DE19902413C1 - Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes - Google Patents
Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen StellantriebesInfo
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Abstract
Aufgabe der Erfindung ist es, einen piezoelektrischen Stellantrieb zu schaffen, dessen Stellweg unabhängig von Umgebungsbedingungen und piezoelektrischen Instabilitäten ist. DOLLAR A Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß eine selbsttätige Ermittlung von Stellgrößen und zugehörigen Stellpositionen aus einer Erfassung des/der Anschlagzeitpunkte t¶1¶, t¶2¶ an dem/den Anschlag/Anschlägen (9) erfolgt, wozu die Änderung der elektrischen Kapazität des Piezostapels (3) beim Anstoßen des Aktuatorabtriebes (4) an dem/den Anschlag/Anschlägen (9) von der Ansteuerelektronik meßtechnisch erfaßt wird. DOLLAR A Die Erfindung findet Anwendung bei der Kalibrierung von piezoelektrischen Stellantrieben, bestehend aus einer Ansteuerelektronik, einem piezoelektrischen Aktuator und mindestens einem Anschlag.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelek
trischen Stellantriebes gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Aus der DE 43 03 125 C1 ist ein piezoelektrischer Stellantrieb bekannt, der
eine Ansteuerelektronik und einen piezoelektrischen Aktuator aufweist. Die
dort offenbarte Erfindung will eine Schaltungsanordnung schaffen, bei der
die Verknüpfung der Stellbewegung mit der elektrischen Spannung so verbessert
ist, dass insbesondere Hystereseeinflüsse abgebaut sind. Hierzu wird vor
gesehen, einen zweiten Stellantrieb anzuordnen, dessen Ausgangssignal linear
mit der Stellbewegung des ersten Stellantriebs verknüpft ist.
Wenn sich für piezoelektrische Stellantriebe Umgebungsbedingungen wie
die Temperatur oder die mechanische Last ändern und Instabilitätseffekte
der piezoelektrischen Keramik infolge von Alterung zum Tragen kommen,
ist das präzise Funktionieren hubauflösender piezoelektrischer Stellan
triebe beeinträchtigt. Dieses trifft sowohl für gesteuerte als auch für geregelte
Systeme mit einer Rückführung eines Stellwegsignales zu. Für piezoelek
trisch gesteuerte Ventile hoher Präzision, insbesondere für Kraftstoffein
spritzventile in der Kraftfahrzeugtechnik, ist eine präzise Funktion der Stell
antriebe von erheblicher technischer und wirtschaftlicher Bedeutung.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen piezoelektrischen Stellantrieb zu
schaffen, dessen Stellweg unabhängig von Umgebungsbedingungen und
piezoelektrischen Instabilitäten ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der Patent
ansprüche 1 und 6 gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen angegeben.
Vorgeschlagen wird zur Lösung der vorgenannten Aufgabe ein Verfahren
zur Selbstkalibrierung des piezoelektrischen Stellantriebes unter der vor
teilhaften Ausnutzung des piezoelektrischen Effektes. Diese Kalibrierung
kann nach Bedarf oder zyklisch durchgeführt werden. Das erfindungsge
mäße Verfahren läßt sich ohne zusätzliche Bauteile mit einem üblichen
Stellantrieb, bestehend aus einer Ansteuerelektronik, einem Aktuator und
zwei Anschlägen, durchführen.
Die erfindungsgemäße Ausnutzung des piezoelektrischen Effektes beruht
darauf, daß der piezoelektrische Effekt mechanische und elektrische
Eigenschaften koppelt. Eine Änderung von mechanischen Randbedingun
gen - wie z. B. im Extremfall ein Klemmen des piezoelektrischen Aktuators
beim Anstoßen an einen starren Anschlag oder im anderen Extremfall eine
ungehinderte Längenveränderung des Aktuators - wirken sich auf der
elektrischen Seite derart aus, daß die elektrische Kapazität CB des Piezo
stapels im Aktuator im Fall des Klemmens geringer ist als die elek
trische Kapazität CF im Fall einer freien Lagerung des Piezostapels. Für
die vorgenannten Extreme gilt der Zusammenhang CB = CF(1 - k2) mit
dem Materialkennwert k, auch Kopplungsfaktor genannt, der typischer
weise den Wert von 0,65 aufweist. Zwischen diesen beiden Extremfällen
ändert sich die elektrische Kapazität des Piezostapels kontinuierlich mit
dem Grad der Bewegungshinderung, die auf den Piezostapel ausgeübt
wird.
