DE19810681A1 - Leichtbau- und werkstoff hoher Festigkeit und Verfahren zur Herstellung - Google Patents
Leichtbau- und werkstoff hoher Festigkeit und Verfahren zur HerstellungInfo
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Abstract
Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit unter Verwendung von Bestandteilen nachwachsender Rohstoffe als Leichtzuschlagstoff und Bewehrung. Im Gegensatz zum Stand der Technik werden die nachwachsenden Rohstoffe vorzugsweise nur so weit aufbereitet, daß sie ein sehr offenes Wirrgelege bilden, in welches Additive und Matrixmaterialien eingebracht werden können, bevor eine Aushärtung zum Endprodukt mit oder ohne Verdichtung erfolgt.
Description
Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, Bau- und Werkstoffe geringer Dichte und dennoch
hoher Festigkeit unter Verwendung von Bestandteilen nachwachsender Rohstoffe sowohl
als Bewehrung als auch als Leichtzuschlagstoff einer Matrix zur Verfügung zu stellen. Als
Bewehrung kommen in erster Linie Bastfaserpflanzen bzw. deren Fasern in Frage. Als
Leichtzuschlagstoff können die holzartigen Bestandteile geringer Dichte von Bastfaser
pflanzen nach entsprechender Aufbereitung eingesetzt werden, aber auch Bestandteile
anderer Pflanzen, die eine geringe Dichte aufweisen.
Nach dem Stand der Technik sind Holzwolleplatten bekannt, die eine geringe Dichte und
daher gute Dämmwirkung aufweisen. Ihre Festigkeit ist aber beschränkt, u. a. weil Holz
wolle ein recht brüchiges Material ist. Es sind weiterhin mineralisch gebundene Platten
aus Holzspänen bekannt, die eine bessere Festigkeit besitzen. Diese kann aber nur über
hohe Rohdichten erreicht werden, die überwiegend über 1000 kg/m3 liegen. Das er
schwert und beschränkt deren Einsatz und macht sie u. a. für Wärmedämmzwecke un
geeignet. Niedrige Rohdichten lassen sich unter Verwendung von Holzspänen nicht her
stellen.
Bekannt sind auch faserverstärkte Gipsplatten. Als Verstärkung kommen hier Recyclat
fasern aus Altpapier mit Faserlängen zwischen 2 und 5 mm zur Anwendung, deren Be
wehrungswirkung ziemlich gering ist. Sie weisen zudem eine hohe Dichte auf, die Ge
wichtsprobleme nach sich ziehen und keinerlei Wärmedämmung ergeben. Neuerdings
werden auch thermo-mechanisch erzeugte Holzfasern in Längen um 5 bis 15 mm ver
einzelt eingesetzt, die gegenüber Altpapierfasern eine gewisse Festigkeitssteigerung
bringen, aber doch in begrenztem Maße. Eine Dichte- und Gewichtsverminderung wird
durch sie nicht erreicht und somit auch keine Verbesserung der Wärmedämmung.
Erfindungsgemäß wird das Ziel, einen Bau- und Werkstoff herzustellen, der möglichst
leicht ist und daher auch dämmt, der aber zugleich eine nenneswerte Festigkeit aufweist,
dadurch erzielt, daß nur grob entholzte oder grob zerlegte Bastfaserpflanzen und/oder
sich ähnlich verhaltende Pflanzen mit großen Faserlängen, z. B. Maisstengel, als Beweh
rungsmittel und Leichtzuschlagstoff verwendet werden. Grob entholzt oder grob zerlegt
bedeutet nämlich, daß sowohl die Faserbestandteile des Bastes oder Sklerenchyms als
auch die im Stengelinneren liegenden Holzteile oder mit Fasern durchsetzte Parenchym
teile Monokotyledoner, welche eine sehr geringe Dichte und auch eine holzfaserartige
Struktur besitzen, gemeinschaftlich zur Wirkung gebracht werden, allerdings in einer im
Sinne vorliegender Erfindung sehr vorteilhaft veränderten Form.
Bast- und Sklerenchymfasern weisen als herausragende Merkmale eine sehr hohe Zug
festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht auf. Das prädestiniert sie zum Bewehrungs
mittel.
