Die vorliegende Erfindung betrifft eine Brennstoffzellenanordnung
mit in einem oder mehreren Stapeln angeordneten Schmelzcarbonat-
Brennstoffzellen nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Derartige Brennstoffzellenanordnungen sind bekannt. Brennstoff
zellen sind Primärelemente, in denen eine chemische Reaktion zwi
schen einem Gas und einem Elektrolyten stattfindet. Im Prinzip
wird in Umkehrung der Elektrolyse von Wasser ein wasserstoffhal
tiges Brenngas an eine Anode und ein sauerstoffhaltiges Kathoden
gas an eine Kathode herangeführt und zu Wasser umgesetzt. Die
freiwerdende Energie wird als elektrische Energie entnommen.
Schmelzcarbonat-Brennstoffzellen (Molten Carbonate Fuel Cells,
MCFC)sind bspw. in der DE 43 03 136 C1 und der DE 195 15 457 C1
beschrieben. Als Elektrolyt dient eine Schmelze aus einem oder
mehreren Alkalimetallcarbonaten, die in eine feinporöse Elektro
lytmatrix aufgenommen ist. Der Elektrolyt trennt die Anode von
der Kathode und dichtet die Gasräume von Anode und Kathode gegen
einander ab. Beim Betrieb einer Schmelzcarbonat-Brennstoffzelle
wird der Kathode ein Sauerstoff und Kohlendioxid enthaltendes
Gasgemisch, meist Luft und Kohlendioxid, zugeführt. Der Sauer
stoff wird reduziert und mit dem Kohlendioxid zu Carbonationen
umgesetzt, die in den Elektrolyten wandern. Der Anode wird was
serhaltiges Brenngas zugeführt, wobei der Wasserstoff oxidiert
und mit den Carbonationen aus der Schmelze zu Wasser und Kohlen
dioxid umgesetzt wird. Das Kohlendioxid wird in einem Kreislauf
in die Kathode zurückgeführt. Die Oxidation des Brennstoffs und
die Reduktion des Sauerstoffs laufen also getrennt voneinander
ab. Die Betriebstemperatur liegt zwischen 550°C und 750°C. MCFC-
Zellen transformieren die im Brennstoff gebundene chemische Ener
gie also direkt und effizient in elektrische Energie.
Eine einzelne Zelle produziert etwa eine Spannung von einem Volt,
so daß mehrere Zellen miteinander verknüpft werden, um hohe Zell
spannungen im Bereich von 220 V zu erreichen. Diese Aneinander
reihung von einzelnen Brennstoffzellen zu sog. Brennstoffzellen
stapeln führt dazu, daß die Zuführung und Ableitung der Gase
(Brenngas, Kathodengas und die jeweiligen Abgase von Kathode und
Anode) über sogenannte externe Zuleitungen oder Manifolds statt
findet (externe Gasverteilung). Diese Zuleitungen werden aus me
tallischen Komponenten gefertigt, wobei zumeist hoch Cr-haltige
Edelstähle Verwendung finden. Wegen der guten elektrischen Leit
fähigkeit der metallischen Komponenten müssen Dichtungen zwischen
den externen Zuleitungen und dem Brennstoffzellenstapel eingebaut
werden, die einen externen Kurzschluß über die Zuleitungen ver
hindern (externe Isolation).
Für diese externe Isolation werden derzeit elektrisch isolierende
Keramiken eingesetzt, die aus gesintertem Aluminiumoxid bestehen.
Dieses Material hat jedoch den Nachteil, daß es mit dem üblicher
weise in der Metallcarbonatschmelze vorhandenen Lithiumanteil
oberflächlich zu Lithiumaluminiumoxid reagiert (Gleichung I).
Al2O3 + Li2CO3 → 2 LiAlO2 + CO2 (I)
Durch diese Reaktion wird die Rauhigkeit der Dichtung erhöht, was
eine stärkere Migration des Elektrolyten zur Folge hat.
Ähnliche Reaktionen werden beobachtet, wenn Dioxide der vierten
Nebengruppe des Periodensystems mit der Metallcarbonatschmelze in
Kontakt kommen (Gleichung II mit M = Element der IV. Nebengruppe
des Periodensystems).
