DE19852067C2 - Faserverstärkter Werkstoff - Google Patents
Faserverstärkter WerkstoffInfo
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Abstract
Ein aus wenigstens einem thermoplastischen oder thermoelastischen, synthetischen und/oder natürlichen Polymer sowie natürlichen Verstärkungsfasern bestehender Werkstoff zeichnet sich dadurch aus, daß er als natürliche Verstärkungsfasern Hanffasern enthält. Besteht der erfindungsgemäße Werkstoff aus mehreren Polymeren, so kann dieser homogen oder heterogen aufgebaut sein.
Description
Die Erfindung betrifft einen faserverstärkten Werkstoff,
bestehend aus wenigstens einem thermoplastischen oder
thermoelastischen, synthetischen und/oder natürlichen
Polymer sowie natürlichen Verstärkungsfasern.
Derartige Werkstoffe sind seit langem bekannt, wobei die
Faserverstärkung insbesondere der Erhöhung der mechani
schen Festigkeit sowie gegebenenfalls der Verbesserung
weiterer Werkstoffeigenschaften, wie der thermischen
Beständigkeit dient. Während glasfaserverstärkte Polymer
werkstoffe die größte Bedeutung erlangt haben, werden
andere, beispielsweise mit Mineral-, Metall- oder Kohle
fasern verstärkte Polymerwerkstoffe z. B. für hochfeste
und hochtemperaturbeständige Verbundwerkstoffe in der
Luft- und Raumfahrt oder textilfaserverstärkte Kunststof
fe für Spritz- und Preßmassen oder für die Herstellung
von Kunststoffen, die hohen Zugspannungen unterliegen,
verwendet. Der wesentliche Vorteil faserverstärkter
Werkstoffe liegt in ihren hervorragenden mechanischen Ei
genschaften, so daß sie zur Substitution von Metallen ver
wendet werden können, was mit einer erheblichen Gewichtsre
duzierung verbunden ist.
Da die Herstellung synthetischer Fasern einen hohen Ener
gieaufwand erfordert und somit teuer ist und viele synthe
tische Fasern, insbesondere Glas- oder Asbestfasern, auf
grund ihrer Lungengängigkeit ein gesundheitliches Gefähr
dungspotential darstellen, wird seit einiger Zeit versucht,
diese durch natürliche Fasern auf der Basis nachwachsender
Rohstoffe zu ersetzen. Mit Naturfasern, wie Flachs-, Si
sal-, Miscanthus-, Cellulose- oder Holzfasern verstärkte
synthetische oder natürliche Kunststoffe weisen jedoch im
Vergleich zu beispielsweise glasfaserverstärkten Kunststof
fen eine deutlich geringere Festigkeit auf.
Es ist ein mit Baumwollfasern verstärkter Verbundwerkstoff
aus Lignin bekannt (DE 197 00 906 A1), wobei zwar auf eine
innige Verbindung zwischen der Beschichtung und der Faser
hingewiesen wird, jedoch keine Aussagen zur Festigkeit ei
nes derartigen Werkstoffverbundes gemacht sind.
Ferner ist ein naturfaserverstärkter, tiefziehfähiger
Kunststoff bekannt (DE 297 14 267 U1), wobei im Kunststoff
material Mikroschaum enthalten ist. Der Mikroschaum soll
die Ausbildung von Falten während des Tiefziehens verhin
dern und somit als Puffer für die Formgebung dienen, indem
die im Mikroschaum eingeschlossene Luft während des Tief
ziehens verdrängt wird, so daß eine Materialanhäufung in
folge der Ausbildung von Ziehfalten verhindert wird. Als
Naturfasern sollen vornehmlich Kokos-, Hanf-, Sisal- oder
Kenaffasern eingesetzt werden.
