DE19936565A1 - Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr - Google Patents
Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den NahverkehrInfo
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Abstract
Es wird ein Steuerungssystem für ein spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere ein Schienenfahrzeug für den Nahverkehr, vorgeschlagen, bei dem jeder zweite Wagenkasten nach Art einer Sänfte zwischen zwei auf jeweils einem Fahrwerk drehbar gelagerten Wagenkästen getragen wird. Dazu wird vorgesehen, daß die Ausdrehwinkel aller oder zumindest zweier fahrwerkgestützter Wagenkästen und die Gelenkwinkel zwischen den sänftenartigen Wagenkästen und den angrenzenden, fahrwerkgestützten Wagenkästen in eine feste Beziehung gesetzt werden. Insbesondere sind der Gelenkwinkel zwischen einem sänftenartigen Wagenkasten und dem in Fahrtrichtung vorauseilenden, fahrwerkgestützten Wagenkasten sowie der Gelenkwinkel zwischen demselben sänftenartigen Wagenkasten und dem in Fahrtrichtung nachfolgenden, fahrwerkgestützten Wagenkasten betragsmäßig identisch. Ein solches spurgeführtes Fahrzeug ist knickstabil und weist eine akzeptable Hüllkurve bei Kurvenfahrten auf.
Description
Die Erfindung betrifft ein spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere ein
Schienenfahrzeug für den Nahverkehr, bestehend aus mindestens drei
gelenkig miteinander verbundenen Wagenkästen, von denen zumindest
ein Wagenkasten von jeweils zwei angrenzenden Wagenkästen nach Art
einer Sänfte getragen wird und diese angrenzenden Wagenkästen jeweils
in horizontaler Richtung drehbar auf einem zugehörigen Fahrwerk ab
gestützt sind.
Solche Fahrzeugsysteme sind statisch mehrfach unterbestimmt. Je nach
den von außen auf das System einwirkenden Kräften nimmt das System
eine nicht definierte Stellung ein. Dies leuchtet unmittelbar für Fälle ein,
in denen das Fahrzeug geschoben oder abgebremst wird. In diesen
Fällen würden sich die Wagenkästen in unkontrollierter Weise zusam
menschieben. Aber auch bei Kurvenfahrten oder Beschleunigungen tritt
dasselbe Problem auf. Fährt das Fahrwerk des führenden Fahrzeugteils
in eine Kurve ein, so wirkt sich das zunächst nicht auf die Stellung des
gelenkig auf dem Fahrwerk abgestützten Wagenkastens aus. Erst bei
weiterer Kurveneinfahrt wird sich eine unbestimmte und dynamisch
veränderbare Stellung des ersten und auch der folgenden Wagenkästen
einstellen. Es ist daher notwendig, entgegenwirkende Maßnahmen vor
zusehen.
In DE-C-195 26 865 ist ein Steuerungssystem für eine spurgeführtes
Fahrzeug mit mehr als zwei gelenkig miteinander verbundenen Wagen
kästen beschrieben. Bei dem dort beschriebenen Fahrzeug ist jedoch
jeder Wagenkasten drehbar auf einem Fahrwerk abgestützt, insbesondere
wird kein Wagenkasten nach Art einer Sänfte von zwei angrenzenden
Wagenkästen getragen. Solche Fahrzeugsysteme sind lediglich einfach
unterbetimmt. Es wird dort deshalb eine Fahrwerksteuerung vorgeschla
gen, bei der abhängig von dem Ausdrehwinkel eines Wagenkastens
relativ zu seinem zugehörigen Fahrwerk alle weiteren Wagenkästen
relativ zu ihrem jeweils zugehörigen Fahrwerk entsprechend einer vor
gegebenen Formel aktiv ausgelenkt werden. Die Auslenkung der weite
ren Wagenkästen wirkt auf die Auslenkung des ersten Wagenkastens
zurück, so daß sich ein selbstregelndes System ergibt. Zwar wäre es bei
einem solchen Fahrzeugsystem, bei dem jeder der gelenkig miteinander
verbundenen Wagenkästen auf einem eigenen Fahrwerk drehbar ab
gestützt ist, ausreichend, die Auslenkung eines einzigen Wagenkastens
gegenüber seinem zugehörigen Fahrwerk zu kontrollieren, um aus dem
einfach unbestimmten System ein bestimmtes System zu machen. Jedoch
würden sich dann bei Kurvenfahrten je nach Fahrtrichtung unterschied
liche Hüllkurven ergeben. Als "Hüllkurve" wird die äußere Grenzlinie
der Fläche bezeichnet, die von den Wagenkästen während der Kurven
fahrt rechts und links des Spurkanals überstrichen wird.
