-
Die
Erfindung betrifft eine mikroverkapselten Schwefel enthaltende Zusammensetzung,
ein Verfahren zu ihrer Herstellung, und ihre Verwendung bei der
Herstellung von Kautschuk und Kautschukmischungen.
-
Bei
der Herstellung der meisten Kautschukmischungen wird Schwefel verwendet,
um die Polymermoleküle
während
einer Hochtemperaturvulkanisationsstufe (normalerweise etwa 150
bis 190 °C)
zu vernetzen. Der Schwefel wird in die Kautschukmischung während eines
Mischprozesses eingemischt, bei dem die Temperatur normalerweise
110 °C nicht überschreitet.
-
Schwefel
existiert in verschiedenen allotropen Formen. Die in der Kautschukindustrie
am häufigsten
verwendeten Schwefelmodifikationen sind kristallin (rhombischer
oder monokliner Schwefel) und schmelzen bei 124 bzw. 129 °C. Der kristalline Schwefel
ist preisgünstig.
Er ist bei Mischtemperaturen von ca. 100 °C vollständig im Kautschuk löslich, zeigt
aber nur begrenzte Löslichkeit
bei Raumtemperatur. Die Löslichkeit
bei Raumtemperatur hängt
von dem Kautschukpolymertyp und zu einem gewissen Teil von den weiteren
vorhandenen Mischungsbestandteilen ab, liegt aber im allgemeinen
in der Größenordnung
von 1 Gew.-%, bezogen auf das Polymer.
-
Schwefel
wird, bezogen auf das Kautschukpolymer, normalerweise in Konzentrationen
von etwa 0,4 bis 5 Gew.-%, bevorzugter von 1,0 bis 4 Gew.-% und
häufig
im Bereich von 1,5 bis 3 Gew.-%, zu Kautschukmischungen gegeben.
Ein in der Reifenindustrie sehr wichtiger Kautschukmischungstyp
ist der, der für
die Beschichtung von stahlcordverstärkten Reifen verwendet wird.
Diese Mischung enthält
im allgemeinen 4 bis 5 Gew.-% Schwefel.
-
Aufgrund
der oben beschriebenen begrenzten Löslichkeit von Schwefel wird
jeglicher Schwefel, der im Überschuß zu der
bei Raumtemperatur löslichen
Menge in der ca. 100 bis 110 °C
heißen
Kautschukmischung gelöst
war, aus der Mischung ausgeschieden, wenn diese nach dem Vermischen
oder nach Verarbeitungsschritten wie Extrudieren oder Kalandrieren
abkühlt.
Wenn dieser Wechsel stattfindet, fällt der im Kautschuk unlöslich gewordene Schwefel
aus und blüht
an der Oberfläche
des Kautschuks aus, d.h. er migriert an die Kautschukoberfläche. Dort
bildet sich dann eine kristalline Schicht, die die natürliche Klebrigkeit
und Haftfähigkeit
des Kautschuks zerstört,
wodurch es praktisch unmöglich wird,
derartigen Kautschuk an anderen Kautschukkomponenten eines komplexen
Artikels, wie beispielsweise ein Reifen, zum Haften zu bringen.
-
Es
ist Stand der Technik dieses Problem durch die Verwendung anderer
allotroper Schwefelformen, nämlich
von amorphem, unlöslichem
Schwefel, zu lösen.
Dieser Schwefeltyp ist bei allen Temperaturen unterhalb etwa 105 °C in Kautschuk
vollständig
unlöslich
und verhält
sich somit wie ein inerter Füllstoff.
Die Schwefelpartikel, die in der Kautschukmischung während des
Vermischens dispergiert werden, verbleiben dort wo sie sind, wenn
die Temperatur der Mischung nach dem Vermischen oder Verarbeiten
absinkt, so dass die Oberflächenklebrigkeit/-haftfähigkeit
der Mischung nicht nachteilig beeinflußt wird.
-
Amorpher,
unlöslicher
Schwefel weist jedoch eine Reihe gewichtiger Nachteile auf. So ist
er sehr teuer, und es ist sehr schwierig, ihn gleichförmig in der
Kautschukmischung zu dispergieren. Er ist zudem bei Lagerung als
solcher oder in der Kautschukmi schung instabil und kann sich leicht
in die lösliche kristalline
Form umwandeln.