Anhand der Zeichnung wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
näher erläutert.
Fig. 1 zeigt einen piezoelektrischen Aktuator mit zwei Anschlägen und
Fig. 2 zeitliche Signalverläufe für ein selbsttätiges Kalibrierverfahren
für diesen Aktuator.
Der in Fig. 1 gezeigte piezoelektrische Aktuator 1 besteht aus einem
Trägerrahmen 2, in dem ein Piezostapel 3 einseitig gelagert ist. Der
Aktuatorabtrieb 4 ist als ein Balken ausgebildet, der zwischen dem freien
Ende 5 des Piezostapels 3 und einem dazu versetzten Schneidenlager 6
gelenkig gelagert und von einer Druckfeder 7 in diesem Lager gehalten wird.
Das Schneidenlager 6 ist in dem Trägerrahmen 2 starr aufgenommen.
Eine Längenveränderung des Piezostapels führt zu einer Steilbewegung
des Aktuatorabtriebes 4 im Sinne des Richtungspfeiles 8. Diese Stellbe
wegung ist durch zwei starre Anschläge 9 begrenzt.
Abweichend von dem vorangehend beschriebenen Ausführungsbei
spiel kann der Aktuator zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch andere, dem Fachmann bekannte Ausgestaltungen
aufweisen; z. B. Biegeformen, Piezostapel-Aktuatoren mit hydraulischer
oder mechanischer Hubübersetzung.
Auch kann das erfindungsgemäße Verfahren, wie weiter unten beschrie
ben, abweichend von dem vorangehend beschriebenen Aktuator auf
einen Aktuator mit nur einem Anschlag Anwendung finden.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachstehend anhand der in Fig. 2
gezeigten Signalverläufe beschrieben. Im Ausführungsbeispiel wird der
Piezostapel 3 mit der elektrischen Spannung U als physikalischer Steuer
größe angesteuert. Es kann aber auch anstelle der Spannung U die elek
trische Ladung Q als physikalische Steuergröße benutzt werden, wie
weiter unten beschrieben ist. Mit der elektrischen Ladung Q als Steuer
größe kann die bei piezoelektrischen Elementen auftretende dielektrische
Hysterese vermieden werden. Eine weitere Alternative für das erfindungs
gemäße Verfahren besteht in der meßtechnischen Auswertung von
Ladungsimpulsen, die beim Anfahren an die Anschläge entstehen.
Beide Alternativen zu der Spannungsansteuerung sind weiter unten beschrieben.
Die elektrische Spannung U zur Ansteuerung des Piezostapel 3 ist als
eine Rampenfunktion 10 ausgebildet. Diese Rampenfunktion 10 wird
erfindungsgemäß von einem hochfrequenten, sinusförmigen Spannungs
signal 11 überlagert, das dem folgenden funktionalen Zusammenhang
genügt:
US(t) = U0 sin(ωt)
mit U0 << Maximum von UR und 1/ω << Anstiegszeit von UR.
Der zeitliche Verlauf des elektrischen Stromes durch den so mit der
elektrischen Spannung U angesteuerten Aktuator wird gemessen und
in einem Bandpaßfilter mit schmaler Bandbreite um die Meßfrequenz ω
gefiltert. Das ergibt für den elektrischen Strom I ein Meßsignal 12 der
Form:
IS(t) = ωC(t)U0.
mit C(t) = veränderbare elektrische Kapazität des piezoelektrischen
Elementes, hervorgerufen durch die sich im zeitlichen Ablauf des Aktu
atorbetriebes durch die Anschläge ändernden mechanischen Freiheits
grade.