Die Übertragung des in DE 195 26 865 C2 beschriebenen Steuerungs
systems auf ein Fahrzeug, bei dem zwischen den fahrwerkgestützten
Wagenkästen jeweils ein Wagenkasten angeordnet ist, der von den fahr
werkgestützten Wagenkästen nach Art einer Sänfte getragen wird, ist
nicht ohne weiteres möglich, da die sänftenartigen Wagenkästen wie eine
Koppelstange wirken. Dadurch beeinflussen sich die Auslenkungen der
fahrwerkgestützten Wagenkästen nicht gegenseitig. Jede Koppelstange
bzw. jeder sänftenartige Wagenkasten erhöhen den Grad der Unbe
stimmtheit des Systems um eins.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein spurgeführtes
Fahrzeug der eingangs genannten Art mit einem Steuerungsystem zu
versehen, so daß die Wagenkästen des Fahrzeugs je nach dem jeweiligen
Spurkanalverlauf und unabhängig von der Einwirkung irgendwelcher
äußerer Kräfte eine definierte Position einnimmt und eine akzeptable
Hüllkurve erzeugen.
Die Aufgabe wird durch ein Steuersystem gelöst, mit welchem nicht nur
die, Ausdrehwinkel einzelner oder aller fahrwerkgestützter Wagenkästen
gegenüber ihrem jeweils zugehörigen Fahrwerk, sondern zusätzlich auch
die Gelenkwinkel zwischen den nach Art einer Sänfte getragenen Wa
genkästen und den angrenzenden, fahrwerkgestützten Wagenkästen in
eine feste Beziehung gesetzt werden.
Die Erfindung gründet auf der Erkenntnis, daß die prinzipielle Über
tragung der Lehre aus der DE 195 26 865 auf ein spurgeführtes Fahr
zeug der eingangs genannten Art mit sänftenartigen Wagenkästen zu
einem unterbestimmten System führt, dessen Grad der Unterbestimmtheit
direkt proportional zur Anzahl der sänftenartigen Wagenkästen ist. Es ist
daher zusätzlich mindestens ein weiteres aktives Stellglied pro sänften
artigem Wagenkasten erforderlich, um aus dem unterbestimmten System
ein bestimmtes System zu machen.
Vorzugsweise sieht die feste Beziehung des Steuerungssystems vor, daß
die Gelenkwinkel zwischen einem sänftenartigen Wagenkasten und den
beiden jeweils angrenzenden fahrwerkgestützten Wagenkästen betrags
mäßig identisch sind.
Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft anhand der einzigen Figur
erläutert, in der ein Hydraulikschema für ein fünfgliedriges Fahrzeug
mit drei fahrwerkgestützten und zwei nach Art einer Sänfte getragenen
Wagenkästen gezeigt ist.
Das fünfgliedrige Fahrzeug 10 umfaßt einen ersten Fahrzeugteil mit
einem Wagenkasten 11, der auf einem Fahrwerk drehbar abgestützt ist.
Das Fahrwerk 11 ist dazu als Drehgestell ausgebildet. Die Begriffe
"Fahrwerk" und "Drehgestell" werden nachfolgend synonym verwendet.
Der Wagenkasten 11 ist über die Gelenkverbindung 16 mit einem
sänftenartigen Wagenkasten 12 gelenkig verbunden. Der sänftenartige
Wagenkasten 12 ist nicht auf einem Fahrwerk abgestützt, sondern über
eine Gelenkverbindung 17 mit einem dritten Wagenkasten 13 gelenkig
verbunden, der über ein Drehgestell 3 drehbar abgestützt ist. An das
dritte Fahrzeugteil schließt sich in entsprechender Weise ein sänftenarti
ges viertes Fahrzeugteil mit Wagenkasten 14 und daran ein fahrwerk
gestütztes fünftes Wagenteil mit Wagenkasten 15 und Drehgestell 5 an.
Die Wagenkästen 13 bis 15 sind ebenfalls über Drehgelenke 18, 19
gelenkig miteinander verbunden.