Aus der EP 0 319 589 B1 ist ein thermoplastischer Verbund
werkstoff zum Einsatz in dünnen, extrudierten Folien be
kannt, wobei der Werkstoff aus einer thermoplastischen Ma
trix mit gleichmäßig in die Matrix eingemischten Hanffasern
sowie Partikeln, Mehl oder Schuppen aus ligninhaltigen
Füllstoffen besteht. Die aus dem Verbundwerkstoff durch Ex
trudieren hergestellten Folien weisen insbesondere gleich
bleibende physikalische Eigenschaften auf und sind somit
als Massenprodukte mit nur geringem Ausschuß produzierbar.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen mit natür
lichen Fasern verstärkten Werkstoff der eingangs genannten
Art dahingehend zu verbessern, daß er als gleichwertiger
Ersatz für mit synthetischen Fasern verstärkte Kunststoffe
dienen kann.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einem faserverstärk
ten Werkstoff der eingangs genannten Art dadurch gelöst,
daß er als natürliche Verstärkungsfasern Hanffasern ent
hält. Der Vorteil der Verwendung der Hanffaser
liegt in deren im Vergleich mit allen anderen Naturfasern
wesentlich höheren Zug- und Bruchfestigkeit, so daß ein
mit Hanffasern verstärkter Werkstoff annähernd die
gleichen hochwertigen Werkstoffeigenschaften aufweist wie
der entsprechend mit synthetischen Verstärkungsfasern
verstärkte Werkstoff. Ein weiterer Vorteil liegt in der
geringeren Verschleißwirkung der Hanffasern im Vergleich
mit synthetischen Fasern auf entsprechende Verarbeitungs
maschinen, wie Extruder, Mischer oder Spritzgießmaschi
nen. Weiterhin kann die wasserabweisende Wirkung der
Hanffaser insbesondere bei Verwendung in Verbindung mit
natürlichen Polymeren von großem Nutzen sein, da viele
natürliche Polymere, wie Casein, Cellulosenitrate, -ace
tate, -ester oder -ether hygroskopisch sind, was mit
einer mangelnden Formstabilität einhergeht. Die Hanffaser
zeichnet sich ferner gegenüber anderen Naturfasern da
durch aus, daß sie in großen Mengen zur Verfügung ge
stellt werden kann, da sich Hanf als Einjahrespflanze
durch ein außerordentlich schnelles Wachstum auszeichnet.
Der faserverstärkte Werkstoff kann beispielsweise aus
nur einem Polymer, einem Polymer-Blend aus synthetischen
und/oder natürlichen Polymeren oder aus einem mehrschich
tigen Polymerverbund aus synthetischen und/oder natürli
chen Polymeren bestehen. Besteht der Werkstoff bei
spielsweise ausschließlich oder überwiegend aus natürli
chen Polymeren, so ist der mit Hanffasern verstärkte
Werkstoff leicht biologisch abbaubar und weist bei
Verbrennung eine ökologisch neutrale CO2-Bilanz auf,
was bedeutet, daß bei Verbrennung des Werkstoffs der
Atmosphäre nicht mehr CO2 zugeführt wird, als ihr
beim Wachstum der Rohstoffe sowohl für die Polymere als
auch für die Fasern entzogen wurde. Besteht der Werk
stoff beispielsweise aus einem mehrschichtigen Polymer
verbund, so wirken die Hanffasern als zusätzliche Haft
vermittler an der Übergangszone der Polymere. Ein derar
tiger Polymerverbund kann beispielsweise auch lediglich
eine als Träger dienende faserverstärkte Polymerkomponen
te aufweisen, auf die eine weitere Polymerkomponente z. B.
in Form einer Beschichtung aufgebracht ist.
Eine vorteilhafte Ausführung sieht einen Werkstoff vor,
der als natürliches Polymer Lignin, insbesondere Alkali-
Lignin enthält. Lignin ist ein natürliches Polymer und
zeichnet sich im Vergleich zu anderen Naturpolymeren
durch merklich bessere Werkstoffeigenschaften, wie eine
vergleichsweise hohe Festigkeit, Steifigkeit, Schlagzä
higkeit, sowie UV-Beständigkeit aus. Weiterhin ist Lignin
ein geeignetes Dämmittel zur Wärme- und Schallisolierung.
