DE19752863C1 - Verfahren zur Herstellung von hochtemperatursupraleitenden Verbunddrähten - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von hochtemperatursupraleitenden VerbunddrähtenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
hochtemperatursupraleitenden Verbunddrähten mit hoher kritischer
Stromdichte jc.
Beim Herstellen supraleitender Drähte, insbesondere hochtempera
tursupraleitender Drähte ist stets das Ziel, auch bei hoher
Sprungtemperatur Tc eine hohe kritische Stromdichte jc Supralei
terverbunddraht zu erreichen. Darüberhinaus wird zumindest für
die Verwendung in der Wechselstromtechnik angestrebt, den Leiter
in seiner Endform so zu gestalten, daß er möglichst geringe
Wechselstromverluste aufweist.
Zwei Verfahren der Leiterherstellung sind geläufig, nämlich die
Bündelung (eine Art Verseilung) supraleitender Filamente zu einem
Leiter, oder die Jellyroll-Technik, bei der ein supraleitendes
Kompositband auf einem Silberstab oder einem Stab aus Silberle
gierung zu einer Schnecke aufgerollt, axial gezogen und an
schließend wärmereagiert wird.
Ersteres ist unter dem PIT-Verfahren (Powder-In-Tube) geläufig.
Supraleitendes Pulver oder dessen Vorgängerkomponenten wird oder
werden in ein Rohr gefüllt, meist aus Silber oder einer Silber
legierung, und anschließend mechanisch in die gewünschte Form
gewalzt bzw. gezogen. Derartig in ihrer Form und ihrem Durchmes
ser veränderte Rohre, die zu einem dünnen Draht mit supraleiten
der Seele gezogen wurden, werden danach gebündelt und gegebenen
falls erneut mechanisch zu einem Band mit supraleitenden Fila
menten weiterverformt, wobei die Filamente je nach Aufwand mehr
oder weniger stark vertwistet sind. Solchermaßen hergestellte
Multifilamentleiter haben gegenüber dem Monofilamentleiter deut
liche Vorzüge hinsichtlich der mechanischen und themischen Sta
bilität und zeichnen sich durch niedrige Wechselfeldverluste
aus.
Die für die wirksame Reduktion der Verluste notwendigen Vert
wistungen können bisher technisch nur unter starker Minderung
des kritischen Stromes durchgeführt werden. Die Filamentgeome
trie für Hochtemperatursupraleiter ist immer noch nicht ideal.
Ist das einzelne Filament ursprünglich rund, wird es erst nach
dem Bündeln flachgewalzt. Weiter wird angestrebt, daß die Länge
der Grenzfläche zwischen Silber und Supraleiter möglichst groß
ist, da erfahrungsgemäß die kritische Stromdichte an diesen
Grenzflächen am größten ist.
Zweiteres ist das Jellyroll-Verfahren. Dabei werden zur Herstel
lung von beispielweise Nb3Sn-Leitern Folien von Nb und Sn zusam
men mit duktiler, elektrisch gut leitender Folie zu einer spira
ligen Matrix aufgerollt und dann schließlich durch mechanische
und thermische Behandlung zum Supraleiter reagiert. Ausgangssi
tuation ist der Sandwichaufbau. Supraleitermaterial oder die
Vorläuferkomponenten davon liegen auf eine oder zwischen zwei
Schichten aus normalleitendem Material, meist Silber oder eine
Silberlegierung oder einem sonstigen duktilen Material hoher
elektrischer Leitfähigkeit. Dieser Aufbau wird verdichtet, ge
walzt und anschließend auf einen metallischen Stab aufgerollt,
so daß ein spiraliger Wickel (Jellyroll) entsteht. Dieser Wickel
wird dann mechanisch weiterbehandelt, indem er in axialer Rich
tung gezogen wird. Dabei besteht in Längsrichtung einen zusam
menhängende supraleitende Schicht, in Querrichtung reihen sich
abwechselnd normalleitende Schicht an supraleitende, d. h. in
Querrichtung existiert ein ausgeprägter elektrischer Widerstand
im supraleitenden Zustand im Gegensatz zur Leiterlängsrichtung.