Holzartig strukturierte Halmkerne, wie z. B. bei Hanf, Kenaf, Jute u. a. zeichnen sich in be
sonderem Maße durch eine geringe Dichte aus. Das prädestiniert sie zum Leichtzu
schlagstoff. Aufgrund des holzähnlichen Zellaufbaus mit ausgeprägter, faserartiger
Längsachse ergibt sich aber auch nennenswerte Festigkeit, was durch erfindungsgemäße
Maßnahmen noch erheblich gesteigert wird.
Indem die Bastfaserpflanzen, im Gegensatz zum Stand der Technik, für den Zweck der
vorliegenden Erfindung nur grob entholzt oder grob zerlegt werden, wird die gewachsene
Halm- bzw Stengelstruktur mit dem Ziel aufgebrochen, das Volumen des Materials stark
zu vergrößern und insbesondere zahlreiche Bruchstellen, Abzweigungen und Verzwei
gungen von und an Faser- und Holzteilen zu schaffen, in welche sich Matrixmaterial ein
betten kann, um nach seiner Aushärtung an einer Unzahl von Stellen des Baustoffs eine
mechanische Verhakung und Verkeilung der Bewehrungsmittel und Leichtzuschlagstoffe
zu bewirken, also eine Art "Verankerung" in dem noch auszuhärtenden Matrixmaterial.
Auf diese Weise soll die Festigkeit des Gesamtverbundes in einem Maße gesteigert wer
den, wie das durch Adhäsion nicht erreichbar ist. Verfahren nach dem Stand der Technik
bauen fast ausschließlich auf Adhäsion auf. Auch eine Reihe von Nicht-Bastfaserpflan
zen, wie der Mais, bieten ähnliche Möglichkeiten, die erfindungsgemäß genutzt werden
sollen.
Erfindungsgemäß werden also genannte Pflanzenteile nicht intensiv gebrochen, um eine
möglichst vollständige Entholzung zu bewirken, wie es nach dem Stand der Technik mit
sogenannten "Brechen" angestrebt und durchgeführt wird, sondern sie werden nur so
weit angebrochen, daß eine intensive Verhakung bzw Verankerung in der Matrix möglich
möglich wird. Es bleibt also zumindest ein großer Teil, für eine Reihe von Anwendungen
sogar der überwiegende Teil des Holzes - bei Monokotyledonen ist es das Parenchym -
mit den Fasern über Teillängen in naturgewachsener Weise durch Pektine und Lignine
verbunden. Das teilweise oder überwiegende Belassen der Holzteile/Parenchymteile an
den Fasern erfolgt darüber hinaus auch mit der Zielsetzung, aus dem Material für nach
folgende Verfahrensschritte Vliese oder ähnliche Formlinge mit betont offenem Gefüge
herzustellen. Das Gefüge soll so "offen" sein, daß es möglich ist, in weiteren Produktions
stufen Leichtzuschlagsstoffe, Bindemittel, Additive und insbesondere Matrixmaterialien in
möglichst gleichmäßiger Verteilung in das Gefüge einzubringen.
In beschriebener Weise aufbereitetes Material läßt sich zwar schwer zu Gelegen gleich
mäßiger Dicke und gleichmäßiger Flächengewichte streuen oder formen, aber es ist
machbar. Es ist äußerst sperrig und soll es erfindungsgemäß auch sein. Die Fasern haf
ten über Teillängen noch am Holz. An den gelösten Teillängen stehen sie in z. T. bizar
ren, sperrigen Formen seitlich ab und bilden so die Voraussetzungen für eine besonders
intensive und festigkeitsbegründende Verankerung. Andere Teile des Materials bestehen
überwiegend aus Fragmenten der Holzkerne, z. T. von den Fasern abgelöst, z. T. aber
durch Faserstränge noch flexibel miteinander verbunden, ebenfalls geknickt, teilweise
bizarr, sperrig geformt, zahlreiche Kanten, Ecken, Ver- und Abzweigungen bildend, um
untereinander intensiv zu verhaken, insbesondere aber dem einzubringenden Matrix
material zahlreiche Ansatzpunkte für eine mechanische Verankerung und Einbettung
bietend.