Lignin ist ein hochmolekulares polyphenolisches Makromo
lekül, das in verholzenden Pflanzen die Räume zwischen
den Zellmembranen ausfüllt und zu Holz werden läßt. Es
fällt in großen Mengen als Nebenprodukt bei der Zell
stoffgewinnung an und ist somit in großen Mengen verfüg
bar. Hierbei entstehen beim Aufschluß des Holzes Lignin
sulfonsäuren als Bestandteil der Sulfitablaugen, in denen
die Ligninsulfonsäuren als Phenolate ("Alkali-Lignin")
gelöst sind. Durch Behandlung mit Schwefelsäure und
Kohlendioxid kann die Ligninsäure ausgefällt werden.
Das mit Hanffasern verstärkte Lignin kann allein, in
einem Blend mit weiteren natürlichen oder auch syntheti
schen Polymeren oder in Form eines mehrschichtigen Poly
merverbunds zur Herstellung unterschiedlichster Formtei
le, wie beispielsweise Fensterrahmenprofile, Türen, Möbel
oder Gehäuse dienen. Hierbei verleiht der Ligninanteil
dem Werkstoff einen für viele Verwendungszwecke erwünsch
ten holzähnlichen Charakter.
Die Herstellung eines erfindungsgemäßen Werkstoffes kann
auf einfache Weise dadurch erfolgen, daß beispielsweise
die Hanffasern auf einen das Polymer plastifizierenden
Extruder aufgegeben wird. Um eine homogene Mischung des
Polymers und der Fasern zu gewährleisten, sollten die
losen Fasern in einem Bereich der Extruderschnecke aufge
geben werden, in dem das Polymer bereits geschmolzen ist.
Die Herstellung des erfindungsgemäßen Kunststoffes kann
folglich auf jeder herkömmlichen, zur Faserverstärkung
mit synthetischen Fasern geeigneten Vorrichtung erfolgen.
Es wird ein Polymergemisch aus 30% Celluloseacetat und 30%
Lignin (Alkali-Lignin) in einem Extruder aufplastifiziert
und anschließend 40% Hanffasern in die plastifizierte Masse
zudosiert. Das entstehende Compound wird bei Temperaturen
zwischen 120°C und 170°C und einem Extrusionsdruck von ca.
200 bar ausgeformt und anschließend granuliert. In einem
Vergleichsversuch werden gleiche Anteile des Polymergemischs
mit 40% Holzfasern versetzt und bei gleichen Parametern ex
trudiert. Die Bruchfestigkeit und Zugfestigkeit des mit
Hanffasern verstärkten Granulats liegt um 30 bis 50% höher
als die des Granulats mit Holzfasern.
Mit variierendem Faseranteil wurde für Hanffaser-verstärkte
Granulate eine Bruchfestigkeit zwischen 80 bis 40 N/mm2, mit
Holzfasern jedoch nur von 12 bis 20 N/mm2 gemessen.
Claims (5)
1. Faserverstärkter Werkstoff, bestehend aus wenigstens
einem thermoplastischen oder thermoelastischen,
synthetischen und/oder natürlichen Polymer sowie
natürlichen Verstärkungsfasern, dadurch gekennzeich
net, daß er als natürliche Verstärkungsfasern Hanf
fasern enthält.
2. Werkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß er aus nur einem Polymer besteht.
3. Werkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß er aus einem Polymer-Blend aus synthetischen
und/oder natürlichen Polymeren besteht.
4. Werkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß er aus einem zwei- oder mehrschichtigen Polymer
verbund aus synthetischen und/oder natürlichen
Polymeren besteht.
5. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß er als natürliches Polymer
Lignin, insbesondere Alkali-Lignin enthält.
Priority Applications (1)
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DE1998152067 DE19852067C2 (de) | 1998-11-11 | 1998-11-11 | Faserverstärkter Werkstoff |
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DE1998152067 DE19852067C2 (de) | 1998-11-11 | 1998-11-11 | Faserverstärkter Werkstoff |
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ID=7887468
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1998152067 Expired - Lifetime DE19852067C2 (de) | 1998-11-11 | 1998-11-11 | Faserverstärkter Werkstoff |
Country Status (1)
Country | Link |
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-
1998
- 1998-11-11 DE DE1998152067 patent/DE19852067C2/de not_active Expired - Lifetime
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Also Published As
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DE19852067A1 (de) | 2000-05-18 |
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