Hierbei wird, falls bewußt keine Schicht mit noch höherem elek
trischen Widerstand eingelegt wird, ein großer flächiger Längs
kontakt des Supraleiters mit dem anliegenden Silber erreicht.
In der EP 0 531 188 A1 ist die Fertigungsmethode für den runden
Jellyroll-Aufbau und die Schichtung zu einem Gebilde rechtecki
gen Querschnitts dargestellt. In einem ersten Schritt wird das
Ausgangspudermaterial zusammen mit organischem Binder mit einer
Warmwalze zu einem weichen, formbaren Band vermischt und ge
walzt. Im zweiten Schritt wird das Band mit einem Metallband
verpreßt oder verklebt, um dann im letzten Schritt wärmebehan
delt zu werden.
C. H. Kao et al. berichten in Supercond. Sci. Technol. 7 (1994)
470-472 über die elektrophoretische Ablagerung im Verbund mit
der Jellyroll-Technik, um BPSCCO/Ag-Bänder zu erzeugen. Zu
nächst wurde das BPSCCO/Ag-Schicht zu einem spiraligen Gebilde
gerollt, um dann zu einem Band mit sechs supraleitenden Schich
ten gewalzt zu werden. Mit magnetischer Messung wurde eine kri
tische Stromdichte jc des Bandes bei 5 K in einem 0.2 T-Feld von
6.5 × 104 A/cm2 gemessen. Die Stromdichte nahm bei 5 T um den Fak
tor 5 auf 1.3 × 104 A/cm2 ab. Diese Temperaturzone ist nicht mehr
zu dem Hochtemperatursupraleiterbereich zu zählen.
T. Dawley et al. fanden heraus (Supercond. Sci. Technol. 7 (1994)
587-591), daß Verdichtung und Ausrichtung wiederum von
BPSCCO(2223)-Körnern entlang der Silberschichten entscheidende
für das Erreichen hoher kritischer Stromdichten jc ist. Der höch
ste Nullfeldstromdichtewert von 2650 A/cm2 wurde in einer Jelly
roll erreicht, die bei 815°C wärmebehandelt wurde, wobei die
meiste mechanische Bearbeitung vor der ersten Wärmebehandlung
durchgeführt wurde. Messungen zur Magnetfeldabhängigkeit in ei
nem 50 G-Feld zeigten eine 23%-ige Abnahme von der Stromdichte,
wenn das Magnetfeld parrallel zum Stromfluß angelegt wurde und
eine 30%-ige Abnahme, wenn das Magnetfeld senkrecht zum Strom
fluß lag.
Kunio Matzuzaki beschreibt die Schichtstruktur und supraleiten
den Eigenschaften von silberbeschichteter BPSCCO-Drähten, die
mit der kombinierten Jellyroll- und Heißextrusionstechnik herge
stellt wurden (Jpn. J. Appl. Phys. Vol. 33(1994) pp. L308-L311,
Part 2, No. 3A, 1 March 1994). Die Oxide der Supraleiterkompo
nenten wurden hiezu gemischt, bei 1073 K kalziniert und gemah
len. Das Pulver wurde in ein Silberrohr gefüllt und die Zusam
mensetzung zu einem Band gewalzt, das dann zu einer Jellyroll
gewickelt wurde. Bei 77 k wurde eine kritische Stromdichte von
3200 A/cm2 erreicht, die bei 4.2 K auf den Wert von 18000 A/cm2
gebracht werden konnte.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist im Vergleich zu denen zum
Stande der Technik sehr einfach. Arbeitsintensive Schritte ent
fallen, als da sind:
Vermischen des Ausgangspulvers mit organischem Binder, das dann
später in einer gesonderten Wärmebehandlung wieder ausgetrieben
werden muß.
Vertwisten von gefertigten Supraleiterfilamenten zu dem Supra
leiterkomposit, der dann nochmals mechanisch behandelt, als auch
abschließend nochmals gesondert einer Wärmebehandlung unterzogen
werden muß.
