DE19854338A1 - Verfahren und Einrichtung zur Nierenersatztherapie - Google Patents
Verfahren und Einrichtung zur NierenersatztherapieInfo
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Abstract
Bei einer Einrichtung zur Nierenersatztherapie mittels Hömofiltration ist der Filtratseite des Hömofilters (10) ein Sekundärfilter (20) nachgeschaltet, der das Filtrat des Hämofilters von den zu entfernenden Stoffen befreit, so daß die am Ausgang (19) des Sekundärfilters (20) anfallende Flüssigkeit als Substituat an der Stelle (5) dem dem Patienten entnommenen Eingangsblut zugesetzt werden kann. Es wird auf diese Weise die Bereitstellung größerer Mengen externer industriell hergestellter Substituatlösung eingespart und das Sammeln und Messen großer Filtratmengen vermieden.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren der dem Ober
begriff des Anspruchs 1 und eine Einrichtung der dem Ober
begriff des Anspruchs 2 entsprechenden Art.
Die Einrichtungen der Nierenersatztherapie werden einge
setzt, wenn die Nieren eines Patienten nicht mehr in der
Lage sind, ihre Funktion der Reinigung des Blutes von zu
entfernenden Stoffen, also zum Beispiel Giftstoffen und
den harnpflichtigen Stoffen, aber auch Flüssigkeit, zu er
füllen. Die Einrichtungen übernehmen insoweit die Funktion
der Nieren. Sie arbeiten mit halbdurchlässigen Membranen,
mittels deren eine gezielte Abtrennung von Molekülen aus
dem Blut möglich ist, gleichzeitig aber auch ein gewünsch
ter Flüssigkeitsentzug ermöglicht wird.
Umfangreiche Ausführungen zu den verschiedenen Formen der
Nierenersatztherapie finden sich in dem Buch von Günther
Schönweiß "Dialysefibel" perimed-Fachbuch-Verlagsgesell
schaft (1990) Erlangen.
Das verbreitetste Verfahren der Nierenersatztherapie ist
die Hämodialyse. In einem sogenannten Dialysator wird das
Blut über eine längere Zeit von mehreren Stunden auf der
einen Seite einer Dialysemembran vorbeigeführt, gegen die
auf der anderen Seite eine Dialysierflüssigkeit vorbei
gepumpt wird, in die die zu entfernenden Stoffe durch die
Membran hindurch übergehen. Das die zu entfernenden Stoffe
enthaltende Dialysat muß entsorgt werden.
Ein weiteres Verfahren der Nierenersatztherapie ist die
Hämofiltration. Der Stand der Technik zur Hämofiltration
findet sich auf den Seiten 150 bis 153 des genannten Bu
ches. Das dem Patienten über eine die "Vorrichtung zur
Entnahme des Blutes aus dem Patienten" bildende Kanüle
abgezapfte Blut wird durch eine Blutpumpe auf einen gewis
sen über dem Atmosphärendruck liegenden Druck gebracht und
strömt auf der einen Seite der halbdurchlässigen Membran
des Hämofilters entlang. Die Entfernung der zu entfernen
den Stoffe aus dem Blut geschieht auf konvektivem Wege,
indem mit der wäßrigen Phase die darin gelösten zu entfer
nenden Stoffe die Membran passieren. Die dem Patientenblut
entzogene Flüssigkeitsmenge wird durch eine geeignete
Elektrolytlösung ("Substituat") substituiert, so daß einem
Flüssigkeitsentzug am Patienten vorgebeugt wird. Die umge
setzten Flüssigkeitsmengen sind erheblich. Bei einer mehr
stündigen Behandlung werden dem Patientenblut unter Um
ständen mehr als 20 l Flüssigkeit entzogen und Substituat
in im wesentlichen gleicher Menge wieder zugeführt.
Die Vorteile der Hämofiltration liegen hauptsächlich in
der Trennwirksamkeit im Bereich der sogenannten Mittel
moleküle, für die stellvertretend das Vitamin B12 genannt
sei. Dieses Vitamin ist bei Clearance-Messungen gut men
genmäßig bestimmbar.
Während bei der Hämofiltration gegenüber der Hämodialyse
die Elimination mittlerer Moleküle besser ist, ist die
Elimination kleiner Moleküle wie zum Beispiel Harnstoff
und Kreatinin schlechter als bei der Hämodialyse, wenn das
Substituat im Wege der Post-Dilution zugesetzt wird, d. h.
nachdem das Blut den Hämofilter passiert hat.
