DE19852560A1 - Verfahren zur Bestimmung einer Leitungssatz-Architektur für die Verknüpfung wenigstens zweier elektrischer Komponenten - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung einer Leitungssatz-Architektur für die Verknüpfung wenigstens zweier elektrischer KomponentenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Bestimmung einer Leitungssatz-
Architektur für die Verknüpfung wenigstens zweier elektrischer Komponenten.
Leitungssatz-Architekturen dienen in den Bereichen von Maschinen und technischen
Anlagen, Schaltschränken, Hausgeräten und Automobilbau sowie in weiteren Bran
chen, in denen eine Vielzahl elektrischer Einzelkomponenten miteinander verbunden
werden müssen, für die elektrische Signal- und Leistungsübertragung. Beispielswei
se werden im Fahrzeugbau eine Vielzahl sogenannter Kabelbäume eingesetzt die
die im Automobil vorgesehenen elektrischen Einzelkomponenten, wie beispielsweise
Stromquelle und mit elektrischer Energie zu versorgenden Komponenten, miteinan
der verbinden.
Zum Entwurf der zum Teil sehr kompliziert ausfallenden Leitungssätze dienen Ver
bindungslisten, die bspw. durch Elektro-CAD-Systeme generiert werden und auf der
Grundlage elektrotechnischer Auswertungen und Dokumentationen, die sich auf die
Verknüpfung einzelner elektrischer Komponenten beziehen, basieren. So ist die Ar
chitektur eines Leitungssatzes durch feste Funktionsvorgaben und starr konstruierte
Schaltpläne vorgegeben. Die räumliche und elektrische Ausgestaltung einer Lei
tungssatz-Architektur ist derzeit vorwiegend ein Resultat konstruktiver Vorgaben und
Erfahrungen aus dem anschließenden Musterbau.
Insbesondere in der Automobilbranche werden derzeit bei der Erstellung von Lei
tungssatz-Architekturen Informationen über den dreidimensionalen Einbau des Lei
tungssatzes in ein Fahrzeug mittels Geometrie-CAD-Systemen in den Entwurfsablauf
eingebunden.
In allen bekannten Fällen der Ermittlung einer produkt- und produktionsorientierten
Leitungssatz-Architektur kann nur auf langjährige Erfahrungen zurückgegriffen wer
den, um auf diese Weise eine möglichst ideale, an die Geometrie und elektrischen
Verhältnisse der miteinander zu verbindenden Einzelkomponenten angepaßte Ver
drahtungslösung zu erhalten. Derzeit existiert kein durchgängig automatisiertes Ver
fahren zum flexiblen Entwurf von Leitungssatz-Architekturen, das die Funktionsvor
gaben für den Leitungssatz selbst unter Berücksichtigung produkt- und produktion
stechnischer Kriterien in eine optimierte Leitungssatz-Architektur umsetzt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Bestimmung einer Lei
tungssatz-Architektur für die Verknüpfung wenigstens zweier elektrischer Kompo
nenten anzugeben, das automatisch zu einer optimierten Leitungssatzlösung führt.
Insbesondere soll es möglich sein, Leitungssatz-Architekturen mit beliebiger Kom
plexität bei größter Variantenflexibilität unter Vorgabe des elektrischen Schalt- und
Funktionsplanes, Randbedingungen, die das Produkt betreffen, in dem der Leitungs-
Satz zu integrieren ist, sowie unter Vorgabe von Aspekten, die die Produktionstechnik
bzw. Montage zur Herstellung des Leitungssatzes betreffen, zu optimieren.
Die Lösung der der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe ist im Patentanspruch 1
angegeben. Den Erfindungsgedanken vorteilhaft ausbildende Merkmale sind Gegen
stand der Unteransprüche.
Das erfindungsgemäße Verfahren entspricht einem automatisch ablaufenden Opti
mierungsverfahren zur Erstellung einer Leitungssatz-Architektur, das sich erfin
dungsgemäß genetischer Evolutionsalgorithmen bedient.
Genauere Angaben zu der Theorie über genetische Evolutionsalgorithmen sowie
deren Grundlagen sind Inhalt des Buches "Genetische Algorithmen und Evolutions
strategien" von Schöneburg, Addison-Wesley GmbH, 1. Auflage 1994.
