DE19902422A1 - Verfahren zur Oberflächenbearbeitung eines Werkstücks - Google Patents
Verfahren zur Oberflächenbearbeitung eines WerkstücksInfo
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Abstract
Eine elektrorheologische Flüssigkeit, deren Viskosität durch Anlegen eines elektrischen Feldes veränderbar ist, wird als Schleifmedium (3) zur Bearbeitung von Werkstückoberflächen eingesetzt. Dabei wird der elektrorheologischen Flüssigkeit abrasiv wirkendes Material wie Siliciumcarbid oder Korund in Pulverform zugesetzt. Durch Anlegen eines elektrischen Feldes wird die Viskosität des so erzeugten Schleifmediums (3) in den Bereichen, wo ein Materialabtrag stattfinden soll, erhöht. Ansonsten ist das Schleifmedium relativ dünnflüssig und läßt sich leicht handhaben.
Description
Die Erfindung betrifft die Oberflächenbearbeitung
eines Werkstücks mittels eines fließfähigen
Schleifmediums.
Es ist bekannt, zur Feinbearbeitung von Werkstücko
berflächen, insbesondere zum Entgraten und Verrun
den von innenliegenden Kanten und Verschneidungen
hochviskose Flüssigkeiten als Schleifmedium einzu
setzen. Bei diesem Verfahren, das als Strömungs
schleifen oder Druck-Fließ-Läppen bezeichnet wird,
wird eine hochviskose Flüssigkeit durch das Werk
stückinnere gepreßt. Dabei ist die materialabtra
gende Wirkung des Schleifmediums dort am größten,
wo die jeweilige Schleifmittelgeschwindigkeit maxi
mal ist. Das Druck-Fließ-Läppen ist beispielsweise
in der Fachzeitschrift Maschinenmarkt, Würzburg 100
(1994), 16, Seiten 52 bis 55, beschrieben. Mit dem
Verfahren sind jedoch auch einige Nachteile verbun
den. Zum einen ist die Handhabung des hochviskosen
Schleifmediums schwierig und erfordert einen hohen
technischen Aufwand an Druckkolben, Pumpen oder
dergleichen. Aus dem gleichen Grund ist die Reini
gung des Werkstücks schwierig. Das eine pastöse
Konsistenz aufweisende Schleifmedium muß mittels
Druckluft und durch einen Waschvorgang gereinigt
werden. Durch den Schleifvorgang wird zudem das
Schleifmedium durch den Materialabtrag verunrei
nigt, wodurch das Schleifergebnis beeinträchtigt
wird. Da eine Entfernung des Materialabtrags aus
der Schleifmittelpaste nicht möglich ist, ist der
Materialverbrauch bei diesem Verfahren vergleichs
weise hoch, was neben der aufwendigen Handhabung
des Schleifmittels und dem Reinigungsaufwand hohe
Kosten verursacht.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mit den Merkma
len des Anspruchs 1 wird als Schleifmedium eine
elektrorheologische Flüssigkeit mit zugesetztem ab
rasiv wirkenden Material eingesetzt, welche die
Werkstückoberfläche umströmt, wobei an den zu bear
beitenden Oberflächenbereichen ein elektrisches
Feld zur Erhöhung der Viskosität des Schleifmediums
angelegt wird. Das erfindungsgemäße Verfahren hat
den Vorteil, daß das Schleifmedium nur im Bereich
der Schleifstellen hochviskos beziehungsweise pa
stös ist. Außerhalb der zu bearbeitenden Bereiche
wird kein elektrisches Feld an das Schleifmedium
angelegt, so daß dieses hier dünnflüssig ist und
leicht mittels Pumpen gefördert werden kann. Außer
dem hängt die Schleifwirkung von der Viskosität des
fließfähigen Schleifmediums ab, so daß andere Be
reiche des Werkstücks sowie die Pumpen, Kolben und
Zuleitungen durch das Schleifmedium nicht angegrif
fen werden. Die Schleifwirkung kann so gezielt auf
die zu bearbeitenden Bereiche konzentriert werden.