Es ist auch möglich, das Substituat im Wege der Pre-Dilu
tion zuzusetzen, also gewissermaßen das dem Patienten
entnommene Blut mit dem Substituat zu verdünnen, bevor es
in den Hämofilter gelangt. Die Pre-Dilution ermöglicht
höhere Filtratraten im Hämofilter und damit eine höhere
konvektive Stoffelimination. Durch den hohen Flüssigkeits
umsatz kann die schwache Eliminationsleistung der herkömm
lichen Hämofiltration besonders im Kleinmolekularbereich
ausgeglichen werden. Hierdurch steigen aber das Gesamt-
Filtratvolumen und deswegen auch das bereitzustellende
Substituatvolumen. Um eine der Hämodialyse vergleichbare
Effektivität im Bereich der "kleinen" Moleküle zu errei
chen, müssen bei der Hämofiltration mindestens 30% des
Patienten-Körpergewichtes abfiltriert und im Pre-Dilution-
Verfahren substituiert werden.
Da die Hämofiltration eine gute Kreislaufverträglichkeit
zeigt und bei Hypotonikern eine bessere Verträglichkeit
des Flüssigkeitsentzuges und auch bei Hypertonikern gün
stige Auswirkungen gegeben sind, besteht ein Bedürfnis
danach, das Verfahren der Hämofiltration weiterzuentwickeln.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein weiterent
wickeltes Verfahren und eine entsprechende Einrichtung zur
Hämofiltration anzugeben, die nicht durch den hohen Auf
wand der Substituatbereitstellung und die entsprechenden
Kosten belastet sind.
Diese Aufgabe wird in ihrem verfahrensmäßigen Aspekt durch
die in Anspruch 1 wiedergegebene Erfindung, in ihrem vor
richtungsmäßigen Aspekt durch die in Anspruch 2 wiederge
gebene Erfindung gelöst.
Der Grundgedanke hierbei besteht darin, das Verfahren und
die Einrichtung so zu ergänzen, daß sie ihr eigenes Sub
stituat produziert. Das Bereithalten großer Mengen exter
ner Substituatlösung entfällt, ebenso wie das Auffangen
und Messen entsprechender Filtratmengen durch das Behand
lungsgerät. Durch die Zirkulation ist eine Pre-Dilution-
Arbeitsweise mit hohen Flußraten möglich, was zu einer
guten Elimination kleiner Moleküle führt. Die Verwendung
des dialysierten körpereigenen Filtrats zur Substitution
läßt gute physiologische Verträglichkeit erwarten, während
bei der bisherigen Hämofiltration die als Substituat ver
wendete Elektrolytlösung körperfremd ist und in großen
Mengen dem Patienten infundiert wird, wodurch auch Kon
taminationsrisiken steigen. Es liegt eine hohe Zuverläs
sigkeit in der Bilanzierung vor. Die Elektrolyt- und Säu
ren-Basen-Regulation erfolgt im Sekundärfilter, also z. B.
im Wege der Filtratdialyse. Der kleinvolumige Filtrat-
bzw. Substituatkreislauf kühlt gering aus und kann im
Sekundärfilter mit geringem Aufwand ausreichend wieder
aufgewärmt werden.
Der Sekundärfilter ist ein Filter für die als Filtrat des
Hämofilters anfallende Flüssigkeit, der ebenso wie ein
Dialysator oder ein Hämofilter mit einer geeigneten halb
durchlässigen Membran arbeitet.
Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist, daß die Membranen des Hämofilters und des Sekundär
filters aufeinander abgestimmt werden können.
Es ist erfindungsgemäß immer ein Hämofilter als Primärfil
ter vorhanden, während der Sekundärfilter nach therapeuti
schen Erwägungen ausgesucht wird.
Bei der Behandlung kreislauflabiler Patienten kann der
Sekundärfilter ein Low-Flux Dialysator sein. Liegt der
therapeutische Schwerpunkt mehr bei der Elimination größe
rer Moleküle, sollen als Sekundärfilter High-Flux Filter,
d. h. Filter mit hochdurchlässigen Membranen eingesetzt
werden.
Gemäß Anspruch 3 kann die Stelle des Blutleitungssystems,
an welcher das Substituat zugeführt wird, in Strömungs
richtung vor der Blutpumpe gelegen sein, also auf der
Niederdruckseite derselben, damit durch den erhöhten Druck
der Hochdruckseite kein Zurückdrücken des Substituats
durch den Sekundärfilter stattfindet.