So stellt die Evolution im Grunde genommen ein im technischen Sinne ablaufendes
Optimierungsverfahren dar, das einem Suchprozeß entspricht, der mit den Mitteln
der Mutation sowie Crossover-Schritten (Rekombination) immer wieder neue Gene
rationen schafft, die im Wege der Selektion hinsichtlich ihrer Tauglichkeit überprüft
werden. Dieser, einer ständigen Überprüfung unterliegende Suchprozeß erfolgt von
Generation zu Generation in iterativen Schritten bis unter Vorgabe von Mindestan
forderungen eine Lösung gefunden wird.
Diese, aus der Evolutionstheorie entliehene Prozeßabfolge macht sich das erfin
dungsgemäße Verfahren zur Bestimmung einer Leitungssatz-Architektur in folgender
Weise zunutze:
Zur Verbindung mindestens zweier elektrischer Komponenten, die über eine Vielzahl von Anschlußkontakten verfügen und getrennt voneinander im Raum angeordnet sind, sind folgende Vorgaben für den Optimierungsablauf zu machen:
Zum einen ist anzugeben, wie die elektrische Verschaltungslogik zur elektrischen Verbindung aller einzelner elektrischer Komponenten ausgebildet ist. Der Funktionsumfang einer diesbezüglichen Verschaltungslogik kann vorzugsweise aus einem Elektro-CAD-System erhalten werden.
Zur Verbindung mindestens zweier elektrischer Komponenten, die über eine Vielzahl von Anschlußkontakten verfügen und getrennt voneinander im Raum angeordnet sind, sind folgende Vorgaben für den Optimierungsablauf zu machen:
Zum einen ist anzugeben, wie die elektrische Verschaltungslogik zur elektrischen Verbindung aller einzelner elektrischer Komponenten ausgebildet ist. Der Funktionsumfang einer diesbezüglichen Verschaltungslogik kann vorzugsweise aus einem Elektro-CAD-System erhalten werden.
Überdies ist eine Information über die räumliche Anordnung der einzelnen zu ver
schaltenden elektrischen Komponenten zueinander erforderlich, die beispielsweise
aus einem Geometrie-CAD-System zur Verfügung gestellt werden. Ferner sind ne
ben den bloßen Koordinatenvorgaben für die räumliche Anordnung der einzelnen
elektrischen Komponenten auch beschränkende räumliche Angaben zu machen, die
die Geometrie des Produktes angeben, in dem die elektrischen Komponenten vorge
sehen sind und in dem die Leitungssatz-Architektur einzuarbeiten ist. So sind bei
spielsweise im Automobilbau durch die Konstruktion der Karosserie vorgegebene
Verlegekanäle vorgesehen, entlang derer die Verbindungsleitungen zwischen den
miteinander zu verbindenden elektrischen Komponenten verlaufen müssen.
Ziel des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es, genaue Angaben über eine möglichst
optimale Leitungssatz-Architektur zu erhalten, mit der die vorgegebenen elektrischen
Komponenten miteinander zu verbinden sind. Zur elektrischen Verbindung der Kom
ponenten dienen-zum einen Teilleitungssätze, die aus einzelnen oder aus einer Viel
zahl zusammengesetzter elektrischer Leitungen bestehen, und zum anderen aus
sogenannten Verknüpfungsmodulen, die elektrische Verschaltungseinheiten darstel
len, über die die Teilleitungssätze miteinander elektrisch verbindbar sind. Verknüp
fungsmodule weisen ähnlich wie die elektrischen Komponenten Eingangs- und Aus
gangskanäle auf, die im Inneren über eine bestimmte Verschaltungslogik miteinander
verbunden sind.
Zur Bestimmung einer Leitungssatz-Architektur für ein konkretes technisches Ziel
produkt, beispielsweise der Kabelbaumaufbau eines Automobils, werden Ausgangs
variablen gewählt, deren Werte im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens zu
optimieren sind. So werden zum einen Variablen über Art, Anzahl und Anordnung
von Verknüpfungsmodulen definiert, die in geeigneter Weise in der optimierten Lei
tungssatz-Architektur zu verwenden sind. Typischerweise werden Standardverknüp
fungsmodule, die aus sogenannten Ausgangs-Verknüpfungsmodulklassen zufällig
ausgewählt werden und über eine bestimmt vorgegebene Anzahl von Ein- und Aus
gangskontakten mit einer entsprechenden inneren Verschaltung verfügen, verwen
det. Die Ausgangs-Verknüpfungsmodulklassen enthalten beispielsweise Standard-
Verknüpfungsmodule mit 2, 3, 4 etc. Ein- und Ausgangskontakten, die über eine be
stimmte innere Verschaltung verfügen. Je nach Komplexität der sich stellenden Auf
gabe bei der Verdrahtung des Zielproduktes werden geeignete Standard-
Verknüpfungsmodule ausgewählt. Neben der Art derartiger Verknüpfungsmodule
werden ebenso Variablen über die Anzahl sowie deren geometrische Anordnung und
Lage im Raum bezüglich der Verknüpfungsmodule angegeben.
