DE19841947A1 - Verfahren zum Messen von Körperschall zur Verwendung für die technische Diagnostik - Google Patents

Verfahren zum Messen von Körperschall zur Verwendung für die technische Diagnostik

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Abstract

Das Verfahren kann in der technischen Diagnostik zum Messen von Körperschall eingesetzt werden. Die Kenntnis von drehzahlabhängigen prozeß- und/oder zustandskennzeichnender Frequenzen im Körperschallspektrum von Maschinen und Anlagen gestattet die gezielte Auslegung der Eigenfrequenzen einer Feder-Masse-Dämpfungsstruktur. Diese werden für vorher festzulegende typische Drehzahlen auf charakteristische Frequenzen der zu überwachenden Bauteile abgestimmt. DOLLAR A Durchlaufen nun die zu detektierenden drehzahlabhängigen charakteristischen Frequenzen bei Anlauf- bzw. Abtourprozessen definierte Resonanzbereiche der Feder-Masse-Dämpfungsstruktur, so erfolgt die Messung. Dabei kann auf übliche Signaltransformationen verzichtet werden, da die resonante Körperschallmessung und Signalauswertung ausschließlich im Zeitbereich erfolgt. Eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz des Verfahrens ist die gleichzeitige Messung der Drehzahl und die daraus ableitbare Bestimmung der Änderungsgeschwindigkeit der Drehzahl. Die Vorteile dieses Verfahrens ergeben sich aus dem resonanten Meßprinzip. So kann beispielsweise bei einem signifikant verbesserten Signal/Rausch-Verhältnis gleichzeitig eine wesentliche Datenreduktion erzielt werden.

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Messen von Körperschall zur Verwendung für die technische Diagnostik mit Hilfe einer anwendungsspezifisch gestalteten schwingungsfähigen Feder-Masse-Dämpfungsstruktur, bei dem mittels der zugehörigen Signalkonversion die Stärke der mechanischen Anregung ermittelt werden kann.
Verfahren zur Messung des Körperschalls basieren bisher zumeist auf breitbandigen, piezoelektrischen Beschleunigungsaufnehmern (DE 31 21 451 A1, DE 41 04 961 A1) oder auf Dünnschichtsensoren, die allerdings eine spezielle Präparation des zu prüfenden Teiles erfordern. Zur Auswertung wird das im Zeitbereich gewonnene Signal einer Transformation und nachfolgenden Auswertung unterzogen (DE 40 17 448 A1). Diese Transformation erfolgt mit Hilfe von Soft- oder Hardwarewerkzeugen (DE 40 17 448 A1, DE 37 25 123 A1, DE 31 12 188 A1). Auf der Basis der so erhaltenen Aussagen ist es z. B. möglich, den Verschleiß mechanischer Maschinen- und Anlagenteile zu beurteilen.
Zu den großen Vorteilen der piezoelektrischen Beschleunigungssensoren gehört neben der relativ kleinen Bauform und der großen Bandbreite auch der außerordentliche Dynamikbereich (Als Dynamikbereich bezeichnet man den Bereich zwischen dem kleinsten und größten Signalpegel). Der verfügbare Dynamikbereich reicht bei diesem Sensortyp bis in die Größenordnung 1 : 108. Deshalb haben sich diese Sensoren im Bereich der Körperschallanalyse weitestgehend gegenüber anderen Schwingungsaufnehmern etabliert.
Ein wesentlicher Nachteil dieses Sensortyps ist dagegen in der prinzipbedingten Abnahme der Meßempfindlichkeit im Frequenzbereich unter 100 Hz zu sehen.
In jüngster Zeit wurden auch mikromechanische Beschleunigungssensoren auf Halbleiterbasis entwickelt. Die mechanisch-elektrische Signalwandlung erfolgt meist kapazitiv oder piezoresistiv. Im allgemeinen sind die Sensoren hybrid aufgebaut und bestehen aus getrennten Chips für Mikromechanik und Mikroelektronik. Monolithisch integrierte Beschleunigungssensoren sind gegenwärtig noch in der Minderheit.