-
Bei
dem Versuch die genannten Nachteile zu überwinden, wird amorpher, unlöslicher
Schwefel häufig
in Form einer Mischung mit Ölen
oder anderen Dispergierhilfsmitteln verwendet, wobei jedoch der Gehalt
an unlöslichem
Schwefel so niedrig wie 60 Gew.-% sein kann. Dies verteuert die
Verwendung des amorphen, unlöslichen
Schwefels weiter.
-
Die
Instabilität
von amorphem, unlöslichem Schwefel
nimmt bei hohen Temperaturen und bei Anwesenheit von Aminen oder
Verbindungen mit Amingruppen zu. So induzieren Temperaturen über 100 °C den Start
der Umwandlung in kristallinen Schwefel. Eine weitere Temperatursteigerung
beschleunigt die Umwandlung. Die Kautschukmischungsherstellung und
-verarbeitung müssen
daher genau kontrolliert werden, um diese Umwandlung zu minimieren.
-
Die
meisten organischen Beschleuniger, die in Kautschukmischungen verwendet
werden, weisen Aminogruppen auf, die die Umwandlung von amorphem,
unlöslichem
in kristallinen, löslichen
Schwefel schon bei Raumtemperatur katalysieren. Viele in Kautschukmischungen
verwendete Alterungs-/Abbauschutzmittel haben Aminogruppen oder
sind Amine, die ebenfalls die Umwandlung von amorphem, unlöslichem
Schwefel katalysieren. Diese Umwandlung kann selbst im Rohmateriallager
stattfinden, falls amorpher, unlöslicher
Schwefel in der Nähe
solcher Chemikalien gelagert wird. Sie kann aber auch in der Mischung
stattfinden.
-
Aus
J. E. Vandegaer (Hrsg.), Microencapsulation, Processes and Applications,
Plenum Press New York 1974, S. 39 und 54, ist bekannt, Gelatinesysteme
zur Verkapselung zu verwenden.
-
Aus
Asaji Kondo, Microcapsule Processing and Technology, Marcel Dekker,
New York 1979, S. 18–20,
sind generelle Anwendungsgebiete für Mikrokapseln ersichtlich.
-
Aus
DWP Index, Ref.-Nr. 86-194679/30 (
JP 61129039 )
ist bekannt, dass Schwefel mit Epoxyharzmaterial eingekapselt werden
kann, wobei der Epoxyharz durch Zugabe von Vernetzungsmittel gehärtet wird.
-
Aus
DWP Index, Ref.-Nr. 86-165866/26 (
JP 61098751 )
sind Mikrokapseln bekannt, bei denen unlöslicher Schwefel, d.h. amorpher
Schwefel, mit einem Epoxyharz im Gewichtsverhältnis von Harz:Schwefel von
20:1 bis 2:1 beschichtet ist.
-
Die
DWP Index, Ref.-Nr. 77-151364Y/29 (
JP 52069455 A ) und DWP Index, Ref.-Nr. 77-151363Y/29
(
JP 52069454 ) betreffen
ebenfalls die Verarbeitung von unlöslichem Schwefel, d.h. amorphem
Schwefel.
-
Aus
der US-A-2 623 079 ist ein Verfahren zur mechanischen Bearbeitung
von Kautschuk mit Schwefel in Form diskreter Teilchen bekannt, wobei der
Schwefel mit einem filmbildenden Material beschichtet ist, dass
als Versiegelungsmittel für
den Schwefel unter den Bedingungen der mechanischen Bearbeitung
aber nicht unter Vulkanisationsbedingungen wirkt.
-
Schließlich sind
aus der
JP 48025042
A Mikrokapseln aus Nylon 6 bekannt, die Schwefel und gegebenenfalls
ZnO enthalten.
-
Der
vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, Schwefel
in Form einer Zusammensetzung zur Verfügung zu stellen, die zur Verwendung
als Additiv in Kautschuk oder Kautschukmischungen geeignet ist.