Um eine innige Vermischung des Substituats mit dem dem
Patienten entnommenen Blut zu gewährleisten, kann zwischen
die Blutpumpe und den Hämofilter eine Diffusionskammer
eingeschaltet sein (Anspruch 4).
Die Förderung des mit den zu entfernenden Stoffen belade
nen Filtrats des Hämofilters durch den Dialysator wird
zweckmäßig durch eine dazwischen angeordnete weitere Pumpe
unterstützt (Anspruch 5).
In der Zeichnung ist eine erfindungsgemäße Einrichtung
schematisch dargestellt.
Das dem Patienten zum Beispiel am Arm mittels einer die
Blutentnahmevorrichtung darstellenden Kanüle entnommene
Blut wird an der Stelle A im Sinne des Pfeiles 1 in ein
als Ganzes mit 2 bezeichnetes Blutleitungssystem eingelei
tet, welches in der Praxis aus einer Anordnung steriler
Blutschläuche besteht. In den ersten Abschnitt 3 des Blut
leitungssystems 2 mündet eine Leitung 4, die Substituat
heranführt, dessen Gewinnung noch beschrieben wird und
welches sich an der Stelle 5 mit dem Blut vermischt. Das
durch die karierte Wiedergabe angedeutete Gemisch wird von
einer Blutpumpe 6 gefördert, der eine Diffusionskammer 7
(Tropfkammer) nachgeschaltet ist, in der die entfernenden
Stoffe aus dem Blutanteil des Gemischs in den Substituat
anteil übergehen können. Das Gemisch gelangt dann über die
Leitung 8 an der Stelle 9 auf die Blutseite 11 eines Hämo
filters 10. Das gereinigte Blut verläßt den Hämofilter 10
an der Stelle 12 und wird über die Leitung 13 und eine
nicht dargestellte die Blutrückführvorrichtung bildende
Kanüle wieder dem Patienten zugeführt.
Das Blut/Substituat-Gemisch strömt auf der einen Seite an
der halbdurchlässigen Membran 14 des Hämofilters 10 ent
lang. Unter der Wirkung des an der Filtermembran wirkenden
Druckes tritt die wäßrige Phase des Gemisches unter kon
vektiver Mitnahme der zu entfernenden Stoffe durch die
Membran 14 hindurch in den Filtratraum 15 des Hämofilters
10. Die dort befindliche mit den durch die Punkte darge
stellten zu entfernenden Stoffen beladene Filtratmenge
wird durch eine weitere Pumpe an einem Einlaß 17 der einen
Seite 18 eines als Dialysator ausgebildeten Sekundärfil
ters 20 zugeführt und verläßt diese Seite 18 an einem
Auslaß 19, um als Substituat in die Leitung 4 zu gelangen.
Die Dialysatseite 21 des Sekundärfilters 20 wird von einer
kontinuierlich in einer Menge von z. B. 500 ml/min bereit
gestellten Dialysierflüssigkeit durchströmt, wie es durch
die Pfeile angedeutet sein soll. Die Dialysierflüssigkeit
nimmt an der Membran 22 die zu entfernenden Stoffe aus der
Flüssigkeit auf der Seite 18 auf des Sekundärfilters auf,
so daß diese Stoffe mit dem Dialysat entsorgt werden kön
nen, welches nicht als kontaminiert im Sinne von infektiös
gilt und in den Abfluß geleitet werden kann. Die abnehmende
Konzentration an zu entfernenden Stoffen soll durch die
abnehmende Dichte der Punkte auf der Seite 18 angedeutet
sein. In diesem Verfahrensschritt wird der für den Patien
ten erforderliche Flüssigkeitsentzug vorgenommen.
In dem Sekundärfilter 20 wird gewissermaßen aus dem Fil
trat des Hämofilters 10 (Primärfilter) das Substituat
hergestellt, welches an der Stelle 5 im Pre-Dilution-Ver
fahren dem dem Patienten entommenen Blut beigemischt wird.
Die der Flüssigkeit in dem Hämofilter 10 entnommene wäß
rige Phase mit den mitgeführten zu entfernenden Stoffen
wird also nicht aus dem Raum 15 abgeführt und verworfen,
und es wird auch nicht an der Stelle 5 eine industriell
hergestellte Substituatlösung in etwa gleicher Menge zu
gesetzt, sondern es wird die körpereigene Flüssigkeit in
dem Filtratraum 15 des Hämofilters 10 in den Sekundärfil
ter 20 überführt und dort gereinigt, so daß sie als Sub
stituat an der Stelle 5 wieder dem Blut zugesetzt werden
kann und sich ein durch den geschlossenen Pfad 23 symboli
sierter Kreislauf ergibt, der die Bereitstellung großer
industriell hergestellter Substituatmengen erübrigt.