Genanntes sperriges Material wird durch vorhandene Vorrichtungen zu gleichmäßig
hohen Vliesen oder Schüttlagen, kontinuierlich, diskontinuierlich, reversierend oder
batchweise geformt oder in Formen in der Weise eingestreut, daß sich ein offenes Ge
füge bildet. Unter "offenem Gefüge" im Sinne der Erfindung ist zu verstehen, daß zwi
schen den grob- bzw. teilentholzten Fasersträngen mit anhaftenden oder dazwischen
liegenden Holzteilen große Zwischenräume vor Verdichtung bestehen bleiben, die durch
mechanische Maßnahmen in ihrer Größe gestaltet werden. Erfindungsgemäß werden die
Zwischenräume gezielt so groß gestaltet, damit nachträglich Bindemittel, schäumbare
oder geschäumte Materialien, Leichtzuschlagstoffe jeglicher Art, Additive und vor allem
Matrixmaterial leicht und gleichmäßig dazwischen verteilt eingebracht werden kann.
Bevorzugt sollen als Leichtzuschlagstoffe, zusätzlich zu den Holzteilen, welche nach be
schriebener Aufbereitung an den Fasern bzw. Fasersträngen haften, Naturprodukte ge
ringer Dichte eingebracht werden, nachdem diese vorher, je nach Bedarf, in bekannter
Weise mit Pilzschutzmitteln, Flammschutzmitteln, Haftvermittlern, Hydrophobiermitteln
etc. behandelt wurden. Zu diesen Natur-Leichtzuschlagsstoffen zählen Schäben von
Hanf, Kenaf, Mark der Sonnenblumenhalme und -teller, Maiskolben, Maistengel u. a. m.
Deren Dichte bewegt sich in Größenordnungen zwischen ca. 20 kg/m3 bei Parenchym
und 200 bis 300 kg/m3 Hanf- und Kenafschäben. Die Schüttdichten liegen noch weit da
runter, bei Hanfschäben z. B. zwischen 50 und 90 kg/m3, also ausgeprägte Leichtzu
schlagstoffe mit guter Dämmwirkung.
Erfindungsgemäß sollen aber in das offene System von grobentholzten Pflanzenteilen
auch synthetische und andere Leichtzuschlagstoffe je nach spezifischen Produktan
forderungen und Zweckmäßigkeit eingebracht werden, u. a. auch recyclierte Dämm- und
Verpackungschäume.
Nur grob entholzte Bastfaserpflanzen stellen, wie bereits erläutert, ein sehr sperriges,
stark filzendes und miteinander verhakendes Material dar. Es ist zwar schwierig, daraus
einigermaßen gleichmäßige Vliese, Matten u. ä. herzustellen, aber es ist möglich. Die
sperrige Struktur wird erfindungsgemäß als eine von mehreren Maßnahmen dazu aus
genützt, eine intensive Bewehrung von Baustoffen in allen Achsen zu bewirken und somit
einen leichten Baustoff zur Verfügung zu stellen, der trotz geringer Dichte eine beachtlich
hohe Festigkeit bietet.
Die genannte, gezielt erzeugte Sperrigkeit des vliesartigen Gebildes oder Formlings bietet
nicht nur eine sehr offene Struktur, sondern auch eine hohe Drucksteifigkeit aufgrund des
beschränkten Auflösegrades und der anhaftenden, spröden Holzteile. Diese offene
Struktur bietet zusammen mit der Drucksteifigkeit eine Vielzahl von Möglichkeiten, wel
che von Vliesen aus normal entholzten Bastfasern und anderen Fasern, wie sie dem
Stand der Technik entsprechen, nicht geboten werden können. Während Vliese nach
dem Stand der Technik aufgrund einer sehr viel weniger offenen Struktur und einer wei
chen Faser nachträglich nur schwer und ungleichmäßig mit Bindemitteln, Additiven und
schon gar nicht mit körnigen Zuschlagstoffen beaufschlagt und von ihnen durchdrungen
werden können, ist das bei den erfindungemäßen offenen Strukturen leicht möglich.
Durch Rütteln kann das gefördert werden.