Ebenso werden Ausgangsvariablen bezüglich der Verlegewege von Leitungen und
damit die dadurch entstehenden Teilleitungssätze definiert.
Unter Maßgabe der vorstehend beschriebenen Rahmenbedingungen bezüglich der
Vorgabe der elektrischen Verschaltungslogik sowie beschränkende Angaben hin
sichtlich räumlicher Anordnung der einzeln zu verschaltenden elektrischen Kompo
nenten sowie die Raumgeometrie beschränkende Verlegekanäle für entsprechende
Teilleitungssätze werden erfindungsgemäß die vorgegebenen Variablen, die die Art,
Anzahl und Anordnung von Verknüpfungsmodulen sowie die Art, Anzahl und Anord
nung von Teilleitungssätzen beschreiben, mittels genetischer Evolutionsalgorithmen
optimiert.
Die Optimierungsaufgabe bedient der speziellen Verfahren genetischer Algorithmen,
wie sie aus dem vorstehend zitierten Buch von Schöneburg im einzelnen beschrie
ben sind. Eine wesentliche Eigenschaft dieser Verfahren ist, daß die vorstehend be
schriebenen realen Optimierungs- oder auch Entscheidungsvariablen zu einem Lö
sungsvektor im Rahmen einer Kodierung zusammengefaßt werden, wobei jede Aus
prägung dieses Vektors, d. h. jede denkbare Variablenvariation, als Individuum einer
Population bezeichnet wird, die ihrerseits eine mehr oder minder gute Lösung eines
Optimierungsproblems darstellt.
Die Kodierung der einzelnen Optimierungsvariablen (Art, Anzahl und Anordnung von
Verknüpfungsmodulen sowie Verlegewegen), die den Leitungssatz und seine Archi
tektur charakterisieren, entspricht einer Transformation der realen Parameter in ei
nen abstrakten, binären Optimierungsraum, in dem genetische Evolutionsalgorith
men auf den Lösungsvektor anwendbar sind.
Das genetische Entwurfsverfahren für Leitungssatz-Architekturen generiert innerhalb
der vorgegebenen Randbedingungen über die Mechanismen der evolutionären Ent
wicklung Lösungen des Optimierungsproblems. Mit den Mitteln von Mutation und
Crossover-Schritten (Rekombination) werden Abwandlungen an den in den Optimie
rungsraum transformierten Ausgangsvariablen geschaffen, so daß eine weiterent
wickelte Generation entsteht, die im Wege der Selektion auf ihre Tauglichkeit über
prüft wird. Durch gezielte Selektion einzelner Individuen einer Generation beim
Übergang von einer zur nächsten Generation wird eine Konvergenz an ein Optimum
erreicht. Für diese Selektion wird die in der evolutionären Entwicklung eingeführte
Güte- bzw. Qualitätsfunktion herangezogen, die eine Überprüfung der Tauglichkeit
des Lösungsvektors hinsichtlich bestimmter Kriterien vornimmt. Die Qualitätsfunktion
bewertet unter anderem Kriterien aus folgenden Bereichen:
- - Materialeinsatz,
- - Art und Anzahl von Teilmodulen des Leitungssatzes,
- - Aufwand für die Realisierung der Verknüpfungsmodule,
- - Aufwand für die Realisierung der Teilleitungssätze und
- - Art und Anzahl von Kontaktstellen.
Erreicht die Gütefunktion einen vorgegebenen Grenzwert oder wird eine vorgegebe
ne Iterationsschrittanzahl überschritten, so wird das iterativ und automatisch ablau
fende Verfahren abgebrochen und das auf diese Weise erreichte Individuum bzw.
Lösungsvektor mit den besten Eigenschaften als optimale Lösung für das Optimie
rungsproblem verwendet. Um jedoch den aufgefundenen optimalen Lösungsvektor
interpretieren zu können, wird die aufgefundene Variablenvariation in die realen Va
riablen der optimalen Leitungssatz-Architektur, bestehend aus Verknüpfungsmodulen
und Teilleitungssätzen zurückübersetzt.
Diese optimale Gesamtlösung beinhaltet zudem auch die durch das Verfahren selbst
definierten Verknüpfungsmodule und ihre optimierte innere Subarchitektur.