Diese soll leicht in den Kautschuk einarbeitbar und mit dem Kautschukmaterial gut
verträglich
sein, eine hohe Wirksamkeit im Kautschuk oder in der Kautschukmischung
zeigen und sich durch gute Verteilbarkeit in dem Kautschukmaterial
auszeichnen. Die Zusammensetzung soll sich ferner durch Stabilität bei Lagerung
in der Nähe
von basischen Substanzen oder im Kautschuk bzw. Stabilität bei der
Kautschukverarbeitung bei Temperaturen unterhalb etwa 130 °C auszeichnen.
-
Aufgabe
der Erfindung ist es ferner, ein Verfahren zur Herstellung dieser
Zusammensetzung bereitzustellen.
-
Schließlich ist
es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Verwendung der Zusammensetzung für die Herstellung
von Kautschukmischungen und -produkten unzugeben,
-
Gelöst wird
diese Aufgabe durch eine Schwefelzusammensetzung, die dadurch gekennzeichnet,
dass sie
- a) 99 bis 40 Gew.-% kristallinen Schwefel
und
- b) 1 bis 60 Gew.-% Beschichtungsmaterial enthält,
wobei - – der
Schwefel mit Beschichtungsmaterial unter Bildung von Mikrokapseln
umhüllt
ist,
- – das
Beschichtungsmaterial bei Temperaturen von 100 bis 260°C schmilzt,
vor dem Schmelzen in Kautschuk oder in Kautschukmischungen unlöslich ist
und bei Temperaturen oberhalb der Schmelztemperatur in Kautschuk
oder in Kautschukmischungen löslich
ist, und
- – die
Mikrokapseln mittels einer niedrigschmelzenden wachsartigen Substanz
unter Bildung von 0,1 bis 10 mm großen Perlen zusammengehalten werden.
-
Bevorzugte
Ausführungsformen
der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
-
Neben
Schwefel können
in den Mikrokapseln auch weitere Stoffe enthalten sein, die beispielsweise
aus der Schwefelquelle stammen können,
aus der der in die erfindungsgemäße Zusammensetzung eingearbeitete
Schwefel stammt. Dies können
unter anderem Kohlenwasserstoffe oder Mineralien sein. In der Regel
liegt der Anteil solcher Begleitstoffe unter 1 bis 2 Gew.-%, bezogen
auf Schwefel. Weitere Stoffe, die vorhanden sein können, sind
dem Schwefel zugesetzte Hilfsstoffe aus dessen Herstellungsprozeß oder Lagerung.
-
Die
erfindungsgemäßen Beschichtungsmaterialien
zeichnen sich durch gute Verträglichkeit
mit den Bestandteilen der Kautschukmischungen aus. Als Beschichtungsmaterial
werden insbesondere Wachse, Paraffine, Polyethylen (PE), Ethylen-Vinylacetat-Copolymere,
Polyvinylalkohole (PVA) und Mischungen derselben verwendet, wobei
Polyvinylalkohole wie Mowiol 8-88 (Handelsprodukt der Firma Clariant,
D-65926 Frankfurt), ein PVA auf Basis von Polyvinylacetat mit einem
Restacetylgehalt, und Polyethylenwachse wie Vestowax A 616 (Handelsprodukt der
Firm Hüls
AG, Marl) besonders geeignet sind.
-
Ferner
sind folgende Beschichtungsmaterialien zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mikrokapseln
geeignet: Calciumkaseinat, Calciumpolypektat, Polyacrylsäure und
Derivate, Polycarbonate, Polyethylenoxid, Polymethacrylatester,
Polyorthoester, Polyvinylacetat, Polyvinylpyrrolidon und thermoplastische
Polymere.