Während Vliese u. ä. nach dem Stand der Technik unter dem Gewicht aufgebrachter Bin
demittel, Additive, Leichtzuschlagstoffe etc. in sich zusammensinken würden, weil das
sehr viel dichtere Gefüge ein Eindringen kaum erlaubt, so daß sich die aufgebrachten
Stoffe überwiegend oben auf der Oberfläche absetzen und durch ihr Gewicht ein Verdich
ten des Vlieses bewirken, setzt das erfindungsgemäße System den aufgebrachten Stof
fen eine hohe Drucksteifigkeit entgegen. Die Zwischenräume können gefüllt werden, ohne
daß es zu einem nennenswerten und für die Stoffverteilung nachteiligen Verdichten des
sperrigen Gefüges kommt. Bindemittel lassen sich daher geschäumt oder aufschäumbar
ebenso wie weitere Leichtzuschlagstsoffe, Matrixmaterial etc. auf einfache Weise ein
sprühen, einschütten, einrieseln, einrütteln, eingiessen und zwischendurch oder an
schließend, je nach Erfordernis des Verfahrens, durch gezielt aufgebrachten Druck in
gewünschter Weise verdichten oder auf Solldicke bringen. Je nach Wahl des Bindemit
tels, mit oder ohne Schäumung, nach Wahl des Füll- oder Leichtzuschlagstoffes, des Ver
dichtungsgrades lassen sich mattenartige oder auch steife, plattenartige Bau- und/oder
Dämmstoffe erzeugen ebenso wie Formteile.
Will man beispielsweise eine 50 mm dicke Platte oder Matte o. ä. erzeugen und wählt man
ebenfalls beispielweise ein grob entholztes Bastfasermaterial mit noch reichlich an den
Fasern anhaftenden Holzteilen und formt daraus in bekannter Weise ein Vlies oder eine
Matte, so wird sich aufgrund der Sperrigkeit des Materials eine unverdichtete Höhe zwi
schen ca. 200 und 1.000 mm bilden, je nach Faserpflanzenart, Entholzungsgrad/Auf
lösungsgrad und System der Vliesformung und angestrebter Solldicke des Endproduktes.
Die einzelnen Bestandteile, nämlich Bastfaserstränge und sonstige Faserstränge und
daran haftende Holzteile/Parenchymteile sind in diesem Gebilde faserrichtungslos ange
ordnet. Teile liegen parallel zur Oberfläche, andere diagonal, andere senkrecht, andere
gebogen, Teile nach links orientiert, andere nach rechts orientiert und alles miteinander
verfilzt und verhakt. Zwischen den Einzelbestandteilen sind große Löcher oder Abstände
offen. In diese können leicht, andere, mehrfach genannten Stoffe eingesprüht, einge
tropft, eingerieselt, eingeschüttet oder eingeschleudert werden, bis die Hohlräume da
zwischen je nach Zielsetzung teilweise oder ganz gefüllt sind. Sodann werden die be
kannten Maßnahmen eingeleitet, um das Material in angestrebter Weise zu verdichten
und auszuhärten bzw. zu vernetzen oder die organische oder mineralische Matrix auf
zuschäumen.
Als zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Festigkeit kann das in erfindsgemäßer
Weise sperrig gestaltete Vlies vor dem Einfüllen weiterer Bestandteile mit Klebstoffen
beaufschlagt und ausgehärtet werden, um an den Überkreuzungspunkten eine feste
Verklebung zu bewirken. Das erhöht die Stabilität in allen Achsen, weil sich die einzelnen
Faserstränge etc. unter Belastung nicht mehr gegeneinander verschieben lassen. Nach
Befüllung mit Leichtzuschlagstoffen entsteht ein System mit stark erhöhter Quersteifigkeit.
Diese kann weiter gesteigert werden, indem man auch die Leichtzuschlagstoffe vor der
Einbringung in das System mit einem Klebstoff beaufschlagt, so daß sie den Anteil der
durch Klebung verbundenen Oberflächen erhöht. Alternativ oder ergänzend kann die
Steifigkeit durch das eingebrachte Matrixmaterial erzeugt oder noch zusätzlich gesteigert
werden. Es kommen die Möglichkeiten der Verdichtung hinzu, punktförmige Berührungen
und Verklebungen durch Anpreßdruck in flächenförmige überzuführen und damit weitere
Festigkeitssteigerungen zu erzielen.
Genannte Systeme können zwecks weiterer Festigkeitserhöhung ein- oder beidseitig
durch mit Bindemittel versetzte Langfaserlagen, Gewebe, Nonwovens aller Art, Folien,
Kraftpapiere und Spezialpapiere, Holzfurniere, Sperrholz im one-shot-Verfahren oder
in einer nachgeschalteter Produktionsstufe beschichtet werden, wobei sich auch deko
rative Oberflächen oder Oberflächenversiegelungen erzeugen lassen.