Zur Verminderung der Störanfälligkeit der Meßaufnehmer gegenüber elektromagnetischen Einstrahlungen und Temperatureinflüssen sind Sensoren mit mechanisch-optischer Signalwandlung und optischer Signalweiterleitung geeignet.
Des weiteren wurden folgende Verfahren und Anordnungen zur Schwingungsmessung beschrieben:
  • - Halbleiter-Sensorstrukuren auf Siliziumbasis, deren mechanische Eigenschaften entweder durch eine spezielle Formgebung (DE 37 03 946 A1) oder aber durch ein Trimmen der schwingenden Sensorkomponenten mittels einer definiert aufgebrachten Oberflächenbeschichtung (DE 36 11 969 A1) bestimmt werden.
  • - Optische Verfahren, bei denen die Schwingungen einer reflektierenden Körperoberfläche mit Hilfe von monochromatischem und kohärentem Licht durch Auswertung der zeitabhängigen Interferenzerscheinungen (DE 31 14 355 A1, DE 195 02 756 A1) gemessen werden.
In Kenntnis dieses Standes der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Messen von Körperschall für die technische Diagnostik der eingangs beschriebenen Art zur Verfügung zu stellen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst.
Das Grundprinzip der Erfindung besteht demnach darin, daß für eine effiziente Prozeß- und Zustandsanalyse die Überwachung schmaler Frequenzbänder bzw. einzelner Frequenzpeaks erfolgt. Das heißt, daß eine oder mehrere Eigenfrequenzen der Feder-Masse-Dämpfungsstruktur auf die zu detektierenden prozeß- bzw. zustandsspezifischen charakteristischen Frequenzen ausgelegt sind. Anstelle der bekannten breitbandigen Beschleunigungsaufnahmer besitzt die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte Feder-Masse-Dämpfungsstruktur eine schmalbandige, auf das jeweilige Meßproblem abgestimmte, frequenzabhängige Empfindlichkeit.
Die zu detektierenden prozeß- bzw. zustandsspezifischen charakteristischen Frequenzen sind oftmals drehzahlabhängig, z. B. von der Drehzahl eines Antriebsmotors oder der Drehzahl einer Abtriebseinrichtung. Das Verfahrens wird daher bevorzugt zur Diagnostik von Prozessen oder Zuständen verwendet, die drehzahlabhängige charakteristische Frequenzen aufweisen, wobei die Eigenfrequenzen der Feder-Masse-Dämpfungsstruktur mindestens teilweise auf die innerhalb eines Drehzahlbereiches oder mehrerer vorgegebener Drehzahlbereiche entstehenden Frequenzen abgestimmt werden. Der gezielten Auslegung und Bestimmung der Eigenfrequenzen der Feder- Masse-Dämpfungsstruktur geht daher die Definition von Drehzahlbereichen voraus, in denen die Messung der charakteristischen Frequenzen erfolgt.
Die spezielle Auslegung des Sensors auf diese im Vorfeld der Sensorproduktion bestimmten prozeß- bzw. zustandsspezifischen charakteristischen Frequenzen ermöglicht eine kostengünstige Überwachung vieler Meßobjekte und verringert damit wesentlich den gerätetechnischen Aufwand für Schwingungsmessungen.
Weitere Einzelheiten zum Verständnis einer zur dynamischen, frequenzselektiven resonanten Körperschallmessung eingesetzten mikromechanischen Feder-Masse-Dämpfungsstruktur ergeben sich aus dem nachfolgenden Ausführungsbeispiel, in dem auch die theoretischen Grundlagender drehzahlabhängigen resonanten Körperschallmessungen beschrieben werden. Da für Anlauf und Abtourvorgänge ähnliche Zusammenhänge gelten, kann die Beschreibung ohne Einschränkung lediglich für Anlaufvorgänge erfolgen.