Zur Erläuterung der Funktionsweise des hydraulischen Steuerungs
systems sollen zunächst einmal die Hydrauliksysteme 30 mit den hydrau
lischen Stellgliedern 100, 120 unberücksichtigt bleiben. Ohne diese
Hydrauliksysteme 30 würde sich folgende Verhaltensweise des fünf
gliedrigen Fahrzeugs 10 ergeben.
Bei Einfahrt des in Fahrtrichtung führenden ersten Fahrzeugteils mit
dem Wagenkasten 11 in beispielsweise eine Linkskurve, dreht sich das
Fahrgestell 1 gemäß der Kurvenführung, d. h. entgegen dem Uhrzeiger
sinn unter dem Wagenkasten 11 weg. Anders ausgedrückt dreht sich der
Wagenkasten 11 relativ zum Drehgestell 1 im Uhrzeigersinn. Dies wird
im folgenden als ein positiver Ausdrehwinkel α1 des Wagenkastens 11
bezeichnet (siehe Pfeilrichtung in der Figur).
Der positive Ausdrehwinkel α1 des Wagenkastens 11 bewirkt eine Aus
lenkung des Kolbens 43 bzw. 53 in den hydraulischen Stellgliedern 40,
50 des ersten Fahrzeugteils. Dies wird nachfolgend lediglich am Beispiel
des hydraulischen Stellglieds 40 beschrieben. Das hydraulische Stellglied
40 besteht aus einem Hydraulikzylinder 46, in dem eine Kolbenstange
41 mit dem Kolben 43 axial geführt ist. Der Hydraulikzylinder 46 ist
über eine Halterung 45 gelenkig an dem Wagenkasten 11 angelenkt. Der
Kolben 41 ist seinerseits über eine Halterung 47 einseitig am Drehgestell
1 gelenkig angelenkt. Die Auslenkung des Wagenkastens 11 relativ zum
Drehgestell 1 mit positivem Ausdrehwinkel (Pfeilrichtung in der Figur)
führt zu einer Verlagerung des Kolbens 43 in dem Hydraulikzylinder 46
nach links. Das Hydrauliköl wird daher aus der Zylinderkammer 42 in
die Hydraulikleitung 21 des Hydrauliksystems 20 verdrängt, während
Hydrauliköl aus der Hydraulikleitung 22 in die Zylinderkammer 44
hineinfließt. Entsprechendes gilt für die Zylinderkammern 52 bzw. 54
des hydraulischen Stellglieds 50.
Die paarweise Anordnung der hydraulischen Stellglieder 40 und 50
bietet den Vorteil, daß Längs- und Querbewegungen des Wagenkastens
relativ zum Fahrwerk automatisch entkoppelt werden. Grundsätzlich
wäre aber auch ein einziges Stellglied pro Drehgestell ausreichend.
Die Stellglieder 40, 50 sind über das Hydrauliksystem 20 mit den Stell
gliedern 60, 70 des dritten Fahrzeugteils und 80, 90 des fünften Fahr
zeugteils derart verbunden, daß die folgende Gleichung erfüllt wird:
k1.α1 = k3.α3 + k5.α5.
In dieser Gesetzmäßigkeit stellen k1, k3 und k5 frei wählbare Proportio
nalitätsfaktoren dar, die sich bei ansonsten gleicher Bauweise der hy
draulischen Stellglieder 40, 50, 60, 70, 80, 90 durch Variation der
Hydraulikzylinderdurchmesser einstellen lassen. α1, α3 und α5 geben die
Ausdrehwinkel des jeweiligen Wagenkastens 11 bzw. 13 bzw. 15 ge
genüber ihrem jeweils zugehörigen Drehgestell 1 bzw. 3 bzw. 5 an,
wobei ein positiver Ausdrehwinkel eine Auslenkung des Wagenkastens
relativ zum zugehörigen Drehgestell im Uhrzeigersinn definiert.
