DE19802174A1 - Verfahren zur Identifikation von T-Lymphozyten-stimulierenden Peptiden - Google Patents
Verfahren zur Identifikation von T-Lymphozyten-stimulierenden PeptidenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Identifikation von Peptiden, die T-Zellepitope (immunologisch
relevante Aminosäuresequenzen, die durch T-Zellen mittels des T-Zell-Rezeptors
spezifisch erkannt werden) enthalten und an definierte MHC-Moleküle gebunden werden.
Damit eignet die Erfindung sich z. B. zum T-Zell-Epitopmapping von Proteinantigenen oder
zur Analyse von anderweitig ausgewählten Kandidatenpeptiden.
Es ist bekannt, daß an Moleküle der MHC (Major Histocompatibility Complex)-Klasse 1
bindende Peptide in der Regel eine Länge von 9-11 Aminosäuren (AS) aufweisen,
während Peptide, welche an MHC-Klasse II Moleküle binden, etwas länger und in der
Länge stärker variabel sind. Neben den zur Verankerung in der Spalte des MHC-Moleküls
dienenden Aminosäuren (Bindungsmotive) müssen bestimmte Sequenzen vorhanden sein,
die von einem T-Zell-Rezeptor spezifisch erkannt werden (T-Zell-Epitope), damit das Peptid
als T-Zell-Epitop funktioniert (Rammensee HG; Friede T; Stevanovic S; MHC ligands and
peptide motifs: first listing; Immunogenetics 1995, 41(4):178-228). Die Bindung spezifischer
T-Zellepitope an MHC-Moleküle ist Gegenstand der Patente DE 195 34 170, US 5635363
und US 5356779. In DE 195 40 515 wird ein Fusionsprotein beschrieben, das u. a. die
Aminosäuresequenz einer Untereinheit des T-Zell-Rezeptorkomplexes enthält.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Peptide (Aminosäuresequenzen) zu
identifizieren, die T-Zellen stimulieren können. Die Aufgabe wurde dadurch gelöst, daß die
durch Peptide induzierte Zytokinsynthese in T-Zellen unter optimierten
Stimulationsbedingungen in vitro und auf Einzelzellebene erfaßt wird. Dazu werden T-
Zellen in vitro mit einzelnen Peptiden oder Mischungen daraus unter optimierten
Bedingungen stimuliert. Nach ausreichender Stimulationsdauer werden die Zellen mit einer
geeigneten Methode markiert (mittels Antikörpern gegen Zytokine und T-Zell-
Oberflächenantigene) und am Durchflußzytometer analysiert. Bei der Analyse werden die
zytokinproduzierenden Zellen von den übrigen unterschieden und ihre Anzahl bzw.
Frequenz innerhalb der jeweils untersuchten Population erfaßt. Neben der Fähigkeit, ein
bestimmtes Zytokin zu produzieren, kann dabei auch das gesamte Zytokinprofil der Peptid- bzw.
Antigenspezifischen T-Zellen analysiert werden.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe hat die Forderung zum Inhalt, daß die
Peptide einerseits an definierte MHC-Moleküle binden und andererseits, daß diese Peptide
Aminosäuresequenzen (Epitope) enthalten, welche mit der Antigenbindungsregion des T-
Zellrezeptors (Paratop) eine Bindung eingehen können.
Die Erfindung macht sich zunutze, daß nur dann eine peptidinduzierte Zytokinproduktion in
T-Zellen zustande kommen kann, wenn die oben angegebenen Forderungen erfüllt
werden, also wenn eine Bindung an das präsentierende HLA (Human Leukocyte Antigen)-
Molelül besteht und die T-Zelle über den T-Zellrezeptor ein Epitop erkennt.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Identifikation von T-Lymphozyten-stimulierenden
Peptiden ("T-Zellepitope") besteht darin, daß die durch Peptide induzierte Zytokinsynthese
in T-Zellen durchflußzytometrisch erfaßt wird, in vitro und auf Einzelzellebene. Dabei erfolgt
die Zytokindetektion durch Untersuchung der Expression von Zytokinen auf
Einzelzellniveau unter optimierten Stimulationsbedingungen.