-
Weiter
sind polymerisierbare flüssige
Polyacrylatzusammensetzungen, die ein Katalysatorsystem aus Photoinitiator
und thermischen Initiator enthalten können, polymerisierbare Mischungen
aus Dihydropyridin, Tetrazol und einem löslichen ionischen Salz, Polyurethane,
amorphe Polyester, die gegebenenfalls tertiäre Amingruppen enthalten, Mischungen aus
Polyaminozusammensetzungen und Derivaten von 2,4,6-Triamino-1,3,5-triazin
mit Aldehyden, Mischungen aus Polyethylen und Polyvinylalkoholen, aminoplastische
Harze aus Umsetzungen von Triaminotriazin mit Aldehyden und gegebenenfalls
Polyaminoverbindungen, Amino-Aldehydharze, organische Siliconpolymere,
Polyvinyl-Polyolefin-Copolymere, grenzflächenpolymerisierte Polymere
mit funktionellen Methylengruppen, anionische polymere Tenside wie
solche aus (Meth)acrylsäure
oder (Meth)acrylonitril und Acrylamidsulphonsäure und/oder Sulphoalkylacrylat
und Styrolharze geeignete Beschichtungsmaterialien.
-
Ebenso
sind Thermoplaste wie thermoplastische Polyamidschmelzkleber wie
Vestamelt 170 (EP = 122 °C)
und Vestamelt 550 (EP = 132 °C)
der Firma Hüls,
Polyamidharze wie Reamide PAS 13 (EP = 115 bis 120 °C) der Firma
Henkel, Versamid (EP = 125 bis 135 °C) der Firma Cray Valley Products,
Wolfamid 111 (EP = 120 bis 130 °C)
der Firma Viktor Wolf, Polyesterharze wie Dynapol L850/L860 (EP
= 120 °C) der
Firma Dynamit Nobel als Beschichtungsmaterialien geeignet.
-
Den
Beschichtungsmaterialien ist gemeinsam, dass sie im allgemeinen
in dem Temperaturbereich schmelzen, der für die Kautschukvulkanisation von
Bedeutung ist, d.h. zwischen 100, und 260 °C. Bevorzugt schmelzen sie unterhalb
von 150 °C
und weisen vorzugsweise einen Schmelzpunkt im Bereich von 120 bis
140 °C,
insbesondere von 130 °C auf.
Die Beschichtungsmaterialien sind dabei vor dem Schmelzen, vorzugsweise
bis zu Temperaturen von 120 bis 140 °C, insbesondere bis 130 °C, in Kautschuk
oder in Kautschukmischungen unlöslich.
Erst bei Temperaturen oberhalb der Schmelztemperatur, z.B. von 120
bis 140 °C,
insbesondere 130°C,
werden die Beschichtungsmaterialien in Kautschuk löslich.
-
Bedingt
durch dieses Schmelz- bzw. Löslichkeitsverhalten
der erfindungsgemäßen Beschichtungsmaterialien,
die Schwefel in Form von Mikrokapseln umhüllen, ähnelt das Verhalten der Mikrokapseln
im Kautschuk bzw. in Kautschukmischungen dem der Beschichtungsmaterialien
selbst. Bezogen auf kristallinen, löslichen Schwefel als Kautschukadditiv
hat dies den Vorteil, dass kein Ausblühen/Ausschwefeln bei Temperaturen
bis etwa 130 °C
auftritt. Die durch das Beschichtungsmaterial gebildete Hülle der
Mikrokapsel wirkt bei allen Temperaturen von Raumtemperatur bis
130 °C als
physikalische Barriere und vermittelt der Kautschukmischung so während der
Lagerung und bei allen Verarbeitungsschritten unterhalb dieser Temperatur
Stabilität.
Somit bleibt unter anderem die Oberflächenklebrigkeit und -haftfähigkeit
erhalten. Auch die Haltbarkeit des Schwefels selbst wird erhöht, wenn
er in Form der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
in mikroverkapselter Form gelagert wird.
-
Zusätzlich ermöglicht das
Beschichtungsmaterial eine schnellere und bessere Dispersion der
Mikrokapseln und führt
so zu einer gleichmäßigeren Verteilung
in der Mischung. Da sich die Mikrokapseln wie die entsprechenden
Beschichtungsmaterialien verhalten, werden auch nachteilige Staubentwicklungen,
wie sie von Schwefel bekannt sind, vermieden. Dies führt ferner
zu dem vorteilhaften Effekt, dass das Risiko von Staubexplosionen,
die ein großes Problem
bei der Schwefelverarbeitung darstellen, deutlich gesenkt wird bzw.
nicht mehr auftritt.