In dem Beispielsfall des Einfahrens des Fahrzeugs in eine Linkskurve,
was zum Ausdrehen des ersten Wagenkastens 11 relativ zum Fahrwerk
1 mit einem positivem Ausdrehwinkel α1, d. h. im Uhrzeigersinn, führt,
werden die Wagenkästen 13 und 15 gegenüber ihren Drehgestellen 3
bzw. 5 ebenfalls in positiver Drehrichtung ausgelenkt (siehe Pfeile in der
Figur). Denn das aus den Zylinderkammern 42, 52 verdrängte Hy
drauliköl fließt über die Hydraulikleitung 21 in die Zylinderkammern 62,
72 und 82, 92 der hydraulischen Stellglieder 60, 70 bzw. 80, 90. Dabei
ist zu berücksichtigen, daß sich die Drehgestelle 3 und 5 bei Einfahrt
des Fahrzeugs in die Kurve noch in einem geradlinigen Spurkanal befin
den, so daß sich beim dritten und fünften Fahrzeugteil die Wagenkästen
13, 15 über den jeweiligen Drehgestellen 3, 5 im Uhrzeigersinn weg
drehen, während sich bei dem in die Kurve einfahrenden ersten Fahr
zeugteil des Fahrzeugs 10 das Drehgestell 1 unter dem Wagenkasten 11
entgegen dem Uhrzeigersinn wegdreht. Insgesamt führt dies bei jedem
der ersten, dritten und fünften Fahrzeugteile zu einem positiven Aus
drehwinkel α1, α3 und α5 der Wagenkästen 11, 13, 15 relativ zu den
zugehörigen Drehgestellen 1, 3, 5. Da die sänftenartigen Wagenkästen
12, 14 wie Koppelstangen wirken, drehen sie sich relativ zum Spurkanal
im Gegenuhrzeigersinn bzw. in negativer Drehrichtung (siehe Pfeilrich
tung in der Figur). D. h., die einzelnen Fahrzeugteile des Fahrzeugs 10
nehmen zueinander eine ziehharmonikaartige Stellung ein.
Das zuvor beschriebene System ist statisch unterbestimmt. D. h., jede
Einwirkung einer äußeren Kraft würde zu einer nicht definierten ziehhar
monikaartigen Konstellation der einzelnen Fahrzeugteile führen, das
mangels einer Rückkopplung nicht definiert ist, welcher Anteil des aus
den Zylinderkammern 42, 52 verdrängten Hydrauliköls in die Zylin
derkammern 62, 72 und 82, 92 des dritten und fünften Fahrzeugteils
fließt. Daher ist für jeden sänftenartigen Wagenkasten ein zusätzliches
Stellglied erforderlich, um aus dem unterbestimmten ein bestimmtes
System zu machen.
Die beschriebene Ausführungsform sieht deshalb zur Beeinflussung der
Auslenkung eines jeden sänftenartigen Wagenteils 12 und 14 ein eigenes
Hydrauliksystem 30 vor. Die in der Figur dargestellten Hydraulik
systeme 30 mit hydraulischen Stellgliedern 100 und 110 sind so kon
zipiert, daß die sich zwischen dem sänftenartigen Wagenkasten 12 bzw.
14 und den angrenzenden, fahrwerkgestützten Wagenkästen 11, 13 bzw.
13, 15 einstellenden Gelenkwinkel β gleich groß sind.
Die hydraulischen Stellglieder 100 und 110 sind prinzipiell identisch
aufgebaut wie die hydraulischen Stellglieder 40, 50, 60, 70, 80, 90.
Jedoch verbinden sie nicht einen Wagenkasten mit dem zugehörigen
Drehgestell, sondern sie verbinden zwei aneinandergrenzende Wagen
kästen miteinander. Am Beispiel des hydraulischen Stellglieds 100 ist ein
Zylinder 106 gelenkig über eine Halterung 105 mit dem fahrwerk
gestützten Wagenkasten 13 (bzw. 11) verbunden und die in dem Hydrau
likzylinder 106 längsverschieblich angeordnete Kolbenstange 104 mit
dem Kolben 103 über die Halterung 107 gelenkig an den sänftenartigen
Wagenkasten 14 (bzw. 12) angelenkt. In entsprechender Weise ist das
hydraulische Stellglied 110 mit den Wagenkästen 14, 15 (bzw. 12, 13)
verbunden, jedoch mit dem Unterschied, daß in diesem Falle die
Kolbenstange mit dem fahrwerkgestützten Wagenkasten 15 (bzw. 13)
und der Hydraulikzylinder mit dem sänftenartigen Wagenkasten 14
(bzw. 12) verbunden ist. Die von den Kolben 103 und 113 definierten
Zylinderkammern 102, 112 und 104, 114 sind über Hydraulikleitungen
31 bzw. 32 miteinander verbunden.