Als Matrixmaterialien kommen in Frage: Gips, Zement und alle anderen Anhydrite, ge
schäumt oder ungeschäumt, Duromere, Elastomere, Polymere, haftfähige/klebfähige
Naturstoffe oder Naturstoffderivate jeweils ungeschäumt, vorgeschäumt oder nachträglich
aufschäumbar.
Erfindungsgemäß sollen genannte Erzeugnisse aus grobentholzten oder teilentholzten,
grobzerlegten oder teilzerlegten faserhaltigen Pflanzen sowie anderen genannten Be
standteilen bestehenden Erzeugnisse auch in der Weise erzeugt werden, daß sie als
Gemisch zum Vlies oder ähnlichem Gebilde gelegt bzw. geformt werden, oder daß die
einzelnen Bestandteile bei der Formung selbst die Mischung bilden, also mehr oder
minder gleichzeitig gestreut werden und sich dabei mischen und verfilzen, wobei bei
Bedarf auch ein schichtweiser Aufbau erzielt werden kann, z. B. durch reversierbare Bil
dung des Flächengeleges und Einbringung der übrigen Komponenten.
Die erfindungsgemäße Lösung sei anhand von Beispielen veranschaulicht.
Aus Öl-Lein-Stroh oder Hanfoder Nesselpflanzen oder Maisstengeln o. a. werden Halm
abschnitte von beispielsweise 50 mm hergestellt und grob entholzt/zerlegt, so daß ein
Großteil des Holzes/Parenchyms noch überwiegend oder teilweise mit den Fasersträngen
verbunden bleibt und von diesem in bizarrer Form seitlich teilweise absteht. Dieses grob
entholzte/zerlegte Material wird zu einem Vlies von gleicher Schichtdicke geformt. Es
wird sodann mit Wasser mit oder ohne Additiven besprüht, um dem nachfolgend einzu
streuenden hydraulisch härtenden Matrixmaterial, z. B. Gips, das erforderliche Kristall
wasser ganz oder teilweise zur Verfügung zu stellen, die Anbindung zu fördern und die
Aushärtung zu steuern. Sodann wird das Matrixmaterial in rieselfähiger oder flüssig-
fließfähiger Form in das Vlies eingestreut oder zum Einfließen gebracht. Anschließend
erfolgt eine Verdichtung mit Druckhaltung, bis die Abbindung so weit forgeschritten ist,
daß eine Rückfederung des spröden Bastfaser-Holzmaterials nicht mehr stattfinden kann.
Das Ergebnis ist eine mittelschwere Platte, bei der das Matrixmaterial in allen Achsen von
hochfesten Bastfasern und daran haftendem Holz durchzogen und bewehrt ist, welches
durch Adhäsion, Formschluß, Verhakung, Verankerung intensiv miteinander verbunden
ist.
Es wird wie bei Beispiel 1 vorgegangen, aber vor der Einbringung des hydraulisch här
tenden Matrixmaterials wird das faserrichtungslose, sehr offene Vlies aus Bastfasern und
noch daran haftenden Holzteilen (Schäben) mit einem flüssigen, mit dem Matrixmaterial
verträglichen Klebstoff übersprüht, übergossen oder anderweitig beaufschlagt, so daß die
Bastfasern/Holzteile an Kreuzungspunkten miteinander verkleben. Dabei kann mit dem
Aufbringen des Matrixmaterials gewartet werden, bis die Aushärtung der Klebstoffe er
folgt ist. Dann wird ein maximal möglicher Verklebungs- und Verstärkungseffekt erreicht.
Es kann aber auch das Matrixmaterial vor der Aushärtung des Klebstoffes zugefügt wer
den. Dann wird sich Matrixmaterial teilweise auf den Klebstoff setzen und die Klebwir
kung beeinträchtigen. Die Aushärtung des Klebstoffs abzuwarten verlängert den Produk
tionsprozeß und verteuert ihn, liefert aber die höhere Festigkkeit. Sie nicht abzuwarten ist
billiger, ergibt aber eine eingeschränkte Wirkung des Bindemittels. Die Anforderungen
des Anwendungsgebietes werden über die Anwendung der genannten Alternativen ent
scheiden.
In beiden Fällen entsteht eine unterschiedlich ausgeprägte stabilisierte/fixierte dreidimen
sionale, netzartige Struktur der bewehrenden Bestandteile. Die einzelnen Fasersträn
ge/Holzteile können sich bei Belastung nicht mehr gegeneinander verschieben. Die
Druck- und Schersteifigkeit wird erhöht und damit die Festigkeit des Gesamtverbundes.