Die Peptide sind Anteile von Proteinen, die aus dem menschlichen Organismus selbst, aus
anderen Makro- oder Mikroorganismen oder aus Nahrungsmitteln stammen. Die Peptide
werden bei der Beladung von Targetzellen eingesetzt.
Die erfindungsgemäße Verwendung der identifizierten Peptide besteht in der Generierung
von T-Zell-Linien oder -Klonen sowie in der Bestimmung der Frequenz von T-Zellen oder in
der Charakterisierung von T-Zellreaktionen (beispielsweise des Zytokinprofiles), die sich
gegen eben dieses Peptid oder das Protein oder Teile davon richten, in welchen dieses
Peptid vorkommt.
Solche Peptide, als Anteile von Proteinen, können aus verschiedenen Quellen stammen
(dem menschlichen Organismus selbst, aus Makro- oder Mikroorganismen, von
Krankheitserregern, aus Nahrungsmitteln, etc.). Das Einsatzgebiet der erfindungsgemäß
identifizierten Peptide entspricht dem möglichen Einsatzgebiet anderweitig identifizierter T-
Zellen-stimulierender Peptide. Solche Peptide können z. B. verwendet werden, um die
Immunantwort zu stimulieren (im Sinne einer Vakzine) oder, um in vitro T-Zellen zu
klonieren, welche als Medikament unterstützend die Immunantwort regulieren können (z. B.
bei einer Infektion, Tumorerkrankung oder einer Autoimmunerkrankung). Das Einsatzgebiet
solcher Medikamente bzw. Therapien sind allgemein gefaßt Krankheiten oder Zustände,
welche mit einer Dysregulation oder Verminderung der zellulären Abwehr einhergehen, so
z. B. auch der Zustand nach Knochenmarktransplantation oder der Transplantation solider
Organe.
Solche Peptide sind darüber hinaus im Rahmen der Testung von T-Zellklonen bei der
Beladung von Targetzellen (Zielzellen) einsetzbar, wodurch die Expression
erregerspezifischer Peptide auf den Oberflächen-MHC-Molekülen dieser Targetzellen
simuliert wird und die Targetzellen gegenüber erregerspezifischen T-Zellen empfindlich
werden. Dadurch können Probleme, welche bei der Infektion von geeigneten Targetzellen
mit dem zu untersuchenden Erreger oder bei der Transfektion geeigneter Targetzellen mit
Genen von Krankheitserregern auftreten, vermieden werden.
Es ist von erheblichem Vorteil, daß bei Verwendung der Erfindung neben der Identifizierung
T-Zellen-stimulierender Peptide auch die Bestimmung der Frequenz Peptid-spezifischer
reaktionsfähiger T-Zellen in der untersuchten Zellsuspension (peripheres Blut oder andere
geeignete Körperflüssigkeiten oder Kulturansätze) erfolgen und die antigenspezifische
Antwort dieser T-Zellen charakterisiert werden kann (beispielsweise hinsichtlich der
Produktion von löslichen Mediatoren, der Proliferation etc.). Im Vergleich mit den üblichen
Methoden (Bulk-Kultur, Klonierung), welche Wochen bis Monate in Anspruch nehmen,
ermöglicht die hier beschriebene Erfindung die Identifikation von T-Zellen-stimulierenden
Peptiden innerhalb von Stunden.
Die Erfindung soll anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert werden.