Die Stellung der Kolben 103 und 113 in den hydraulischen Stellgliedern
100, 110 wirkt sich unmittelbar auf den Gelenkwinkel β zwischen den
mit dem hydraulischen Stellglied jeweils verbundenen Wagenkästen aus
und umgekehrt. Dreht beispielsweise der fahrwerkgestützte Wagenkasten
13 im Uhrzeigersinn bzw. in positiver Richtung, so wird Hydrauliköl
aus der Zylinderkammer 102 des hydraulischen Stellglieds 100 durch die
Hydraulikleitung 31 in die Zylinderkammer 112 des hydraulischen Stell
glieds 110 verdrängt und gleichzeitig Hydrauliköl aus der Zylinder
kammer 114 des hydraulischen Stellglieds 110 durch die Hydrauliklei
tung 32 hindurch in die Zylinderkammer 104 des hydraulischen Stell
glieds 100 angesaugt. Das bedeutet, daß die Auslenkung des Wagen
kastens 13 nicht nur auf den Gelenkwinkel β+ zwischen dem fahrwerk
gestützten Wagenkasten 13 und dem sänftenartigen Wagenkasten 12
wirkt, sondern über das hydraulische Stellglied 110 in identischem Maß
auch auf den Gelenkwinkel β- zwischen dem sänftenartigen Wagenkasten
14 und dem fahrwerkgestützten Wagenkasten 15 wirkt. β+ bezeichnet
dabei jeweils den in Fahrtrichtung vor dem sänftenartigen Wagenkasten
gelegenen Gelenkwinkel und β- den in Fahrtrichtung hinter dem sänften
artigen Wagenkasten gelegenen Gelenkwinkel. Die Gelenke besitzen
dann einen positiven Gelenkwinkel β+ bzw. β-, wenn der in Fahrtrich
tung nachfolgende Wagenkasten relativ zum vorauseilenden Wagenkasten
im Uhrzeigersinn ausknickt.
Bei der zuvor beispielhaft beschriebenen Konstellation, in der der fahr
werkgestützte Wagenkasten 13 gegenüber dem zugehörigen Fahrwerk 3
in positiver Richtung ausdreht, ergibt sich zunächst ein negativer Ge
lenkwinkel β+ für den sänftenartigen Wagenkasten 14, da sich das
hydraulische Stellglied 100 insgesamt verkürzt. Da sich das hydraulische
Stellglied 110 aufgrund der zuvor beschriebenen Hydrauliksteuerung
ebenfalls verkürzt, stellt sich für den sänftenartigen Wagenkasten 14 an
der Gelenkverbindung 19 ebenfalls ein negativer Gelenkwinkel β- ein.
Die Hydrauliksysteme 30 sorgen bei der in der Figur dargestellten Kon
figuration somit dafür, daß folgende Gleichung erfüllt ist:
β+ = β-.
Insgesamt wird daher das in der Figur dargestellte Steuerungssystem den
folgenden Anforderungen gerecht:
k1 x α1 = k3.α3 + k5.α5 + . . . + kn.αn
βi+ = βi- ,
βi+ = βi- ,
wobei i = 2, 4, 6, . . ., n-1 den Wagenkasten im Fahrzeug bezeichnet
und n eine ungerade Anzahl von Wagenkästen angibt.
Dieses Steuerungssystem wirkt in einem geradlinigen Spurkanal als
Knickschutz, da die Kopplung der Wagenkästen mittels der Hydraulik
systeme 30 ein Z-förmiges Ausknicken der sänftenartigen Wagenkästen
12, 14 relativ zum Spurkanal unterbindet und nur eine Parallelverschie
bung relativ zum Spurkanal zuläßt, während das Hydrauliksystem 20 zur
Steuerung der fahrwerkgestützten Wagenkästen eine Z-Stellung der
sänftenartigen Wagenkästen 12, 14 zuläßt, ein Parallelverschieben der
sänftenartigen Wagenkästen zur Spurführung jedoch unterbindet.