-
Die
Mikrokapseln der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
weisen im Mittel (Gewichtsmittel) eine Größe von 1 bis 75 um, vorzugsweise
3 bis 30 um und insbesondere 5 bis 8 um auf.
-
Die
Mikrokapseln weisen die folgende Zusammensetzung auf:
- a) 99 bis 40 Gew.-%, bevorzugter 80 bis 50 Gew.-% und am meisten
bevorzugt etwa 70 bis 60 Gew.-% kristalliner Schwefel und
- b) 1 bis 60 Gew.-%, bevorzugter 20 bis 50 Gew.-% und am meisten
bevorzugt etwa 30 bis 40 Gew.-% Beschichtungsmaterial.
-
Die
erfindungsgemäßen Mikrokapseln
können
auf verschiedene Art und Weise hergestellt werden. Wesentlich bei
dem Verfahren ist, dass vollständig
umhüllter
Schwefel in Form von Mikrokapseln der oben beschriebenen Art und
Größe erhalten
wird.
-
Bevorzugt
werden die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
hergestellt, indem ein Gemisch, das Schwefel, geschmolzenes Beschichtungsmaterial
und gegebenenfalls weitere Hilfsstoffe wie Tenside oder Dispergierhilfsmittel
enthält,
in einem Kühlturm
auf eine schnell rotierende Vorrichtung wie einen Drehteller fließen gelassen
wird und durch die hohe Fliehkraft nach außen wandert. Durch den größeren Durchmesser
am Rand werden die Teilchen getrennt und die Bildung von Agglomeraten
vermieden. Nach dem Abschleudern vom Rand der rotierenden Vorrichtung
fliegen die Teilchen nach außen
einzeln weg und kühlen
sich dabei ab, wodurch die Beschichtung erstarrt. Ein solches Verfahren
läßt sich
kontinuierlich betreiben und ist daher sehr effizient.
-
Neben
diesem Verfahren kommen aber erfindungsgemäß auch andere Verfahren in
Betracht, bei denen ein Gemisch, das Schwefel und Beschichtungsmaterial
sowie gegebenenfalls Hilfsstoffe wie beispielsweise Tenside enthält, in flüssiger,
gelöster, suspendierter
oder emulgierter Form zu Mikrokapseln einer Zusammensetzung und
Größe wie oben beschrieben
verarbeitet wird.
-
Somit
kommen zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mikrokapseln auch Verfahren
wie Sprühtrocknung,
Wirbelbettbeschichtung, Emulsions- bzw. Suspensionsverfahren und
Ausfällung
in Betracht. Beispielsweise können
sich Mikrokapseln auch durch Abkühlen
und Absetzen lassen eines Gemisches, das Schwefel und Beschichtungsmaterial sowie
gegebenenfalls Hilfsstoffe wie Tenside enthält, in einem geeigneten Lösungsmittel
bilden.
-
Beispielsweise
kann flüssiger
oder fester Schwefel bei erhöhten
Temperaturen und Drücken, zum
Beispiel bei etwa 130 °C
und etwa 2,6 kPa (bar) in einem geeigneten Reaktor emulgiert werden
und unter Zusatz von geeigneten Tensiden wie anionischen, kationischen
oder nicht-ionischen Tensiden mit geschmolzenem oder fein emulgierten
Beschichtungsmaterial umhüllt
werden. Als anionische Tenside kommen beispielsweise Benzolsulfonate
in Frage, insbesondere n-C10- bis C13-Alkylbenzolsulfonate in Form ihrer Natrium-,
Calcium- oder Tetraethylammoniumsalze. Erfindungsgemäß geeignete
weitere sind beispielsweise Naphthalin- oder Phenolsulfonsäure-Kondensationsprodukte.
Diese sind als Handelsprodukte Tamol® N
Marken bzw. Tamol® PP von der Firma BASF
AG erhältlich.
Als besonders geeignet hat sich Tamol® NN
9104 erwiesen.
