Schwingungen und Gittervibrationen zu Unterschieden insbeson
dere in Infrarotspektren führt, die durch die Eigenstrahlung
der heißen Stahlbänder erzeugt werden. Diese Eigenstrahlung
kann mit einem geeigneten Spektrometer erfaßt werden.
Es werden daher Messungen bei einer im Walzband vorliegenden,
ausreichend hohen Temperatur im Bereich von 550 bis 900°C
durchgeführt und die Emissionsspektren des Stahlbandes ge
messen und analysiert. Die Messungen können prinzipiell im
gesamten Infrarot-Bereich, d. h. im Bereich des nahen Infrarot
(NIR: 0,8 bis 2,5 µm), im Bereich des mittleren Infrarot
(MIR: 2,5 bis 20 µm) und des fernen Infrarot (FIR: 20 bis
1000 µm) durchgeführt werden. Im Einzelfall werden jeweils
unterschiedliche Typen der Schwingungen erfaßt.
Für die technische Realisierung wird speziell eine Messung im
NIR-Bereich durchgeführt, da hier geeignete Spektrometer zur
Verfügung stehen. Wichtig ist dabei deren praktische Anwend
barkeit in den rauhen Bedingungen des Walzprozesses in der
Nähe des Stahlbandes.
Dabei ist zu beachten, daß die Eindringtiefe der NIR-Strah
lung vergleichsweise niedrig ist, beispielsweise im Bereich
von 1 bis 2 µm. Dadurch resultiert die abgestrahlte Strahlung
hauptsächlich von der Materialoberfläche des Stahlbandes.
Bei den beschriebenen Beispielen wird zwischen der Ober
flächenstrahlung und der Festkörperstrahlung unterschieden.
Dies ist deswegen notwendig, da das heiße Stahlband mit einem
dünnen Film von Zunder, d. h. mit Eisenoxiden, von mehreren
Mikrometern Dicke bedeckt sein kann.
Zur Anwendung der Strahlung im nahen Infrarotbereich wird die
Tatsache verwendet, daß speziell die oxidbehaftete Oberfläche
von Stahl nicht im gesamten Bereich des Spektrums emittiert,
sondern daß beide spezifische Eisenphasen eine signifikante
Emission in bestimmten Bereichen dieses Strahlungsfensters
haben.
Bei einem anderen Ausführungsbeispiel wird die Strahlung im
Bereich der längeren Wellenlängen, d. h. im Bereich von MIR
und FIR, ausgeführt. Die Eindringtiefe bei diesen Wellen
längenbereichen ist erheblich tiefer und kann bis zu 100 µm
betragen. Dadurch kommen die emittierte Strahlung aus tiefer
liegenden Regionen des Stahlbandes, die insbesondere unter
halb der Zunderschichten liegen.
MIR-Spektrometer sind bekannt. Bei Verwendung solcher Spek
trometer muß beachtet werden, daß Glasfasern, die für den Be
reich von VIS und NIR benutzt werden, nicht geeignet sind für
Wellenlängen größer als 2,4 µm, weil dann eine starke Absorp
tion auftritt. Im Bereich bis zu 20 µm können Lichtleiter aus
spezifischen Materialien genützt werden, die Chloride und/
oder Chalkogenide enthalten und in Längen bis zu 10 m zur
Verfügung stehen.
In anderen Ausführungsformen können zur Übertragung der emit
tierten Strahlung Spiegelsysteme vorhanden sein, die tempera
turempfindlich sind. Dafür müssen Mittel vorhanden sein, wel
che die Kontaminierung der Spiegel verhindern und eine mecha
nische Stabilität gewährleisten.
Zur Auswertung der Spektren können entweder chemometrische
Methoden oder neuronale Netze zum Einsatz kommen. Dafür ist
es notwendig, daß kontinuierliche Spektren erfaßt werden und
in entsprechender Weise mittels multivariater Datenanalyse
ausgewertet werden. Im einzelnen werden dafür die bekannten
chemometrischen Methoden der sogenannten Hauptkomponenten
analyse (PCA oder PCR) angewendet oder die Auswertemethode
der kleinsten Quadrate (PLS).
Letztere mathematische Methoden sind heute als Standardtools
für die Auswertung von kontinuierlichen Spektren verfügbar.
Diese Tools setzen lineare Modelle voraus, um die Konzentra
tionen von Komponenten der zu untersuchenden Stoffe zu er
mitteln. Im einzelnen werden nicht nur Absorptionswerte, son
dern auch ausgewählte Wellenlängen und spezifische Strukturen
der Spektren, wie Peakhöhe, Weite, Flanken und Überlappungen,
ausgewertet. Es können auch physikalische Parameter der zu
untersuchenden Stoffe erfaßt werden.
Im einzelnen ergibt sich bei der Auswertung von Spektren, daß
die Genauigkeit der Auswertung mit der Komplexität der Spek
tren sinkt. Alternativ zu den chemometrischen Methoden können
daher auch neuronale Netze eingesetzt werden, mit denen die
Meßwerte bei singulären Wellenlängen miteinander verknüpft
werden. Solche neuronalen Netze können anhand von vorgegebe
nen Spektren trainiert werden, so daß im praktischen Einsatz
die erfaßten Spektren interpretiert werden.
Mit der Erfindung wird also erstmalig die Infrarot-Spektro
skopie als Online-Sensor zur Erfassung von Umwandlungen in
Stahl und deren Einsatz bei der Prozeßführung beim Warmwalzen
vorgeschlagen. Außer an Stahlbändern kann die Erfindung auch
beim Warmwalzen anderer Metalle eingesetzt werden.