Die Länge der Supraleiter-Silber-Grenzfläche wird maximiert.
Daraus ergeben sich hohe kritische Stromdichten. Das kann auch
schon am runden Draht (Rundling) geschehen. Ein solcher Draht
mit einer hohen, isotropen (in Längsrichtung) kritischen Strom
dichte hat beim Magnetbau entscheidende Vorteile.
Verluste im Wechselfeldbetrieb sind durch das Einbringen einer
zusätzlichen Folienlage oder Pulverschicht erhöhten elektrischen
Widerstands im Supraleiterbetrieb vermeidbar. Diese Lage kann
aus einer ähnlichen Lage wie die den Supraleiter enthaltende be
stehen und wird bei der Herstellung einfach mit aufgerollt.
Mechanische Verstärkung kann in ähnlicher Weise in Form einer
zusätzlichen Lage eines stärkeren Materials eingebracht werden.
Auch der Stab aus Silber oder aus einer Silberlegierung oder ei
nem sonstigen duktilen Materials hoher elektrischer Leitfähig
keit wie Kupfer ist durch eine mechanisch verstärkte Seele eine
weitere mechanische Verstärkung.
Multifilamentleiter, wie beim PIT-Verfahren und dem anschließen
den Vertwisten der einzelnen Filamente erzeugt, können beim Jel
lyroll-Verfahren dadurch erreicht werden, indem die Trägerfolie
des Supraleiters mit Schlitzen versehen wird, deren Geometrie
gesteuert werden kann. Da die Stabilitätsanforderungen bei
Hochtemperatursupraleitern stark reduziert sind, ist für den An
wendungsfall zu überdenken, ob eine solche Maßnahme in Frage
kommt.
Das Herstellungsverfahren wird in der Zeichnung bis zur ab
schließenden mechanischen Behandlung und dem dann folgenden re
aktiven Wärmeprozeß in der Zeichnung in den wesentlichen Schrit
ten dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1 das Abfüllen des Ausgangspulvers,
Fig. 2 die Verdichtung und Verpressung;
Fig. 3 das Aufrollen,
Fig. 4 den zur Weiterbehandlung fertigen Komposit.
In die Tasche aus Silberfolie wird das fertige supraleitende
Pulver oder dessen Vorgängerkomponenten geschüttet (Fig. 1) und
dann verschlossen, so daß kein Pulver entweichen kann. Die jetzt
mit dem Pulver gefüllte Tasche wird dann zwischen die plan
parallelen Platten eines Rütteltischs gelegt. Zum Erzielen einer
homogenen Dichte wird die Tasche gerüttelt und gleichzeitig von
den beiden Platten so lange unter einaxialem Druck gepreßt
(Fig. 2), so daß am Ende diesen Prozesses ein dünner Foli
enkomposit (Sandwichkomposit) homogener Dicke vorliegt, dessen
Dicke vom Leiterdesign abhängt und typischerweise etwa 0.1-0.2 mm
beträgt. Der Supraleiter ist von beiden Seiten mit der ma
trixbildenden Silberfolie bedeckt. Diese Multischichtfolie wird
in dem folgenden Arbeitsschritt auf den zylindrischen Stab aus
Silber zu dem dargestellten spiraligen Wickel aufgerollt (Fig.
3). Schließlich wird der Wickel in das Zylinderrohr (Fig. 4)
gestopft, der dann unter Vakuum verschlossen (beispielsweise zu
geschmolzen) wird.
Die dann folgenden Verfahrensschritte sind aus dem Stande der
Technik hinreichend bekannt und lassen sich kurz zusammenfassen
zu: 1. mechanisches Verformen auf den vorgegebenen Querschnitt
und Ziehen auf die maximale Länge, dann 2. Wärmebehandlung in
einem Ofen zur Einstellung der supraleitenden Eigenschaften,
dann mögliche Wiederholung von 1. und 2.
