DE19909203A1 - Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils - Google Patents
Verfahren zur Temperaturbestimmung eines BauteilsInfo
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Abstract
Das Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils, beispielsweise einer Anfahr- oder Schaltkupplung im Getriebe eines Kraftfahrzeuges, besteht darin, daß die Temperatur des Bauteils mittels eines umfassenden, detaillierten Wärmeberechnungsmodells kontinuierlich berechnet wird und daß das Berechnungsmodell wärmetechnisch relevante Daten des Bauteils, dessen Umgebung sowie weitere Randbedingungen berücksichtigt. Nach einer Kalibrierung wird das Wärmeberechnungsmodell auf wenige bauteilrelevante Knotenpunkte reduziert.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Temperaturbestimmung eines Bauteils, beispielsweise einer
Anfahr- oder Schaltkupplung im Getriebe eines Kraftfahr
zeugs.
Es wurde bereits vorgeschlagen, beispielsweise die
thermische Belastung einer Kupplung anhand der spezifischen
Reibleistung zu bestimmen, welche der Kupplung zugeführt
wird. Eine Überschreitung dieser spezifischen Reibleistung
führt zu einer Überlastung der Kupplung, wobei jedoch bis
her die Ausgangssituation der Kupplung nicht berücksichtigt
werden konnte, d. h., deren Ausgangstemperatur war unbe
kannt. Dies ist insofern von Bedeutung, da eine überhitzte
Kupplung nicht mehr so intensiv belastet werden kann wie
eine Kupplung, welche sich im Betrieb innerhalb der zuläs
sigen Temperaturen erwärmt hat.
Da aber das übertragbare Kupplungsmoment bei einem
gleichen Kupplungswert temperaturabhängig ist, bedeutet die
Temperaturerhöhung der Kupplung über einen vorgegebenen
Schwellwert hinaus eine Komfort-Einschränkung des Schalt
vorgangs und evtl. eine Beschädigung der Kupplung.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich jedoch
nicht nur für die Temperaturbestimmung einer Kupplung, son
dern ebenso auch für andere Konstruktionselemente, wie
z. B. Wandler, Retarder, Verzahnungen, Lager, Umschlin
gungsgetriebe oder ähnliche. Versuche, beispielsweise die
Kupplungstemperatur kontinuierlich zu messen und in die
Fahrzeugelektronik zu integrieren, sind bisher an dem gro
ßen meßtechnischen Aufwand gescheitert, welcher notwendig
ist, um die benötigten Abkühlkoeffizienten für ein Wärmebe
rechnungsmodell zu ermitteln.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Tempe
raturbestimmung eines Bauteils, beispielsweise einer An
fahr- oder Schaltkupplung im Getriebe eines Kraftfahrzeugs,
vorzuschlagen, mit dem die benötigten Abkühlkoeffizienten
und damit die Bauteiltemperatur kontinuierlich ermittelt
werden können und dem Fahrer gegebenenfalls ein Warnsignal
bei drohender Überlastung des Bauteils, beispielsweise ei
ner Kupplung, angezeigt wird.
Ausgehend von einem Verfahren der eingangs näher ge
nannten Art erfolgt die Lösung dieser Aufgabe dadurch, daß
die Temperatur des Bauteils mittels eines umfassenden, de
taillierten Wärmeberechnungsmodells kontinuierlich berech
net wird und das Wärmeberechnungsmodell wärmetechnisch re
levante Daten des Bauteils, dessen Umgebung sowie weiterer
Randbedingungen berücksichtigt.
Mittels eines derartigen detaillierten Wärmeberech
nungsmodell, welches insbesondere eine diskrete Differen
zen-Methode oder eine Finite-Elemente-Methode enthält, wer
den die Bauteiltemperaturen instationär berechnet. Dieses
detaillierte Wärmemodell kann mit Versuchsergebnissen abge
glichen bzw. kalibriert werden und nach einer Vereinfachung
des Modells auf wenige Temperatur-Knotenpunkte werden die
Abkühlkoeffizienten gerechnet. Die Abkühlkoeffizienten wer
den auf die Temperatur-Knotenpunkte mit allen zu betrachte
ten Systemgrößen, wie z. B. Drehzahl, Kupplungstemperatur,
-weg, Getriebetemperatur usw., gerechnet. Eine derartige
Modellvereinfachung wird als Reduktion bezeichnet. Hierbei
wird im wesentlichen wie bei der Reduktion von elektrischen
Netzwerken vorgegangen. Elektrische Netzwerke sind entweder
nach linearen oder komplexen Regeln rechenbar. Die Wärme
leitungen genügen jedoch Funktionen. Da für die Reduktion
von Netzwerken mit Funktion noch keine Theorie bekannt ist,
werden für die Ersatzwiderstände Datenfelder berechnet.