Die verwendete Anlage kann dadurch eine wesentlich
höhere Lebensdauer erreichen. Ein weiterer Vorteil
liegt darin, daß das Werkstück einfach gereinigt
werden kann, da nach Ausschalten des elektrischen
Feldes das Schleifmittel wieder dünnflüssig und da
mit leicht entfernbar ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich gut zur
Bearbeitung von Innenflächen eines Hohlkörpers. Be
steht dieser aus Metall, so kann der Hohlkörper
selbst als eine Elektrode verwendet werden. Eine
zweite Elektrode wird in den Hohlraum eingeführt
und zwischen beiden Elektroden eine elektrische
Spannung zur Erhöhung der Viskosität des Schleifme
diums angelegt.
Als zugesetztes abrasiv wirkendes Material können
aus der Schleiftechnik bekannte Materialien wie zum
Beispiel Siliciumcarbid oder Korund in geeigneten
Korngrößen eingesetzt werden.
Durch Wahl der Fließgeschwindigkeit des Schleifme
diums und der verwendeten elektrischen Spannung
können definierte Verrundungen von Werkstückkanten
erzeugt werden. Dies ist insbesondere vorteilhaft
bei Werkstücken für Hochdruckanwendungen, um Druck
spitzen an scharfen Kanten zu vermeiden.
Das Schleifmedium kann in dünnflüssigem Zustand
mittels geeigneter Reinigungsmittel leicht durch
Entfernung des Materialabtrages gereinigt werden,
so daß der Materialverbrauch bei dem erfindungsge
mäßen Schleifverfahren im Vergleich mit dem oben
erläuterten herkömmlichen Verfahren deutlich ver
ringert ist.
Die Erfindung beschreibt auch die Verwendung einer
elektrorheologischen Flüssigkeit als Schleifmittel
zur Bearbeitung von Oberflächen, wobei dieser vor
zugsweise abrasiv wirkendes Material zugesetzt
wird.
Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Aus
führungsbeispiels unter Bezugnahme auf die einzige
Fig. 1 erläutert, die ein Anwendungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Verfahrens illustriert.
Fig. 1 zeigt ein Werkstück 1 mit einer ersten
Bohrung 5 und einer senkrecht dazu ausgebildeten
Bohrung 6. Am Verzweigungspunkt bildet sich eine
ovale Verschneidungskante 7 aus, die entgratet und
verrundet werden soll. Dies ist besonders wichtig
für Anwendungen, bei denen eine Flüssigkeit oder
ein Gas oder eine Mischung davon mit hohem Druck
durch die Bohrungen 5, 6 gefördert werden soll.
Scharfe Kanten führen zu lokalen Spannungsspitzen
im Werkstück, die dessen Lebensdauer beeinträchti
gen können. Ein Beispiel einer derartigen Anwendung
sind Einspritzdüsen für Otto- oder Dieselmotoren,
die für sehr hohe Kraftstoffdrücke ausgelegt sein
müssen.
Bei dem erfindungsgemäßen Schleifverfahren wird als
Schleifmedium 3 eine elektrorheologische Flüssig
keit verwendet. Diese Flüssigkeiten haben die Ei
genschaft, daß sich deren Viskosität in Abhängig
keit von einem angelegten elektrischen Feld ändert.
Bei zunehmender Feldstärke nimmt die Viskosität zu
und die sonst dünnflüssige Flüssigkeit nimmt einen
zähen, pastenartigen Zustand ein. Das Funkti
onsprinzip dieser elektroreologischen Flüssigkeiten
ist beispielsweise in der Zeitschrift Ölhydraulik
und Pneumatik, 33, 1994, Nr. 5, Seite 291 beschrie
ben.