Es wird wie beim Beispiel 1 auf Solldicke verdichtet und der Druck gehalten, bis eine
Rückfederung nicht mehr erfolgen kann.
Das Ergebnis ist eine mittelschwere Platte oder ein Formkörper wie bei Beispiel 1, aber
mit erhöhter Festigkeit aufgrund der Verklebung der bewehrenden Teile untereinander
zu einem dreidimensionalen Gebilde.
Es wird wie bei Beispiel 1 verfahren, aber nach der Formung des Vlieses werden kleinere
Schäben z. B. vom Hanf als Leichtzuschlagstoff in das offene Vlies gleichmäßig einge
bracht. Die Schäben sind vorher mit einem Bindemittel beaufschlagt worden, in welches
vorher ein Treibmittel eingearbeitet wurde. Sodann wird das Vlies in einer leichten Presse
verdichtet und es wird die erforderliche Wärme zugeführt, um das Treibmittel zu aktivie
ren. Es schäumt auf und verklebt alle Bestandteile miteinander als Schaum und bewirkt
Festigkeitsbegründung zugleich mit Gewichts- bzw. Dichteverminderung. Es bedarf kei
ner Hervorhebung, daß andere Additive, wie beispielweise Brandschutzmittel, Pilzschutz
mittel vorher auf die Fasern, die Schäben oder in das Bindemittel eingearbeitet werden
können.
Das Ergebnis ist eine sehr leichte Platte oder auch Formkörper, da die Matrix aus Leicht
zuschlagsstoff, z. B. Hanfschäben gebildet wird und diese darüber hinaus mit einem auf
geschäumten und dadurch weiter gewichtsvermindernden Bindemittel in dem dreidimen
sionalen Gebilde bewehrender Bestandteile klebend eingebunden ist. Die Steifigkeit der
Platte/Matte/Formkörpers kann durch die Maßnahmen des Beispiels 2 weiter gesteigert
werden. Ebenso die Flexibilität durch Wahl spröden Bindeschaumes oder eines elasti
schen.
Es wird eine dünne Lage aus Langfasern geformt und mit einem Bindemittel, schäum
bar oder auch nicht, beaufschlagt. Auf diese Lage wird nach Beispiel 1 oder 2 eine nach
Bedarf dicke Schicht von grob entholzten Bastfaserpflanzen gebildet. Diese wird mit Was
ser für die Kristallbildung angereichert. Sodann wird eine riesel- oder fließfähige Mischung
aus Gips oder Zement oder Magnesit oder einem anderen hydraulisch härtenden Material
und Schäben mit gezielt erzeugtem Schlankheitsgrad und angefaserter Oberfläche in
das offene Vlies gleichmäßig eingebracht. Obendrauf wird eine Lage Langfasern wie auf
der Unterseite aufgebracht und das Gesamtvlies dann auf Solldicke verdichtet und bis zur
Handlingsfähigkeit teilausgehärtet. Die endgültige Aushärtung erfolgt, je nach eingesetz
ter Materialart, in bekannter Weise in einer weiteren Produktionsstufe.
Statt der beid- oder einseitig dünnen Langfaserlagen kann als verstärkende, versiegelnde
oder dekorative Oberfläche auch ein Gewebe, ein Nonwoven, eine Folie, ein Kraftpapier
etc. aufgebracht werden, um eine verstärkende, versiegelnde und/oder dekorative Be
schichtung zu bewirken.
Das Ergebnis ist eine mitteldichte, steife Platte/Matte/Formteil hoher Druck- und Biege
steifigkeit, je nach Beschichtungsmaterial oberflächenversiegelt, dampfgebremst, dekora
tiv o. a.
Ein mineralischer, geschäumter Baustoff soll in erfindungsgemäßer Weise bewehrt wer
den. Wegen der großen Dichteunterschiede des zu schäumenden, flüssigen, minerali
schen Matrixmaterials würde ein Übergießen des Bewehrungsvlieses mit dem Matrix
material zu einem Aufschwimmen führen. Es wird daher nach Beispiel 2 verfahren. Das
dreidimensionale Gebilde aus bewehrenden Fasersträngen mit geringem oder hohen
Anteil an anhaftendem Holz wird mit einem Klebstoff an den Überkreuzungspunkten ver
klebt, der sich mit der mineralischen Matrix verträgt. Nach Aushärtung des Klebstoffes
und Erreichung einer guten Formstabiltität und inneren Steifigkeit wird das Bewehrungs
gebilde gegen Auftrieb gesichert. Das mineralische Matrixmaterial mit eingebautem Treib
system wird zugefügt und die Aufschäumung durch bekannte Maßnahmen eingeleitet.