Mit den auf diese Weise erhaltenen Ergebniswerten der Variablen bezüglich Art, An
zahl und Anordnung von Verknüpfungsmodulen und Teilleitungssätzen ist es mög
lich, Leitungssätze mit Anlagen nach dem Stand der Technik zu produzieren. Zur
Montage des kompletten Leitungssatzes werden je nach Montagestufe die Verknüp
fungsmodule und die Teilleitungssätze sukzessive miteinander verbunden. Die End
montage in das Zielprodukt kann in Form von Vormontagestufen oder als integrierter
Gesamtleitungssatz mit automatischen Hilfsmitteln oder auch manuell erfolgen.
Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsge
dankens anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnung
exemplarisch beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 schematische Darstellung einer elektrischen Verschaltungslogik zum
Verbinden einzelner elektrischer Komponenten in einem Zielprodukt,
Fig. 2 schematische Darstellung eines Verknüpfungsmoduls mit optimierter
Subarchitektur,
Fig. 3 schematische Darstellung von Teilleitungssätzen.
Fig. 4 schematische Darstellung einer optimierten Leitungssatz-Architektur mit
Verknüpfungsmodule und Teilleitungssätzen,
Fig. 5 Blockbilddarstellung zur Erläuterung des Optimierungsverfahrens,
Fig. 6a, b Eingangsinformationen bezüglich einer elektrischen Verschaltungslogik
und einer Vorgabe von Verlegewegen sowie
Fig. 7 a, b Beispiel einer Leitungssatz-Architektur
In Fig. 1 ist eine bestimmte Anordnung von elektrischen Komponenten K1 bis K6 ab
gebildet, die nach dem vorgegebenen elektrischen Schaltplan miteinander verbun
den werden sollen. Neben der Vorgabe der elektrischen Verschaltung stehen Infor
mationen über die räumliche Anordnung der einzelnen elektrischen Komponenten K1
bis K6, die in der Fig. 1 lediglich in der Zeichenebene dargestellt sind, zur Verfü
gung. Die Aufgabe besteht nun darin, die einzelnen elektrischen Komponenten K1
bis K6, die in einem beliebigen Zielprodukt integriert sind, wie beispielsweise ein
Automobil, möglichst intelligent, d. h. kostensparend sowie optimiert nach weiteren
Gesichtspunkten, wie beispielsweise Betriebssicherheit sowie nach technischen
Funktionsgesichtspunkten etc., miteinander zu verbinden. Hierzu sollen Verknüp
fungsmodule V verwendet werden, die als elektrische Koppelelemente zwischen ein
zelnen Verlegewegen dienen. Ein mit einer optimierten Subarchitektur dargestelltes
Verknüpfungsmodul V ist in Fig. 2 dargestellt, das über drei Steckerleisten S1, S2
und S3 verfügt, deren, in das Innere des Verknüpfungsmoduls hineinreichende Kon
taktpins P mittels einer optimierten Subarchitektur miteinander verbunden sind.
Das erfindungsgemäße Verfahren generiert neben der erforderlichen Anzahl einzel
ner Verknüpfungsmodule sowie deren räumliche Lage und Orientierung innerhalb
des Zielproduktes ebenso auch den inneren Aufbau, d. h. die Subarchitektur des Ver
knüpfungsmoduls, wie es beispielsweise in Fig. 2 in Alleinstellung gezeigt ist. Die mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnenen Ergebnis-Daten beinhalten somit
genaue Angaben über die Ausgestaltung eines Verknüpfungsmoduls, daß in aller
Regel als ebenes Verdrahtungsboard ausgelegt ist, dessen Subarchitektur vollauto
matisch in einer Roboterzelle verdrahtet werden kann.
In Fig. 3 sind Beispiele für Teilleitungssätze dargestellt, die im oberen Beispiel eine
vierpolige Verbindung zweier Steckerleisten S und im unteren Beispiel eine dreipoli
ge Verbindung zweier Steckerleisten S bewirken. Nicht in der Fig. 3 dargestellt ist
die Möglichkeit, daß beispielsweise ein oder zwei Leitungen, beispielsweise im obe
ren Fall in der Mitte zwischen den beiden Steckern in eine andere Richtung abge
zweigt werden können. Neben der Ausgestaltung über die Anzahl der Poligkeit von
Teilleitungssätzen sowie deren räumlichen Verlauf innerhalb eines Zielproduktes
umfassen die Angaben eines optimierten Lösungsvektors auch Stellen, an denen
einzelne oder mehrere elektrische Leitungen innerhalb eines Teilleitungssatzes ab
zweigen.