Die elektrorheologische Flüssigkeit 3 ist mit abra
siv wirkendem Material wie beispielsweise Silicium
carbid- oder Korund-Körnern versetzt, wobei mittels
der Korngröße die gewünschte Oberflächenrauhigkeit
beeinflußt werden kann. Dieses fließförmige
Schleifmedium bestehend aus elektrorheologischer
Flüssigkeit mit abrasivem Materialzusatz wird mit
tels Pumpen oder einer Kolbenanordnung (nicht dar
gestellt) an der zu bearbeitenden Oberfläche vor
beigepumpt. In dem in Fig. 1 gezeigten Ausfüh
rungsbeispiel wird das Schleifmittel 3 durch die
Bohrungen 5, 6 des Werkstücks 1 gepumpt. In diese
Bohrungen sind Elektroden 2 eingeführt, die auf ei
ne geeignete Spannung von beispielsweise 500 V oder
1000 V gegenüber dem Werkstück gelegt werden kön
nen, welches im dargestellten Ausführungsbeispiel
als Gegenelektrode dient. Alternativ, wenn das
Werkstück beispielsweise aus einem elektrisch nicht
leitenden Material besteht, können auch Hilfselek
troden verwendet werden, beispielsweise in die Boh
rungen 5, 6 eingeschobene Ringelektroden. Dabei ist
natürlich darauf zu achten, daß die zu verrundende
Schnittkante 7 durch die Elektroden nicht abgedeckt
wird.
Zwischen Elektroden 2 und Werkstück 1 beziehungs
weise Hilfselektroden baut sich ein elektrisches
Feld auf, das zu einer Viskositätserhöhung des
Schleifmediums 3 führt. In dem Bereich der Elektro
den 2 hat das Schleifmedium 3 daher eine genügende
Viskosität, um Material vom Werkstück 1 abtragen zu
können und so eine Entgratung und Verrundung bei
spielsweise der Verschnittkante 7 hervorzurufen.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine definierte
Verrundung der Kanten erzielt werden kann, so daß
die erwähnten unerwünschten Spannungsspitzen hei
Hochdruckanwendungen vermieden werden können.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die
Schleifwirkung auf den zu bearbeitenden Bereich des
Werkstückes beschränkt werden. Andere Werkstückbe
reiche und die Pumpeinrichtungen für das Schleif
mittel selbst "spüren" dieses nur in seinem dünn
flüssigen Zustand, so daß kein wesentlicher Mate
rialabtrag stattfindet. Die Lebensdauer der Pumpen
und Förderleitungen ist daher wesentlich erhöht.
Außerdem ist es im dünnflüssigen Zustand möglich,
das Schleifmedium durch geeignete, an sich bekannte
Reinigungsmittel durch Entfernung des Materialab
trags zu reinigen. Auch eine Reinigung des Werk
stückes ist nach Beendigung des Schleifvorgangs,
wenn die Elektroden 2 und zugehörigen Träger 4 aus
isolierendem Material aus dem Werkstück 1 entfernt
sind, einfach durchzuführen. Das Werkstück braucht
lediglich mit Wasser oder einer anderen geeigneten
Reinigungsflüssigkeit durchgespült zu werden.
Claims (8)
1. Verfahren zur Oberflächenbearbeitung eines Werk
stücks (1), dadurch gekennzeichnet, daß als
Schleifmedium (3) eine elektrorheologische Flüssig
keit mit zugesetztem Material mit abrasiver Wirkung
eingesetzt wird, welche Flüssigkeit (3) die Werk
stückoberfläche umströmt, wobei an den zu bearbei
tenden Oberflächenbereichen ein elektrisches Feld
zur Erhöhung der Viskosität des Schleifmediums (3)
angelegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß Oberflächen im Innenraum eines Hohlkörpers
bearbeitet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeich
net, daß der Hohlkörper (1) aus Metall besteht, in
welchen wenigstens eine Elektrode (2) eingeführt
wird, wobei zwischen Hohlkörper (1) und Elektrode
(2) eine elektrische Spannung angelegt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß als abrasives Material
Siliciumcarbid oder Korund verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß durch Einstellung der
Fließgeschwindigkeit des Schleifmediums (3) und des
elektrischen Felds eine definierte Verrundung von
Werkstückkanten erzeugt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß im dünnflüssigen Zustand
der Materialabtrag aus dem Schleifmedium (3) ent
fernt wird.
7. Verwendung einer elektrorheologischen Flüssig
keit als Schleifmedium (3) zur Bearbeitung von
Oberflächen.
8. Verwendung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeich
net, daß der elektrorheologischen Flüssigkeit Mate
rial mit abrasiver Wirkung zugesetzt wird.
Priority Applications (1)
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