Das Ergebnis ist ein gasbetonähnlicher Baustoff, der aber durch die genannte Beweh
rung in seiner Biegefestigkeit und Bruchfestigkeit eine bedeutende Steigerung erfahren
hat.
Die Beispiele 1 bis 5 stellen nur eine kleine Auswahl aus der Menge unzähliger Kombi
nationsmöglichkeiten des erfindungsgemäßen Systems dar.
Claims (26)
1. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit, dadurch gekennzeichnet, daß Bestandteile
nachwachsender Rohstoffe mit einem Gehalt an festen, langen Fasern/Fasersträngen
in mechanisch teilaufgelöster Form zu einem sperrigen, offenen dreidimensionalen,
Bewehrungs-Flächengebilde gelegt, von einer Matrix ausgefüllt und nach Bedarf ver
dichtet werden.
2. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß das Flächengebilde so offen und druckfest ist, daß körnige/granulatförmi
ge/spanförmige Leichtzuschlagstoffe in das offene Gefüge eingestreut, eingerie
selt, eingerüttelt, eingegossen oder in ähnlicher Weise eingebracht werden können.
3. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß zwecks Erhöhung der Festigkeit das dreidimensionale Beweh
rungs-Flächengebilde vor Einbringung eines Leichtzuschlagstoffes oder einer Matrix
durch Verklebung an den sich kreuzenden Berührungspunkten in seiner Drucksteifig
keit und Quersteifigkeit erhöht wird.
4. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der in das offene, sperrige Flächengelege einzubringende Leicht
zuschlagstoff zwecks Erhöhung der Festigkeit des Gesamtsystems mit einem Klebstoff
zwecks Verklebung mit dem Bewehrungs-Flächengebilde beaufschlagt wird.
5. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach dem Anspruch 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß das auf den Leichtzuschlagstoff aufgebrachte Bindemittel geschäumt ist
oder nachträglich zur weiteren Verminderung der Dichte und zusätzliche Erhöhung der
Gesamtfestigkeit schäumbar ist.
6. Leichtbaustoff- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Matrix in das Bewehrungs-Flächengebilde eingestreut, ein
geschüttet, eingerüttelt, eingegossen oder in vergleichbarer Weise eingebracht wird.
7. Leichtbau- und -werkstoffstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Matrix mineralischer oder organischer Art ist.
8. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Matrix ungeschäumt ist.
9. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Matrix geschäumt ist.
10. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß der Leichtzuschlagstoff vor der Matrix in das Bewehrungs
flächengebilde eingebracht wird.
11. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß der Leichtzuschlagstoff mit der Matrix in das Bewehrungs-
Flächengebilde eingebracht wird.
12. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß er einseitig mit einer die Biege- und Stoßfestigkeit erhöhenden
Beschichtung/Beplankung versehen ist.
13. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß er beidseitig mit einer die Biege- und Stoßfestigkeit erhöhenden
Beschichtung/Beplankung versehen ist.
14. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß er oberflächenversiegelt ist.
15. Leichtbau- und -werkstoff hoher Festigkeit nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß er dekorativ beschichtet ist.
16. Verfahren zur Herstellung eines Leichtbau- und -werkstoffes hoher Festigkeit, dadurch
gekennzeichnet, daß nachwachsende Rohstoffe mit einem Gehalt an festen, langen
Fasern bzw. Fasersträngen sowie holz- und oder parenchymartigen Bestandteilen
mechanisch in der Weise teilaufgelöst werden, daß aus ihnen ein sperriges, offenes
dreidimensionales Bewehrungs-Flächengebilde mit einer Großzahl von Anbruchstellen
an holzartigen Bestandteilen, Abzweigungen, Verzweigungen der Faserbestandteile
als Einbettungs- und Verankerungsstellen für das Matrixmaterial geformt und dieses
mit einem Matrixmaterial ohne oder mit nachfolgender Verdichtung gefüllt und aus
gehärtet wird.