In den zugehörigen Zeichnungen zeigen
Fig. 1 Diagramm zur Abhängigkeit der Vergrößerungsfunktion von der Anlautbeschleunigung,
Fig. 2 Diagramm zur Frequenzverschiebung des maximums der Hüllkurve für drei Anlaufbe­ schleunigungen,
Fig. 3 bevorzugte Anordnung einer aus einem Silizium-Grundsubstrat herausgearbeiteten Silizium-Feder-Masse-Dämpfungsstruktur und einer Signalwandlungskomponente,
Fig. 4 Gemessener Amplituden-Frequenzgang einer Ausführungsform des für das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzten mikromechanischen resonanten Vibrationssensors.
Die Anlaufbeschleunigung = Λ (Λ ist die Änderungsgeschwindigkeit der Frequenz) wird hierbei als konstant angenommen. Das Verhalten der Feder-Masse-Dämpfungsstruktur ist streng deterministisch und wird durch die Lösung der folgenden dimensionslosen Form der Bewegungsgleichung beschrieben mit (' ∼ d/dη):
w0 Eigenfrequenz des Schwingers im dämpfungsfreien Fall,
c Federkonstante,
m Masse des Schwingers,
D Dämpfungsmaß,
b Dämpfungskonstante,
ζ dimensionsloses Maß für die Anlaufgeschwindigkeit,
η Verhältnis der momentanen Erregerfrequenz zur Eigenfrequenz bei D = 0,
y Vergrößerungsfaktor des Ausschlages,
q Ausschlag,
Kraftamplitude
α Phasenverschiebungswinkel.
Die Lösung von Gleichung (1) führt zu drei wesentlichen Aussagen, die durch die Messungen verifiziert werden können.
  • - Das Maximum des Ausschlages ist kleiner als das der stationären Vergrößerungsfunktion.
  • - Die Frequenz für den Maximalausschlag verschiebt sich für den Anlauf bei größer werdenden ζ zu höheren Frequenzen. Für den Auslauf erhält man den gleichen Betrag der Frequenzverschiebung zu niedrigeren Frequenzen. Auch die Höhe des Ausschlages unterscheidet sich für den Anlauf und Auslauf kaum (für betragsmäßig gleiche ζ).
  • - Im Bereich η < 0,5 und η < 1,75 unterscheidet sich die Lösung kaum von der stationären Vergrößerungsfunktion.
Die Lösungsfunktionen der Dgl. (1) hängen zum einen vom Dämpfungsmaß D und zum anderen von der Anlaufgeschwindigkeit Λ bzw. von ζ ab.
Für die Auswertung der Hüllkurven ist zum einen das Maximum der Kurven und zum anderen das Frequenzverhältnis, bei dem dieses Maximum erreicht wird, von Interesse. Zum besseren Verständnis des Verfahrens dienen die Diagramme in Fig. 1 und Fig. 2.
Der experimentell ermittelte Kurvenverlauf in Fig. 1 widerspiegelt die erwartungsgemäße Abnahme der Sensorsignalamplitude mit wachsender Anlaufbeschleunigung. Das Frequenzverhältnis, bei dem dieses Maximum erreicht wird, ist in Fig. 2. dargestellt, welche die berechnete Frequenzverschiebung des Maximums der Vergrößerungsfunktion in Abhängigkeit von drei exemplarisch ausgewählten Anlaufgeschwindigkeiten zeigt. Die experimentell ermittelten Hüllkurvenverläufe zeigten im Vergleich mit den berechneten Verläufen eine sehr gute Übereinstimmung.
Wesentliche Vorteile des beschriebenen frequenzselektiven resonanten Körperschallmeßverfahrens mittels einer Feder-Masse-Dämpfungsstruktur gegenüber breitbandigen Schwingungsmeßverfahren insbesondere mit herkömmlichen piezoelektrischen Beschleunigungssensoren sind:
  • - signifikant verbessertes Signal/Rausch-Verhältnis,
  • - Datenreduktion durch inhärente Filterwirkung des resonanten Meßkörpers,
  • - einfache Signalauswertung im Zeitbereich,
  • - relativ kurze Meßzeiten (vgl. z. B. Hüllkurvenverfahren bei der Lagerdiagnose)
  • - Automatisierbarkeit der resonanten Körperschallmessung.
