DE19757187A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Energieanreicherung in einer an einer umströmten Oberfläche anliegenden Grenzschicht - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Energieanreicherung in einer an einer umströmten Oberfläche anliegenden GrenzschichtInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Energieanreicherung in einer an einer
umströmten Oberfläche anliegenden Grenzschicht, gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 und eine dazu geeignete Vorrichtung, gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 2.
In der Strömungslehre wird eine Grenzschicht allgemein als unmittelbar an einem
festen Körper liegende dünne Fluidschicht definiert. Sie spielt eine besondere
Rolle bei der Entstehung von Wirbeln und für den Strömungswiderstand der fe
sten Körper. In vielen Bereichen der Strömungslehre besteht das Bedürfnis,
Grenzschichten so zu beeinflussen, daß wenig Wirbel erzeugt und somit Druck
verluste verringert werden. Mit zunehmender Größe bzw. Länge neigen die
Grenzschichten jedoch dazu, sich von dem entsprechenden festen Körper abzu
lösen. Dies kommt insbesondere bei Diffusoren vor, bei denen die Grenzschicht
aufgrund starker, turbulenter Fluktuationen bereits nach relativ kurzer Lauflänge in
einen turbulenten, zur Ablösung neigenden Strömungszustand umschlägt.
Um eine Ablösung der Strömungsgrenzschicht und die damit verbundene Wirbel
bildung sowie Zunahme des Strömungswiderstands des festen Körpers zu ver
hindern sind zahlreiche Maßnahmen zur Grenzschichtbeeinflussung bekannt.
Solche Verfahren sind beispielsweise die Grenzschichtabsaugung und die Grenz
schichtabblasung. Eine Vielzahl bekannter Lösungen zielt auch auf die Energiean
reicherung in der Grenzschicht ab, d. h auf die turbulente Vermischung der ener
giearmen Grenzschicht mit der energiereichen Hauptströmung durch besondere
Wirbelerzeuger oder Turbulenzgeber (US 3974646). Infolge der Plazierung eines
oder mehrerer solcher Elemente im Bereich der Hauptströmung bilden sich strom
ab jedoch Wirbel aus, welche sowohl im Winkel von 90° zur als auch entgegen
der Hauptströmung ausgerichtet sind. So kann zwar die Ablösung der Grenz
schichten verhindert werden, doch geht dieser Vorteil häufig mit Druckverlusten
einher.
Um dies zu verhindern wurde mit der DE-C2 35 34 268 eine Lösung geschaffen,
bei der - ausgehend von flügel- oder keilförmigen, fest auf der umströmten Ober
fläche angebrachten Wirbelerzeugern - nunmehr federnde oder gelenkig gelagerte
Elemente mit annähernd L-Förmigem Querschnitt verwendet werden. Dies ist je
doch eine technisch relativ aufwendige und daher teuere Lösung, welche zudem
entgegen der Strömungsrichtung ausgerichtete Wirbel erzeugt.
Die Erfindung versucht, alle diese Nachteile zu vermeiden. Ihr liegt die Aufgabe
zugrunde, ein einfaches Verfahren und eine ebensolche Vorrichtung zur Energie
anreicherung in einer an einer umströmten Oberfläche anliegenden Grenzschicht
zu schaffen, welche einerseits eine Ablösung der Grenzschicht verhindern und
andererseits erhöhten Druckverlusten entgegenwirken.
Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, daß bei einem Verfahren gemäß
dem Oberbegriff des Anspruchs 1, zunächst die von der Hauptströmung abge
trennte Teilströmung um annähernd 180° gedreht und dabei in die Grenzschicht
eingeleitet wird. Gleichzeitig mit der Abzweigung der Teilströmung von der
Hauptströmung wird auch von der Grenzschicht eine Teilströmung abgezweigt,
letztere um annähernd 180° gedreht und schließlich in die Hauptströmung einge
leitet.