Periphere mononukleäre Blutzellen einer Patientin mit Antikörpern gegen das humane
Cytomegalie-Virus mit definiertem HLA-Klasse 1 Typ und bekanntem Allel (HLA-A2, Allel
A0201) wurden präpariert und unter optimierten Stimulationsbedingungen über 6 Stunden
mit verschiedenen Konzentrationen von Nonapeptiden (Peptiden von 9 Aminosäuren
Länge)
aus dem pp65-Protein des humanen Cytomegalie-Virus stimuliert. Die Peptide stellen alle
möglichen Bruchstücke von 9 Aminosäuren (AS) Länge eines aus der Literatur bekannten
Peptides von 15 Aminosäuren Länge dar (Wills et al.: The human cytotoxic T-Lymphocyte
(CTL) response to Cytomegalovirus is dominated by structural protein pp65: frequency,
specificity and T cell receptor usage of pp65 specific CTL. Journal of Virology, Nov. 1996,
S. 7569-7579). Zusätzlich wurden 2 weitere Peptide getestet, welche aufgrund rein
theoretischer Erwägungen an das vorhandene MHC-Klasse I-Molekül binden sollten (A2.1).
Von dem ursprünglichen Peptid mit 15 AS Länge war bekannt, daß es in der Bulk-Kultur
aus peripheren mononukleären Blutzellen zur Generierung und Proliferation von
zytotoxischen T-Zellen führt. Im Zytotox-Assay zeigte sich, daß nach einwöchiger Bulk-
Kultur von PBMC mit dem beschriebenen Peptid zytotoxische T-Zellen generiert wurden,
welche Peptidspezifität aufwiesen (s. Fig. 2).
Fig. 1 Darstellung von Interferon-gamma (IFN-γ)-produzierenden T-Lymphozyten nach
Stimulation mit verschiedenen Peptiden und Mischungen daraus.
Rechtsachse: Fluoreszenz 1 (IFN-γ-FITC)
Hochachse: Fluoreszenz 2 (CD69-PE)
Elektronische Gatung auf CD3+ Lymphozyten (CD3-PerCP).
Rechtsachse: Fluoreszenz 1 (IFN-γ-FITC)
Hochachse: Fluoreszenz 2 (CD69-PE)
Elektronische Gatung auf CD3+ Lymphozyten (CD3-PerCP).
Fig. 2 Zytotoxizitätstest.
Folgende Peptide wurden eingesetzt:
Das Peptid 3 (P3) führte zur Produktion von IFN-γ in T-Zellen aus dem peripheren Blut. Es
weist ein klassisches Bindungsmotiv für das MHC-Molekül HLA-A2.1 auf (L in Position 2
und V in Position 6 und 9).
Der dargestellte Zytotoxizitätstest (Fig. 2) zeigt,daß es zur Generierung von Peptid-3-
spezifischen zytotoxischen T-Zellen kommt, wenn mit dem besagten Peptid stimuliert wird.
Die PBMC wurden über 9 Tage mit Peptid 3 und IL-2 stimuliert. Sie wurden dann gegen
eine humane HLA-A2-positive Targetzellinie eingesetzt, welche entweder mit P3, einem
irrelevanten Peptid oder ohne Peptid vorinkubiert worden war.
Die Differenz zwischen der spezifischen Lyse mit P3-vorinkubierten Zellen und den
Ergebnissen mit dem irrelevanten Peptid oder ohne Peptid entspricht der durch die
peptidspezifischen Killerzellen zusätzlichen Lyse, die deutlich über den Effekt in den beiden
anderen Ansätzen (welcher durch unter IL-2-Einfluß gebildete Lymphokin-aktivierte
Killerzellen und natürliche Killerzellen zustandekommt) hinausgeht, insbesondere bei
niedrigeren Effektor:Target-Ratios.