In Fig. 4 ist ein Lösungsbeispiel einer Leitungssatz-Architektur mit einem Verknüp
fungsmodul V und jeweils zwei Teilleitungssätzen T1 und T2 dargestellt, die elektri
sche Komponenten K1 und K2 verbinden.
Fig. 5 zeigt im einzelnen die hintereinander durchzuführenden Verfahrensschritte,
die zum Erhalt einer optimierten Leitungssatz-Architektur notwendig sind.
Das Verfahren baut auf den Daten auf, die im Rahmen des Entwicklungsprozesses
für Leitungssatz-Architekturen aus elektrotechnischen (E-) und Geometrischen bzw.
mechanischen (M-) CAD-Systemen zur Verfügung stehen.
Dies ist zum einen eine aus dem E-CAD-System gewonnene Verbindungsliste bspw.
in Form einer Verbindungsmatrix (siehe auch Fig. 6a), aus der hervorgeht, von wel
chem Startpunkt bzw. von welchen Anschlußkontakt einer elektrischen Komponente
bis zu welchem Zielpunkt, d. h. Anschlußkontakt einer zweiten elektrischen Kompo
nente eine Verbindung realisiert werden soll. Die Verbindungsliste gilt als Auswer
teergebnis der aus dem E-CAD-System stammenden Schaltplänen. Gemäß Beispiel
in Fig. 5a weist der Startstecker sechs Anschlußkontakte (Pin 1-6) auf, die jeweils
mit diesen zugeordneten Anschlußkontakten von Zielsteckern (1, 2, 3) zu verbinden
sind. So ist beispielsweise der Anschlußkontakt 5 des Startsteckers mit dem An
schlußkontakt 3 des Zielsteckers 3 zu verbinden.
Zum anderen geht aus dem M-CAD die Beschreibung aller möglichen Verlegewege
für die Verbindungen zwischen den jeweiligen elektrischen Komponenten hervor. Ein
derartiges Netzwerk ist in Fig. 6b dargestellt. Darin sind die geometrische Lage der
Verlegekanäle (K1, K2, K3, . . ., K12), elektrischen Komponenten (Startstecker, Ziel
stecker 1, 2, 3) sowie deren Vernetzung, bzw. deren Nachbarschaftsbeziehungen
untereinander festgehalten. Das in Fig. 6b dargestellte Netzwerk entspricht den in
der Verbindungsliste gemäß Fig. 6a vorgegebenen elektrischen Komponenten und
deren gegenseitigen Verknüpfungen.
Zur Behandlung der Entwicklungsaufgabe für die Ermittlung eines optimierten Netz
werkes mit genetischen Algorithmen ist nun die Bildung eines Entscheidungsvaria
blenvektors erforderlich.
Der Entscheidungsvariablenvektor x wird grundsätzlich aus den Elementen für die
Verbindungen und für die Verknüpfungsmodule gebildet. Die "Entscheidungs"-
Variablen xi charakterisieren die Freiheitsgrade des Verfahrens, innerhalb denen der
genetische Algorithmus die Lösungsalternativen variieren kann und damit nach der
optimalen Leitungssatz-Architektur suchen kann.
Im Beispiel gemäß den Vorgaben aus Fig. 5 a,b besteht dieser Vektor x demnach
aus insgesamt 10 Elementen, 6 Elemente für die Verbindungen, 4 Elemente für die
Verknüpfungsmodule an den Netzwerkverzweigungen.
x = (x1, . . ., x10)
x = (VB1,VB2, . . ., VB6, VM1, VM2, . . ., VM4).
x = (VB1,VB2, . . ., VB6, VM1, VM2, . . ., VM4).
Die Elemente VBi sind Platzhalter für mögliche Verlegewege für die jeweilige Verbin
dung i, die Elemente VMj sind Platzhalter für die Belegung mit Verknüpfungsmodulen
an den Verzweigungen.