Bei der angestrebten Prozeßoptimierung wird der Prozeßsteue
rung ein Abkühlmodell zugrunde gelegt, bei dem die spezifi
sche Wärme und die exotherme Wärmetönung, die vom Umwand
lungsgrad abhängen, erfaßt und die gemessenen Umwandlungsgra
de zur Adaption des Abkühlmodells benutzt werden. In Abhän
gigkeit vom gemessenen Umwandlungsgrad wird dabei die Kühlung
so gesteuert, daß sich ein vorgegebener Temperaturverlauf er
gibt. Dazu erfolgt vorteilhafterweise die Messung an einem
festen Punkt über dem vorbeibewegten Metallband und es wird
der Umwandlungsgrad in Längsrichtung gemessen und als Längs
profil angezeigt.
Bei den vorstehend beschriebenen Beispielen kann die Messung
auch über die Breite des vorbeibewegten Metallbandes mit ei
ner traversierenden Sonde erfolgen oder durch mehrere paral
lel über die Breite angeordnete Sonden realisiert werden.
Insbesondere kann durch der Verzunderungsgrad in Querrichtung
ermittelt und als Querprofil dargestellt werden.
Die Erfindung wurde im einzelnen beim Warmwalzen eines Stahl
bandes als Metall beschrieben. Bei durch Ziehen erzeugten Me
talldrähten liegen ganz entsprechende Verhältnisse bezüglich
der kristallographischen Umwandlungen, der Gefügeumwandlungen
und/oder der chemischen Umwandlungen vor, so daß in gleicher
Weise auch die Steuerung von Drahtziehstraßen erfolgen kann.
Claims (17)
1. Verfahren zur Prozeßführung und Prozeßoptimierung beim
Warmwalzen von Metall, insbesondere eines Metallbandes, mit
folgenden Schritten:
- - Die vom heißen Metall emittierte elektromagnetische Strah lung wird als Spektrum online erfaßt und ausgewertet,
- - mit der Auswertung werden kristallographische Umwandlungen und/oder Gefügeumwandlungen und/oder chemische Umwandlun gen, die bei bestimmten Temperaturen des Metalles erfolgen, ermittelt,
- - in Abhängigkeit vom Umwandlungsgrad bzw. vom Umwandlungs verlauf werden, geeignete Prozeßsteuer- und/oder Regelgrößen zur Prozeßoptimierung abgeleitet und/oder eine online Adap tion der Prozeßmodelle durchgeführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Spektrum der elektromagnetischen Strah
lung mit neuronalen Netzen ausgewertet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein kontinuierliches Spektrum der
elektromagnetischen Strahlung aufgenommen wird und daß das
kontinuierlichen Spektrum mit chemometrischen Methoden aus
gewertet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Metall ein Stahlband ist, das ei
nem Warmwalzprozeß und/oder einem Kühlprozeß unterzogen wird,
wobei die Umwandlung der Kristallstruktur eine Umwandlung von
γ-Eisen (Austenit) in α-Eisen (Ferrit) ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß aus dem Spektrum der Anteil von Ferrit
und Austenit erkannt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß das Spektrum
im Bereich des Infraroten (IR: 0,5 bis 1000 µm) gemessen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Messung im Bereich des nahen In
frarot (NIR: 0,8 bis 2,5 µm) erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Messung im Bereich des mittleren
Infrarot (MIR: 2,5 bis 20 µm) erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Messung im Bereich des fernen In
frarot (FIR: 20 bis 1000 µm) erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 9, wobei das Me
tall ein mit einer Oxidschicht bedecktes Stahlband ist,
dadurch gekennzeichnet, daß aus dem
IR-Spektrum die Oxidschicht auf der Oberfläche erkannt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch ge
kennzeichnet, daß aus dem IR-Spektrum die Stärke
der Oxidschicht auf der Oberfläche des Stahlbandes ermittelt
wird.
12. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei
zur Prozeßoptimierung eine Kühlung des gewalzten Metalles er
folgt, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kühlung in Abhängigkeit vom gemessenen Umwandlungsgrad so
gesteuert wird, daß sich ein vorgegebener Umwandlungsverlauf
ergibt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch ge
kennzeichnet, daß in Abhängigkeit vom gemessenen
Umwandlungsgrad die Kühlung so gesteuert wird, daß sich ein
vorgegebener Temperaturverlauf ergibt.
14. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
11, wobei der Prozeßsteuerung ein Abkühlmodell zugrunde ge
legt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die spezifische Wärme und die exotherme Wärmetönung in
Abhängigkeit vom Umwandlungsgrad erfaßt und die gemessenen
Umwandlungsgrade zur Adaption des Abkühlmodells benutzt wer
den.
15. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mes
sung an einem festen Punkt über dem vorbeibewegten Metallband
erfolgt und der Umwandlungsgrad in Längsrichtung gemessen und
als Längsprofil angezeigt wird.
16. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mes
sung über die Breite des vorbeibewegten Metallbandes mit ei
ner traversierenden Sonde oder durch mehrere, parallel ange
ordnete Sonden erfolgt, womit der Umwandlungsgrad sowohl in
Längs- als auch in Querrichtung des Metallbandes gemessen
wird und als Längs- und/oder Querprofil angezeigbar ist.
17. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
14, dadurch gekennzeichnet, daß die
Messung und Optimierung an einem Metalldraht in einer Draht
ziehstraße erfolgt.
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DE1999141600 DE19941600C2 (de) | 1999-09-01 | 1999-09-01 | Verfahren zur Prozeßführung und Prozeßoptimierung beim Warmwalzen von Metall |
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