Mit dem Verfahren wurde bei dem derartig prozessierten Supralei
termaterial der Zusammensetzung Bi(Pb)2223 - ohne chemische Zu
sätze wie organische Binder und Bündelungsaufwand beim bekannten
PIT-Verfahren - eine bisher maximale Stromdichte jc von ca.
30'000A/cm2 bei 77 K erreicht. Das ist eine Größenordnung mehr,
als aus dem Stand der Technik bei in diesem Temperaturbereich
bekannt ist. Nach verschiedenen Optimierungsschritten liegen die
besten gemessenen Stromdichten für PIT-Bänder bei etwa 50 kA/cm2.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung von hochtemperatursupraleitenden
Verbunddrähten (Hoch-Tc Supraleiter) mit hoher kritischer
Stromdichte jc, bestehend aus den Schritten:
- 1. supraleitendes Pulvermaterial oder Vorläuferkomponenten in Pulverform davon wird oder wer den ohne Zusätze von organischen Bindern in eine Tasche aus Silberfolie gebracht, die danach verschlossen wird,
- 2. die Tasche wird zwischen zwei flache Platten eines Vi bratortischs gelegt, zum Erlangen einer homogenen Dichte verteilung gerüttelt und gleichzeitig oder danach zu einer Sandwichfolie vorgegebener Dicke gepreßt oder gewalzt,
- 3. die so erhaltene Folie wird auf einen zylindrischen Stab aus Silber oder aus einer Silberlegierung oder einem son stigen duktilen Material hoher elektrischer Leitfähigkeit aufgerollt und anschließend in ein zylindri sches Rohr aus einem dieser Materialien eingeführt, das hernach evakuiert und unter Vakuum verschlossen oder zuge schmolzen wird, um dann diesen Komposit einem stabaxialen Verformungs- und anschließenden Glüh- oder Reaktionsprozeß zum Erlangen der finalen supraleitenden Eigenschaften aus zusetzen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Tasche aus Silber auf mindestens der einen Innenseite mit
einer im späteren supraleitenden Zustand Schicht erhöhten
elektrischen Widerstands ausgelegt wird, wobei die Schicht
eine Folie oder eine Pulverschicht vergleichbarer Dicke ist,
die beide mit der Matrix kompatibel sind.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die mit Pulver gefüllte Tasche nach dem Rütteln und zur-Fo
lie-pressen durch Walzen und/oder Pressen noch weiter ver
dichtet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Supraleiter durch Einbringen einer weiteren Substanz wie
einer Folie aus Ag Mg mechanisch verstärkt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Zugfestigkeit des Supraleiters durch eine zugfeste Seele
im Wickelstab erhöht wird.
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Citations (2)
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EP0531188A1 (de) * | 1991-08-23 | 1993-03-10 | Alcatel | Verfahren zur Herstellung eines Verbundleiters aus Metall und Hoch-Temperatur-Supraleiter |
FR2690271A1 (fr) * | 1992-04-17 | 1993-10-22 | Alsthom Cge Alcatel | Procédé de réalisation d'un conducteur composite métal-supraconducteur à haute température critique. |
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1997
- 1997-11-28 DE DE19752863A patent/DE19752863C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (2)
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Non-Patent Citations (5)
Title |
---|
DAWLEY, T. (et al.): The fabrication and thermo- mechanical processing of Ag/Bi-2223 jelly-roll wires * |
In: Superconduct.Sci.Technol. 7, 1994, S. 470-472 * |
In: Superconduct.Sci.Technol. 7, 1994, S. 587-591 * |
KAO, C.H. (et al): A study of Bi-Pb-Sr-Ca-Cu-O/Ag tape prepared by the jelly roll process * |
MATSUZAKI, K. (et al.): Layered Structure and Superconducting Properties of Ag-Sheathed Bi¶1¶¶.¶¶3¶¶4¶Sr¶2¶Ca¶2¶Cu¶3¶Oy wires prepared by combi- ned Jelly roll and Hotextrusion Technique. In: Jpn.J.Appl.Phys., Vol. 33, 1994, S. L308-L311 * |
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