Konkret werden diese Variablen folgendermaßen bestimmt:
VBi kann nur solche Werte annehmen, welche gültige (d. h. im Sinne der Gra phentheorie kreisfreie) Verlegekanalkombinationen darstellen, um einen Startpunkt über das Netzwerk mit einem Zielpunkt zu verbinden. Für die Verbindung 1 (siehe Fig. 5a und b), d. h. eine Verbindung zwischen dem Startstecker Pin1 mit dem Ziel stecker 1 Pin1 ergeben sich folgende Kombinationen:
VBi kann nur solche Werte annehmen, welche gültige (d. h. im Sinne der Gra phentheorie kreisfreie) Verlegekanalkombinationen darstellen, um einen Startpunkt über das Netzwerk mit einem Zielpunkt zu verbinden. Für die Verbindung 1 (siehe Fig. 5a und b), d. h. eine Verbindung zwischen dem Startstecker Pin1 mit dem Ziel stecker 1 Pin1 ergeben sich folgende Kombinationen:
(0)K1, K2, K3
(1) K1, K4, K5, K7, K3
(2) K1, K8, K9, K10, K11, K7, K3
(3) K1, K8, K9, K10, K11, K5, K4, K2, K3.
(1) K1, K4, K5, K7, K3
(2) K1, K8, K9, K10, K11, K7, K3
(3) K1, K8, K9, K10, K11, K5, K4, K2, K3.
Zur Ermittlung konkreter Verlegewege sowie der Bestimmung des Bedarfs an Ver
knüpfungsmodulen werden genetische Algorithmen angewandt, die es erforderlich
machen, daß der Entscheidungsvariablenvektor binär kodiert werden muß.
Aus Gründen der Transformation in den binären Wertebereich (für die Anwendung
der genetischen Algorithmen) beginnt die Zählung bei Null. Das Element VB1 des
Entscheidungsvariablenvektors kann demnach die dezimalen Werte 0,1, 2 oder 3
bzw. die binären Werte 00, 01,10 oder 11 annehmen. Die Elemente VMj können den
Wert "0" für "kein VM gesetzt" oder den Wert "1" für "VM gesetzt" annehmen.
Bei Anwendung des genetischen Algorithmus' wird nun eine Population von binär
kodierten Entscheidungsvariablenvektoren, sogenannten Duplikaten gebildet und mit
willkürlichen, aus dem real möglichen Wertebereich stammenden, Anfangswerten
initialisiert. Die entstehenden binären Vektoren heißen in der Fachsprache der evolu
tionären Algorithmen "Individuen" und stellen im Verfahren Lösungsmöglichkeiten für
die zu entwickelnde Leitungssatz-Architektur dar.
Innerhalb des Entwicklungsverfahrens werden diese Lösungsmöglichkeiten nun in
jedem Iterationsschritt weiter entwickelt. Das heißt, durch die stochastisch arbeiten
den Operatoren des genetischen Algorithmus' werden im Lösungsraum immer wie
der neue Lösungen für die Verlegewege der Verbindungen und die Besetzung der
Verzweigungen mit Verknüpfungsmodulen ausgesucht.
Dem genetischen Algorithmus kommt dabei die Aufgabe zu, diese Verlegewege so
wie den Belegungsstatus der Verzweigungen quasi vorzuschlagen. Durch das "Set
zen von Verknüpfungsmodulen werden gleichzeitig Stecker zur Kontaktierung der
Leitungen mit den Verknüpfungsmodulen vorgesehen.
Die bei jedem Iterationsschritt neu ermittelten Lösungsalternativen mit ihren spezifi
schen Verlegewegen und ihrer spezifischen Verknüpfungsmodulbelegung werden
nun einer Strukturanalyse und Bewertung zugeführt. Mittels der Strukturanalyse im
Verfahren wird die Zerlegung der so entstandenen Leitungssatz-Architektur des Ge
samtleitungssatzes in Leitungssatzmodule durchgeführt. Dies geschieht im Verfahren
so, daß alle Verbindungsstecker an den Verknüpfungsmodulen gelöst werden. Damit
erhält man einfach strukturierte Leitungssatzmodule.
Die Bewertung der Architektur der Leitungssätze eines jeden Iterationsschrittes im
Verfahren geschieht anhand einer Zielfunktion. Sie berücksichtigt sowohl pro
duktspezifische Kriterien (Anzahl Bauteile und Anzahl Leitungssatzmodule) als auch
produktionsspezifische Kriterien (Einordnung der Leitungssatzmodule in Komplexi
tätsklassen, Anzahl der bei der Montage durchzuführenden Steckverbindungen zum
Aufbau der gesamten Leitungssatzes aus dessen Modulen). Die Entwicklung von
Leitungssatz-Architekturen beinhaltet die Optimierungsaufgabe, die Zielfunktion ZLS,
welche von den Entscheidungsvariablen xLS abhängt, zu minimieren:
Min. ZLS(x)=ZLS(x1,x2, . . ., xn) (1).
