DE19828048C2 - Verwendung einer nickel-martensitaushärtenden Stahllegierung für Ketten und Kettenbauteile - Google Patents
Verwendung einer nickel-martensitaushärtenden Stahllegierung für Ketten und KettenbauteileInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung einer nickel
martensitaushärtenden Stahllegierung als Werkstoff zur
Herstellung von Ketten oder Kettenbauteilen.
Ketten, insbesondere hochfeste Gliederketten, werden als
zugkraftübertragende oder als leistungsübertragende Bau
teile eingesetzt. Sie kommen beispielsweise als Hebezeug-
oder Abspannketten zum Einsatz, ebenso wie in Kettenkrat
zerförderern bei der Förderung von Schüttgütern im unter
tägigen Steinkohlenbergbau. Gerade im Bergbau sind Rund
stahlketten ein wichtiges Maschinenelement, von dem in
hohem Maß eine störungsfreie und wirtschaftliche Förde
rung abhängt.
Die Anforderungen an die verwendeten Werkstoffe sind im
wesentlichen durch das Zusammenwirken hoher Festigkeiten
(Härte) bei Mindestwerten für die Kerbschlagarbeit ge
kennzeichnet. Dadurch soll eine hohe Verschleißbeständig
keit und Sicherheit gegen spröde Brüche unter Betriebsbe
anspruchung sichergestellt werden. Für Anschlagketten,
welche zum Heben und Bewegen von Lasten dienen, müssen
außer den Festigkeitswerten bei Raumtemperatur auch Warm
festigkeitswerte bis zu 400°C eingehalten werden. Ferner
unterliegen die Werkstoffe hohen Anforderungen hinsicht
lich der Korrosionsbeständigkeit, wobei Lochkorrosion und
Spannungsrisskorrosion im Vordergrund stehen.
Weitere Anforderungen werden fertigungstechnisch vorgege
ben. Hierzu zählt, dass die Stähle für elektrische Wider
standsschweißverfahren, insbesondere für das Abbrenn
stumpfschweißen, geeignet sein müssen. Aus dieser Forde
rung ergibt sich zwangsläufig eine Begrenzung des Kohlen
stoffäquivalents.
Durch die DE 31 05 891 C2 ist die Verwendung eines
schweißbaren, nicht rostenden Stahls mit ferritisch-per
litischem Mischgefüge für die Herstellung von Kettenglie
dern bekannt. Bei diesem Stahl, ebenso wie bei dem wei
terhin angesprochenen martensitischen Normalstahl handelt
es sich um einen Vergütungsstahl, der seine Festigkeits
eigenschaften aus der Härtung über Kohlenstoffmartensit
bezieht.
Zur Fertigung von hochfesten Rundstahlketten für den
Bergbau werden Edelstähle nach DIN 17115 verwendet. Hier
bei handelt es sich um Edelstähle mit vorgeschriebenen
Gehalten an Mangan, Chrom, Nickel und Molybdän sowie li
mitierten Werten an Phosphor und Schwefel. Ein typischer
Vertreter dieser Werkstoffgruppe ist der Stahl
23 MnNiMoCr 54. Die engen Analysengrenzen sowie die Vor
schriften bezüglich der mechanisch-technologischen Werte
sollen eine hohe Gleichmäßigkeit der fertigen Ketten ge
währleisten. Für Sonderzwecke können modifizierte Werk
stoffe eingesetzt werden. Als zusätzliche Legierungsele
mente werden beispielsweise Vanadium, Wolfram oder Titan
eingesetzt.
Die Stähle werden üblicherweise nach dem Härten im Tempe
raturbereich um 500°C angelassen. Dabei werden Zug
festigkeiten bis zu 1.250 MPa in Verbindung mit Kerb
schlagarbeitswerten von mindestens 60 J eingestellt. We
sentlich höhere Festigkeiten können bei den üblichen Ket
tenstählen nur durch Anwendung deutlich niedrigerer An
lasstemperaturen und entsprechenden Einbußen bei den
Kerbschlagarbeitswerten eingestellt werden.