Claims (9)
1. Verfahren zur Identifikation von T-Lymphozyten-stimulierenden Peptiden ("T-
Zellepitope"), dadurch gekennzeichnet, daß die durch Peptide induzierte Zytokinsynthese in
T-Zellen erfaßt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die durch Peptide induzierte
Zytokinsynthese in T-Zellen unter optimierten Stimulationsbedingungen in vitro und auf
Einzelzellebene erfaßt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die induzierte
Zytokinsynthese in T-Zellen durchflußzytometrisch erfaßt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
durchflußzytometrische Zytokindetektion durch Untersuchung der Expression von
Zytokinen auf Einzelzellniveau unter optimierten Stimulationsbedingungen erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Peptide Anteile von
Proteinen sind, welche aus dem menschlichen Organismus selbst, aus anderen Makro- oder
Mikroorganismen oder aus Nahrungsmitteln stammen.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Peptide bei der
Beladung von Targetzellen eingesetzt werden.
7. Verwendung von Peptiden, die nach Anspruch 1 bis 5 identifiziert worden sind, zur
Generierung von T-Zell-Linien oder -Klonen.
8. Verwendung von Peptiden, die nach Anspruch 1 bis 5 identifiziert worden sind, zur
Bestimmung der Frequenz von T-Zellen, die sich gegen eben dieses Peptid oder das
Protein oder Teile davon richten, in welchen dieses Peptid vorkommt.
9. Verwendung von Peptiden, die nach Anspruch 1 bis 5 identifiziert worden sind, zur
Charakterisierung von T-Zellreaktionen (beispielsweise des Zytokinprofiles), die sich gegen
eben dieses Peptid oder das Protein oder Teile davon richten, in welchen dieses Peptid
vorkommt.
Priority Applications (10)
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---|---|---|---|
DE1998102174 DE19802174A1 (de) | 1998-01-19 | 1998-01-19 | Verfahren zur Identifikation von T-Lymphozyten-stimulierenden Peptiden |
ES99930888T ES2272074T3 (es) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Procedimiento para la identificacion de fragmentos proteicos estimuladores de celulas t. |
PCT/DE1999/000175 WO1999036568A2 (de) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Verfahren zum identifizieren von t-zell-stimulierenden proteinfragmenten |
US09/600,564 US8932806B1 (en) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Method for identifying t-cell stimulating protein fragments |
JP2000540269A JP2002509241A (ja) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | T細胞刺激タンパク質断片の同定方法 |
DE19980037T DE19980037D2 (de) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Verfahren zum Identifizieren von T-Zellstimulierenden Proteinfragmenten |
DE59913761T DE59913761D1 (de) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Verfahren zum identifizieren von t-zell-stimulierenden proteinfragmenten |
DK99930888T DK1051619T3 (da) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Fremgangsmåde til identifikation af T-celle-stimulerende proteinfragmenter |
AU32463/99A AU3246399A (en) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Method for identifying t-cell stimulating protein fragments |
EP99930888A EP1051619B1 (de) | 1998-01-19 | 1999-01-15 | Verfahren zum identifizieren von t-zell-stimulierenden proteinfragmenten |
Applications Claiming Priority (1)
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---|---|---|---|
DE1998102174 DE19802174A1 (de) | 1998-01-19 | 1998-01-19 | Verfahren zur Identifikation von T-Lymphozyten-stimulierenden Peptiden |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19802174A1 true DE19802174A1 (de) | 1999-07-29 |
Family
ID=7855250
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998102174 Withdrawn DE19802174A1 (de) | 1998-01-19 | 1998-01-19 | Verfahren zur Identifikation von T-Lymphozyten-stimulierenden Peptiden |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19802174A1 (de) |
-
1998
- 1998-01-19 DE DE1998102174 patent/DE19802174A1/de not_active Withdrawn
Non-Patent Citations (4)
Title |
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AUSUBEL, L.J. (u.a.), In: The Journal of Immunology, 1997, Bd. 159, S. 2502-2512 * |
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SURCEL, H.-M. (u.a.) In: Immunology, 1994, Bd. 81 S. 171-176 * |
WOITAS, R.P. (u.a.) In: The Journal of Immunology, 1997, Bd. 159, S. 1012-1018 * |
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