DE19806421A1 - Verfahren zur Reduzierung von Fremdwasser in Abwasserkanälen - Google Patents
Verfahren zur Reduzierung von Fremdwasser in AbwasserkanälenInfo
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- E03—WATER SUPPLY; SEWERAGE
- E03F—SEWERS; CESSPOOLS
- E03F1/00—Methods, systems, or installations for draining-off sewage or storm water
- E03F1/002—Methods, systems, or installations for draining-off sewage or storm water with disposal into the ground, e.g. via dry wells
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- Biological Treatment Of Waste Water (AREA)
Description
Es ist bekannt, daß Abwasser und Niederschlagswasser aus Siedlungsgebieten in
Leitungen gesammelt und zur weiteren Behandlung in Kläranlagen transportiert wird. In
der Regel werden die Leitungen im freien Gefälle verlegt. Je nach Entwässerungsart
werden die Kanalleitungen als Abwassersammler (Trenngebiet: Regen- und Abwasser
in getrennten Kanälen) oder Mischwassersammler (Mischgebieten: Regen und Abwas
ser in einem Kanal) betrieben.
Allen Leitungen ist nun gleich, daß durch undichte Stellen im Kanal selbst oder den
Hausanschlußkanälen sowie durch den Anschluß von Drainagen, Quellen usw. Grund-
bzw. Quellwasser zugeleitet wird. Die Summe dieser diffusen und direkten Einleitungen
wird als Fremdwasser bezeichnet.
Nach dem derzeitigen Stand der Technik müssen derartige Fremdeinleitungen zwar
unterbunden werden. Dies ist jedoch nur mit sehr hohen Investitionskosten verbunden.
Insbesondere im Bereich der Hausentwässerungsleitungen mit den angeschlossenen
Drainageleitungen wird eine Beseitigung aus wirtschaftlichen und politischen Gründen
nur schwer durchsetzbar sein.
Der Zufluß von Fremdwasser hat nun zum einen einen wesentlichen Nachteil bei der
Behandlung des Abwassers auf der Kläranlage. Zum anderen führt das Fremdwasser
zu einer erheblichen Erhöhung der Betriebskosten auf der Kläranlage. Außerdem muß
das eingeleitete Fremdwasser im Rahmen der Abwasserabgabe durch den Betreiber
der Kläranlage bezahlt werden.
Die im Patentanspruch 1 genannte Erfindung beruht nun darauf, den Fremdwasserzu
fluß zur Kläranlage zumindest während eines definierten Zeitraumes zu unterbinden.
Es ist bekannt, daß während der Nachtstunden das Abwasser- und Mischwasser nur
gering belastet ist. Insbesondere fließt in ländlich strukturierten Gebieten in der Nacht
"reines" Wasser in den Kanälen.
Durch den Einbau eines Regelorgans in einem geeigneten Schacht oder im Bereich
eines Regenentlastungsbauwerkes (Regenüberlauf oder Regenbecken) wird das
Fremdwasser aus dem Kanalisationssystem herausgenommen. Es wird in ein speziell
angelegtes Biotop geleitet, dort zwischengespeichert und durch einen bepflanzten Bo
denkörper gegeben. Falls nicht auszuschließende Verunreinigungen in den Kanal ge
langen, erfolgt bei der Passage des Bodenkörpers eine biologische Reinigung des
Fremdwassers.
Die Wirkungsweise der Biotope ist insbesondere im Zusammenhang mit der Behand
lung von an Regenbauwerken abgeschlagenem Mischwasser bekannt. Im Falle eines
Mischsystems ist das Biotop so ausgelegt, daß die gesamte Mischwassermenge wäh
rend der Nachtstunden zwischengespeichert und anschließend während der Passage
durch den Bodenfilter gereinigt wird.
Die Umleitung des Fremdwassers erfolgt z. B. ab 22.00 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt wird
ein motorgetriebener Schieber den Entlastungskanal öffnen und ein zweiter Schieber
den Zufluß zum Hauptkanal unterbinden. Ab z. B. 6.00 Uhr wird der Schieber im
Hauptkanal wieder geöffnet und der Schieber im Entlastungskanal verschlossen. Die
gleiche Funktion kann eine motorgetriebenen Verteilerzunge erfüllen.
Mit dieser Erfindung kann für den oben angegebenen Zeitraum der Fremdwasserzu
flusses zur Kläranlage um 1/3 reduziert werden. Unter Berücksichtigung der örtlichen
Verhältnisse und der Reinigungsleistung des Bodenkörpers kann der Zeitraum verlän
gert werden. Außerdem ist es möglich, durch den Einsatz von Online-Messungen die
Regelung in Abhängigkeit von Schmutzfrachtparametern (z. B. Ammoniumgehalt) zu
optimieren. Damit gelangen nur die Schmutzfrachtspitzen in die Kläranlage. Der gerin
ger belastete Abfluß wird in dem Bodenkörper zugeleitet.
Am Beispiel einer Gemeinde bzw. Stadt mit 5000 Einwohnern wird der Einfluß der
Fremdwasserreduzierung mit der beschriebenen Erfindung dargestellt.
Bei einem spezifischen Wasserverbrauch von 100 Litern pro Einwohner und Tag fallen
ca. 500 cbm Schmutzwasser an. Berücksichtigt man den Fremdwasserzufluß mit 100%,
dann fließen insgesamt 1000 cbm pro Tag in die Kläranlage.
In der Abb. 1 ist der Hauptkanal mit Verteilerschacht und Biotop schematisch dar
gestellt. Um 22 Uhr wird der Schieber S1 hinter dem Regenüberlauf geschlossen und
der Schieber S2 geöffnet. Das Fremdwasser fließt nunmehr durch die Absetzteiche 1
und 2 sowie den Speicherteich. Danach gelangt es in den bepflanzten Bodenkörper.