Wenn vorteilhaft, werden aus den Datenfeldern empirische
Funktionen erstellt.
Dieses Wärmeberechnungsmodell kann in der Fahrzeug
elektronik abgebildet werden. Die Abkühlkoeffizienten kön
nen entweder als Datenfelder, in denen interpoliert wird,
oder als geschlossene Funktionen, die in einem separaten
Arbeitsschritt hergeleitet werden, bereitgestellt werden.
Durch den Einsatz des erfindungsgemäßen Wärmeberech
nungsmodells wird vorteilhafterweise eine Verringerung von
Versuchen nach Konstruktionsänderungen ermöglicht. Ein der
artiges Verfahren ist mit Vorteil weiter anwendbar zur
rechnerischen Bestimmung der Alterungszustandes von tempe
raturkritischen Bauteilen. Das Verfahren kann außerdem zum
Erkennen von Konstruktions- und Auslegungsmängeln in der
Berechnungsphase eingesetzt werden.
In einer Weiterbildung der Erfindung werden mit dem
Wärmeberechnungsmodell, das beispielsweise die Kupplung mit
den umgebenden Konstruktionsbauteilen abbildet, in Einzel
rechnungen die Punkte der Wärmeübergangskoeffizienten be
rechnet. Dabei können Besonderheiten der Geometrie, Fahr
zeugelektronik, der Materialkonstanten usw. berücksichtigt
werden.
Aus diesen Einzelpunkten werden in einem weiteren Ver
fahrensschritt geeignete Funktionen für das Fahrzeugelek
tronik-Wärmemodell errechnet.
In einer besonders vorteilhaften Ausbildung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens wird ferner erreicht, daß die opti
male Belastung einer Kupplung bei einem minimalen Kupp
lungsverschleiß sichergestellt werden kann. Da die Kupp
lungstemperatur ständig mitgeführt wird, kann durch analy
tische Berechnung eines Korrekturfaktors das übertragene
Kupplungsmoment feingesteuert werden, so daß eine erhebli
che Verbesserung des Schaltkomforts, beispielsweise bei
Betätigung der Kupplung, insbesondere einer Einscheiben-
Trockenkupplung für automatisierte mechanische Stufenge
triebe von Nutzfahrzeugen, erzielt wird.
Durch ein Wärmemodell kann also die Kupplungstempera
tur genau mitgerechnet werden; der Fahrzeugführer erhält
bei Überschreiten von vorgegebenen Schwellwerten eine zu
verlässige Überlastwarnung, die je nach dem Ausgangszu
stand, d. h. kalt oder warm, unterschiedlich schnell zur
Verfügung gestellt wird. Eine Kupplungskomfort-Verbesserung
erfolgt dabei durch die Berücksichtigung der aktuellen
Reibkoeffizienten.
Die für die Automatisierung von mechanischen Stufenge
trieben üblicherweise eingesetzte Einscheiben-Trockenkupp
lung ist entsprechend den Fahrsituationen entweder offen,
geschlossen oder geregelt, entsprechend den Gangschalt-,
Anfahr- und Rangiervorgängen, die durch eine mikroprozes
sorgesteuerte Kupplungsbetätigung realisiert werden. Ein
Wärmeberechnungsmodell kann nun darin bestehen, daß für
eine typische Einscheiben-Trockenkupplung auf einem Prüf
stand mit Hilfe eines Motors mit konstanter Antriebsdreh
zahl und vorgeschaltetem Mehrgang-Handschaltgetriebe be
stimmte Drehzahlen eingestellt werden. Bei z. B. stillste
hender Kupplungsscheibe können Druckplatte und Schwungrad
mit einer vorgegebenen Kupplungseingangsdrehzahl in Rota
tionen versetzt werden; die Betätigung der Kupplung kann
pneumatisch über einen Stellkolben erfolgen, der entspre
chend der Kupplungsstellung gesteuert wird. Dabei werden
als Meßsignale die Kupplungseingangsdrehzahl, die Kupp
lungsausgangsdrehzahl und der Kupplungsweg verwendet, sowie
der Zustand der Kupplungsreibflächen nach Ausbau von Druck
platte und Schwungrad hinsichtlich thermischer Gesichts
punkte untersucht. Zum Vergleich mit gemessenen Temperatur
verläufen können mit einem Berechnungsprogramm Temperatur
verläufe bei konstant anliegender spezifischer Verlustlei
stung berechnet werden, wobei in die Berechnung die Wär
meabgabe während der Schlupfzeit an die Umgebung mit Annah
me eines bestimmten Wärmeübergangskoeffizienten berücksich
tigt wird. Die Berechnung geht z. B. von einer eindimensio
nalen Wärmeleitung senkrecht zur Reibfläche aus. Die Bean
spruchung des Reibbelages der Kupplung wird bei einer vor
gegebenen Anzahl von Schlupfversuchen berechnet und das
Kupplungsmoment bei eingestellter Differenzdrehzahl und der
Gesamtschlupfzeit gemessen.