Mit den stetig steigenden Anforderungen an die Ketten hat
man diese nicht nur in ihren geometrischen Abmessungen
vergrößert, sondern auch hinsichtlich der Qualität bezüg
lich Maßhaltigkeit, Werkstoff und Fertigung weiterent
wickelt. Trotz dieses hohen Qualitätsstandes treten Schä
den an Ketten auf, insbesondere beim Einsatz im Bergbau
und den hier auftretenden hohen Beanspruchungen.
Aus anwendungstechnischer Sicht ist daher eine weitere
Steigerung der Festigkeit des Kettenstahls unumgänglich,
wobei eine Minderung der Sprödbruchsicherheit vermieden
werden muss. Hier zeigen allerdings die Erfahrungen, dass
dies mit den bislang verwendeten schweißgeeigneten Vergü
tungsstählen nicht zu erfüllen ist. Zwar sind anlassbe
ständige oder sekundärhärtende hochlegierte Vergütungs
stähle bekannt, die je nach Höhe der Anlasstemperatur
Festigkeitswerte zwischen 1.400 und 1.800 MPa bei befrie
digenden Zähigkeitseigenschaften aufweisen, jedoch sind
deren C-Äquivalente so hoch, dass eine schweißtechnische
Verarbeitung im Zuge der Kettenfertigung kaum realisier
bar ist. Als Beispiele seien die Güten 38 NiCrMoV 7 3,
41 SiNiCrMoV 7 6 und X 41 CrMoV 5 1 genannt. Hingewiesen
wird in diesem Zusammenhang auch auf die hochfesten
Vergütungsstähle für wehrtechnische Zwecke, deren
schweißtechnische Verarbeitung umso komplizierter wird,
je höher das C-Äquivalent ist (siehe Thyssen Technische
Berichte, Heft 1/87, Seite 57-66).
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Stahllegierung
aufzuzeigen, aus der Ketten oder Kettenbauteile herge
stellt werden können, welche bei auskömmlicher Zähigkeit
Zugfestigkeiten über 1.500 MPa erzielen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe nach Anspruch 1 durch
die Verwendung einer nickel-martensitaushärtenden Stahl
legierung als Werkstoff zur Herstellung von Ketten oder
Kettenbauteilen gelöst.
Nickel-martensitaushärtende Stähle decken einen
Festigkeitsbereich von ca. 1.400 MPa bis hin zu mehr als
2.500 MPa ab, und zwar bei ausreichender Zähigkeit, ins
besondere einer guten Bruchzähigkeit. Hinsichtlich der
Bruchzähigkeit sind sie den hochfesten Vergütungsstählen
deutlich überlegen und weisen außerdem eine höhere Kalt
zähigkeit auf. Nickel-martensitaushärtende Stähle stehen
in verschiedenen Varianten mit Warmfestigkeiten bis
400°C und/oder besonderer Korrosionsbeständigkeit zur
Verfügung. Für die Verwendung als Kettenwerkstoffe sind
sie geeignet, weil sie eine schweißtechnische Herstellung
der Ketten zulassen.
Wesentliche Legierungskomponente ist Nickel in Verbindung
mit Titan, Molybdän, Aluminium und gegebenenfalls Niob.
In Frage kommen sowohl die kobaltfreien Varianten der
nickel-martensitaushärtenden Stahllegierungen als auch
solche mit bis zu etwa 20% Nickel und einem Kobaltzusatz
bis über 10%. Außerdem können Zirkon, Calzium und Bor
zulegiert sein. Die untere Nickelgrenze liegt bei einem
Wert, der die Umwandlungstemperatur für die γ-α Umwand
lung beim Abkühlen von Lösungsglühtemperatur soweit ab
senkt, dass eine diffusionslose Umwandlung zu Ni-Marten
sit noch möglich ist. Die Erfahrung mit im Betriebsmaß
stab hergestellten Versuchsschmelzen hat gezeigt, dass
dies auch noch bei Ni-Gehalten unter 10% der Fall ist
(Thyssen Edelstahl Technische Berichte, Heft 13/87, Sei
ten 7-17).
Die nickel-martensitaushärtenden Stähle müssen einen ho
hen Reinheitsgrad aufweisen und sehr seigerungsarm sein,
um optimale Zähigkeitswerte einstellen zu können. Darum
werden sie üblicherweise durch Erschmelzung im Vakuum und
Umschmelzen im Vakuum hergestellt, wobei auf niedrigste
Gehalte an S, P, O, N und H geachtet werden muss. Die Ge
halte an Si und Mn werden unter 0,2% gehalten.