Nach dem Durchströmen des Bodenkörpers wird das gereinigte Wasser mit Drainagen
gesammelt und direkt dem Vorfluter zugeführt.
Bei schwierigen topographischen Verhältnissen wird u. U. der Einsatz einer Pumpstati
on erforderlich.
Um 6.00 Uhr wird der Schieber S1 geöffnet und der Schieber S2 geschlossen. Das
Schmutz- und Fremdwasser fließt nunmehr in den Hauptkanal zur Kläranlage.
Während dieser Zeit sind 167 cbm Fremdwasser aus dem Kanalsystem herausge
nommen worden. Dies entspricht ca. 16,7% des Gesamtzuflusses (Schmutz- und
Fremdwasser). Der zusätzliche Flächenbedarf für den bepflanzten Bodenkörper beträgt
bei einem Durchlässigkeitsbeiwert von kf = 10-5 m/s ca. 200 qm.
Neben den positiven Auswirkungen auf die Reinigungsleistung der Kläranlage und den
reduzierten Betriebskosten wirkt sich die Fremdwasserreduzierung direkt auf die Ab
wasserabgabe aus. Bei einer spezifischen Abgabe von ca. 0,12 DM/cbm entspricht
dies einer Einsparung von ca. 7300,- DM pro Jahr.
In der Abb. 2 ist die Alternative der Abflußaufteilung mit Hilfe einer Verteilerzunge
dargestellt.
Die Investitionskosten beschränken sich bei Mischsystemen nur auf die Fremdwas
serumleitung (Einbau von 2 Motorschiebern oder einer motorgetriebenen Verteilerzun
ge), wenn das Fremdwasser in ein vorhandenes oder geplantes Mischwasserbiotop mit
Bodenpassage eingeleitet wird.
Im Falle des Mischwasserzuflusses wird der größte Teil an der Schwelle des Regen
überlaufs abgeschlagen und ebenfalls in das Biotop geleitet.
Bei Trennsystemen kann auf den Speicherteich und auf den Absetzteich ggfls. verzich
tet werden. Hier ist dann nur der Bau eines bepflanzten Bodenkörpers für das Fremd
wasser erforderlich.
Für das genannte Beispiel würden sich im Falle eines Trennsystems Kosten von ca.
15 000,- DM für das Trennbauwerk und 30 000,- DM für den Bodenkörper ergeben.
Diese Investitionskosten entsprechen dem Betrag, der innerhalb von ca. 5 Jahren al
lein von der derzeitigen Grundwasserabgabe zu zahlen wäre.
Claims (8)
1. Verfahren zur Reduzierung von Fremdwasser in Abwasserkanälen und auf Kläranla
gen, dadurch gekennzeichnet, daß der Abfluß im Hauptkanal während bestimmten Zeit
räumen umgeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Umleitung durch me
chanische Hilfsmittel (z. B. motorgetriebene Schieber oder Verteilerzunge) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die Umleitintervalle frei
wählbar sind (z. B. von 22.00 bis 6.00 Uhr).
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Umleitung durch Onli
nemessung der Schmuztfrachtparameter (z. B. Biochemischer Sauerstoffbedarf, Am
moniumstickstoff usw.) geregelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die umgeleitete Abwas
sermenge vor der Einleitung in ein Gewässer in einem Biotop behandelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Biotop über einen
Absetzteich und einen Bodenkörper oder mindestens einen Bodenkörper verfügt, wo
eine Bodenpassage des Abwassers erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Bodenkörper mit
emersen Helophyten bepflanzt ist.
8. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Biotop im Aufstau
betrieben werden kann.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998106421 DE19806421A1 (de) | 1998-02-17 | 1998-02-17 | Verfahren zur Reduzierung von Fremdwasser in Abwasserkanälen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998106421 DE19806421A1 (de) | 1998-02-17 | 1998-02-17 | Verfahren zur Reduzierung von Fremdwasser in Abwasserkanälen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19806421A1 true DE19806421A1 (de) | 1999-08-26 |
Family
ID=7857933
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998106421 Ceased DE19806421A1 (de) | 1998-02-17 | 1998-02-17 | Verfahren zur Reduzierung von Fremdwasser in Abwasserkanälen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19806421A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102008021137B4 (de) * | 2008-04-28 | 2014-08-07 | Passavant - Geiger Gmbh | Teichkläranlage und Verfahren zur Verbesserung von bestehenden Teichkläranlagen |
DE102018214508A1 (de) | 2017-12-11 | 2019-06-13 | Delphin Water Systems Gmbh & Co. Kg | Anlage und Verfahren zur Trennung und Aufbereitung von Abwasser sowie Fahrsiloanlage mit einer derartigen Anlage |
-
1998
- 1998-02-17 DE DE1998106421 patent/DE19806421A1/de not_active Ceased
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102008021137B4 (de) * | 2008-04-28 | 2014-08-07 | Passavant - Geiger Gmbh | Teichkläranlage und Verfahren zur Verbesserung von bestehenden Teichkläranlagen |
DE102018214508A1 (de) | 2017-12-11 | 2019-06-13 | Delphin Water Systems Gmbh & Co. Kg | Anlage und Verfahren zur Trennung und Aufbereitung von Abwasser sowie Fahrsiloanlage mit einer derartigen Anlage |
DE102018214508B4 (de) | 2017-12-11 | 2022-02-24 | Delphin Water Systems Gmbh & Co. Kg | Anlage und Verfahren zur Trennung und Aufbereitung von Abwasser sowie Verwendung einer derartigen Anlage zur Verbesserung des Niederschlagswasser-Managements einer Fahrsiloanlage |
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