MO2 + Li2CO3 → Li2MO3 + CO2 (II)
Dieses Kriechen der Metallcarbonatschmelze führt zum einen zu ei
ner stärkeren Korrosion der Bauteile, die mit dem Elektrolyten in
Kontakt kommen, zum anderen stellt die Elektrolytmigration einen
lebensdauerbestimmenden Faktor dar.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht deshalb darin, ei
ne Brennstoffzellenanordnung der o. g. Art bereitzustellen, bei
welcher eine Elektrolytmigration über die zwischen den Brenn
stoffzellenstapeln und den externen Zuleitungen angeordneten
Dichtungen zuverlässig unterdrückt.
Die Lösung besteht in einer Brennstoffzellenanordnung mit den
Merkmalen des Anspruchs 1. Erfindungsgemäß ist also vorgesehen,
daß die Dichtungen aus einem gegenüber Metallcarbonatschmelzen
resistenten keramischen Material mit polierten Oberflächen beste
hen, wobei die polierte Oberfläche der Dichtungen auf ihren den
externen Zuleitungen zugewandten Oberflächenbereichen mit einer
Beschichtung aus Gold in Form elektrisch voneinander isolierter
Teilflächen versehen ist.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Dichtungen weisen einen sehr ho
hen elektrischen Widerstand auf, d. h. sie sind elektrische Isola
toren. Sie sind ferner sowohl gegenüber dem Brenngas und dem Ka
thodengas als auch gegenüber der Metallcarbonatschmelze chemisch
inert. Darüber hinaus sind sie bei auftretenden Druckbelastungen
mechanisch stabil. Sie vereinigen in sich also alle Eigenschaf
ten, die erfüllt sein müssen, um das Kriechen des Elektrolyten
zuverlässig zu verhindern.
Durch die Verwendung eines carbonatresistenten Grundmaterials
wird eine Oberflächenreaktion zwischen der Schmelze und den Dich
tungen unterdrückt, so daß sich die Rauhigkeit der Oberfläche
aufgrund der Reaktionen gemäß Gleichung I bzw. II nicht mehr er
höht. Das Polieren der Keramik dient dazu, Unebenheiten und hohe
Rauhigkeiten auf der Keramikoberfläche nach dem Formierprozeß
(i. a. Sinterung) zu beseitigen, da der Elektrolyt auf unebenen
und rauhen Oberflächen besser kriechen kann als auf polierten,
glatten Oberflächen. Je glatter die Oberfläche poliert ist, desto
größer ist dieser Effekt. Durch die Verwendung eines carbonatre
sistenten Grundmaterials mit glatt polierter Oberfläche wird also
erreicht, daß die Zunahme der Oberflächenrauhigkeit während der
Lebensdauer des Brennstoffzellenstapels minimiert wird, daß ein
Kriechen des Elektrolyten schon dadurch vollständig oder zum
größten Teil unterdrückt wird.
Das Beschichten der Oberfläche mit einer Beschichtung aus Gold in
Form einzelner elektrisch voneinander isolierter Teilflächen oder
Inseln an den den externen Zuleitungen zugewandten Oberflächenbe
reichen verhindert die Gefahr eines externen Kurzschlusses. Da
die einzelnen Teilflächen oder Inseln untereinander keinen Kon
takt aufweisen, ist ein externer Kurzschluß ausgeschlossen. Die
Beschichtung reduziert außerdem das Elektrolytkriechen noch wei
ter, da der Elektrolyt aufgrund des schlechten Benetzungsverhal
tens von Gold nicht auf diesem Material kriecht. Die Beschichtung
gewährleistet somit einen reduzierten Elektrolytverlust im Zell
betrieb.