Ein Knickschutz kann auf umgekehrte Weise auch realisiert werden,
wenn die Anschlüsse der Hydraulikleitungen 31, 32 an den hydrau
lischen Stellgliedern 100 und 110 vertauscht werden, so daß die hydrau
lischen Stellglieder 100, 110 eine Z-Stellung der sänftenartigen Wagen
kästen zulassen und eine Parallelverschiebung unterbinden. Gleichzeitig
wird das Hydrauliksystem 20 durch entsprechende Vertauschung der Hy
draulikleitungsanschlüsse 21, 22 so verändert, daß die Auslenkung der
fahrwerkgestützten Wagenkästen ein Parallelverschieben der sänften
artigen Wagenkästen zuläßt, eine Z-Stellung aber unterbindet. Dazu
brauchen lediglich die Hydraulikanschlüsse an den hydraulischen Stell
gliedern 60, 70 vertauscht zu werden. Das Steuerungssystem erfüllt dann
folgende Bedingungen:
k1.α1 = -k3.α3 + k5.α5 - . . . kn.αn
βi+ = -(βi- )
βi+ = -(βi- )
wobei i = 2, 4, 6, . . ., n-1 die sänftenartigen Wagenkästen an der
zweiten, vierten, sechsten bzw. n-ten Position des Fahrzeugs bezeichnet
und n eine ungerade Anzahl von Wagenkästen angibt.
Anstelle der beiden Hydraulikspeicher 33 und dem Hydraulikspeicher 23
kann auch ein gemeinsamer Hydraulikspeicher in dem Steuerungssystem
eingesetzt werden. Ebenso können die Ventilblöcke 35 mit dem Ventil
block 24 in einem einzigen Ventilblock zusammengefaßt werden.
Bei dem Steuerungssystem kann auch auf die hydraulischen Stellglieder
60, 70 zur Beeinflussung der Ausdrehwinkel von in der Zugmitte befind
lichen fahrwerkgestützten Wagenkästen verzichtet werden. Das System
ist hinreichend bestimmt, wenn zusätzlich zu den Hydrauliksystemen 30
zur Beeinflussung der Gelenkwinkel β lediglich die Ausdrehwinkel von
zwei fahrwerkgestützten Wagenkästen, vorzugsweise des ersten und
letzten Wagenkastens, durch das Hydrauliksystem 20 miteinander gekop
pelt werden. Dadurch wird der konstruktive Aufwand wesentlich ver
ringert. Jedoch erhöhen sich dadurch die am ersten und letzten Fahrwerk
auftretenden Radkräfte, da diese die dynamischen Kräfte aller Wagen
kästen abstützen müssen. Die Gleichung für die fahrwerkgestützten
Wagenkästen reduziert sich dann auf
α1 = αn bzw. α1 = -αn,
je nachdem ob die Hydrauliksysteme 30 ein paralleles Verschieben der
sänftenartigen Wagenkästen zulassen (β+ = β-), dann muß immer
gelten α1 = αn, oder unterbinden (β+ = -(β-)), dann muß α1 = αn nur
für 3-, 7- und 11-gliedrige (usw.) Fahrzeuge gelten.
Das zuvor beschriebene Steuerungssystem kann in entsprechender Weise
auch mechanisch oder elektrisch ausgeführt sein.
Die mechanische Realisierung kann mittels Seilzügen oder über eine
Hebelkinematik mittels Koppelstangen erfolgen. Bei der elektrischen
Realisierung bedarf es zunächst an jedem Fahrwerk und an jeder Ge
lenkverbindung eines elektrischen Wegaufnehmers zur Bestimmung der
Ausdrehwinkel α der Wagenkästen gegenüber dem jeweiligen Fahrwerk
und der Gelenkwinkel β+ und β- zwischen den sänftenartigen Wagen
kästen und den jeweils angrenzenden fahrwerkgestützten Wagenkästen.
Desweiteren muß an jedem drehgestellgestützten Wagenteil ein aktives
Stellglied (zwischen drehgestellgestütztem Wagenteil und Sänftenteil)
angebracht sein, um ein eindeutig bestimmtes System zu erhalten. Die
elektrischen Wegaufnehmer können auch Bestandteil der aktiven Stell
glieder sein.
Es ist auch möglich, den Gelenkwinkel β an der ersten Gelenkverbin
dung und im übrigen die Fahrwerke des zweiten, dritten usw. Fahrzeug
teils mit aktiven Stellgliedern auszustatten. Wesentlich ist allein, daß das
System insgesamt ein bestimmtes System ist und daß die oben genannten
Beziehungen betreffend die Ausdrehwinkel α und Gelenkwinkel β erfüllt
sind. Dazu dient eine übergeordnete Steuerelektronik, die die aktiven
Stellglieder in der Weise steuert, daß die definierten Steuergesetze zu
jedem Zeitpunkt erfüllt sind.