Stößt der Balken des Aktuators 1 mit seinem freien Ende zum Zeit
punkt t1 an einen der Anschläge 9, so verringert sich der gemessene
Strom IS(t), da die elektrische Kapazität C(t) des Piezostapels 3 auf
grund des piezoelektrischen Effektes im blockierten Fall wie eingangs
beschrieben gegenüber einer geringeren Bewegungshinderung kleiner wird.
Erfindungsgemäß wird über den aus dem Meßsignal 12 ermittelbaren
Zeitpunkt t1 für den Sprung im Meßsignal 12 die Steilposition X1 des
ersten Anschlages 9 detektiert. Diese Detektion erfolgt dadurch, daß
die Änderung der Amplitude des Meßstromes mit einer Komparator
schaltung oder einem anderen geeigneten Auswerteverfahren ermittelt
wird.
Zur Kalibrierung wird die Steuergröße U1 = UR(t1) zum ermittelten
Zeitpunkt t1 der detektierten Stellposition X1 des ersten Anschlages zuge
ordnet. Am zweiten Anschlag 9 tritt zum Zeitpunkt t2 ebenfalls ein Sprung
des Meßsignales 12 auf und die Steuergröße U2 = UR(t2) wird der aus
dem gemessenen Zeitpunkt t2 detektierten Stellposition X2 zugeordnet.
Zur Kalibrierung von Steilpositionen zwischen den Anschlägen 9 kann
die physikalische Funktion x(U) mathematisch interpoliert werden, sofern
sie bekannt ist. Im einfachsten Fall ist dies eine lineare Interpolation.
Wird der Piezostapel 3 mit der elektrischen Ladung Q angesteuert, so
erfolgt diese Ansteuerung mit einem niederfrequenten, sinusförmigen Ver
lauf. Diesem Ladungsverlauf wird eine hochfrequente Komponente
QS(t) = Q0 sin(ωt)
der elektrischen Ladung Q überlagert. Ändert sich aufgrund der mecha
nischen Rahmenbedingungen für den Piezostapel 3 - frei oder an den
Anschlägen 9 blockiert - die elektrische Kapazität des Piezostapels,
dann ändert sich die elektrische Spannung über dem Piezoaktuator.
Der zeitliche Verlauf der elektrischen Spannung wird entsprechend der
vorangehend beschriebenen Ausführungsvariante mit einem elektro
nischen Bandpaßfilter um die Meßfrequenz ω gefiltert und dient derart
gefiltert als Meßsignal der Form
US(t) = Q0 C(t) sin(ωt)
für die Bestimmung der an den Anschlägen auftretenden Sprungszeit
punkte t1 und t2. Aus diesen Zeitpunkten lassen sich die Anschlag
positionen X1 und X2 detektieren und die zugehörigen Steuergrößen
Q1 = QS(t1) und Q2 = QS(t2) ableiten und zur Kalibrierung heran
ziehen.
Wenn abweichend von den vorangehend beschriebenen Ausführungs
beispielen nur ein Anschlag für die erfindungsgemäße Lösung verwen
det wird, dann ist zwar keine Interpolation zur Kalibrierung der
Zwischenpositionen möglich, es kann aber über ein Extrapolationsver
fahren eine erhebliche Verbesserung der Positioniergenauigkeit zur
Ansteuerung der Zwischen- und der nicht kontrollierten Anschlagspo
sition erreicht werden. Dazu wird der zu kontrollierende Anschlag nach
den vorangehenden beschriebenen Verfahren unter Verwendung der
elektrischen Spannung U oder der elektrischen Ladung Q als physika
lischer Steuergröße ermittelt und für eine Nullpunktkorrektur in der
elektrischen Ansteuerung zur Hubsteuerung des Aktuators benutzt.
Die Anschlagerkennung kann aber auch über eine Auswertung von
Ladungsimpulsen erfolgen. Wird der spannungs- oder ladungsgesteu
erte Aktuator dynamisch zwischen seinen beiden Anschlagpositionen
verfahren, so ist beim Auftreffen des Balkens 4 an den Anschlägen 9
aufgrund der plötzlichen Krafteinwirkung auf den Piezostapel 3 ein
elektrischer Ladungsimpuls feststellbar. Die Zeitpunkte t1 und t2 für
das Anschlagen können ermittelt werden, indem die Ladungsimpulse
mit dem zeitlich wohl definierten elektrischen Ansteuersignal korreliert
werden. Die Kalibrierung erfolgt wie bei den vorangehend beschrie
benen Verfahren über eine Detektion der Anschlagpositionen X1 und
X2 und eine Ableitung der zugehörigen Steuerfunktionswerte U1 und
U2 oder bei einer Ladungsansteuerung Q1 und Q2.