Diese Gleichung besagt, daß die Zielfunktionswerte für eine Lösungsalternative für
die Leitungssatz-Architektur von der Wahl der Verlegewege für die Verbindungen
und der Belegung der Verzweigungen mit Verknüpfungsmodulen abhängig ist.
Der erste Term der Zielfunktion summiert die produktspezifischen, der zweite die
produktionsspezifischen Merkmalswerte. Über die Koeffizienten K kann der Anwen
der Einfluß auf die Gewichtung der Einzelmerkmale nehmen.
Die Variablen MP stehen für die produktspezifische Merkmale des Leitungssatzes
(bzw. der konkreten, betrachteten Lösungsalternative für die Leitungssatz-
Architektur) wie Anzahl Leitungen, Länge der Leitungen, etc. . Die Variablen MMP ste
hen für produktionsspezifische Merkmale wie Anzahl der verbleibenden Verzweigun
gen im Leitungssatzmodul (bestimmt Anteil der manuellen Montageanteile) etc. . Alle
Merkmale zusammen, gewichtet mit den anwenderspezifischen Vorgaben, bestim
men die "Güte" einer vom Verfahren gefundenen Lösungsalternative. Die Zielfunkti
onswerte werden dem genetischen Algorithmus zur Verfügung gestellt, welcher da
mit die Selektion "guter" Lösungen zur weiteren Verwendung im Verfahren durch
führt.
Als Ergebnisdaten werden nach Anwendung des Verfahrens die Verlegewege der
einzelnen Verbindungen in Form einer Kontaktmatrix, die Verknüpfungsmodule und
Leitungssatzmodule in tabellarischer Form zur Verfügung gestellt (siehe hierzu Fig.
7 a, b).
So ist beispielsweise die beste Verbindung zwischen dem Pin 5 des Startsteckers mit
Pin 2 des Zielsteckers 3 der Verlegeweg K1, K4, K5, K11, K12.
Pin 2 des Zielsteckers 3 der Verlegeweg K1, K4, K5, K11, K12.
Für die Ermittlung an notwendigen Verknüpfungsmodulen hat sich ergeben, daß an
den Verzweigungen 1 und 3 (siehe Fig. 6b) jeweils ein Verknüpfungsmodul gesetzt
ist.
Die fertiggestellte, optimierte Leitungssatz-Architektur ist in Fig. 7b dargestellt
K1-K6(
Fig.
1-) elektrische Komponenten
K1 K12 (
K1 K12 (
Fig.
6-7) Verlegekanäle
P Kontaktpins
S1, S2, S3 Steckerleiste
T1, T2 Teilleitungssatz
V Verknüpfungsmodul
P Kontaktpins
S1, S2, S3 Steckerleiste
T1, T2 Teilleitungssatz
V Verknüpfungsmodul
Claims (8)
1. Verfahren zur Bestimmung einer Leitungssatz-Architektur für die Verknüpfung
wenigstens zweier elektrischer Komponenten, die über eine Vielzahl von Anschluß
kontakten verfügen, räumlich getrennt voneinander angeordnet sind und über Ver
bindungsleitungen verbunden werden, bei dem nach Vorgabe von Informationen
über
indem ein Entscheidungsvariablenvektor gebildet wird, der Entscheidungsvariablen für die Art, Anzahl und Anordnung der Verknüpfungsmodule sowie für die Art, Anzahl und Anordnung der Verlegewege der Verbindungen und den daraus entstehenden Teilleitungssätzen enthält, die jeweils alle möglichen realisierbaren, durch die elektri sche Verschaltungslogik sowie durch die Verlegewege vorgegebenen Lösungsvari anten umfassen, und der mittels Binärkodierung in einen Lösungsraum transformiert wird und durch nachfolgende Initialisierung mit einem aus allen möglichen Lösungs varianten zufällig ausgewählten Satz binär kodierter Entscheidungsvariablen belegt wird, der iterativ durch genetische Operatoren der Mutation und Crossover variiert und mittels Selektion unter Verwendung einer Zielfunktion, die von der Wahl der Verlegewege und der Verknüpfungsmodule abhängig ist, optimiert wird, und anschließend der optimierte Entscheidungsvariablenvektor rücktransformiert wird, um die gesuchten realen Lösungen für die durch die vom Verfahren gefundenen Verknüpfungsmodule und Verlegewege sowie der daraus entstehenden Teilleitungs sätze zu erhalten.