Die Kombination der erfindungsgemäßen Maßnahmen führt also dazu,
daß das Elektrolytkriechen während der Lebensdauer des Brenn
stoffzellenstapels zuverlässig unterdrückt wird und der Elektro
lytverlust minimiert wird.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprü
chen. Als Werkstoff für das carbonatresistente Material werden
Keramiken vorgeschlagen, die mindestens eine oxidische, gegen
Lithiumcarbonat resistente Komponente aufweisen, bspw. LiAlO2,
Li2ZrO3, Li2TiO3 und/oder CeO2. Geeignet sind auch ex situ for
mierte Keramiken wie Keramiken aus Al2O3 mit einer synthetisier
ten LiAlO2-Schicht, die ggf. zuvor durch Tempern einer Al2O3-Probe
bei 800°C in Li-K-Carbonat gebildet wurde und/oder Keramiken aus
MO2 mit einer synthetisierten Li2MO3-Schicht, wobei M für ein Ele
ment der IV. Nebengruppe des Periodensystems steht. Wenn als Me
tall Zirkon oder Titan verwendet wird, kann das Li2ZrO3 bzw.
Li2TiO3 zuvor durch Tempern einer ZrO2-Probe bzw. einer TiO2-Probe
bei 800°C in Li-K-Carbonat gebildet werden. Schließlich können
Mehrphasenkeramiken zum Einsatz kommen, bspw. Mischkeramiken aus
Al2O3-LiAlO2-Li2ZrO3 und/oder Al2O3-ZrO2-Li2ZrO3 und/oder ZrO2-
Li2ZrO3-CeO2-Li2TiO3. Diese Mischkeramiken können ebenso wie die
ex situ formierten Keramiken behandelt sein.
Da Gold sowohl chemisch als auch physikalisch bei den in Brenn
stoffzellen herrschenden Bedingungen keinerlei Degradation zeigt,
können sehr dünne Schichten mit einer Dicke von maximal etwa 20 µm
aufgetragen, bspw. aufgedampft werden. Daher werden nur sehr ge
ringe Mengen des Edelmetalles benötigt. Die Beschichtung ist vor
zugsweise punktförmig.
Im folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnun
gen nochmals erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Schnittdarstellung eines Brennstoff
zellenstapels mit externen Zuleitungen und Dichtungen;
Fig. 2 eine vergrößerte Darstellung der zwischen Brennstoff
zellenstapel und externer Zuleitung angeordneten Dich
tung;
Fig. 3 eine schematische Darstellung der Beschichtung aus
Gold.
Fig. 1 illustriert schematisch einen Brennstoffzellenstapel 2 in
einem Gehäuse 1. Der Brennstoffzellenstapel 2 ist von externen
Zuleitungen 3, 4 umgeben, die der Zuführung der Brenngase und Ka
thodengase bzw. die Abführung der jeweiligen Abgase dienen. Zwi
schen den Außenflächen 2a, 2b des Brennstoffzellenstapels 2 und
den Zuleitungen 3, 4, sind Dichtungen 5a-d angeordnet. Dieser Be
reich ist in Fig. 2 nochmals vergrößert dargestellt. Die Dich
tung 5c ist zwischen der unteren Außenfläche 2a des Brennstoff
zellenstapels 2 und der oberen Außenfläche 3a der externen Zulei
tung 3 angeordnet.
Fig. 3 zeigt eine Dichtung 5c in schematischer, vergrößerter
Darstellung. Als Orientierungshilfe sind die rechten Kanten des
Brennstoffzellenstapels 2 und der externen Zuleitung 3 angedeu
tet. Auf dem unteren Bereich der glattpolierten Oberfläche der
Dichtung 5c, d. h. auf demjenigen Bereich, welcher der externen
Zuleitung zugewandt ist, ist eine Goldbeschichtung aus punktför
migen Inseln aufgetragen. Die Goldbeschichtung wirkt als Kriech
barriere für den Elektrolyten für den Fall, daß trotz der erfin
dungsgemäßen Maßnahmen wie Verwendung einer chemisch inerten Ke
ramik und Polieren der Oberflächen der Dichtung 5c eine geringe
Menge Elektrolyt entlang der Dichtung 5c kriecht. Diese Kriechbe
wegung würde durch die Goldbeschichtung gehemmt.
Die erfindungsgemäße Brennstoffzellenanordnung weist somit eine
erhöhte Lebensdauer auf, wobei gleichzeitig der Elektrolytverlust
und die Gefahr eines externen Kurzschlusses minimiert sind.