Nachstehend ist das Protokoll eines Versuchs wiedergege
ben, bei welchem mit einer Testlösung aus 5000 ml handels
üblichem Dialysat gearbeitet wurde, dem 2000 mg Harnstoff
zugesetzt waren. Diese Testlösung wurde zwischen den Punk
ten A und E der Zeichnung über die angegebenen Zeiten im
Kreise gefahren.
Besonders beachtenswert ist die starke Abnahme der Harn
stoffgehalte an den Punkten A und E während der Versuchs
dauer von 120 Minuten. Dies zeigt die gute Trennwirksam
keit der Einrichtung im Bereich der "kleinen" Moleküle, zu
denen auch der Harnstoff gehört, auf dessen Entfernung aus
dem Blut es besonders ankommt.
Claims (5)
1. Verfahren zur Nierenersatztherapie mittels Hämofil
tration, bei welchem das dem Patienten kontinuierlich
entnommene Blut in einem Blutleitungsystem über einen
Hämofilter gepumpt und die in dem Hämofilter aus dem Blut
abgetrennte, wäßrige Phase und zu entfernende Stoffe ent
haltende Menge des Filtrats des Hämofilters durch eine
Substitutionslösung im wesentlichen ersetzt wird, wobei
das Blut nach dem Passieren des Hämofilters dem Patienten
wieder zugeleitet wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Filtrat des Hämofilters einem Sekundärfilter
zugeleitet und dort von den zu entfernenden Stoffen be
freit und das in dem Sekundärfilter gereinigte Filtrat dem
Patientenblut als Substituat wieder zugemischt werden.
2. Einrichtung zur Nierenersatztherapie mittels Hämofil
tration
mit einer Vorrichtung zur Entnahme des Blutes aus dem Patienten,
mit einem an die Vorrichtung angeschlossenen Blutlei tungssystem (2),
mit einer in dem Blutleitungssystem (2) angeordneten Blutpumpe (6) zur Förderung des Blutes unter einem erhöh ten Druck,
mit einem der Blutpumpe (6) in Förderrichtung (1) des Blutes nachgeschalteten Hämofilter (10) mit einer Blutsei te (11) und einer Filtratseite (15)
und mit einer an die Blutseite (11) des Hämofilters (10) angeschlossenen Vorrichtung zur Rückführung des Blu tes aus dem Hämofilter (10) zum Patienten, dadurch gekennzeichnet,
daß die Filtratseite (15) des Hämofilters (10) an den Einlaß (17) eines Sekundärfilters (20) angeschlossen ist, dessen Auslaß (19) mit einer in Strömungsrichtung (1) des Blutes vor dem Hämofilter (10) gelegenen Stelle (5) des Blutleitungssystems (2) verbunden ist.
mit einer Vorrichtung zur Entnahme des Blutes aus dem Patienten,
mit einem an die Vorrichtung angeschlossenen Blutlei tungssystem (2),
mit einer in dem Blutleitungssystem (2) angeordneten Blutpumpe (6) zur Förderung des Blutes unter einem erhöh ten Druck,
mit einem der Blutpumpe (6) in Förderrichtung (1) des Blutes nachgeschalteten Hämofilter (10) mit einer Blutsei te (11) und einer Filtratseite (15)
und mit einer an die Blutseite (11) des Hämofilters (10) angeschlossenen Vorrichtung zur Rückführung des Blu tes aus dem Hämofilter (10) zum Patienten, dadurch gekennzeichnet,
daß die Filtratseite (15) des Hämofilters (10) an den Einlaß (17) eines Sekundärfilters (20) angeschlossen ist, dessen Auslaß (19) mit einer in Strömungsrichtung (1) des Blutes vor dem Hämofilter (10) gelegenen Stelle (5) des Blutleitungssystems (2) verbunden ist.
3. Einrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stelle (5) in Strömungsrichtung (1) des Blutes vor
der Blutpumpe (6) gelegen ist.
4. Einrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß zwischen die Blutpumpe (6) und den Hämofil
ter (10) eine Diffusionskammer (7) eingeschaltet ist.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß zwischen den Hämofilter (10) und den
Sekundärfilter (20) eine weitere Pumpe (16) eingeschaltet
ist.
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