-
Das
Beschichtungsmaterial kann zusammen mit dem Schwefel in den Reaktor
eingebracht werden. Es kann aber auch erst kurz vor Austrag zugemischt
werden. Die Umhüllung
kann sowohl in dem Reaktor erfolgen, indem die Lösungsmittel abgezogen werden,
wobei die erfindungsgemäße Zusammensetzung
ausfällt,
oder durch Sprühtrocknung
des Gemisches. Falls die endgültige
Beschichtung erst beim Sprühtrocknen
erfolgt, kann das Beschichtungsmaterial auch erst in diesem Verfahrensschritt nach
Austrag aus dem Reaktor zugesetzt werden.
-
Es
ist somit bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
auch möglich,
mehrschichtige Kapselhüllen
zu erzeugen, indem die Beschichtungsschritte mehrmals hintereinander
durchgeführt
oder auch verschiedene bevorzugte Verfahren miteinander kombiniert
werden.
-
Die
Mikrokapseln werden nach ihrer Herstellung mittels einer niedrigschmelzenden,
wachsartigen Substanz unter Bildung von 0,1 bis 10 mm großen Perlen
zusammengehalten. Diese Perlen geben die Mikrokapseln beim Einarbeiten
in Kautschukmischungen in ihrer urprünglichen Form wieder frei.
-
Die
so hergestellten erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
können
vorteilhaft als Kautschukadditiv bei der Herstellung von Kautschuk
oder Kautschukmischungen, insbesondere solchen für die Gummiherstellung verwendet
werden.
-
Das
vorteilhafte Verhalten des Beschichtungsmaterials im Kautschuk führt dabei
wie oben beschrieben zu einer schnelleren und besseren Dispersion
des Additivs und so zu einer gleichmäßigeren Verteilung in der Kautschukmischung.
-
Die
physikalische Barriere aus Beschichtungsmaterial stellt ferner sicher,
dass unterhalb von etwa 130 °C
ein Ausschwefeln vermieden wird. Neben diesem nachteiligen Verhalten
werden aber auch weitere chemische Reaktionen von Schwefel mit beliebigen
anderen Bestandteilen der Kautschukmischung vermieden.
-
Insbesondere
kann so das Problem der Anvulkanisation, die bei Temperaturen um
etwa 110 °C durch
Reaktion von Schwefel als Vulkanisationsmittel und organischem Vulkanisationsbeschleuniger
gestartet wird, vermieden werden.
-
Somit
ist es ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung, dass durch
die Einbindung von Schwefel in bis 130 °C im Kautschuk beständige, d.h. undurchlässige, Mikrokapseln
der Einsatz von teuren Verzögerern,
die der Unterdrückung
der Anvulkanisation dienen, vermieden wird. Insbesondere kann sich
auf diese Weise auch eine Vereinfachung bei der Steuerung des Verfahrens
zur Herstellung von Gummiartikeln wie Reifen etc. ergeben. Die Freisetzung des
eingekapselten Additivs erfolgt erst, wenn das Beschichtungsmaterial
schmilzt bzw. sich im Kautschuk auflöst.
-
Die
Erfindung ist im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen illustriert.