Claims (8)
1. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes
bestehend aus einer Ansteuerelektronik, einem piezoelektrischen Aktu
ator und mindestens einem Anschlag, dadurch gekennzeichnet, daß eine
selbsttätige Ermittlung von Stellgrößen und zugehörigen Stellpositionen
aus einer Erfassung des/der Anschlagzeitpunkte t1, t2 an dem/den Anschlag/
Anschlägen (9) erfolgt, wozu die Änderung der elektrischen Kapazität
des Piezostapels (3) beim Anstoßen des Aktuatorabtriebes (4) an
dem /den Anschlag/Anschlägen (9) von der Ansteuerelektronik meßtechnisch
erfaßt wird.
2. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Piezostapel (3) mit einer
Rampenfunktion (10) der elektrischen Spannung UR angesteuert wird, daß
die Rampenfunktion (10) von einem hochfrequenten, sinusförmigen Span
nungssignal US(t) (11) überlagert wird und daß als Meßsignal (12) für die
Ermittlung des /der Anschlagzeitpunkte t1, t2 der mit einem Bandpaßfilter
um die Frequenz ω des Signales US(t) ausgefilterte Stromverlauf IS(t)
über den Piezostapel (3) dient.
3. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Piezostapel (3) mit einer
niederfrequenten Sinusfunktion der elektrischen Ladung Q angesteuert wird,
daß die niederfrequente Sinusfunktion von einem hochfrequenten, sinus
förmigen Ladungssignal QS(t) überlagert wird und daß als Meßsignal für die
Ermittlung der Anschlagzeitpunkte t1, t2 der mit einem Bandpaßfilter um die
Frequenz ω des Signales QS(t) ausgefilterte Spannungsverlauf US(t) über
den Piezostapel (3) dient.
4. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes nach
einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stellweg des Aktuators (1) beidseitig von je einem Anschlag (9)
begrenzt ist und daß nach erfolgter Kalibrierung der Anschlagpositionen
eine Kalibrierung für Zwischenpositionen über eine mathematische Inter
polation mit einer bekannten Stellfunktion x(U) oder x(Q) erfolgt.
5. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes nach
einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stellweg des Aktuators (1) einseitig von einem Anschlag (9)
begrenzt ist und daß nach erfolgter Kalibrierung der Anschlagposition
mittels eines Extrapolationsverfahrens die Genauigkeit der Ansteuerung
von anderen Stellpositionen verbessert wird, wobei die kalibrierte
Anschlagposition zu einer Nullpunktkorrektur für die Extrapolation
herangezogen wird.
6. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes,
bestehend aus einer Ansteuerelektronik, einem piezoelektrischen Aktu
ator und mindestens einem Anschlag, dadurch gekennzeichnet, daß eine
selbsttätige Ermittlung von Stellgrößen und zugehörigen Steilpositionen
aus einer Erfassung des/der Anschlagzeitpunkte t1, t2 an dem/den
Anschlag/Anschlägen (9) erfolgt, wozu das Auftreten von elektrischen Ladungsim
pulsen am Piezostapels (3) des Aktuators (1) beim Anstoßen des Aktu
atorabtriebes (4) an dem/den Anschlag/Anschlägen (9) von der
Ansteuerelektronik meßtechnisch erfaßt wird.
7. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes nach
Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Erfassung der Anschlagzeit
punkte t1, t2 durch eine Korrelation der gemessenen Ladungsimpulse mit
dem zeitlich wohl definierten Ansteuersignal erfolgt.
8. Verfahren zur Kalibrierung eines piezoelektrischen Stellantriebes nach
einem der vorangehenden Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kalibrierung nach Bedarf oder zyklisch durchgeführt wird.
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