Infolge dieses Austauschs eines Teils des relativ energiearmen Fluids der Grenz
schicht mit einem Teil des vergleichsweise energiereicheren Fluids der Haupt
strömung kommt es zu einer Energieanreicherung in der Grenzschicht. Da diese
Energieanreicherung jedoch ohne eine wesentliche Massenzunahme realisiert
wird, können frühzeitige Ablösungserscheinungen verhindert werden. Die 180°-
Drehung der von der Hauptströmung abgetrennten Teilströmung hat zur Folge,
daß eine gute Durchmischung des verbleibenden Teils der Grenzschicht mit der
von der Hauptströmung abgezweigten Teilströmung und damit eine gleichmäßige
Verteilung des energiereichen Fluids in der neugebildeten Grenzschicht erreicht
wird. Dadurch kann die Ablösung der Grenzschicht weiter verzögert werden. Ein
anderer wesentlicher Vorteil ist der, daß keine entgegen der Hauptströmungsrich
tung ausgerichteten Wirbel erzeugt und damit Druckverluste verhindert werden.
Die Aufgabe der Erfindung wird auch dadurch gelöst, daß bei einer Vorrichtung
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 3, das in der Hauptströmung angeordne
te Element sich vorwiegend in Strömungsrichtung der Hauptströmung erstreckt
und als ein auf seiner Länge um 180° gewundenes Strömungsleitelement ausge
bildet ist. Es besitzt einen etwa J-Förmigen Querschnitt, mit einem kurzen und ei
nem langen Schenkel, wobei der lange Schenkel auf der Länge des Strömungs
leitelements zumindest an einem Punkt rechtwinklig zur Oberfläche angeordnet ist
und an diesem Punkt eine das Strömungsleitelement mit der Oberfläche verbin
dende Halterung angreift. Zudem weist das Strömungsleitelement eine Höhe
rechtwinklig zur Hauptströmung auf, welche maximal der fünffachen Schichthöhe
der Grenzschicht entspricht.
Aufgrund dieser Ausbildung des Strömungsleitelements kommt es zunächst zu
einer Verdichtung und Beschleunigung der Grenzschicht, wodurch nach dem Aus
tausch der beiden Teilströmungen eine verbesserte Einmischung der energierei
chen Teilströmung in die Grenzschicht erfolgt. Im Gegensatz zu den bekannten
Turbulenzerzeugern des Standes der Technik wird die Vermischung der energie
armen Grenzschicht mit der energiereichen Hauptströmung in erster Linie jedoch
nicht durch eine Verwirbelung beider Strömungen, sondern durch den Austausch
von Teilströmungen der Grenzschicht und der Hauptströmung realisiert. Weil da
bei die jeweiligen Teilströmungen in der Strömungsrichtung der Hauptströmung
verbleiben, können sowohl die Druckverluste als auch das Auftreten von Scher
schichten minimiert werden. Die erfindungsgemäße Höhe des Strömungsleit
elements führt vorteilhaft zu einer Bauteilgröße, welche mit Standard-Bearbei
tungswerkzeugen gefertigt werden kann. Zudem kann ein solches Strömungsleit
element relativ einfach an der umströmten Oberfläche befestigt werden.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn mehrmals nacheinander eine Teilströmung der
Hauptströmung in die Grenzschicht sowie eine Teilströmung der Grenzschicht in
die Hauptströmung eingeleitet wird, wobei die jeweiligen Teilströmungen nach
ihrer Abzweigung um annähernd 1800 gedreht werden. Auf diese Weise können
Ablösungen der Grenzschicht von der gesamten umströmten Oberfläche noch
nachhaltiger vermieden werden. Dazu werden in Strömungsrichtung der Haupt
strömung mehrere erfindungsgemäß ausgebildete Strömungsleitelemente nach
einander angeordnet.
Schließlich ist die umströmte Oberfläche mit Vorteil in einer Strömungsmaschine,
insbesondere einer Gasturbinenanlage angeordnet und als Diffusorwand einer
Turbine ausgebildet.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Grenz
schicht an einer einseitig von Heißgas umgebenen Diffusorwand der Turbine ei
ner Gasturbinenanlage dargestellt.
Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung der Strömungsverhältnisse im Diffusor;
Fig. 2 einen Ausschnitt der Diffusorwand, mit dem erfindungsgemäßen Strö
mungsleitelement;
Fig. 3 eine Querschnitt durch das Strömungsleitelement, entlang der Linie III-
III in Fig. 1;
Fig. 4 eine Querschnitt durch das Strömungsleitelement, entlang der Linie IV-
IV in Fig. 1;
Fig. 5 eine Querschnitt durch das Strömungsleitelement, entlang der Linie V-
V in Fig. 1.
Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Nicht dargestellt sind beispielsweise die Turbine sowie die Gasturbinenanlage.
Die Strömungsrichtung der Arbeitsmittel ist mit Pfeilen bezeichnet.
Durch den Innenraum 1 eines Diffusors, von dem nur eine als Wand ausgebildete
Oberfläche 2 ausschnittsweise dargestellt ist, wird zum Zwecke der Druckrück
gewinnung zuvor in einer Turbine entspanntes und als Heißgas ausgebildetes
Fluid 3, in Form einer Hauptströmung 4 geleitet. Dabei wird zwischen der Wand 2
und der Hauptströmung 4 eine ebenfalls fluidische Grenzschicht 5 ausgebildet.
Die Schichthöhe 6 der Grenzschicht 5 ist definiert als der Abstand von der Wand
2, in dem die Geschwindigkeit der Grenzschicht 5 etwa 99% der Geschwindigkeit
der Hauptströmung 4 erreicht (Fig. 1).
Beabstandet von der der Wand 2 ist ein um 180° schraubenförmig gewundenes
Strömungsleitelement 7 mittels einer Halterung 8 befestigt (Fig. 2). Das Strö
mungsleitelement 7 besitzt eine Höhe 9 rechtwinklig zur Hauptströmung 4, welche
etwa der vierfachen Schichthöhe 6 der Grenzschicht 5 entspricht (Fig. 3, Fig. 4).
Es weist einen etwa J-Förmigen Querschnitt auf und besteht aus einem kurzen so
wie einem langen Schenkel 10, 11 (Fig. 5). Auf der Länge des Strömungsleitele
ments 7 ist der lange Schenkel 11 an einem Punkt 12 rechtwinklig bzw. in einem
Bereich 13 unmittelbar stromauf sowie stromab nahezu rechtwinklig zur Oberflä
che 2 angeordnet. In diesem Bereich 13 greift die das Strömungsleitelement 7 mit
der Oberfläche 2 verbindende Halterung 8 an (Fig. 2, Fig. 4).
Beim Betrieb der Gasturbinenanlage zweigt das Strömungsleitelement 7 eine Teil
strömung 14 der turbinenseitig zuströmenden Hauptströmung 4 des Heißgases 3
ab (Fig. 3). Die Teilströmung 14 wird entlang der Oberfläche des gewundenen
Strömungsleitelements 7 geführt, dabei um 180° gedreht und in die Grenzschicht
5 eingeleitet. Durch die Anordnung des Strömungsleitelements 7 zwischen der
Hauptströmung 4 und der Grenzschicht 5 wird letztere zunächst leicht verdichtet,
was zu einer leichten Beschleunigung des Fluids der Grenzschicht 5 führt. Dies
hat eine verbesserte Einmischung der Teilströmung 14 in die Grenzschicht 5 zur
Folge.
Gleichzeitig mit der Abzweigung der Teilströmung 14 von der Hauptströmung 4
wird durch das Strömungsleitelement 7 eine Teilströmung 15 von der Grenz
schicht 5 abgezweigt, um 180° gedreht und dabei in die Hauptströmung 4 einge
leitet. Auf diese Weise erfolgt ein Austausch eines Teils des energiereicheren
Fluids der Hauptströmung 4 mit einem Teil des energieärmeren Fluids der Grenz
schicht 5, wobei letztere keine Massenanreicherung erfährt.
In Strömungsrichtung der Hauptströmung 4 können auch mehrere Strömungsleit
elemente 7 nacheinander angeordnet sein (nicht dargestellt). Dadurch laufen die
oben beschriebenen Vorgänge mehrmals hintereinander ab, so daß sich Ablö
sungen der Grenzschicht 5 von der gesamten umströmten Oberfläche 2 noch
nachhaltiger vermeiden lassen.