Weitere Vorteile sind:
  • - Die Wandlung des mechanischen in ein elektrisches Signal kann dabei optisch, piezoresistiv oder kapazitiv erfolgen.
  • - Die Feder-Masse-Dämpfungsstruktur kann aus einem Halbleitermaterial, Metall, Glas oder anderen geeigneten Materialien gefertigt sein.
  • - Die der mechanisch aktiven Feder-Masse-Dämpfungsstruktur nachgeschaltete Auswerteelektronik kann hybrid mit den mechanischen bzw. mikromechanischen Sensorkomponenten verbunden oder monolithisch auf ihnen integriert sein.
Für das erfindungsgemäße Verfahren wird bevorzugt eine Anordnung gem. Fig. 3 verwendet, die eine aus einem Silizium-Grundsubstrat 1 herausgearbeitete, schwingungsfähige Silizium-Feder- Masse-Dämpfungsstruktur bzw. Si-Resonator 2 und eine Signalwandlungskomponente 3 aufweist. Die Signalwandlungskomponente 3 ist hier als integrierte piezoresistive Wheaston'sche Meßbrücke ausgebildet.
Die dreidimensionale Strukturierung des in Fig. 3 dargestellten mikromechanischen resonanten Vibrationssensors erfolgte durch anisotropes Ätzen in Kalilauge (KOH).
Das elektrische Ausgangssignal des Sensors ist in seiner Ausprägung und Periodizität ein Maß für die Schwingungselongation des Si-Resonators. Die Sensorsignalauswertung erfolgt dabei ausschließlich im Zeitbereich.
Für die Sensorcharakterisierung und die Festlegung der Drehzahlbereiche, in denen die resonante Körperschallmessung erfolgen soll, ist der Amplituden-Frequenzgang von besonderer Bedeutung, da er unter anderem die dynamischen Eigenschaften des Sensors widerspiegelt:
Der gemessene Amplituden-Frequenzgang einer zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzten mikromechanischen resonanten Vibrationssensors 38 (Anregung in Richtung der Flächennormalen der seismischen Masse) ist in Fig. 4 dargestellt. Als Referenz wurde ein piezoelektrischer Beschleunigungssensor (100 mV/g entspricht der 0 dB-Linie) verwendet. Die Zahlenangabe bezeichnet dabei die sogenannte Sensornennfrequenz. Das heißt, die Sensornennfrequenz entspricht der Frequenz des Grundmodes des Si-Resonators. Die Resonatorstrukturen wirken dabei als hochempfindliche, stark selektive mechanische Filter. Damit ist eine schmalbandige Detektion charakteristischer Körperschallfrequenzen einschließlich der damit verbundenen Datenreduktion realisierbar.

Claims (3)

1. Verfahren zum Messen von Körperschall zur Verwendung für die technische Diagnostik, bei dem zur Bestimmung der Erregerstärke mindestens eine schwingungsfähige Feder-Masse- Dämpfungsstruktur verwendet wird, die eine schmalbandige, auf die prozeß- bzw. zustandskennzeichnenden Frequenzen des jeweiligen Meßproblems abgestimmte, frequenzabhängige Empfindlichkeit aufweist und in einem ihrer Bewegungsmoden relativ kurzzeitig resonant erregt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Messung mit mindestens einer Feder-Masse-Dämpfungsstruktur erfolgt, die mit ihren Eigenfrequenzen so abgestimmt wurde, daß sie in vorzugebenden Drehzahlbereichen durch drehzahlabhängige Prozesse oder Zustände resonant angeregt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl Anlauf- als auch Abtourvorgänge zur frequenzselektiven Bestimmung der Erregerstärke der drehzahlabhängigen prozeß- bzw. zustandskennzeichnenden Frequenzen verwendet werden.
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