17. Verfahren zur Herstellung eines Leichtbau- und -werkstoffes hoher Festigkeit nach
Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengebilde aus gebrochenen/an
gebrochenen, sperrigen nachwachsenden Rohstoffen vor der Auffüllung mit einem
Matrixmaterial zur Erhöhung der Druck-, Schub- und Quersteifigkeit mit einem Binde
mittel beaufschlagt und durch dieses an den Überkreuzungspunkten verbunden wird.
18. Verfahren zur Herstellung eines Leichtbau- und -werkstoffes hoher Festigkeit nach den
Ansprüchen 16 und 17, dadurch gekennzeichnet, daß in das offene Flächengebilde vor
Einbringung der Matrix ein Leichtzuschlagstoff eingebracht wird.
19. Verfahren zur Herstellung eines Leichtbau- und -werkstoffes hoher Festigkeit nach
einem der Ansprüchen 16 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß der Leichtzuschlag
stoff vor der Einbringung zwecks Erhöhung der Festigkeit des Gesamtsystems mit
einem Klebstoff zwecks Anbindung an das sperrige Flächengelege beaufschlagt wird.
20. Verfahren zur Herstellung eines Leichtbau- und -werkstoffes hoher Festigkeit nach
einem der Ansprüche 16 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß der auf den Leichtzu
schlagsstoff aufgebrachte Klebstoff geschäumt oder nachträglich aufschäumbar ist.
21. Verfahren zur Herstellung eines Leichtbau- und -werkstoffes hoher Festigkeit nach
einem der Ansprüche 16 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß die organische oder
mineralische Matrix in das offene, bereits geformte Flächengelege eingebracht wird.
22. Verfahren zur Herstellung von Leichtbau- und -werkstoffen nach einem der Ansprüche
16 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß bewehrende Bestandteile, Leichtzuschlags
stoffe und Matrixmaterial gemeinsam zu einem Flächengelege geformt und dann
ausgehärtet werden.
23. Verfahren zur Herstellung von Leichtbau- und -werkstoffen hoher Festigkeit nach ei
nem der Ansprüche 16 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß das Matrixmaterial ge
schäumt wird.
24. Verfahren zur Herstellung von Leichtbau- und -werkstoffen hoher Festigkeit nach
einem der Ansprüche 16 bis 23, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Formung des
Geleges zur Erhöhung der Stoß- und/oder Biegefestigkeit Beschichtungen/Beplan
kungen ein- oder beidseitig aufgebracht und im Zuge der Aushärtung verbunden wer
den.
25. Verfahren zur Herstellung von Leichtbau- und -werkstoffen hoher Festigkeit nach ei
nem der Ansprüche 16 bis 24, dadurch gekennzeichnet, daß oberflächenversiegelnde
Beschichtungen ein- oder beidseitig aufgebracht werden.
26. Verfahren zur Herstellung von Leichtbau- und -werkstoffen hoher Festigkeit nach einem
der Ansprüche 16 bis 25, dadurch gekennzeichnet, daß dekorative Beschichtungen
ein- oder beidseitig aufgebracht werden.
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DE1998110681 DE19810681A1 (de) | 1998-03-12 | 1998-03-12 | Leichtbau- und werkstoff hoher Festigkeit und Verfahren zur Herstellung |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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Publications (1)
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DE19810681A1 true DE19810681A1 (de) | 1999-09-16 |
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ID=7860597
Family Applications (1)
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DE1998110681 Withdrawn DE19810681A1 (de) | 1998-03-12 | 1998-03-12 | Leichtbau- und werkstoff hoher Festigkeit und Verfahren zur Herstellung |
Country Status (1)
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DE (1) | DE19810681A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10224639C1 (de) * | 2002-06-04 | 2003-10-02 | Oesterr Heraklith Gmbh | Bauprodukt |
DE102015003373A1 (de) * | 2015-03-17 | 2016-09-22 | Michael Petry | Verfahren zur Herstellung eines Dämmstoffes |
-
1998
- 1998-03-12 DE DE1998110681 patent/DE19810681A1/de not_active Withdrawn
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10224639C1 (de) * | 2002-06-04 | 2003-10-02 | Oesterr Heraklith Gmbh | Bauprodukt |
DE102015003373A1 (de) * | 2015-03-17 | 2016-09-22 | Michael Petry | Verfahren zur Herstellung eines Dämmstoffes |
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