Im Anschluss an die Warmformgebung erfolgt eine gezielte
Wärmebehandlung. Diese besteht aus Lösungsglühen, übli
cherweise bei 820°C, mit nachfolgender Abkühlung an Luft
und einer anschließenden Auslagerung, üblicherweise bei
480°C, um die für die Aushärtung notwendigen Ausschei
dungsvorgänge im Ni-Martensit ablaufen zu lassen und da
durch die angestrebten Festigkeitswerte zu erreichen.
Die Erfindung macht sich die Erkenntnis zu eigen, dass
durch die Herstellung von Ketten und Kettenbauteilen aus
einer nickel-martensitaushärtenden Stahllegierung
Zugfestigkeiten von über 1.500 MPa erreicht werden und
die Ketten bzw. Kettenteile gute Spannungsrisskorrosions-
und Langzeiteigenschaften besitzen. Die hohe Zugfestig
keit bringt deutliche Vorteile für eine Kette mit sich,
ohne dass Nachteile wegen einer höheren Kerbempfindlich
keit des Stahls zu befürchten sind. Nach der schweißtech
nischen Herstellung einer Kette wird durch eine erneute
Wärmebehandlung im Anschluss an das Schweißen die gefor
derte bzw. angestrebte Festigkeit wieder erzielt.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der zur Verwendung gelan
genden Legierung lehrt Anspruch 2.
Danach besteht die Stahllegierung in Gewichtsprozenten
ausgedrückt aus 7-20% Nickel, 2-6% Molybdän, 0,2-2%
Titan und 0,02-0,2% Aluminium, wobei der Rest Eisen ist
einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen.
Der erfindungsgemäß verwendete Stahl gewährleistet ein
erhöhtes Arbeitsvermögen im Temperaturbereich zwischen
400°C und etwa -40°C durch höhere Streckgrenzen und hö
here Zugfestigkeiten in Verbindung mit einer erhöhten
Bruchzähigkeit und Kaltzähigkeit.
Gemäß Anspruch 3 kann die Legierung ferner Kobalt bis zu
15 Gew.-% enthalten, je nach angestrebter Festigkeit.
Ebenso kann in Abhängigkeit von den angestrebten Festig
keitseigenschaften und der Korrosionsbeständigkeit Chrom
bis zu einem Anteil von 10 Gew.-% zulegiert sein (Anspruch
4).
Eine für die Praxis vorteilhafte Stahllegierung für die
Fertigung höchstfester Ketten besteht nach Anspruch 5 in
einer Legierung, welche 15-18,5% Nickel, 7,5-14% Ko
balt, 2,5-5,5% Molybdän, 0,2-1,8% Titan und 0,02-0,20%
Aluminium aufweist. Der Rest wird durch Eisen gebildet
einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen.
Alternativ kann eine Stahllegierung angewendet werden,
wie sie in Anspruch 6 angegeben ist. Diese Stahllegierung
enthält 7-10% Nickel und Chrom in der gleichen Größen
ordnung.
Der Nickelbestandteil steuert, gegebenenfalls in Verbin
dung mit Kobalt, die Festigkeit bei nur geringer Einbuße
an Duktilität. Auch Chrom erhöht die Festigkeit. Ferner
wird durch den Chromanteil die Korrosionsbeständigkeit
erhöht.
Eine Kette gemäß Anspruch 7 zeichnet sich gegenüber bis
her bekannten Ketten durch ihre wesentlich höhere Zug
festigkeit aus, wobei Festigkeitswerte zwischen 1.500 MPa
und 2.500 MPa bei ausreichender Zähigkeit, insbesondere
guter Bruchzähigkeit, erreicht werden.
Die erfindungsgemäß verwendete Legierung führt zu Ketten
bzw. Kettenbauteilen, welche bei kleineren geometrischen
Abmessungen und geringeren Eigenmassen die betrieblich zu
beherrschenden Kräfte sicher übertragen. Insgesamt kann
die Lebensdauer einer Kette bzw. von Kettenbauteilen ver
größert werden. Ein weiterer Vorteil von Ketten und Ket
tenbauteilen aus nickel-martensitaushärtenden Stählen ist
der erweiterte Bereich zulässiger Betriebstemperaturen,
wie er sich aus der Warmfestigkeit und der Kaltzähigkeit
dieser Werkstoffe ergibt.