-
Beispiel 1
-
Mikroverkapselung
von Schwefel im Emulsionsverfahren mit Polyethylenwachs
-
In
einem 10 1 Druckreaktor aus V4A Stahl wurden 3,00 kg handelsüblicher
Mahlschwefel mit 6,55 kg Leitungswasser, 0,15 kg eines Alkylbenzolsulfonats
(Marlon A 365, anionisches Tensid der Firma Hüls AG), 0,15 kg eines Naphthalinsulfonsäure-Kondensationsprodukts
(Tamol® NN
9104, kautschukverträgliches
Tensid bzw. Dispergierhilfsmittel der Firma BASF AG) und 0,30 kg
eines Polyethylenwachses mit einer Molmasse von etwa 1600 g/mol (Vestowax
A 616, niedermolekulares Niederdruckpolyethylen der Firma Hüls AG) mit
einem Schmelzpunkt von etwa 125 °C
vorgelegt und durch Rühren mit
dem eingebauten Ankerrührwerk
homogenisiert. Dabei wurde der Reaktor mit Dampf auf eine Temperatur
von 128 °C
aufgeheizt. Durch das eingebaute Schauglas konnte beobachtet werden,
dass der Schwefel bei einem im Kessel gemessenen Dampfdruck von
2,6 bar nach etwa 30 Minuten aufgeschmolzen war. Nach weiteren 10
Minuten Rühren und
Umpumpen über
einen Rotor-Stator-Mischer (Dispax)
wurde die entstandene Emulsion über
eine beheizte Leitung in einem Wirbelschicht-Sprühtrockner zerstäubt, der
im Umluftsystem mit auf 70 °C
geheiztem Stickstoff betrieben wurde. Nach etwa 50 Minuten wurde
der Sprühvorgang
beendet. Durch das Verdampfen des Wassers sank die Temperatur in
der Abluft auf 58 bis 60 °C
ab. Das erhaltene Produkt war ein feines gelbbraunes Pulver. Die
Ausbeute betrug 2,27 kg, das entspricht 63 %. Der Schwefelgehalt
des Produkts betrug 82 Gew.-%.
-
Beispiel 2
-
Mikroverkapselung von
Schwefel im Emulsionsverfahren mit Polyvinylalkohol
-
In
einem 10 1 Druckreaktor aus V4A Stahl wurden 3,00 kg handelsüblicher
Mahlschwefel mit 6,55 kg Leitungswasser, 0,15 kg eines Alkylbenzolsulfonats
(Marlon A 365, anionisches Tensid der Firma Hüls AG), 0,15 kg eines Naphthalinsulfonsäure-Kondensationsprodukts
(Tamol® NN
9104, kautschukverträgliches
Tensid bzw. Dispergierhilfsmittel der Firma BASF AG) und 0,30 kg
Polyvinylalkohol (Mowiol 8-88, Handelsprodukt der Firma Clariant, D-65926
Frankfurt) vorgelegt und durch Rühren
mit dem eingebauten Ankerrührwerk
homogenisiert. Dabei wurde der Reaktor mit Dampf auf eine Temperatur
von 128 °C
aufgeheizt. Durch das eingebaute Schauglas konnte beobachtet werden,
dass der Schwefel bei einem im Kessel gemessenen Dampfdruck von
2,6 bar nach etwa 30 Minuten aufgeschmolzen war. Nach weiteren 10
Minuten Rühren und
Umpumpen über
einen Rotor-Stator-Mischer (Dispax) wurde die entstandene Emulsion über eine beheizte
Leitung in einem Wirbelschicht-Sprühtrockner
zerstäubt,
der im Umluftsystem mit auf 70 °C
geheiztem Stickstoff betrieben wurde. Nach etwa 50 Minuten wurde
der Sprühvorgang
beendet. Durch das Verdampfen des Wassers sank die Temperatur in
der Abluft auf 58 bis 60 °C
ab. Das erhaltene Produkt war ein feines gelbbraunes Pulver. Die
Ausbeute betrug 2,37 kg, das entspricht 66 %. Der Schwefelgehalt
des Produkts betrug 81 Gew.-%.
-
Beispiel 3
-
Konfektionierung des mikroverkapselten
Schwefels
-
Mikroverkapselter
Schwefel wurde wie in Beispiel 1 oder 2 hergestellt. In einem nachgeschalteten
Verfahrensschritt wurde dann in der gleichen Anlage 2,37 kg mikroverkapselter
Schwefel durch Aufsprühen
von 0,237 kg einer niedrigschmelzenden, wachsartigen Substanz wie
Pentaerythrit-tetra-stearat das zunächst erhaltene Pulver aus Mikrokapseln
in 0,1 bis 10 mm große
Perlen überführt. Diese
enthielten praktisch keinen Staubanteil mehr, waren freifließend und
somit automatisch verwägbar.
-
Bedingt
durch den niedrigen Schmelzpunkt der wachsartigen Substanz, die
die Perlen zusammenhält,
wurden die Mikrokapseln beim nachfolgenden Einarbeiten in Kautschukmischungen
in ihrer ursprünglichen
Form wieder freigesetzt.