Die aktiven Stellglieder können beispielsweise elektromechanische,
elektrohydraulische oder elektropneumatische Stellsysteme sein.
Claims (9)
1. Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den
Nahverkehr, bestehend aus mindestens drei gelenkig miteinander ver
bundenen Wagenkästen (11-15), von denen zumindest ein Wagenkasten
(12; 14) von jeweils zwei angrenzenden Wagenkästen (11, 13 bzw. 13,
15) nach Art einer Sänfte getragen wird und diese angrenzenden Wa
genkästen (11, 13 bzw. 13, 15) jeweils in horizontaler Richtung drehbar
auf einem zugehörigen Fahrwerk (1, 3 bzw. 3, 5) abgestützt sind, so
daß die fahrwerkgestützten Wagenkästen (11, 13, 15) jeweils um einen
Ausdrehwinkel (α1, α3, α5) relativ zu ihrem jeweils zugehörigen Fahr
werk (1, 3, 5) auslenken und sich zwischen den nach Art einer Sänfte
getragenen Wagenkästen und daran jeweils angrenzenden, fahrwerkgetra
genen Wagenkästen (11, 13; 13, 15) Gelenkwinkel (β) einstellen
können, gekennzeichnet durch ein Steuerungssystem (20, 30, 40, 50, 60,
70, 80, 90, 100, 110), mit welchem alle Ausdrehwinkel (α1, α3, α5)
oder zumindest die Ausdrehwinkel (α1, α5) der entferntesten beiden
fahrwerkgestützten Wagenkästen (11, 15) und die Gelenkwinkel (β) in
eine feste Beziehung zueinander gesetzt werden.
2. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Gelenkwinkel (β+, β-) zwischen einem sänftenar
tigen Wagenkasten (12, 14) und den jeweils angrenzenden, fahrwerk
gestützten Wagenkästen (11, 13 bzw. 13, 15) absolut gesehen gleich
groß sind, so daß gilt
|β+| = |β-|,
wobei β+ den Gelenkwinkel zwischen dem sänftenartigen Wagenkasten (12, 14) und dem in Fahrtrichtung vorauseilenden, fahrwerkgestützten Wagenkasten (11 bzw. 13) und β- den Gelenkwinkel zwischen demsel ben sänftenartigen Wagenkasten (12, 14) und dem nachfolgenden, fahr werkgestützten Wagenkasten (13 bzw. 15) bezeichnet.
|β+| = |β-|,
wobei β+ den Gelenkwinkel zwischen dem sänftenartigen Wagenkasten (12, 14) und dem in Fahrtrichtung vorauseilenden, fahrwerkgestützten Wagenkasten (11 bzw. 13) und β- den Gelenkwinkel zwischen demsel ben sänftenartigen Wagenkasten (12, 14) und dem nachfolgenden, fahr werkgestützten Wagenkasten (13 bzw. 15) bezeichnet.
3. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Fahrzeug eine ungerade Anzahl n von gelenkig mitein
ander verbundenen Wagenkästen (11-15) umfaßt, von denen jeder zweite
Wagenkasten (12, 14) nach Art einer Sänfte von zwei angrenzenden,
fahrwerkgestützten Wagenkästen (11, 13 bzw. 13, 15) getragen wird,
und die feste Beziehung folgende Gleichungen erfüllt:
k1.α1 = k3.α3 + k5.α5 + . . . kn.αn
βi+ = βi-
mit i = 2, 4, . . . n-1
wobei k1, k3, . . ., kn, einen beliebig wählbaren Proportionalitätsfaktor angibt und die Indizes (1, 3, 5, . . ., i, n) die Position des jeweiligen Wagenkastens im Fahrzeug bezeichnen.
k1.α1 = k3.α3 + k5.α5 + . . . kn.αn
βi+ = βi-
mit i = 2, 4, . . . n-1
wobei k1, k3, . . ., kn, einen beliebig wählbaren Proportionalitätsfaktor angibt und die Indizes (1, 3, 5, . . ., i, n) die Position des jeweiligen Wagenkastens im Fahrzeug bezeichnen.
4. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Fahrzeug eine ungerade Anzahl n von gelenkig mitein
ander verbundenen Wagenkästen (11-15) umfaßt, von denen jeder zweite
Wagenkasten (12, 14) nach Art einer Sänfte von zwei angrenzenden,
fahrwerkgestützten Wagenkästen (11, 13 bzw. 13, 15) getragen wird,
und die feste Beziehung folgende Gleichungen erfüllt:
k1.α1 = -k3.α3 + k5.α5 - k7.α7 + . . . kn.αn
βi+ -(βi-)
mit i = 2, 4, . . ., n-1,
wobei k1, k3, . . ., kn einen beliebig wählbaren Proportionalitätsfaktor angibt und die Indizes (1, 3, 5, . . ., i, n) die Position des jeweiligen Wagenkastens im Fahrzeug bezeichnen.
k1.α1 = -k3.α3 + k5.α5 - k7.α7 + . . . kn.αn
βi+ -(βi-)
mit i = 2, 4, . . ., n-1,
wobei k1, k3, . . ., kn einen beliebig wählbaren Proportionalitätsfaktor angibt und die Indizes (1, 3, 5, . . ., i, n) die Position des jeweiligen Wagenkastens im Fahrzeug bezeichnen.
5. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 3 oder 4, wobei für die
Proportionalitätsfaktoren k gilt
k1 ≠ 0;
k3 = k5 = . . . = kn-2 = 0; und
kn ≠ 0.
k1 ≠ 0;
k3 = k5 = . . . = kn-2 = 0; und
kn ≠ 0.
6. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Steuerungssystem mechanisch mittels
Koppelstangen oder Seilzügen realisiert ist.
7. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis S.
dadurch gekennzeichnet, daß das Steuerungssystem mit hydraulischen
Mitteln realisiert ist.
8. Spurgeführtes Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Steuerungssystem mit elektrischen
Mitteln realisiert ist.
9. Spurgeführtes Fahrzeug nach Anspruch 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß elektrohydraulische, elektromechanische oder elektropneu
matische Stellglieder vorgesehen sind.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999136565 DE19936565A1 (de) | 1999-08-04 | 1999-08-04 | Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr |
EP00116403A EP1074449A1 (de) | 1999-08-04 | 2000-07-28 | Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999136565 DE19936565A1 (de) | 1999-08-04 | 1999-08-04 | Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19936565A1 true DE19936565A1 (de) | 2001-02-08 |
Family
ID=7917067
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1999136565 Withdrawn DE19936565A1 (de) | 1999-08-04 | 1999-08-04 | Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr |
Country Status (2)
Country | Link |
---|---|
EP (1) | EP1074449A1 (de) |
DE (1) | DE19936565A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US8483892B2 (en) | 2007-11-16 | 2013-07-09 | Siemens Aktiengesellschaft | Method for limiting the angle between the longitudinal axes of car bodies that are connected to each other |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102005026697A1 (de) | 2005-06-09 | 2006-12-14 | Siemens Ag | Passive Hydrauliksteuerung mit Positionskorrektur durch richtungsgesteuerten Ölaustausch |
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CH690032A5 (fr) * | 1994-07-13 | 2000-03-31 | Vevey Technologies Sa | Procédé de réglage de l'orientation des dispositifs de roulement à roues orientables d'un ensemble roulant sur rail et ensemble roulant utilisant ce procédé. |
DE19526865C1 (de) | 1995-07-22 | 1996-10-17 | Duewag Ag | Spurgeführtes Fahrzeug, insbesondere Schienenfahrzeug für den Nahverkehr |
DE19654862C2 (de) * | 1996-12-04 | 1999-11-04 | Abb Daimler Benz Transp | Verfahren zur Beeinflussung des Knickwinkels von Schienenfahrzeug-Wagenkästen und Schienenfahrzeug zur Durchführung des Verfahrens |
DE19712752C2 (de) * | 1997-03-26 | 2003-03-27 | Bombardier Transp Gmbh | Schienenfahrzeug mit Knickgelenk und Verfahren zur Steuerung des Knickwinkels |
-
1999
- 1999-08-04 DE DE1999136565 patent/DE19936565A1/de not_active Withdrawn
-
2000
- 2000-07-28 EP EP00116403A patent/EP1074449A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US8483892B2 (en) | 2007-11-16 | 2013-07-09 | Siemens Aktiengesellschaft | Method for limiting the angle between the longitudinal axes of car bodies that are connected to each other |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
EP1074449A1 (de) | 2001-02-07 |
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Date | Code | Title | Description |
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