Die Dauerfestigkeit einer Kette bzw. von Kettenbauteilen
kann zusätzlich durch Nitrieren oder Kugelstrahlen ver
bessert werden. Eine Oberflächenverfestigung, insbeson
dere in denjenigen Kettenoberflächenbereichen, welche im
Betrieb besonders hohen Pressungen ausgesetzt sind, senkt
außerdem deren Verschleiß.
Claims (7)
1. Verwendung einer nickel-martensitaushärtenden Stahl
legierung als Werkstoff zur Herstellung von Ketten
oder Kettenbauteilen.
2. Verwendung einer Stahllegierung nach Anspruch 1, die
in Gewichtsprozent ausgedrückt aus
Nickel (Ni) 7% bis 20%
Molybdän (Mo) 2% bis 6%
Titan (Ti) 0,2% bis 2%
Aluminium (Al) 0,02% bis 0,20%
Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen
besteht.
3. Verwendung einer Stahllegierung nach Anspruch 1 oder
2, welche bis zu 15% Kobalt (Co) enthält.
4. Verwendung einer Stahllegierung nach einem der An
sprüche 1 bis 3, welche bis zu 10% Chrom (Cr) ent
hält.
5. Verwendung einer Stahllegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, die in Gewichtsprozent ausgedrückt
aus
Nickel (Ni) 15% bis 18,5%
Kobalt (Co) 7,5% bis 14%
Molybdän (Mo) 2,5% bis 5,5%
Titan (Ti) 0,2% bis 1,8%
Aluminium (Al) 0,02% bis 0,20%
Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen
besteht.
6. Verwendung einer Stahllegierung nach einem der An
sprüche 1 bis 4, die in Gewichtsprozent ausgedrückt
aus
Nickel (Ni) 7% bis 10%
Chrom (Cr) 7% bis 10%
Molybdän (Mo) 2% bis 6%
Titan (Ti) < 1,0%
Kobalt (Co) < 1,0%
Aluminium (Al) < 0,05%
Mangan (Mn) < 0,15%
Kohlenstoff (C) < 0,01%
Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen
besteht.
7. Kette aus einer Stahllegierung nach einem der Ansprü
che 1 bis 6.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998128048 DE19828048C2 (de) | 1998-06-24 | 1998-06-24 | Verwendung einer nickel-martensitaushärtenden Stahllegierung für Ketten und Kettenbauteile |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998128048 DE19828048C2 (de) | 1998-06-24 | 1998-06-24 | Verwendung einer nickel-martensitaushärtenden Stahllegierung für Ketten und Kettenbauteile |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19828048A1 DE19828048A1 (de) | 2000-01-05 |
DE19828048C2 true DE19828048C2 (de) | 2000-08-03 |
Family
ID=7871815
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998128048 Revoked DE19828048C2 (de) | 1998-06-24 | 1998-06-24 | Verwendung einer nickel-martensitaushärtenden Stahllegierung für Ketten und Kettenbauteile |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19828048C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10105809C1 (de) * | 2001-02-08 | 2002-07-18 | Thiele Gmbh & Co Kg | Verfahren zur Herstellung einer Kette, insbesondere einer Rundstahlkette aus Vergütungsstahl |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3105891C2 (de) * | 1981-02-18 | 1983-12-01 | Thyssen Edelstahlwerke AG, 4000 Düsseldorf | Verwendung eines schweißbaren nichtrostenden Stahles für Kettenglieder |
-
1998
- 1998-06-24 DE DE1998128048 patent/DE19828048C2/de not_active Revoked
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3105891C2 (de) * | 1981-02-18 | 1983-12-01 | Thyssen Edelstahlwerke AG, 4000 Düsseldorf | Verwendung eines schweißbaren nichtrostenden Stahles für Kettenglieder |
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
DE-B Dubbel 1981, S. 289 * |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10105809C1 (de) * | 2001-02-08 | 2002-07-18 | Thiele Gmbh & Co Kg | Verfahren zur Herstellung einer Kette, insbesondere einer Rundstahlkette aus Vergütungsstahl |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE19828048A1 (de) | 2000-01-05 |
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Legal Events
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