Natürlich kann das Strömungsleitelement 7 mit ähnlichen Wirkungen auch an ei
ner anderen fluidumströmten Oberfläche 2 angeordnet werden. Eine solche Ober
fläche 2 kann beispielsweise Teil eines sonstigen Diffusors, einer Flugzeugtragflä
che oder eines Flugzeugrumpfes sein.
1
Innenraum
2
Oberfläche, Wand
3
Fluid, Heißgas
4
Hauptströmung
5
Grenzschicht
6
Schichthöhe, von
5
7
Element, Strömungsleitelement
8
Halterung
9
Höhe, von
7
10
kurzer Schenkel, von
7
11
langer Schenkel, von
7
12
Punkt, von
7
13
Bereich, von
7
14
Teilströmung, von
4
15
Teilströmung, von
5
Claims (8)
1. Verfahren zur Energieanreicherung in einer an einer umströmten Oberflä
che anliegenden Grenzschicht, bei dem von einer Hauptströmung (4) eines
die Oberfläche (2) umströmenden Fluids (3) eine Teilströmung (14) abge
zweigt und in die Grenzschicht (5) eingeleitet wird, dadurch gekennzeich
net, daß
- a) die Teilströmung (14) nach der Abzweigung von der Hauptströmung (4) um annähernd 180° gedreht und dabei in die Grenzschicht (5) eingeleitet wird,
- b) gleichzeitig mit der Abzweigung der Teilströmung (14) von der Hauptströmung (4) eine Teilströmung (15) von der Grenzschicht (5) abgezweigt, um 180° gedreht und in die Hauptströmung (4) eingelei tet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mehrmals
nacheinander eine Teilströmung (14) der Hauptströmung (4) in die Grenz
schicht (5) sowie eine Teilströmung (15) der Grenzschicht (5) in die Haupt
strömung (4) eingeleitet wird, wobei die jeweiligen Teilströmungen (14, 15)
nach ihrer Abzweigung um annähernd 180° gedreht werden.
3. Vorrichtung zur Energieanreicherung in einer an einer umströmten Oberflä
che anliegenden Grenzschicht mit einer Schichthöhe (6), bei welcher beab
standet von der Oberfläche (2) ein Element (7) in der Hauptströmung (4)
angeordnet und an der Oberfläche (2) befestigt ist, dadurch gekennzeich
net, daß das Element (7) sich vorwiegend in Strömungsrichtung der
Hauptströmung (4) erstreckt und als ein auf seiner Länge um annähernd
180° gewundenes Strömungsleitelement ausgebildet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Strö
mungsleitelement (7) einen etwa J-Förmigen Querschnitt, mit einem kurzen
und einem langen Schenkel (10, 11) besitzt, der lange Schenkel (11) auf
der Länge des Strömungsleitelements (7) zumindest an einem Punkt (12)
rechtwinklig zur Oberfläche (2) angeordnet ist und an diesem Punkt (12) ei
ne das Strömungsleitelement (7) mit der Oberfläche (2) verbindende Halte
rung (8) angreift.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Strö
mungsleitelement (7) eine Höhe (9) rechtwinklig zur Hauptströmung (4) auf
weist, welche maximal der fünffachen Schichthöhe (6) der Grenzschicht (5)
entspricht.
6. Vorrichtung einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß in
Strömungsrichtung der Hauptströmung (4) mehrere Strömungsleitelemente
(7) nacheinander angeordnet sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die umströmte Oberfläche (2), die innere Oberfläche einer Strömungs
maschine, insbesondere einer Gasturbinenanlage, ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7 dadurch gekennzeichnet, daß die umströmte
Oberfläche (2) als eine Diffusorwand ausgebildet ist.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997157187 DE19757187A1 (de) | 1997-12-22 | 1997-12-22 | Verfahren und Vorrichtung zur Energieanreicherung in einer an einer umströmten Oberfläche anliegenden Grenzschicht |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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ID=7852956
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Country Status (2)
Country | Link |
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