- - die elektrische Verschaltungslogik, mit der die Anschlußkontakte der einzelnen elektrischen Komponenten miteinander verbindbar sind und
- - die räumlich vorgegebenen Verlegewege entlang denen Verbindungsleitungen verlegbar sind,
- - Art, Anzahl und Anordnung von Verknüpfungsmodulen, die elektrische Ver schaltungseinheiten darstellen sowie
- - Art, Anzahl und Anordnung von Teilleitungssätzen, die elektrische Verbindun gen zwischen den Verknüpfungsmodulen sowie den elektrischen Komponen ten entsprechen,
indem ein Entscheidungsvariablenvektor gebildet wird, der Entscheidungsvariablen für die Art, Anzahl und Anordnung der Verknüpfungsmodule sowie für die Art, Anzahl und Anordnung der Verlegewege der Verbindungen und den daraus entstehenden Teilleitungssätzen enthält, die jeweils alle möglichen realisierbaren, durch die elektri sche Verschaltungslogik sowie durch die Verlegewege vorgegebenen Lösungsvari anten umfassen, und der mittels Binärkodierung in einen Lösungsraum transformiert wird und durch nachfolgende Initialisierung mit einem aus allen möglichen Lösungs varianten zufällig ausgewählten Satz binär kodierter Entscheidungsvariablen belegt wird, der iterativ durch genetische Operatoren der Mutation und Crossover variiert und mittels Selektion unter Verwendung einer Zielfunktion, die von der Wahl der Verlegewege und der Verknüpfungsmodule abhängig ist, optimiert wird, und anschließend der optimierte Entscheidungsvariablenvektor rücktransformiert wird, um die gesuchten realen Lösungen für die durch die vom Verfahren gefundenen Verknüpfungsmodule und Verlegewege sowie der daraus entstehenden Teilleitungs sätze zu erhalten.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die vorzugebende elektrische Verschaltungslogik aus
einem Elektro-CAD-System erhalten wird und als Verbindungsliste ausgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2
dadurch gekennzeichnet, daß die vorzugebenden räumlichen Verlegewege aus ei
nem Geometrie-CAD-System erhalten wird, die in Form eines Netzwerkes aus Verle
gewegen ausgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Entscheidungsvariablen des Entscheidungsvaria
blenvektors alle möglichen realisierbaren Lösungsvarianten umfassen, innerhalb de
nen der genetische Evolutionsalgorithmus Lösungsmöglichkeiten für Lösungsvekto
ren variiert, aus denen mittels der Zielfunktion ein optimierter Lösungsvektor heraus
gegriffen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Optimierung der Zielfunktion ZLS durch Minimum
bildung der nachfolgenden Funktion erfolgt
Min. ZLS(x)=ZLS(x1,x2, . . ., xn)
x1, x2, . . ., x10: Entscheidungsvariablen und
κ Gewichtungskoeffizient
MP produktspezifisches Merkmal des Leitungssatzes (bspw. Art, Anzahl, Anordnung der Teilleitungssätze)
MMP produktionsspezifisches Merkmal (bspw. Anzahl von Ver zweigungsstellen innerhalb der Verlegewege).
Min. ZLS(x)=ZLS(x1,x2, . . ., xn)
x1, x2, . . ., x10: Entscheidungsvariablen und
κ Gewichtungskoeffizient
MP produktspezifisches Merkmal des Leitungssatzes (bspw. Art, Anzahl, Anordnung der Teilleitungssätze)
MMP produktionsspezifisches Merkmal (bspw. Anzahl von Ver zweigungsstellen innerhalb der Verlegewege).
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Minimumbildung nach einer voreingestellten An
zahl von Iterationsschritten oder bei Erreichen eines Zielwertes abgebrochen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß das erfindungsgemäße Verfahren sich genetischer
Evolutionsalgorithmen bedient.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7
dadurch gekennzeichnet, daß die Art eines Verknüpfungsmoduls die Anzahl von
Ein- und Ausgangskontakten der elektrischen oder elektronischen Verschaltungsein
heit sowie deren innere Verschaltung beschreibt und
die Art eines Teilleitungssatzes die Anzahl der einzelnen, in einem Teilleitungssatz
zu führenden elektrischen Leitungen sowie Stellen beschreibt, an denen einzelne
oder mehrere Leitungen verzweigen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19852560A DE19852560C2 (de) | 1997-11-13 | 1998-11-13 | Verfahren zur Bestimmung einer Leitungssatz-Architektur für die Verknüpfung wenigstens zweier elektrischer Komponenten |
Applications Claiming Priority (2)
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