Bei variablen Reibflächentemperaturen werden Moment-
und Steuerdruckkennlinien als Funktion des Kupplungsweges
erstellt und gespeichert.
Es ist auch möglich, das Wärmeberechnungsmodell da
durch zu erstellen, daß die Kupplungsscheibe antreibend ist
und die Druckplatte und das Schwungrad festgelegt sind.
Es werden Abkühlkurven für eine nicht belastete Kupp
lung bei unterschiedlichen Abkühlbedingungen erstellt und
Temperaturverläufe nach Beendigung von Schlupfversuchen
aufgenommen.
Die Kupplungsausgangsdrehzahl kann am Schaltgetriebe
von der Antriebswelle abgenommen werden und der Kupplungs
ausrückweg kann von einem Meßglied ermittelt werden. Die
Berechnung der Reibarbeit kann durch Berechnung der ent
sprechenden Energie durch den Kupplungsweg oder die Gaspe
dalstellung und der Motordrehzahl realisiert werden; durch
Eingabe einer ermittelten Momentkennlinie in die Steuer
software kann eine Beziehung zwischen Kupplungsmoment und
Kupplungsweg hergestellt werden. Unter Berücksichtigung des
Kupplungsmomentes und insbesondere der Reibflächentempera
tur an der Druckplatte kann das geeignete Wärmeberechnungs
modell erstellt werden, durch Ermittlung von Momentkennli
nien bei verschiedenen Reibflächentemperaturen, durch Er
mittlung von Grenztemperaturen bezüglich des Reibbelages,
durch Ermittlung von Schlupfzeiten bei verschiedenen Kupp
lungsmomenten und Differenzdrehzahlen (Verlustleistungen)
bis zum Erreichen der Grenztemperatur und durch Ermittlung
von Abkühlkurven bei aufgeheizter Kupplung und verschiede
nen Abkühlbedingungen.
Claims (10)
1. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils,
beispielsweise einer Anfahr- oder Schaltkupplung im Getrie
be eines Kraftfahrzeugs, dadurch gekennzeich
net, daß die Temperatur des Bauteils mittels eines
Wärmeberechnungsmodells kontinuierlich berechnet wird und
das Wärmeberechnungsmodell wärmetechnisch relevante Daten
des Bauteils, dessen Umgebung und weitere Randbedingungen
berücksichtigt.
2. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die wärmetechnisch relevanten Daten physikalische
und/oder chemische Daten sind und beispielsweise die geome
trischen Daten, die spezifische Wärmeleitung, die spezifi
sche Wärmekapazität, die Oberflächeneigenschaften, wie die
Wärmestrahlungs-Emissionskonstante, die Geschwindigkeiten
des Bauteils und/oder der Umgebung, die Stoffeigenschaften
von das Bauteil umgebenden Gasen und/oder ähnliche Daten
berücksichtigen.
3. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß die weiteren Randbedingungen beispielswiese
die Drehzahl, der Alterungszustand und/oder der Ver
schleißzustand oder eine ähnliche Bedingung des Bauteils
sind.
4. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Wärmeberechnungsmodell eine
diskrete Differenzen-Methode oder eine Finite-Elemente-
Methode enthält.
5. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Wärmeberechnungsmodell mittels
Versuchsergebnissen kalibriert wird.
6. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Wärmeberechnungsmodell
auf wenige Temperaturknoten reduziert wird und daß die Ab
kühlkoeffizienten gerechnet werden.
7. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß als Wärmeberechnungsmodell
die Abbildung einer Kupplung zusammen mit den zugehörigen
Konstruktionsbauteilen verwendet wird, wobei in Einzelrech
nungen Wärmeübergangskoeffizienten berechnet werden.
8. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß aus den einzeln berechneten Wärmeübergangskoeffizien
ten Datenfelder und entsprechende Funktionen für ein Fahr
zeugelektronik-Wärmemodell errechnet werden.
9. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kupplungstemperatur
kontinuierlich mitgeführt wird und daß durch analytische
Berechnung eines Korrekturfaktors das übertragene Kupp
lungsmoment kontinuierlich gesteuert wird.
10. Verfahren zur Temperaturbestimmung eines Bauteils
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß bei Überschreiten vorgebba
rer Grenzwerte und Erreichen einer Kupplungsüberlastung
Warnsignale für den Fahrer erzeugt werden.
Priority Applications (4)
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